Bischofsernennungen: Was hat das Bistum Linz mit dem Fall Ahiara zu tun? 13. Juni 2017 Forum, Nachrichten, Papst Franziskus
Kathedrale von Ahiara: Hätte für das Bistum Linz nicht dasselbe gegolten, das nun für das Bistum Ahiara gilt, als die Ernennung von Weihbischof Wagner abgelehnt wurde? Von Martha Burger-Weinzl
In der nigerianischen Diözese Ahiara herrscht seit einigen Jahren ein ungewöhnlicher Ausnahmezustand. Das Bistum ist noch sehr jung. Es wurde 1987 von Papst Johannes Paul II. errichtet. Fast die gesamte Bevölkerung, rund 600.000 Menschen, ist katholisch. Die Kirche erlebt, wie in ganz Schwarzafrika, auch in dieser Diözese ein starkes Wachstum. Als das Bistum vor 30 Jahren gegründet wurde, hatte es weniger als 50 Priester, heute sind es mehr als 130.
Die Bewohner von Ahiara sind Mbaise. Mbaise war auch ihr erster Bischof, der von 1987-2012 regierte. 2012 ernannte Papst Benedikt XVI. dann einen auswärtigen Priester zum neuen Bischof. Seither ist Feuer am Dach. Die Mbaise sind eine kleine, katholische Volksgruppe, die Teil des Volkes der Ibo (Igbo) sind. Der von Papst Benedikt XVI. ernannte Bischof ist zwar auch ein Ibo, aber kein Mbaise. Er stammt aus einem anderen Bistum, einem anderen Staat und einer anderen Ethnie. Gläubige und Priester verweigern ihm seither, Besitz von seinem Bistum zu ergreifen. Im vergangenen Jahr stürmte die Polizei sogar die Kathedrale von Ahiara und verhaftete rebellische Priester.
Papst Franziskus ließ nun eine Delegation zu sich kommen und stellte ihr ein Ultimatum. Bis zum 8. Juli haben Gläubige und Priester den 2012 ernannten Bischof zu akzeptieren, oder alle Priester des Bistums werden a divinis suspendiert. Die Ablehnung eines vom Papst ernannten, rechtmäßigen Bischofs sei „inakzeptabel“, so Franziskus,
Der Konflikt ist nicht theologischer, sondern ethnischer Natur, soviel steht fest. Der Papst hat natürlich recht. Ein rechtmäßiger Bischof ist zu akzeptieren. Man müßte freilich die genauen Hintergründe kennen. In Gegenden mit offenen oder latenten Konflikten, auch ethnischen, ist bei Bischofsernennungen mit der nötigen Sorgfalt und Sensibilität vorzugehen. Die Südtiroler beispielsweise wären wahrscheinlich nicht sehr froh, einen Italiener als Bischof zu bekommen. Mit dem Vorschlaghammer vorzugehen, nach dem Motto: Katholisch ist katholisch, ihr habt zu akzeptieren und Punkt, muß daher nicht immer der angemessenste Weg sein.
Der Fall Ahiara lehrt aber noch einiges mehr. Er zeigt zum Beispiel, daß es durchaus geht, notfalls mit drakonischen Maßnahmen für Ordnung in der Kirche zu sorgen. Im deutschen Sprachraum gilt in der Regel ein Laissez-faire-Prinzip. Der Bischof ist zuweilen ein ziemlich farb- und kantenloser Kompromißkandidat, der nach kirchenpolitischen Kriterien ausgewählt wurde, um eine ominöse „Mitte“ zwischen dem „konservativen“ und „progressiven“ Lager zu bilden. So oder ähnlich lauten jedenfalls die Begründungen. Vor Verstößen gegen die kirchliche Ordnung und Lehre werden die Augen geradezu systematisch verschlossen. Niemand hört, sieht und sagt etwas. Der größte Eifer wird, wenn schon, an den Tag gelegt, um glaubenstreue Initiativen hintanzustellen.
Die Ernennung von Weihbischof Wagner im Bistum Linz
Wie war das doch im Bistum Linz? Da hatte auch Papst Benedikt XVI. mit dem Dogmatiker Gerhard Maria Wagner einen Weihbischof ernannt – dem Vernehmen nach – mit Nachfolgerecht. 2009 wurde Wagner vom Papst ernannt. Seit 2015, als Bischof Ludwig Schwarz emeritiert wurde, könnte er also Bischof der Diözese sein.
1719, als Linz noch zum Bistum Passau gehörte
Als seine Ernennung bekanntgegeben wurde, kam es zu einem Sturm der Empörung. An der Spitze standen progressive „Berufskatholiken“, kirchenferne Massenmedien und „abgehauste“ Priester (Gerhard M. Wagner), die um ihr lockeres Leben und ihre legere Theologie bangten. Natürlich auch um die Konkubine (oder den Lustknaben) im Bett. Wie der liberale Linzer Klerus „haust“, soll an dieser Stelle nicht wiederholt werden. Wer es wissen will, kann es in Erfahrung bringen.
Dieser Klerus bangte um seine Privilegien und Pfründe. Und da einem das eigene Hemd bekanntlich näher ist, wehrten sie sich mit Händen und Füßen gegen den intellektuell brillanten Dogmatiker und vorbildhaften Seelsorger Wagner, den man zuerst in Rom studieren ließ, dann aber in die „Peripherie“ schickte – möglichst weit weg vom Bischofssitz.
Täglich wurden 2009 größere Schlammkübel über den ernannten Weihbischof ausgeschüttet, täglich die von der „Qualitätspresse“ kolportierten Fake News dreister. Am Ende ging es nur mehr um einen blanken Machtkampf der unheiligen Allianz: Die Kirche sollte in dieser Personalfrage in die Knie gezwungen werden. Als ein Wiener Kardinal, um des lieben Friedens willen, auch noch „vermittelte“, war die Sache entschieden. Rom knickte ein.
Der ernannte Weihbischof hatte um seine Entbindung von der Ernennung anzusuchen. Der abgehauste Klerus und die häretischen „Berufskatholiken“ wie der Obergschaftler Bert Brandstetter, Präsident der Katholischen Aktion Oberösterreich, der soeben, pünktlich zum Fest Christi Himmelfahrt, die Auferstehung Jesu Christi leugnete, lehnten sich zufrieden zurück. Der Abbruch der Kirche konnte frisch-fröhlich weitergehen. Glaubenstreue „Interferenzen“ im spießigen Getriebe der kirchlichen Alt-68er mit ihrer linken Pseudomoral waren nicht mehr zu befürchten.
Ahiara ist nicht Linz – Linz ist nicht Ahiara. Oder doch?
Papst Franziskus zeigt nun, daß im Fall Wagner ein ganz anderer Weg möglich gewesen wäre. Ja sogar, daß laut Franziskus dieser andere Weg sogar zwingend gewesen wäre, nämlich dem rebellischen Klerus der Diözese Linz ein Ultimatum zu stellen. Entweder ihr akzeptiert „vorbehaltlos“ den ernannten, rechtmäßigen Bischof oder ihr werdet alle a divinis suspendiert. So hat es Franziskus nun dem Klerus des Bistums Ahiara gesagt.
Oder gilt das nur für ein afrikanisches Bistum, in alter Kolonialherrenmanier, nicht aber für ein postmodernes Bistum in Mitteleuropa?
Man könnte nun begründet einwenden, daß Papst Franziskus kaum Gefahr laufen dürfte, einen Pfarrer Gerhard Maria Wagner zum Bischof ernennen zu wollen. Auch daraus darf man etwas schließen: Es ist alles eine Frage der Kombination und der Perspektive. Der „strenge“ Benedikt ernannte den richtigen Bischof, war aber zu sanft, für die nötige Durchsetzung zu sorgen. Der „gute“ Franziskus zeigt problemlos Härte und Durchsetzungsvermögen, ernennt aber … Wie schrieb 2016 der Frankokanadier Alain Pronkin: Papst Franziskus ist immer auf der Suche nach „den progressivsten Kandidaten“.
In Mitteleuropa scheint traurigerweise unterm Strich, 2009 wie heute, dasselbe herauszukommen: die fortschreitende Dekonstruktion der Kirche.
Bild: NNP (Screenshot)/Wikicommons
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