Letzte Hoffnung "Germany" - Flüchtlinge im Libanon
Im Libanon leben 1,2 Millionen Syrer in Flüchtlingscamps. Und in der Hauptstadt Beirut warten viele Menschen auf einen Termin in der deutschen Botschaft - sie hoffen auf die Weiterreise nach Deutschland. Ein Besuch bei Flüchtlingen im kleinen Land am Mittelmeer.
Statistiken sind in der Regel trockene Materie. Aber manche Zahlen können erschrecken. Weltweit sind mehr 65 Millionen Menschen auf der Flucht. Das sind die aktuellen Zahlen des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen. Diese Zahl entspricht der Gesamtbevölkerung eines Landes wie Frankreich. Vor allem Frauen und Kinder in Flüchtlingscamps
Man stelle sich vor, alle Franzosen müssten ihre Heimat verlassen und irgendwo in der Welt eine neue Heimat suchen - oder zumindest einen Platz, wo man vorübergehend unterkommen kann, abhängig vom Wohlwollen und der Hilfsbereitschaft fremder Menschen. In dieser verzweifelten Lage befinden sich auch Zehntausende Familien im Libanon, die aus den Kriegsgebieten Syriens geflohen sind. Ich habe einige von ihnen in einem Zeltlager in der Nähe von Beirut besucht, nur 20 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt.
Es ist ein trostloser Ort. Es gibt nichts zu tun. In festgezurrten Zelten leben hier überwiegend Frauen und Kinder, die Männer sind eindeutig in der Unterzahl. Es gibt eine Art "Bürgermeister", der sich um die Ordnung im Lager bemüht. Und in der Tat: ich habe schon einige Flüchtlingslager im Nahen Osten besucht, so ordentlich und aufgeräumt war noch keins. Die meisten Frauen warten hier zusammen mit ihren Kindern auf eine Chance, ihren Männern nach Mitteleuropa nachzureisen. Sie leben von Spenden und internationalen Hilfsgeldern. Wenn es nicht mehr reicht, verkaufen sie ihr Hab und Gut . Um zum Beispiel nach Deutschland zu gelangen, benötigt man ein Visum. Um ein Visum zu beantragen, braucht man einen Termin bei der deutschen Botschaft in Beirut. Die Wartezeit auf diesen Termin beträgt zurzeit rund 15 Monate. Und wenn dann die vorgelegten Papiere nicht vollständig sind, dann sinken die Chancen für eine Weiterreise auf null. Die Botschafts-Mitarbeiter sind überlastet. Das Personal wurde aufgestockt. Wenn man sich vor Augen hält, dass allein im Libanon mehr als eine Million Geflüchtete festsitzen, kann man sich vorstellen, wie hoch die Arbeitsbelastung für alle Mitarbeiter in dieser Außenstelle ist.
Große Hoffnung: Sicheres Leben in Deutschland
Shirin in ihrem Wohnort, dem Slum Sabra in Beirut
Shirin in Sabra/Beirut Quelle: ZDF
Botschafter seit einem Jahr ist Martin Huth. Er sagt mir, die langen Wartezeiten seien den Antragstellern schwer zu vermitteln, "wir sind hier insbesondere betroffen, dass wir in Deutschland 220.000 Syrer haben, die anerkannt worden sind und deren Kernfamilie einen Rechtsanspruch auf Familiennachzug hat." Um die viele Arbeit zu schaffen, wurden sogar bereits pensionierte Mitarbeiter reaktiviert. Rainer Ost ist so ein "Grauer Bär", wie solche Mitarbeiter genannt werden. Er sagt: "Ich helfe lieber, die Flüchtlingskrise zu bewältigen als zu Hause sitzen und zu meckern."
Nach meinem Besuch in der deutschen Botschaft fahre ich zu einer syrischen Flüchtlingsfamilie nach Sabra, einem Slum mitten in Beirut. Ich treffe Shirin und ihre drei Kinder. Sie sind 13, zehn und sechs Jahre alt. Shirins Mann Najib schaffte es vor einem Jahr über die Balkanroute nach Deutschland. Jetzt will er seine Familie nachholen, doch die bürokratischen Hürden sind hoch. Während Najib eine kleine Wohnung in einem Plattenbau in Leipzig gefunden hat, lebt seine Frau mit den Kindern auf zwölf Quadratmetern in einer Bruchbude in Beirut.
Wir wollten alle zusammen fliehen, hatten aber kein Geld für die ganze Familie. Deshalb hat mein Mann entschieden, allein zu gehen", erzählt Shirin. Sie zeigt mir Zeichnungen der Kinder. Die Erfahrungen von Krieg und Flucht verarbeiten sie auf ihre Weise. Die große Hoffnung: Ein sicheres Leben in Deutschland für die ganze Familie.
Endstation Libanon?
Doch das kann dauern. Seit Monaten wartet sie, um bei der deutschen Botschaft ihrem Mann in Deutschland einen Schritt näher zu kommen. Der wartet sehnsüchtig auf seine Familie. Shirins Problem: sie hat keine gültigen Papiere. Sie müsste zurück nach Syrien, nach Damaskus. Das ist gefährlich. Und dass sie wieder in den Libanon einreisen darf, ist nicht sicher. Nun ist hier in Beirut erstmal Endstation. Nur ein Schicksal von 65 Millionen Menschen auf der Flucht weltweit. http://www.heute.de/zdf-donnerstalk-repo...n-44857118.html
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