Trotz Berufungskrise: Negativauslese „zu frommer“ Seminaristen
10. Oktober 2015 11:34 | Mitteilung an die Redaktion
Seminaristen in Vietnam
(Rom) Die traditionsverbundene italienische Internetseite Messa in Latino berichtet über „Verfolgung und Belästigung“ von Seminaristen „durch die (üblichen) Regenten à la mode“. Die Namen von Seminaristen, Priesterseminaren und Regenten sind bekannt.
Das am Beispiel Norditaliens beschriebene Phänomen betrifft nach eigenen Informationen ebenso den deutschen Sprachraum. Daß die Berufungskrise zum Teil hausgemacht sind, wurde bereits an anderer Stelle berichtet.
Trotz Priestermangels findet an manchen diözesanen Priesterseminaren ein regelrechter Kampf gegen „zu glaubenstreue“ und „zu fromme“ Bewerber und Seminaristen statt. Eine Negativauslese, die an manchen Seminaren bereits seit Jahrzehnten andauert. Die Folgen sind Berufungsverlust, Abwanderung in die Orden, Flucht ins Ausland oder auch Unterwerfung unter eine Art von Umerziehung. Wer durchhält, braucht ein dickes Fell.
Der Bericht von Messa in Latino:
Seminaristen: Von Verfolgungen und Schikanen durch Regenten à la mode Unsere Aufmerksamkeit gilt heute einigen wirklich mutigen Seminaristen im tiefsten italienischen Nordens, die als höchstes Ideal das katholische Priestertum anstreben und deshalb nicht davor zurückschrecken, den Weg des Opfers und der persönlichen Verleugnung zu gehen, um das Feuer ihrer Berufung zu bewahren.
Seit mehreren Jahren ist ein Phänomen feststellbar, das sich paradoxerweise während des Pontifikats von Benedikt XVI. verstärkt hat: „negative Anmerkungen“ zu Priesteramtskandidaten, die zunächst im Seminar isoliert und dann entlassen wurden, sprechen von „übermäßigem Gebet“.
Sie haben richtig gelesen. Wirft man einen Blick auf die uns vorliegenden „Dossiers“ gesäuberter Seminaristen, sprich, die aus Seminaren hinausgeflogen sind, dann findet man nur eine Anklage: daß sie zu viel beten wollen.
Jüngstes eklatantes Beispiel ist der Fall von zwei jungen Seminaristen, die Bestnoten vorweisen konnten (offenbar eine Todsünde gegen die Demut) und – noch schlimmer – hartnäckig auch im Seminar, trotz anderer dort herrschender Gepflogenheiten, am persönlichen Gebet festhielten, besonders dem Rosenkranz. Dafür wurden sie Schikanen unterworfen mit dem offenbaren Ziel, ihre Berufung zu zerstören. Im weltlichen Jargon würde man von Wegmobben sprechen.
Gegen die negative Amtsausübung durch den jungen Seminarregens empörten sich einige Pfarrer, so daß die beiden Seminaristen schließlich doch ihr Praktikumsjahr in Pfarreien absolvieren konnten. Ein Glücksfall, der eher die Ausnahme ist. Belächelt, verlacht, gedemütigt – Schimpfworte „Traditionalist“ und „Sedisvakantist“
Seminaristen - andere ZeitenBerufung, die sich auf Mut reimt, charakterisiert einen gar nicht so kleinen Kreis von Seminaristen, die irgendwann den Weg nach Süden einschlagen, um nicht ständig belächelt oder gar verlacht und gedemütigt zu werden, einschließlich des fadenscheinigen Vorwurfs „traditionalistisch“ zu sein, weil sie die Sakralität des sakramentalen Priestertums und das Gebet ernst nehmen.
Ein junger Seminarist wurde gar als „Sedisvakantist“ beschimpft, weil er nicht an einem „Fest für Papst Franziskus“ mit bunten Luftballons und Lametta teilnehmen wollte. „Ich bete täglich für den Papst, doch für solche Eskapaden gebe ich mich nicht her“, begründete der Seminarist seine Haltung, fand aber kein Verständnis.
Während die Menschen nach dem Heiligen dürsten, werden ganz normale junge Männer, die ihre Berufung verspüren und diese mit Fleiß und frommem Ernst verwirklichen wollen, schikaniert und verfolgt. Hier ist nicht die Rede von jenen Kandidaten, die erst gar nicht ins Seminar aufgenommen werden, weil sie so „leichtsinnig“ waren und irgendwann und irgendwie zu erkennen gegeben haben, „zu fromm“ oder „zu konservativ“ zu sein, wenn nicht gar „traditionalistisch“.
Hier ist die Rede von jenen, die den Einzug ins Seminar schaffen, dann aber als „zu fromm“ oder „zu konservativ“ hinausgedrängt werden.
Hier ist die Rede von seltsamen Aussiebungsverfahren, die in einigen Priesterseminaren Norditaliens stattfinden, durch die ein zwar möglichst gehorsamer, aber „flexibler Konzilspriester“ herangezogen werden soll.
„Zu fromm“ als Handikap
„Zu konservativ“ meint in der Regel, es mit der Treue zum kirchlichen Lehramt zu genau zu nehmen, nicht ausreichend „mit der Zeit“ zu gehen. „Zu fromm“ belächelt ein ausgeprägtes Gebetsleben als Form eines voraufklärerischen Obskurantismus. Ein Regens erklärte einem Seminaristen mit sinnfälligem Lächeln, und erwartete sich offensichtliche Zustimmung, daß „wir Priester“ immer etwas „aufgeklärter sein müssen, als die Gläubigen“.
Das sakrale Verständnis des Priestertums wird als Hindernis verstanden, obwohl gerade diese Sakralität durch die Priesterweihe den Geweihten, wie es durch die Jahrhunderte der Fall war, vor schmutzigen Abirrungen aller Art bewahren und schützen soll. Die Krise der Kirche ist nicht nur eine Krise der Berufungen, sondern auch der Priesterausbildung und der Priesterauslese. http://www.katholisches.info/2015/10/10/...r-seminaristen/ Text: Giuseppe Nardi Bild: Asianews/MiL
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