Anklage eines Priester: „Wir verhungern in Venezuela. Das Schweigen von Papst Franziskus ist schlimm“ 5. Mai 2017
Don José Palmar kritisiert die Haltung von Papst Franziskus, der in der schweren Krise, in der Venezuela steckt, das sozialistische Regime unterstützt.
(Caracas) In Venezuela befindet sich die „Bolivarische Revolution“ in ihrer größten Krise. Die Versorgungslage hat sich dramatisch verschlechtert. Das Regime hat abgewirtschaftet und versucht mit Gewalt und Sprechverboten die Kontrolle zu behalten. Die jüngste „Idee“ des Vizepräsidenten Diosdado Cabello sind Tafeln in allen öffentlichen Ämtern, auf denen geschrieben steht: „Hier spricht man nicht schlecht über Chavez“
. Sozialistischer Personenkult um den ersten „bolivarischen“ Präsidenten Hugo Chavez, der von 1998 bis 2013 regierte. Auf die zunehmenden Volksproteste reagiert die Regierung hart. 33 Tote sind die Bilanz des zurückliegenden Monats. Aus dem Widerstand gegen das „Castristische Narkoregime“, wie er es nennt, ragt ein katholischer Priester heraus.
Der Papst empfängt Unterdrücker statt Unterdrückten
Die Regierung des „bolivarischen Sozialismus“ unter Staatspräsident Nicolas Maduro nahm im Oktober des Vorjahres, als es eng wurde, sogar Zuflucht bei Papst Franziskus im Vatikan. Dabei stand das Regime der Kirche bisher sehr feindselig gegenüber. Der Papst empfängt „Unterdrücker statt Unterdrückte“, lautete damals die Kritik.
Papst Franziskus und Präsident Maduro im Oktober 2016
Die päpstlichen Sympathien für linke Regierungen und Bewegungen sind bekannt. Entsprechend stützt das katholische Kirchenoberhaupt Maduro. Dabei geht es nicht nur darum, „den Frieden zu bewahren“, wie Franziskus vor wenigen Tagen zur Venezuela-Krise sagte, nachdem gewalttätige Proteste ausgebrochen waren. Es geht auch darum, eine bestimmte politische Richtung zu unterstützen – in Venezuela die regierende Vereinigte Sozialistische Partei Venezuelas (PSUV). Der PSUV ist die größte Linkspartei Lateinamerikas. Sie führt dem fünfzackigen, roten Stern als Parteisymbol, dem Erkennungszeichen der bolschewistischen Utopie seit der kommunistischen Oktoberrevolution 1917 in Rußland.
Damit befindet sich der Papst auf Kollisionskurs mit der Kirche des lateinamerikanischen Landes, die sich seit 1998 einem sozialistischen Regime gegenüber sieht, das ihr keineswegs gewogen ist. Kardinal Urosa warf Maduros Vorgänger Hugo Chavez bereits 2002 vor, eine kommunistische Diktatur zu errichten. 2015 bezeichnete die Venezolanische Bischofskonferenz den „totalitären“ Charakter des Regimes als „größtes Problem“ des Landes.
Franziskus reagierte auf der Ebene der Personalpolitik, indem er mit dem Aufbau einer ihm nahestehenden Hierarchie begann. Dem amtierenden Primas von Venezuela, dem regimekritischen Erzbischof von Caracas, Jorge Kardinal Urosa, stellte er als Gegengewicht einen zweiten Kardinal zur Seite, Baltazar Porras Cardozo, den Erzbischof von Merida, der einen umgänglicheren Ton mit der Regierung pflegt.
„Randpriester“ Don José Palmar platzte der Kragen
Padre José Palmar
Der sich zuspitzende Konflikt zwischen Regierung und Opposition, der in den vergangenen 35 Tagen 33 Todesopfer forderte, wurde ein katholischer Priester landesweit bekannt. Ihm platzte der Kragen, als er die Worte von Papst Franziskus hörte, mit denen dieser am vergangenen Samstag auf dem Rückflug aus Ägypten „regimestützend“ zur Krise in Venezuela Stellung nahm.
Es handelt sich um Don José Palmar, seit 27 Pfarrer an der Kirche Unserer Lieben Frau von Guadalupe in Maracaibo. Aus der Perspektive Roms, ein armer Priester an den Rändern. Mit mehreren spektakulären Aktionen wandte sich der Priester schon gegen die staatliche Gewalt. Aus Solidarität mit protestierenden Studenten kettete er sich 2015 öffentlich an. Im vergangenen Januar bot er sich als „Ersatz“ im Austausch für die Freilassung des vom „bolivarischen“ Geheimdienst SEBIN verhafteten oppositionellen Gemeinderats von Maracaibo, Jorge Luis Gonzalez, an.
„Priester an den Rändern, Publizist, Marienverehrer, erster Märtyrer des Castristischen Narko-Madurismus.“ So wird Don José Palmar beschrieben, und so sieht er sich auch selber.
Nun widersprach er öffentlich Papst Franziskus. Dieser hatte sein Engagement als „Befriedungsaktionen“ bezeichnet. Don Palmar spricht hingegen von „einer Spaltung der Opposition“.
„Es ist traurig, daß Papst Franziskus, den wir als Papst verehren, sich so abschätzig über unseren Kampf für die Wiedergewinnung der Würde Venezuelas geäußert hat und keine Anklage gegen das Narkoregime erhebt, das uns aushungert und tötet.
Wenn Papst Franziskus uns ersucht, mit dem Narkoregime von Maduro den Dialog zu pflegen, dann – verzeihen Sie mir, Heiliger Vater – erkläre ich mich in klerikaler Rebellion. Mit der Tyrannei gibt es keinen Dialog.“ Unterzeichnet: ] Am 1. Mai legte Don Palmar wegen der unterschiedlichen Positionen, die der Vatikan und die Ortskirche gegenüber dem Maduro-Regime einnehmen, auf Twitter nach:
„Zu sagen, daß die Opposition spaltet, ist nichts Ungewöhnliches, weil sie Politiker sind. Das Christentum gespalten zu sehen, ist aber ein Skandal. Wir hintergehen Christus.“ Und weiter:
„Heiliger Vater Franziskus, in aller Demut und allem Respekt, als unser Vater und oberster Hirte, geben Sie Venezuela ein Wort des Zuspruchs.“ „Papst beweist völlige Unkenntnis der Situation in Venezuela“
„ Don Palmar hält den Polizisten den Rosenkranz entgegen
Gleichzeitig beklagte der Priester, daß alle Bitten an das Internationale Rote Kreuz, in Venezuela tätig zu werden, als Beobachter, aber vor allem zur medizinischen Versorgung der protestierenden Bevölkerung, bisher erfolglos geblieben sind.
Am 3. Mai veröffentlichte Infobae ein Interview mit Don Palmar, darin warf der Priester Franziskus vor in linken Träumen nachzuhängen, denen die Realität widerspricht:
„Was Papst Franziskus sagte, beweist eine völlige Unkenntnis der Situation in Venezuela.“
„Wenn der Heilige Vater in Rom sich zu Fragen des Glaubens und der Moral äußert, bin ich verpflichtet, ihm bedingungslos zu gehorchen, weil er mit dem sicheren Strahl der Wahrheit spricht. Wenn er aber über politische Dinge spricht, habe ich das Recht, anderer Meinung zu sein.“ Neben ihm wurde junge Studentin und Schönheitskönigin erschossen, er verletzt, Europa war es keine Zeile wert
Don Jose Palmar, nach dem Überfall eines „chavistischen“ Schlägertrupps im Oktober 2016
Don José Palmar war am 19. Februar 2014 verletzt worden, als die Guardia Nacional gewaltsam gegen eine regimekritische Kundgebung auf der Plaza República von Maracaibo vorging. Dabei wurde die 22 Jahre alte Schönheitskönigin Génesis Carmona erschossen. Während Don Palmar überlebte, kam für die junge Wirtschaftsstudentin jede Hilfe zu spät. Europäische Medien hatten wenige Wochen zuvor ausführlich über den Raubmord an einer früheren venezolanischen Schönheitskönigin berichtet, den politischen Mord an Génesis Carmona aber verschwiegen.
Angriffe gegen seine Person mußte der Priester bereits mehrfach erdulden. Zuletzt lauerte ihm am 26. Oktober 2016 ein „chavistischer“ Schlägertrupp auf und prügelte ihn krankenhausreif. Er rechnet jederzeit mit einem Attentat: „Sie werden mich wohl verhaften oder umbringen, aber ich kann nicht anders, als dieses Unrecht zu beklagen.“
Kirchenschändung im Januar 2015
Anfang Januar 2015 wurde seine Pfarrkirche geschändet. Don Palmar ist überzeugt, daß der Auftrag vom „bolivarischen“ Bürgermeister der Stadt erging. Der Altar wurde geschändet und Schmierschriften gegen den Pfarrer und die Kirche angebracht. Auf den Fußboden der Kirche wurde gepinselt: „Die einzige Kirche die erleuchtet, ist eine Kirche, die brennt“.
Das sei es, was das Regime und dessen Anhänger wirklich über die Kirche denken, so Don Palmar, der über die Haltung von Papst Franziskus nur den Kopf schütteln kann. http://www.katholisches.info/2017/05/ank...us-ist-schlimm/ Text: Giuseppe Nardi Bild: reportero24/notitotal/Twitter (Screenshots)
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