Pädophilie: Die „Nulltoleranz“ von Papst Franziskus „mit oder ohne befreundete Kardinäle“ 5. Januar 2017
Papst Franziskus und die "Nulltoleranz" bei Kindesmißbrauch. Am 28. Dezember schrieb Franzskus zum Fest der Unschuldgen Kinder einen Brief an alle Bischöfe, um sie zur Bekämpfung von Ungerechtigkeiten gegen Kinder aufzufordern. Die Tötung ungeborener Kinder erwähnt er darin nicht.
(Rom) Papst Franziskus veröffentlichte am 28. Dezember, dem Fest der Unschuldigen Kinder, einen Brief an alle Bischöfe der katholischen Kirche. Darin forderte er die Brüder im Bischofsamt zum Thema Kindesmißbrauch auf: „Machen wir uns den Auftrag zu ‚null Toleranz‘ in diesem Bereich klar und aufrichtig zu Eigen.“ In dem Schreiben geht es um „Notsituationen und anhaltende Krisen“, um „Sexualhandel“ um Migration und „Unterernährung“, „Kinderarbeit“, „Sklaverei“, Schulbildung, Ausbildung und „äußerste Armut“.
„Wir brauchen den Mut, sie vor den neuen Gestalten eines Herodes unserer Zeit zu verteidigen, welche die Unschuld unserer Kinder missbrauchen. Unschuld gebrochen unter der Last der Schwarz- und Sklavenarbeit, unter der Last der Prostitution und Ausbeutung. Unschuld zerstört von Kriegen und gezwungener Auswanderung zusammen mit dem Verlust von allem, was dies mit sich bringt. Tausende unserer Kinder sind in die Hände von Banditen, von Mafiaorganisationen, von Todeshändlern geraten, die nichts anderes machen, als ihre Bedürfnisse zu missbrauchen und auszubeuten.“
„Nulltoleranz“ unter Benedikt XVI. und Franziskus
Papst Benedikt XVI. war es, der die „Nulltoleranz“ zum Programm machte. Zuvor hatte bereits Johannes Paul II. 2001 eine deutliche Reform durchgeführt. Unter Papst Franziskus ist die von den weltlichen Medien wiederholte Linie jedoch mit Vorbehalt zu sehen. Die „Nulltoleranz“ gilt unter dem argentinischen Kirchenoberhaupt offenbar je nach Nähe und Haltung der Betroffenen. Während sie bei einigen exemplarisch verfolgt wird, fällt sie bei anderen, wie dem belgischen Kardinal Godfried Danneels, wundersam unter den Tisch. Danneels ist ein Vertrauter des Papstes, der im Team Bergoglio und im Geheimzirkel von Sankt Gallen zusammen mit den Kardinälen Kasper, Lehmann und Murphy-O‘Connor organisierte. Der in Belgien bekannteste Mißbrauchsfall, den Kardinal Danneels gedeckt haben soll, ist der von ihm geförderte ehemalige Bischof Roger VanGheluwe von Brügge. Dennoch hat Danneels freien Zugang zum Papst und wurde von Franziskus persönlich ausgerechnet zum Synodalen der beiden Bischofssynoden über die Familie ernannt.
Michael Brendan Dougherty veröffentlichte am 3. Januar in der US-Ausgabe des Wochenmagazins The Week die Kolumne: „A child abuse scandal is coming for Pope Francis“ (Ein Kindesmißbrauchsskandal kommt über Papst Franziskus). Darin schildert der Autor, was genau unter der proklamierten „Nulltoleranz“ von Franziskus zu verstehen ist.
Glaubenskongregation zu effizient?
Demnach beabsichtige der Papst die Jurisdiktion über Mißbrauchsfälle von der Glaubenskongregation abzuziehen und einer anderen Institution an der Römische Kurie zu übertragen. Dabei handelt die Glaubenskongregation unter der Leitung von Kardinalpräfekt Gerhard Müller ausgesprochen schnell und effizient. Warum also diese Veränderung, obwohl gute Resultate vorliegen? Weil die Glaubenskongregation zu gut arbeite, so Dougherty. „Interventionen“ zugunsten von beschuldigten Klerikern haben zuletzt „endemische“ Züge angenommen. Dabei werde zwischen zwei Personengruppen unterschieden: zwischen Beschuldigten „mit befreundeten Kardinälen“ und Beschuldigten „ohne befreundete Kardinäle“.
Der Fall „Don Mercedes“
Als Beispiel nennt Dougherty den Fall von Don Mauro Inzoli, der wegen seines aufwendigen Lebensstils auch „Don Mercedes“ genannt wird. Er wurde beschuldigt Kinder sexuell belästigt zu haben. „Er hat angeblich Minderjährige im Beichtstuhl mißbraucht“, so The Week. Als sein Fall vor die Glaubenskongregation kam, wurde er 2012 für schuldig befunden und suspendiert. Papst Benedikt XVI. ordnete seine Laisierung an.
„Don Mercedes hatte aber ‚befreundete Kardinäle‘“. Für ihn intervenierten Kardinal Coccopalmerio und der Dekan der Rota Romana, Pio Vito Pinto. Papst Franziskus setzte Inzoli 2014 wieder in den Priesterstand ein mit der Aufforderung, ein Leben „der Demut und des Gebets“ zu führen. Beide, Coccopalmerio und Pinto, gehören im Streit um das nachsynodale Schreiben Amoris laetitia zu treuen Parteigängern des Papstes. Coccopalmerio lobte im Juli 2016 die „Tiefe, Transparenz und Sanftmut“, die Papst Franziskus im umstrittenen Achten Kapitel von Amoris laetitia an den Tag lege. Msgr. Pinto empfahl im Dezember in Spanien den vier Kardinälen Brandmüller, Burke, Caffarra und Meisner, wegen ihrer Dubia zu Amoris laetitia die Kardinalswürde abzuerkennen.
Der päpstlichen Empfehlung scheint Inzoli keine besondere Beachtung geschenkt zu haben. Die italienische Staatsanwaltschaft ermittelte erneut gegen ihn. Im Juni 2016 wurde er wegen Pädophilie in Cremona in einem verkürzten Verfahren (automatische Reduzierung der Strafe um ein Drittel) zu vier Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Zudem darf er sich nicht mehr Orten mit Kindern nähern. Seinen fünf Opfern mußte er 25.000 Euro Schmerzensgeld zahlen. Die Opfer waren zwischen 12 und 16 Jahre alt. Angeklagt wurde er in acht Fällen, fünfzehn weitere waren bereits verjährt.
Schwächung der Glaubenskongregation
Glaubenskongregation
Dougherty gelangte zum Schluß, daß es dem Papst in Sachen Jurisdiktion nicht um die Bekämpfung des Kindesmißbrauchs gehe, sondern darum einen seiner einflußreichsten Gegner, Kardinalpräfekt Müller, zu schwächen. In diesem Kontext ist wohl auch die jüngst erfolgte Entlassung von drei tüchtigen Mitarbeitern der Glaubenskongregation zu sehen. Die Entlassung wurde direkt vom Papst angeordnet. Der Verlust von drei „ausgezeichneten Priester“ und professionell tüchtigen Mitarbeitern bedeutet für eine Institution wie die Glaubenskongregation einen erheblichen Aderlaß.
Einige „Ratzingerianer“ unter den Präfekten der Römischen Kurie wurden von Papst Franziskus seit Beginn seines Pontifikats mehr oder weniger freundlich entlassen, so Kardinal Piacenza (Kleruskongregation), Kardinal Cañizares (Gottesdienstkongregation) und Kardinal Burke (Apostolische Signatur). Andere Präfekten werden von Franziskus in Amt und Würden belassen (oder durch einen Betriebsunfall von ihm selbst ernannt), aber in ihrer Kongregation weitgehend isoliert, ihrer Zuständigkeiten entkleidet oder ohne nennenswerten Mitarbeiterstab gelassen, so Kardinal Pell (Wirtschaftssekretariat) und Kardinal Sarah (Gottesdienstkongregation). Dieses Schicksal scheint nun auch Kardinal Müller und die Glaubenskongregation zu treffen.
Selbst progressive Kreise wie der Vatikanist John Allen schreiben, daß Papst Franziskus eine Abneigung gegen formelle Wege hegt und diese nach Möglichkeit umgeht. Er informiert sich lieber „informell“, eine Vorgehensweise mit eindeutigen Defiziten. Sie macht Entscheidungen auch von weitreichender Natur davon abhängig, ob der betreffende Gesprächspartner dem Papst zu Gesicht steht oder nicht.
Nur am Rande sei erwähnt, daß das päpstliche Schreiben an die Bischöfe zum Fest der Unschuldigen Kinder eine „Ungerechtigkeit“ nicht erwähnt: den Massenmord an den unschuldigen, ungeborenen Kindern durch Abtreibung. http://www.katholisches.info/2017/01/05/...ete-kardinaele/ Text: Giuseppe Nardi Bild: The Week (Screenshot)
Beliebteste Blog-Artikel:
|