Ein kritischer Weltjugendtag geht zu Ende Papst Franziskus am 31.07.2016 (ap)
Bild Papst Franziskus
Video Erfolgsmodell Weltjugendtag
Video Papst in Polen von Matthias Szczerbaniewicz, Krakau
2,5 Millionen Pilger haben in Krakau mit Papst Franziskus den Abschlussgottesdienst des Weltjugendtages gefeiert. Während sich die Jugendlichen aus aller Welt euphorisch die Stadt zu Eigen gemacht haben, sehnen die Regierenden in Warschau den Abflug des Papstes herbei. Einen besseren Gastgeber für den Weltjugendtag in Europa als Polen scheint es nicht zu geben: Über 90 Prozent der Polen bezeichnen sich selbst als katholisch, jeder zweite Bürger besucht regelmäßig den heiligen Gottesdienst. Die Euphorie über die Großveranstaltung war nicht nur bei den Krakauern groß: Land auf, Land ab wurde seit Monaten die Werbetrommel für die Weltjugendtage gerührt.
Hunderttausende Jugendliche aus über 180 Ländern folgten der Einladung, beteten, feierten und tanzten gemeinsam mit Polen aus allen Landesteilen nachts in den Straßen der prächtigen Krakauer Altstadt. Die Gotteshäuser der Stadt standen zu allen Tages- und Nachtzeiten offen und wurden zum Treffpunkt von Jung und Alt und dienten vor allem dem kulturellen Austausch der Gläubigen. So feierte das hübsche, aber sonst bieder anmutende Krakau das wohl modernste, größte und kulturell vielfältigste Fest seiner
15 Millionen Euro in Sicherheit investiert
In Zeiten des Terrors zog die polnische Regierung alle Register, um die Sicherheit der Pilger zu gewährleisten: Über 15 Millionen Euro wurden investiert und 37.500 Mitarbeiter der Polizei, der Spezialeinheiten und des Militärs nach Krakau verlegt. Während zum Eröffnungsgottesdienst die Schutzmaßnahmen noch kaum zu bemerken waren, verwandelte sich die Stadt mit Ankunft des Papstes zu einer Sicherheitszone: Gesperrte Straßenzüge, kreisende Hubschrauber und Zugangskontrollen an den Veranstaltungsorten.
Ein bewaffneter Mann wurde von den Sicherheitsbehörden auf dem Marktplatz der Altstadt festgenommen. Ein Versehen, es handelte sich nur um den Leibwächter des Präsidenten von Panama, dem Gastgeber des nächsten Weltjugendtages 2019.
Im Vorfeld wurde es um den Veranstaltungsort des Abschlussgottesdienstes laut: Zahlreiche Pilger sammelten sich seit Samstagabend am Stadtrand von Krakau, um gemeinsam eine Nachtwache abzuhalten, die im Abschlussgottesdienst mit dem Papst mündete. Das Organisationskomitee des Weltjugendtags zählte 2,5 Millionen Gläubige, die an der Messe teilgenommen haben. Bis kurz vor der Veranstaltung wurde der Rettungswegeplan überarbeitet, die Anspannung war groß, doch auch hier blieb es sicher und friedlich. Syzdlo weicht Papst nicht von der Seite
Die Ministerpräsidentin Polens Beata Syzdlo wich dem Papst während seiner Polen-Reise nicht von der Seite: Tschenstochau, Auschwitz, Krakau - wo der Papst war, war Beata Szydlo nicht weit. Doch die Abreise dürfte sich die Regierungsmannschaft sehnlich herbeigesehnt haben: Kaum am Mittwoch in Polen gelandet, machte der Papst die mangelnde Bereitschaft der polnischen Regierung zur Aufnahme von Migranten und Flüchtlingen zum Thema. Immer wieder griff der Pontifex das Thema auf und warb in Polen für die Aufnahme. Auch während des Abschlussgottesdienstes unterstrich er seinen Appell an die Jugend, für eine neue Gesellschaft des Dialogs sowie gegen Hass und Ressentiments einzutreten.
Beata Szydlo verteidigte sich stets: Polen habe Hunderttausenden Ukrainern Schutz gewährt, die vor dem Krieg im Nachbarland geflohen seien. In Warschau wurden somit kurzerhand die ukrainischen Wirtschaftsmigranten und Saisonarbeiter zu Flüchtlingen deklariert, denn die Statistik spricht eine andere Sprache: Im vergangenen Jahr wurde sechs Ukrainern der Flüchtlingsstatus zugesprochen, sechs weitere leben in Duldung. Noch kurz vor dem Besuch des Papstes gab die Ministerpräsidentin dem nationalkonservativen Blatt "wSieci" ein ausführliches Interview: Die Aufnahme von Menschen aus dem Nahen Osten sei ausgeschlossen, weder die EU noch Polen seien in der Lage ein System zu schaffen, das Flüchtlinge von Terroristen trenne, so Szydlo.
Polen fremdelt mit eigenständigem Franziskus
Bescheidenheit, Ja zu Flüchtlingen, Entschuldigung bei Homosexuellen: Neben der polnischen Regierung fremdelt auch die erzkonservative katholische Kirche Polens mit Franziskus. Während Papst Johannes Paul II. in Polen als Nationalheld verehrt wird, will sich der liberalere Franziskus mit seiner lauten Kritik nicht ins konservative Weltbild von Kirche und Regierung einfügen. "Johannes Paul ist vor allem unser polnischer Papst und wird für uns immer am wichtigsten sein", stellte Beata Szydlo schon während des Papstbesuches fest.
Auch wenn der eigenständige Franziskus in Polen kaum Brücken zu Johannes Paul geschlagen hat, griff er auf ein Zitat seines Vorvorgängers zurück: "Öffnet die Türen". Doch Kritik scheint in Polen unerwünscht und so wird selbst dieses Zitat in Warschau ungehört bleiben. Stattdessen wird ein Seufzer der Erleichterung durch die Regierungsmannschaft gehen, sobald die Maschine des Papstes um 18:15 Uhr in Krakau abgehoben ist. WELTJUGENDTAG
Der Weltjugendtag gilt als größtes internationales Treffen der katholischen Kirche. Initiator war Papst Johannes Paul II. (1920-2005). 1984 wurde in Rom erstmals das "Internationale Jubiläum der Jugend" gefeiert, das Treffen findet seither alle zwei bis drei Jahre statt. Die Teilnehmer kommen aus fast 200 Nationen.
Der Weltjugendtag in Krakau vom 26. bis 31. Juli mit Papst Franziskus ist nicht der erste in Polen. Johannes Paul II., der in Krakau als Priester und Kardinal wirkte, hatte die Jugendlichen bereits 1991 nach Tschenstochau eingeladen.
Köln war als erste deutsche Stadt 2005 Gastgeber. Beim WJT 2013 in der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro war Franziskus erstmals als Papst dabei.
2019 wird der Weltjugendtag in Panama stattfinden. http://www.heute.de/papst-franziskus-bee...t-44615074.html 31.07.2016
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