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Jüdischer Verleger rettet Christen in Syrien
Das Ziel von Sir Arthur George Weidenfeld ist, 2.000 Familien außer Landes zu fliegen Von Dr. Edith Breburda Rom, 4. August 2015 (ZENIT.org)
Das Christentum, das seine Wiege im Nahen Osten rühmen darf, ist im Begriff, aus der gesamten Region zu verschwinden. Die Ägyptischen Kopten mögen zwar eine Atempause unter ihrem neuen Präsidenten Abdel Fatah al-Sissi gefunden haben. Aber nach den Repressalien unter der früheren Regierung der Muslimbrüder ist den Kopten nur zu bewusst, wie prekär ihre Existenz im mehrheitlich muslimischen Ägypten auch in Zukunft bleibt.
In anderen Ländern des Nahen Ostens stellt sich die Situation weitaus dramatischer dar. Einundzwanzig Kopten wurden von der fanatischen IS-Terrormiliz in Libyen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit enthauptet. In großen Teilen von Syrien, in denen der Islamische Staat die Kontrolle übernommen hat, sind die Folgen für die Christen schrecklich – Tod, Gewalt oder Versklavung. Es ist die Rede von unbeschreiblichen Massakern wie der Kreuzigung, die auch vor Minderjährigen nicht halt mache.
Die Angst vor dem IS, aber einfach auch nur die Verschlechterung der Lebensbedingungen, hat viele Christen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Das betrifft selbst den „friedlichen“ Libanon, wo konfessionelle Parität von der Verfassung garantiert wird. Während die libanesischen Christen noch vor 60 Jahren mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmachten, werden sie jetzt auf etwa ein Drittel geschätzt. In Bethlehem beispielsweise hat die Zahl der Christen unter der Palästinensischen Autonomiebehörde um die Hälfte abgenommen.
Am meisten gefährdet sind die Christen in dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Syrien. Vor vier Jahren lebten dort noch rund 1,1 Millionen. Mittlerweile sind 700.000 von ihnen geflohen.
Viele von denen, die im Land verblieben sind, und das sind meistens die Mittellosen, stehen unter der radikal-islamistischen Herrschaft im Norden des Landes. Ihre Zukunft, so wie auch die Zukunft des Christentums des Nahen Ostens allgemein, wird durch den Iran, die Hisbollah, den Islamischen Staat, die Nusra-Front und andere fanatische lokale Gruppierungen und von regionalen Mächten bestimmt werden.
Viele finden es unbegreiflich, wie der Westen angesichts dieser dramatischen Situation tatenlos zusehen kann. Natürlich ist dem Problem der Ausbreitung des Islamismus und damit der Christenfeindlichkeit nicht allein mit militärischen Interventionen beizukommen. Dennoch gibt es auch Beispiele dafür, was auf einer begrenzten Skala als Hilfemaßnahme getan werden könnte. Vor drei Wochen wurden 150 syrische Christen nach Polen ausgeflogen, wo sie als politische Flüchtlinge aufgenommen wurden.
Der Weidenfeld-Fond ermöglichte den Flug und unterstützt die Familien so lange, bis sie finanziell auf eigenen Beinen stehen.
Die Person, die hinter dem Fond steht ist der mittlerweile 95 Jahre alte Sir Arthur George Weidenfeld, ein aus Österreich stammender Jude, der den Holocaust überlebte. Der Philanthrop, Verleger, Gründer des Institute for Strategic Dialogue und ehemaliger Berater des israelischen Präsidenten Chaim Weizmann, will den Christen im Nahen Osten helfen.
Weidenfeld weiß natürlich, dass die Anzahl der bisher mit Hilfe seines Fonds geretteten Christen bedauerlich klein ist. Sein Ziel ist es, 2.000 Familien außer Landes zu fliegen. Angesichts der bisher 230.000 Toten des syrischen Bürgerkriegs und den 11 Millionen vertriebenen Bewohnern mag dies ein Tropfen auf dem heißen Stein sein. Aber es sind Menschenleben, die gerettet werden. Und für Weidenfeld zählt nur das.
Die Tatsache, dass sich seine Aktionen nur auf Christen beschränken, hat Kritik von Seiten der US-Regierung hervorgerufen. Sie lehnt eine Unterstützung ab, da andere bedrohte Minderheiten wie Jesiden, Drusen oder Schiiten nicht in das Rettungsprogramm einbezogen werden. Weidenfeld sagte, für ihn sei die Ablehnung nicht nachvollziehbar. Nur weil er nicht allen Gruppen helfen kann, wird er für den Versuch, etwas zu tun, kritisiert.
Sein Wunsch, insbesondere Christen zu retten ist in seiner Lebensgeschichte begründet. Kurz vor Kriegsbeginn, im Jahr 1938, wurde er mit einem Kindertransport von Wien nach London gebracht, wo ihn Christen aufnahmen und für ihn gesorgt haben. Das hat er nie vergessen. Mit seinem Rettungsfond versucht er, die Barmherzigkeit zurückzugeben, die er vor 77 Jahren von Christen erfahren hat und die ihm vor dem Tode bewahrte.
Die Rettungsaktionen werden in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Nationalfond und dem christlichen Barnabas Fond koordiniert. Unter großer Geheimhaltung wurden die ersten 150 Männer, Frauen und Kinder aus ihren Häusern im IS-Gebiet nach Beirut gebracht und von dort aus nach Warschau geflogen. „Die erste Herausforderung besteht darin, die Familien im Bürgerkriegsgebiet überhaupt ausfindig zu machen, da sich viele versteckt halten. Und die zweite Herausforderung ist, ein Land zu finden, das sie aufnimmt“, sagte Weidenfeld.
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