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  • 12.01.2018 00:57 - Die Vereinigung Sodalitium Christiane Vitae wurde am 8. Dezember 1971, dem Hochfest Mariä Empfängnis, vom Peruaner Luis Fernando Figari, einem Laien, gegründet-Der Kommissar und die Kirche in Peru
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Sodalitium Christianæ Vitæ

Der Kommissar und die Kirche in Peru
12. Januar 2018 0

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Gründer Fernando Figari, von 1994 bis 2010 Generaloberer des SVC, wurde von der Kirche verurteilt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen „psychischer Gewalt“.
(Rom) Der Heilige Stuhl stellte am Mittwoch das Sodalitium Christianæ Vitæ (SCV), eine Vereinigung des christlichen Lebens, unter kommissarische Kontrolle. Zahlreichen Medien bietet die Maßnahme die Zutaten für eine Sex, Crime and Church Story. Was von den behaupteten Anschuldigungen zutrifft, werden Gerichte zu klären haben. Daneben gibt es aber auch einen innerkirchlichen Aspekt und eine große Frage.

Reaktion gegen die marxistische Befreiungstheologie
Die Vereinigung Sodalitium Christiane Vitae wurde am 8. Dezember 1971, dem Hochfest Mariä Empfängnis, vom Peruaner Luis Fernando Figari, einem Laien, gegründet. Sie war eine Reaktion auf die marxistische Befreiungstheologie, die sich damals in Peru und anderen lateinamerikanischen Staaten ausbreitete und zu einer Radikalisierung führte.


Das Symbol des Sodalitiums

Figari wollte der linksradikalen Abweichung, der nicht wenige Kirchenvertreter und Gläubige erlagen, eine glaubens- und kirchentreue Bewegung entgegensetzen, deren Ziel nicht gesellschafts- und wirtschaftspolitische Veränderungen sind, sondern die Heiligung des Individuums. Strenge Askese spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Gemeinschaft versteht sich vor allem als Laienapostolat, wenngleich ihr auch mehr als 40 Priester angehören. Den Großteil der Mitglieder bilden 40.000 Laien, daneben gibt es mehr als 300 Angehörige, die ewige Gelübde abgelegt und sich zum gemeinschaftlichen Leben verpflichtet haben. Der Gemeinschaft gehören zwei peruanische Diözesanbischöfe an.

Linkskreise in- und außerhalb der Kirche standen Figari und seiner Gründung ablehnend gegenüber. Ihm wird noch heute von der linken Presse zur Last gelegt, als Student der Rechtswissenschaften 1967/1968 die „falangistischen“ Escalones Juveniles Nacionalistas (Nationalistische Jugendstaffeln) gegründet zu haben. Die Quelle dafür ist allerdings eine zweifelhafte, linksextreme Publikation namens Psirrosis, die im Jahr 2000 von einem „klandestinen Autorenkollektiv“ herausgegeben wurde. Der Zweck der Publikation war es, den „Nachweis“ zu erbringen, daß die Regierung des damaligen Staatspräsidenten Alberto Fujimori aus „Nazis“ besteht, wie bereits der Untertitel „Nazis en Palacio“ (Nazis im Palast) unterstellte.

Zudem wird Figari von derselben Seite vorgeworfen, dem peruanischen Zweig der von Plínio Corrêa de Oliveira gegründeten Bewegung Tradition, Familie, Privateigentum (TFP) nahegestanden und in dessen Zeitschrift Tradicion y Accion publiziert zu haben. Der 1995 verstorbene Corrêa de Oliveira war Vordenker und Führungsgestalt der katholischen Tradition in Brasilien. Zusammen mit dem damals noch ganz jungen Francisco Tudela von Breugel, der 2000 kurzzeitig peruanischer Vizepräsident wurde, habe er in Lima den TFP-Ableger Tradición y Acción por un Perú Mayor gegründet. Belegt ist lediglich, daß er 1969 zusammen mit Studienkollegen an seiner Universität ein Zentrum katholischen Studenten gründete.

Die kirchliche Anerkennung
Figari, zwischen Politik und Religion hin und her gerissen, entschied sich aber mit der Gründung des Sodalitiums, Anfang der 70er Jahre, für die Religion.


Eine der Universitäten der Gemeinschaft

1994 erfolgte dessen Anerkennung diözesanen Rechts und 1997 die Anerkennung als Gesellschaft des apostolischen Lebens päpstlichen Rechts durch Papst Johannes Paul II. Die Gemeinschaft untersteht der römischen Ordenskongregation. Verschiedene Bischöfe haben sie in ihre Diözese gerufen, 2004 auch Erzbischof Jorge Mario Kardinal Bergoglio von Buenos Aires.

Der gestern vom Vatikan entmachtete Generalobere, der Peruaner Alessandro Moroni Llabres, war 2012 an die Spitze der Gemeinschaft getreten. 2018 hätte die 5. Ordentliche Hauptversammlung stattfinden und die Führung für die nächsten sechs Jahre wählen sollen. Dazu wird es vorerst nicht kommen.

Moroni, 1965 in Lima geboren, trat 1983 der Gemeinschaft bei und legte 1991 die ewigen Gelübde ab. In den späten 80er und den 90er Jahren war er in peruanischen Arequipa am Aufbau des gemeinschaftseigenen Berufsbildungszentrum Istituto del Sur und der katholischen Privatuniversität Universidad Católica San Pablo beteiligt, die heute über 3.000 bzw. 6.000 Studenten zählen.

Seit 1999 wirkte er beim Aufbau des Sodalitiums in Chile, wo er zuletzt Oberer der dortigen Gemeinschaften war und dem Vorstand der Universität Gabriela Mistral angehört, die ebenfalls vom Sodalitium geführt wird.

Der Kommissar
Am Mittwoch wurde die Leitung des Sodalitiums Msgr. Noel Antonio Londono Buitrago CSsR, dem Bischof der kolumbianischen Diözese Jericó übertragen. Die Einsetzung des Apostolischen Kommissars wurde vom vatikanischen Presseamt mit „der bemerkenswerten Schwere der Informationen bezüglich des inneren Regiments, der Ausbildung und der ökonomisch-finanziellen Verwaltung“ begründet.


Sandro Moroni, als er 2012 zum Generaloberen gewählt wurde

Die internationalen Presseagenturen berichteten hingegen, daß dem Gründer Figari und anderen führenden Mitgliedern „sexueller Mißbrauch von Minderjährigen“ vorgeworfen wird. Die peruanische Staatsanwaltschaft habe gegen mehrere Angehörige der Führungsebene des Sodalitiums Untersuchungshaft beantragt, so DPA und APA.

Das stimmt nur zum Teil. Zu sehr gefällt den Massenmedien der Vorwurf des „sexuellen Mißbrauchs“ im Zusammenhang mit der katholischen Kirche. Zunächst gilt, daß Mißbrauch nicht unbedingt sexuellen Mißbrauch meint. Zudem kann für die Kirche von schwerwiegender Relevanz sein, was für weltliche Gerichte irrelevant ist. Doch der Reihe nach.

Die Entscheidung, einen Kommissar zu entsenden, fiel wenige Tage vor Beginn des Papstbesuches in Peru und wird damit in Verbindung gebracht. Die genauen Zusammenhänge sind dabei nicht klar.

Der heute 70 Jahre alte Gründer, Luis Fernando Figari, der seit gestern in allen Medienberichten genannt wird, hat seit sieben Jahren kein Amt mehr inne und wurde bereits vor einem Jahr aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Und von der Kirche verurteilt.

Die Bombe: sexueller Mißbrauch

Figari war bis 2010 Generaloberer der Gemeinschaft, als er plötzlich aus „gesundheitlichen Gründen“ zurücktrat. Kurzzeitig übernahm der damalige Generalvikar die Leitung der Gemeinschaft. Wenig Monate nach dem Rücktritt berichteten Medien 2011 über einen Skandal. Der 2001 verstorbene Generalvikar der Vereinigung, German Doig, die in der ganzen Aufbauphase die Nummer zwei hinter Figari war, wurde des sexuellen Mißbrauchs von minderjährigen Jugendlichen bezichtigt. Das Sodalitium hatte seit seinem Tod dessen Seligsprechung betrieben. Die Bombe war perfekt.


Seit 2011 Medienberichte über Fehlverhalten

2012 wurde Alessandro Moroni Llabres zum dritten Generaloberen gewählt. Er sollte die Krise managen. Nach internen Untersuchungen, die er eingeleitet hatte, ging er auf Distanz zu Figari, dem vor allem überzogener Autoritarismus vorgeworfen wurde.

2015 entsandte der Vatikan, nach Berichten, die Moroni nach Rom geschickt hatte, den Bischof von Chota (Peru), Msgr. Fortunato Pablo Urcey, als Apostolischen Visitator, der die Vorwürfe gegen Figari untersuchen sollte.

Zugleich tauchten in den Medien drei schwerwiegende Anschuldigungen auf und riefen die Staatsanwaltschaft auf den Plan. Figari räumte ein, bei der Ausbildung überzogene Methoden angewandt zu haben, bestritt aber jede Form des sexuellen Mißbrauchs.

Im Mai 2016 ernannte die Ordenskongregation den Erzbischof von Newark (USA), Joseph Tobin CSsR, zum Päpstlichen Delegaten ad nutum, also ohne zeitliche Beschränkung. Tobin, der Spanisch spricht und von Papst Franziskus noch im selben Jahr zum Kardinal kreiert wurde, ist Redemptorist wie Bischof Noel Antonio Londono Buitrago von Jericó, der nun zum Apostolischen Kommissar ernannt wurde. Ein Delegat stellt im konkreten Fall die Vorstufe zum Kommissar dar. Da Kardinal Tobin auch weiterhin als Delegat für das Sodalitium zuständig bleibt, dürfte die Auswahl des Kommissars auf seine Empfehlung zurückgehen. Tobin soll sich weiterhin „besonders um die wirtschaftlichen Angelegenheiten“ kümmern, wie der Vatikan gestern verlautbarte.

Er erklärte am 4. August 2016 in einem Interview, daß der Vatikan einen Kommissar ernennen könne, wenn in einer Gemeinschaft eine „gewisse Unregierbarkeit“ festgestellt wird: „Diese Notwendigkeit sehe ich derzeit aber nicht.“

Zugleich erklärte Generaloberer Moroni 2016, daß er Figari – unabhängig von eventuellen Entscheidungen des Vatikans oder der staatlichen Gerichtsbarkeit – „schwerwiegender Handlungen“ für ausreichend schuldig halte, um ihn zur persona non grata zu erklären.

Im Januar 2017 gab die peruanische Staatsanwaltschaft, die gegen Figari wegen psychischer und physischer Gewalt sowie sexuellem Mißbrauch ermittelte, bekannt, daß es „keine Anhaltspunkte“ für Straftaten gibt. Staatsanwältin María del Pilar Peralta Ramírez erklärte gegenüber der Presse: „Wir haben keine Betroffenen, die uns berichten, daß sie Opfer von solchem Mißbrauch geworden sind“, weshalb der Fall archiviert wurde.

Exklaustrierung und Verbannung

Im Februar 2017 wurde Figari aber auf Anordnung des Vatikans, der damit der Entscheidung des Generaloberen folgte, exklaustriert. Ihm wurde verboten, Niederlassungen der Gemeinschaft zu betreten. Ebenso untersagte ihm der Vatikan nach Peru zurückzukehren. Ihm wurde ein Aufenthaltsort zugewiesen, wo er ein Leben der Buße und des Gebets zu führen und ihn nicht zu verlassen habe. Jede direkte oder indirekte Kontaktaufnahme mit Mitgliedern des Sodalitiums wurde ihm untersagt.

Der Generalobere Moroni legte eine bemerkenswerte Transparenz an den Tag und veröffentlichte alle römischen Dokumente und weitere Stellungnahmen zum Fall Figari auf der Internetseite des Sodalitiums. Am 21. Februar veröffentlicht er den Abschußbericht einer internationalen, vom Sodalitium eingesetzten Untersuchungskommission. Darin wurden Figari und drei weitere, teils führende Ex-Mitglieder der Gemeinschaft, alles keine Priester, schwer beschuldigt. Einer von ihnen ist der vor 17 Jahren verstorbene, damalige Generalvikar German Doig. Ihnen wird von der Untersuchungskommission im Zeitraum 1975–2000 sexueller Mißbrauch an 19 minderjährigen Jugendlichen vorgeworfen.

Einer der Beschuldigten, Virgilio Levaggi Vega, protestierte öffentlich gegen die Anschuldigungen, die er entschieden zurückwies und den „öffentlichen Pranger“ durch die Kommission und den Generaloberen Moroni verurteilte.

Neue Ermittlungen

Der Bericht ließ die Staatsanwaltschaft einen neuen Akt öffnen. Staatsanwältin Maria Leon forderte Mitte Dezember 2017 für vier Personen, darunter Figari, die Verhängung der Untersuchungshaft. Sie wirft Figari keinen sexuellen Mißbrauch vor, obwohl er im Abschlußbericht der Untersuchungskommission, die Moroni eingesetzt hatte, auch dessen bezichtigt wird, aber den „Verdacht auf Gründung einer illegalen Vereinigung“ und „schwere psychische Verletzungen“. Figari habe „seine Führungsposition ausgenützt, um über eine Mehrheit der Sodalen Kontrolle und eine autoritäre Leitung auszuüben“. So steht es jedenfalls im Abschlußbericht.


Gründungsjahr 1971
Wegen Sexuellem Mißbrauch von Jugendlichen wird hingegen gegen die drei anderen Angeklagten ermittelt, die auch im Abschlußbericht der internationalen Untersuchungskommission genannt werden. Die Taten betreffen je nach Angeklagtem unterschiedliche Zeiträume. Nur einer von ihnen hatte bis in die 80er Jahre eine führende Position in der Gemeinschaft.

Virgilio Levaggi Vega (61), der Ende der 70er und in den 80er Jahren hinter Figari und Doig die Nummer drei in der Gemeinschaft gewesen sei, soll 1977 einen minderjährigen Jugendlichen mißbraucht und 1987 Sex mit zwei jungen Erwachsenen gehabt haben. Wenn es in diesem Zusammenhang Straftaten gab, sind sie allerdings bereits verjährt. Er gehört schon seit Jahren nicht mehr dem Sodalitium an und lebt im Ausland.

Jeffery Daniels Valderrama (49) werden die schwersten Mißbrauchsfälle vorgeworfen, die sich zwischen 1985 und 1997 zugetragen haben sollen. Er soll mit zwölf Jugendlichen, meist im Alter zwischen 14 und 16 Jahren, sexuellen Kontakt gehabt haben. Daniels, gehört ebenfalls nicht mehr zum Sodalitium. Er lebt heute mit seiner Frau in den USA und dürfte auch die US-Bürgerschaft haben.

Daniel Murguia Ward wurde 2007 in Lima mit dem Vorwurf verhaftet, einen nackten Jugendlichen fotografiert zu haben. Der Vorfall steht in keinem Zusammenhang mit dem Sodalitium. Weder gehörte der Jugendliche diesem an noch fand die Tat in einer Niederlassung desselben statt. Murguia wurde sofort ausgeschlossen. Er verbrachte drei Jahre in Untersuchungshaft bis ein Gericht seine Unschuld feststellte, und er freigesprochen wurde.
Ihm wirft Staatsanwältin Leon vor, Teil einer illegalen Vereinigung gewesen zu sein, die physische und psychische Gewalt ausgeübt habe.

In diesen knappen Angaben dürften die Gründe zu finden sein, weshalb das zuständige Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft bisher nicht stattgegeben hat.

Parallelen und Fragen

Gestern, einen Tag nach der Entscheidung der Ordenskongregation, die von Papst Franziskus gebilligt wurde, meldete sich das Sodalitium zu Wort. Die Stellungnahme liefert aber keine neuen Informationen, zu den Hintergründen der römischen Maßnahme. Die Gemeinschaft teilte mit, mit den römischen Stellen und dem Kommissar zusammenarbeiten zu wollen. Ansonsten beschränkt sich die Stellungnahme, Punkt für Punkt dessen zu wiederholen, was der Vatikan bereits gestern mitgeteilt hatte.

Was von den Medienbehauptungen über teils führende, aber ehemalige Mitglieder des Sodalitiums wirklich wahr ist, werden die zuständigen Gerichte zu klären haben. Sieben Jahre nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe gegen Figari gibt es weder ein rechtskräftiges Urteil noch überhaupt ein Gerichtsverfahren. Die kirchlichen Autoritäten haben unabhängig davon vorerst ihr Urteil gefällt, und das gegen Figari.

Er erinnert, zumindest in drei Punkten, an einen anderen Gründer einer großen, ja noch größeren, kirchlichen Gemeinschaft: an den Brasilianer João Scognamiglio Clá Dias.


Herolde des Evangeliums

Um Mißverständnissen vorzubeugen: Gegen João Scognamiglio Clá Dias wurden nie Vorwürfe des sexuellen Mißbrauchs erhoben. Er ist der Gründer der Herolde des Evangeliums. Die Parallelen zum Fall Figari sind anderer Natur: Auch Scognamiglio gehörte der Bewegung Tradition, Familie, Privateigentum (TFP) an, in deren brasilianischen Mutterorganisation er sogar eine führende Rolle spielte. Auch er war lange zwischen Politik und Religion hin und her gerissen und entschied sich am am Ende für die Religion. Gemeinsam ist ihnen auch, daß beide Gründungen, die in der katholischen Kirche Lateinamerikas keine unbedeutende Rolle spielen, ins Visier von Papst Franziskus geraten sind.

Offizielle Gründe für den vatikanischen Druck auf die Herolde, der im Juni 2017 zum Rücktritt des Gründers führte, wurden bis heute nicht genannt. Stattdessen veröffentlichte der päpstliche Hausvatikanist Andrea Tornielli eine haarsträubende Anschuldigung. Beobachter verweisen hingegen auf die Glaubenstreue der Herolde und die in der Gemeinschaft herrschende, positive Anerkennung von Autorität. Kein Geheimnis ist, daß beide Gemeinschaften, Figaris Sodalitium und mehr noch Scognamiglios Herolde, wegen ihres schnellen Wachstums, ihrer internationalen Ausbreitung, ihren ökonomischen Ressourcen, ihren Schulen und Universitäten und ihrer Grundausrichtung wegen innerkirchliche Gegner und Neider haben.

Jenseits möglicher und zu klärender, persönlicher Schuld kann nicht übersehen werden, mit welcher Treffsicherheit die Ordenskongregation unter Papst Franziskus „konservative“ Gemeinschaften unter kommissarische Aufsicht stellt. Es ist dieselbe Treffsicherheit, die Papst Franziskus bei der Emeritierung von „konservativen“ Bischöfen an den Tag legt. Damit steht die Frage nach kirchenpolitischen Manövern im Raum.

Unklar ist nämlich, warum das Sodalitium einem Kommissar unterstellt wurde, obwohl die Beschuldigten entweder seit vielen Jahren tot sind, das Sodalitium verlassen haben oder ausgeschlossen wurden, und vom bisher amtierenden Generaloberen in der unerfreulichen Sache eine geradezu mustergültige Transparenz an den Tag gelegt wurde.


Umbauten in der Kirche Perus

„Cipriani raus“. Die Titelseite einer linken Tageszeitung veranschaulicht das Klima, das in Peru herrscht.
„Cipriani raus“. Die Titelseite einer linken Tageszeitung während des Universitätskonfliktes veranschaulicht das Klima in Peru
Es gibt Stimmen, die in der Ernennung des Kommissars eine Geste von Franziskus erkennen wollen, sich kurz vor seinem Besuch bestimmte Kreise Perus wohlwollend zu stimmen. Geht es um päpstlichen Aktionismus und Imageflege? Die Dinge sind in der Regel mehrschichtig. Auch im konkreten Fall scheinen eine Reihe von Faktoren zusammenzuspielen.

Franziskus hatte in der Vergangenheit bereits auf verschiedene Weise in Peru eingegriffen. Dabei ging es vor allem um die Schwächung des Erzbischofs von Lima und Primas von Peru, Juan Luis Kardinal Cipriani Thorne. Dabei stellte sich das Kirchenoberhaupt auf die Seite ungehorsamer Rebellen, von denen die Katholische Universität von Peru kontrolliert wird. Wegen mangelndem katholischen Profil hatte ihr der Kardinal als ihr Großkanzler, unter Benedikt XVI., die Anerkennung als katholische und päpstliche Universität entziehen lassen.

Katholisches.info schrieb dazu im Septemer 2016:

„Kardinal Cipriani Thorne ist die herausragende Gestalt im peruanischen Episkopat. Der Angehörige des Opus Dei bot anderen kirchlichen Strömungen im Episkopat die Stirn, besonders den Tendenzen zur marxistischen Befreiungstheologie, der sich auch Teile der Universität geöffnet hatten. Seit der Wahl von Papst Franziskus steht er unter Druck. Eine Gruppe von peruanischen Bischöfen versucht seinen Einfluß zurückzudrängen und ihn zu marginalisieren.“

Kardinal Cipriani Thorne war es, der einen Priester des Sodalitiums zu seinem Weihbischof machte (der heute als Diözesanbischof ein eigenes Erzbistum leitet). In der Peruanischen Bischofskonferenz stehen sich zwei große Gruppen gegenüber, die wiederholt Konflikte austragen. So kritisierte der Primas 2016 eine „lückenhafte“ Erklärung der Bischofskonferenz. Einem Teil seiner peruanischen Mitbrüder warf er vor, eine Abtreibungs- und Homo-Kampagne zu unterstützen, die unter anderem von George Soros finanziert wurde. Peru ist ein Land, in dem es unter der Führung des Kardinals einen heftigen und organisierten Widerstand gegen die globale linksliberale Agenda gibt. Der Kardinal sprach im Zusammenhang mit der Zika-Hysterie davon, daß in der UNO „Herodianer mit Krawatte sitzen, die ungeborene Kinder töten wollen“. Die Gender-Ideologie, so der Primas, werde vom internationalen „Großkapital gelenkt“ (siehe dazu auch Der Zorn von George Soros).

Die vom Kardinal angeführte Gruppe, befindet sich inzwischen deutlich im Hintertreffen, da Papst Franziskus den Episkopat durch Neuernennungen zügig umbaut. Es geht schon längst um die Nachfolge des Kardinals, der im kommenden Dezember 75 Jahre alt wird.

Und was hat das alles mit der kommissarischen Leitung des Sodalicio de Vida Cristiana zu tun? Ebensogut könnte man fragen, was das Sodalitium mit den von den Medien behaupteten Gründen für den Kommissar zu tun hat. In beiden Fällen gilt: Vielleicht sehr wenig, vielleicht aber auch sehr viel.

Text: Giuseppe Nardi
Bild: El Comecio/Diario16/SVC (Screenshots)

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Bilder wurden herausgenommen,bitte schauen Sie auf Original...hier
https://www.katholisches.info/2018/01/de...kirche-in-peru/




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