Frühsexualisierung nach umstrittenen Sexualtheorien – Lehrplanmängel 14. Januar 2017 Genderideologie, Hintergrund 13
Frühsexualisierung: "Sexualpädagogik der Vielfalt" darf keine Schule machen. In Hessen ist seit dem Schuljahresbeginn im August 2016 ein neuer Sexualerziehungslehrplan für allgemeinbildende Schulen gültig. Im Vorfeld und besonders nach der Inkraftsetzung gab es von vielen Seiten kritische Stimmen und Eingaben gegen den Erlass.
Ein Gastbeitrag von Hubert Hecker.
Der hessische Kultusminister R. Alexander Lorz weist in seinem Brief an die Kritiker vom 26. 10. 2016 den „oftmals erhobenen Vorwurf zurück, dass nach dem neuen Lehrplan eine Frühsexualisierung stattfinde“. Die entsprechende Befürchtung versucht er zu zerstreuen, indem er die verbindlichen Inhalte für die Altersstufe der Grundschule darstellt. Bezeichnenderweise lässt er bei der Aufzählung das einschlägige Thema unter den Tisch fallen. An zweiter Stelle des Themenkatalogs für die 6- bis 10-jährigen Grundschüler heißt es: „kindliches Sexualverhalten – ich mag mich, ich mag dich“.
Kindliche Sexualität – durch „wissenschaftliche“ Missbrauchsmanipulationen erwiesen?
Hinter dem verbindlichen Thema vom „kindlichen Sexualverhalten“ steht die Behauptung, dass Kinder vom Kleinkindalter an bis zum Ende der Latenzzeit sexuelle Bedürfnisse und Triebkräfte hätten. Die würden sich in kindlichem Sexualverhalten ausdrücken. Diese These ist von dem umstrittenen Autor A. Charles Kinsey vor 60 Jahren aufgebracht worden. Er publizierte Studien, nach denen schon kleinere Kinder orgasmusfähig seien, Jungen sogar mehrfach hintereinander. Doch diese Ergebnisse waren durch Missbrauchsmanipulationen von Pädophilen erzeugt worden. Kinseys „wissenschaftliche Studien“ müssen als Fälschungen eingestuft werden.
Gleichwohl haben seine Werke zu einer Schulbildung von zwei Generationen von Kinseyanern beigetragen. In Deutschland wurde Helmut Kentler zum Urvater der Frühsexualisierung. Aus seiner Schule kommt der einflussreiche Kieler Professor Uwe Sielert (67), der wiederum jüngere Sexualpädagogen wie Elisabeth Tuider und Stefan Timmermanns fördert.
Demo für alle gegen die Sexualisierung der Kinder durch die Schule Kentlers Schüler Sielert behauptet in einem Artikel der Wochenzeitung Die ZEIT vom 21. 11. 2016, Kinder vor der Pubertät und Geschlechtsreife seien „sexuelle Wesen“. Das sei Ergebnis „wissenschaftlicher Evidenz“ – wohl aus Kinseys und Kentlers Werken.
Selbst wenn Kinder Handlungen zeigen, die bei geschlechtsreifen Personen als sexuelles Verhalten angesehen werden, so sind die bei vorpubertären Kindern aus einem anderem Kontext zu deuten: Gegenseitiges Beschauen, Berühren, Hautkontakte, Ansätze von Schmusen etc. geschehen eben nicht aus sexuellen Triebkräften, sondern aus kindlicher Neugier, Nachahmung von Erwachsenen und anderen Motiven.
Aus den Schriften von Frühsexualisierungspädagogen ergibt sich, dass sie die sexuelle Bedürfnis- und Erfahrungswelt von Erwachsenen auf Kinder zurückprojizieren. Bei Sielert kommt das in einem Zitat zum Ausdruck, in dem er Kindern sexuelle Bedürfnisse nach „Lusterfahrungen und zärtlichen Gefühlen“ zuschreibt. Noch deutlicher wird der Projektionscharakter in seinen weiteren Ausführungen. Bei Erwachsenen sind sexuelle Aktivitäten vielfach mit „Bindungs- und Beziehungswünschen“ gekoppelt. Genau das unterstellt Sielert schon den Kleinen in Kindergarten und Grundschule: Als wenn Freundschaften unter Kindern mit sexuellen Gefühlen und Bedürfnissen einhergingen!
Fragwürdige Frühsexualisierung in der Grundschule
Die Sexualwissenschaftlerin Prof. Karla Etschenberg deckt solche Frühsexualisierungstendenzen in einem FAZ-Interview vom 24. 9. 2016 auch in der hessischen Sexualerziehungsrichtlinie auf. Das im alten Lehrplan vorgesehene Thema: „Ich mag mich, ich mag dich“ bekomme im neuen durch den Zusatz „kindliches Sexualverhalten“ einen anderen – fragwürdigen – Akzent: „Da spürt man die Tendenz, kindliches Verhalten als sexuell zu interpretieren.“ Denn in diesem Fall wird das kindliche ‚Mögen’ eines anderen Kindes in Zusammenhang gebracht mit sexuell getöntem Verhalten oder gar Sexualbegehren.
Gegen eine solche Frühsexualisierung ihrer Kinder wehren sich die Eltern mit Recht. Darüber hinaus ist es weder sachlogisch noch wissenschaftlich begründet, wenn bei Kindern vor der Pubertät bestimmte kindliche Handlungen als „kindliches Sexualverhalten“ ausgedeutet bzw. den Kindern eingeredet werden.
Etwas anderes ist es, wenn die Kinder in der dritten und vierten Klasse behutsam auf die zukommenden physischen und psychischen Veränderungen der Geschlechtsreife vorbereitet werden. Aber dieses sinnvolle Thema aus dem alten Lehrplan: „Der kleine Unterschied wird größer – Vorbereitung auf die Pubertät“ wurde unverständlicherweise gestrichen im neuen Plan.
Der Lehrplan als Türöffner für eine exzessive Sexualpädagogik
Frau Etschenberg weist auf einen weiteren, hochproblematischen Ansatz im Sexualerziehungslehrplan auf. Als eines der „Aufgaben und Ziele schulischer Sexualerziehung“ wird dort im zweiten Kapitel aufgeführt: „Respekt der sexuellen Selbstbestimmung von Kindern und Jugendlichen“.
Demonstration gegen die Sexualisierung der Kinder am 30. 10. 2016 in Wiesbaden vor dem Amtssitz des hessischen Kultusministers Demo für alle gegen die Sexualisierung der Kinder am 30. 10. 2016 vor dem hessischen Kultusministerium in Wiesbaden In Anlehnung an „sexualpädagogische Veröffentlichungen“ könne dieser Satz als Ermunterung zur Frühsexualisierung interpretiert werden. Die entsprechende Rechtfertigung lautet etwa: Der Respekt vor dem sexuellen Selbstbestimmungsrecht der Kinder würde es erfordern, ihnen vorbehaltlose Informationen über alles erdenklich Sexuelle zu geben. Weitere Folgerungen von Sexualpädagogen lauten, über die Informationen hinaus müsste man den Kindern Anregungen zu sexuellen Handlungen von frühester Kindheit an geben. In diesem Sinne wäre die Forderung nach Respekt der sexuellen Selbstbestimmung von Kindern „ein Beitrag zur Sexualisierung von Kindern“ – so Frau Etschenberg.
Aus den Andeutungen ist unschwer zu erkennen, dass die Sexualwissenschaftlerin vor solchen Publikationen wie „Sexualpädagogik der Vielfalt“ von Elisabeth Tuider und anderen warnt. Die Veröffentlichungen aus der Sielert-Schule stützen sich auf die oben erwähnte These von frühkindlicher Sexualität. Aus dem postulierten Respekt vor der kindlichen Selbstbestimmung in Sachen Sexualität nimmt sich die Frühsexualisierungspädagogen das Recht heraus, Kinder ab dem Kindergartenalter exzessiv mit sexuellen Informationen und Ermunterungen zu sexueller Neugierde zu bedrängen.
Das geschieht z. B. durch das Arrangieren von Situationen, in denen das Interesse auf die eigenen Geschlechtsorgane oder die von anderen geleitet wird. So werden die Kinder aufgefordert, sich nackt vor oder sogar auf Spiegel zu stellen, um sie dann mit Erklärungen zu den Genitalien zu überschütten. Diese schamverletzende Frühsexualisierung wollen die meisten Eltern nicht.
Der alte Lehrplan hatte noch die angemessene Berücksichtigung des „natürlichen Schamgefühls“ angemahnt. Die neue Richtlinie enthält eine solche Barriere der sexuellen Grenzverletzung nicht mehr.
Altersmäßige Überforderung in der Pubertätsphase
Für die Altersstufe der Frühpubertät (10- bis 12-Jährige) ist im hessischen Lehrplan das Thema der sexuellen Vielfalt verbindlich vorgeschrieben. Es sollen die „unterschiedlichen sexuellen Orientierungen und geschlechtliche Identitäten (Hetero-, Bi-, Homo- und Transsexualität)“ behandelt werden. Begriffe und Beispiele bedeuteten eine altersmäßige Überforderung. Zu dieser Einschätzung kommt der Vorsitzende des hessischen Philologenverbandes in seiner Stellungnahme vom 1. 11. 2016.
Denn unter entwicklungspsychologischen Gesichtspunkten dürfte das Thema in dieser Altersstufe fehl am Platz sein. In der frühen Pubertätsphase haben die Schüler/innen genug „Probleme“ mit sich und dem jeweils anderen Geschlecht. Das Thema „Transsexualität“ in der 5. oder 6. Klasse hält Karla Etschenberg „sogar für gefährlich, wenn es ungeschickt angegangen wird“. Es könne „Kinder zu Beginn der Pubertät stark verunsichern“ – so ihre Überlegung im oben erwähnten FAZ-Interview.
„Auch einen Unterricht über das Thema ‚erste Liebe’ bei Zehn- bis Zwölfjährigen stelle ich mir ein bisschen verkrampft vor“, meinte Frau Etschenberg weiter. Denn über Liebe könnten die Kinder in dieser Altersstufe nur phantasieren. Nach Erich Fromm ist der Terminus „Liebe“ für pubertäres Schwärmen und Verliebtsein unangemessen. Darüber hinaus wird mit solchen verfrühten Themen in der Regel ein normierender sozialer Druck aufgebaut. Kinder mit verzögerter Entwicklung könnten sich zu ersten Sexualerfahrungen gedrängt fühlen.
Nach den Vorschlägen der Sexualprofessorin Elisabeth Tuider sollen ältere Kinder schon in der Pubertätszeit ihre Lieblingssexualpraktik mitteilen. Sex-Werkzeuge wie Dildo und Handschellen, Vibrator und Latexhandschuhe, Lederpeitsche und Taschenmuschi dürften Gegenstand der schulischen Sexualerziehung sein. Schüler/innen sollten alles lernen über Anal- und Oralverkehr, Gang Bang und den „neuen Puff“. Auch das ist eine Frühsexualisierung im Sinne einer nicht altersgemäßen Geschlechtererziehung.
Tuider und Sielert betonen stets, sie reagierten doch nur auf die mediale Sexualisierung, die die Jugendlichen verunsicherten. Etwa 70 Prozent der 13-jährigen Jungs würden gelegentlich Pornografie sehen. Aber statt dieser Pornografisierung der Jugend pädagogisch entgegenzuwirken, verstricken die exzessiven Sexualpädagogen mit ihren vielfältigen Sex-Verleitungen Kinder und Jugendliche immer tiefer in den Strudel der medial vermittelten Sex-Industrie.
Mißbrauchte Schule Protest gegen den Mißbrauch der Schule Dabei wirkt Tuiders These: „Die Kinder bestimmen die Themen“ als pädagogische Täuschung. In ihrem schon genannten Methodenbuch sollen mehrfach Schüler/innen mit Sexartikeln aus dem Sexshop (wie oben erwähnt) konfrontiert werden. Oder: „Die Jugendlichen werden ermutigt, scheinbar Ekliges, Verbotenes und Perverses zu nennen.“ Diese Sex-Begriffe sollen dann einzeln erklärt werden. Schließlich werden die Kursteilnehmer aufgefordert, „galaktische Sex-Praktiken“ zu erfinden und sich zu überlegen, „wer welchen Sex wann, wie, mit wem, unter Verwendung welcher Hilfsmittel hat“.
Hier zeigt sich: Tuider praktiziert mit ihren didaktischen Arrangements eine lenkende und (über-) fordernde Sexualisierungspädagogik. Sie fördert mit der Ausbreitung von Sexwerkzeugen das Sexualisierungsklima in einer Gruppe, reizt mit Fragestellungen die Sexualphantasie und lenkt die Jugendlichen mit Aufforderungen auf diverse und perverse Sexpraktiken. Letztlich verstößt Tuider gegen das pädagogische Überwältigungsverbot.
Frau Etschenberg macht in dem besagten Interview den Unterschied zwischen ‚zurückhaltender’ Sexualerziehung – wie es die Schulgesetze vorschreiben – und Sexualisierungsunterricht klar: Nach den Vorschlägen von Frau Tuider sollen die Lehrpersonen anhand von Sexspielzeugen einen „handlungsorientierten“ Unterricht initiieren mit vielen nicht-erfragten Informationen, aber ohne Orientierungshilfe. Sie dagegen möchte nur dann, wenn die Schüler über seltene und ausgefallene Sexualpraktiken nachfragen, darauf eingehen, sachlich informieren und dabei auch gegebenenfalls über Risiken sprechen.
Tuiders „Sexualpädagogik der Vielfalt“ bedeutet die Propagierung von vielfältigen Lust- und Sexualpraktiken für ältere Kinder und Jugendliche. Diesem Sexualisierungsansatz liegt ein reduktionistisches Menschenbild zugrunde. Dabei werden die Schüler zu einem instrumentellen Verhältnis zu sich selbst angehalten. Ihre Sexualität und Sexualorgane sollen sie allein als Werkzeug der Lusterzeugung und Triebbefriedigung ansehen – etwa bei der Frage aus Tuiders Methodenschatz: „Wo könnte der Penis sonst noch stecken?“.
Ein Lehrplan ohne ganzheitliches Erziehungskonzept – Türöffner für die exzessive Sexualpädagogik der Vielfalt
Eine solche Sexualisierungspädagogik widerspricht den Erwartungen der Eltern wie auch dem staatlichen Auftrag. Nach der hessischen Verfassung ist es Ziel der schulischen Erziehung, „den jungen Menschen zur sittlichen Persönlichkeit zu bilden.“ In einem Konzept ganzheitlicher Anthropologie ist die Sexualität als Anlage des personalen Menschseins zu betrachten. Die Geschlechtererziehung soll dabei den Kindern und Jugendlichen helfen, die sexuellen Triebkräfte in ihre Persönlichkeit zu integrieren, in der sozialen Geschlechterbegegnung zu kultivieren und schließlich auf die Perspektive einer dauerhaften Ehe-Partnerschaft in Liebe und Treue zu orientieren.
Bei dem hessischen Lehrplan für Sexualerziehung vermisst man eine solche anthropologisch-ganzheitliche Orientierung für die Geschlechtererziehung. Als „Ziele der Sexualerziehung“ wird im Einleitungskapitel ein Sammelsurium von hauptsächlich gesellschaftspolitischen Koalitionsvereinbarungen aufgelistet. Weil ein einheitliches Sexualerziehungskonzept fehlt, finden sich disparate und widersprüchliche Lehrplan-Anforderungen. Darüber hinaus fehlen Lernzielbestimmungen, so dass die mehrdeutigen Themen Interpretationen in verschiedene Richtungen offen lassen. So können Formulierungen wie „kindliches Sexualverhalten“ in der Vorpubertät, „sexuelle Selbstbestimmung“ oder „Vielfalt der sexuellen Orientierungen und Partnerschaftsformen“ dazu genutzt werden, die (Schul-) Tür zu öffnen für eine exzessive „Sexualpädagogik der Vielfalt“.
Es ist also dringend geboten, eine Revision des Lehrplans anzustreben, damit diese Themen-Tendenzen zur Frühsexualisierung der Kinder gestoppt werden. Das erwartet auch die Mehrzahl der Eltern. http://www.katholisches.info/2017/01/fru...rplanmaengel-1/ Text: Hubert Hecker Bild: Autor
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