Kindischer Versuch, objektive Hürden mit „Ich will“-Erklärungen zu überwinden? Gemeinsame Erklärung von Lutherischem Weltbund und Päpstlichem Einheitsrat 2. November 2017 1
Lutherisches Weltbund und Päpstlicher Einheitsrat mit einer "gemeinsamen Stellungnahme".
(Rom) Am 31. Oktober veröffentlichten der Lutherische Weltbund und der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen „zum Abschluß des gemeinsamen Reformationsgedenkjahres“ eine gemeinsame Stellungnahme.
In der Presseerklärung des Lutherischen Weltbundes heißt es zur Zielsetzung der „gemeinsamen Stellungnahme“:
„The goal of renewed theological dialogue is to fulfill the yearning of many Lutherans and Catholics ‚to receive the Eucharist at one table as the concrete expression of full unity‘.“
„Das Ziel des erneuerten theologischen Dialogs ist es, die Sehnsucht vieler Lutheraner und Katholiken zu erfüllen, ‚die Eucharistie an einem Tisch zu empfangen als konkreten Ausdruck der vollen Einheit‘.“
Franziskus und die Protestanten
Damit wurde eine Formulierung wiederholt, die Papst Franziskus und der Vorsitzende des Lutherischen Weltbundes, Munib A. Younan, bereits vor einem Jahr, am 31. Oktober 2016, beim gemeinsamen Reformationsgedenken in Lund gebraucht hatten. Auf die Veranstaltung in Lund bezieht sich auch die Formulierung, daß nun mit der gemeinsamen Erklärung von Päpstlichem Einheitsrat und Weltbund das „gemeinsame Reformationsgedenkjahr“ abgeschlossen werde.
Sätze wie: „Es ist aufs Neue deutlich geworden, dass das, was uns eint, sehr viel mehr ist als das, was uns noch trennt“, erstaunen. Sie entsprechen zwar einer gefühlten Schwamm-drüber-Haltung der derzeitigen Führungsebene und von Gläubigen, die ihren Glauben kaum kennen, werden inhaltlich der Sache aber nicht gerecht.
Das beginnt bereits beim Begriff „Eucharistie“. Welche Einheit oder Gemeinsamkeit könnte erreicht werden, wenn nicht einmal Klarheit über die Eucharistie herrscht, und selbst wenn diese herrschen würde, hätten die Protestanten mangels Priestertum keinen Anteil daran.
Wie will man solche objektiven Hürden durch „Ich will“-Erklärungen überwinden?
Am 31. Oktober wurde vom Amt für Philatelie des Vatikans eine Luther-Briefmarke herausgegeben. Sie zeigt Luther auf den Knien. Die Briefmarke will offensichtlich den Katholiken ein neues Luther-Bild vermitteln.
Das Bild stammt aus dem Immaginarium von Papst Franziskus, der dann von „auf den Knien“ spricht, wenn er Überzeugungsarbeit leisten will. Als Kardinal Kasper wegen seiner These zu den wiederverheirateten Geschiedenen im Kardinalskonsistorium kritisiert wurde, eilte ihm Papst Franziskus zu Hilfe, indem er den Kardinäle erklärte, Kasper betreibe eine „Theologie auf den Knien“. Ähnlich verhielt sich Franziskus im Zusammenhang mit Luther und der Reformation vor einem Jahr in Schweden.
Das Bild will sagen: „Seht, wie fromm er doch ist“. Ein wirkliches Argument ist das allerdings nicht.
Text: Giuseppe Nardi Bild: Vatican.va/Lutheranworld.org (Screenshots)
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