Die katholischen Bischöfe haben im Zuge des Missbrauchsskandals einen breiten Dialog über die strittigen Themen in der Kirche angekündigt.
Robert Zollitsch ist Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Foto: dpa
Dieser Prozess solle beginnen mit einem „gemeinschaftlichen Akt der Umkehr und Neuausrichtung“ beim Treffen der Bischöfe im Frühjahr, sagte Robert Zollitsch, Vorsitzender der Bischofskonferenz, am Freitag in Fulda zum Abschluss der Herbstvollversammlung. Gedacht ist an ein öffentliches Schuldbekenntnis, ein „mea culpa“, bei einem Gottesdienst oder einer Wallfahrt.
Der Dialog soll sich auch mit „sperrigen Themen“ wie der Sexualmoral, der Zölibatsverpflichtung für Priester oder dem Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen befassen, kündigte der Freiburger Erzbischof an. Möglichst viele Katholiken sollten einbezogen werden. Die Bischofskonferenz will dazu mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammenarbeiten, in dem die katholischen Laien organisiert sind. Er hoffe, dass sie „möglichst nahe“ bei den Menschen ankommen, so Zollitsch. Auch die Bischöfe untereinander wollten vermehrt „das selbstkritische Gespräch“ führen. Ausdrücklich bezog er sich bei der Initiative auf das Zweite Vatikanische Konzil, das 1962 eine Öffnung der Kirche zur modernen Welt vollzog. Zum bevorstehenden 50. Jahrestag gehe es nun um eine „Neuaneignung“ der Konzilsdokumente.
Zollitsch hatte in Fulda mehrfach vor einer Abschottung der Kirche gewarnt. Die Krise sei noch nicht überwunden. Es gebe für die Kirche keinen anderen Weg als den „der Offenheit, der Ehrlichkeit und des Zuhörens“.
Das ZdK begrüßte die Ankündigung der Bischöfe. Es gebe viele „aufgestaute Probleme“ in der Kirche, die in der Vergangenheit nicht bearbeitet worden seien, sagte ZdK-Generalsekretär Stephan Vesper der Frankfurter Rundschau. Angesichts des Vertrauensverlustes müsse über alles gesprochen werden, „was Katholiken berührt“. Das ZdK habe schon lange etwa auf die Schwierigkeiten beim Thema Empfängnisverhütung und bei der Zulassung konfessionsverschiedener Partner zur Kommunion hingewiesen.
Auch Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) nannte den Plan der Bischöfe „hervorragend“. „Wir brauchen mehr Dialog und das gemeinsame Ringen um Lösungen“, sagte der BDKJ-Vorsitzende Dirk Tänzler der Rundschau. Der Jugendverband wolle über die Sexualmoral, aber auch über die Zulassung von Frauen zum Priesteramt und demokratische Strukturen in der katholischen Kirche sprechen, kündigte Tänzler an. Das seien Fragen, die junge Menschen bewegten, solange sie sich überhaupt noch für Kirche interessierten.
Unterdessen beklagten Missbrauchsopfer, dass die Bischöfe nach wie vor die Entschädigungsfrage unbeantwortet ließen. Die Betroffenenorganisation Eckiger Tisch und Verein Ettaler Missbrauchs- und Misshandlungsopfer kritisierte weiter, dass sie an der politischen und innerkirchlichen Diskussion über Prävention und Entschädigung zu wenig beteiligt würden. Seite 13
Zur Sache Die Bischöfe wollen mit den Gläubigen offen über Probleme reden. Einige der umstrittensten Themen:
Leitung: Die Kirche wird von geweihten Männern geführt. Das geistliche Amt wird von Papst und Bischöfen verliehen. Die Macht liegt bei wenigen. NichtKleriker und Frauen können in einigen Gremien mitreden, selbst das ist manchem Bischof zu viel. Zentrale Entscheidungen treffen allein die Kleriker.
Priesteramt: Der Ausschluss von Frauen vom Amt ist für viele Katholiken ein Ärgernis. Ebenso die Verpflichtung der Priester zur Ehelosigkeit.
Sexualmoral: Künstliche Verhütung ist verboten, gleichwohl hält sich in Europa kaum ein Katholik daran. Ähnliches gilt für Sex vor der Ehe. Praktizierte Homosexualität gilt als Sünde. Es gibt viele schwule Priester, die ihre Neigung verstecken müssen.
Scheidung: Wer nach einer Scheidung wieder heiratet, wird von den Sakramenten ? auch der Kommunion ? ausgeschlossen. Eine Haltung, die selbst Bischöfe nicht nachvollziehen können.
Ökumene: Viele Christen sehnen sich nach einem gemeinsamen Abendmahl von Protestanten und Katholiken. wow http://www.fr.de/politik/deutsche-bischo...-reden-a-987969 + http://www.fr.de/frankfurt/stadtteile/fr...nacht-a-1564614
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