THEMEN DER WOCHE KATHOLISCHE SONNTAGSZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Ausgabe 21 vom 28./29. Mai
>>> Nachgebaute Arche Noah: Johan Huibers‘ biblisches „Traumschiff“ nimmt zu Olympia Kurs auf Rio
PASADENA – Die biblische Geschichte von der Arche Noah und der Sintflut klingt in Zeiten des Klimawandels wieder ziemlich modern. Nun soll ein riesiger Arche-Nachbau über den Atlantik fahren. Das Ziel: Die Olympischen Spiele in Rio.
Als er 33 Jahre alt war, hat der Niederländer Johan Huibers nach eigener Aussage einen Albtraum gehabt, der sein Leben veränderte. Der Bauunternehmer und gelernte Zimmermann träumte, wie eine Sturmflut die gesamte Provinz Nordholland überschwemmte. Das Schreckensszenario, das im Zuge der Klimaveränderungen inzwischen gar nicht mehr so unrealistisch ist, inspirierte den missionarisch denkenden Christen Huibers 1992 zu einem verrückt klingenden Plan: die Arche Noah nach biblischen Vorgaben „originalgetreu“ nachzubauen.
20 Jahre später, 2012, hatte er sein Werk tatsächlich vollendet und sein fast 130 Meter langes hölzernes „Traumschiff“ stolz dem Publikum präsentiert. Nun, im Sommer 2016, will er ein weiteres großes Vorhaben umsetzen: Seine Arche soll von Europa über den Atlantik schippern. Ziel: die Küsten Brasiliens. Dort, in Rio de Janeiro, werden im August die Olympischen Sommerspiele ausgetragen.
Die Fahrt der Arche von den Niederlanden nach Brasilien werde „ein unglaubliches Unternehmen“, erklärt die von Huibers gegründete Stiftung, die „Ark of Noah Foundation“ mit Sitz in Pasadena im US-Bundesstaat Kalifornien. Für die Überquerung des Atlantischen Ozeans soll das Bibelschiff auf einen Schleppkahn montiert werden. Die durch Spenden ermöglichte Reise über rund 9000 Kilometer soll dann im Internet per Livevideo zu sehen sein. In Brasilien angedockt
Nachdem die Arche an mehreren Hafenstädten in Brasilien angedockt haben wird, soll sie auf ihrer Reise noch mehrere andere Häfen in Süd-, Mittel- und Nordamerika anfahren. Noch läuft die „Planungsphase“ – doch einige Stationen hat Huibers schon näher ins Auge gefasst: Montevideo, Buenos Aires, Havanna, Panama – und dann die US-Westküste hoch: San Diego, Long Beach, San Francisco und Seattle.
Die biblische Geschichte von der Arche Noah gilt vielen Menschen und den meisten Theologen als etwas Mythisches, vor allem Symbolisches. Denn eine alles verschlingende Sintflut war lange schwer vorstellbar. Inzwischen klingt die alte Geschichte nicht mehr ganz so altmodisch. „Sintflutartige Regenfälle“ mit Überflutungen riesiger Gebiete gab es in den vergangenen Jahren nicht nur in Bangladesch, sondern auch in Australien, England, Frankreich, Italien, Japan und Deutschland.
Riesiger hölzerner Kasten
In der Bibel ist jene Arche, die Noah auf Befehl Gottes gebaut haben soll, auffallend nüchtern beschrieben. Schon das Wort „Arche“ bedeutet ebenso wie das entsprechende hebräische Wort „tevah“ schlicht „Kasten“. Die Bauanleitung für den riesigen hölzernen Kasten, der sich über Wasser halten und Noah, dessen Familie und je ein Paar aller Tierarten vor dem Ertrinken retten sollte, findet sich im Alten Testament, genauer: im Buch Genesis.
Dort heißt es in Kapitel 6, Vers 14-16, zunächst: „Mach dir eine Arche aus Zypressenholz! Statte sie mit Kammern aus und dichte sie innen und außen mit Pech ab!“ Die Holzart ist dabei offenbar mit Bedacht gewählt – Zypressenholz gilt als extrem wasserbeständig. Dann geht es ins Detail: „So sollst du die Arche bauen: 300 Ellen lang, 50 Ellen breit und 30 Ellen hoch soll sie sein.“
Eine hebräische Elle wird auf etwa 45 Zentimeter veranschlagt. Huibers hält sich zwar nicht ganz exakt daran, kommt dem aber recht nah. Seine Arche ist 125 Meter lang, also länger als ein Fußballfeld, dazu 23 Meter hoch und 29 Meter breit. Sein Schiff fasse „mehr als 5000 Menschen“, habe fünf Stockwerke und wiege 2500 Tonnen.
Es ist bereits Huibers zweite Arche. Schon 2007 stellte er für rund eine Million Euro einen kleineren Nachbau fertig. Das „nur“ 70 Meter lange Schiff im Maßstab 1:2 tourt seit Jahren als Bibelmuseum durch Europa. Derzeit ist die Arche Nummer Eins in Norwegen unterwegs. Missionarisches Ziel
Huibers‘ Stiftung verfolgt weniger ein umweltpolitisches als ein missionarisches Ziel. Über die Arche Noah will sie Besuchern „weltweit Hoffnung durch die Lehren Christi“ bringen. Die Arche als „interaktives Bibelmuseum“ berge neben einem Kino auch lebensgroße Tierfiguren in sich, und zwar paarweise, „um mit der biblischen Geschichte in Einklang zu bleiben“, betont der Baumeister. Norbert Demuth Informationen zu den Nachbauten der Arche finden Sie im Internet: arkofnoah.org und www.diearchenoah.com
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