Telefon-Seelsorge für Kirchenmüde Die Zahl sinkt: Noch etwa 55 Prozent der Menschen in Deutschland gehören einer der beiden großen christlichen Kirchen an. Von unseren Agenturen dpa und kna
21. Juli 2017
Das Bistum Regensburg hat im vergangenen Jahr ein halbes Prozent seiner Kirchenmitglieder verloren. Damit setzt sich wie überall in Deutschland der negative Trend fort – allerdings in etwas langsamerem Tempo. Hatten 2015 noch 6632 Katholiken der Amtskirche den Rücken gekehrt, waren es 2016 nur 6342. Insgesamt zählt Regensburg 1 185 296 Kirchenmitglieder und ist damit das zehngrößte Bistum in Deutschland.
Bayernweit haben erneut beide großen christlichen Kirchen verloren: 2016 verließen 70 000 Menschen die evangelische und die katholische Kirche. Im Jahr davor waren es noch rund 78 000. Wie die evangelische Landeskirche am Freitag bekanntgab, stiegen bei ihr im Vorjahr knapp 22 700 Mitglieder aus (2015: rund 25000). Die katholischen Bistümer in Bayern verloren nach Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz rund 48 000 Gläubige (2015: rund 53 000).
Im Freistaat leben rund 12,8 Millionen Menschen. Mit knapp unter 9 Millionen Gläubigen liegt der Anteil der Kirchenmitglieder hier weiterhin deutlich höher als im Bundesdurchschnitt. Allerdings schlägt sich das auch in Regensburg nicht unbedingt in vollen Gotteshäusern nieder. Im Bistum besuchen nur noch rund 15 Prozent der Gläubigen regelmäßig die Messe.
Das Bistum Regensburg reagierte gestern prompt auf die aktuellen Zahlen: Es weitet im Sommer seine telefonischen Gesprächsangebote für unzufriedene Katholiken aus. Bis 22. August seien alle „eingeladen, Zweifel, Ärger oder offene Fragen vorzubringen“, heißt es in einer Pressemitteilung. Vier Priester und ein Diakon stehen als Ansprechpartner zur Verfügung. Der leichte Rückgang bei den Kirchenaustritten könne „in keiner Weise beruhigen“.
Fast 60 Prozent Christen
Bundesweit zählte die katholische Kirche 2016 rund 23,6 Millionen Mitglieder, was 28,5 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. 2015 lag der Anteil bei 29 Prozent. Die Zahl der Protestanten ging von 2015 auf 2016 um knapp 350 000 zurück und lag bei rund 21,9 Millionen. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung sank damit von 27,2 auf 26,5 Prozent.
Damit gehören 55 Prozent der Menschen in Deutschland einer der beiden großen Kirchen an. Inklusive der orthodoxen Kirche sowie anderer kleinerer Kirchen und Gemeinschaften liegt der Anteil aller Christen an der Bevölkerung bei 58,3 Prozent.
Hier lesen Sie einen Kommentar zum Thema:
Die Kirchen stecken in der Krise. Menschen wenden sich ab. Kirchensteuer zu sparen scheint für viele ein größerer Anreiz zu sein, als die Treue zur Traditionsinstitution... Von Jana Wolf, MZ
Leicht gesunken ist die Zahl der Eintritte in die katholische Kirche: 2016 gingen 2574 Menschen diesen Schritt, im Jahr davor 2685. Mit 6461 (2015: 6474) blieb die Zahl der Wiederaufnahmen weitgehend stabil. Leicht zurückgegangen ist auch der Gottesdienstbesuch – von 10,4 Prozent 2015 auf 10,2 Prozent: 2,4 Millionen Katholiken besuchen im Schnitt am Wochenende einen Gottesdienst.
Die Zahl der Taufen ist dagegen leicht gestiegen – um rund 2,5 Prozent von 167 226 auf 171 531. Bei anderen Sakramenten verzeichnet die Bischofskonferenz einen leichten Rückgang. So gab es etwa 43 610 kirchliche Trauungen und damit 1,5 Prozent weniger als 2015 (44.298).
Immer weniger Pfarreien
Wegen Strukturveränderungen in den 27 katholischen (Erz)Bistümern gab es 2016 weniger Pfarreien. Die Zahl sank um rund 5 Prozent auf 10 280. In den Pfarreien arbeiteten 13856 Priester – das waren 231 weniger als 2015. Ihnen zur Seite standen 3296 Diakone. Hinzu kamen 3200 Pastoralreferenten sowie 4537 Gemeindereferenten.
Wegen der positiven Lohn- und Gehaltsentwicklung in Deutschland sprudeln auch die Kirchensteuereinnahmen: Katholische und Evangelische Kirche haben 2016 – bei sinkenden Mitgliederzahlen – so viel Kirchensteuern erhalten wie noch nie. Die Einnahmen erreichten 2016 das rekordhoch von knapp 11,6 Milliarden Euro. Davon erhielt die katholische Kirche 6,146 Milliarden, die evangelische 5,454 Milliarden. Im Vergleich zu 2015 ist das insgesamt ein Anstieg um rund 1,2 Prozent.
Kirchensteuerpflichtige Mitglieder zahlen je nach Bundesland acht oder neun Prozent ihrer Lohn- oder Einkommensteuersumme. Die gesetzlich festgelegte Abgabe wird über das Finanzamt eingezogen und an die Kirchen weitergegeben. Der Staat erhält dafür etwa drei Prozent des Steuereinkommens.
Die Entwicklung der Kirchenaustritte im Überblick: http://www.mittelbayerische.de/region/re...art1543617.html
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