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  • 23.10.2016 00:45 - Angst, Hysterie und Chaos: Wie die Clowns böse wurden
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Angst, Hysterie und Chaos: Wie die Clowns böse wurden
Veröffentlicht: 22/10/2016 13:18 CEST Aktualisiert: 22/10/2016 13:18 CEST CLOWN


"Jeder Mensch ist ein Clown, aber nur wenige haben den Mut, es zu zeigen", meinte der berühmte spanische Clown Charlie Rivel. Mit den Clowns, die aktuell auf der ganzen Welt ihr Unheil treiben, mag man sich hingegen nicht identifizieren - oder etwa doch? Ein Gespräch mit dem us-amerikanischen Filmemacher und Experten für urbane Legenden Joshua Zeman.

Josh, zur Zeit gibt es weltweit das Phänomen, dass sich Menschen als Clowns verkleiden und die Bevölkerung verängstigen. Wie erklärst du dir das?

Es gab schon früher solche "clown crazes". Ich erinnere da beispielsweise an die 1980er: Da berichteten ganz viele Kinder von Clowns, die sie auf offener Straße angesprochen hätten und versuchten, sie in einen Van zu locken. Aber das war auch nicht das erste Mal. Der aktuelle "clown craze" hat viel mit der aktuellen politischen Unsicherheit zu tun. Urbane Legenden gehen aus gesellschaftlicher Angst hervor. In den USA haben wir zur Zeit einen Wahlkampf, wie wir ihn nie zuvor gesehen haben. Mit Donald Trump haben wir einen Kandidaten, der verrückt handelt: Er greift die Leute auf persönlicher Ebene an, er ruft zu Gewalt auf oder sagt auch Dinge wie: "Nur Idioten zahlen ihre Steuern." Dadurch sägt er an den Wurzeln unserer Institutionen. Und das schafft Angst und Hysterie.



Aber warum Clowns? Die Leute könnten sich ja auch als Werwölfe oder was auch immer verkleiden.

Die Figur des Clowns ist sehr komplex und hat sich über die Jahre drastisch verändert. Heute ist der Clown für viele Menschen wie der Joker aus Batman: Ein Agent des Chaos. Deshalb passt er auch so gut zu der aktuellen Situation. Wir leben in chaotischen Zeiten, in denen ausgerechnet Politiker wie Trump aus ihrer eigentlich verantwortlichen Rolle fallen - auf eine Art und Weise benehmen sie sich wie Clowns. Trump stellt ständig unsere politischen Institutionen in Frage. Und er greift eine Angst in der Bevölkerung auf: die Angst vor den Anderen. Er sagt "die Schwarzen", "die Mexikaner", "die Russen". Es ist kein Zufall, dass wir jetzt diese Clown-Hysterie haben. Und ich sage voraus, dass sie aufhören wird, sobald die Wahlen vorbei sind.

Was ist so faszinierend an Clowns?

Wie gesagt: Die Figur des Clowns ist sehr komplex und hat sich über die Jahre drastisch verändert. Ganz früher waren sie Hofnarren und damit die Einzigen, die den König in Frage stellen durften. Sie wurden auch oft als Irre und Trunkenbolde dargestellt, die aber zugleich soziale Probleme ansprachen; hierbei waren sie aufgrund ihrer Geisteslage in gewisser Weise geschützt. Wir haben den Clown aber inzwischen "entkeimt", ihn von politischen Aspekten frei gemacht: "Hallo Kinder, wollt ihr einen Ballon?" Aber das hat nicht funktioniert. Mehr und mehr assoziieren Menschen Clowns mit etwas, wovor man Angst haben muss. Und das nicht erst seit dem Serienmörder John Wayne Gacy, der gern als Clown auf Kindergeburtstagen auftrat.

Viele Menschen sagen, sie hätten Angst vor Clowns.

Clowns sind einfach creepy. Es hat sicher auch mit der Maske zu tun: Früher traten Clowns in Arenen auf, so dass die Maske dabei half, die Gesichtszüge zu erkennen. Heute versinnbildlicht das die Maske, die wir aufsetzen, um aus unserer gesellschaftlichen Rolle zu brechen und uns anti-sozial zu verhalten. Jetzt, da wir in einer so strukturierten Gesellschaft leben, ist die Clownsmaske eine Art Ventil für unser inneres "Böse", was wir sonst nicht zeigen dürfen. Doch in den meisten Fällen ist das harmlos; so in etwa wie der Schuljunge, der den Feueralarm auslöst, um Panik in der Schule zu verursachen. Das Internet macht die Sache spannender: Man verkleidet sich als Clown, wird gefilmt und landet im Internet, wo dann Millionen Menschen über einen reden. Welchem Kind würde das nicht gefallen? Und das ist auch auf gewisse Weise lustig: Ich muss sehr lachen, wenn ich im Fernsehen einen Polizisten an einem Podium stehen sehe, der bitterernst verkündet: "Ladies und Gentlemen: ich glaube, wir sind clownfrei."

"Commissioner Gordon, benutzen Sie das Bat Phone!"

[lacht] Ja, genau daran erinnert es. Leute mögen es doch auch, wenn die "Obrigkeit" nicht weiß, was sie machen soll. Gerade jetzt, wo die Polizei in den USA einen schlechten Ruf genießt, macht es Spaß und wirkt befreiend, sich über sie lustig machen zu können. Eine harmlose Rebellion - ganz genau wie der Hofnarr, der sich über den König lustig macht.

In deiner Doku Killer Legends hast du die Figur des Clowns betrachtet. Was hast du dabei herausgefunden?

Nun, was ich immer wieder sehe, ist dass man ein Körnchen Wahrheit braucht, damit eine urbane Legende überhaupt funktionieren kann. So auch hier: Es gab in der Vergangenheit immer wieder Fälle von Clown-Sichtungen; oft hatten sie mit Angst vor pädophilen Übergriffen zu tun. Wie die Fälle in Chicago, von denen ich vorhin sprach. Mich interessierten vor allem die Fälle vor der Zeit des Internets. Denn das Internet hat viel verändert, auch an der Verbreitung urbaner Legenden. Heutzutage reicht es zum Beispiel nicht mehr aus, wenn Leute eine solche Legende erzählen und dann sagen "ich habe dies und das von einem Freund gehört": Die Leute wollen "Beweise", wie zum Beispiel ein bearbeitetes Foto, auf dem Slender Man zu sehen ist. Wir leben in einer Zeit, in der urbane Legenden "belegt" werden müssen.

Das Internet ist sicher auch der Grund, weshalb nun Clowns auch in Deutschland, Schweden und anderswo gesichtet werden.

Sicherlich. Das Internet spielt da eine große Rolle: Ich nenne es das digitale Lagerfeuer, an dem sich Leute jetzt ihre urbanen Legenden erzählen. Und das ist irgendwie auch ironisch: Damals dachte man ja, das Internet würde durch den Zugang zu sachlicher Information dabei helfen, solchen bullshit zu bekämpfen. Aber stattdessen erschafft es noch mehr davon. Aber es ist nicht nur die Technologie: Europa erlebt durch den Brexit und die Flüchtlinge eine ähnliche politische Unsicherheit wie wir in den USA. Und natürlich hat das Phänomen auch mit der menschlichen Natur zu tun: Wir wollen an solche urbanen Legenden glauben.
http://www.huffingtonpost.de/jan-rebusch..._hp_ref=germany




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