„Burke nach Guam, Negri nach Hause: Die Botschaft ist eindeutig“ 16. Februar 2017 Hintergrund, Papst Franziskus 1
Guam - 12.000 Kilometer von Rom
(Rom) „Burke nach Guam, Negri nach Hause: Die Botschaft ist eindeutig.“ Mit diesen Worten kommentierte Riccardo Cascioli, der Chefredakteur der katholischen Online-Tageszeitung Nuova Bussola Quotidiana und des Monatsmagazins Il Timone die jüngsten Personalentscheidungen von Papst Franziskus.
Franziskus entsandte gestern Kardinal Burke, den einstigen Höchstrichter des Heiligen Stuhls und nunmehrigen Gegenspieler im Ringen um den Kurs der Kirche, auf die Südseeinsel Guam. Dort soll der Purpurträger, völlig ungewöhnlich, als vorsitzender Richter in einem kanonischen Verfahren erster Instanz gegen einen von Papst Franziskus emeritierten Erzbischof auftreten. Einen weiter von Rom entfernten Ort hätte man nicht mehr finden können.
Zugleich emeritierte Franziskus gestern Erzbischof Luigi Negri von Ferrara, einen der bemerkenswertesten Bischöfe Europas, wegen Erreichung der Altersgrenze. Gegen den Erzbischof war es seit der Wahl von Papst Franziskus wiederholt zu regelrechten Diffamierungsfeldzügen gekommen mit dem erkennbaren Ziel, seine Abdankung oder Absetzung zu erreichen. Dazu gehörte auch eine unappetitliche Kampagne, mit der dem Erzbischof unterstellt wurde, den Tod des Papstes gewünscht zu haben.
Wie bereits gemutmaßt wurde, ernannte Franziskus mit Msgr. Giancarlo Perego einen Nachfolger für Ferrara, „der von allen als das genaue Gegenteil“ Negris beschrieben wird, so Cascioli.
„Mit dem Wind, der in Rom weht und dem, was in der Kirche geschieht, überrascht es sicher nicht, daß in den Online-Tageszeitungen und sozialen Netzwerken den jüngsten Entscheidungen der Charakter von Strafaktionen zugeschrieben wird.“ Der Fall Burke
Kardinal Burke wurde vor zwei Jahren als Präfekt des Obersten Gerichtshofs der Apostolischen Signatur torpediert und soeben seiner Aufgabe als Kardinalpatron des Malteserordens entkleidet. Offiziell hat er das Amt zwar noch inne, wurde aber in Wirklichkeit durch Msgr. Angelo Becciu vom Staatssekretariat ersetzt, den Franziskus zum Päpstlichen Legaten ernannte, um den Malteserorden unter Kontrolle zu bringen. Burke ist der einzige „nicht pensionierte“ Purpurträger unter den vier Kardinälen, die am 19. September in Rom die Dubia (Zweifel) zum umstrittenen nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia einbrachten. Angesichts der harten Medienkampagne, die in den vergangenen Tagen gegen Kardinal Burke stattgefunden hat, stand bereits die Frage im Raum, was wohl sein künftiges Schicksal sein würde. Mit der Entsendung nach Guam liegt eine erste Antwort vor, zumindest fürs erste.
Kardinal Burke ist bereits auf der 12.000 Kilometer von Rom entfernten Südseeinsel gelandet. Bekannt ist die Insel eigentlich nur wegen der großen US-Militärbasis, die sich dort befindet. Die Entsendung des einst höchsten Richters des Heiligen Stuhls, um die Aussage eines ehemaligen Ministranten aufzunehmen und ein erstinstanzliches, kanonisches Verfahren gegen einen emeritierten Erzbischof einzuleiten, will nicht zusammenpassen. Die Beauftragung erfolgte offiziell durch die Glaubenskongregation, „doch niemand kann die starke symbolische Aussagekraft“ dieser Südseemission übersehen: „Ein weiterer mißliebiger Prälat wurde von Papst Franziskus aus Rom entfernt. Eine Mahnung für alle anderen.“
Der Fall Negri
Ähnliches gilt für Erzbischof Negri. Am 26. November vollendete er sein 75. Lebensjahr. Keine drei Monate später wurde er bereits ersetzt, und das durch Msgr. Perego, den bisherigen Leiter der Stiftung Migrantes der Bischofskonferenz. Sein Aufgabenbereich waren die Einwanderer und Flüchtlinge.
Giancarlo Perego, neuer Erzbischof von Ferrara Die „Eile“, mit der Papst Franziskus die Frage nach dem künftigen Oberhirten des Erzbistums Ferrara erledigte, kann ebenfalls niemandem entgangen sein. Eine solche Eile trifft nur Bischöfe, „die nicht perfekt auf Linie sind“. Sie sticht um so mehr heraus, wenn man sie der Gemächlichkeit gegenüberstellt, mit der die Nachfolge von „linienkonformen“ Bischöfen behandelt wird, die die Altersgrenze erreichen. In Ancona beispielsweise ist Erzbischof Menichelli, den Franziskus sogar mit dem Kardinalspurpur ehrte, bereits im dritten Jahr über der Altersgrenze. Der Nachfolger von Erzbischof Negri „scheint absichtlich ausgewählt, um ein ganz anderes Modell von Kirche entgegenzusetzen: eine Kirche, die keinen Konflikt mit der Welt will, die sich vor allem um Soziales kümmert, um die Armen und die Einwanderer; eine Kirche, deren einziger Feind jene scheinen, die über die bedingungslose Aufnahme von Migranten irritiert sind“, so Cascioli.
Erzbischof Negri hieß gestern seinen designierten Nachfolger willkommen, erinnerte aber, ohne jede Polemik, an einige Grundpfeiler seines Episkopats und seines Kirchenverständnisses. Dazu gehörte auch die Bemerkung, daß die Kirche rund um die Realpräsenz Christi in der Eucharistie errichtet wird, weshalb er zuletzt auch wegen des Raubs konsekrierter Hostien in der ganze Diözese Sühnemessen zelebrieren ließ.
Erzbischof Negri „verkörpert keine verschlossene und abgekapselte Kirche, sondern vielmehr eine Kirche, die evangelisiert, sich dabei aber bewußt ist, ‚in einer Gesellschaft ohne Gott und gegen Gott zu wirken‘, wie er es gestern formulierte, einer Gesellschaft, die deshalb ihr ‚diabolisches Gesicht‘ zeige. Worte, wie man sie in Ferrara wahrscheinlich so schnell nicht mehr hören wird“, so Cascioli. http://www.katholisches.info/2017/02/16/...-ist-eindeutig/ Text: Giuseppe Nardi Bild: MiL/
Beliebteste Blog-Artikel:
|