Amoris laetitia – Von der Einzelfallprüfung zur Kollektivabfertigung 17. Juni 2017
Bischof Macín in San Rocco. Gruppenbild mit wiederverheirateten Geschiedenen. blog-e81129-Amoris-laetitia-Von-der-Einzelfallpruefung-zur-Kollektivabfertigung.html
(Buenos Aires) Gruppenbildung zur Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion? Diese Confusionis laetitia (Freude der Verwirrung), so der Vatikanist Marco Tosatti, herrscht in der argentinischen Diözese Reconquista im Staat Santa Fe. Wer nach dem umstrittenen nachsynodalen Schreibens Amoris laetitia gedacht habe, nun gebe es eine „Unterscheidung“ durch „Einzelfallprüfung“, wird eines Besseren belehrt. Die Tür ist offen, nun wird kollektiv abgehandelt.
http://www.katholisches.info/2016/09/die...e-bestaetigung/
Mit den „Pastoralen Richtlinien“ der Bischöfe der Kirchenprovinz Buenos Aires in der Hand, die von Papst Franziskus ausdrücklich gelobt wurde, wird im Bistum Reconquista zur Tat geschritten. Von „Einzelfallprüfung“, weil „jede Situation anders ist“ und es daher „keine generellen Regeln geben“ könne, ist in der argentinischen Provinz keine Rede mehr. Der Papst und seine treuesten Gefährten ließen wissen, daß mit der Pipette und mit größter Sorgfalt und genauester Prüfung tröpfchenweise vorgegangen werde.
Die Wirklichkeit sieht allerdings ganz anders aus, wie die Heilige Messe zeigte, die am vergangenen Sonntag in der Pfarrei San Rocco in Reconquista zelebriert wurde.
Zelebrant war der 2013 von Papst Franziskus ernannte Bischof Angel José Macín. Er spendete rund 30 wiederverheirateten geschiedenen Paaren die heilige Kommunion. In den vergangenen sechs Monaten hätten Treffen stattgefunden, in denen die Paare en bloc auf die Wiederzulassung zur Kommunion vorbereitet wurden. Die Diözese bietet keine Einzelfallprüfung sondern – praktischerweise – einen Kurs an. So wie es einen Ehevorbereitungskurs gibt, gibt es in Reconquista auch einen Kurs zur Wiederzulassung zur Kommunion. Der Kurs nennt sich „Weg der Unterscheidung“. Alle Teilnehmer sind entweder wiederverheiratete Geschiedene oder leben in einer anderen irregulären Situation.
http://www.katholisches.info/2016/09/ver...moris-laetitia/
Bischof Mancín berief sich öffentlich auf einen Brief von Papst Franziskus. Dabei kann es sich nur um das Schreiben an die Bischöfe der Kirchenprovinz Buenos Aires handeln. Der Papst lobte sie für ihr Pastoralprogramm, wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zu zulassen. Diesem Weg sei nichts mehr hinzuzufügen, so der Papst. Anders ausgedrückt: Die Richtlinien entsprechen genau seinem Denken.
Während der ganzen heiligen Messe, so Tosatti unter Berufung auf Augen- und Ohrenzeugen, wurde weder vom Bischof noch einem anderen Kirchenvertreter auf die Lehre von Johannes Paul II. in Familiaris consortio hingewiesen. Es wurde den versammelten Paaren nicht gesagt, daß die Kirche von ihnen eigentliche ein der Enthaltsamkeit fordert. Ebensowenig wurden die Worte Jesu über die Ehe zitiert. Statt dessen wurde aus irgendwelchen Broschüren über Amoris laetitia zitiert, in denen behauptet wird, wiederverheiratete Geschiedenen dürften die heilige Kommunion empfangen.
Bischof Macín sagte zu den Paaren in irregulären Situationen:
„Willkommen wieder im Haus“. Tosatti zu dem Vorfall:
„Das dürfte der erste Fall sein, bei dem die Wiederzulassung zu den Sakramenten auf der Grundlage eines kollektiven Weges erlaubt wurde. Mit Sicherheit handeln das Bistum Reconquista und Bischof Macín aber als Türöffner für weitere solche Erfahrungen.“ Papst Franziskus weigert sich jedoch unbeirrt, auf die klärenden Fragen zu antworten, die vier Kardinäle in Form von Dubia (Zweifeln) zu Amoris laetitia formuliert haben. http://www.katholisches.info/2017/06/67827/ http://www.katholisches.info/2017/06/aka...-vorgeschlagen/ Kurienerzbischof Paglia dementiert: „Keine Neuinterpretation von Humanae vitae“ – Mentalreservation? + 19. Juni 2017 Hintergrund, Lebensrecht, Papst Franziskus, Top 1 Kurienerzbischof Paglia dementierte gegenüber CNA die Existenz einer vom Papst ernannten Kommission zur Neuinterpretation von Humanae vitae. Gleichzeitig bestätigte er die Existenz einer Studiengruppe, die Humanae vitae "studieren" soll.
Kurienerzbischof Paglia dementierte gegenüber CNA die Existenz einer vom Papst ernannten Kommission zur Neuinterpretation von Humanae vitae. Gleichzeitig bestätigte er die Existenz einer Studiengruppe, die Humanae vitae "studieren" soll.
(Rom) Papst Franziskus hat, laut Sandro Magister, dem Doyen der Vatikanisten, eine „Studienkommission“ ernannt, um die Enzyklika Humanae vitae von Papst Paul VI. „erneut zu lesen“. Die Ernennung interpretiert Magister als Absicht, die „prophetische“ Enzyklika, mit der die kirchliche Ablehnung künstlicher Geburtenbeschränkung gegen die „Pille“ bekräftigt wurde, einer „Neuinterpretaton“ zu unterziehen. Eine Enthüllung, die vom Papst-Vertrauten Vincenzo Paglia dementiert wurde. Wie glaubwürdig ist aber das Dementi?
Neuinterpretation meint Uminterpretation. Eine solche könnte nur im Sinne der „Erklärungen“ der drei Bischofskonferenzen des deutschen Sprachraumes entsprechen, die 1968 von der Deutschen Bischofskonferenz mit der Königsteiner Erklärung, der Österreichischen Bischofskonferenz mit der Mariatroster Erklärung und der Schweizer Bischofskonferenz mit der Solothurner Erklärung beschlossen wurden, so die Befürchtung.
Humanae vitae gilt einerseits als „Magna Charta“ des Lebensrechts, andererseits als „Bruch“ in der Kirche, weil viele Katholiken in Moralfragen sich von den kirchlichen Normen losgesagt haben und nicht mehr als bindend betrachten. Den gleichen Schritt setzte ein Teil der kirchlichen Hierarchie, wie die drei genannten Erklärungen und weitere zeigen. Die Überwindung von Humanae vitae wird von diesem Teil der Kirche seit bald 50 Jahren angestrebt.
Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien, bezeichnete 2008 den Bruch, der durch die Erklärungen in der Kirche entstanden ist, als „Sünde des europäischen Episkopats“. Keine der Erklärungen wurde aber offiziell zurückgenommen.
Ein Dementi, das kein wirkliches Dementi ist?
Nach der Enthüllung von Sandro Magister bemühten sich verschiedene Medien um nähere Informationen. Die Catholic News Agency (CNA) befragte am 16. Juni Kurienerzbischof Vincenzo Paglia. Der ehemalige vatikanische „Familienminister“ gilt als enger Vertrauter von Papst Franziskus, der ihn zu einer Art Lebensschutzbeauftragten der Kirche ernannte. Eine Ernennung, die von Teilen der Lebensrechtsbewegung mit großer Sorge beobachtet wird.
Gegenüber CNA dementierte Paglia die Existenz einer Kommission zur Revision von Humanae vitae. Ein Dementi das sich bei näherem Hinsehen nur als halbes Dementi entpuppt.
Wörtlich sagte Paglia unter anderem:
„Ich kann bestätigen, daß keine päpstliche Kommission gerufen ist, Humanae vitae erneut zu lesen oder neu zu interpretieren. Wir sollten aber alle diese Initiativen positiv sehen, wie jene von Prof. Marengo vom Institut Johannes Paul II., die das Studium und die Vertiefung dieses Dokuments mit Blick auf den 50. Jahrestag seiner Veröffentlichung anstreben.“ Der Moraltheologe Gilfredo Marengo wurde, laut Magister, von Papst Franziskus zum Vorsitzenden der Revisionskommission ernannt. Dementierte Paglia in einem Satz, um mit dem nächsten Satz zuzugeben, was er gerade dementiert hatte? Paglia, selbst Großkanzler des Päpstlichen Instituts Johannes Paul II. und Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, sagte zudem:
„Ich habe keine Zweifel, daß das Herz von Humanae vitae – der Wert der menschlichen Fortpflanzung – ein Thema ist, über das wir alle aufmerksam nachdenken sollen. Der Bruch des Dreiklangs Ehe-Familie-Fortpflanzung ist ein Risiko, das die Kirche und die gesamte Menschheit nicht hinnehmen kann.“ Derselbe Paglia rechtfertigte erst am 13. Juni die Ernennung des Abtreibungsbefürworters Nigel Biggar zum Mitglied der Päpstlichen Akademie für das Leben. Biggar war von Paglia vorgeschlagen worden.
Deshalb und wegen weiterer Vorfälle (homophile Signale, überschwengliches Lob für Marco Pannella, einen der radikalsten Abtreibungsideologen, Angriff gegen die Unterzeichner der Dubia zum umstrittenen nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia) steht die Frage im Raum, wie glaubwürdig Paglias Leugnung einer Kommission zur Überarbeitung von Humanae vitae ist. Oder sind bei Äußerungen des Kurienerzbischofs geheime Vorbehalte, Mentalreservationen in Rechnung zu stellen?
Text: Giuseppe Nardi Bild: Vatican.va (Screenshot)
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