Frankreich: Mariä Himmelfahrt im Zeichen des Terrors
Mariä Himmelfahrt steht in Frankreich in diesem Jahr im Zeichen des Terrors. Nach Paris, Nizza und Rouen will das Land innehalten, alle Messen sind traditionell an diesem Tag dem Wohlergehen des Landes gewidmet, das sich zurzeit in einer schweren Sinnkrise befindet. Um 12 Uhr mittags, als Papst Franziskus sich beim Angelusgebet auf dem Petersplatz von Rom an die Gläubigen wandte, läuteten in Frankreich landesweit die Glocken. Es wurde diesmal vor allem des Priesters Jacques Hamels gedacht, der von Islamisten am 26. Juli während einer Messe in der Kirche Saint-Etienne du Rouvray in der Normandie ermordet worden ist. Dominique Lebrun, Erzbischof der zuständigen Diözese Rouen, sagt im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Die Himmelfahrt Mariens ist Zeichen des totalen Sieges Jesu - nicht nur für ihn, sondern für die Menschheit, die von Maria verkörpert wird. Ich werde also stark an Jacques Hamel denken, der in seinem Tod mit dem Leib Christi vereint wurde, mit seinem Leiden. Heute hoffe ich auf den Sieg mithilfe Mariens.“
Pater Hamel wird schon jetzt von vielen als Märtyrer gesehen - ein Wort, das anderen wiederum im säkularen Frankreich veraltet, gar fremd vorkommt. „In Frankreich sprechen wir schon lange verstärkt von ‚Zeugnis‘, was soviel bedeutet wie Märtyrertum. Ich war zum Zeitpunkt der Ermordung des Priesters beim Weltjugendtag in Krakau. Die Jugendlichen sprachen mit mir über ihre Probleme, die Gewalt, der sie ausgesetzt sind, wenn sie sagen, sie seien katholisch. Dass es an der Universität Momente gebe, wo die Professoren sich eines Themas nicht weiter annähmen, weil es ‚zu katholisch oder zu religiös‘ sei. Wir in Frankreich kennen das Gefühl, was es heißt, wenn einem Zeugnis Gewalt widerfährt.“
Zugleich werden erste Rufe nach einer Seligsprechung des ermordeten Priesters laut. Nach Ansicht von Erzbischof Lebrun hat das aber Zeit. Immerhin müssten laut Regel erst mal fünf Jahre nach seinem Tod vergangen sein, um einen solchen Prozess auch nur einzuleiten - eine Bedingung, von der nur der Papst Dispens erteilen kann.
„Das Wichtigste ist das Zeugnis, das Pater Hamel für seinen Glauben abgelegt hat. Dann folgt vielleicht die Anerkennung durch die katholischen Gläubigen, also der Ruhm und die Seligsprechung. Aber wir waren betroffen von der Reaktion des Bürgermeisters, der an diesem Tag des Todes von Pater Hamel und in den folgenden Tagen geweint hat. Er ist Kommunist; er sagt, er sei Atheist, aber im Herzen habe ihn das sehr getroffen. Also höre ich im Moment alle Stimmen zu diesem Thema, und in fünf Jahren werden wir sehen, ob es soweit ist.“
Der französische Kardinal Jean-Louis Tauran, Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, war in den Tagen des Mords an Jacques Hamel in Frankreich. Er schrieb vor ein paar Tagen in der Vatikanzeitung, das Gespräch der Religionen sei gerade jetzt wichtiger denn ja; vielleicht sei es gar das wichtigste Gegenmittel zum Terrorismus. Erzbischof Lebrun pflichtet ihm bei.
„Kardinal Tauran hat die Angewohnheit, zu sagen, wir seien ‚verdammt‘ zum Dialog und zur Liebe. Dieses Wort Verdammnis hat ein starkes Gewicht. Pater Jacques war ebenfalls ‚verdammt‘. Er hat nie den Dialog abgelehnt, denn Dialog ist auch die Grundhaltung Gottes gegenüber
den sündigen Menschen. Diese Haltung Jesu im Evangelium muss also auch zu unserer Grundhaltung werden, nur dass dieser Dialog echt sein und vertieft werden muss. Ich hoffe sehr, dass die Begegnungen mit unseren muslimischen Freunden nach allem, was passiert ist, sehr viel tiefer gehen werden - dass man nicht nur nebeneinander steht, sich nett zulächelt und Schluss. Nein, wir wollen ein gemeinsames Projekt für die Gemeinde starten. Wir haben wirklich Gemeinsamkeiten, und um diese besser auszuloten, müssen wir wirklich den Dialog vertiefen.“ (rv 15.08.2016 cz)
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