]03.03.2017 REFORMATIONSJUBILÄUM
EKD eckt beim Thema Luther bei Theologen an Die Evangelische Kirche in Deutschland führt im Reformationsjahr eine öffentliche Debatte mit ihren Theologen. Dabei gerät auch Luther-Botschafterin Margot Käßmann ins Schussfeld.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) erlaubt sich im Jubiläumsjahr der Reformation eine öffentliche Debatte mit ihren führenden Theologen. Ausgerechnet der Reformator und das Gedenken an sein Wirken und Werk haben den Anstoß gegeben. Nach Angaben der Zeitung Die Welt vom Freitag machten anerkannte Theologen der EKD wiederholt zum Vorwurf, „nichts Substanzielles" darüber zu sagen, worum es Luther „eigentlich ging“.
Gegen den Vorwurf wehrte sich der Vizepräsident des EKD-Kirchenamts, Thies Gundlach, in der Zeitschrift „Zeitzeichen“. Gundlach bemängelte seinerseits „grummelige Meckerstimmung“ und „Ignoranz“ der Theologen gegenüber dem Jubiläum, „ein kontinuierlicher Ton der Missbilligung“ sei wahrnehmbar.
Vorwurf: Kirchenleitung allein gelassen Nach Ansicht von Welt-Autor Matthias Kamann scheue Gundlach – anders als viele seiner Kollegen in der EKD – nicht vor scharfer Kritik. Die Wissenschaftler, unter ihnen Friedrich Wilhelm Graf, Ulrich Körtner, Thomas Kaufmann und Dorothea Wendebourg „ließen die Kirchenleitungen ‘bei einer gegenwartsbezogenen Interpretation des Jubiläums allein‘“, erklärte Gundlach. Die Theologen wiederum wehrten sich in einem Schreiben, das der Zeitung vorliegt, gegen die Kritik und benennen darin Fehler der Kirche. Dazu gehört nach Angaben der Welt unter anderem „die Installation der Botschafterin“. Die Kritik zielt auf Margot Käßmann, die seit 2012 die „Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017“ im Auftrag des Rates der EKD ist.
Die Kirche wolle nach Ansicht Kamanns „Begeisterung für den reformatorischen Glauben wecken“. Doch die Botschaften, die „oft politischer Natur und erfüllt vom Vertrauen in einen alles verzeihenden Gott“ seien, hätten nach Beurteilung der Wissenschaftler „wenig mit Luthers Ansichten zu tun“, schreibt Kamann. In dem Artikel konstatiert die Kirchengeschichtlerin Wendebourg eine „eigenartigen Neufassung des Bündnisses von Thron und Altar“, in der die Kirche das an der Reformation herausstelle, was für „den Staat, die Menschenwürde oder die Demokratie wichtig sein könne“. (pro) https://www.pro-medienmagazin.de/gesells...i-theologen-an/ +
02.03.2017 HEILIGENSTADT Ausstellung zur Gegenreformation im Eichsfeld Nicht überall in Deutschland hatte Luthers Reformation dauerhaft Erfolg. Im Eichsfeld gab es eine starke Gegenbewegung – auch eine „Elitetruppe des Papstes“ war im Einsatz.
Das katholische Eichsfeld schwimmt gegen den Strom: Unter dem Titel „Die Jesuiten im Eichsfeld“ zeigt Heiligenstadt seit Donnerstag eine alternative Ausstellung zum Jubiläum „500 Jahre Reformation“. Die Schau wird bis Ende Dezember im Eichsfelder Heimatmuseum zu sehen sein. „Es gibt 100 Ausstellungen zu Luther, aber nur eine zur katholischen Gegenreformation“, sagte Museumschef Torsten Müller. Die Ausstellung zeige das Wirken des Jesuitenordens am Beginn der Neuzeit. Die „Elitetruppe des Papstes“ sei 1574 von Mainz nach Heiligenstadt geschickt worden, um die Menschen im Eichsfeld wieder für den katholischen Glauben zu gewinnen.
„Die Bevölkerung war vom Auftreten der Jesuiten irritiert“, erklärte der Historiker. Ordensmänner ohne Habit und Chorgebet – das provozierte. Dass sie in Kollegien lebten und nicht hinter Klostermauern, sei für die Eichsfelder ebenso ungewöhnlich gewesen. Die Jesuiten zogen über die Dörfer und gewannen mit ihren überzeugenden Predigten die frommen Eichsfelder wieder für die katholische Kirche zurück. Auch das von Martin Luther (1483–1546) abgelehnte Wallfahrtswesen wurde von den Jesuiten belebt, wie eine bis heute begangene Leidensprozession am Palmsonntag in Heiligenstadt. Sie wurde jüngst in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Kirchenreform und intensive pastorale Betreuung im Vordergrund Auch Bildstöcke und Wegkreuze wurden neu aufgestellt, die Sakramente wie eh und je gespendet. Der Religionsunterricht war besonders hier volkstümlich. Bereits 1575, ein Jahr nach seiner Entsendung, gründete der Orden ein Gymnasium und unterrichtete junge Männer in humanistischen Fächern. In dem damaligen Kolleg ist heute das Museum.
„Kirchenreform und intensive pastorale Betreuung standen im Vordergrund“, sagte der Museumschef. Die Ausstellung zeige, dass ein großer Teil der Eichsfelder begeistert und freiwillig zum katholischen Glauben zurückkehrte. Noch heute sei das Eichsfeld die größte geschlossene katholische Region in der Mitte Deutschlands, die Teile von Thüringen, Hessen und Niedersachsen umfasst.
Zu sehen sind unter anderem die erste ins Deutsche übersetzte katholische Bibel und das erste Gesangbuch des Eichsfeldes. Begleitet wird die Schau von vier Expertenvorträgen, die im März im Marcel-Callo-Haus in Heiligenstadt angeboten werden. (pro/dpa) https://www.pro-medienmagazin.de/kultur/...n-im-eichsfeld/ +
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