Nachlese: Vor zwölf Jahren, als Bergoglio noch auf die „Dubia“ zu antworten wußte 24. Februar 2017
Victor Manuel Fernandez: Verfechter der Situationsethik, die ihren Niederschlag in Amoris laetitia gefunden hat
(Rom) Fünf Fragen haben die vier Kardinäle Brandmüller, Burke, Caffarra und Meisner mit ihren Dubia (Zweifel) Papst Franziskus unterbreitet. Drei davon beziehen sich auf die Enzyklika Veritatis splendor von 1993, die als eine Schlüsselenzyklika des Pontifikats von Johannes Paul II. gilt. Die Kardinäle fragen Franziskus, ob die drei Wahrheiten, die durch jene Enzyklika mit Nachdruck bekräftigt wurden, noch Gültigkeit haben. 2004 fielen Jorge Mario Bergoglio, dem damaligen Erzbischof von Buenos Aires, die Antworten noch leicht.
Im zweiten Dubium heißt es:
Ist nach dem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben „Amoris laetitia“ (vgl. Nr. 304) die auf die Heilige Schrift und die Tradition der Kirche gegründete Lehre der Enzyklika „Veritatis Splendor“ (Nr. 79) des heiligen Johannes Paul II. über die Existenz absoluter moralischer Normen, die ohne Ausnahme gelten und in sich schlechte Handlungen verbieten, noch gültig? Im vierten Dubium:
Soll man nach den Aussagen von „Amoris laetitia“ (Nr. 302) über die „Umstände, welche die moralische Verantwortlichkeit vermindern“, die auf die Heilige Schrift und die Tradition der Kirche gegründete Lehre der Enzyklika „Veritatis Splendor“ (Nr. 81) des heiligen Johannes Paul II. für weiterhin gültig halten, nach der „die Umstände oder die Absichten niemals einen bereits in sich durch sein Objekt unsittlichen Akt in einen ’subjektiv‘ sittlichen oder als Wahl vertretbaren Akt verwandeln“ können? Im fünften Dubium:
Soll man nach „Amoris laetitia“ (Nr. 303) die auf die Heilige Schrift und die Tradition der Kirche gegründete Lehre der Enzyklika „Veritatis Splendor“ (Nr. 56) des heiligen Johannes Paul II. für weiterhin gültig halten, die eine kreative Interpretation der Rolle des Gewissens ausschließt und bekräftigt, dass das Gewissen niemals dazu autorisiert ist, Ausnahmen von den absoluten moralischen Normen zu legitimieren, welche Handlungen, die durch ihr Objekt in sich schlecht sind, verbieten? Die Dubia wurden dem Papst am 19. September 2016 zugestellt. Seit dem 14. November sind sie von den vier Kardinälen öffentlich gemacht worden. Papst Franziskus hat seither auf keine der fünf Fragen geantwortet. Er ignoriert sie, während seine engsten Mitarbeiter die vier Kardinäle scharf angreifen und sich über die Fragen empören.
Laut dem Vatikanisten Sandro Magister wußte Jorge Mario Bergoglio, als er noch Erzbischof von Buenos Aires war, durchaus zu antworten.
Tagungsband, Buenos Aires, 2004
Im Oktober 2004 fand in Buenos Aires ein internationaler Theologenkongreß über die Enzyklika Veritatis splendor statt. Anlaß war die Errichtung des Johannes-Paul-II-Lehrstuhls an der Päpstlichen Katholischen Universität von Argentinien.
2014 schrieb Benedikt XVI. in einem seiner seltenen Texte, die seit seinem Amtsverzicht veröffentlicht wurden, daß Veritatis splendor eine „der bedeutendsten“ Enzykliken „ für die Kirche“ ist. Die Ausführungen Benedikts lassen erkennen, daß er Veritatis splendor sogar für die bedeutendste unter allen Enzykliken seines Amtsvorgängers hält. Sie sei „von unveränderter Gültigkeit“, solle „studiert“ werden und Richtschnur sein.
Benedikt ist der Überzeugung, daß durch Veritatis splendor der katholischen Moral ihr metaphysisches und christologisches Fundament zurückgegeben wurde, das allein imstande ist, die pragmatischen Abirrungen der heutigen Moral zu besiegen, für die es kein wirklich Gutes gibt, sondern nur mehr oder weniger brauchbare Nützlichkeiten.
Veritatis splendor sei damit das Gegengewicht zur Situationsethik, „die vor allem unter Jesuiten im 17. Jahrhundert in Mode war und seither nicht mehr ganz verschwunden ist, vielmehr heute in der Kirche verbreiteter ist denn je“, so Magister.
Beim Theologenkongreß in Buenos Aires trat Kardinal Bergoglio als erster Referent ans Rednerpult. Seine Rede kann im 2005 veröffentlichen Tagungsband „La verdad los hará libres“ (Die Wahrheit wird euch freimachen) nachgelesen werden.
Bergoglio stellte sich damals entschieden hinter die in Veritatis splendor bekräftigte Wahrheit, besonders oben in den Dubia zitierten drei Wahrheiten, die seit der Veröffentlichung von Amoris laetitia in Frage gestellt werden.
Auf Seite 34 des Tagungsbandes schreibt der damalige Erzbischof von Buenos Aires, daß „nur eine Moral, die ohne Ausnahme immer und für alle gültige Normen anerkennt, kann die ethische Grundlage des sozialen Zusammenlebens auf nationaler wie internationaler Ebene sicherstellen“, denn der Relativismus einer Demokratie ohne Werte führe in den Totalitarismus. „Das wäre eine Antwort auf das zweite Dubium der vier Kardinäle“, so Magister.
Auf Seite 32 schreibt Kardinal Bergoglio, daß das Verständnis für die menschliche Schwachheit „nie einen Kompromiß und eine Verfälschung des Kriteriums von Gut und Böse bedeuten kann, so als wollte man sie den Lebensumständen der Menschen und der Personengruppen anpassen“. „Das wäre eine Antwort auf das vierte Dubium“, so Magister.
Auf Seite 30 schließlich bezeichnet es Bergoglio als „schwere Versuchung“, zu meinen, daß es für einen sündigen Menschen unmöglich sei, das heilige Gesetz Gottes zu befolgen und selbst „darüber entscheiden zu wollen, was gut und was böse ist“, anstatt die Gnade anzurufen, die Gott immer gewähre. „Das wäre eine Antwort auf das fünfte Dubium.“
Was geschah nach dem Theologenkongreß von 2004?
„Was aber ist nach diesem Kongreß von 2004 in Buenos Aires geschehen?“, so Magister.
Geschehen ist, so der Vatikanist, daß im Gefolge des Kongresses ein argentinischer Theologe namens Victor Manuel Fernandez 2005 und 2006 zwei Aufsätze veröffentlichte, mit denen er die Situationsethik verteidigte.
„Fernandez war Bergoglios Augapfel, der ihn als Rektor der Päpstlichen Katholischen Universität von Argentinien wollte und 2009 tatsächlich dessen Ernennung gegen starke und verständliche Widerstände der römischen Kongregation für das katholische Bildungswesen durchsetzen konnte.“
Als der Kardinal 2013 Papst wurde, beförderte er Fernandez sofort zum Erzbischof und holte ihn als Ghostwriter für Evangelii gaudium und andere wichtige Reden und Dokumente nach Rom
„nit der Wirkung, die sich in Amoris laetitia zeigt, das umfassend von einer laxen Moral geprägt ist und in einigen Paragraphen sogar wörtlich aus älteren Texten Fernandez‘ kopiert wurde. Besonders aus den beiden genannten Artikeln von 2005 und 2006, aber auch aus Aufsätzen von 1995 und 2001.“ Magister abschließend:
„Und was wurde aus der Enzyklika Veritatis splendor, die von Bergoglio 2004 noch so entschieden gelobt wurde? Vergessen. In den 200 Seiten von Amoris laetitia wird sie nicht ein einziges Mal erwähnt.“ + hier geht es weiter http://www.katholisches.info/2016/05/amo...nuel-fernandez/ „Amoris laetitia“ und sein Schattenautor Victor Manuel Fernandez
25. Mai 2016
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