Angriff der Homo-Lobby gegen Radio Maria – Mit Unterstützung aus dem Vatikan? 11. November 2016
Pater Livio Fanzaga, Programmdirektor von Radio Maria Italien, und Papst Franziskus
(Rom) Papst Franziskus lobte am Dienstag in einer Videobotschaft die Arbeit von Radio Maria Argentinien. Anlaß für die päpstliche Anerkennung war der 20. Gründungstag des argentinischen Ablegers der Weltfamilie von Radio Maria. Ein harmloses Ereignis, das aber keineswegs so harmlos ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Gegen Radio Maria ist ein harter Angriff im Gange, und das auf sein italienisches Flaggschiff, den Muttersender aller Radio-Maria-Sender. Ein Angriff nach der Devise: „Es werden keine Gefangenen gemacht“, so die Online-Tageszeitung Nuova Bussola Quotidiana.
Der Papst würdigte in dem Video die „Fruchtbarkeit“ des Senders. Sie hänge mit dem Namen des Senders zusammen, der „durch die Mutter“ Jesus zeige.
Radio Maria Italien – und die „Angst“ vor dem Papst
Radio Maria Argentina gehört zur World Family of Radio Maria. In diesem Verbund sind alle Radiosender zusammengeschlossen, die auf das 1982 gegründete Radio Maria Italien zurückgehen. Das sind inzwischen weltweit bereits 77 Sender in 70 Staaten. Radio Maria ist die größte katholische Senderkette der Welt.
Im Rahmen des 6. Weltkongresses von World Family of Radio Maria wurden am 29. Oktober 2015 die Radio-Maria-Verantwortlichen aus aller Welt von Papst Franziskus in Audienz empfangen.
Wegen seiner Bedeutung richtet sich das Augenmerk des öffentlichen Interesses vor allem auf Radio Maria Italien. Innerkirchlich ist das seit der Wahl von Papst Franziskus vor allem wegen Säuberungsaktionen der Fall, bei denen sich der Sender wegen papstkritischer Äußerungen von teils langjährigen Mitarbeitern trennt. Ob diese Äußerungen vor den Mikrophonen des Senders oder ganz woanders fallen, spielt dabei keine Rolle.
Der Moraltheologe Giovanni Cavalcoli OP Der Sender ist für seine Treue zur kirchlichen Lehre bekannt. Genau deshalb scheint die Direktion besorgt, daß kritische Äußerungen zu Aussagen oder Handlungen von Papst Franziskus progressiven Kirchenkreisen in die Hand spielen. Von „Kadavergehorsam“ sprechen hingegen papstkritische Kreise. Und da die Dinge immer etwas komplizierter sind, verbirgt sich dahinter ein knallharter Kampf, der den Sender auslöschen oder zur Aufgabe seiner Linie zwingen will. Einige Köpfen müssen mindestens dabei rollen.
Der Aufschrei gegen Strafe Gottes
Zuletzt geriet der Sender in die Kritik wegen Aussagen des bekannten Moraltheologen und Dominikaners, Pater Giovanni Cavalcoli. Der Stellvertreter des Kardinalstaatssekretärs persönlich trat vor die Mikrophone von Radio Vatikan, um Cavalcoli zu maßregeln. Dabei wurde dem Dominikaner etwas unterstellt, was er in seiner beanstandeten Sendung vom 30. Oktober gar nicht gesagt hatte.
Der Moraltheologe hatte auf eine Hörerfrage bestätigt, daß Gott auch strafe, weil er ein „gerechter Gott ist“. Die „Strafe Gottes“ sei real. Den behaupteten Zusammenhang, die Erdbeben in Mittelitalien seien die Strafe Gottes, weil Italien in diesem Jahr die „Homo-Ehe“ legalisierte, stellte Cavalcoli allerdings nicht her.
Allein die Vorstellung, daß Gott strafe, und somit real in die Welt und ihren Lauf eingreifen könne, provozierte eine scharfe Ablehnung. Selbst im Vatikan beeilte man sich, auf Distanz zu einer solchen Vorstellung zu gehen. Und das allein aus dem Grund, weil die magischen Stichworte Homosexualität und „Homo-Ehe“ fielen, eine ganze politische Richtung, Parteien und sogar Bischöfe ehrfürchtig erstarren und sich verneigen lassen.
Radio Maria trennt sich von Pater Cavalcoli
Kaum hatte Kurienerzbischof Becciu seine Kritik geäußert, trennte sich Radio Maria am 5. November von Pater Cavalcoli. Die Aussagen des Dominikaners seien „inakzeptabel“. Dieser reagierte mit den Worten, daß Papst Franziskus zwar „nicht häretisch“ sei, sich aber „mit falschen Freunden und schlechten Ratgebern“ umgebe.
Radio Maria weltweit
Der Theologe fügte noch eine Anmerkung hinzu und äußerte den Verdacht, daß ein „freimaurerisches Manöver gegen Radio Maria“ im Gange sei.
Das päpstliche Lob für Radio Maria vom 9. November hat mit dem Jubiläum des argentinischen Ablegers zu tun. Die chronologische Abfolge ist jedoch verblüffend und erinnert an Zuckerbrot und Peitsche.
Die Kritik am Dominikaner läutete am 4. November die linksliberale Mediengruppe ein, zu der auch die Tageszeitung La Repubblica gehört. Laut Angaben von Franziskus, die „einzige“ Tageszeitung, die der Papst täglich liest.
La Repubblica ließ erkennen, daß die Sorgen an der Spitze von Radio Maria nicht unbegründet sind.
Kritik an Presseförderung
Die Zeitung schob der Kritik an Cavalcoli gleich am nächsten Tag eine Kritik an der staatlichen Presseförderung für den Sender nach. Über das italienische Presseförderungsgesetz erhielt Radio Maria Italien in den Jahren 2011-2013, jüngere Zahlen liegen nicht vor, jährlich im Durchschnitt rund 700.000 Euro. La Repubblica stellte die Frage, wie lange man es noch dulden wolle, daß „öffentliche Gelder“ für „skandalöse“ katholische „Bannsprüche“ ausgegeben werden, die sogar der Substitut des Kardinalstaatssekretärs als beleidigend“ und „vorchristlich“ bezeichnet hatte.
Die Frage war eine Aufforderung, die offenbar verstanden wurde. Das zuständige Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung, geleitet vom Linksdemokraten Carlo Calanda, reagierte auf den Repubblica-Artikel mit der Mitteilung, daß es die bisherigen fixen Zuwendungen an Radio Maria künftig nicht mehr geben werde.
„Das ist eine ausgezeichnete Nachricht. Genau das, was wir erhofft hatten“, bedankte sich La Repubblica öffentlich für dieses ungewöhnlich schnelle Tempo.
LGBT-Regie, „die von einigen Kirchenvertretern unterstützt wird“
Die katholische Online-Zeitung Nuova Bussola Quotidiana (NBQ) schrieb dazu am 9. November: „Seien wir ehrlich. Die Gefühle und die Lebensbedingungen der Erdbebengeschädigten in Mittelitalien interessieren niemand. Jedenfalls niemand von denen, die in die Arena gestiegen sind, um Pater Cavalcoli – und Radio Maria – zu zerfleischen. Je mehr Tage vergehen, desto offenkundiger scheint es, daß es hier auch Heckenschützen-Operation geht, die in einer bestimmten LGBT-Welt Regie führt, und die von einem Teil der Kirchenvertreter unterstützt wird.“
Msgr. Becciu, der Substitut des Kardinalstaatssekretärs
Der erste Artikel, der die Aussagen von Pater Cavalcoli verzerrte und die Kampagne gegen den Moraltheologen und Radio Maria startete, stammte aus der Feder eines jungen Homo-Aktivisten. Laut eigenen Angaben auf einem Homo-Kongreß, scheint er einige Moderatoren von Radio Maria unter ständiger Beobachtung zu halten, was sie zur Homosexualität sagen.
Der Artikel wäre, wie viele andere Artikel gegen Radio Maria, nach zwei Tagen vergessen gewesen, wenn sich nicht Erzbischof Becciu vom vatikanischen Staatssekretariat zu Wort gemeldet hätte.
Beccius Stellungnahme bestätigt, daß es eine politische und nicht um eine doktrinelle Frage geht. Sein Arbeitsbereich ist in einer Regierung dem Außenministerium vergleichbar. Es geht nicht um die Erdbebenopfer, die Pater Cavalcoli angeblich beleidigt hätte. Es geht in Wirklichkeit um die Homosexuellen. „Es ist kein Zufall, daß nach Msgr. Becciu auch die ‚unerfreulichen‘ Kommentare des Generalsekretärs der Italienischen Bischofskonferenz, Msgr. Nunzio Galantino, und einiger für das Thema Homosexualität besonders sensibler Bischöfe folgten“, so NBQ.
„Hätte Pater Cavalcoli behauptet, das Erdbeben, das die Stadt Norcia zerstörte, sei eine Rebellion von Mutter Erde gewesen, weil Italien nicht ausreichend die Klimaabkommen gegen die menschenverschuldete Erderwärmung durch CO2-Ausstoß erfüllt, hätte sich niemand aufgeregt. Ganz im Gegenteil. Aus dem Vatikan wäre breite Zustimmung gekommen.“
Pater Livio Fanzaga, der Programmdirektor von Radio Maria, hielt während der Diskussion über das „Homo-Ehe“-Gesetz nicht mit seiner Ablehnung hinter dem Berg. „Dafür muß er nun zahlen, und das ganz wörtlich“, so NBQ.
Mellonis Rundumschlag gegen „homophobe, reaktionäre“ Positionen
Doch damit nicht genug. Auf die laizistische Empörung von La Repubblica folgte noch die kirchlich-progressive Empörung des Kirchenhistorikers Alberto Melloni, dem Direktor der „Schule von Bologna“, dessen Deutung des Zweiten Vatikanischen Konzils als „Bruch“ mit der rückständigen vorkonziliaren Kirche sich auch die Deutsche Bischofskonferenz etwas kosten ließ.
Melloni ging mit Radio Maria noch schärfer ins Gericht und warf dem Sender vor, „homophobe“, „antimoderne“, „integralistische“ und „reaktionäre“ Positionen zu vertreten. Überhaupt sei der Sender Ausdruck einer „randständigen“ und „rückwärtsgewandten“ Katholizität, die sich eigentlich gar nicht mehr katholisch nennen könne.
Nur am Rande sei erwähnt, daß Mellonis Institut soviel an öffentlichen Geldern erhält, daß die Presseförderung für Radio Maria im Vergleich dazu fast lächerlich erscheint.
Vielleicht liegt darin auch der Grund für Mellonis Eifer. Muß man gelegentlich gegenüber den „richtigen“ Leuten unter Beweis stellen, daß man „das Geld wert“ ist?
So kommt Melloni zum Schluß, daß es „hier nicht nur um Radio Maria geht“, sondern um eine ganze „obskure“ Welt von katholischen „Internetseiten, Blogs und sozialen Netzwerken“, die „Ängste schüren, darunter jene der Lebensrechtsbewegungen darüber, was an den Schulen gelehrt wird, und jene der traditionalistischen Priester, die der Ausländerfeindlichkeit der Lega Nord einen Weihrauchgeruch verpassen, dazu jene der Unterstützer eines Familien-Radikalismus, die gegenüber der homosexuellen Liebe unbewältigte Ressentiments hegen“ usw.
Dazu NBQ:
„Es scheint offensichtlich, daß für Melloni – und seine Gefährten im Vatikan – die Lösung nur in der gnadenlosen Beseitigung dieser Galaxie bestehen kann, weil sie die Aussöhnung mit der Welt gefährden könnte, die vom Heiligen Stuhl anstrebt wird. Mit anderen Worten: Das Spiel ist noch nicht zu Ende, das Dreieck Repubblica-Regierung-Vatikan (zumindest einige Teile davon) werden auf dem von ihnen eingeschlagenen Weg weitergehen. Die durch Melloni vermittelte Botschaft ist eindeutig: Es werden keine Gefangenen gemacht.“