Der Präsident des Zentralkomitees der Katholiken in Deutschland, Alois Glück, erwartet, dass es durch die neue Handlungsfreiheit der Bischöfe zu Spannungen innerhalb der Kirchen kommt
Zentralkomittee der Katholiken
Nach Synode: Mehr Verantwortung für die Ortskirchen In Rom sei noch nie so offen diskutiert worden wie in den vergangenen drei Wochen, meint ZdK-Präsident Alois Glück. Die Ergebnisse der Bischofssynode bedeuteten nun mehr Verantwortung und Handlungsfreiheit für die Bischöfe. Das könne zu Spannungen untereinander führen.
Die Synode habe „Räume geöffnet, keine Türen geschlossen“, sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, im Interview mit dem Tagesspiegel. Das Abschlusspapier stimme ihn insgesamt „sehr zuversichtlich“. Zu der vagen Aussage, dass über den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen im Einzelfall entschieden werden sollte, sagte Glück, der Inhalt des Papiers und die Aussage von Papst Franziskus zum Thema müssten zusammen betrachtet werden.
Papst Franziskus hatte in einer abschließenden Ansprache an die Synodenteilnehmer am Sonntag erklärt: „Jeder allgemeine Grundsatz muss inkulturiert werden, wenn er beachtet und angewendet werden soll.“ Glück interpretiert das als einen Auftrag an die Kirchen vor Ort, nach Wegen zu suchen, wie „Solidarität und Partnerschaft, Ehe und Familie in Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche und dem jeweiligen kulturellen Umfeld gelebt werden können“. Auch die Deutsche Bischofskonferenz erhalte nach Aussage von Glück damit die Möglichkeit, im Einzelfall wiederverheirateten Geschiedenen den Zugang zu den Sakramenten zu ermöglichen.
Die Bischöfe trügen damit aber nun auch mehr Verantwortung. Das sei „unbequem“ und es könne nicht mehr so einfach auf Rom verwiesen werden. Glück zeigte sich davon überzeugt, dass die deutschen Bischöfe diese Verantwortung wahrnehmen werden. Er befürchtete jedoch, dass es dadurch zu größeren Spannungen in der Katholischen Kirche kommen werde, denn es gebe eine Minderheit, die sich gegen die Neuerungen stelle. Glück betonte außerdem, dass „noch nie so offen in Rom diskutiert, unterschiedliche Lebenswirklichkeiten und Differenzen so offen dargelegt“ wurden.
„Jede Lebenssituation individuell betrachten“ In der Abschlusserklärung der Deutsche Bischofskonferenz hieß es, die Ehe und Familie seien „über alle kulturellen Unterschiede hinweg eine konstante Größe menschlichen Zusammenlebens“. Die Synode habe gezeigt, wie wichtig Ehe und Familie für die Katholische Kirche seien. Die Kirche sei dazu aufgerufen, diese zu stärken. Die Bischöfe gestanden auch ihre Versäumnisse bei diesem Thema ein: In dem „falsch verstandenen Bemühen“, die kirchliche Lehre hochzuhalten, sei es immer wieder zu „harten und unbarmherzigen Haltungen“ gekommen, insbesondere gegenüber „ledigen Müttern und außerehelich geborenen Kindern, gegenüber Menschen in vorehelichen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften, gegenüber homosexuell orientierten Menschen und Geschiedenen und Wiederverheirateten“.
Beim Thema der wiederverheirateten Geschiedenen sei es gelungen, Pauschalisierungen zu vermeiden. Der Synode sei klar, dass jede Lebenssituation individuell betrachtet werden müsse.
Während der Abschlussmesse im Petersdom am Sonntag in Rom rief Papst Franziskus die Bischöfe zu mehr Realitätssinn auf. Sie müssten sehen, „was wirklich los ist“ und nicht nur das, „was wir wirklich sehen wollen“. Der Glaube müsse zudem im Leben der Menschen verwurzelt sein, um fruchtbar zu sein und um für die Probleme der Gegenwart offen zu sein. Die Bischöfe sollten keine „Spiritualität der Vorspiegelung“ leben und auch nicht zu „Gewohnheitsmensch der Gnade“ werden. Die Kirche sei besonders zur Barmherzigkeit gegenüber den Menschen aufgerufen. Die Kraft dafür gebe Jesus Christus.
Die Professorin für Christliche Sozialwissenschaften der Uni Münster, Marianne Heimbach-Steins, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, der Synode sei eine Annäherung an die Lebenswirklichkeit gelungen. Die Synodenväter hätten sich intensiv damit auseinandergesetzt.
Der Theologe und Vatikan-Experte Ulrich Ruh sagte hingegen, den Bischöfen fehle der Mut, „die Dinge beim Namen zu nennen“. So habe sich die Synode beim Thema wiederverheiratete Geschiedene zwar um Sensibilität bemüht, zum Empfang der Kommunion werde im Abschlussdokument aber nichts gesagt. Trotzdem sei wenig pauschalisiert worden. (pro) http://www.pro-medienmagazin.de/gesellsc...skirchen-93817/
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