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Montag, 06. November 2017 Umsatz vor Patientenwohl Bundesweit behandeln Kliniken ohne Grund
Kliniken in Deutschland arbeiten vielfach als Wirtschaftsunternehmen - und müssen Geld verdienen. In etlichen Fällen werden einer Studie zufolge deshalb lukrative Therapien verordnen. Manchmal fehlt sogar ein medizinischer Grund.
Das Wohl der Patienten steht in deutschen Krankenhäusern nach einer neuen Studie nicht immer an erster Stelle. Bundesweit komme es aus Kostengründen vor, dass Patienten ohne medizinischen Grund im Krankenhaus behandelt würden, sagte Professor Karl-Heinz Wehkamp vom Socium Forschungszentrum der Universität Bremen. "Das System geht auf Lasten der Patienten und zu Lasten der Medizin", sagte der Mediziner. Auch das Krankenhauspersonal stehe unter enormem Druck.
Für ihre selbst finanzierte Studie befragten Wehkamp und Prof. Heinz Naegler aus Berlin rund 60 Ärzte und Geschäftsführer aus Krankenhäusern in zwölf Bundesländern. Ihren rund 250 Seiten langen Bericht wollen sie im Dezember als Buch veröffentlichen. Über die Studie hatte zunächst der NDR berichtet.
Der Analyse zufolge werden ärztliche Entscheidungen durch betriebswirtschaftliche Vorgaben beeinflusst. In Interviews und Diskussionen gaben Ärzte und Geschäftsführer an, dass Entscheidungen über Aufnahme, Behandlungsart und Entlassung eines Patienten ohne Kostendruck häufig anders ausfallen würden. Demnach bieten Ärzte zum Beispiel eher gewinnbringende Behandlungsverfahren an. Beim Personal sorge die Arbeitsverdichtung für gesundheitliche Risiken.
Erschreckend ist, dass die Politik das nicht zur Kenntnis nehmen will", sagte Wehkamp mit Blick auf die alarmierenden Zustände in vielen Krankenhäusern. "Bei diesem Defizit an Grundfinanzierung können sie auch bei einer einigermaßen menschenwürdigen Personalpolitik nur sehr schwer Gewinne machen", sagte er. In der Branche gebe es strukturelle Steuerungsschwächen und teilweise Fehlanreize.
Im NDR sagte Wehkamp zudem: "Wir hätten noch viel mehr Ärzte interviewen können. Die meisten hatten geradezu ein Bedürfnis darüber zu sprechen, um Öffentlichkeit und Politik wachzurütteln." Allerdings gebe es eben auch die andere Seite - gute Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Geschäftsführern, bei der es vorrangig um das Patientenwohl gehe. http://www.n-tv.de/wissen/Bundesweit-beh...le20119203.html Quelle: n-tv.de , jwu/dpa
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