Auf welche Bibel-Fassung stützt Franziskus seine Predigten in Santa Marta? Papst Franziskus legt dem heiligen Paulus (erneut) Worte in den Mund 24. Oktober 2017 0
Heiliger Paulus, stigmatisiert, von Carpaccio, 1520 (Rom) Auf welche Fassung der Heiligen Schrift stützt Papst Franziskus seine morgendlichen Predigten in Santa Marta? Diese Frage drängt sich nach der heutigen Homilie auf, und das nicht zum ersten Mal.
Papst zitiert erneut Paulus-Worte, die es nicht gibt
Liest Papst Franziskus vielleicht gar die Artikel des renommierten Vatikanisten Sandro Magister, der in seiner Zunft das aktuelle Pontifikat besonders kritisch begleitet?
Vor vier Tagen legte Magister einen bemerkenswerten Artikel über die „Letzten Dinge“ laut Papst Franziskus vor. Darin zeigte er auf, daß „Franziskus die Neigung hat, das Gericht verschwimmen zu lassen“.
Als Beleg führte der Vatikanist eine Stelle aus der morgendlichen Predigt von Franziskus vom 4. September 2014 an. Der Papst zitierte damals den Zweiten Brief an die Korinther (2 Kor 11,30), legte aber dem heiligen Paulus Worte in den Mund, die sich in der Heiligen Schrift nicht finden. Paulus habe laut Franziskus gesagt:
http://w2.vatican.va/content/francesco/i...el-mistero.html
„Ich prahle nur mit meinen Sünden.“
Zugleich forderte der Papst die Gläubigen auf, ebenfalls mit ihren Sünden „zu prahlen“, weil sie durch Jesus am Kreuz vergeben seien. Die Aussage erinnert an keinen katholischen Theologen, sondern an Martin Luther.
In Wirklichkeit zählt der Apostel an dieser Stelle nämlich die Verfolgungen auf, die er erlitten hatte: Gefängnis, Steinigung, Schiffbruch, Folter. Eine Auflistung die er mit dem Satz abschließt:
„Wenn schon geprahlt sein muß, will ich mit meiner Schwachheit prahlen.“ Im zwölften Kapitel desselben Paulus-Briefes (2 Kor 12,5) wiederholt sich die Stelle in ähnlichem Kontext.
„Ich rühme mich nur meiner Sünden …“
Diese zitierte Franziskus heute morgen in seiner Predigt in Santa Marta und wieder legte er dem Apostel dieselben Worte in den Mund, die sich in der Heiligen Schrift nicht finden.
„Dieses Geheimnis, das der heilige Paulus als eine ‚Narrheit‘ beschreibt, und von der er auch sagt: ‚Wenn ich mich etwas rühmen sollte, würde ich mich nicht dessen rühmen, was ich in der Synagoge mit Gamaliel studiert habe, auch nicht des anderen, das ich gemacht habe, nicht meiner Familie oder meines edlen Blutes: Nein, ich würde mich dessen nicht rühmen. Ich kann mich nur zweier Dinge rühmen: meiner Sünden und des gekreuzigten Jesus Christus.“
Predigt vom 24. Oktober 2017
Die Stelle ist zitiert nach der Wiedergabe im Osservatore Romano. Paulus spricht in Wirklichkeit von „Erscheinungen und Offenbarungen“, die „mir der Herr geschenkt hat“. Er spricht von einem „Stachel“, der ihm „ins Fleisch gestoßen“ wurde von einem „Boten Satans, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe“. Dreimal habe er den Herrn „angefleht“, daß dieser Bote Satans „von mir ablasse“.
„Er aber antwortete mir: Meine Gnade genügt dir; denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit. Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt.“ In welchen Bibelübersetzung man auch nachschlägt, die Worte, die Franziskus dem Apostel in den Mund legt, finden sich nicht.
Was Jorge Mario Bergoglio und Papst Franziskus lesen
Nun ist bekannt, weil Franziskus es selbst sagte, daß eine überzeugte Kommunistin und deren marxistische Bücher maßgeblich sein Politikverständnis geprägt haben. Was man öffentlich von dem erwähnt, was man gelesen hat, dem wird in der Regel Bedeutung beigemessen.
http://www.katholisches.info/2017/09/ist...political-pope/
Ebenso weiß man aus seinem eigenen Mund, daß er die Bücher von Kardinal Walter Kasper liest, den er als „großen Theologen“ bezeichnete, der „Theologie auf den Knien“ mache. Da er geradezu wortwörtlich das Luther-Lob von Kasper kurze Zeit darauf wiederholte, darf angenommen werden, daß er dessen Luther-Buch vom Frühjahr 2016 gelesen hatte.
Nach Karl Marx und Walter Kasper auch Eugen Drewermann
Am 16. Juni 2016 gab Papst Franziskus einem Kapitell in der mittelalterlichen Basilika von Vezelay in Frankreich eine kunsthistorisch haltlose Interpretation. Das Kapitell zeigt auf einer Seite, wie Judas Iskariot sich erhängt. Auf der anderen Seite trägt eine Gestalt mit fratzenhaftem Gesicht Judas Iskariot fort. Was der mittelalterliche Künstler sich genau dabei dachte, ist nicht überliefert. Sicher ist, daß es sich nicht um eine Darstellung des „Guten Hirten“ handeln kann, weil dieses Motiv zu jener Zeit überhaupt nicht dargestellt wurde. Vor allem aber wäre Christus nie so wiedergegeben worden, wie er auf dem Kapitell zu sehen ist. Franziskus aber sprach vom „Guten Hirten“ auf diesem Kapitell, der Judas zu „retten“ scheine. Der Papst lies zwar die Frage offen, ob Judas wirklich gerettete wurde, legte aber mit dem ganzen Hinweis genau diese Annahme nahe, die Richtung Allerlösung zu gehen scheint.
Diese Interpretation des Kapitells von Vezelay, des vom „Guten Hirten“ geretteten Judas, stammt vom modernistischen Theologen Eugen Drewermann, der diese These erstmals 1987 im Buch „Das Markusevangelium“ vorlegte. Wirklich bekannt machte sie erst Franziskus, der Drewermann nicht erwähnte. Der Vorfall zeigt aber, daß entweder der Papst selbst, oder einer seiner engsten Mitarbeiter, Eugen Drewermann liest. „Eine wenig vertrauenserweckende Vorstellung“, so Messa in Latino im Oktober 2016.
Drewermann wurde wegen Ungehorsams und häretischer Lehren von der Glaubenskongregation verurteilt und trat 2005 sogar aus der Kirche aus.
Obwohl die Kunsthistoriker diese Interpretation ablehnen und Franziskus aufmerksam gemacht wurde, daß die theologisch zweifelhafte These von Drewermann stammt, wiederholte sie Franziskus am 2. August 2016 vor den polnischen Bischöfen in Krakau und am 2. Oktober 2016 gegenüber Journalisten auf dem Rückflug aus Aserbaidschan.
Womit sich seit heute morgen die Frage stellt: Und aufgrund welcher Quelle legt Franziskus dem heiligen Paulus wiederholt Worte in den Mund, die sich in der Heiligen Schrift nicht finden? http://www.katholisches.info/2017/10/pap...te-in-den-mund/ Text: Giuseppe Nardi Bild: Wkicommons/Vatican.va (Screenshots)
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