Papst Franziskus weiß, wovon er spricht Ein Interview mit Kardinal Schönborn zu „Amoris Laetitia“
14. APRIL 2016
Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn Catholic Church Of England And Wales - Mazur/Catholicnews.Org.Uk, CC BY-NC-SA
Kardinal Schönborn bezeichnete Papst Franziskus‘ nachsynodales apostolisches Schreiben Amoris Laetitia als große Katechese zur Liebe in Ehe und Familie.
In einem Interview mit ZENIT und weiteren Journalisten nach der am Freitag im Vatikan erfolgten Präsentation des allseits erwarteten Dokuments sprach der Erzbischof von Wien über die apostolische Exhortation des Papstes zur Freude der Familienliebe und seine Überzeugung, dass Hirten dieses Dokument zur Unterstützung der Familien verwenden können.
Der österreichische Kardinal beantwortete ebenso Fragen bezüglich seiner in das 263 Seiten umfassende Dokument gesetzten Hoffnungen, seine Befürwortung der Einbeziehung von Beiträgen der Bischöfe durch den Papst im Rahmen der Synoden und Franziskus‘ Bekräftigung der kirchlichen Lehre zur traditionellen Ehe.
Darüber hinaus anerkennte Kardinal Schönborn die natürlichen Gefahren rund um die Implementierung der Leitlinien von Amoris Laetitia und lobte den Heiligen Vater als Beispiel für einen guten Hirten, der die „Kunst“ der Begleitung der Menschen genau verstehe, indem er nicht zu hart, jedoch kompromisslos sei.
***
Kardinal Schönborn, welche persönliche Hoffnungen haben Sie in Bezug auf die Art und Weise, wie Papst Franziskus‘ apostolische Exhortation Amoris Laetitia den Familien helfen kann?
Kardinal Schönborn: Ich bin überzeugt davon, dass Papst Franziskus‘ Exhortation Unterstützung bieten kann. Man muss sich darum bemühen, sie zu lesen, denn eine Exhortation kann nur helfen, wenn man sie kennt. Die Kenntnis des Werks ist nützlich. Es ist so reich und ich kann unsere Hirten und Gemeinden nur dazu ermutigen, daran zu arbeiten, sie zu studieren, zu lesen, und die Freude dieses schönen Dokuments auszukosten.
Eure Eminenz, wurden Teile der Relatio vom Papst in diesem Dokument nicht akzeptiert?
Kardinal Schönborn: Papst Franziskus zitierte viel Text der Dokumente beider Synoden. Selbstverständlich verwendete er nicht alles, denn die beiden Dokumente haben auch andere Themen hervorgebracht, die er in seiner Exhortation nicht behandelte. Es ist jedoch faszinierend zu beobachten, wie sehr sich Papst Franziskus auf die Arbeit der Bischöfe in den Synoden stützt.
Wie kann ein Hirte die Inhalte dieses Dokumentes den Gläubigen wirksam mitteilen, zumal nicht alle Eltern dieses mehr als 200 Seiten lange Dokument zur Gänze lesen können?
Kardinal Schönborn: Ja, ich denke, dass unsere Hirten beispielsweise Kapitel vier „unsere tägliche Liebe“ heranziehen können. Dieses enthält eine große Katechese. Man kann es kapitelweise, abschnittsweise, in der Pfarrei, in der Gemeinde bearbeiten. Das Dokument ist eine große Katechese zur Ehe- und Familienliebe. Und ich denke, dass wir es als Hirten für unsere pastorale Arbeit verwenden können.
Der Heilige Vater bestätigte die kirchliche Lehre beispielsweise im Hinblick auf die gleichgeschlechtliche Ehe. Ebenso wie in der Vergangenheit ermutigte er allerdings die Aufnahme von Menschen mit gleichgeschlechtlicher Anziehung in die Pfarrgemeinde. Wie sieht dies in der Praxis aus?
Kardinal Schönborn: In der apostolischen Exhortation Amoris Laetitia thematisiert Papst Franziskus homosexuelle Tendenzen in nur einem Punkt. Wie in der letzten Synode behandelt der Heilige Vater die Frage des Umgangs damit, wenn ein Familienmitglied seine oder ihre gleichgeschlechtlichen Tendenzen erkennt. Nur in diesem Punkt streift er dieses Thema.
In einem weiteren Punkt zeigt er sich sehr entschieden, ohne von homosexuellen Paaren zu sprechen. So besteht er sehr klar darauf, dass nur die für neues Leben offene Einheit zwischen einem Mann und einer Frau als Ehe bezeichnet werden kann. Und ich bin sehr froh darüber, dass er dies klargestellt hat, denn andere Situationen können Partnerschaften, Beziehungen sein, jedoch sicherlich keine Ehen.
Nun ist Papst Franziskus in der Frage nach dem Urteilsvermögen darauf eingegangen, wie Paare in sogenannten „irregulären“ Situationen bei der Erkenntnis ihres Weges in Richtung des im Evangelium vorgeschlagenen „Ideals“ unterstützt werden können. Besteht möglicherweise die Gefahr, dass manche Hirten oder Paare nicht richtig geführt werden?
Kardinal Schönborn: Ja, diese Gefahr besteht selbstverständlich, allerdings seit jeher, seit den Anfängen der Kirche, denn Hirten können führen oder irreführen, zu hart oder übermäßig kompromissbereit sein. Genau über diese Kunst spricht er jedoch: die Kunst, Menschen zu begleiten. Dies ist die angemessene Fähigkeit eines guten Hirten. Und ich halte Papst Franziskus für einen guten Hirten und er verfügt über eine große Erfahrung darin, Menschen in freudvollen aber auch bedrückenden Lagen zu folgen und in seinen Erörterungen zur Begleitung der Familien im Leben in Richtung der Freude und der Liebe weiß er, wovon er spricht. https://de.zenit.org/articles/papst-fran...von-er-spricht/
Beliebteste Blog-Artikel:
|