Papst tritt Bedenken am Schreiben zu Ehe und Familie entgegen
17.06.2016
Papst tritt Bedenken am Schreiben zu Ehe und Familie entgegen
"Amoris laetitia" steht auf dem Boden kirchlicher Lehre Papst Franziskus ist Bedenken entgegengetreten, sein jüngstes Schreiben zu Ehe und Familie stehe nicht voll auf dem Boden der kirchlichen Lehre.
"Zu Ihrer Beruhigung muss ich Ihnen sagen, dass das, was in der Exhortation [Anm. d. Red.: "Amoris laetitia"] geschrieben steht, alles thomistisch ist, von vorne bis hinten. Das ist sichere Lehre", sagte er laut einer vatikanischen Mitteilung vom Freitag vor Vertretern des Bistums Rom. Damit greife er die Worte des "großen Theologen Kardinal Schönborn" auf, so Franziskus am Donnerstagabend.
Anlass für die Äußerungen war die Frage eines römischen Seelsorgers, wie sich die kirchliche Lehre und die Fürsorge für Familien in schwierigen Situationen vereinbaren ließen. Der Papst besuchte am Donnerstagabend einen Kongress des Bistums Rom in der Lateran-Basilika.
Kritiker bemängeln Unklarheiten
Konservative Kritiker wie etwa der italienische Kardinal Carlo Caffarra hatten erklärt, dass die Aussagen von "Amoris laetitia" zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen unklar seien. Sie beanstandeten, dass das Schreiben dem Wortlaut nach auch im Sinne einer Zulassung der Betroffenen zur Kommunion und damit als Abweichung von der bisherigen Lehre verstanden werden könne. Eine korrekte Auslegung könne jedoch nur im Licht der Tradition erfolgen, die eine solche Möglichkeit nicht vorsehe. Das nachsynodale Schreiben "Amoris laetitia" war Anfang April veröffentlicht worden. Darin fordert der Papst mehr Barmherzigkeit und Realismus im Umgang mit Familien.
Franziskus sagte vor den Vertretern des Bistums Rom weiter, es gehe darum, im Umgang mit Familien, deren Lebenssituation nicht der kirchlichen Lehre entsprechen, weder in Laxheit noch in Rigorismus zu verfallen. Oft wolle man, dass die kirchliche Lehre eine "mathematische Gewissheit hat, die nicht existiert".
(KNA)
Das päpstliche Schreiben Amoris Laetitia
Papst Franziskus will mehr Barmherzigkeit in der Anwendung der kirchlichen Morallehre zulassen. Grundsätzlich hält er aber an den geltenden Normen zu Ehe und Familie fest. Priester und Bischöfe dürften moralische Gesetze nicht anwenden, "als seien es Felsblöcke, die man auf das Leben von Menschen wirft", heißt es in seinem Schreiben über Ehe und Familie, das am 08.04.16 vorgestellt wurde.
In seinem Schreiben fasst Papst Franziskus die kontrovers geführten Diskussionen der beiden Bischofssynoden zu Ehe und Familie zusammen, die in den vergangenen zwei Jahren im Vatikan getagt hatten. Da diese nur beratenden Charakter haben, zieht der Papst seine eigenen Schlussfolgerungen.
Der Papst schreibt, oft sei Barmherzigkeit für Menschen, die in Widerspruch zur katholischen Lehre lebten, in der Kirche an zu viele Bedingungen geknüpft. Das sei "die übelste Weise, das Evangelium zu verflüssigen", so Franziskus in dem Dokument mit dem Titel "Amoris laetitia" (Freude der Liebe).
Grundsätzlich fordert der Papst von der katholischen Kirche mehr Respekt vor der Gewissensentscheidung des Einzelnen. Die Kirche müsse "klar ihre objektive Lehre zum Ausdruck" bringen, dürfe jedoch zugleich nicht "auf das mögliche Gute" verzichten; dies gelte auch, "wenn sie Gefahr läuft, sich mit dem Schlamm der Straße zu beschmutzen".
Zur umstrittenen Frage der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion äußert sich der Papst in dem Schreiben nicht direkt; er schreibt, Gewissensentscheidungen sollten mehr Platz haben. Die Kirche müsse untersuchen, "welche der verschiedenen derzeit praktizierten Formen des Ausschlusses" überwunden werden könnten.
Auf das Thema Homosexualität geht Franziskus nur kurz ein. Er stärkt die Rolle der Ortskirchen und der einzelnen Bischöfe. Er gesteht ihnen mehr Eigenständigkeit und Interpretationsspielraum in der Anwendung der kirchlichen Lehre zu. (KNA, epd) https://www.domradio.de/themen/papst-fra...amilie-entgegen
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