Kinderschutzbund: Staat unterstützt reiche Kinder mehr als arme
Der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, hält die aus seiner Sicht unzureichende Unterstützung armer Kinder für einen Skandal. "Der Staat bezahlt für die Kinder der Reichen mehr als für die Kinder der Armen", beklagte Hilgers im domradio.de-Interview zum Kindertag an diesem Mittwoch. Reiche Eltern, so Hilgers, könnten etwa von Kinderfreibeträgen und Steuerersparnissen profitieren, während bei armen Eltern sogar das Kindergeld von knapp 200 Euro auf den Hartz-IV-Satz angerechnet werde.
Arme Kinder hätten weiterhin kaum eine Chance im deutschen Bildungssystem, so Hilgers weiter: "Das beweisen alle Pisa-Studien. Wenn sie die Reihenfolge der Bundesländer in Pisa-Studien sehen, entspricht das immer der Reihenfolge, die die Bundesländer bei der Sozialhilfequote von Kindern einnehmen. Kein anderer Faktor spielt da eine Rolle."
Was die Politik in diesem Bereich tue, sei "für Deutschland eine Katastrophe", betonte Hilgers: "Am 1. Januar 2000 hatten wir noch 1,45 Millionen von 15,7 Millionen Kinder, die auf diesem Niveau lebten. Heute haben wir 2,7 Millionen Kinder von weniger als 12 Millionen Kindern. Das ist eine dramatische Entwicklung, die die Lebenschancen der zukünftigen Generation deutlich verschlechtert."
In einem gemeinsamen Aufruf mit anderen Verbänden zum Kindertag fordert der Deutsche Kinderschutzbund eine einheitliche Grundsicherung für alle Kinder und Jugendlichen. Arme Kinder und ihre Familien müssten stärker unterstützt werden, denn dort, wo die Not am größten sei, komme am wenigsten an.
Rund 30 Organisationen haben den Aufruf unterschrieben. Dazu gehören unter anderen der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), der Arbeiterwohlfahrt Bundesverband (AWO) und die Diakonie Deutschland.
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