Neuer Bischof von Albenga-Imperia fordert: „Alle Altäre wieder zum Volk gewandt“ – „Mir gefällt es nicht, die Messe auf einem falschen Altar zu zelebrieren“ 24. Oktober 2016
(Rom) Die kleine Diözese Albenga-Imperia an der italienischen Riviera wurde von Mario Oliveri, einem der traditionsfreundlichsten Bischöfe Italiens geleitet. Am Priesterseminar wurden die Seminaristen in beiden Formen des römischen Ritus ausgebildet. Zahlreiche Priester zelebrierten auch in der überlieferten Form des Römischen Ritus. Der Bischof förderte die Niederlassung traditionsverbundener Gemeinschaften. Eine Haltung, die ihm einige Feinde einbrachte.
Eine Handvoll Diözesanpriester opponierte bereits seit Oliveris Ernennung durch Papst Johannes Paul II. im Jahr 1990 gegen den „zu konservathttp://www.katholisches.info/ta...horrock.jpgiven“ Diözesanbischof. Mehrfach wurde mit Hilfe einer örtlichen Tageszeitung, des liberalen Secolo XIX, erfolglos gegen den Bischof intrigiert.
Mit der Wahl von Papst Franziskus fanden die Bischofsgegner Gehör in Rom
Die Situation im innerkirchlichen Richtungsstreit änderte sich schlagartig mit der Wahl von Papst Franziskus. Die Gegner des Bischofs fanden plötzlich in Rom Gehör gegen den Bischof „di stampo tradizionalista“ (traditionalistischer Prägung), wie es hieß. Bischof Oliveri war Mitglied der römischen Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung sowie Mitarbeiter der Kleruskongregation.
Der Anfang vom Ende von Msgr. Oliveri als Diözesanbischof von Albenga-Imperia bildete die kommissarische Verwaltung der Franziskaner der Immakulata, die im Juli 2013 mit Billigung von Papst Franziskus durch die Ordenskongregation verhängt wurde. Unter Bischof Oliveri hatte der Orden drei Niederlassungen in der Diözese errichtet und ebenso viele Marienwallfahrtsorte bzw. Meßorte im überlieferten Ritus betreut.
Als einziger Bischof wandte sich Bischof Oliveri in der zweiten Jahreshälfte 2013 an den Heiligen Stuhl und verteidigte den traditionsverbundenen Orden von Pater Stefano Maria Manelli. Eine Geste, die weder beim Apostolischen Kommissar noch beim Heiligen Stuhl gut ankam. Die Reaktion auf die bischöfliche Verteidigungsschrift ließ nicht lange auf sich warten. Der Kommissar sperrte kurz vor Weihnachten 2013 alle drei Ordensniederlassungen in der Diözese zu.
Kampagne gegen Bischof Oliveri
Kurze Zeit später eröffnete die Tageszeitung Il Secolo XIX, die bereits in den Jahren zuvor gegen den Bischof initiativ geworden waren, eine großangelegte Kampagne gegen Msgr. Oliveri. Die Zeitung berichtete bereitwillig, was ihr von kirchlichen Einflüsterern hinterbracht wurde. Als die Kampagne gestartet wurde, hatten diese Einflüsterer offenbar in Rom bereits Vorarbeit geleistet, denn die Zeitung stellte schon eine mögliche Absetzung des Bischofs in den Raum.
"Ist das die arme Kirche, die Papst Franziskus wünscht?", empörte Frage des Secolo XIX. „Ist das die arme Kirche, die Papst Franziskus wünscht?“, empörte sich der Secolo XIX beim Anblick dieses Bildes von Bischof Oliveri mit Seminaristen. „Nach einer langen Reihe von Skandalen, in die zahlreiche Priester seiner Diözese verwickelt waren“, habe Papst Franziskus eine Untersuchung eingeleitet. So kann man es jedenfalls auf der italienischen Wikipedia-Seite, bekanntlich kein Garant für Neutralität, lesen. Die Wirklichkeit sieht allerdings anders aus: Große Schlagzeilen, wenig Inhalt.
Papst Franziskus hätte die „Vorliebe“ für barocke Meßgewänder und Chorröcke mit Spitzen gestört, so der Secolo XIX. Ein Vorwurf, der „Prunksucht“ suggerieren sollte, in Wirklichkeit die Ablehnung der überlieferten Liturgie meinte.
„Ist das die arme Kirche, die Papst Franziskus will?“, fragte die Tageszeitung Secolo XIX mit gekünstelter Empörung unter dem nebenstehend abgebildeten Photo, das Bischof Oliveri mit Seminaristen zeig.
„Weiterhin für Benedikt XVI. gebetet“
Priestern wurde zudem „unangemessenes“ Verhalten unterstellt, und sie in geschickt formulierten Sätzen in die Nähe sexueller Verfehlungen aller Art gerückt. Bei genauer Betrachtung der Sätze, wurden keine konkreten Anschuldigungen erhoben, gegen die mit Aussicht auf Erfolg wegen Verleumdung geklagt werden hätte können.
Priester hätten „weiterhin“ für Benedikt XVI. gebetet, skandalisierte sich der Secolo XIX und rückte Heiligen Messen im überlieferten Ritus in die Nähe von Geheimgesellschaften („semicarbonare“, in Anspielung auf die freimaurerischen Carbonari im Italien der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts). Kurzum: die üblichen Ingredienzien mit denen heutzutage weltliche Medien einen katholischen Bischof und katholische Priester dem öffentlichen Gespött aussetzen und einer gesellschaftlichen Ächtung zuführen. Aktionen dieser Art gehen dabei in der Regel von antagonistischen Kreisen in der Kirche aus, die sich der Mithilfe bereitwilliger Medien bedienen, um ihre Intrigen auszuführen.
Übergangszeit 2015: Bischof-Koadjutor Borghetti (vorne), Bischof Oliveri (dahinter). Bischof Oliveri hatte in seiner kleinen Diözese mehr Seminaristen als manche große Diözese. Doch selbst das hatte, da „konservativ“, schlecht zu sein. Überhaupt sind Seminaristen inzwischen in manchen „modernen“ und laiengelenkten Diözesen ziemlich unerwünscht. Je mehr Seminaristen, desto „verdächtiger“ ist ein Bischof, „konservativ oder – noch schlimmer – „traditionsverbunden“ zu sein. Papst Franziskus „gefalle es gar nicht“, wußte der Secolo XIX 2014 zu berichten, daß die Seminaristen „kostbarste Spitzenchorröcke“ tragen und in der Mehrheit aus „anderen Diözesen“ stammten. Der erste Vorwurf ist schlichtweg albern, wie das zum Vorwurf veröffentlichte Photo zeigt (s.o.). Der zweite hat damit zu tun, daß junge Männer, die sich zum Priestertum berufen fühlen, ein Seminar suchen, in dem das sakramentale Priestertum nicht in Frage gestellt und die Ausbildung eines priesterlichen Selbstbewußtsein behindert wird. Liberaleren Diözesen wird es gleichzeitig keineswegs zum Vorwurf gemacht, daß sie zum Teil mehr Seminaristen aus Afrika haben als einheimische. Ebensowenig wird es zum Vorwurf gemacht, daß in Diözesen des deutschen Sprachraums ein Viertel bis zu einem Drittel des Gesamtklerus, ob ausgeliehen oder inkardiniert, aus Polen und Nigeria stammen.
„Übertriebene Anhänglichkeit an die traditionelle Liturgie“
Das Anklage-Sammelsurium des Secolo XIX, der ein ganzes Jahr lang in der Öffentlichkeit treibende Kraft gegen Bischof Oliveri war, enthielt im selben Absatz den Vorwurf, „Schwule“ zu Priestern geweiht zu haben und „Anti-Schwule“ zu Priestern geweiht zu haben. Beides wurde von der Zeitung anklagend vorgebracht, wobei – wenig erstaunlich – nur bei den angeblich „anti-schwulen“ Priestern konkrete Namen genannt wurden. Dem Bischof wurde ebenso vorgehalten, Priester geweiht zu haben, die tatsächlich die Existenz des Teufels und der Hölle ernst nehmen.
Die Hauptanklage findet sich erst im letzten Absatz eines langen Anklage- und Verleumdungsreigen des Secolo XIX vom 31. Oktober 2014:
„Die übertriebene Anhänglichkeit an die traditionelle Liturgie – fast alle Altäre der Diözese wurden als Tribut an das von Ratzinger gewährte Motu proprio [Summorum Pontificum] umgedreht – wird in diesen Stunden von Franziskus geprüft“. Mit „umgedreht“ meinte die Tageszeitung, daß wieder ad Deum bzw. ad orientem zelebriert wurde und nicht mehr nach protestantischem Vorbild dem Volk zugewandt. Darin lag der wirkliche, unerhörte „Skandal“ von Bischof Oliveri. Bischof Oliveri war 2008 weltweit der erste Diözesanbischof gewesen, der nach dem Motu proprio Summorum Pontificum von Papst Benedikt XVI. ein Pontifikalamt vom Thron zelebrierte. Sieben Franziskanerinnen der Immakulata legten damals in der Konkathedrale von Imperia die feierliche Profeß vor dem Bischof ab. Jemand in der Kirche hatte sich diesen Primat negativ gemerkt.
Der neue Bischof: „Mir gefällt es nicht, die Messe auf einem falschen Altar zu zelebrieren“
Nach einem Jahr des Kesseltreibens Am 10. Januar 2015 wurde Bischof Oliveri von Papst Franziskus, ohne Nennung von Gründen, faktisch entmachtet, indem ihm ein Bischof-Koadjutor zur Seite gestellt wurde. Mit dem 1. September 2016 wurde Bischof Oliveri emeritiert, und der Koadjutor Guglielmo Borghetti zum neuen Diözesanbischof von Albenga-Imperia. In der offiziellen Sprachregelung hieß es plötzlich, alles bleibe beim Alten, womit nach erfolgreicher Absetzungsintrige lediglich die gläubigen Katholiken beruhigt werden sollten.
Anderthalb Monate später sieht die Sache nun ganz anders aus. Der Secolo XIX berichtete am 22. Oktober mit Genugtuung über die ersten Maßnahmen des neuen Bischofs:
„Der neue Kurs von Borghetti: Altar den Gläubigen zugewandt. Stopp den nostalgischen Priestern, die Messe mit dem Rücken zugewandt zelebrieren“. Bischof Borghetti wird in der Samstagsausgabe mit dem Satz zitiert:
„Mir gefällt es nicht, in Pfarreien zu kommen und die Messe auf einem falschen Altar zu zelebrieren: Alle Kirchen müssen schöne, dem Volk zugewandte Altäre haben.“ Wörtlich gebrauchte der Bischof das Wort „posticcio“, was „künstlich“, „falsch“, „zweideutig“ heißt.
Der Secolo XIX meinte dazu in gewohnt aggressivem Ton:
„Keine Zelebrationen mehr mit dem Priester, der dem Volk Gottes den Rücken zukehrt, außer in kleinen Kapellen (…) Kurzum: Die Öffnung von Benedikt XVI. für die lateinische Messe hat sich auf Ausnahmen zu beziehen, nicht auf eine Tendenz.“ „Wenig Ahnung von der armen und für das Volk Gottes offenen Kirche von Papst Franziskus“
Um keine Zweifel aufkommen zu lassen, versprach Bischof Borghetti eine Zeichnung, die den „idealen Altarraum“ zeigen soll, nach dem sich die Pfarrer zu richten hätten, so die Zeitung.
Von den ein ganzes Jahr lang getrommelten „Sex-Skandalen“ weiß die Zeitung übrigens schon seit der Ernennung Borghettis zum Koadjutor mit einem Schlag nichts mehr zu berichten. Ein spöttischer Seitenhieb durfte aber auch im Artikel vom 22. Oktober nicht fehlen. Er offenbart noch einmal die wirklichen, ideologisch motivierten Hintergründe:
„Wer weiß, wie es jene Priester aufgenommen haben, die den ‚Konzilsaltar‘ durch den traditionellen ersetzt haben, und die wenige Ahnung von der armen und für das Volk Gottes offenen Kirche von Papst Franziskus und Bischof Borghetti haben, die bereits vom Konzil vorweggenommen wurde.“ Wer den Glauben und Liturgie in der überlieferten Form verteidigt, hat demnach „wenig Ahnung von der armen Kirche“ von Papst Franziskus und ist gegen das „Volk Gottes“.
Offiziell betonte Bischof Borghetti bereits mehrfach, nicht zwischen „Progressiven“ und „Traditionalisten“ zu unterscheiden. Solche „Kategorien“ gebe es für ihn nicht, sondern „nur das kirchliche Lehramt. Was in der Kirche gilt, gilt auch in Albenga-Imperia“, so der Bischof. Der Rest ist Auslegungssache. http://www.katholisches.info/2016/10/24/...zu-zelebrieren/ Text: Giuseppe Nardi Bild: Secolo XIX/MiL (Screenshots)
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