Exkommunizierte „Priesterinnen“ im Vatikan empfangen? 6. Juni 2016 1
Exkommunizierte „Priesterinnen“ im Vatikan empfangen?
(Rom) Am vergangenen Freitag sollen Vertreterinnen der militanten Feministenvereinigung Women’s Ordination Worldwide (WOW) im Vatikan empfangen worden sein. Die Organisation fordert die Einführung des Frauenpriestertums durch die katholische Kirche.
Nach Angaben einer WOW-Sprecherin, der exkommunizierten Polin Janice Secre-Duszynska, sei sie zusammen mit weiteren WOW-“Priesterinnen“ von einem „hohen Verantwortlichen“ des vatikanischen Staatssekretariats empfangen worden. Sie hätten dabei eine Petition übergeben, mit der sie von Papst Franziskus den Beginn eines Dialogs und die Aufhebung der Exkommunikation gegen Personen forderten, die sich für das Frauenpriestertum in der katholischen Kirche einsetzen.
Zweideutige Formulierungen von Papst Franziskus wurden bereits als „Offenheit“ gegenüber mehreren umstrittene Fragen ausgelegt. Das Frauenpriestertum gehört allerdings nicht zu seiner Agenda. Papst Johannes Paul II. hatte mit dem Apostolischen Schreiben Ordinatio Sacerdotalis 1994 ein definitives Nein zum Frauenpriestertum gesprochen. Seine Bekräftigung des von Christus eingesetzten Weihesakraments wird kirchenrechtlich als Verlautbarung ex cathedra angesehen. Der dogmatische Charakter entzieht die Frage einer weiteren Erörterung.
Im vergangenen Monat kündigte Franziskus allerdings gegenüber den Generaloberinnen katholischer Frauenorden an, eine Kommission bilden zu wollen, um Rolle und Aufgabe der frühchristlichen Diakonissen zu studieren. Die Diakonissen der Antike hatten keinen Anteil am Weihesakrament, sie waren keine weiblichen Diakone. Feministische und progressive Kirchenkreise konzentrieren sich seit Ordinatio Sacerdotalis jedoch verstärkt auf das „Frauendiakonat“ mit der Begründung, Johannes Paul II. habe zwar das Frauenpriestertum ausdrücklich ausgeschlossen, nicht aber das Frauendiakonat. Von Haarspalterei sprechen die Verteidiger der Sakramentenordnung: Es gebe nur ein Weihesakrament, das könne nicht aufgespalten werden. Johannes Paul II. habe festgestellt, was die Kirche immer gelehrt habe, daß das Weihesakrament, egal auf welcher Stufe, ob Diakone, Priester oder Bischöfe, Männern vorbehalten ist.
WOW – Teil des Radikalfeminismus
Women’s Ordination Worldwide (WOW) gehört zum Radikalfeminismus, der trotz Ordinatio Sacerdotalis an der Forderung nach dem Frauenpriestertum festhält. Die Organisation gilt daher nicht als Teil der katholischen Kirche. Ihre Vertreterinnen sind exkommuniziert, das heißt, aus der Gemeinschaft der Kirche ausgeschlossen.
Papst Franziskus feierte vom 1.-3. Juni im Rahmen des von ihm ausgerufenen Heiligen Jahres der Barmherzigkeit das „Jubiläum der Priester“. 6.000 Priester aus der ganzen Welt versammelte das Kirchenoberhaupt dazu im Vatikan und hielt mit ihnen einen Einkehrtag.
Radikalfeminismus, Kundgebung in Rom 1975
Parallel dazu organisierte WOW ein „Jubiläum der Priesterinnen“, das völlig unbeachtet im „Internationalen Haus der Frauen“ in Trastevere stattgefunden hätte, wäre kirchenfeindlichem und kirchenkritischem Aktionismus nicht eine reflexartige Medienaufmerksamkeit sicher.
Das „Internationale Haus der Frauen“ ist ein ehemaliges Kloster, das leerstehend 1987 vom Movimento Femminista Romano (Römische Feministische Bewegung) besetzt wurde. Seit 1992 wird die Einrichtung von den linken römischen Stadtregierungen und anderen linksregierten Institutionen finanziert. Die in den späten 60er Jahren entstandene radikalfeministische Bewegung forderte und fördert die Tötung ungeborener Kinder und die Homosexualität.
Weihesimulationen: „Priesterinnen“ auf dem Petersplatz
Am vergangenen Freitag versammelten sich einige Frauen vor der Engelsburg, die von sich behaupten, zu „Priesterinnen“ geweiht worden zu sein. Da Frauen keinen Anteil am Weihesakrament haben, handelt es sich um bloße Weihesimulationen ohne jede Gültigkeit. Von der Engelsburg zog die kleine Gruppe zum Petersplatz, wo sie sich zunächst mit Spruchtafeln vor der Kulisse des Petersdoms ablichten ließ. Anschließend tauchten die Frauen in der Masse der Gläubigen unter, die auf den Petersplatz strömte, um an der heiligen Messe zum Jubiläum der Priester teilzunehmen.
„Es gibt heute weltweit 200 Priesterinnen. Der Großteil von ihnen befindet sich in den USA“, so Christina Moreira gegenüber AFP, die von sich behauptet, im vergangenen Jahr in La Coruña in Spanien „geweiht“ worden zu sein.
Obwohl die „Priesterinnen“ von WOW nicht daran glauben, daß es in absehbarer Zeit in der katholischen Kirche Priesterinnen geben wird, „applaudieren sie dem Klimawandel, der in der Kirche stattgefunden hat, wo es nun – wie sie sagen – nicht mehr wie früher verboten ist, ein solches Thema anzusprechen“, so AFP.
„Priesterinnen“ und Förderer des Frauenpriestertums automatisch exkommuniziert
Die WOW ist eine von mehreren Gruppen, die den Zugang von Frauen zum Weihesakrament als Diakoninnen, Priesterinnen und Bischöfinnen fordern. Die Forderung geht auf die kirchliche 68er-Bewegung zurück. Die erste organisierte Gruppe entstand 1975. Die Organisation Roman Catholic Womenpriests (RCWP) ließ 2002 in einer Weihesimulation mehrere Frauen von einem „unabhängigen Bischof“ weihen, dessen apostolische Sukzession ebenso schwindererregend ist wie die gesamte Weiheinszenierung.
2007 erklärte die römische Glaubenskongregation mit Zustimmung von Papst Benedikt XVI. jeden für exkommuniziert, der versucht einer Frau das Weihesakrament zu verschaffen, und jede Frau für exkommuniziert, die versucht, das Weihesakrament zu erlangen. Damit gilt die Exkommunikation latae sententiae auch für vergleichbare Organisationen wie WOW.
Die Entstehung von WOW führt zur exkommunizierten Österreicherin Christine Mayr-Lumetzberger, einer ehemaligen Benediktinerin. WOW entstand 1996 bei der „Ersten Europäischen Frauen-Synode“ im oberösterreichischen Gmunden. Ziel der „ökumenischen“ Organisation ist die Durchsetzung der „Frauenordination“ in der katholischen Kirche.
Der Nachahmung der Priesterweihe, die Rede ist auch von Nachäffung, folgte die Nachahmung des „Jubiläums der Priester“. Im Juli will WOW den Weltjugendtag in Krakau für sich nützen.
Vernetzung zwischen außerkirchlichen und innerkirchlichen Kreisen
Wenn Organisationen wie RCWP, WOC und WOW außerhalb der katholischen Kirche stehen, ist der Übergang zum linken Kirchenrand allerdings fließend. Das Denken dieser Organisationen reicht in nicht unerheblichem Maße in Kirchenkreise hinein. Beleg dafür ist die am 1. Juni organisierte Podiumsdiskussion in der „Casa Internazionale delle Donne“ eine 20. Gründungsjubiläum von WOW.
Teilnehmer waren: Tony Flannery, ein vom Priestertum suspendierter irischer Redemptorist, der vom Vatikan wegen Verbreitung von Häresien (Abtreibung, Homosexualität, Frauenpriestertum) verurteilt wurde;
Dana English, Pastorin der Anglikanischen Kirche in Rom; Jamie Manson, Kolumnistin der progressiven US-Zeitschrift National Catholic Reporter und Marinella Perroni, Professorin für Neues Testament am Päpstlichen Athenaeum Sant’Anselmo, der Benediktiner-Hochschule in Rom.
Marinella Perroni, Gender-Theologin an der Benediktiner-Hochschule Sant-Anselmo
Marinella Perroni, aufgrund ihrer Lehrtätigkeit an einer päpstlichen Universität und weiterer kirchlicher Aufgaben die einzige wirkliche „Kirchenvertretin“ in dieser Runde, ist überzeugte Feministin und Gender-Theologin.
Perroni schwärmt für die „plurale Welt“ und für Vertreter der marxistischen Befreiungstheologie. Das Geschlecht sieht sie als „Interpretationsschlüssel für die historische Analyse“. Für Papst Benedikt XVI. fand Perroni kein lobendes Wort. Er hatte sich in ihren Augen schuldig gemacht, „mit Nachdruck gegen die Gender-Theorie gestellt“ und „die Homosexuellen als Feinde des Friedens benannt“ zu haben. Perroni gehört dem Leitungsgremium der abtreibungsbefürwortenden Fraueninitiative SNOQ an.
Diese Fraueninitiative entstand 2011 im Dunstkreis der politischen Linken gegen den damaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, dem „Sexismus“ vorgeworfen wurde. SNOQ behauptet die Tötung ungeborener Kinder als „Frauenrecht“. Für die Gender-Theologin Perroni offenbar kein Problem.
Im Juni 2014 war Perroni Referentin bei einer Tagung des Großorients von Italien zum Thema „Das geheime Konzil – Zweites Vaticanum und Freimaurerei“.
Dem geistigen Milieu um Perroni wurden die glaubenstreuen und berufungsstarken Franziskanerinnen der Immakulata ausgeliefert, die wie der männliche Ordenszweig von der Ordenskongregation unter kommissarische Kontrolle gestellt wurden. http://www.katholisches.info/2016/06/06/...ikan-empfangen/ Text: Giuseppe Nardi Bild: WOW/MFR/MiL (Screenshots)
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