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  • 21.09.2016 00:53 - Priestermangel? Also weg mit dem Zölibat! – Im China des 17. Jahrhunderts blühte die Kirche trotz weniger Priester
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Priestermangel? Also weg mit dem Zölibat! – Im China des 17. Jahrhunderts blühte die Kirche trotz weniger Priester
21. September 2016


Amazonien - Werkstatt eines neuen Priestertums?

(Rom) Es herrscht Priestermangel? Also Schluß mit dem Zölibat und her mit den verheirateten Priestern. „Das ist das Heilmittel, an das Kardinal Claudio Hummes und Papst Franziskus denken, für die Weltgegenden in denen Priestermangel herrscht. Den Anfang macht Amazonien“, so Sandro Magister. Der Priestermangel, der heute von denselben Kreisen dramatisiert wird, die ihn mit verursacht haben, ist kein Problem der Jetztzeit. „Auch im China des 17. Jahrhunderts gab es nur wenige Missionare, und doch blühte die Kirche.“

Vor wenigen Tagen war Kardinal Hummes in Rom. Wie für den emeritierten Erzbischof von Mecheln-Brüssel, Godfried Kardinal Danneels, stehen auch für den ehemaligen Erzbischof von Sao Paulo und emeritierten Präfekten der Kleruskongregation die Türen zu Papst Franziskus immer offen.

Amazonas-Synode als Vorstufe zur Bischofssynode

Begleitet wurde der progressive, brasilianische Purpurträger vom Erzbischof von Natal, Jaime Vieira Rocha. Seine guten Kontakte zum Papst machten Hummes, der inzwischen 82 Jahre alt ist, zum Vorsitzenden der Amazonas-Kommission der Brasilianischen Bischofskonferenz und des Pan-Amazonas-Netzwerkes, das 25 Kardinäle und Bischöfe aller Staaten umfaßt, die Anteil am Amazonasbecken haben, sowie Vertreter der indigenen Bevölkerung.

In dieser Funktion, darin sind sich die Vatikanisten Sandro Magister und Marco Tosatti einig, vertritt Hummes die Forderung, wegen des Priestermangels in Amazonien, indigene, ständige Diakone zu Priestern zu weihen. Konkret sind damit, das ist der springende Punkt, verheiratete Männer gemeint.

Es ist anzunehmen, daß die Audienz stattfand, um Papst Franziskus über den aktuellen Stand der Vorbereitungen für eine Amazonas-Synode zu informieren. Ziel dieser Synode, wie Marco Tosatti berichtete, ist die Formalisierung der Forderung an den Papst, den Priesterzölibat in der lateinischen Kirche abzuschaffen. Natürlich ist das nicht so direkt und plump beabsichtigt, da mit Widerständen zu rechnen ist. Die Familiensynode hat den Verteidigern der überlieferten Glaubenslehre die Vorgangsweise von Papst Franziskus und seiner Hintermänner offenbart. Umgekehrt war sie Lehrgeld für die päpstliche Entourage, die innerkirchlichen Widerstände gegen die Neuerer nicht zu unterschätzen.

Die Ausnahme der Ausnahme

Nach derzeitigem Wissensstand soll die Amazonas-Synode der erste Baustein sein, um Hand an den Priesterzölibat zu legen. Die vorläufige Konzentration des Themas Priestermangel auf exotische Randgebiete soll den Eindruck erwecken, als handle es sich nur um eine sehr begrenzte und damit kontrollierbare Abweichung. Die offizielle Forderung wird auch nicht die Abschaffung des Zölibats sein, sondern eine Ausnahmeregelung für bestimmte Gebiete, in denen der Priestermangel besonders akut sei und es in der einheimischen, erst seit kurzem christianisierten Bevölkerung noch keinen richtigen Zugang zum zölibatären Priestertum gibt.

Die Forderung soll auch nicht direkt auf das Priestertum abzielen, sondern der Eindruck erweckt werden, als würden die vom Zweiten Vatikanischen Konzil eingeführten „viri probati“ lediglich ausnahmsweise und pro tempore mit priesterlichen Aufgaben betraut. Dafür wird man einen eigenen, neuen Begriff erfinden, doch alles dient nur der Verschleierung der eigentlichen Absichten.

Die angebliche Ausnahme an den fernen Rändern der Kirche soll nur der Ablenkung dienen, um den innerkirchlichen Widerstand gering zu halten. Tatsächlich kann es keine „Sonderform“, keine neue, oder zweite Form des Priestertums geben. Entweder man empfängt die Priesterweihe oder man empfängt sie nicht. Es gibt keine Form der „vorübergehenden“ Übernahme priesterlicher Dienste.

Das Amazonas-Exempel

Es geht darum, das Zölibatsgebot zu durchbrechen. Irgendwo eine Ausnahme durchzusetzen und damit ein Exempel zu statuieren, daß es auch in der lateinischen Kirche ein verheiratetes Priestertum geben könne. Der nächste Schritt von der Ausnahme zur Regel ist schnell weitergedacht.

Sandro Magister listete im Januar 2016 die verschiedenen Aussagen, Gesten und Entscheidungen von Papst Franziskus auf, die als stillschweigende Vorbereitung zur Aufhebung des Priesterzölibats gedeutet werden können. Dazu gehört auch die Erlaubnis, die er den mit Rom unierten, griechisch-katholischen Kirchen gewährte, weltweit verheiratete Männer zu Priestern weihen zu können, anstatt wie bisher nur in den historischen Verbreitungsgebieten dieser speziellen Ortskirchen. Beobachter sahen den Grund nicht nur in der Erleichterung für die unierten Katholiken, deren Schwerpunkt sich durch Migration und Vertreibung von ihren historischen Gebieten in die Diaspora verlagert. Es wird vielmehr angenommen, daß Papst Franziskus auch den Druck auf die lateinische Kirche in Sachen Priesterzölibat erhöhen wollte.

Das zölibatäre lateinische Priestertum soll nicht mehr eine ständige Mahnung an den verheirateten ostkirchlichen Klerus sein, sondern das verheiratete ostkirchliche Weltpriestertum soll eine Sogwirkung auf das lateinische Priestertum ausüben. Jedenfalls tat Franziskus nichts, um solche Mutmaßungen zu zerstreuen. Sein Hinweis, für ihn persönlich sei der Zölibat kein Problem, klärt in der Frage nichts, da die Verfechter der Zölibatsaufhebung die Betonung auf den „Pflichtzölibat“ legen, während, selbstverständlich, jeder zölibatär leben könne, der es wolle. Eine nettes Wortspiel, aber nicht mehr. Wohin die Reise ginge, führen die orthodoxen Kirchen und die mit Rom unierten Kirchen des byzantinischen Ritus vor Augen. Der Zölibat existiert dort im Weltklerus nicht mehr. Die Seminaristen beeilen sich, vor der Priesterweihe zu heiraten, denn danach ist es ihnen verboten.

Ostkirchliche oder protestantisches Vorbild?

Der Verweis auf die ostkirchliche Tradition ist hinkt. Ihr ist ihr nicht gelungen, das von Christus vorgelebte Ideal der Ehelosigkeit im Weltklerus aufrechtzuerhalten. Es handelt also um eine teilweise abgebrochene Tradition. Sie bestätigt dennoch die Gültigkeit des Zölibatsgebots, denn die Bischöfe müssen zölibatär sein. Da dies nur für das Mönchtum gilt, kommt die gesamte höhere Geistlichkeit aus den Reihen der Mönche. Der Weltklerus darf heiraten, bleibt aber im Gegenzug auf die Positionen des niederen Klerus beschränkt.

In der römischen Kirche drückt progressive Kreise seit Jahrzehnten das „Problem“ der abgesprungenen Priester. Nach dem Konzil ging ihre Zahl unter Paul VI. in die Zehntausende. Sie gaben ihr Priestertum auf und ließen sich laisieren, um heiraten zu können. Für nicht wenige von ihnen gestaltete sich das Leben danach weniger harmonisch als gedacht. Das Priestertum, das ihnen durch das Weihesakrament verliehen worden war, zehrt in ihnen. Da sie die Ehe nicht aufgeben wollen, drängt ein Teil auf die Aufhebung des Zölibats und findet in progressiven Kirchenkreisen Unterstützung.

Für sie taugt allerdings der Verweis auf die ostkirchliche Tradition nicht. Dieses sieht nämlich vor, daß nach erfolgter Priesterweihe eine Eheschließung ausgeschlossen ist. Ein verheirateter Weltpriester, dessen Frau gestorben ist, darf sich nicht mehr verheiraten. Der Zölibat wird also von der Ostkirche durchaus beachtet, allerdings erst ab dem Augenblick der Priesterweihe, was zur erwähnten Heiratspraxis von Seminaristen führte.

Eine Rückkehr in den priesterlichen Dienst, durch Aufhebung des Zölibats nach ostkirchlichem Vorbild, bliebe daher den laisierten und verheirateten Priester weiterhin verwehrt, da ihre Eheschließung erst nach der Priesterweihe erfolgte.

Es kann aber kein Zweifel bestehen, daß ein Teil der Zölibatsdiskussion in der lateinischen Kirche der vergangenen 50 Jahre auf die persönliche Situation laisierter, ehemaliger Priester zurückzuführen ist, die sich verheiratet haben, aber dennoch irgendwie zurück in das Priesteramt drängten. Ihr Vorbild ist daher weniger die Ostkirche, sondern der Protestantismus. Damit gerät die Diskussion allerdings endgültig auf die schiefe Bahn, da die protestantischen Denominationen kein Weihepriestertum und keine apostolische Sukzession kennen. Das ist auch ein Grund, weshalb sie die meisten Sakramente nicht kennen.

„Bergoglio will Bischofssynode 2018 mit der Weihe verheirateter Männer befassen“

Sandro Magister bekräftigte heute, daß die Stimmen neues Gewicht erhalten haben, denen zufolge „Jorge Mario Bergoglio der nächsten Weltbischofssynode, die für 2018 geplant ist, die Frage des Weihesakraments, einschließlich der Weihe von verheirateten Männern, zuweisen möchte“.

Kurz bevor Kardinal Hummes von Franziskus empfangen wurde, hatte der „Ultrabergoglianer“ Andrea Grillo, Dozent an der Päpstlichen Hochschule Sant’Anselmo in Rom des Benediktinerordens einen Artikel veröffentlicht, in dem er detailliert die Themenstellung der nächsten Bischofssynode über das „Weiheamt der Kirche“ skizzierte. Der Artikel wurde von der offiziösen, nicht minder „ultrabergoglianischen“ Presseschau des vatikanischen Staatssekretariats, Il Sismografo, umgehend übernommen.

Grillo benannte darin drei Themenschwerpunkt:

Die kollegiale Ausübung des Episkopats und die Rückübertragung der vollen Autorität über die diözesane Liturgie an den Bischof.
Die Priesterausbildung, mit einem Überdenken der tridentinischen Form der Priesterseminare, und die Möglichkeit verheiratete Männer zu weihen.
Die Theologie des Diakonats und die Möglichkeit des Frauendiakonats.
Alle drei Punkte enthalten Sprengkraft, die mittelfristig die Einheit der Kirche in die Luft sprengen könnte. Im Kern enthalten die Punkte die Dezentralisierungspläne, von der Papst Franziskus bald nach seiner Wahl zu sprechen begann, und die Teil seiner Agenda ist. Das entspricht der bereits umgesetzten Einsetzung des Diözesanbischofs als Einzelrichter in Ehenichtigkeitsverfahren. Es entspricht auch der Forderung von Kardinal Kasper, die innerkirchlichen Widerstände gegen die progressive Agenda durch Regionalisierung zu umgehen. Konservative Bischofskonferenzen würden eben an der Unauflöslichkeit der Ehe in Theorie und Praxis festhalten, liberale Bischofskonferenzen nur an der Theorie. Die kirchliche Praxis könnte bald von Land zu Land verschieden sein. Denselben Weg ging Papst Franziskus in Amoris laetitia, indem er dem einzelnen Priester und darüber dem zuständigen Diözesanbischof die Entscheidung über die Zulassung von wiederverheiratet Geschiedenen zur Kommunion zuspricht.

Der „Traum“ von Kardinal Carlo Maria Martini SJ

Grillo und alle progressiven „Neuerer“ berufen sich dabei auf den verstorbenen Erzbischof von Mailand, den Jesuiten Carlo Maria Martini, den Gründer des innerkirchlichen Geheimzirkels Sankt Gallen: Ein konspirativer Kreis von Bischöfen und Kardinälen, der gegründet wurde, um die von Johannes Paul II. eingeleitete „restaurative“ Phase zu boykottieren und einen progressiven Papst zu installieren, der den „Geist des Konzils“ vollendet. Im Konklave von 2005 scheiterte der Geheimzirkel, im Konklave von 2013 war er erfolgreich. Beide Male war Jorge Mario Bergoglio der unterstützte Kandidat. Der Erfolg von 2013 war dem unerwarteten Amtsverzicht von Benedikt XVI. geschuldet, der dreieinhalb Jahre nach seinem Rücktritt noch immer lebt und geistig gesund ist, wie das soeben vorgestellte Gesprächsbuch von Peter Seewald belegt. Die geheimen Manöver des Geheimzirkels hinter den Kulissen werfen einen beklemmenden Schatten auf den bisher in der gesamten Kirchengeschichte beispiellosen Rücktritt eines Papstes.

1999 hatte Kardinal Martini, der unbestrittene Anführer des progressiven Flügels der Kirche, sich bei der damals in Rom tagenden Sonderversammlung der Bischofssynode für Europa „Jesus Christus, der in Seiner Kirche lebt – Quelle der Hoffnung für Europa“ zu Wort gemeldet. Er erzählte den Synodalen von einem „Traum“, den er gehabt habe. Er habe geträumt, daß die Bischöfe der Welt in einem freien Meinungsaustausch einige der ständig wiederkehrenden „heißen Eisen“ lösen. Als solche „heiße Eisen“ nannte er die „Ekkesiologie der Gemeinschaft“ des Zweiten Vatikanischen Konzils; den Priestermangel; die Frau in Kirche und Gesellschaft; die Teilhabe der Laien an den priesterlichen Diensten; die Sexualität; die Ehedisziplin; die Bußpraxis; das Verhältnis zu den Schwesterkirchen der Orthodoxie und generell die „ökumenische Hoffnung“; das Verhältnis zwischen Demokratie und Werten und zwischen staatlichen Gesetzen und Moralgesetz.

Papst Franziskus, so Sandor Magister, scheint die Agenda Martini abzuarbeiten. Die erste Bischofssynode befaßte sich mit der „Ehedisziplin“ und in ersten Ansätzen mit der „Sexualität“. Die nächste Synode könnte sich mit dem „Priestermangel“ und dem „Frauendiakonat“ befassen. Für den ersten Punkt wird als Vorbereitung von Kardinal Hummes in enger Absprache mit Papst Franziskus eine Amazonas-Synode vorbereitet. Zur Vorbereitung des zweiten Punktes setzte Franziskus im vergangenen 2. August eine Studienkommission ein.

Als Argument für die Aufweichung des Priesterzölibats wird seit Jahren dasselbe Argument vorgebracht, das auch Kardinal Martini 1999 nannte: „die wachsende Schwierigkeit für einen Bischof mit ausreichender Zahl an Dienern des Evangeliums und der Eucharistie für die Seelsorge in seinem Gebiet zu sorgen“.

Die progressiven Teile der Kirche, die lautstark nach einer Zölibatsaufhebung rufen, bemühen sich allerdings wenig, Priesterberufungen zu fördern. Je liberaler eine Diözese, desto weniger Priesterkandidaten gibt es. Wo die Heiligkeit des Priestertums nicht geachtet wird, werden keine Berufungen angezogen. Der österreichische Missionsbischof Erwin Kräutler brachte es wie folgt auf den Punkt: „Um Priesterberufungen beten? Da mache ich nicht mit“ (siehe auch Wer keine Priesterberufungen haben will, warnt davor „nur auf Neupriesterzahlen zu starren“).

Das war die emblematische Reaktion eines progressiven Bischofs, als er 2010 mit seinem Vorschlag, wegen des Priestermangels in Amazonien verheiratete Männer zu Priestern zu weihen, bei Papst Benedikt XVI. abgeblitzt war, und dieser ihm stattdessen den Rat gab, um Priesterberufungen zu beten.

Vier Jahre später kehrte Kräutler mit demselben Anliegen nach Rom zurück. Selbes Anliegen, doch ein anderer Papst. Die Audienz bei Papst Franziskus verließ Kräutler am 4. April 2014 wohlgelaunt. Der neue Papst hatte ihm einen ganz anderen Rat gegeben: „Unterbreitet mir mutige Vorschläge“.

Priestermangel herrschte auch im China des 17. Jahrhunderts, dennoch blühte die Kirche

Sandro Magister weist in seinem jüngsten Artikel darauf hin, daß die Frage des Priestermangels kein Problem der Jetztzeit ist, sondern die Kirche in der Vergangenheit immer wieder herausforderte, so auch im 17. Jahrhundert in China. Darüber berichtete die römische Jesuitenzeitschrift La Civiltà Cattolica in ihrer Ausgabe vom 10. September mit einem Aufsatz des bekannten Sinologen Nicolas Standaert, Dozent an der Katholischen Universität Löwen. „Die Quelle ist also völlig unverdächtig, da die Zeitschrift statutarisch auf engste Weise mit den Päpste verbunden ist, besonders mit dem derzeitig regierenden, der die Ausrichtung der Zeitschrift persönlich mit dem Schriftleiter, dem Jesuiten Antonio Spadaro, verfolgt“, so Magister.

im 17. Jahrhundert war die Zahl der Christen in China gering. Standaert wörtlich:

„Als Matteo Ricci 1610 nach 30 Jahren Mission in Peking stirbt, gab es ungefähr 2.500 chinesische Christen. 1665 war die Zahl der chinesischen Christen wahrscheinlich auf etwa 80.000 angewachsen. Um 1700 gab es an die 200.000, was noch immer wenig war, angesichts einer Gesamtbevölkerung von 150-200 Millionen Einwohnern.“

Gering war auch die Zahl der Priester:

„Beim Tod von Matteo Ricci gab es nur 16 Jesuiten in ganz China: acht chinesische Brüder und acht europäische Brüder. Mit der Ankunft der Franziskaner und der Dominikaner, um 1630, und einer leichten Zunahme der Jesuiten um dieselbe Zeit, stiegt die Zahl der ausländischen Missionare auf über 30 und blieb in den folgenden 30 Jahren zwischen 30 und 40 Priestern. Danach gab es eine Zunahme mit einem Höhepunkt von rund 140 zwischen 1701 und 1705. Wegen des Riten-Streites reduzierte sich ihre Zahl danach auf etwa die Hälfte.“

Die christlichen Gemeinden waren in Pfarreien um eine Kirche organisiert. An ihrer Spitze standen Laien. Der normale Christ bekam nicht öfter als „ein oder zweimal im Jahr“ einen Priester zu sehen. In den Tagen, die der Besuch eines Priester in einer Pfarrei dauerte, „sprach der Priester mit den Vorstehern und mit den Gläubigen, er erhielt Informationen von der Gemeinde, kümmerte sich um die Kranken und die Katechumenen, hörte die Beichte, zelebrierte die Heilige Messe, predigte und taufte“.

Dann zog der Priester weiter, um die nächste Pfarrei zu besuchen. Die Gemeinde war wieder auf sich allein gestellt, um monatelang auf den nächsten Priester zu warten, und doch hielten die Gemeinden stand. Standaert folgert: Die Pfarreien „verwandelten sich in kleine, aber stabile Zentren der Glaubensvermittlung und der christlichen Praxis.“

Da Priesterberufungen in der kirchlichen Tradition als Gnadengeschenk Gottes gelten, wird ihre Zahl auch als Ausdruck des rechten Glaubens gesehen. Die Zahl der Priester reflektiert damit auch den Zustand der Gemeinschaft der Gläubigen. Wegen Eugen Drewermann, Hans Küng, Vito Mancuso oder Enzo Bianchi wird niemand Priester. Oder um es mit dem Missionar Piero Gheddo zu sagen: „Wie viele Berufungen weckt ein Marsch für den Regenwald?„
http://www.katholisches.info/2016/09/21/...niger-priester/
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons



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