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  • 19.07.2018 00:45 - Bundesbank-Forderungen ans Eurosystem auf Rekordhöhe: Der Euro funktioniert nicht
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Gastbeitrag zu Target2



Bundesbank-Forderungen ans Eurosystem auf Rekordhöhe: Der Euro funktioniert nicht



FOCUS-Online-Experte Matthias Weik
Donnerstag, 19.07.2018, 10:38
Die Target2-Salden der Bundesbank sind auf ein neues Rekordhoch von 976 Milliarden Euro gestiegen. Richtig besorgt scheint deswegen aber niemand zu sein. Dabei sollte man die Entwicklung nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Target2 - was ist darunter eigentlich zu verstehen? Kurz gesagt geht es da um die Verrechnung wechselseitiger Forderungen der Zentralbanken der Euro-Zone. Die Bundesbank erklärt es so:

Das „Trans-European Automated Real-time Gross settlement Express Transfer system” ist an sich etwas furchtbar Technisches. In jeder Sekunde werden im Euroraum Abermillionen von Zahlungsvorgängen abgewickelt. Sehr viele davon innerhalb einzelner Länder und ausschließlich zwischen verschiedenen Geschäftsbanken oder Sparkassen. Aber eben auch sehr viele grenzüberschreitende Zahlungen. Und damit dabei nicht die Übersicht verloren geht, die nicht zuletzt für die Erfassung von Zahlungs- und Leistungsbilanzen wichtig ist, schalten sich die nationalen Zentralbanken und die EZB dazwischen, die all die transnationalen Überweisungen bündeln. Das Target2-System erledigt das in Echtzeit.

Anschaulicher hat es die "Süddeutsche Zeitung" im August 2012 beschrieben: „Verkauft zum Beispiel ein deutscher Händler ein Auto nach Spanien, fließt das Geld folgenden Weg: Der Spanier geht zu seiner Hausbank, um die Überweisung nach Deutschland in Auftrag zu geben. Die Hausbank wendet sich an die spanische Zentralbank, die der Europäischen Zentralbank EZB Bescheid gibt. Die EZB meldet die Summe der Bundesbank, die dann das Geld an die Hausbank des deutschen Autohändlers zahlt. Der Deutsche sieht es dann auf seinem Konto und schickt das Auto an den Spanier. Eigentlich ein gutes Geschäft – nur senden sich die spanischen und die deutschen Notenbanken kein Geld hin und her, denn Zentralbanken erschaffen quasi Geld aus dem Nichts. Die Bundesbank erhält somit ‚nur’ eine virtuelle Forderung, die an den Mittler der Euro-Zone gerichtet ist, an die EZB.“

Über die Autoren

Marc Friedrich und Matthias Weik sind studierte Ökonomen und mehrfache Bestseller-Autoren. Sie halten Vorträge und schreiben Bücher ("Der Crash ist die Lösung"). Außerdem bieten sie als Honorarberater Beratung zur Vermögenssicherung an.

Umstrittenes Thema Target2

Wir wissen, dass es rund um das Thema Target2 eine kontroverse Debatte unter den Ökonomen gibt. Einige, vorneweg der ehemalige Chef des Münchner ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, gehen mit guten Argumenten davon aus, dass in diesem an sich rein technischen Abwicklungssystem sehr reale Forderungen aufgelaufen sind.

Andere sehen in den Target-Salden nur eine theoretische Verrechnungseinheit, da die eigentlichen Waren- und Geldflüsse ja 1:1 abgewickelt worden seien. Das ist auch der offizielle Standpunkt der Bundesbank. Klar ist: Der deutsche Händler hat fast immer sein Geld, und der Spanier sein Auto bekommen. Vom Werk bis zum Endkunden werden alle Forderungen früher oder später glattgestellt.

Aber das ist sozusagen nur die betriebswirtschaftliche Seite der Sache. Volkswirtschaftlich wird es spannend, wenn die Spanier weit mehr in Deutschland einkaufen als sie uns liefern. Statistisch entsteht dann ein Leistungsbilanzdefizit. Monetär entsprechen diesem Defizit die Target-Salden. Deutschland hat mehr Forderungen an Spanien oder Griechenland als umgekehrt.

Bundesbank hat Forderungen von knapp einer Billion Euro angehäuft

Der Punkt ist, dass diese transnationalen Forderungen der Zentralbanken gegeneinander in der Summe eben leider nicht alle beglichen worden sind. Denn im Gegensatz zu allen Geschäftsbanken sowie jenen Zentralbanken, die nicht am Euro-System teilnehmen, müssen die Euro-Zentralbanken ihre Forderungen und Guthaben nicht täglich um 24 Uhr glatt stellen. Die Hausbank des deutschen Autohändlers hat von der Bundesbank via EZB Geld bekommen und dies ihrem Kunden auch gutgeschrieben. Die spanische Nationalbank aber hat der EZB bislang bloß Bescheid gesagt, dass sie das Geld bitte überweisen soll. Jedoch ist keine Forderung entstanden, die die Überweisung wieder ausgleichen könnte. Um im Beispiel zu bleiben: Kein Deutscher hat ein Auto in Spanien gekauft. Und so stehen Jahr für Jahr höhere Differenzen in den Büchern der EZB.

Auf diese simple Weise hat die Bundesbank inzwischen 976 Milliarden Euro an Forderungen angehäuft. Das sind 12.000 Euro pro Einwohner in Deutschland.

Exportstärke macht alles noch schlimmer

Die rasant steigen Target2-Salden sind Ausdruck der deutschen Exportstärke und ökonomischen Ungleichgewichte im Euroraum. Deutschland ist durch den billigen Euro wirtschaftlich immer stärker geworden und exportiert so viel wie noch nie. Auch das EZB-Anleiheaufkaufprogramm (PPP) und die Kapitalflucht aus den angeschlagenen Ländern spielen hier mit rein. Allerdings erschließt sich uns nicht: Warum bleibt man weiter in der Eurozone investiert, wenn man Angst vor dem Austritt des eigenen Landes aus der Eurozone hat?

In einer Kolumne in der „Zeit“ wird die Gefahr der Target2-Salden als gering eingestuft und Warnungen in die beliebte populistische Ecke gestellt: Das Ganze sei ein Angriff auf Europa. Es handle sich lediglich um eine rein virtuelle Forderung, alles sei halb so wild und die Argumentation, dass das Geld verloren sei, sei purer Populismus.

Dies sehen wir komplett anders. Die wertlosen Target2-Forderungen sind Vermögen der Bürger welches Ländern geliehen wurde, um unseren eigenen Export zu finanzieren. Dies bedeutet nichts anderes, als dass ein beachtlicher Teil der deutschen Exporte auf dem Rücken der Bundesbank erfolgt.

Das Geld ist quasi schon jetzt verloren

So ein Geschäftsmodell ist in sich krank und keinesfalls nachhaltig! Vor allem wenn man das Geld an Länder verleiht, von denen jeder weiß, dass sie, gelinde gesagt, nicht kreditwürdig, wenn nicht sogar bankrott sind. Diese Forderungen werden Italien, Spanien… niemals zurückführen. Das wäre nur möglich, wenn die Ausfuhren aus diesen Ländern massiv steigen würden oder viel Geld aus Deutschland dorthin fließen würde, weil man dort gute Anlagemöglichkeiten sieht. Doch wer sich die Wirtschaft dieser Länder anschaut, weiß, dass das Wunschdenken ist. Allerdings sind die Forderungen auch erst verloren, wenn diese Länder aus dem Euro austreten. Das ist ebenfalls nicht kurzfristig der Fall.

Wenn es tatsächlich wie in der „Zeit“ behauptet, rein virtuelle Buchungen sind, könnte man sie doch einfach streichen, oder? Wird aber nicht gemacht. Wieso nur? Selbst der Euro-Hüter Mario Draghi sagt, dass beim Austritt eines Landes aus der Eurozone die Target2-Forderungen zu begleichen sind. Viel Spaß beim Eintreiben. Der volkswirtschaftliche Schaden wäre enorm. Wenigstens wird in der Meinungskolumne richtig erkannt, dass im Extremfall, wenn ein Land aus dem Euro austritt und die Forderung beglichen werden muss, es zu einem Kollaps kommen würde, was wir genauso sehen.

Der Euro zerstört Europa
Fazit: Nicht das Aufzeigen eines kranken Systems wird Europa zerstören, sondern eine falsche Politik und das jetzt schon gescheiterte Währungsexperiment Euro zerstört Europa!

Hoffnung macht einem die „FAZ“. Sie hat die Brisanz erkannt und warnt völlig zurecht vor der tickenden Zeitbombe Target2. Der geniale Blog Querschuesse bringt es pointiert auf den Punkt: „Beim Konstrukt des Euroraumes handelt es sich eindeutig um einen dysfunktionalen Währungsraum, statt Konvergenz produziert die Realität immer mehr Divergenz. Die Ungleichgewichte schaukeln sich immer weiter auf und dies ist zwingend, denn die Target2-Salden zeigen auf, wie viel Milliarden aufgebracht werden müssen, um das Fehlkonstrukt Euro künstlich am Leben zu halten, bis zu dem Tag, an dem die Währungsunion implodieren wird.“ Dieser Chart zeigt, das die Eurozone nicht funktioniert:

Der Abnehmer der Waren muß nicht zahlen, der Hersteller bekommt frisch geschaffenes Geld. Wer ist nun der Klügere, wer der Dumme? Ganz einfach, wer über Target2 bestellt, macht einen unglaublichen Reibach, er wird nie zahlen. Der Hersteller macht blendende Geschäfte, die Regierung verweist auf die gute Konjunktur. Wer ist denn dann der Dumme? Ganz einfach, Sie und ich, unsere Ersparnisse leiden nicht nur unter den Nullzinsen, sondern auch unter der vom Target2 befeuerten Inflation. Und jetzt erkläre man mir noch einmal die Vorteile des Euro, die habe ich nämlich aus den Augen verloren.
https://www.focus.de/finanzen/experten/w...id_9274235.html
https://www.focus.de/politik/



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