Der Vater hatte Asia Bibi verteidigt und wurde von Islamisten ermordet – Fatwa verhängt nun Todesurteil gegen Sohn: „Er hat ‚Frohe Weihnachten‘ gewünscht“ 5. Januar 2017 Christenverfolgung, Nachrichten
Bereits sein Vater wurde wegen Verteidigung der Christin Asia Bibi ermordet. Nun wurde von Islamisten auch gegen den Sohn eine Fatwa erlassen, mit der seine Ermordung gefordert wird.
Er hatte vor wenigen Tagen "allen Frohe Weihnachten" gewünscht, sich mit Asia Bibi solidarisiert und das pakistanische Anti-Blasphemiegesetz als "unmenschlich" kritisiert. Seither muß er um sein Leben bangen. Shaan Taseer auf dem Bild 2015 bei einer Kundgebung für Asia Bibi und ein gerechtes Urteil gegen den Mörder seines Vaters.
Bereits sein Vater wurde wegen Verteidigung der Christin Asia Bibi ermordet. Nun wurde von Islamisten auch gegen den Sohn eine Fatwa erlassen. Er hat "allen Frohe Weihnachten" gewünscht und sich mit Asia Bibi solidarisiert. Seither muß er um sein Leben bangen. Bild: Shaan Taseer (Mitte) 2015 bei einer Kundgebung für Asia Bibi und zum Gedenken an seinen Vater.
(Islamabad) Sein Vater, Salman Taseer, ein sunnitischer Muslim, war Gouverneur des Punjab. 2011 wurde er von Dschihadisten ermordet, weil er Asia Bibi öffentlich in Schutz genommen und das pakistanische Anti-Blasphemiegesetz kritisiert hatte. Nun befindet sich sein Sohn, Shaan Taseer, sunnitischer Muslim wie sein Vater, unter Blasphemie-Anklage und muß um sein Leben fürchten.
Im Juni 2009 wurde die Katholikin und fünffache Mutter Asia Bibi im Punjab unter dem Vorwurf verhaftet, Allah und Mohammed gelästert zu haben. In Ittanwali, dem Heimatort Asia Bibis leben nur zwei christliche Familien.
Inzwischen befindet sich Bibi seit siebeneinhalb Jahren im Gefängnis. Im November 2010 wurde sie als erste Frau Pakistans nach dem 1987 eingeführten Anti-Blasphemiegesetz zum Schutz des Islams zum Tod durch den Strang verurteilt. Das Urteil wurde noch nicht vollstreckt. Gegen das Urteil wurde von der Familie Berufung eingelegt, die vom Obersten Gerichtshof zur Behandlung angenommen wurde. Eine Entscheidung steht noch aus.
Während es internationalen Druck auf Pakistan gibt, Asia Bibi freizulassen, fürchtet die pakistanische Regierung für diesen Fall islamistische Revolten und schwere innere Unruhen. Der internationale Druck ist nicht besonders massiv, da Pakistan ein westlicher Verbündeter in der Region ist, und die Gefahr einer Destabilisierung des Landes mit möglicher Machtübernahme durch die Islamisten in den westlichen Regierungskanzleien als ebenso realistisch wie unerwünscht eingestuft wird.
Die Ermordung von Salman Taseer und Shahbaz Bhatti
Gouverneur Salman Taseer wurde am 4. Januar 2011 wegen seiner Aussage zum Fall Asia Bibi in Islamabad von einem Angehörigen seiner Leibwache ermordet. Sein Mörder, Malik Mumtaz Hussein Qadri, wird von den Islamisten als Volksheld gefeiert. Seine Pistole, mit der er Taseer erschoß, wurde vergoldet.
Asia Bibi befindet sich seit siebeneinhalb Jahren im Gefängnis Kurz nach ihm wurde aus demselben Grund ein weiterer hochrangiger, pakistanischer Politiker, der Katholik und Bundesminister für die religiösen Minderheiten Shahbaz Bhatti, ermordet. Auf dem Weg in sein Ministerium wurde Bhatti von einem islamistischen Kommando erschossen. Die Täter wurden nicht gefaßt.
Bhatti war das einzige christliche Regierungsmitglied Pakistans. Er hatte einige Monate vor seiner Ermordung ein „geistiges Testament“ verfaßt. Darin äußerte er eine Vorahnung, wegen seines christlichen Glaubens getötet zu werden. Eine für ihn errichtete Gedenkstätte wurde im März 2013, kurz nach seinem zweiten Todestag, von Islamisten geschändet.
Nun steht Salman Taseers Sohn, Shaan Taseer, wegen desselben berüchtigten Gesetzes vor Gericht. Seine Schuld? Er wünschte vor kurzem „allen Frohe Weihnachten“.
Laut Anzeige der Polizei sei am 30. Dezember vor einer Polizeistation im Punjab ein USB-Stick gefunden worden. Darauf ist ein Video gespeichert, das Shaan Taseer zeigt, wie er sich „über ein Religionsgesetz lustig macht“, gemeint ist das Anti-Blasphemiegesetz. Es ist nicht bekannt, wer das Video aufgenommen und wer den USB-Stick der Polizei zugespielt hat. Shaan Taseer wurde von der Polizei zur Anzeige gebracht.
Wie aber hat sich Taseer „über ein Religionsgesetz lustig gemacht“? Der junge Mann wünscht auf dem Video „allen Frohe Weihnachten“ und bringt seine Solidarität mit Asia Bibi zum Ausdruck. Das Anti-Blasphemiegesetz bezeichnet er dabei als „unmenschlich“. Nun muß er sich selbst wegen dieses „unmenschlichen“ Gesetzes vor Gericht verantworten.
Fatwa einer Islamistengruppe
Gedenken an den ermordeten Salman Taseer
Die Islamistengruppe Tehreek Labaik Ya Rasool Allah erließ inzwischen eine Fatwa, mit der Shaan Taseer wegen seiner Aussagen für todeswürdig erklärt und zu seiner Ermordung aufgefordert wurde. „Er hat mit seiner Lästerung Allahs und des Propheten alle Grenzen überschritten“, heißt es in der Fatwa.
Taseer veröffentlichte das gegen ihn ausgesprochene islamische Todesurteil und die gegen ihn gerichtete Anzeige der Polizei auf Facebook mit den Worten: „Sie sagen ihren Anhängern, einen zweiten Mumtaz Qadri vorzubereiten“. Mumtaz Qadri ist der Mörder von Taseers Vater. Er wurde vor kurzem durch den Strang hingerichtet, während ihn die Islamisten als ihren „Helden“ feiern.
Derzeit hält sich Shaan Taseer sicherheitshalber im Ausland auf. Sein Aufenthaltsort wird geheimgehalten.
„Sie haben meine Ermordung gefordert. Das ist kein Scherz. Und das alles wegen Weihnachtsglückwünschen. Danke, Polizei des Punjab, und Frohe Weihnachten auch dir.“ Taseers Sorgen sind durchaus begründet. Wozu die Islamisten imstande sind, mußte er durch den Verlust seines Vaters hautnah erleben. Eine Anklage wegen Blasphemie kommt in Pakistan einem faktischen Todesurteil gleich. Die Islamisten warten nicht auf die Richter. Angeklagte werden meist noch vor dem Prozeß, auf dem Weg ins Gericht oder im Gerichtssaal ermordet, wie der pakistanische Menschenrechtsaktivist Jibran Nasir erklärt:
„Der Blasphemie angeklagt zu werden, ist, als würde man einem eine Zielscheibe auf den Rücken malen: Diese Fanatiker können Leute bewegen, dich überall zu finden.“ Text: Giuseppe Nardi Bild: Asianews/PakistanTV (Screenshots) http://www.katholisches.info/2017/01/der...ten-gewuenscht/
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