"'Gender' zielt auf Gleichberechtigung, nicht Gleichmacherei"
Wiener Theologe und Symposion-Mitveranstalter Prüller-Jagenteufel: Ideologievorwurf gegen kritischen Blick auf Geschlechterrollen ist oft selbst "hochideologisch" und attackiert nur Auswüchse.
Der Vorwurf, das kritische Hinterfragen von Geschlechterrollenvorgaben im Zuge der Genderdebatte sei ein ideologisch motivierter Angriff auf christlich-abendländische Werte und Institutionen, geht meist ins Leere, so der Wiener Theologe und Mitveranstalter des"Gender-Symposions", Gunter Prüller-Jagenteufel. https://www.erzdioezese-wien.at/site/hom...icle/52410.html
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Der Vorwurf, das kritische Hinterfragen von Geschlechterrollenvorgaben im Zuge der Genderdebatte sei ein ideologisch motivierter Angriff auf christlich-abendländische Werte und Institutionen, geht meist ins Leere. Denn nach den Worten des Wiener Theologen und Mitveranstalter des am Sonntag, 25. September 2016 beendeten "Gender-Symposions", Gunter Prüller-Jagenteufel, kritisiert der in kirchlichen Kreisen verbreitete "Anti-Genderismus" überwiegend nicht haltbare Generalisierungen - die da sind: Geschlecht ist eine bloß soziale Konstruktion; heterosexuelle Paarbeziehungen sollen aufgelöst, die traditionelle Familie zerstört werden. Diese oft absichtlichen Missverständnisse und Attacken auf die aus dem Feminismus hervorgegangene und vermeintlich "linke" Bewegung seien selbst "hochideologisch", so der an der Uni Wien Theologische Ethik lehrende Prüller-Jagenteufel in einem Resümee gegenüber "Kathpress" am Montag: "'Gender' zielt auf Gleichberechtigung, nicht Gleichmacherei", und eine "ernstzunehmende" Theologie begnüge sich nicht mit einer vordergründigen Kritik an Auswüchsen, die es unter Aktivisten durchaus gehe, sondern blicke tiefer auf wissenschaftliche, aber auch politische Kontexte. Es sei falsch, eine ganze Bewegung zu desavouieren. Genau dies sei auch das Anliegen hinter dem von Donnerstag bis Sonntag von der Katholisch-Theologischen Fakultät in Wien veranstalteten ökumenischen Symposion gewesen, mitgetragen vom Wiener "Katholischen Akademiker/innenverband" und von internationalen Theologenvereinigungen. Referentinnen aus Ost- und Mitteleuropa legten dar, dass das von der EU forcierte "Gender Mainstreaming" - also der kritische Blick darauf, wie sich Maßnahmen auf die Geschlechter auswirken, mit dem Ziel der Gleichberechtigung - von Verantwortungsträgern oft als "Angriffe auf die ungarische oder polnische Seele" verunglimpft würden. Wie dem Marxismus werde Gender-Vertreterinnen unterstellt, sie wollten "den neuen Menschen schaffen", fasste Prüller-Jagenteufel die Vorträge zusammen. "Dekonstruieren, nicht destruieren"
Aber auch hier gelte: Rollenzuschreibungen an Mann und Frau zu dekonstruieren bedeute nicht sie zu destruieren, wie der Wiener Theologe betonte. Es gehe vorrangig darum, Etikettierungen zu hinterfragen und mehr individuelle Freiheit bei der Lebensführung zu ermöglichen. Dazu komme, dass im Gegensatz zu früheren Zeiten Uneindeutigkeiten durch Trans- bzw. Intersexualität heute überhaupt erst wahrgenommen werden. Menschen geschlechtlich nicht eindeutig zuordnen zu können "irritiert", gestand Prüller-Jagenteufel zu. Für die christliche Anthropologie sei Gender ein Anstoß, das Mannsein nicht als fundamentaler zu betrachten als das Menschsein: Sowohl Männer als auch Frauen seien Abbilder Gottes, erinnerte Prüller-Jagenteufel an den biblischen Schöpfungsbericht. Dies ernst zu nehmen habe freilich auch Konsequenzen hinsichtlich der Weiheämter: Nicht umsonst habe Papst Franziskus heuer eine Kommission zur historischen Untersuchung des Frauendiakonats angeregt. Das Wiener Symposion mit katholischen und protestantischen Vortragenden aus dem deutschsprachigen und osteuropäischen Raum, aus den Niederlanden und den USA, fand im Rahmen eines auf drei Jahre anberaumten weltweiten Forschungsprojektes statt; eine Vorgängertagung gab es im Juli auf den Philippinen. erstellt von: red/kap 26.09.2016
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