Papst zu Kirche in Lateinamerika: „Weg von einer klerikalen Elite“
Franziskus vor der Ikone der Madonna von Guadalupe in Mexiko - OSS_ROM
26/04/2016 14:50SHARE: Papst Franziskus macht sich stark für Laien und warnt vor einem elitären Klerikalismus insbesondere in Lateinamerika. In dem Schreiben an den Vorsitzenden der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika, Kardinal Marc Ouellet, bezieht sich Franziskus auf eine Plenarversammlung der Kommission über das Engagement von Laien im öffentlichen Leben in Lateinamerika, deren Teilnehmer er am 4. März im Vatikan getroffen hat.
Franziskus warnt in dem Schreiben vor einer der schlimmsten Deformierungen, der sich die lateinamerikanische Kirche stellen müsse: Einem Klerikalismus, einer „Elite der Priester, Ordensleute und Bischöfe“, die sich über die Laien stelle. Vielmehr bildeten alle zusammen das gläubige Volk Gottes. Franziskus erinnerte daran, dass jeder zunächst als Laie beginne, mit der Taufe. „Niemand wurde zum Priester oder Bischof getauft. Wir sind zu Laien getauft worden,“ so der Papst.
Vielmehr müssten sich die Priester, Bischöfe und Ordensleute Lateinamerikas anpassen an das alltägliche Leben der Laien, mit ihnen gehen, sie begleiten. Franziskus sprach von einer „Pastoral des Volkes“. Insbesondere in den Städten, wo viele Menschen einsam und ohne Hoffnung seien, gelte es, da zu sein, die Menschen zu ermutigen und zu bestärken in ihrem Glauben. Die Laien müssten dabei in ihrem Glaubensleben unterstützt werden, aber nicht, indem der Priester ihnen sage, was sie zu tun oder zu lassen hätten, sondern, indem er sie dort abhole, wo sie stünden. Das bedeute auch eine Neuorganisation des Kirchenalltags: „Wir müssen anerkennen, dass der Laie, um seiner Lebenswirklichkeit, seiner Identität, seines Soziallebens, seines öffentlichen und politischen Lebens willen und weil er sich in stets entwickelnden Kulturformen bewegt, auch neue Formen der Organisation und Feier seines Glaubens benötigt“, so die Worte des Papstes. „Die aktuellen Rhythmen, (seien sie nun besser oder schlechter), sind ganz anders als die von vor 30 Jahren.“ Für die Inkulturation und die Anpassung des christlichen Lebens an den modernen Alltag gelte es, gemeinsam mit den Laien Antworten zu finden. Aber nicht im Sinne einer Fabrikarbeit mit schnellen Serien-Produkten, sondern eher als „Handarbeit“.
Neben der Anpassung an die heutige Zeit gelte es aber auch, die Erinnerung wach zu halten. Und dies in zweifacher Form: Einmal die Erinnerung an Jesus Christus, aber auch die Erinnerung an das Glaubensleben unserer Vorfahren. Diese gaben den Glauben weiter, sei es in der Familie, in der Schule und in der Gemeinde. Wer die Erinnerung an diesen „einfachen Glauben“ verliere, so warnte der Papst, sei „entwurzelt von dem Ort, woher er kommt, und weiß somit auch nicht, wohin er gehen soll.“
Zum Schluss des Schreibens erinnert sich Franziskus an seinen Besuch bei der Muttergottes von Guadalupe in Mexiko vom vergangenen Februar. „An diesem Ort des Gebets konnte ich ihr auch mein Herz eines Sohnes zeigen,“ so Franziskus. Er habe die Muttergottes gebeten, nicht aufzuhören, für den Glauben des Volkes zu beten. (rv 26.04.2016 cz) http://de.radiovaticana.va/news/2016/04/...2%80%9C/1225634
Beliebteste Blog-Artikel:
|