05.05.2016 Lesezeit: etwa 2 Minuten Vatertag - die Zeugung wissenschaftlich betrachtet
Unter einem Laserscan-Mikroskop kann man Samenzellen jetzt 17.000 mal vergrößert sehen. Bisher war es maximal 1.000-fach größer. Auch sonst gibt es einiges Neues über die Spermien. Wissenschaftler wie Klaus Weber haben dabei auch ein persönliches Motiv. Er galt als unfruchtbar, ist inzwischen jedoch zweifacher Vater.
Man muß also etwas genauer hinsehen. Und da erscheint es fast als ein Wunder, daß überhaupt eine Samenzelle den Weg in die fruchtbare Eizelle findet. Schon in der Scheide herrscht ein Säuregrad wie beim Zitronensaft und läßt viele Samenzellen erstarren. Dann kommt der Angriff vom weiblichen Immunsystem. Es soll die mit eingeschleppten Bakterien bekämpfen, tötet aber auch Spermien ab. Die übrigen müssen den langen Weg bis in den oberen Teil der Gebärmutter zurücklegen. Zur Hilfe kommt ein Zusammenziehen des Beckenbodens – man nennt es „weiblicher Orgasmus“ - doch auf den kann man sich nicht verlassen. Die Spermien erreichen notfalls auch allein ihr Ziel, allerdings kann es Stunden oder Tage dauern.
Im Eileiter erwartet sie unwegsames Gelände: das Mikroskop zeigt ein „Labyrinth mit vielen Einsenkungen“. Die bis hierher heraus selektierten Spermien erhalten nun zunehmend weibliche Unterstützung: ein Calcium-Stoß wirkt wie ein Erfrischungsgetränk, und kurz vor der Eizelle sendet diese einen lockenden Botenstoff aus. Manche Wissenschaftler sprechen von Maiglöckchen-Duft.
Jetzt sind von den 100 bis 600 Millionen Spermien nur noch rund zehn Stück (!) übrig geblieben. Sie docken an der Eihülle an und feuern Enzyme ab, die die Hülle schmelzen lassen. Wenn das erste Spermium eindringt, wirft es seinen Schwanz ab. Und was macht die Eizelle? Sie versiegelt im selben Moment ihre Andock-Hülle. Die übrigen Spermien rutschen enttäuscht ab.
Natürlich darf die ideologische Abgrenzung bei den Naturwissenschaftlern nicht fehlen. „Bisher verglich man den Weg der Spermien gerne mit einer Rallye“, heißt es da. „Man glaubte, die treten alle gegeneinander an und das Schnellste gewinnt. Doch das Bild stimmt so nicht“, erklärt Günther Wennemuth vom Universitätsklinikum Essen.
Wieso nicht? Was an dem Bild höchstens fehlt, sind die vielen Hürden, die beim Rennen zusätzlich übersprungen werden müssen. Die Selektion in diesem letzten Abschnitt – vorher kommen die Revierkämpfe, Rivalenkämpfe, Beeindrucken des Weibchens - ist im wahrsten Sinne tödlich. Kinder zeugen und Kinder kriegen war schon immer schwierig – nur früher hat es die Natur alles allein gemacht. Der Vater konnte später mit anderen Vätern um die Häuser ziehen.
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