Schipka: Jede Pfarre kann sich in Flüchtlingshilfe engagieren
Generalsekretär der Bischofskonferenz im Ö1-Morgenjpurnal: Aber nicht jede Pfarre als Quartiergeber geeignet - Erzdiözese Wien: Zielvorgabe von 1.000 aufgenommenen Flüchtlingen bald erreicht 11.09.2015 Wien, 11.09.2015 (KAP) Jede Pfarre in Österreich kann sich in der Flüchtlingshilfe engagieren, allerdings nicht alle als Quartiergeber. Das hat der Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz, Peter Schipka, am Freitag im Ö1-Morgenjournal betont. Wie viele Pfarren österreichweit derzeit Flüchtlinge beherbergen, sei aber nicht abschätzbar. Es fehle derzeit einfach noch entsprechendes Datenmaterial.
Die Vorgabe von Papst Franzisklus, dass jede Pfarre eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen sollte, sei nicht für jede heimische Pfarre in gleicher Weise zu erfüllen, so Schipka. Nicht überall seien die Voraussetzungen für Quartiere geben. "Es ist aber jeder Pfarre und ihren Mitgliedern möglich, sich ehrenamtlich zu engagieren in der Betreuung von Menschen, die bei uns Aufnahme gefunden haben". Auch wenn dieses Engagement dann etwa in der Nachbarpfarre stattfinde.
In die gleiche Kerbe schlug dieser Tage auch Schönborn-Pressesprecher Michael Prüller: Dass von den vielen sehr kleinen Pfarren, die es in der Erzdiözese Wien gibt, nicht alle selber Flüchtlinge beherbergen können, sei verständlich. "Aber es geht darum, dass alle etwas für die Flüchtlinge tun können, und dass dieser Dienst an den Notleidenden zu jenen Aufgaben gehört, die oft in einer größeren Struktur, in einer pfarrübergreifenden Zusammenarbeit, besser bewältigt werden können", so Prüller in einem auf der Website der Erzdiözese Wien veröffentlichten Interview.
Prüller: "Jede Pfarre soll etwas tun, aber wenn möglich und nötig in sinnvoller Zusammenarbeit mit den Nachbarn - Unterbringung, Versorgung, Betreuung, Integration usw." Man müsse zudem auch betonen, dass vor allem größere Pfarren schon jetzt oft mehr als nur eine Flüchtlingsfamilie aufgenommen haben, z.B. die Pfarre Perchtoldsdorf, die in vier Wohnungen 17 Flüchtlinge betreut.
In der Erzdiözese Wien, zu der neben der Stadt Wien auch der östliche Teil von Niederösterreich (Weinviertel und Industrieviertel) gehört, wird auf vielfältige Weise Hilfe für Flüchtlinge geleistet: Die Caritas der Erzdiözese Wien versorgt aktuell rund 800 Flüchtlinge in Grundversorgung in eigenen Einrichtungen. Einige dieser Einrichtungen (z.B. Horn oder Neudörfl) befinden sich allerdings nicht im Diözesangebiet von Wien, sondern in den Nachbardiözesen St. Pölten und Eisenstadt. Dazu kommen jedenfalls noch weitere 2.400 Asylwerber, die von der Caritas mobil betreut werden.
Die Zahl der Menschen, die bis jetzt in der Erzdiözese Wien in kirchlichen Einrichtungen wie Pfarren oder Orden untergebracht sind, beläuft sich laut Auskunft des Wiener Flüchtlingskoordinators Rainald Tippow auf 500. Dabei handle es sich sowohl um Asylwerber in Grundversorgungsplätzen als auch um anerkannte Flüchtlinge in Integrationswohnungen. In diesen Tagen kämen aber bereits weitere 250 Plätze hinzu. Bislang seien 70 Pfarren in der Erzdiözese Wien als Quartiergeber registriert, so Tippow.
Viele Pfarren bieten derzeit Quartiere an, die auf ihre Eignung geprüft werden. Viele Pfarren, die selbst keine Quartiere zur Verfügung haben, mieten aber auch Wohnungen an, in denen Flüchtlinge untergebracht sind, wie beispielsweise in Mödling. Andere Pfarren wiederum stellen zwar keine Quartiere zur Verfügung, unterstützen aber auf andere Weise Flüchtlinge. So stellte beispielsweise die Pfarre St. Johann Nepomuk im 2. Wiener Gemeindebezirk eine große Sammelaktion für Flüchtlinge in Traiskirchen auf die Beine.
Erzdiözese Wien bald bei 1000 Plätzen für Flüchtlinge
Kardinal Christoph Schönborn hatte am 1. September im ORF (ZiB2) angekündigt, dass die Erzdiözese Wien ihre Kapazitäten zur Aufnahme von Flüchtlingen (Asylwerber und anerkannte Flüchtlinge) weiter ausbaut und in den kommenden Wochen insgesamt rund 1.000 Flüchtlingen (Asylwerber in Grundversorgung wie auch anerkannte Flüchtlinge) Quartier geben wird. Tippow: "Wir sind zuversichtlich, diese Zahl bald zu erreichen. Wenn wir das geschafft haben, nehmen wir uns ein weiteres Ziel vor, um einen substanziellen Beitrag der Kirche in der derzeit brennenden Flüchtlingssituation zu leisten."
Laut Kardinal Schönborn sollen Flüchtlinge auch in den Gebäuden der Erzdiözese rund um den Stephansplatz untergebracht werden. Tippow dazu: "Das wird eine Unterbringung für ein bis zwei Familien sein. Für ihre Begleitung und Betreuung würden die Dompfarre sowie Mitarbeiter der Erzdiözese Wien zuständig sein. Die Adaptierungsarbeiten für die Unterkunft seien voll im Gang.
An der Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge beteiligen sich auch die Orden im Bereich der Erzdiözese. So sind beispielsweise im Kloster St. Gabriel in Maria Enzersdorf mehr als 40 minderjährige und weitere rund 100 erwachsene Flüchtlinge aufgenommen worden. Das Stift Klosterneuburg, das kürzlich die Magdeburgkaserne erworben hat, stellt diese als Quartier für rund 250 Flüchtlinge zur Verfügung.
Dieser Text stammt von der Webseite http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/72366.html des Internetauftritts der Katholischen Presseagentur Österreich.
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