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  • 29.09.2016 00:09 - Schulhof für Erwachsene, exismus ist zweifellos ein gesellschaftliches Problem. Ob aber ausgerechnet der Fall Jenna Behrends zur Lösung beiträgt
von esther10 in Kategorie Allgemein.

SEXISMUS-VORWURF IN DER CDU
- Schulhof für Erwachsene

VON ALEXANDER MARGUIER am 28. September 2016

Sexismus ist zweifellos ein gesellschaftliches Problem. Ob aber ausgerechnet der Fall Jenna Behrends zur Lösung beiträgt, ist fraglich. Eine gute Figur macht derzeit keiner der Beteiligten

Porträt der Berliner CDU-Politikerin Jenna Behrends in Kreuzberg


Der offene Brief von Jenna Behrends offenbart viele Probleme in der Berliner CDU / picture-alliance

Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Jetzt hat die Berliner CDU nach ihrem miserablen Wahlergebnis von vor anderthalb Wochen auch noch einen Sexismus-Skandal. Oder was heutzutage eben zu einem Skandal aufgebauscht wird, wenn die richtigen Zutaten vorhanden sind. Zum Beispiel eine attraktive junge Frau, die geifernden alten Polit-Säcken den Kampf ansagt. Die noch dazu politisch engagiert ist, alleinerziehende Mutter einer kleinen Tochter, plus Studium, Geldverdienen – das ganze Programm.

Offener Brief die falsche Strategie
Nach allem, was bisher bekannt ist, tun sich im inzwischen deutschlandweit diskutierten Fall Jenna Behrends aber einige Fragen auf. Insbesondere die Frage nach der Substanz der von der 26 Jahre alten, frisch gewählten CDU-Bezirksverordneten erhobenen Vorwürfe. Denn die ganze Affäre spielt sich auf einer Ebene ab, bei der Behauptungen als Tatsachen gelten, so lange sie von der Gegenseite unwidersprochen bleiben. Wer hat was über wen angeblich gesagt? Und wer hat das angeblich Gesagte wem weitergesagt? Hat der Berliner CDU-Vorsitzende und Innensenator Frank Henkel die junge Politaspirantin tatsächlich eine „große süße Maus“ genannt? Hat die wiederum mit dem CDU-Generalsekretär Peter Tauber geflirtet und sich vor anderen damit gebrüstet? Solche Sachen halt. Man könnte auch sagen: Schulhof für Erwachsene.

VIDEO

http://cicero.de/berliner-republik/sexis...fuer-erwachsene

Dass Sexismus ein gesellschaftliches Problem ist, daran kann kaum ein Zweifel bestehen. Durchaus aber daran, ob dieser Fall dazu taugt, das Problem durchzubuchstabieren und zu lösen. Und das hat nichts damit zu tun, dass die Gegner von Jenna Behrends ihr nun Geltungsdrang und Mediengeilheit vorwerfen. Denn mit leisen Tönen allein ist die Welt selten besser gemacht worden. Aber wer öffentlich Klage erhebt, der sollte sich schon vorher überlegen, was er oder sie sagen will. Und der offene Brief, den die Nachwuchspolitikerin verfasst hat, ist da nicht nur aufgrund der mehr als dünnen Beweislage ein denkbar schlechtes Beispiel.

Umgekehrter Sexismus
Behrends berichtet darüber, dass sie beim Nominierungsparteitag als Quereinsteigerin von Delegierten angegangen worden sei von wegen: „Wie viele Plakate haben Sie denn in Ihrem Leben schon geklebt?“ Sie empfindet das offenbar als ungehörig, setzt dem aber selbstbewusst entgegen, ihr Ortsverband habe sie vorgeschlagen, „weil er daran glaubt, dass eine junge Frau gut für die Wahlliste und die spätere Fraktion ist und es eine Qualifikation gibt, die sich nicht in der Zahl aufgehängter Plakate bemisst“. Sexismus, also laut Definition eine „Grundeinstellung, die darin besteht, jemanden allein aufgrund seines Geschlechts zu benachteiligen“, sieht wohl exakt umgekehrt aus. Behrends bekam einen sicheren Listenplatz, gerade weil sie eine Frau ist. Nun könnte sie das natürlich als plausibles Anschauungsbeispiel für umgekehrten Sexismus in ihrer Partei anführen, der ja auch nichts anderes ist das kalkulierte Spiel mit der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Geschlecht. Tut sie aber nicht.

Stattdessen: „Liebe Partei, ich weiß, du lästerst gerne bei zu viel Bier. Aber die junge Frau, die bereit wäre, sich für ein kommunales Ehrenamt hochzuschlafen, gibt es nur in deiner schmutzigen Phantasie.“ Welche Partei ist da eigentlich gemeint, die da bei zu viel Bier über wen auch immer lästert: Die CDU, die Jenna Behrends ganz offensichtlich auch ohne sexuelle Gefälligkeiten als Kandidatin auf einem aussichtsreichen Listenplatz nominiert hat? Oder die CDU, die angeblich schmutzige Phantasien hegt? Irgendwie geht da einiges nicht zusammen. Zumindest nicht, wenn der Fall und die damit verbundenen Vorwürfe, Gerüchte und Mutmaßungen dazu dienen sollen, die CDU in toto als eine tumbe Veranstaltung frauenfeindlicher Stammtisch-Prolls hinzustellen.

CDU eignet sich als Projektionsfläche
Vielleicht ist der offene Brief von Jenna Behrends von den Medien ja auch zu Unrecht als Pamphlet gegen Sexismus innerhalb der CDU interpretiert worden. Zumindest geht es nicht nur darum, sondern um einiges mehr, das der jungen Frau an ihrer Partei nicht gefällt. Einer Partei übrigens, von der auch nach Lektüre von Behrends Blogbeitrag „Ich wollte nie Parteimitglied werden. Warum ich jetzt trotzdem für die CDU kandidiere“ nicht klar wird, warum ausgerechnet die Christdemokratische Union von Behrends als politisches Betätigungsumfeld auserwählt wurde. Womöglich eignet sich die CDU einfach besser als Projektionsfläche für öffentlich artikuliertes Unbehagen als etwa Grüne, Linke, SPD oder Piraten.

Und zwar eben nicht nur in Sachen Sexismus, sondern in allerlei Zwischenmenschlichem mehr. Zum Beispiel, was die angebliche Missgunst ihrer Parteifreundinnen angeht: „Auch wenn ich mich anfangs mehr am angeblichen Hochschlafen gestört habe, bin ich mir unschlüssig, ob ich den ,Die-hat-zu-große-Ambitionen‘–Vorwurf von einer anderen Frau nicht noch vernichtender finde“, so Jenna Behrends in ihrem offenen Brief an ihre „liebe Partei“. Als ob es sich bei so etwas um ein CDU-spezifisches Verhaltensmuster handeln würde. Und worin genau liegt der Unterschied, ob so ein Vorwurf von einem Mann oder einer Frau stammt?

Wenn die designierte Berliner CDU-Vorsitzende Monika Grütters die weitgehend unbewiesenen Vorwürfe von Jenna Behrends unverzüglich mit dem Satz kommentiert, Sexismus habe „in einer modernen Großstadtpartei“ keinen Platz, dann heißt das entweder, die Hauptstadt-CDU hat ein Sexismus-Problem. Oder sie ist keine moderne Großstadtpartei. Wenn das große Publikum jetzt den Eindruck gewinnt, möglicherweise sei sogar beides zutreffend, dann kann man nur sagen: Glück auf bei der weiteren Suche nach neuen Jungmitgliedern! Des Weiteren darf man gespannt sein, wie lange Jenna Behrends ihrer „lieben CDU“ jetzt noch die Treue hält.
http://cicero.de/berliner-republik/sexis...fuer-erwachsene




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