Tagles „Papabile“-Zug rollt weiter – mit Unterstützung von Papst Franziskus 23. November 2016
Präferenzen: Papst Franziskus überreichte am Sonntag Kardinal Luis Antonio Tagle, dem Erzbischof von Manila, das erste Exemplar von Misericordia et misera (Rom) Einige Kirchenkreise versuchen den philippinischen Kardinal Luis Antonio Tagle als „Papabile“ in Stellung zu bringen. Die ersten Signale in diese Richtung liegen bereits einige Jahre zurück. In jüngster Zeit werden es mehr.
Es ist bekannt, daß progressive Kirchenkreise seit einiger Zeit Ausschau halten nach einem Nachfolger für Papst Franziskus, der in drei Wochen 80 wird. Den „Frühling“, den sie Johannes XXIII. zuschreiben, und der durch die Wahl von Papst Franziskus zurückgekehrt sei, wollen sie dieses Mal festhalten.
„Vollkommener Franziskus-Interpret“
Um ins Gespräch zu kommen oder gebracht zu werden, eignen sich besonders Autobiographien. Ende September kam in Italien die Autobiographie von Kardinal Tagle, „Ich habe von den Letzten gelernt“ (Ho imparato dagli ultimi), in den Buchhandel. Um genau zu sein, handelt sich um ein autobiographisches Gespräch mit dem Journalisten Gerolamo Fazzini. Daß damit „Höheres“ beabsichtigt ist, lassen bereits Erscheinungsort und Sprache erkennen. Der Erzbischof von Manila veröffentlicht seine Autobiographie in Italien und in italienischer Sprache. In Rom laufen die Fäden der Kirche zusammen und Italienisch ist die inoffizielle Verkehrssprache in der Kirche.
Der Leiter der progressiven Schule von Bologna, Alberto Melloni, rührte lautstark auf der Apenninenhalbinsel die Trommel für Tagles Autobiographie. Dafür standen ihm die Spalten der linksliberalen Tageszeitung La Repubblica offen. Der „einzigen“ Tageszeitung, die Papst Franziskus liest. Tagle sei der „vollkommene Franziskus-Interpret“, so Melloni. Von 1995-2001 gehörte Tagle selbst zum Redaktionsteam des Hauptprojekts der Schule von Bologna, der mehrbändigen „Geschichte des Zweiten Vatikanischen Konzils„.
„Ein für Kardinäle verbotenes Buch“
Nun ist auch eine spanische Ausgabe des Buches erschienen. Damit nähern wir uns zumindest historisch den Philippinen. Das Inselarchipel war von 1565—1898 ein Teil Neuspaniens. Spanisch blieb bis 1973 Amtssprache, wurde aber nur von einer kleinen Minderheit gesprochen.
Spanische Ausgabe der Tagle-Autobiographie Der Kardinal zielt mit seiner Autobiographie, das jedenfalls steht fest, nicht auf ein Publikum in seiner philippinischen Heimat ab.
Auch die spanische Buchausgabe wird publizistisch von bekannten progressiven Kreisen unterstützt. Der spanische Titel unterscheidet sich leicht vom italienischen Original und lautet: „Ich habe von den Armen gelernt“.
Die progressive Nachrichtenplattform Religion Digital berichtete gestern darüber als „ein für Kardinäle verbotenes Buch“. „Wenn die Lektüre des neuen Buches für Kardinäle nicht verboten ist, dann ist sie zumindest nicht empfehlenswert“, so Antonio Aradillas (Religion Digital) in seiner Besprechung.
Gemeint ist aber lediglich ein Kokettieren mit progressiven Chiffren, mit denen Signale ausgesendet werden. Aradillas formulierte es so: „Für viele Kardinäle, besonders jene, die als ‚Eminentissimi et Reverendissimi‘ Purpurträger mit dem Titel von ‚Kirchenfürsten‘ wirken, wird das autobiographische Buch von ‚Kardinal Tagle‘ provokant bis skandalös wirken.“
Wenn Aradillas auch „Kardinal Tagle“ unter Anführungszeichen setzt, hat das damit zu tun, daß der Kardinal sich von allen am liebsten „Chito“ nennen läßt, aber eine formale Anrede mit seinen kirchlichen Titeln ablehnt.
„Weltfrieden hängt von Fähigkeit der Religionen zum Zusammenleben ab“
Tagle sei „einer der Kardinäle, der dem Stil und dem Lehramt von Papst Franziskus am nächsten steht“, wie man aus den „zahlreichen Aufgaben ersehen könne, die der Papst ihm anvertraut“ hat. Der Kardinal bekenne sich zu einer „Einheit mit dem Volk“. Für ihn wurde das Zweite Vatikanische Konzil „nicht vollständig umgesetzt“. Zu den „vorrangigen Themen“ zählt er den „ökumenischen und interreligiösen Dialog“.
Der Frieden in der Welt hängt für den philippinischen Kardinal nicht von Jesus Christus ab, sondern von der „Fähigkeit der verschiedenen Religionen, zusammen in einem Klima des gegenseitigen Respekts zu leben“.
„Die Zukunft der Kirche liegt in Asien, wo es viel mehr Christen gibt, als wir glauben“, so Tagle in seinem neuen Buch. In dem er auch bekennt: „Ich lerne viel von den einfachen Menschen“.
„Haben wir hier die Knospe für eine zweite Version von Papst Franziskus?“
Religion Digital gerät schließlich ins Schwärmen für den Erzbischof von Manila und sieht ihn – wie Melloni in Italien – als idealen Nachfolger für Papst Franziskus: „Haben wir hier, durch Gottes Barmherzigkeit, bereits die Knospe für eine zweite Version von Papst Franziskus? Bei allem Respekt, aller Aufrichtigkeit und Treue zum Evangelium: Welche und wie viele Kardinäle – und nicht – können ihrer Autobiographie den Titel geben ‚alles war sie wissen, von den Armen gelernt zu haben‘?“
Denkt Papst Franziskus auch so? In der Tat hat er dem philippinischen Kardinal eine Reihe von Aufgaben übertragen. Im Mai 2015 machte er ihn zum Präsidenten der Caritas Internationalis. Eine Schlüsselposition in den Augen von Papst Franziskus, angesichts der Option für die Armen. Darin sind 165 nationale Caritas-Organisationen zusammengeschlossen, die weltweit tätig sind. Die Caritas Internationalis ist mit einer eigenen Delegation bei der UNO akkreditiert.
Gesten päpstlicher Präferenz
Vergangener Sonntag: Papst und Kardinal Tagle Es sind zudem eine Reihe kleinerer und größerer Gesten, die eine päpstliche Präferenz für Kardinal Tagle erkennen lassen.
Am vergangenen Sonntag unterzeichnete Papst Franziskus auf dem Petersplatz nach Ende des Angelus das Apostolische Schreiben Misericordia et misera, mit dem er das Heilige Jahr der Barmherzigkeit beendete und bekanntgab, wie dieses Jubeljahr weiterwirken soll. Einige gedruckte Exemplare des Schreibens wurden von Franziskus persönlich „in Vertretung des ganzen Gottesvolkes“ einigen Personen überreicht. Diese „Vertreter“ waren hierarchisch gegliedert: ein Kardinal, ein Erzbischof, zwei Missionare der Barmherzigkeit, ein ständiger Diakon, zwei Ordensleute, eine Familie, ein junges Brautpaar, zwei Katechetinnen der Diözese Rom, ein geistig und ein körperlich Behinderter.
Der erste „Vertreter des Gottesvolkes“ der vortrat und die größte Aufmerksamkeit erhielt, war Luis Antonio Kardinal Tagle. http://www.katholisches.info/2016/11/23/...pst-franziskus/ Text: Giuseppe Nardi Bild: Vatican.Va (Screenshots)
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