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  • 07.01.2018 00:23 - Papst Franziskus, der „verirrte Hirte“. Die neue Biographie von Philip Lawler
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Neue Biographie über Papst Franziskus

Lost Shepherd – Der verirrte Hirte
6. Januar 2018 0



Papst Franziskus, der „verirrte Hirte“. Die neue Biographie von Philip Lawler
(Rom) Ein neues Buch über Papst Franziskus kommt erst am 26. Februar in den Buchhandel, sorgt aber schon jetzt für rege Diskussionen und einige Unruhe. Im Titel klingt bereits eine kritische Haltung an: „Lost Shepherd: How Pope Francis is Misleading His Flock”.

Der verirrte Hirte


Philip Lawler
Autor des Buches ist Philip Lawler, Gründer und Chefredakteur von Catholic World News und einer der bekanntesten katholischen Journalisten der USA. Zudem leitete er von 1993–2005 Catholic World Report, das Nachrichtenmagazin des Verlags Ignatius Press, der vom Ratzinger-Schüler Joseph Fessio gegründet wurde. Eine besondere Note liegt dabei in der Tatsache, daß Fessio Jesuit ist wie Papst Franziskus.

Catholic World News wurde 1995 von Lawler als erster katholischer Internet-Pressedienst gegründet, um Nachrichten über die Katholische Kirche zu verbreiten. Der Vater von sieben Kindern wollte als grundsätzliche Ausrichtung Medienarbeit in Treue zum katholischen Glauben und zum Papst in Rom leisten. In diesem Sinne war er ganz Kind seiner Zeit, die von den Pontifikaten von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. geprägt war.

So begleitete Lawler auch das neue Pontifikat von Papst Franziskus mit großem Wohlwollen und betonte das Neue, das ein Kirchenoberhaupt „vom Ende der Welt“ für die Kirche bringe. Zumindest anfangs. Das Wohlwollen wandelte sich bald in Irritation und schlug schließlich in Distanz um. Grund waren die „Neuerungen“ von Franziskus, in denen Lawler keinen alten Wein in neuen Schläuchen erkennen konnte, sondern etwas anderes, etwas Fremdes.

„Nun ist Lawler soweit, in Franziskus einen ‚verirrten Hirten‘ einer orientierungslosen Herde zu sehen“, so der Vatikanist Sandro Magister.


Lost Shepherd (2018)
In der Ankündigung zu Lawlers Buch heißt es:

„Gläubige Katholiken beginnen zu erkennen, daß er nicht ist, was sie sich vorgestellt hatten. Papst Franziskus hat sie auf eine Reise mitgenommen, die sie von Freude zu Unruhe, zu Alarm und sogar zu einem Gefühl des Verrats geführt hat. Sie können nicht länger so tun, als repräsentiere er nur eine Änderung des Tones in der päpstlichen Lehre. ‚Verirrter Hirte‘ analysiert die Verwirrung, die von diesem Pontifikat ausgeht, und erklärt, was auf dem Spiel steht, was nicht auf dem Spiel steht und wie loyale Gläubige darauf reagieren sollten.“

Der argentinische Jesuit: Kolvenbachs Urteil
Zu diesem kritischen Urteil über den amtierenden Papst gelangte der katholische Journalist auch deshalb, weil er den argentinischen Jesuiten Bergoglio und den argentinischen Bischof Bergoglio noch einmal aufmerksam und kritisch beleuchtete. Dadurch, so Lawler, habe er verstanden, warum Franziskus so handelt, wie er handelt, und was das bedeutet.


Der Papst-Diktator (2017)
Zum Adventsbeginn war das Buch „Der Papst-Diktator“ erschienen, in dem sich ein Vatikan-Insider unter dem Pseudonym Marcantonio Colonna, des Oberbefehlshabers der päpstlichen Truppen und Siegers in der Seeschlacht von Lepanto gegen die Türken, kritisch mit dem derzeitigen Pontifikats befaßt.

Eine der aufsehenerregendsten Stellen des „Papst-Diktators“ ist die Enthüllung eines Dokuments des damaligen Jesuitengenerals, Peter Hans Kolvenbach. Kolvenbach war 1991 vom Heiligen Stuhl um eine vertrauliche Stellungnahme zur Eignung von Jorge Mario Bergoglio zum Bischof gebeten worden.

Colonna beruft sich auf die Schilderung eines Priesters, der das Dokument gesehen hatte, bevor es aus dem Zentralarchiv der Jesuiten in Rom verschwunden ist. Kolvenbach äußerte sich in seiner Stellungnahme ausgesprochen negativ über seinen Mitbruder und attestierte ihm, für ein Bischofsamt nicht geeignet zu sein.

Der „Schwarze Papst“ führte eine Reihe charakterlicher

Defizite an: Bergoglio bediene sich gewohnheitsmäßig einer vulgären und doppelbödigen Sprache, er sei Ungehorsam und verberge diesen Ungehorsam hinter einer Maske: der Demut. Es ermangle ihm an psychologischer Ausgeglichenheit, und zudem habe er als Provinzial Spaltung in den Orden getragen.

Als Franziskus Papst wurde, habe er dafür gesorgt, so Colonna, daß dieses kompromittierende Dokument aus den Archiven entfernt wurde.

Streit im Jesuitenorden
Da Colonna weder das Original noch eine Kopie oder auch nur eine Abschrift des Dokuments vorlegen kann, sei die Sache „zu wenig und zu vage“ so Magister. Außer Zweifel steht jedoch, daß Kolvenbach vom Vatikan um eine Stellungnahme zur eventuellen Bischofsernennung Bergoglios ersucht wurde, denn das gehört zur normalen Praxis im Vorfeld von Bischofsernennungen. Bei Ordenspriestern wird deren Generaloberer um seine Meinung gebeten. Gesichert ist auch, daß es heftige Spannungen zwischen Bergoglio und seinen damaligen Ordensoberen gab, sowohl in Argentinien als auch in Rom. Die Verhältnisse im Jesuitenorden, zwischen unterschiedlichen Ausrichtungen, waren damals jedoch sehr komplex. Hinzukamen charakterliche Aspekte, die mit der Persönlichkeit Bergoglios zusammenhängen und unter denen heute auch die Weltkirche stöhnt.


Aquel Francisco (2015)
Über die ordensinternen Spannungen haben bereits andere Biographien zahlreiche und durchaus solide Informationen geliefert, die über jeden antibergoglianischen Verdacht erhaben sind. Sie stammen vielmehr aus der Feder von Personen, die dem regierenden Papst freundschaftlich verbunden sind oder zumindest sehr nahestehen. So nahe, daß ihre Bücher vor der Drucklegung von Franziskus sogar persönlich durchgesehen und gebilligt wurden.

Das gilt beispielsweise für das argentinische Autorenduo Javier Camara und Sebastian Pfaffen und ihr Buch „Aquel Francisco“ (Dieser Franziskus). Das Buch ist neben dem spanischen Original auch in italienischer (Bergoglios dunkle Jahre) und englischer Ausgabe (Papst Franziskus verstehen) erschienen. Die „dunklen Jahre“, die im Titel der italienischen Ausgabe erwähnt werden, beziehen sich auf die Jahre seiner ordensinternen Exilierung in Argentinien.

In diesem Buch wird nicht verschwiegen, daß seine Gegner das Gerücht in Umlauf setzten, Bergoglio sei deshalb in das argentinische Cordoba verbannt worden, weil „krank, verrückt“.

Völlig verschwiegen wird darin hingegen das negative Urteil Kolvenbachs gegen Bergoglios Ernennung und Weihe zum Bischof. Der Name Kolvenbachs, der die Gesellschaft Jesu als 29. Ordensgeneral immerhin von 1983–2008 leitete, wird in der gesamten Biographie kein einziges Mal erwähnt.

Der verschwiegene Kolvenbach-Bericht
Der Kolvenbach-Bericht findet sich ebensowenig in einer anderen, ganz wohlwollenden Biographie, jener des britischen Publizisten Austen Ivereigh. Ivereigh, vormals Pressesprecher von Kardinal Cormac Murphy-O’Connor, war es, der in seinem Buch „The Great Reformer. Francis and the Making of a Radical Pope“ (Der große Reformer. Franziskus oder wie man einen radikalen Papst macht) im November 2014 die Existenz einer Gruppe von Kardinälen enthüllte, die er Team Bergoglio nannte. Sein Arbeitgeber, Kardinal Murphy-O’Connor, gehörte dem Team an, dessen Arbeit Ivereigh ganz positiv sieht. Das Team habe sich zum Ziel gesetzt, daß die „restaurative Phase“ der Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. ein Ende haben und ein progressiver Kandidat auf den Stuhl Petri gehievt werden müsse.


The Great Reformer (2014)
Erst ein Jahr später enthüllten ebenso wohlwollende Biographen des belgischen Kardinals Godfried Danneels, einem anderen Mitglied des Teams Bergoglio, daß hinter dem Team ein bereits seit den 90er Jahren existierender Geheimzirkel höchster Kirchenvertreter stand, der von Kardinal Carlo Maria Martini, einem anderen Jesuiten, zusammengerufen worden war. Ziel des Geheimzirkels, von dem Danneels in guter Laune berichtete, man habe sich selbst untereinander als „Mafia“ bezeichnet, war es, das als „konservativ“ abgelehnte Pontifikat von Johannes Paul II. zu boykottieren und die Wahl eines Nachfolgers gegenteiliger Ausrichtung vorzubereiten.

Letzteres Ziel scheiterte 2005 allerdings an der dominanten Gestalt von Joseph Kardinal Ratzinger, der als Benedikt XVI. zum neuen Papst gewählt wurde. Damit sah sich der Geheimzirkel vom Regen in der Traufe. 2013 sollte sich derselbe Fehler kein zweites Mal wiederholen. Und in der Tat war die Gruppe dieses Mal erfolgreicher. Kardinal Jorge Mario Bergoglio, der bereits 2005 Kandidat des Kreises war, wie Ivereigh enthüllte, wurde zum Papst Franziskus gewählt.

Bergoglios Sicht des ordensinternen Konfliktes
Der Bergoglianer Ivereigh hatte keine Probleme, die kompromittierende Existenz des Teams Bergoglio zu enthüllen. Schließlich war die von ihm begrüßte Wahl von Franziskus schon gewonnen. Von der „Mafia von Sankt Gallen“ schwieg er aber lieber. Den noch weit kompromittierenden Kolvenbach-Bericht, da ein konkretes Schriftstück, berichtete auch er in seinem Buch nicht.

Dazu Sandro Magister:

„Aber über den Ursprung und den Kontext des negativen Urteils von Kolvenbach liefern Ivereigh und Bergoglio zahlreiche und wertvolle Informationen, die es sich lohnt, noch einmal anzuschauen.“



Über die Reibereien mit seinen argentinischen Mitbrüdern im Jesuitenorden sprach Franziskus auch in seinem ersten Interview mit der römischen Jesuitenzeitschrift La Civiltà Cattolica, das im September 2013 von zahlreichen anderen Jesuitenzeitschriften, darunter auch den deutschen Stimmen der Zeit veröffentlicht wurde. Darin sagte er:

„Meine autoritäre und schnelle Art, Entscheidungen zu treffen, hat mir ernste Probleme und die Beschuldigung eingebracht, ultrakonservativ zu sein. Ich habe eine Zeit einer großen inneren Krise durchgemacht, als ich in Córdoba lebte. Aber ich bin nie einer von den ‚Rechten‘ gewesen.“

Seine argentinischen Gegner im Jesuitenorden, die laut Ivereigh die Kampagne gegen Bergoglio anführten, waren die Jesuiten des Centro de Investigación y Acción Social (CIAS), die „zum Großteil dem Großbürgertum und akademischen Milieu angehörten“. Dieser Kreis, „aufgeklärt und progressiv“, sei irritiert gewesen über den schnelle Aufstieg dieses Jesuiten „aus der Unterschicht und ohne ein Doktorat der Theologie“, der „die Volksreligiosität bevorzugte und die Studienzentren vernachlässigte“, eine Art von Religiosität, die „den Menschen, den Armen sehr nahe war“, aber ihrer Meinung nach „mehr peronistisch als modern“ war.

Soweit Ivereighs Darstellung eines progressiven Jesuitenmilieus.

Progressives Jesuitenmilieu mit Standesdünkel
Um die weiteren Ereignisse erklären zu können und eine sozialromantische Note einzuführen, unterteilt der die progressiven Jesuiten in Progressive reicher Abstammung und Progressive niederer Abstammung, denen Bergoglio angehört, und dem sich die progressiven Jesuiten reicher Abstammung in den Weg gestellt haben. Ein Diskriminierungsnarrativ, das vor allem Klischees zu bedienen scheint, anstatt wirklich aufzuklären. Bergoglio entsrammt zwar nicht der argentinischen Oberschicht, aber ebensowenig der Unterschicht.

Die Oberschicht-Jesuiten hätten sich jedenfalls auch damit nicht begnügt, so immer sein Biograph Ivereigh, daß Bergoglio 1979 nicht als Ordensprovinzial für Argentinien bestätigt wurde. Der Grund: Sein Einfluß auf eine nicht unerhebliche Fraktion innerhalb der Provinz hatte durch seine Entfernung aus dem Amt nicht aufgehört.

„Er hatte jetzt mehr Einfluß als zu seiner Zeit als Provinzial“, so der britische Autor.


CIAS der Jesuiten Argentiniens

Deshalb seien seine jesuitischen Gegner im CIAS immer ungeduldiger geworden und hätten gegen Bergoglio Stimmung gemacht. An der Generalkurie des Ordens in Rom war ihm der Assistent für Lateinamerika, Jose Fernandez Castaneda, feindlich gesonnen. Er habe den neuen Ordensgeneral Kolvenbach gegen Bergoglio beeinflußt. Als Kolvenbach 1986 erstmals einen Provinzial für Argentinien bestimmen mußte, holte er nicht Bergoglio ins Amt zurück, sondern ernannte mit Victor Zorzin den Kandidaten des CIAS. Zorzin machte Ignacio Garcia-Mata, einen der „schärfsten Kritiker Bergoglios“ zu seiner rechten Hand. Garcia-Mata wurde dann sogar Zorzins Nachfolger als Provinzial.

Die große Säuberung
Kolbenbachs Entscheidung habe, so Ivereigh, der die Sicht Bergoglios wiedergibt, zu einer großen Säuberung geführt, die er mit dem Kampf „zwischen Peronisten und Antiperonisten“ vergleicht, der Argentinien in den 50er Jahren erschütterte.

Der Kampf im Jesuitenorden der 80er Jahre habe sich jedoch dadurch unterschieden, daß nun

„die Gorilas, die fanatischen Antiperonisten auf der Seite des CIAS standen, während der Pueblo [das Volk] hinter Bergoglio und seinen Unterstützern stand“.

Nur am Rande sei vermerkt, daß der Vater von Kurienbischof Marcelo Sanchez Sorondo, dem politischen Arm von Papst Franziskus, damals auf der Seite der Antiperonisten stand. Sanchez Sorondo entstammt der argentinischen Oberschicht, sogar einer der ältesten spanischen Familien Lateinamerikas.

Victor Zorzin SJ
Victor Zorzin SJ
Ivereigh wörtlich:

„Eine radikale Säuberung, bei der alles komplett umgestürzt wurde, was mit der abgesetzten Führung in Verbindung gebracht wurde“.

Bergoglio selbst „emigrierte“ im Mai 1986, im Einvernehmen mit dem neuen Provinzial Zorzin, nach Deutschland. Die offizielle Begründung lautete, um dort seine Doktorarbeit über Romano Guardini zu schreiben. In Wirklichkeit war es eine Verbannung, um ihn aus Argentinien zu entfernen.

Doch bereits im Dezember desselben Jahres konnte er unter dem Jubel seiner nach wie vor zahlreichen Anhänger in seine Heimat zurückkehren. Diesen war es gelungen, ihn zum Prokurator der Ordensprovinz für ein Gipfeltreffen des Ordens an der Generalkurie in Rom zu wählen.

„Immer tiefere Spaltung in der Ordensprovinz“
Im folgenden Jahr begab sich Kolvenbach nach Argentinien, um sich mit den Provinzoberen des Kontinents zu treffen. Einer Begegnung mit Bergoglio sei er, so immer Ivereigh, aus dem Weg gegangen, obwohl er nur wenige Schritte von ihm entfernt Quartier bezogen hatte. Ivereigh wörtlich:

„In den folgenden zwei Jahren entstand eine immer tiefere Spaltung in der Provinz“, und Bergoglio „wurde immer massiver beschuldigt, diese Meinungsverschiedenheiten anzufachen“.

Der Brite zitiert in seinem Buch ein Protokoll der Provinzconsultoren:

„Bei jedem Treffen sprachen wir über ihn. Es war eine ständige Sorge, zu entscheiden, was wir mit diesem Mann tun sollten.“

1990 wurde Bergoglio schließlich ohne Aufgabe nach Cordoba exiliert, während seine engsten Vertrauten ins Ausland versetzt wurden.

„Doch kurz darauf geschah das Wunder“, so Magister.

Das Wunder am Rio de la Plata
Der 1990 zum Erzbischof von Buenos Aires ernannte und 1991 zum Kardinal erhobene Antonio Quarracino bat Rom, den Jesuiten namens Bergoglio zu seinem Weihbischof zu machen. Rom kam dem Wunsch nach. Im Mai 1992 erfolgte die Ernennung. Auf Wunsch des Kardinals, der damals vier Weihbischöfe an seiner Seite hatte, wurde Bergoglio 1997 zu seinem Koadjutor mit Nachfolgerecht bestimmt.

Doch der Reihe nach.

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Der argentinische Bischof
Obwohl Ivereigh kein Wort darüber verliert, finden vor jeder Bischofsernennung umfangreiche Konsultationen statt. Der zuständige Apostolische Nuntius holt verschiedene Stellungnahmen ein. Manche sind verpflichtend, andere fallen in das Ermessen des Nuntius. Die Stellungnahme des Jesuitengenerals war verpflichtend, weil Bergoglio Ordenspriester ist. Kolvenbach wurde im Vatikan aber nicht gehört. Der Wunsch von Kardinal Quarrancino wog für die Bischofskongregation offensichtlich mehr.

Die Akte der Bischofsernennung Bergoglios ist Verschlußsache. Es darf aber angenommen werden, daß vom damaligen Nuntius zu seinen Gunsten Stellung bezogen wurde. Das war Kurienerzbischof Ubaldo Calabresi, der von 1981–2000, außergewöhnlich lange, in derselben Position seinen diplomatischen Dienst leistete. In Rom hält sich zudem das hartnäckige Gerücht, der Nuntius, zumindest aber der Vatikan, habe die inhaltliche Natur des innerjesuitischen Streites nicht richtig verstanden.

Man muß sich die Zeit vergegenwärtigen. In den 70er und 80er Jahren waren nicht wenige Jesuiten, Patres und Novizen, der marxistischen Befreiungstheologie erlagen. Manche vertauschten das Evangelium sogar mit einer Kalaschnikow, um mit kommunistischen Guerillagruppen im Untergrund den bewaffneten Kampf gegen den „Imperialismus“ und für eine „gerechte“ Welt aufzunehmen. In diesem Kontext mußte ein Jesuit, der von progressiven Jesuiten ins Exil geschickt worden war, im fernen Rom, geradezu als ein „guter Mann“ wirken.

Wie genau es 1992 jedenfalls zur Bischofsernennung kam, harrt noch einer Untersuchung. Die ablehnende Haltung Kolvenbachs, wie immer sie auch im Detail formuliert wurde, scheint jedoch sicher zu sein.


Ignacio Garcia-Mata
Ignacio Garcia-Mata SJ
Ein Vorfall kurz nach Bergoglios Bischofsweihe, die am 27. Juni jenes Jahres erfolgte, zeigt, daß der Kampf zwischen den nicht genau zu definierenden Fraktionen der Jesuitenprovinz keineswegs beendet war.

Bis seine Wohnung als frischgebackener Weihbischof des Erzbistums bezugsfertig war, quartierte sich Bergoglio im Haus des Jesuitenprovinzialats in Buenos Aires ein. Dort hatte gerade auch sein Erzfeind Garcia-Mata als neuer Provinzial Einzug gehalten. Ivereigh berichtet dazu:

„Das war kein leichtes Verhältnis. Bergoglio beschuldigte Garcia-Mata, ihn in einem Bericht, den der Provinzial nach Rom geschickt hatte, verleumdet zu haben. Der Bericht war geheim, doch einer der Consultoren hatte Bergoglio informiert. Garcia-Mata hingegen fühlte sich von der Popularität bedroht, die der neue Bischof unter den jüngeren Jesuiten genoß.“

Nach einem Monat reichte es dem Provinzial. Am 31. Juli, dem Fest des heiligen Ignatius, forderte er Bergoglio auf, seine Sachen zu packen.

„Aber ich fühle mich hier wohl.“

Mit diesen Worten habe Bergoglio geantwortet, wie Ivereigh unter Berufung auf Papst Franziskus schildert.

„Wenn er wolle, daß er gehe, sagte Bergoglio, müsse er ihm das offiziell mitteilen. So schrieb Garcia-Mata an Kolvenbach, der seine Entscheidung unterstützte. Der Brief des Jesuitengenerals wurde in Bergoglios Zimmer hinterlegt. Garcia-Mata erhielt darauf von Bergoglio ebenso schriftlich eine Antwort, in der er ihm den Tag seines Auszugs mitteilte.“

Dazu schreibt Magister:

„Man kann verstehen, daß Bergoglio mit einer solchen Vorgeschichte, von da an bei seinen zahlreichen Rom-Reisen weder einen Fuß in das Haus der Generalkurie der Jesuiten setzte, sondern im Klerushaus in der Via della Scrofa abstieg, noch jemals mit Kolvenbach redete.“

Gemeint sind seine Rom-Besuche als Erzbischof und später als Kardinal.

Magister weiter:

„Um sich mit der Gesellschaft Jesu zu versöhnen, mußte der erste Jesuit der Geschichte auf dem Papstthron erst zum Papst gewählt werden.“

Durch Ivereigh, Javier Camara, Sebastian Pfaffen und andere befreundete und wohlwollende Autoren kennt man bisher aber nur eine Sicht der Ereignisse, jene Bergoglios.

Magister daher abschließend:

„Die Sicht der anderen, nicht zuletzt das Urteil seines Ordensgenerals vor einem Vierteljahrhundert, ist noch fast zur Gänze unbekannt.“
https://www.katholisches.info/2018/01/lo...verirrte-hirte/
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Settimo Cielo/MiL/Lesandes/Colegio Immaculada (Screenshots)

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