Kroatien: Kardinal Burke wurde Pontifikalamt im überlieferten Ritus untersagt – Tradfest 27. Oktober 2016 11
Tradfest 2016 in der kroatischen Hauptstadt: Das Erzbistum Zagreb untersagte Kardinal Raymond Burke die Zelebration eines Pontifikalamtes im überlieferten Ritus
(Zagreb) Raymond Leo Kardinal Burke, einer der international herausragenden Vertreter der katholischen Kirche, besuchte vom 23.-25. Oktober Kroatien. Ein gelungener Besuch mit einem Wermutstropfen. Das Erzbistum Zagreb untersagte die Zelebration eines Pontifikalamtes im überlieferten Ritus.
Der renommierte Kirchenjurist aus den USA war bis November 2014 Präfekt des Obersten Gerichtshofes der Apostolischen Signatur im Vatikan. Wegen seiner entschiedenen Verteidigung des Ehesakraments und der katholischen Morallehre im Vorfeld und während der Bischofssynode über die Familie wurde er von Papst Franziskus nach der ersten Bischofssynode aus dem Vatikan entfernt. Seither ist er Kardinalpatron des Souveränen Malteserordens.
Im Rahmen seines Kroatienbesuches stellte Kardinal Burke in Zagreb und Split sein soeben in kroatischer Sprache erschienenes Buch „Divine Love Made Flesh“ (Gottes Liebe ist Mensch geworden) vor. Zudem war der Kardinal Hauptredner beim Tradfest in Zagreb, wo er über „Das Evangelium des Lebens und die Neuevangelisierung“ sprach.
Erzbistum untersagte Pontifikalamt im überlieferten Ritus
Wie bereits bei seinem Wien-Besuch vor zwei Jahren kam es zu einer unfreundlichen Geste örtlicher Kirchenvertreter. Im November 2014 untersagte Propst Bernhard Backovsky des Augustiner-Chorherrenstiftes Klosterneuburg bei Wien eine geplante Heilige Messe im überlieferten Ritus, die Kardinal Burke in einer vom Chorherrenstift betreuten Wiener Pfarrei zelebrieren sollte.
Ob der Affront mit dem in jenen Tagen besonders angespannten Verhältnis von Papst Franziskus gegenüber dem Kardinal zu tun hatte, ist nicht bekannt. Mit Sicherheit hatte er hingegen mit dem überlieferten Ritus zu tun, der von Teilen der Kirchenhierarchie trotz des von Papst Benedikt XVI. erlassenen Motu proprio Summorum Pontificum noch immer geächtet ist. Propst Backovsky ist seit 2010 auch Abtprimas aller Augustiner-Chorherren weltweit.
Tradfest in Kroatien – Die Schwierigkeiten des Erzbistums Zagreb mit dem überlieferten Ritus
Zu einem ähnlichen Affront gegen den Kardinal, diesmal nicht von einem Kloster, sondern von einer Diözese, kam es in den vergangenen Tagen auch in Kroatien. Am vergangenen Monat, demselben Tag, an dem der Kardinal Burke auf dem Tradfest sprach, war die Zelebration eines Pontifikalamtes im überlieferten Ritus vorgesehen, das in der St. Martinskirche am Rande der Zagreber Altstadt in unmittelbarer Nähe der Kathedrale stattfinden sollte. Die St. Martinskirche ist in Zagreb der Meßort für den überlieferten Ritus. Das Erzbistum untersagte jedoch die Zelebration, ohne eine offizielle Erklärung abzugeben. Gründe für die abweisende Geste sind daher nicht bekannt.
St. Martinskirche, Meßort des überlieferten Ritus in Zagreb
Das Tradfest versteht sich als „internationales Fest traditioneller und konservativer Ideen“, und damit als Kontrapunkt zu „progressiven Ideen und einer militant säkularistischen Politik“. Die Organisatoren sehen vor allem in einem Land, das erst vor 25 Jahren die Diktatur des Kommunismus abschütteln konnte, die Notwendigkeit zu besonderer Wachsamkeit, um ähnliche Fehlentwicklung rechtzeitig zu verhindern und die traditionelle Ordnung und die konservativen und katholischen Werte zu schützen.
Themen des Festes waren unter anderem die Abwehr der Frühsexualisierung der Kinder durch Schulsexualerziehung, die Abwehr der Pädophilie und der Schutz von Ehe und Familie.
Neuer Ritus ja, alter Ritus nein
Das Tradfest war hochkarätig besetzt. Kardinal Burke wurde dort vom stellvertretenden Premierminister und Außenminister Davor Ivo Stier begrüß. Das Pontifikalamt war kein direkter Teil des Festivals, was im Erzbistum Zagreb dennoch manche nicht daran hinderte, in einem innerkirchlichen Widerstreit, den Kardinal vor den Kopf zu stoßen und die öffentliche Zelebration einer Heiligen Messe im überlieferten Ritus zu verhindern.
Kardinal Burke am 25. Oktober mit dem Erzbischof von Split
Ganz anders war es wenige Tage zuvor in der Tschechischen Republik. Vom 12. bis 15. Oktober hatte Kardinal Burke erstmals Böhmen und Mähren besucht. Er zelebrierte im Zisterzienserstift Hohenfurth-Vyšší Brod und im Strachowkloster in Prag im überlieferten Ritus. Bei einer Lebensrechtstagung unter dem Ehrenschutz von Kardinal Dominik Duka, dem Erzbischof von Prag und Primas von Böhmen, saß er neben Erzbischof Jan Graubner von Olmütz, dem Primas von Mähren, auf dem Podium.
Keine Probleme gab es auch am 25. Oktober, als der Kardinal von Zagreb nach Split weiterreiste. An der Küste Dalmatiens konnte Kardinal Burke ungehindert in der Bischofskirche zusammen mit dem dortigen Erzbischof zelebrieren, allerdings im Neuen Ritus. Das galt auch bereits am Sonntag zuvor in der Zagreber Katharinenkirche. Die Form des Römischen Ritus macht den Unterschied, ob selbst ein Kardinal willkommen ist oder nicht.
Als Kardinal Burke im Mai 2015 und Anfang Oktober 2016 in Triest eine Heilige Messe im überlieferten Ritus zelebrierte, wurde dies wegen der Grenznähe auch in kroatischer Sprache bekanntgemacht. Von Kroatien selbst scheint ein Teil des dortigen Episkopats den überlieferten Ritus jedoch fernhalten zu wollen.
Text: Giuseppe Nardi Bild: Tradfest/Quo Vadia Croatia (Screenshots)
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