In Freiheit erziehen
[b]Das Vertrauen, das man uns entgegenbringt, bewegt uns zum Handeln. Spüren wir hingegen, dass man uns misstraut, lähmt uns das. Es ist daher sehr gut den Kindern zu helfen ihre Freiheit richtig zu gebrauchen. 27. November 2016
Opus Dei - In Freiheit erziehen
Gott wollte freie Lebewesen erschaffen, mit all den damit verbundenen Folgen. Als guter Vater hat Er uns die Grundregeln - das Sittengesetz - gegeben, damit wir die Freiheit richtig verwenden können, das heißt so, dass sie zu unserem eigenen Wohl führt. Und deswegen wollte (Er) das Risiko unserer Freiheit eingehen i.
Irgendwie kann man sagen, dass der Allmächtige sich damit begnügt hat, seine eigenen Absichten der Zustimmung des Menschen zu unterwerfen: Gott lässt sich auf unsere Freiheit ein, auf unsere Unvollkommenheit und unser Elend ii, weil Er unsere frei hingegebene Liebe lieber hat als die Sklaverei einer Marionette. Er möchte lieber seine Pläne scheinbar scheitern lassen als unserer Antwort Bedingungen stellen.
Der heilige Josefmaria zitiert im Weg einen “Sinnspruch”, der der heiligen Theresia zugeschrieben wird: «Theresia, ich wollte... Aber die Menschen haben nicht gewollt» iii. Das Kreuzesopfer Christi ist der deutlichste Beweis dafür, wieweit Gott bereit ist, auf die Freiheit der Menschen Rücksicht zu nehmen. Wenn Er bis zum Äußersten gegangen ist - wird ein christlicher Vater denken -, wer bin dann ich, um das nicht auch zu tun?
Die Kinder lieben heißt ihre Freiheit lieben. Das bedeutet aber auch, ein Risiko einzugehen, sich der Freiheit der Kinder auszuliefern. Nur so entwickeln sie sich wirklich selbst. Das geschieht auf eine lebendige, innerliche Weise und nicht automatisch oder als Reaktion auf einen Zwang oder eine äußere Beeinflussung.
So wie eine Pflanze nicht deshalb wächst, weil der Gärtner an ihr zieht, sondern weil sie selbst die Nährstoffe in sich aufnimmt, so entfaltet sich der Mensch in seinem Menschsein in dem Maß, in dem er freiwillig das Vorbild annimmt, das er am Anfang erhält. Wenn die Eltern ihre Kinder wirklich lieben und aufrichtig an ihrem Glück interessiert sind, müssen sie, nachdem sie ihre Ratschläge und Gedanken geäußert haben, in der Lage sein, sich taktvoll zurückzuziehen, damit nichts das große Gut der Freiheit beeinträchtigt, das den Menschen zur Liebe Gottes und zu seinem Dienst befähigt. Sie sollten sich vergegenwärtigen, dass Gott selbst unsere Liebe und unseren Dienst nur in Freiheit will und unsere persönlichen Entscheidungen immer respektiert iv. EINE ANGEST UND IN ANSPRUCH GENOMMENE FREIHEIT
Die Freiheit der Kinder anzustreben ist daher weit davon entfernt, mit unbekümmerter Gleichgültigkeit zuzusehen, wie sie diese nützen. Die Vaterschaft setzt bei der Erziehung das fort, was sie bei der Zeugung begonnen hat. Die Freiheit der Kinder zu schätzen bedeutet auch zu wissen sie zu fordern.
So wie Gott es suaviter et fortiter mit dem Menschen macht, müssen die Eltern fähig sein ihre Kinder einzuladen, ihre Fähigkeiten so gebrauchen, dass aus ihnen gute Menschen werden. Vielleicht ergibt sich eine gute Gelegenheit, wenn die Kinder für bestimmte Pläne um Erlaubnis bitten; es kann dann angebracht sein zu antworten, dass sie selbst es sind, die das entscheiden müssen, nachdem sie alle Umstände des Vorhabens erwogen haben. Sie sollen sich aber fragen, ob das, worum sie bitten, für sie wirklich gut ist oder nicht. Dabei soll man ihnen helfen zu unterscheiden, was notwendig und was eine Laune ist, damit sie verstehen, dass es nicht gerecht ist etwas zu vergeuden, was sich viele nicht leisten können, usw.
Vertrauen entgegenzubringen und geduldig zu fordern führen zu den besten Ergebnissen. Selbst in dem extremen Fall, dass ein Kind eine Entscheidung trifft, die die Eltern aus guten Grü nden als verfehlt und vielleicht sogar als höchst unglücklich ansehen, hilft der Zwang nicht. Das einzige, was hilft, ist, dem Kind Verständnis entgegenzubringen und ihm weiterhin zur Seite zu stehen, um die Schwierigkeiten zu überwinden und aus jener unglücklichen Entscheidung zumindest noch das Bestmögliche zu machen v.
In jedem Fall besteht die Erziehungsaufgabe darin bestrebt zu sein, dass die Kinder wollen; ihnen letzten Endes die geistigen und sittlichen Hilfsmittel zu geben, damit sie alle fähig sind, aus eigener Überzeugung das Gute zu tun.
Den Menschen und seine Freiheit anzuerkennen bedeutet nicht, alles gutzuheißen, was jemand denkt oder tut. Die Eltern müssen mit den Kindern darüber sprechen, was gut und was besser ist, und manchmal werden sie unvermeidbar den Mut aufbringen müssen, um sie mit dem notwendigen Nachdruck zurechtzuweisen. Da sie ihre Kinder nicht nur achten sondern sie lieben, werden sie nicht jedes beliebige Verhalten tolerieren können.
In den menschlichen Beziehungen gibt es nichts, das weniger tolerant, gleichgültig und nachgiebig ist wie die Liebe. Es ist zwar möglich eine Person mit ihren Fehlern zu lieben, aber es ist nicht möglich sie wegen ihrer Fehler zu lieben. Die Liebe strebt nach dem Wohl des Menschen, sie möchte, dass er sein Bestes gibt und glücklich wird. Und deshalb wird jemand, der liebt, bestrebt sein, dass der andere gegen seine Unzulänglichkeiten ankämpft, und danach verlangen ihm zu helfen sie zu berichtigen.
Ein Mensch besitzt immer mehr gute Seiten - zumindest als Möglichkeit - als schlechte, und diese guten Eigenschaften sind es, die ihn liebenswert machen. Man liebt aber nicht die positiven Eigenschaften, sondern den Menschen, der sie hat, und die er zusammen mit anderen besitzt, die es vielleicht nicht sind. Ein korrektes Verhalten ist fast immer das Ergebnis vieler Zurechtweisungen. Und die werden umso wirksamer sein, wenn sie mit positiver Gesinnung erteilt werden, und wenn vor allem das betont wird, was in der Zukunft besser gemacht werden kann.
Das Vertrauen, das uns entgegengebracht wird, bewegt uns zum Handeln. Wenn wir dagegen merken, dass uns misstraut wird, lähmt uns das. Ganz deutlich ist das im Fall der ganz kleinen und der heranwachsenden Kinder zu sehen, die noch dabei sind ihren Charakter auszubilden und die das Urteil der anderen sehr wichtig nehmen.
Vertrauen bedeutet soviel wie Glauben haben, jemandem Glauben schenken, ihn für glaubwürdig halten. Man muss es je nach den Umständen auch zeigen oder dabei bleiben, aber auch vorleben. Das Vertrauen, das dem anderen entgegengebracht wird, hat meist eine doppelte Wirkung: einerseits ein unmittelbares Gefühl der Dankbarkeit, weil man weiß, etwas Gutes erhalten zu haben; andererseits fördert das erwiesene Vertrauen das Verantwortungsgefühl.
Wenn mich jemand um etwas Wichtiges bittet erwartet er, dass ich es ihm geben werde, weil er darauf vertraut, dass ich es ihm geben kann: er hat von mir eine hohe Meinung. Wenn er mir vertraut, so fühle ich mich veranlasst, seinen Erwartungen nachzukommen und für meine Handlungen die Verantwortung zu übernehmen. Jemandem zu vertrauen ist eine sehr tiefgründige Art, ihm einen Auftrag zu geben.
Ein Großteil dessen, was die Erzieher tun können, hängt davon ab, wie gut es ihnen gelungen ist, diese Haltung in den jungen Menschen zu wecken. Besonders die Eltern müssen das Vertrauen ihrer Kinder gewinnen, indem sie es ihnen zuerst selbst schenken. Ab einem gewissen, schon sehr frühen Alter empfiehlt es sich, sie zu ermuntern ihre Freiheit zu nützen. Die Eltern sollen sie zum Beispiel um etwas bitten und ihnen erklären was gut und was schlecht ist. Das wäre jedoch sinnlos, wenn es kein Vertrauen gäbe, dieses gegenseitige Verständnis, das den Menschen hilft ihr Herz zu öffnen. Ohne das ist es schwer, Ziele und Aufgaben vorzugeben, die zur persönlichen Entfaltung beitragen.
DIE FREIHEIT HERANBILDEN
Die gute Erziehung kann verstanden werden als ein Ermöglichen der Freiheit , und zwar dahingehend, dass man den Ruf des Wertvollen wahrnimmt – also all dessen, was bereichert und einlädt verbreitet zu werden –, und bereit ist, sich den praktischen Anforderungen zu stellen. Und das gelingt, wenn man sich vornimmt die Freiheit zu nützen und sinnvolle Aufgaben in Angriff zu nehmen.
Jedes Lebensalter hat seine positiven Seiten. Eine der kostbarsten der Jugend ist die Leichtigkeit, mit der sie Vertrauen schenkt und der freundlichen Aufforderung tatsächlich nachkommt. In einer verhältnismäßig kurzen Zeit lassen sich deutliche Veränderungen bei Jugendlichen feststellen, denen man Aufträge gegeben hat, die sie übernehmen können und die sie für wichtig halten: etwa jemandem zu helfen, oder mit den Eltern bei einer Erziehungsaufgabe zusammenzuarbeiten...
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