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  • 13.02.2017 00:41 - Rückkehr ja, aber bitte mit Korrekturen und Selbstkritik! Eine kritische Anmerkung zu den Verhandlungen Roms mit der Piusbruderschaft
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Rückkehr ja, aber bitte mit Korrekturen und Selbstkritik! Eine kritische Anmerkung zu den Verhandlungen Roms mit der Piusbruderschaft
13. Februar 2017 Der Vatikan und die Piusbruderschaft, Forum, Liturgie & Tradition, Papst Franziskus 5


Zweites Vatikanisches Konzil: Eckpfeiler, Wendepunkt, Kontinuität, Bruch, conditio sine qua non?
Gastkommentar von Dr. Markus Büning*

http://www.katholisches.info/2017/01/31/...n-mini-schisma/

Bevor ich zum Thema etwas sage, möchte ich einige persönliche Vorbemerkungen machen, die zum Verständnis meiner Ausführungen hoffentlich beitragen können:

Ich habe großen Respekt vor den Petrusbrüdern, die mit einem wahren sensus catholicus vor Jahren den Weg in die Kirche zurück gefunden haben. Dies geschah sicher unter vielen Tränen! Diese sind deshalb ja auch im Wappen dieser Bruderschaft enthalten. Die Männer der ersten Stunde haben sich selbstkritisch mit ihren bis dahin vertretenen Positionen auseinandergesetzt und nach vielem Ringen waren sie in der Lage, die grundlegenden Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils anzuerkennen. Dies ist aus meiner Sicht der einzig gangbare Weg, um das berechtigte Anliegen der Tradition in die Kirche neu einbringen zu können, insbesondere das Anliegen der Wiederentdeckung der römischen Liturgie im außerordentlichen Ritus. Dies sage ich, obwohl ich persönlich aus vielen Gründen mehr ein Anhänger des neuen Ritus bin.

Folgende Gründe führe ich hier an: der „reichere Tisch“ des Wortes, die bessere Nachvollziehbarkeit der Riten und die Konzentration auf das Wesentliche der Liturgie. Mir ist klar, dass in den letzten Jahren viele Priester in unserer Kirche die neue Liturgie missbraucht und sie ihrem eigenen Gutdünken
ausgeliefert haben. Dieser liturgische Missbrauch ist höchst verwerflich und müsste von den Bischöfen viel konsequenter geahndet werden. Aber aus meiner Sicht ist dies kein Grund, die neue Form der Liturgie, wenn sie rite recte gefeiert wird, zu verwerfen. Allerdings achte und respektiere ich zutiefst all diejenigen Katholiken, die im alten Messritus ihre Zuflucht nehmen oder diesen aus geistlichen Gründen für sich vorziehen. Mit dieser Pluralität kann ich gut leben. Perspektivisch ist m.E. aber nach wie vor eine „Reform der Reform“ angezeigt, die der ganzen Universalkirche einen Ritus „schenkt“, der organisch aus der Tradition der Kirche erwächst und die guten Impulse der Liturgiereform sinnvoll zu integrieren vermag.


Piusbruderschaft (FSSPX)

Nun zum eigentlichen Thema: Seit Monaten ist die Rede davon, dass nun bezüglich der kanonischen Anerkennung der Piusbruderschaft ein neuer Kurs seitens der päpstlichen Autorität „gefahren“ wird. Es scheint – anders als damals bei der Petrusbruderschaft – eine Rückkehr ohne vorherige Anerkennung des Zweiten Vatikanums in seinen Grundsätzen möglich zu sein. Dies ist aus meiner Sicht sehr problematisch! Warum? Hier schreibt nun einer, der die Dinge aus der Sicht der Hagiografie betrachtet. Die Lebensbeispiele der heiligen Konzilspäpste ermuntern mich zur Kritik an einer bedingungslosen Anerkennung einer theologischen Richtung, die die vom Konzil zu Recht gemachte Öffnung der Kirche gegenüber den Fragen der Gegenwart unreflektiert und pauschal als Modernismus brandmarkt. Die Kirche hätte diese Päpste niemals kanonisieren dürfen, wenn das von ihnen einberufene (Johannes XXIII.), fortgeführte (Paul VI.) und umgesetzte Konzil (Paul VI. und Johannes Paul II.) ein Zerstörungswerk der Kirche gewesen wäre, oder noch schlimmer: eine Thronenthebung des Christkönigs, so der Gründer der Bruderschaft Marcel Lefebvre, der ein Buch über das Konzil und seine Päpste mit dem Titel „Sie haben ihn entthront!“ versah.

Durch diese Kanonisationsakte werden die Piusbrüder in ihrer Konzilsinterpretation in der Tat Lügen gestraft. Warum ist das so? Hier müssen wir nun näher auf das Wesen der Kanonisierung schauen. Nach herrschender Meinung in der Dogmatik beansprucht die Kirche bei der Kanonisierung die Gabe der Unfehlbarkeit. Hören wir nur die vorkonziliare (sic!) Dogmatik von Diekamp-Jüssen:

„Die Kanonisation der Heiligen ist das letzte und endgültige Urteil der Kirche darüber, dass jemand zu den Heiligen des Himmels zählt und in der ganzen Kirche als heilig zu verehren ist. Die meisten Theologen halten die feierliche Heiligsprechung mit Recht für unfehlbar. Wenn die Kirche von Gott verworfenen Menschen zur Nachahmung und Verehrung aufstellte, würde sie ja ihr eigenstes Wesen und ihre Bestimmung, die Menschen zur Heiligkeit zu führen, verleugnen, und es wäre zweifellos ein Triumpf der Hölle, wenn ein ihr verfallener Mensch für heilig erklärt und kultisch verehrt würde.“

Die Kirche kann bei diesem Akt nicht in den Irrtum fallen! Warum? Weil sie mit jeder Kanonisierung eine so wesentliche Aussage über die konkrete Heiligkeit der Kirche macht, die für die ganze Kirche von Bedeutung ist. Karl Rahner hat in den fünfziger Jahren, also vor dem Konzil, einen tiefgehenden Aufsatz über den Kerngehalt der Kanonisierung geschrieben. Über die Aufgabe der kanonisierten Heiligen für die Kirche schrieb er zutreffend:

„Sie sind die Initiatoren und die schöpferischen Vorbilder der je gerade fälligen Heiligkeit, die einer bestimmten Periode aufgegeben ist. Sie schaffen einen neuen Stil; sie beweisen, dass eine bestimmte Form des Lebens und Wirkens wirkliche echte Möglichkeit ist; sie zeigen experimentell, dass man auch ‚so‘ Christ sein kann; sie machen einen solchen Typ als einen christlichen glaubwürdig. Ihre Bedeutung beginnt darum nicht erst mit ihrem Tod. Dieser Tod ist eher das Siegel auf ihre Aufgabe, die sie zu Lebzeiten in der Kirche als schöpferische Vorbilder hatten und ihr Fortleben bedeutet, dass diese vorbildliche Möglichkeit als geprägte von jetzt an unverlierbar der Kirche eingestiftet bleibt.“

Bevor ich meine Gedanken hier weiter ausführe, möchte ich noch eines hinzufügen. In der letzten Zeit bin ich sehr dafür kritisiert worden, weil ich den „Modernisten“ Karl Rahner zitiere. Na und? Dieser Theologe hat in seinem reichen Schaffen auch viel Richtiges und Gutes gesagt. Kennen die Kritiker seine wunderbaren Aufsätze über die Herz-Jesu-Verehrung und die marianischen Dogmen? Sehr wahrscheinlich nicht. Ich erwehre mich der permanenten Mentalität, im Wege eines „genetischen Fehlschlusses“ die Ansichten von Menschen zu beurteilen. Es geht doch immer nur um die Sache. Diese Mentalität führt bei der Piusbruderschaft so weit, dass ich angehalten wurde, in einem geplanten Beitrag für ein Magazin der FSSPX (Kirchliche Umschau) nicht den hl. Johannes Paul II. zitieren zu dürfen. Mit Verlaub, das ist zutiefst borniert und unkirchlich.


Erzbischof Marcel Lefebvre als Konzilsvater in Rom

Zurück zum gerade angeführten Zitat: Rahner betont hier die „je gerade fällige Heiligkeit“, die für immer durch die feierliche und unfehlbare Erklärung der Kanonisierung der Kirche geschenkt wird! Kehren die Piusbrüder zurück, können sie dies letztlich nur tun, wenn sie von ihrer ablehnenden Haltung zu den Heilig- und Seligsprechungen der Konzilspäpste Abstand nehmen und die durch diese Kanonisierungen erfolgte Anerkennung des für die Kirche konkret erfüllten Auftrages annehmen. Tun sie das nicht, handeln sie gegen das reiche theologische Erbe der Tradition der Kanonisierung und ihrer wesenhaften Bedeutung für die Universalkirche! Das heißt nun folgendes: Aus hagiografischer Sicht ist eine Rückkehr ohne Umkehr nicht möglich. Die Kommission Ecclesia Dei müsste zumindest die Anerkennung der unfehlbaren Kanonisierungsakte einfordern. Dies würde allerdings nach dem bisher Gesagten auch die Anerkennung der Legitimation und Sinnhaftigkeit der Kirchenreform, die das Zweite Vatikanum der Kirche geschenkt hat, implizieren. Hier geht es allerdings „nur“ um die Anerkennung der grundsätzlichen Aussagen des Konzils. Über bestimmte missverständliche Aussagen mancher Erklärungen oder mancher Fehlinterpretationen kann man freilich nach wie vor diskutieren, handelt es sich doch hier nicht um unfehlbare Lehrsätze.

Ob die Vertreter der Bruderschaft dazu bereit sind, ist allerdings mehr als zweifelhaft. Um sofort einem Einwand entgegenzutreten sei folgendes ganz klar gestellt: Ein so verstandener Akt der Heiligsprechung bedeutet freilich nicht, dass jede Tat, jede Aussage und jeder Gedanke des Heiligen kanonisiert wird.

Nein, es geht um die offizielle Anerkennung des jeweiligen Charismas und des damit verbundenen Auftrags Gottes, den der Heilige in seinem Leben auf vorbildliche Weise in seiner Zeit erfüllt hat. Die Heiligen zeigen uns durch ihr Leben immer neu die Aktualität des Evangeliums.

Kehren wir abschließend nochmals zu den Inhalten des Zweiten Vatikanums und dem Pontifikat eines der Konzilspäpste zurück: Vor allem dem hl. Johannes Paul II. wird von Seiten der Traditionalisten vorgeworfen, gegen die ersten Gebote des Dekalogs gehandelt zu haben: Das Weltgebetstreffen von Assisi und der Korankuss werden hier ins Feld geführt. Diese fehlgeleiteten Akte seien nur möglich gewesen, weil das Konzil mit seinen Lehren diesem Indifferentismus Vorschub geleistet habe. Diese Akte können aber auch anderweitig interpretiert werden. Um das so einordnen zu können, bedarf es allerdings eines Wohlwollens, das dem Gebot der unvoreingenommenen Nächstenliebe entspringt. Johannes Paul II. kam aus einem Land, welches durch die Hölle des Nationalsozialismus und des Stalinismus gegangen ist. Beide Ideologien trafen sich in der strikten Ablehnung Gottes. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass gerade dieser Papst mit einer großen Achtung gegenüber allem Religiösen im Menschen lebte. Die Religiosität an sich war ihm ein großer Wert, freilich immer unter der Beachtung der Menschenwürde. So konnte er umso mehr in anderen Religionen das wertschätzen, was das Konzil in diesem Zusammenhang als „Strahlen der Wahrheit“ bezeichnet:

„Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist. Mit aufrichtigem Ernst betrachtet sie jene Handlungs- und Lebensweisen, jene Vorschriften und Lehren, die zwar in manchem von dem abweichen, was sie selber für wahr hält und lehrt, doch nicht selten einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle Menschen erleuchtet. Unablässig aber verkündet sie und muss sie verkündigen Christus, der ist ‚der Weg, die Wahrheit und das Leben‘ (Joh 14,6), in dem die Menschen die Fülle des religiösen Lebens finden, in dem Gott alles mit sich versöhnt hat“ (Nostra Aetate, Nr. 2).


Johannes XXIII. und Johannes Paul II.: Heiligesprechung 2014

In diesem Geist lebte der hl. Johannes Paul II.: Es ist kein Widerspruch, den anderen Religionen mit dem ihnen gebührenden Respekt zu begegnen und gleichzeitig an der absoluten Wahrheit, die Jesus Christus selber ist, festzuhalten. Das ist die Haltung eines weiten Herzens, welches erst in dieser respektvollen Annahme der anderen Menschen gerüstet wird, glaubwürdig von der Wahrheit Zeugnis abzulegen. Macht man sich diese Zusammenhänge klar, kann man die zuvor genannten Akte auch richtig verstehen: In Assisi wollte der Papst alle Menschen guten Willens versammeln, die sich alle einer übergeordneten Instanz verpflichtet wissen. In dieser Gemeinschaft sollte ein Zeichen für den Frieden in der Welt gesetzt werden. Auch der Korankuss kann, wenn man nur will, als Geste des Respektes und Friedens gewertet werden. Hören wir hierzu die Bewertung des Postulators dieses Kanonisierungsverfahrens, Msgr. Slawomir Oder:

Dieser Kuss ist nichts anderes „als ein Zeichen, mit dem dieser Mann des Glaubens seine tiefe Liebe für die Menschen und ihre Kultur ausdrückte, die Abraham als den gemeinsamen Vater aller Menschen, die an den einen Gott glauben, anerkennen.“

Eine andere Frage ist hier, das sei zugegeben, ob dieser Gestus von „den Schwachen“ (vgl. Röm 15,1) in der Kirche so überhaupt verstanden werden kann. Insofern kann ich auch den Unmut vieler Katholiken über diese missverständliche Geste nachvollziehen. Nur eines möchte ich zu bedenken geben: Auch hier kann man mit dem Herzen versuchen, das Gute zu sehen, das Johannes Paul II. sicher wollte.

Es bleibt zu hoffen, dass die Piusbruderschaft bei ihrem Rückkehrbegehren die je „fällig gewordene Heiligkeit“, die Gott seiner Kirche auch während der Phase der Konzilsreform geschenkt hat, annehmen kann. Nur dann können ihre Mitglieder wieder vollwertige Glieder der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche sein, gehört doch auch die in den Konzilspäpsten konkret gewordene Heiligkeit zum Wesen der heiligen Kirche. Mir ist klar, dass gerade viele Leser auf dieser Seite über das zuvor Gesagte die Nase rümpfen werden. Aber wir müssen doch alle gemeinsam eines aus ganzem Herzen wollen: die Einheit des mystischen Leibes Jesu Christi, die Einheit der Kirche. Und diese ist auf Dauer nur zu erreichen, wenn beide Seiten hier ernsthaft aufeinander zugehen. In diesem Sinne ist eine Rückkehr zu begrüßen, denn dann können die Piusbrüder die Schätze, die sie in den letzten Jahren bewahrt haben, fruchtbar in die ganze Kirche einbringen. Wenn nicht, dann bestünde die Gefahr einer erneuten Abschottung unter dem „formalen“ Dach der Kirche, die dem Ganzen nicht zu Gute käme.

*Markus Büning, geboren 1966 in Ahaus (Westfalen), studierte katholische Theologie und Philosophie in Münster in Westfalen und München. Nach seinem erfolgreichen Studienabschluß absolvierte er ein Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten von Konstanz und Münster und wurde 2001 in Münster zum Doktor der Rechtswissenschaften promoviert. Nach Tätigkeiten als Assistent an den Universitäten Konstanz und Münster trat er als Jurist in den Verwaltungsdienst. Der ausgewiesene Kirchenrechtler veröffentlichte zahlreiche Publikationen zu kirchenrechtlichen und theologischen Themen und über Heilige. Dr. Markus Büning ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.

http://www.katholisches.info/2017/02/13/...usbruderschaft/
http://www.katholisches.info/2017/01/31/...n-mini-schisma/
Bild: MiL/fsspx.org/vatican.va (Screenshots)




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