schockierend, auf welchen Wurzeln "Glaube" errichtet wurde - und wird! Gläubige werden unwissend von Wissenden (!) mit ihren von der Kirche gewohnten Handlungen in den Anti-Bezug, nämlich Satan unterstellt. Wer das trotz besseres Wissensangebot wie diese Website hier noch immer leugnet, leidet unter kognitiver Dissonanz. Und: nur weil viele Vieles tun, muss es nicht das Richtige sein. Die Wahrhe...
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Hallo, voerst mal danke für den Beitrag, liebe Leute, Freunde, Gott ist keine Religion, und Gott hat keine Religion, Die Bibel ist das Wort Gottes, das lebendige Wort Gottes, und manchen Menschen hat es Gott, ans Herz gelegt, .... Die Schöpfung, liebe Leute, ist um uns, im sichtbaren, sowie unsichtbaren .... Beispiel: Die Luft, liebe Leute, Freunde, ist nicht sichtbar, und doch ist sie da, ...
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Vielleicht sollten Sie sich den Film wenigstens einmal ansehen, bevor Sie so einen Schwachsinn schreiben. Die vermeintlich "böse Nonne" die in der Vorschau auftritt, ist in Wahrheit ein Dämon, der nur in dieser Gestalt auftritt um den christlichen Glauben zu verhöhnen. Auch alles weitere was Sie schreiben sind nur unwahre Behauptungen, nichts weiter als Vorurteile die Sie, aufgrund von ein paar au...
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Ich werde dem großen Dr. Ogundele für immer zu Dank verpflichtet sein, dass er meine zerbrochene Ehe repariert hat, nachdem mein Mann mich für 6 Monate wegen seiner Geliebten verlassen hat. Meine Namen sind Anny Philips. Ich habe nie an Zauber geglaubt, bis mein Freund mich Dr. Ogundele vorstellte. Zuerst war ich skeptisch, weil ich viele Male von einem anderen falschen Zauberwirker betrogen worde...
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Das Brot, das vom Himmel kommt, um der Welt das Leben zu geben
Veröffentlicht: 16. April 2013 | Autor:
Aus der heutigen Evangelienlesung der kath. Kirche: Joh 6,30-35:
Sie entgegneten ihm: Welches Zeichen tust du, damit wir es sehen und dir glauben? Unsere Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, wie es in der Schrift heißt: Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen. 1521 - Kopie (2) Jesus sprach zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel, um der Welt das Leben zu geben. Da baten sie ihn: Herr, gib uns immer dieses Brot! Jesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungrig sein, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.
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Ja, nicht alle haben die Gnade, überhaupt dieses Wunder zu sehen. Vorallem erstaunt es , dass viele Priester es nicht sehen.
GOTT ist unser Ziel, denn ER ist die Liebe selbst.,
In der Vigil vom 20.8.2005 am WJT in Köln ereignete sich ein Hostienwunder. Während der Anbetung des Allerheiligsten mit Papst Benedikt XVI zeigte sich zweimal Jesus als Jüngling in der Hostie der Monstranz. Er schaut über einer Wolke herab. In der TV- Übertragung war das Wunder weltweit zu sehen. Kommentar des bayrischen Fernseh- Reporters: Viele Zeichen wurden gegeben. WJT Moto: Wir sind gekommen um IHN anzubeten.
Unter dem Thema „Mit Maria zu Jesus“ starten zwei Priester der Erzdiözese Köln eine 33-tägige geistliche Vorbereitungszeit für den Nationalen Eucharistischen Kongress. Kardinal Meisner wird die abschließende Marienweihe leiten
Köln (kath.net) „Mit Maria zu Jesus.“ Unter diesem Motto steht die 33-tägige geistliche Vorbereitung für den Nationalen Eucharistischen Kongress (5.-9. Juni in Köln), die am heutigen Dienstag (16.4.) beginnt. Dazu laden der Kölner Domkapitular und Regens des Kölner Priesterseminars, Monsignore Dr. Hofmann, und der Kölner Diözesanpriester Fritz May im Namen des Fatima-Weltapostolats, der Legio Mariens und der Marianischen Männerkongregation ein. Darüber informiert der Internetauftritt „Mit Maria zu Jesus.de“, dort sind auch die Gebets- und Meditationstexte kostenlos online verfügbar. Als Abschluss gibt es die Möglichkeit, an der Betstunde am Samstag vor Pfingsten mit gemeinsamer feierlicher Marienweihe teilzunehmen, die der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner leitet.
Auf der Homepage wird weiter erläutert: In diesen 33 Tagen wollen wir uns „Zeit nehmen, unser Sein und unsere Berufung zu erkennen, neu zu lieben und in die Tat umzusetzen“. Die Vorbereitungszeit ist geprägt von der vollkommenen Hingabe an Christus durch Maria nach dem hl. Ludwig Maria Grignion von Monfort. „Der hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort, dessen Marienverehrung den seligen Papst Johannes Paul II. inspiriert hat, erklärt, dass Maria der sicherste und kürzeste Weg zu Jesus Christus ist.“ Denn „kein Mensch und kein Heiliger kann uns besser zum Glauben an das große Geheimnis der hl. Eucharistie hinführen als Maria“.
„Wenn wir die Hand Marias ergreifen und sie bitten, uns und der Kirche in Deutschland durch ihre mütterliche und mächtige Fürsprache bei der Vorbereitung des Nationalen Eucharistischen Kongresses 2013 zu helfen, dann können wir auf diese Weise wirksam und wesentlich dazu beitragen, dass dieses Ereignis wirklich ein Höhepunkt im Jahr des Glaubens wird“, erläutern die beiden Initiatoren.
[Auch wir sollen es mithalten und mitbeten]
Weitere Informationen und die Vorbereitungtexte online: „Mit Maria zu Jesus.de. Man kann – aber muss nicht – sich zur Teilnahme an dieser geistlichen Vorbereitung anmelden. Foto: http://www.mit-maria-zu-jesus.de.....
Bekenner im Alltag. Entschiedenes, demütiges, liebenswürdiges Engagement. Verstehen und geduldig fordern.
I. In jenen Tagen tat Stephanus, voll Gnade und Kraft, Wunder und große Zeichen unter dem Volk. Mit diesen Worten führt uns die Lesung der heutigen Messe1 in Prozeß und Hinrichtung des ersten Märtyrers ein. In der dann beginnenden Verfolgung bewahrheitet sich Christi Voraussage, daß die Jünger ihm Zeugnis geben werden in Jerusalem, Samaria und bis an die Grenzen der Erde. »Nach dem Tod des Stephanus müssen sich die Christen zerstreuen und in das Land hinausgehen. Das Christentum macht den ersten Schritt zur Weltreligion. Die beim Pfingstbericht genannten Völker werden nun erfaßt vom Wirken des Heiligen Geistes und der Frohbotschaft.«2
Vieles erinnert an den Prozeß Jesu: Die Feinde des Stephanus bedienen sich der gleichen Mittel und fast der gleichen Worte wie damals. Falsche Zeugen sagen aus: Wir haben ihn nämlich sagen hören: Dieser Jesus, der Nazoräer, wird diesen Ort zerstören und die Bräuche ändern, die uns Moses überliefert hat.
Stephanus will den erzwungenen öffentlichen Auftritt nutzen, um mutig seinen Glauben an den Auferstandenen zu bekennen. Er überwindet die Menschenfurcht und macht aus jenem Schauprozeß ein Lehrstück für alle, die im Laufe der Geschichte Zeugnis für Christus ablegen werden. Auch wir ziehen aus der Betrachtung seiner Unerschrockenheit Nutzen, wobei uns klar ist, daß zwischen seiner Situation und der unsrigen ein großer Unterschied besteht: bei Stephanus ging es um sein Leben, bei uns geht es nur um das Risiko, anzuecken, Ärgernis zu erregen oder als Unruhestifter zu gelten.
Christen müssen immer damit rechnen, daß die jeweilige »Öffentlichkeit« kein Verständnis für ein konsequentes Christsein aufbringt. Würden sie sich dem heidnischen Lebensstil anpassen, könnten sie nicht sagen, daß sie Christus die Treue halten. Die Märtyrer sind der Extremfall der christlichen Konsequenz, der Normalfall ist der Bekenner, der - ohne sich so zu nennen - bestrebt ist, die zeitliche Ordnung christlich zu inspirieren. Papst Johannes Paul II. geht in Christifideles laici darauf ein. Die Laien »können keine Parallelexistenz führen: auf der einen Seite ein sogenanntes >spirituelles< Leben mit seinen Werten und Forderungen und auf der anderen Seite das sogenannte >welthafte< Leben, das heißt das Familienleben, das Leben in der Arbeit, in den sozialen Beziehungen, im politischen Engagement und in der Kultur.
Die Rebe, die im Weinstock Christi verwurzelt ist, trägt in allen Bereichen ihres Wirkens und Lebens Früchte. Alle verschiedenen Lebensbereiche der Laien sind im Plan Gottes inbegriffen. Er will, daß sie der >geschichtliche Ort< der Offenbarung und Verwirklichung der Liebe Jesu Christi zu Ehren des Vaters und im Dienst der Brüder und Schwestern werden. Jedes Tun, jede Situation, jede konkrete Verpflichtung (...) sind privilegierte Gelegenheiten für einen >ständigen Vollzug von Glaube, Hoffnung und Liebe< (2.Vat.Konzil, Dekret über das Laienapostolat, Nr.4).«3
Die Gefahr liegt in der Versuchung gedankenlosen Mitmachens, in der Übernahme gängiger Wertungen oder heidnischer Einstellungen. Hier gilt das Wort des Herrn: Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.4
Der heilige Pfarrer von Ars sagt in einer Predigt: »Wißt ihr, welche die erste Versuchung ist, die der Teufel einem Menschen eingibt, der Gott besser dienen möchte? Die Menschenfurcht!«5 Wie ist unser Verhalten im Umgang mit Freunden und Kollegen? Wie benehmen wir uns im Beisein anderer? Ist die Gotteskindschaft für uns so selbstverständlich, daß sie Courage, Natürlichkeit und Gelassenheit mit sich bringt?
II. Es scheint zum »guten Ton= zu gehören, auf die Frage nach dem Sinn des Lebens - wenn überhaupt - nur mit kühler Distanz zu antworten, als wären der Himmel - das Ziel des Menschen - und die Hölle - das absolute Scheitern eines Lebens - nur märchenhafte Phantasien aus der Kinderwelt Das Gespür für ein notwendiges Engagement zugunsten nicht verfügbarer Werte - etwa für das Leben Ungeborener - ist bei vielen verlorengegangen. Wenn andere sich ernsthaft engagieren, dann sind sie schnell mit Abqualifizierungen wie Fanatiker, Querköpfe oder gar Reaktionäre bei der Hand.
Wer in seinem Glauben verankert lebt, läßt sich durch solche Anwürfe aber nicht verunsichern. Die Leidenschaft für das Gute ist ein Zeichen inneren Reichtums. Manche Forderung nach »weniger Fanatismus« ist nur das Eingeständnis eines ausgetrockneten Glaubens und einer gleichgültigen Haltung gegenüber dem Nächsten. Stärke im Glauben und Interesse für die Mitmenschen führen zu einem Engagement in der Gesellschaft, das so leidenschaftlich wie demütig, so entschieden wie liebenswürdig ist. Dennoch ist es wahr: hier müssen wir Christen aufpassen, daß Leidenschaft für den Glauben und für seine sozialen Konsequenzen niemals in Verbissenheit, mit der etwa Ideologen ihre Vorstellungen durchzusetzen suchen, ausartet.
Man hat von der »Stunde der Laien« gesprochen. Denn das christliche Zeugnis ist besonders »im täglichen Leben, so in Familie, Arbeitsplatz, weltlicher Tätigkeit und Freizeit«6 nötig. In. der komplexen Realität des Weltlebens »ereignet sich jeden Augenblick das Drama von Fall und Erlösung im Innersten einer jeden Seele. Da bricht Gottes Reich geheimnisvoll und voller Gnade immerfort an, da wirkt Christus, wo immer das Mysterium seines Kreuzes in der Eucharistie gefeiert, wo im Sakrament ein Mensch in seinem Blut reingewaschen, wo Kirche durch seinen Geist lebendig wird.
Nicht Fernweh packt den, der liebt, der sich die Sache seines Bruders zu eigen macht. Ihn packt vielmehr ein >Nahweh<, weil er seine Sendung darin sieht, des anderen Last zu tragen (vgl. Gal 6,2).«7
Welche Last ist gemeint? Alles Dunkle und Beschwerliche im Leben, das - ohne Innerlichkeit, ohne Glauben - keinen Sinn macht und uns niederbeugt. Und wie es tragen? Wir können unseren Brüdern und Schwestern nicht die Last abnehmen, wohl aber ihnen helfen, sich dem Licht zu öffnen und Halt zu finden. Diese Aufgabe - »die Welt mit dem Licht und Leben Christi zu durchdringen und umzugestalten«8 ist so liebenswert, daß es sich lohnt, sie entschieden anzupacken, trotz Anfeindungen der einen oder Gleichgültigkeit der anderen. »= 8 - ist so liebenswert, daß es sich lohnt, sie entschieden anzupacken, trotz Anfeindungen der einen oder Gleichgültigkeit der anderen. Wir müßten eigentlich wie ein Wünschelrutengänger in der zweiten Evangelisation in jedem Menschen die Stelle zu entdecken versuchen, an der seine menschliche Natur grundsätzlich in Jesus Christus von der göttlichen Natur berührt ist. Das ist die Stelle im Menschen, die nur mit Gott auszufüllen ist und die sich nach außen hin in den sogenannten Ursehnsüchten des Menschen zeigt. Diese verborgenen Stellen im Menschen gilt es zu entdecken. Wir brauchen also nicht produktiv zu sein, indem wir den Gottesglauben produzieren, das können wir ohnedies nicht, sondern indem wir den verborgenen Gottesglauben im Menschen entbinden, entdecken. Diese verborgene Stelle ist Grund für unsere Hoffnung für jeden Menschen Europas und darüber hinaus.«9
III. Nicht nur Taubheit und Unverständnis, sondern auch Hohn und Feindschaft können uns entgegenschlagen. Wie leicht ist es, sich dann an das Wort des Herrn zu erinnern: In der Welt seid ihr in Bedrängnis!10 Doch er sagte auch: Habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.11 Inmitten von Schwierigkeiten, Verständnislosigkeit oder gehässiger Kritik werden wir den Herrn um seine Gnade bitten und, so gestärkt, unsere apostolische Arbeit gelassen und geduldig fortsetzen. Auch Christus hat es bei der Verkündigung der Frohen Botschaft nicht nur mit gutwilligen Menschen zu tun gehabt; auch die Apostel und die Christen der Urzeit mußten sich mit einer feindseligen Atmosphäre auseinandersetzen. Deshalb dürfen uns die Schwierigkeiten des Milieus weder überraschen noch überrumpeln. Der selige Josemaría Escrivá, der im Umgang mit solchen Hindernissen erfahren war, schreibt: »Ich verstehe deine Schlaffheit nicht. Da stößt du auf eine Gruppe von Kameraden, die im Umgang etwas schwieriger sind - vielleicht kommt es auch daher, daß du dich längere Zeit nicht um sie gekümmert hast -, gleich gehst du ihnen aus dem Weg, drückst dich und hältst sie für nichts weiter als Ballast; sie scheinen deinem Apostolat hinderlich, weil unfähig, dich zu verstehen.
Aber wie sollen sie auf dich hören, wenn du für sie weder betest noch Opfer bringst, ja nicht einmal das Gespräch mit ihnen suchst?«12
Gelegentlich kann uns auch die Überlegung helfen, daß keine Mauer ewig hält. Vorurteile und Intoleranz können - wenn auch nicht immer - nach und nach verschwinden. In dieser Hoffnung beten wir für jene, die uns nicht verstehen, und begegnen ihnen offen, selbstlos und mit lauterer Gesinnung.
Es wäre andererseits fahrlässig, Stimmungen und Meinungen um uns nicht zu kennen. Denn nur so können wir Denken und Fühlen unserer Mitmenschen erreichen. Dies ist etwas anderes, als sich solchen Stimmungen und Meinungen auszuliefern und eigenes Denken und Handeln von den jeweiligen Trends und Moden abhängig zu machen. Dies wäre keine Klugheit, sondern Oberflächlichkeit, Verschwommenheit der Überzeugung und Unbeständigkeit des Charakters - Eigenschaften, die schon vom rein Menschlichen her unangenehm sind.
Wer seinen Blick verlegen auf die Umgebung richtet, verliert die Fähigkeit, unverstellt auf Gott zu schauen. Sein einziger Wunsch ist dann, sich Unannehmlichkeiten zu ersparen, das eigene Image kleinlich zu behüten, nur »mit der Zeit zu gehen« nur keinen Kunden zu verschrecken.»Die Worte des heutigen Antwortpsalms weisen auf das Heilmittel gegen solches Zaudern hin: Wenn auch Fürsten gegen mich beraten: dein Knecht sinnt nach über deine Gesetze. Deine Vorschriften machen mich froh; sie sind meine Berater.13
Die Fürsten - das sind heute all jene, die uns mit subtiler Manipulation oder mit groben Repressalien gleichschalten möchten. Aber sie werden uns, Gottes Weisungen vor Augen, nicht einschüchtern können.
So überwinden wir die Menschenfurcht: mit lauterem Herzen auf Gott schauend, mit innerer Stärke, die sich von billiger Kritik nicht abschrecken läßt; mit der Freude darüber, einen Schatz weitergeben zu können; mit dem Bemühen, trotz unserer Armseligkeiten Vermittler zu sein; schließlich mit dem Wunsch, andere Menschen an unserer Freude teilhaben zu lassen.
Christus predigte nicht nur eine Lehre des Heils. Er gewann die Menschen mit seiner Menschlichkeit: ein liebenswürdiges Gesicht, ein Lächeln der Anteilnahme, eine Geste der Herzlichkeit, ein ungekünsteltes Wort ... wir und unsere Mitmenschen brauchen dies, denn wir sind keine reinen Geistwesen.
»Nachdem der Meister, der in den Himmel auffährt zur Rechten des Vaters, ihnen geboten hat: >Geht hin in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen ...<, bleiben die Jünger zurück - voller Frieden, aber doch noch unschlüssig. Sie wissen nicht, was sie tun sollen und sammeln sich um Maria, die Königin der Apostel, bis sie zu nimmermüden Verkündern der Wahrheit werden, die die Welt retten wird.«14
1 Apg 6,8-15. - 2 Th.Schnitzler, Die Heiligen im Jahr des Herrn, Freiburg 1989, S. 38. - 3 Johannes Paul II., Apost.Schreiben Christifideles Laici, 30.12.88, 59. - 4 Mt 10,33. - 5 Pfarrer von Ars, Predigt über die Versuchungen. - 6 ebd. - 7 K.M.Becker, Zur Einführung in: Die Stunde des Laien, St.Ottilien 1987, S.12. - 8 Schlußdokument der Außerordentlichen Bischofssynode 1985, II,A,4. - 9 J.Kard.Meisner, Wider die Entsinnlichung des Glaubens, Graz 1991, S.27. - 10 Joh 16,33. - 11 ebd. - 12 J.Escrivá, Die Spur des Sämanns, Nr.954. - 13 Ps 119 (118), 23-24. - 14 J.Escrivá, Die Spur des Sämanns, Nr.232.
Nordkorea: Kriegsstimmung wird verstärkt, Christen geraten noch stärker unter Druck Veröffentlicht: 15. April 2013 | Autor: Felizitas Küble
Während Nachrichtensender in aller Welt täglich neue Kriegsdrohungen aus dem kommunistischen Nordkorea melden,erhielt das christliche Hilfswerk Open Doors einen Hilferuf der dortigen Christen.
Leiter der nordkoreanischen Untergrundkirche berichten von einer “kriegsähnlichen” Atmosphäre im ganzen Land und bitten dringend um Gebet. Die Bevölkerung wird offenbar gezielt auf einen Krieg vorbereitet.
Foto: HMK Als Folge schnellen die Preise für die ohnehin knappen Lebensmittel in die Höhe. Hinzu kommt, daß heute - am 15. April - der 101. Geburtstag des verstorbenen Staatsgründers Kim Il Sung gefeiert wird, was die Regierung nach Meinung vieler Beobachter zu kaum vorhersagbaren Maßnahmen verleiten könnte.
“Wir sollen uns bereit machen für den Entscheidungskampf – mit einer Waffe in der einen und einem Hammer in der anderen Hand”, faßt ein christlicher Leiter aus dem abgeschotteten Land die Botschaft des “Obersten Kommandos” an das nordkoreanische Volk zusammen:
“Alle Einheiten des Heeres, der Marine, der Luftwaffe und der Raketenstreitkräfte wie auch die “Roten Garden” und die “Jungen Roten Garden” sind schon in voller Kampfbereitschaft. Überall werden rund um die Uhr Dringlichkeitstreffen einberufen. Funktionäre treffen Anordnungen, was bei Kriegsausbruch zu tun ist. Und jeder, ob Mann oder Frau, muss kampfbereit sein.”
Laut Open Doors sind viele Autos am Straßenrand mit Tarnnetzen abgedeckt. Soldaten tragen mit Buschwerk bestückte Helme und sind in voller Bewaffnung unterwegs. In einer Botschaft an sein Volk ließ der amtierende Diktator Kim Jong Un verlautbaren:
“Falls es wegen der Handlungen der USA und des inakzeptablen Benehmens ihrer Marionette Südkorea zum Krieg kommt, werden sie eine schmachvolle Niederlage erleben. Dann wird unser Volk den herrlichen Tag der Wiedervereinigung grüßen. Der Tag ist gekommen, um der Welt die Macht der “Die Armee zuerst”-Politik und der großartigsten aller Nationen zu demonstrieren.”
Schlimmster Christenverfolger-Staat der Welt
Viele Nordkoreaner, besonders die Christen, fürchten jedoch die unabsehbaren Folgen eines militärischen Konfliktes. “Schon jetzt kaufen viele Menschen so viele Nahrungsmittel und andere Verbrauchsgüter wie möglich, aus Angst vor einer bevorstehenden Preisexplosion im Kriegsfall”, schildert ein Open Doors Kontakt die gegenwärtige Stimmung. Gerade für die armen Bevölkerungsschichten ist das eine dramatische Nachricht, herrscht doch seit vielen Jahren chronischer Nahrungsmangel aufgrund kommunistischer Mißwirtschaft.
Nordkorea führt seit 11 Jahren den Weltverfolgungs-Index von Open Doors mit dem Negativ-Platz 1 an. In keinem anderen Land der Welt werden Christen so hart bedrängt. Bis zu 70.000 der geschätzten 300.000 im Land lebenden Christen verbüßen in den landesweiten KZ-Lagern langjährige Haftstrafen wegen ihres Glaubens.
Open Doors Deutschland e.V., Postfach 1142, D-65761 Kelkheim Tel 06195 – 67 67 180 / Fax 06195 – 67 67 181 Mail pressebuero@opendoors.de www.opendoors.de
Sabbat und Sonntag. Heiligung des Sonntags. Kult und Muße.
I. »Am Tag, den man Sonntag nennt, findet eine Zusammenkunft aller statt, die in Städten oder auf dem Lande wohnen. Dabei werden die Denkwürdigkeiten der Apostel oder die Schriften der Propheten vorgelesen, solange es üblich ist. Hat der Vorleser aufgehört, so hält der Vorsteher eine Ansprache, worin er zur Nachahmung all dieses Guten ermahnt und auffordert. Dann stehen wir alle auf und senden Gebete empor. Und wenn das Beten beendet ist, wird Brot, Wein und Wasser herbeigebracht. Der Vorsteher spricht mit aller Kraft Gebete und Danksagungen, und das Volk stimmt ein, indem es >Amen< sagt. Darauf findet die Ausspendung und Entgegennahme (der Eucharistie) statt.= 1 Mit diesen Worten schildert Justin der Märtyrer um die Mitte des 2. Jahrhunderts eine Eucharistiefeier. Nicht mehr der jüdische Sabbat, sondern der Sonntag steht von Anfang an in der Mitte des christlichen Kults, weil - so schreibt Justin weiter - der Snntag der Tag ist, »an dem Gott (...) die Welt erschuf, und weil an diesem Tag Jesus Christus, unser Erlöser, von den Toten wieder auferstanden ist.«2
Der Sabbat war im Alten Gesetz der Tag Jahwes, eingesetzt auf dessen Befehl3 und durch Enthaltung von gewissen Arbeiten seiner Verherrlichung gewidmet.4 Neben dem humanen Aspekt - Erholung von der Arbeit5 - verweist der Sabbat auf die Vollendung der Schöpfung - Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte6 - und damit auf die heilige Ruhe Gottes, die der Mensch nachahmen soll: und er ruhte am siebten Tag7. Hinzu kommt das Gedenken an die Befreiung Israels aus dem Sklavenhaus. Die Sabbatruhe wurde vom Gesetz sehr streng ausgelegt. Es war verboten, Feuer anzuzünden, Holz zu sammeln, Speisen zu bereiten.8
In der Heiligen Schrift begegnet uns eine besondere Hochschätzung des Sabbats als des von Gott festgesetzten Tages, damit das Volk ihn öffentlich und gemeinschaftlich ehrt. Jedoch hatte die rabbinische Kasuistik im Laufe der Zeit das göttliche Gebot durch zahlreiche Vorschriften verdunkelt. Wenn Jesus dies anprangert, so aus Liebe zum heiligen Tag, an dem er oft in der Synagoge predigt und auch wundertätig wirkt.
Die Sabbatruhe war wesentlich auf den Gottesdienst ausgerichtet, und deshalb fand sie ihre Krönung in der Darbringung eines Opfers.9 Überhaupt waren alle Festtage Israels Zeichen des Bundes mit Gott und Ausdruck der Freude, Gottes Eigentum und Gegenstand seiner liebenden Auserwählung zu sein. Jeder Festtag verwies auf ein heilshaftes Geschehen, in welchem sich die Liebe Gottes zu seinem Volk manifestierte.
Erst aus der umfassenden Perspektive des Neuen Bundes vermögen wir im Festtag des Alten Bundes mehr als ein zu ehrendes Gedächtnis zu erkennen - er ist auch die Verheißung einer kommenden Wirklichkeit, die mit der Auferstehung Jesu eintritt. Der Sonntag verweist auf die Endzeit: auf das Fest, das Jesus ankündigt, wenn er das Reich Gottes mit einem Festmahl vergleicht, das ein König zur Hochzeit seines Sohnes veranstaltet.10 Christus begründet den neuen Kult, der zur Vollendung führen soll: er, der neue Hohepriester, bringt ein neues Opfer dar - das Opfer, das wir jeden Sonntag feiern.
II. Nach der Auferstehung wird der erste Tag der Woche für die Christen zum dominica dies, zum Tag des Herrn11. Es ist der Tag seines Sieges über Tod und Sünde. Daher die ständige Praxis der Kirche von Anfang an, die gottesdienstliche Versammlung am Sonntag zu feiern. In der Liturgie-Konstitution des Zweiten Vatikanums heißt es dazu: »Aus apostolischer Überlieferung, die ihren Ursprung auf den Auferstehungstag Christi zurückführt, feiert die Kirche das Pascha-Mysterium jeweils am achten Tage, der deshalb mit Recht Tag des Herrn oder Herrentag genannt wird.«12
Das Gebot der Sonntagsheiligung ist also keine willkürliche Verfügung der Kirche, sondern die Konkretisierung der wesentlichen Pflicht des erlösten Geschöpfes, seinem Schöpfer und Erlöser zu huldigen. »Die Heiligung des Sonntags ist in der Schöpfungsordnung begründet und verankert. Der Mensch soll und darf an der Souveränität und Freiheit Gottes teilnehmen. Er ist nicht so wie das Tier in die Mechanismen des Lebens eingespannt. Der Mensch kann aussteigen. Er muß nicht täglich wie ein Maulwurf die Erde durchwühlen. Als Ebenbild Gottes darf er aus den Zwecken und Zwängen des Lebens wenigstens einmal in der Woche aussteigen, um an der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes teilzunehmen. Das entlastet und entsorgt ihn. Die Konstruktion von Maschinen und die Organisation von Produktionsbetrieben aber, die das nicht mehr möglich machen, stellen die Schöpfungsordnung auf den Kopf.«13
Der christliche Ur-Feiertag ist »das Fundament und der Kern des ganzen liturgischen Jahres«14 Um ihn herum entfaltet sich der christliche Festkalender, der auch heute den Rhythmus des bürgerlichen Jahres prägt: Weihnachten, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, weitere Herren- und Marienfeste und - urchristlicher Tradition entsprechend - der dies natalis, der Sterbetag als Geburtstag eines Heiligen für den Himmel. »Indem sie (die Kirche) so die Mysterien der Erlösung feiert, erschließt sie die Reichtümer der Machterweise und der Verdienste ihres Herrn, so daß sie jederzeit gewissermaßen gegenwärtig gemacht werden und die Gläubigen mit ihnen in Berührung kommen und mit der Gnade des Heiles erfüllt werden.«15
Als Gedächtnis der österlichen Begegnung mit dem Herrn und als Bekräftigung, daß er in seiner Kirche präsent ist, ist der Sonntag auch die Mitte unserer christlichen Freude. Das heutige Gabengebet verweist auf sie: Allmächtiger Gott, nimm die Gaben an, die deine Kirche dir in österlicher Freude darbringt. Du hast ihr Grund gegeben zu solchem Jubel, erhalte ihr die Freude bis zur Vollendung.16
Mit anderen Worten: Es geht beim Sonntag um weit mehr als die bloße Erinnerung an ein vergangenes freudiges Geschehen, ein wichtiges Datum der Geschichte etwa, er verweist auf die Gegenwart Christi unter uns heute, aktualisiert in der heiligen Messe. Unsere Antwort geschieht bei der sonntäglichen Teilnahme an der heiligen Messe: »Wir bringen aus den Gaben, die du uns geschenkt hast, dir, dem erhabenen Gott, die reine, heilige und makellose Opfergabe dar: das Brot des Lebens und den Kelch des ewigen Heiles.«17
Alles Festliche im Zeichen des Sonntags - Kultur und Bildung, Pflege gesellschaftlicher Kontakte, festliche Kleidung und dergleichen mehr - darf das Eigentliche nicht verdunkeln: die Verherrlichung Gottes durch die Begegnung mit ihm in der Eucharistie. »Wer die entscheidende Bedeutung der Eucharistiefeier für unser eigenes christliches Leben, für unsere Familie und für das Leben der Gemeinde begriffen hat, wird verstehen, daß es sich bei der Sonntagspflicht um eine schwere Gewissenspflicht handelt. Ohne hinreichenden Grund der Eucharistiefeier fernzubleiben, ist ein Zeichen der Undankbarkeit und Gleichgültigkeit Gott gegenüber. Allzu leicht führt das Fernbleiben zum Nachlassen des Betens und zum Erkalten der Christusliebe.«18
III. Jauchzt vor Gott, alle Menschen der Erde! Spielt zum Ruhm seines Namens! Verherrlicht ihn mit Lobpreis!, heißt es im Eröffnungsvers der heutigen Messe19. Alle Menschen der Erde ... Immer hat es Bestrebungen gegeben, die Anbetung Gottes auf die Ebene des rein Privaten zurückzudrängen, als dürfte der Einzelne die Gesellschaft mit seinem Glauben nicht behelligen. Demgegenüber wissen wir Christen um das Recht und die Pflicht, Gott einen gemeinschaftlichen, öffentlichen Kult darzubringen, und sehen gerade darin einen Teil unseres christlichen Zeugnisses. »Da Gott den Menschen zu mehreren geschaffen hat, ist Sonntagsheiligung nur als gemeinsames Tun und Lassen möglich. Es geht beim Sonntag um den Menschen als Ebenbild Gottes.«20 Durch die Offentlichkeit des Kultes schaffen wir Raum für Gott in einer Welt, die ihn verdrängt, nicht unbedingt aus Feindschaft, sondern oft aus Gleichgültigkeit.
Das Sonntagsgebot verpflichtet die Gläubigen nicht nur zur Teilnahme an der heiligen Messe, »sie haben sich darüber hinaus jener Werke und Tätigkeiten zu enthalten, die den Gottesdienst, die dem Sonntag eigene Freude oder die Geist und Körper geschuldete Erholung hindern.«21 Der Staat hat dieses Recht, das jedem Staatsbürger zusteht, zu schützen. Eine »Sonntagskultur« die mehr ist als bloße Erholung von der gehabten Mühe im Blick auf die kommende Plage, kann freilich nur der einzelne entwickeln.»Die liturgischen Festtage sind besonders dazu geeignet, die Nähe Gottes eindringlicher zu erfahren. Papst Johannes Paul II. sagt in einer Predigt: »Quaerite Dominum. Suchet den Herrn. Niemals dürfen wir darin nachlassen; jedoch gibt es Zeiten, in denen diese Suche beherzter sein muß, weil in ihnen der Herr besonders nahe ist; dann wird es leichter, ihn zu finden, ihm zu begegnen. Diese Nähe ist die Antwort des Herrn auf den stetigen Ruf der Kirche, der sich in der Liturgie äußert. Mehr noch: Gerade in der Liturgie wird die Nähe des Herrn aktualisiert.«22
Spielt zum Ruhm seines Namens! »Die sonntägliche Arbeitsruhe ist nicht Selbstzweck, sondern auf höhere Werte dienend hingeordnet. Die beiden sonntäglichen Gebote der Mitfeier des heiligen Opfers und der Arbeitsruhe stehen mithin nicht gleichrangig nebeneinander. Als kultische Ruhe soll die Arbeitsruhe vielmehr die rechte Atmosphäre für die kultische Gottesverehrung schaffen.«23
Worin besteht diese »rechte Atmosphäre« Zu ihr gehört das Spielerische der Muße, die man »eins der Fundamente der abendländischen Kultur« genannt hat24. »Die innere Festlichkeit des Feiernden gehört, wie auch das unvergleichliche deutsche Wort >Feierabend< zu bedenken gibt, zum Kern dessen, was wir mit Muße meinen.«25 Die Muße ist »eine Gestalt jenes Schweigens, das eine Voraussetzung ist für das Vernehmen von Wirklichkeit: nur der Schweigende hört; und wer nicht schweigt, hört nicht. (...) Die Muße ist nicht die Haltung dessen, der eingreift, sondern dessen, der sich öffnet; nicht dessen, der zupackt, sondern dessen, der losläßt.«26 Sie macht von der Rastlosigkeit des Arbeitens um der Arbeit willen frei, bereichert uns im Menschlichen und läßt uns für das Wirken der Gnade offener werden. Sie liefert dem gemeinsamen Lob und Dank des versammelten Volkes Gottes den Hintergrund. Deshalb wäre es ein Mangel an christlichem Geist, den Sonntag als bloßes weekend zu gestalten, als unterhaltsames Ausspannen, das für die heilige Messe keine Zeit mehr läßt.
Der Sonntag verweist auf das Ruhen Gottes nach Vollendung der Schöpfung und auf unsere Bestimmung, an der Ruhe und Freude Gottes in der endzeitlichen Erfüllung teilzuhaben. Deshalb wäre es menschenunwürdig, in der Festtagsruhe die bloße Gelegenheit zum Kräftesammeln für den Werktag durch Nichtstun und Totschlagen der Zeit zu sehen.
Mit anderen Worten: In der Mitte unserer Sonntagsruhe soll die Begegnung mit Gott stehen. Dazu können uns auch Tätigkeiten verhelfen, für die es an Werktagen kaum Raum gibt. Nicht immer ist die bequemste Art, sich zu erholen, die beste. Statt länger fernzusehen, kann man sich für die Familie mehr Zeit nehmen, Freunde besuchen, sich Alleinstehenden oder Kranken widmen. Vielleicht bietet uns der Sonntag die Gelegenheit, endlich das lang ersehnte Gespräch zu führen - mit dem Sohn oder der Tochter, mit einem Freund, mit einer Freundin. Der Sonntag wird so zu einer Herausforderung, tiefer in uns zu gehen. »In der jüdischen Spruchweisheit heißt es: >Der Sabbat hat mehr Israel gehalten als Israel den Sabbat.< Sollte auch für uns zutreffen: Der Sonntag hat mehr die Christen gehalten als die Christen den Sonntag«27?
1 Justin der Märtyrer, Apologie, 67. - 2 ebd. - 3 Gen 2,3. - 4 Ex 20,8-11; 21,13; Dt 5,14. - 5 vgl Ex 23,12; Dt 5,12. - 6 Gen 2,2. - 7 ebd. - 8 vgl. Ex 35,3; Num 15,32; Ex 16,23. - 9 vgl. Num 28,9-10. - 10 vgl. Mt 22,2-13. - 11 Offb 1,10. - 12 II.Vat.Konz., Konst. Sacrosanctum Concilium, 106. - 13 J.Kard.Meisner, Wider die Entsinnlichung des Glaubens, Graz 1991, S.49. - 14 II.Vat.Konz., a.a.O., 106. - 15 ebd., 102. - 16 Gabengebet. - 17 1.Hochgebet. - 18 J.Kard.Höffner, Hirtenbrief zum Familiensonntag 1985, Köln 1985, S.8. - 19 Ps 66(65),1-2. - 20 J.Kard.Meisner, a.a.O., S.50. - 21 Codex Iuris Canonici, can 1247. - 22 Johannes Paul II., Homilie 20.3.1980. - 23 J. Kard. Höffner, Freizeit als Gabe und Aufgabe, Köln 1975, S.11. - 24 J. Pieper, Muße und Kult, München 1965, S.13. - 25 ebd. - 26 ebd., S.52-53. - 27 J.Kard.Meisner, a.a.O., S.50.
Das Schiff Petri im Sturm. Die helfende Hand des Herrn. Innere Nöte.
I. Jesus entläßt die Menschen, die er durch die wunderbare Vermehrung der Brote und Fische gesättigt hatte. Auch die Jünger entfernen sich. Sie bestiegen ein Boot und fuhren über den See, auf Kafarnaum zu, heißt es im heutigen Evangelium1. »Die große Gemeinschaft der Drei - Herr, Apostel, Volk -, die noch eben so wunderbar gegliedert und einträchtig beisammen war, ist jäh zerrissen. Das Volk zerstreut und aufgelöst, die Apostel auf dem Meere und - welche Majestät in dem kurzen Satze! - Er allein auf dem Lande. Auf den Berg war er gestiegen, um zu beten - auch dies schafft noch eine ganz eigene, feierliche Stimmung zu diesem denkwürdigen Abend.«2 Denn es war schon dunkel geworden, ein stürmischer Gegenwind war plötzlich heraufgezogen und peitschte das Wasser zu hohen Wellen auf, so daß das Boot der Jünger immer mehr zur Mitte des Sees trieb.
Die christliche Tradition sieht in diesem Boot ein Bild für die Kirche, die die Welt wie ein Meer durchzieht und dabei immer wieder von Stürmen bedrängt wird. Nach Thomas von Aquin versinnbildet der Wind die Verfolgungen aufgrund mangelnder Liebe, die die Kirche erleidet. Er zitiert ein Wort des heiligen Augustinus, daß das Erkalten der Liebe die Wellen mächtiger werden läßt - doch weder Wind noch Sturm, weder Wellen noch Finsternis können das Schiff von seinem Kurs abbringen.3
»Der See Genesaret ist immer. Mit häufigen Orkanen und aufgepeitschen Wassern, die Fischerboote vom Kentern bedroht, das Leben der Fischer in Gefahr. So ist auch die Geschichte der Kirche, das Herz der Menschheitsgeschichte. Und Gott läßt zu, daß Boote kentern und ihre Insassen umkommen. Nur ein Boot wird, wiewohl es in alleräußerste Seenot geraten kann, nicht kentern und untergehen: das Schiff Petri, die Kirche (...). Die Nußschale des Simon auf einem palästinensischen Binnengewässer in einer stürmischen Nacht nimmt die ganze Kirche Gottes auf den Weltmeeren der Weltgeschichte vorweg. Nie verliert sie Jesus Christus aus den Augen. Immer kommt er ihr zu Hilfe, in Sturm und bei Nacht.«4
Gegenwärtige Bedrängnisse der Kirche dürfen uns nicht irremachen, denn wir wissen, daß sie auf ihrem Weg durch die Zeit und die Zeiten stets Wind und Wellengang zu trotzen haben wird: »Das alles ist keineswegs neu. Seitdem unser Herr Jesus Christus die Kirche gegründet hat, ist diese unsere Mutter ständig der Verfolgung ausgesetzt gewesen: früher vielleicht in aller Offenheit, heute oft heimlich und versteckt. Heute wie gestern fährt man fort, die Kirche zu bekämpfen. (...) Wenn wir feststellen, daß man ungestraft die Heiligkeit der Ehe und des Priestertums angreift, daß man die unbefleckte Empfängnis und die immerwährende Jungfräulichkeit unserer Mutter Maria und alle ihre Vorzüge, mit denen Gott sie ausgestattet hat, bestreitet, das fortwährende Wunder der realen Gegenwart Christi in der heiligen Eucharistie, den Primat des Papstes und selbst die Auferstehung Christi in Frage stellt - wie soll uns da nicht Traurigkeit erfüllen? Doch habt Vertrauen, denn die heilige Kirche ist unzerstörbar.«5
Wer die Kirche liebt, muß Schmerz und Trauer darüber empfinden. Doch verlassen wir uns auf Christus, der das Boot niemals aus den Augen verliert. Mitten auf dem windgepeitschten See schauen wir auf ihn. Wir beten für den Papst, für die Bischöfe und für alle, die in der Kirche besondere Verantwortung tragen; aber ebenso auch für alle, die ihr Leid zufügen; und für alle, die mit ihr leiden.
II. Markus nimmt in seinen Bericht vom Seesturm einen Hinweis auf, den wir geistlich fruchtbar machen können. Er erwähnt nicht nur die Not der Jünger, sondern sagt auch ausdrücklich, daß Jesus sie wahrnahm: Er sah, wie sie sich beim Rudern abmühten, denn sie hatten Gegenwind.6 »Der Bericht des Markus gewinnt dadurch einen schönen menschlichen Zug: der Herr kommt, weil er ihre Not sieht. Aber es war mittlerweile schon um die vierte Nachtwache, also gegen Morgen zu (zwischen 3 und 6 Uhr früh). So lange hatte sie der Wind draußen festgehalten.«7 Matthäus wiederum erzählt in diesem Zusammenhang noch jene bekannte Reaktion des Petrus, der, spontan wie er ist, aus dem Boot springt und über das Wasser geht, dann mit wachsendem Zweifel zu sinken beginnt und vom Herrn gerettet wird8. Derselbe Petrus, dem der Herr die helfende Hand reicht, vernimmt die Verheißung: Die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen9, denn Christus bleibt seiner Kirche immer nahe als ihr Haupt und Herr. Nach der Himmelfahrt sandte er den Seinen den Heiligen Geist, damit er sie in die ganze Wahrheit einführe10. Er sandte sie in die ganze Welt und verhieß ihnen seinen Beistand bis ans Ende der Zeiten11.
In seiner Enzyklika Mystici Corporis schreibt Papst Pius XII.: »Bald erleuchtet und stärkt er ihre Vorsteher, damit jeder von ihnen getreu und fruchtreich sein Amt ausübe. Bald - und dies zumal in schwierigen Zeitumständen - erweckt er im Schoße der Mutter Kirche Männer und Frauen, die durch den Glanz ihrer Heiligkeit hervorleuchten, um den übrigen Christgläubigen zum Beispiel zu dienen für das Wachstum seines geheimnisvollen Leibes. Mit besonderer Liebe aber blickt Christus vom Himmel auf seine makellose Braut, die hier auf Erden in der Verbannung leidet. Sieht er sie in Gefahr, so entreißt er sie der Sturmflut (...). Haben sich dann die Wogen gelegt und beruhigt, dann tröstet er sie mit jenem Frieden, >der alle Vorstellung übersteigt< (Phil 4,7).«12
Neben offener Verfolgung sieht sich die Kirche oft der Kritik jener ausgesetzt, die ihr das Versagen von einzelnen ihrer Glieder anlasten. Manchmal steht hinter dieser Haltung ein mangelndes Unterscheidungsvermögen. Manchmal aber ist es eine gezielte Verzerrung der Wirklichkeit: »In einigen - vornehmlich intellektuellen - Kreisen meint man bisweilen die Steuerung durch gewisse sektiererische Gruppen geradezu mit Händen greifen zu können. Immer geht es darum, die Kirche, bestimmte Personen oder Institutionen zu verdächtigen. Mit zynischer Beharrlichkeit und ganz unbekümmert um Wahrheit und Logik werden so Verleumdungen wachgehalten und weiter verbreitet. Manchmal beteiligen sich auch Katholiken daran.
Bete jeden Tag voller Glauben darum, >Ut inimicos< - denn so nennen sie sich selbst! - >Sanctae Ecclesiae humiliare digneris, te rogamus audi nos!< - Demütige du, o Herr, die, die dich verfolgen, mit der Klarheit deines Lichtes, das auszubreiten wir entschlossen sind.«13
Weder Angriffe von außen noch Ärgernisse von innen, noch mangelndes Taktgefühl gläubiger Christen im Umgang mit der Kirche, unserer Mutter, dürfen uns irremachen. All dies soll uns vielmehr Anlaß sein, betend und sühnend die Verbundenheit mit der Kirche zu vertiefen.
III. Nachdem die Jünger fünfundzwanzig oder dreißig Stadien (etwa fünf Kilometer) zurückgelegt hatten14, sahen sie eine menschliche Gestalt auf dem Wasser einherschreiten und sich dem Boote nähern. Sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst15. Aber Jesus beruhigt sie: Ich bin es; fürchtet euch nicht!16
Es fällt nicht schwer, mühsames Ankämpfen gegen Sturm und Dunkelheit auf so manche innere Not des eigenen Lebens zu übertragen. Dann vernehmen wir das beruhigende Wort des Herrn: Ich bin es; fürchtet euch nicht! Das Evangelium will wohl andeuten, daß im selben Augenblick, da die Jünger in der geheimnisvollen Gestalt ihren Herrn erkennen, das Boot sein Ziel erreicht: Sie wollten ihn zu sich ins Boot nehmen, aber schon war das Boot am Ufer, das sie erreichen wollten.17 In dem Augenblick, da der Glaube wieder erwacht, schwindet die Ungewißheit. Und gerade dies will der Herr. Im Kommunionvers hören wir: Vater, ich will, daß alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin.18
Wir können niemals sagen, der Herr habe uns verlassen, heißt es doch im heutigen Antwortpsalm: Das Auge des Herrn ruht auf allen, die ihn fürchten und ehren, (...) denn er will sie dem Tod entreißen.19 Und voll Vertrauen antworten wir im Kehrvers, er möge seine Güte über uns walten lassen.
Schauen wir aus nach ihm in jeder Lebenssituation: in eigenen inneren Stürmen oder in denen einer aufgewühlten Welt. Suchen wir ihn auf im Gebet und in den Sakramenten. Sie stärken Glaube, Hoffnung und Liebe, sie läutern uns, sie lassen uns demütiger werden, sie lassen uns außerdem erkennen, wie uns, scheinbar allein gelassen, die Gemeinschaft der Heiligen wunderbar trägt: »Du bist nicht allein. - Trage die Drangsal mit Freude. - Armes Kind, du spürst in deiner Hand nicht die Hand deiner Mutter, das ist wahr. - Aber ... hast du eine Mutter beobachtet, wie sie mit ausgebreiteten Armen ihrem Kleinen folgt, wenn es unsicher die ersten Schritte ohne fremde Hilfe wagt? - Du bist nicht allein: Maria ist dicht bei dir.«20
1 Joh 6,16-21. - 2 J.Dillensberger, Markus, Bd.II: Das Brot des Herrn, Salzburg 1948, S.83. - 3 vgl. Thomas von Aquin, Erläuterung zum Johannes-Evangelium. - 4 P.Berglar, Petrus - Vom Fischer zum Stellvertreter, München 1991, S.82-83. - 5 J.Escrivá, Das übernatürliche Ziel der Kirche, Köln 1974, S.7-8. - 6 Mk 6,45. - 7 J.Dillensberger, a.a.O., S.84. - 8 vgl. Mt 14,28-32. - 9 Mt 16,18. - 10 vgl. Joh 14,16. - 11 vgl. Mt 28,20. - 12 Pius XII., Enz. Mystici corporis, 39. - 13 J.Escrivá, Die Spur des Sämanns, Nr.936. - 14 vgl. Joh 6,19. - 15 Mt 14,26. - 16 Joh 6,20. - 17 Joh 6,21. - 18 Joh 17,24. - 19 Ps 33(32),18-19. - 20 J.Escrivá, Der Weg, Nr.900.
Jesus und unsere Ohnmacht: Wir sind keine Macher. Auch dort, wo es an Mitteln fehlt, ist Apostolat wirksam. Treues Ausharren inmitten einer feindseligen Umgebung.
I. Das Evangelium der heutigen Messe1 berichtet, daß Jesus an das andere Ufer des Sees von Galiläa ging. Wahrscheinlich wäre er mit seinen Jüngern gern allein gewesen. Aber eine große Menschenmenge folgte ihm: Kranke, die geheilt werden wollen, und Gesunde, die sein Wort hören wollen. Der Herr erbarmt sich aller: Er redete zu ihnen vom Reich Gottes und heilte alle, die seine Hilfe brauchten, ergänzt Lukas.2
Mit der einsetzenden Abenddämmerung wächst die Unruhe der Jünger: Schick die Menschen weg, damit sie in die umliegenden Dörfer und Gehöfte gehen, dort Unterkunft finden und etwas zu essen bekommen, denn wir sind hier an einem abgelegenen Ort.3 Doch Jesus hatte etwas anderes im Sinn; der Evangelist sagt uns, er wußte selbst, was er tun wollte; seine Frage an Philippus will die Jünger auf die Probe stellen, ihnen ihre Ohnmacht vor Augen führen: Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben? Allein fünftausend Männer waren dort versammelt. Philippus kann nur skeptisch antworten: Brot für zweihundert Denare reicht nicht aus, wenn jeder auch nur ein kleines Stück bekommen soll.4
Fünf Brote und zwei Fische ist alles, was sie auftreiben können. Wenn wir das Geschehen nicht von Christus, sondern von den Jüngern her betrachten, begreifen wir ihre Unruhe - und ihr Mißbehagen, denn was tun, wenn die Begeisterung der Menge nachläßt und die Menschen sich ihrer Situation bewußt werden: hungrig, weit weg von zu Hause in einer verlassenen Gegend mitten in der Nacht?
Fühlen wir uns in schwierigen Situationen nicht ähnlich unbehaglich wie die Apostel? Hilflos, mit leeren Händen und ohne Aussicht auf eigene Mittel? Nun scheint der Herr andeuten zu wollen, daß der Mangel an eigenen Mitteln uns nicht groß kümmern muß, wenn wir nur in seiner Nähe sind. Es reicht, ihm das Wenige, das wir haben, zu geben. »Zuerst mußte der Bub die köstlichen Gaben seiner Mutter weitergeben; dann mußte jeder einzelne von dem, was gerade nur für ihn zu reichen schien, austeilen (...). Erst wer sich selber gibt, entdeckt, daß ihm alles schon geschenkt ist, daß er immer nur gibt, >de tuis donis ac datis< - von dem, was er selbst empfangen hat. Zuerst müssen wir uns selber geben, um dann Gottes Gabe zu empfangen. Am Ende kommt alles von Gott. Und doch kann Gottes Gabe uns nicht erreichen, wenn wir nicht zuerst selber Gebende geworden sind. Am Ende ist alles Gnade - denn die großen Dinge der Welt, das Leben, die Liebe, Gott - die kann man nicht machen, nur geschenkt bekommen. Und doch können wir nur dann beschenkt werden, wenn wir selbst Schenkende sind. Nur indem wir schenken, werden wir beschenkt; nur indem wir folgen, werden wir frei; nur indem wir opfern, empfangen wir, was wir durch nichts verdienen können.«5
Der Herr verschmäht nicht die dürftige Hilfe, die wir ihm anbieten können; er möchte auf dieses Wenige zurückgreifen, um es in Fülle zu verwandeln.
Wie vertraut kommt uns die Situation der überforderten Apostel vor! Christus stellt auch uns - wie damals den Aposteln - Aufgaben, für die uns oft die Mittel - die materiellen Voraussetzungen - fehlen. Zögern und zaudern wir dann, oder beflügeln uns Glaube, Gehorsam, Mut und die Bereitschaft, das Menschenmögliche zu tun?
II. Als der Herr zum ersten Male seine Jünger aussendet, tut er dies mit dem Hinweis: Steckt nicht Gold, Silber und Kupfermünzen in euren Gürtel. Nehmt keine Vorratstasche mit auf den Weg, kein zweites Hemd, keine Schuhe, keinen Wanderstab; denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Unterhalt.6 Von Anfang an sollen sie wissen, daß sie sich nicht auf die übliche Hilfe verlassen dürfen, denn sie begeben sich nicht an ein menschliches, sondern an ein göttliches Werk.
So machen sie sich auf den Weg. Welches Staunen muß sie dann beim Anblick der Machtzeichen, die durch sie geschehen, erfaßt haben; sie erkennen, daß nicht sie wirken, sondern jener, der sie gesandt hat. Was machen da fehlende Hilfsmittel und ihre mangelnde eigene Begabung schon aus. Ihr Wissen, Gott tut das Nötige, muß ihren Mut und ihr Vertrauen gefestigt haben.
Mut und Gottvertrauen beim apostolischen Wirken: so haben viele Heilige gehandelt. Sie haben erkannt, daß »Christus, vom Vater gesandt, Quell und Ursprung des gesamten Apostolates der Kirche ist«7.
Was können wir daraus lernen? »Bei apostolischen Unternehmen empfiehlt es sich, ist es sogar Pflicht, deine irdischen Hilfsmittel nüchtern einzuschätzen: 2 + 2 = 4.
Aber vergiß nicht, niemals, daß du glücklicherweise noch mit einem weiteren Posten rechnen mußt: Gott + 2 + 2 ... «8
Auch die erste Lesung der heutigen Messe läßt sich in diesem Sinne deuten. Der Hohe Rat der Juden berät das weitere Vorgehen gegenüber den Aposteln. Gamaliel, der Lehrer des Paulus, ergreift das Wort und erinnert an Unternehmungen, die trotz anfänglichen Schwungs am Ende scheiterten, weil sie eben nur Menschenwerk waren: Darum rate ich euch jetzt: Laßt von diesen Männern ab, und gebt sie frei; denn wenn dieses Vorhaben oder dieses Werk von Menschen stammt, wird es zerstört werden; stammt es aber von Gott, so könnt ihr sie nicht vernichten; sonst werdet ihr noch als Kämpfer gegen Gott dastehen.9
Gott läßt uns nicht im Stich, wenn wir für ihn apostolisch wirken: Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns?10
Dies gibt uns Sicherheit, macht uns aber auch demütig, wissend, daß das eigene Können allein wenig vermag. Paulus deutet dies an, wenn er die Korinther ermahnt: Wer ist denn Apollos? Und was ist Paulus? Ihr seid durch sie zum Glauben gekommen. Sie sind also Diener, jeder, wie der Herr es ihm gegeben hat. Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber ließ wachsen.11
Und doch wäre es vermessen, menschliche Hilfsmittel zu verschmähen, wenn Gott sie uns gewährt. Mit ihnen gibt er auch die Klugheit, sie richtig zu bewerten, ohne sie zu überschätzen.
III. Keine Vorratstasche, keine Schuhe, keinen Wanderstab sollten sie mitnehmen, damals, als sie der Herr zum erstenmal aussandte. Kurz vor seiner letzten Reise nach Jerusalem kommt der Herr auf die Anweisungen der Anfangszeit zurück. Als ich euch ohne Geldbeutel aussandte, ohne Vorratstasche und ohne Schuhe, habt ihr da etwa Not gelitten? Sie antworteten: Nein. Nun kündigt sich eine neue Situation an: Jetzt aber soll der, der einen Geldbeutel hat, ihn mitnehmen, und ebenso die Tasche. Wer aber kein Geld hat, soll seinen Mantel verkaufen und sich dafür ein Schwert kaufen.12
Ein Schwert? Der Herr hat eine andere Situation im Blick als jene des freudigen Anfangs, da die Menschen erwartungsfroh zu ihm liefen, nach ihm suchten. In der Zeit nach Golgota werden die Zeugen Christi nicht mehr Gastfreundschaft und Dankbarkeit erfahren, sondern das Schicksal ihres Meisters, Widerspruch und Feindseligkeit, teilen. Sie werden also - immer nach Christi Art: ohne Gewalt, in Milde - kämpfen müssen: gegen äußere und innere Anfechtungen, gegen das irdische Streben nach Sicherheit, Anerkennung, ein geruhsames Leben. Als Zeugen müssen sie bereit sein, Gefahren zu erleiden, Widerspruch zu ertragen, Wagnisse einzugehen, ja, das irdische Leben preiszugeben.
Mit Pfingsten beginnt sich die Verheißung Christi zu erfüllen, daß die Jünger Zeugnis geben werden in Jerusalem, Samaria und bis an die Grenzen der Erde. Dieses »Martyrium« so das griechische Wort für »Zeugnis« wird oft zum Blutzeugnis: Stephanus ist der erste Märtyrer, Jakobus stirbt um 44 als erster der Apostel den Märtyrertod, Petrus und Paulus werden in Rom sterben, nachdem sie den christlichen Glauben ins Herz des Weltreiches getragen haben. Nun wird Rom»zum Vehikel, das Zeugnis des Glaubens bis an die Grenzen der Erde zu bringen. Neben den großen Märtyrern tragen viele uns unbekannte Christen zur Ausbreitung des Glaubens bei. Sie sterben entweder als Blutzeugen oder harren treu - auch das ein Martyrium - inmitten einer verkommenen Gesellschaft aus. Sie leben in einem Milieu, »wo das Heidnische Zugang hat zu dem Bereich familiärer, beruflicher und bürgerlicher Geborgenheit und wo der Mensch voll und ganz dem Staat angehört (...). Man kann keinen Schritt tun, ohne einer Gottheit zu begegnen. Die Schwierigkeit seiner Situation erfährt der Christ täglich.«13 Heidnische Gottheiten beäugen den Christen im Familienleben, wo die christlich gewordene Frau sich kaum dem Opfer entziehen kann, das der Familienvater, den Saum seiner Toga über den Kopf geschlagen, am Hausaltar vor versammelter Familie darbringt. »Die Geburt eines Kindes, das Anlegen der weißen Toga, Verlobung und Hochzeit - all das erfordert kultische Handlungen (...). Der Schuljunge lernt an Hand von Götternamenslisten lesen (...). Der Lehrer opfert der Minerva als der Schutzheiligen der Schule das erste Lohngeld, das er von einem christlichen Schüler empfängt (...). Wenn er ein Geschäftsmann ist und sich Geld leihen will, dann fordert der Verleiher von ihm einen Schwur im Namen der Götter (...). Wenn er eine öffentliche Aufgabe übernimmt, ist das Opfer unerläßlich.«14 Das ist die innere Bedrängnis. Viele harren in Treue aus. Manche werden schwach.
Der Apostel Paulus, der wie kaum ein anderer die Bedrängnisse des Zeugnisses um Christi willen erfahren hat, schreibt ein Wort an die Korinther, das - wenn auch in einem anderen Zusammenhang - von christlichem Selbstbewußtsein inmitten aller Anfechtungen und Anfeindungen zeugt: Welt, Leben, Tod, Gegenwart und Zukunft: alles gehört euch; ihr aber gehört Christus, und Christus gehört Gott.15
Gott mehr gehorchen als den Menschen. Christliches Zeugnis in Staat und Gesellschaft. Kritisches und aktives Mitwirken.
I. Den Aposteln war bei Strafe verboten worden, jemals wieder im Namen Jesu zu predigen und zu lehren1. Natürlich lassen sie sich nicht einschüchtern und setzen freimütig ihre Verkündigung fort. Viele lassen sich taufen, die Kirche wächst. Und wieder einmal, so berichtet uns die erste Lesung der heutigen Messe, stehen die Glaubensverkünder vor den Richtern: Man führte sie herbei und stellte sie vor den Hohen Rat. Der Hohepriester verhörte sie und sagte: Wir haben euch streng verboten, in diesem Namen zu lehren; ihr aber habt Jerusalem mit eurer Lehre erfüllt. (...) Petrus und die Apostel antworteten: Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen.2
Die Apostel sind keine Rebellen, sie sind Zeugen Christi, schlicht und ohne Dünkel erinnern sie die Träger der legitimen Gewalt daran, daß diese nicht absolut ist, sondern unter dem Gesetz Gottes stehen muß.
Nach der Herabkunft des Heiligen Geistes sind sie erstarkt für das Bekenntnis, weise im Eingehen auf die Lehre ihres Meisters und verantwortlich für die ihnen anvertraute Sendung. Sie geben all das an jene weiter, die sich auf ihr Wort hin bekehren, und durch sie durch die Jahrhunderte hindurch an uns.
Die Begebenheit aus der Apostelgeschichte hat einen bleibenden Wert. Was sich damals vor dem Hohen Rat ereignete, wiederholt sich im Laufe der Geschichte in unterschiedlichen Formen. »Wenn der Apostel Paulus von den bösen Geistern spricht, die das Luftreich beherrschen, dann meint er sicher, übersetzt in unsere Situation, jene Geister, die die öffentliche Meinung bestimmen und gegen die wir eigentlich machtlos sind, weil wir in der öffentlichen Meinung leben und wir sie einfach miteinatmen. Dann ist der Instinkt nötig, der uns wittern läßt, woher die Geister kommen.«3
Unsere heutige Situation in den europäischen Ländern »stellt das Christentum und die Kirche vor die radikalste Herausforderung, die die Geschichte bisher gekannt hat«, sagt Papst Johannes Paul II.4 Denn der Mensch ist »so sehr mit den Aufgaben des Aufbaus der >irdischen Stadt< beschäftigt (...), daß er die >Stadt Gottes< aus dem Blick verloren hat oder sie bewußt ausschließt. (...) Dieser Mensch, der so gern erwachsen, reif und und frei sein möchte, ist auch ein Mensch, der vor der Freiheit flieht, um sich dem Konformismus zu überlassen, ein Mensch, der einsam ist, von vielfältigem seelischen Unbehagen bedroht, den Tod beiseite schieben will und in erschreckendem Maß die Hoffnung verliert.«5
Jeder trägt Verantwortung für sein persönliches Zeugnis und sein apostolisches Wirken in einer sich zunehmend säkularisierenden Gesellschaft. »Zahlreiche Realitäten des irdischen Lebens - beispielsweise der Technik, der Wirtschaft, der Gesellschaft, der Politik oder der Kultur - werden zu ungeheuren Hindernissen für ein Leben aus dem Glauben, wenn sie sich selbst überlassen bleiben oder wenn sie allein von Menschen bestimmt werden, denen das Licht des Glaubens fehlt. Diese Realitäten bilden dann einen ummauerten Bezirk, aus dem die Kirche feindselig ausgeschlossen bleibt.
Du - Forscher, Schriftsteller, Wissenschaftler, Politiker, Handwerker ... - hast als Christ die Pflicht, all dies zu heiligen. Denke an die Worte des Apostels, daß die gesamte Schöpfung wie in Geburtswehen liegt und auf die Befreiung der Kinder Gottes wartet.«6
II. »Es gibt in unserer Zeit wohl keine größere Torheit als den Versuch, in dieser Welt eine feste und brauchbare Ordnung aufzubauen ohne das notwendige Fundament, nämlich ohne Gott; die Größe des Menschen zu verherrlichen und dabei die Quelle versiegen zu lassen, aus der diese Größe fließt und genährt wird, indem man versucht, das Verlangen nach Gott zu schwächen oder womöglich zu unterdrücken«7.
Materialismus, Hedonismus, Säkularismus charakterisieren die Situation im Europa des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts. Lebensmodelle, die im Widerspruch zum Glauben stehen, breiten sich aus, propagiert durch die Massenmedien und den fragwürdigen Lebensstil einzelner. Auch Gutwillige geraten am Ende in den Sog hedonistischer Lebensweisen.
In dieser Orientierungslosigkeit weist die Kirche den Christen auf die Pflicht und das Recht hin, die menschliche Gesellschaft prägend mitzugestalten. Denn wie das Zweite Vatikanische Konzil lehrt: »In Verfolgung ihrer eigenen Heilsabsicht vermittelt die Kirche nicht nur den Menschen das göttliche Leben, sondern läßt dessen Widerschein mehr oder weniger auf die ganze Welt fallen, vor allem durch die Heilung und Hebung der menschlichen Personwürde, durch die Festigung des menschlichen Gemeinschaftsgefüges, durch die Erfüllung des alltäglichen menschlichen Schaffens mit tieferer Sinnhaftigkeit und Bedeutung. (...) Wer Christus, dem vollkommenen Menschen, folgt, wird auch selbst mehr Mensch.
Aus diesem Glauben heraus vermag die Kirche die Würde des menschlichen Wesens allen Meinungsschwankungen zu entziehen, die beispielsweise den menschlichen Leib zu sehr abwerten oder über das rechte Maß emporheben. Durch kein menschliches Gesetz können die personale Würde und die Freiheit des Menschen so wirksam geschützt werden wie durch das Evangelium Christi, das der Kirche anvertraut ist.«8
Besonders die Laien sind hier gefordert. »Sie« so heißt es in einem anderen Text des Zweiten Vatikanums, »müssen den Aufbau der zeitlichen Ordnung als die gerade ihnen zukommende Aufgabe auf sich nehmen und dabei, vom Licht des Evangeliums geleitet sowie von christlicher Liebe gedrängt, unmittelbar und entschieden handeln«9 und zwar »aus ihrer spezifischen Sachkenntnis heraus und in eigener Verantwortung als Bürger«10.
Die entschiedene Reaktion der Apostel auf einen anmaßenden Befehl der Obrigkeit gibt ein Beispiel christlicher Entschlossenheit, die Welt durch die Frohe Botschaft zu erleuchten. Es ist nicht Aufgabe des kirchlichen Lehramtes, zu Tagesfragen der Politik, Wirtschaft, Kultur oder der Gesellschaft Stellung zu nehmen, es sei denn, christliche Wertvorstellungen würden verletzt. Der einzelne Gläubige muß sich gedrängt fühlen, wo immer, bei einer politischen Wahl, wenn es um Schule und Ausbildung der Kinder oder den Ferienort für die Familie geht, oft gegen gängiges Verhalten und weitverbreitete Vorurteile nach seinem christlichen Gewissen zu handeln: »Konfessionslosigkeit, Neutralität. - Alte Mythen, die sich immer neu aufputzen wollen.
Hast du schon einmal darüber nachgedacht, wie absurd es ist, daß man aufhört, katholisch zu sein, wenn man in der Universität, in der Berufsorganisation, bei einer wissenschaftlichen Tagung, im Parlament auftritt wie jemand, der seinen Hut an der Garderobe abgibt?«11
III. Ein Christ sieht seinen konkreten Lebensbereich und weiß im Licht des Glaubens: hier beginnen Verantwortung und Sorge für die anderen, und sein katholischer Geist - offen, weit - sieht über die eigenen vier Wände hinaus und sucht nach Möglichkeiten, das Geschehen in Kirche und Welt mitzugestalten. Seine Verwurzelung in der Kirche läßt ihn verbindliche Äußerungen des Lehramtes dankbar annehmen, ohne sich von Tendenzen anstecken zu lassen, die Papst Johannes Paul II. mit folgenden Worten charakterisiert: »Die Uneinigkeit in Lehre und Moral erscheint als ein mehr oder weniger typisches Symptom des >reichen< Westens und somit auch Europas. In gewisser Hinsicht scheint sie von einer Verlagerung ziviler Lebensmodelle und der politischen Auseinandersetzung auf das religiöse und kirchliche Gebiet herzurühren; unter einem anderen Aspekt kann sie wohl einen stolzen menschlichen Geist ausdrücken, der von den Forderungen des Evangeliums ebensowenig wissen will wie von der Notwendigkeit der Gnade Gottes, um sie anzunehmen und zu leben.«12
Der ureigene Bereich des Laien ist die Welt. »Ohne das Wirken und das Zeugnis der Laien könnte das Evangelium niemals das gesamte menschliche Leben durchdringen und in das ganze Leben der Gesellschaft hineingetragen werden.«13 Indem der Laie hier seine Gaben und Talente einsetzt, trägt er zur Sendung der ganzen Kirche bei: »daran zu arbeiten, daß die Menschen fähig werden, die gesamte zeitliche Ordnung richtig aufzubauen und durch Christus auf Gott hinzuordnen.«14 Nicht nur Initiative und apostolische Passion sind dazu notig, sondern vor allem die Gabe der Unterscheidung, kritisches Vermögen also. Nicht das Machbare ist der Maßstab, sondern der Einklang mit dem Willen des Schöpfers. Alles weltliche Tun des Menschen muß auf Gott und seine Gebote bezogen bleiben. Wenn eine politische Initiative oder eine künstlerische Tätigkeit diese Gottbezogenheit leugnet, werden sie zum Werkzeug des Bösen.
Ein christlicher Staatsbürger, der sich seiner Aufgabe in der Gesellschaft bewußt ist, wird daher die Hintergründe politischer, gesellschaftlicher oder kultureller Initiativen prüfen und werten. Aber nicht nur kritisch prüfen ist die Aufgabe eines Christen in der Welt, sondern auch, selbst initiativ zu werden.
Ein kritisches Gespür für gegenwärtige Entwicklungen, aktives Mitwirken aus menschlicher Verantwortung und apostolischem Geist, gegründet auf eine große Liebe zur Kirche und ihrer Lehre: So ist ein Christ fähig, in einer an diesseitigen Interessen verödenden Welt befruchtend zu wirken. »Meinungsforschung und Werbung sind für uns keine Kriterien. Die Frage ist, wer sagt uns, was wir brauchen, und wer führt uns, etwa mit Mitteln der Meinungsforschung und der Werbung, bloß dahin, wohin er uns haben will? Wo sind wir frei und wo werden wir insgeheim gesteuert als Menschen, die man an ihren Wünschen und Emotionen ziehen kann wie Marionetten, auch in der Kirche? Wissen wir auf all das klare Antworten? Ich kenne nur die eine aus dem Mund der Mutter Christi, die den Jüngern sagt: >Was er euch sagt, das tut.<«15
1 Apg 4,18. - 2 Apg 5,27-27. - 3 J.Kard.Meisner, Gedanken zur Neuevangelisierung, in: Seelsorge am Anfang?, St.Ottilien 1990, S.14. - 4 Johannes Paul II., Ansprache an die Teilnehmer am 6. Symposion der europäischen Bischöfe, 11.10.1985, 1. - 5 ebd., 11. - 6 J.Escrivá, Die Spur des Sämanns, Nr.311. - 7 Johannes XXIII., Enz. Mater et Magistra, 15.5.1961, 217. - 8 II.Vat.Konz., Konst. Gaudium et spes, 40-41. - 9 II.Vat.Konz., Dekret Apostolicam actuositatem, 7. - 10 ebd. - 11 J.Escrivá, Der Weg, Nr.353. - 12 Johannes Paul II., a.a.O., 17. - 13 ebd., 15. - 14 II.Vat.Konz., Dekret Apostolicam actuositatem, 7. - 15 J.Kard.Meisner, a.a.O., S.22.
In Christus wird die göttliche Liebe menschlich greifbar. Auf Christus schauen und lernen, was Treue heißt. Das Gefühl einzuordnen wissen.
I. Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.1 Diese Worte aus dem Evangelium der heutigen Messe stellen uns die Hingabe Jesu bis zum Tod als den höchsten Erweis der Liebe Gottes zu uns vor Augen. Gott ergreift die Initiative, er schenkt uns seinen geliebten Sohn, an dem er Gefallen gefunden hat2. »Unser Glaube offenbart die Güte, das Erbarmen, die Liebe Gottes zu uns. Gott ist die Liebe (vgl. 1 Joh 4,16) heißt, er ist eine Liebe, die sich verschwenderisch entfaltet. Diese Wahrheit enthält alles, sie erklärt alles, sie erleuchtet alles. Die Geschichte Jesu muß in diesem Licht gesehen werden. Er hat mich geliebt, schreibt Paulus. Und ebenso kann und soll jeder von uns sich selbst sagen: Er hat mich geliebt und hat sich für mich hingegeben (Gal 2,20).«3
Christi Opfer auf Golgota besiegelt, daß die Liebe und Hingabe unseres Erlösers keine Grenzen kennt. Paulus sieht darin die Quelle jeder Zuversicht: Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben - wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?4
Daß der Herr sich uns hingibt, ist ein Aufruf zur eigenen Hingabe an ihn, seine Liebe zu uns eine Aufforderung, sie großherzig zu erwidern. Wenn Gott, der die Liebe ist5, den Menschen nach seinem Bild und Gleichnis erschaffen hat6, dann ist das menschliche Herz nicht nur fähig für die Liebe, sondern geradewegs für sie gemacht.
Deshalb ist der Wesenskern des Strebens nach Heiligkeit nicht der Kampf gegen die Sünde, sondern die Liebe zu Gott in Christus. In Christus ist die göttliche Liebe zugleich menschlich und so leichter faßbar für uns. Wir begreifen, daß alles, was die Liebe unter Menschen begründet und entfaltet, Teil unserer Gottesliebe ist. Wir begegnen Christus im Gebet, im Evangelium und in den Sakramenten, besonders in der Eucharistie. Wir bitten ihn, er möge uns befähigen, ihn zu lieben. »Den Herrn anrufen heißt aber nicht: mit den bloßen Lippen oder auch mit halbem Herzen sprechen: Herr, Herr! Den Herrn anrufen heißt: ihn als den Herrn anerkennen, ihn als den Herrn mit voller Zuversicht anflehen, ihn als den Herrn mit dem innersten Gemüte anbeten, heißt: mit ganzer Seele zu ihm sprechen: (...) Der du reich bist für alle, die dich anrufen, sei auch reich für mich; gib mir die heilige Liebe - und ich bin reich genug. Denn mit der heiligen Liebe habe ich den Frieden aus Gott und mit Gott; mit der heiligen Liebe habe ich Stärke des Geistes, zu tun, zu lassen, zu tragen, zu entbehren, was ich soll; mit der heiligen Liebe habe ich die Seligkeit, hier in Hoffnung, dort im vollen Genusse.«7
Wir bitten um die heilige Liebe für uns im Blick auf den, der der Sohn ist und uns diese Liebe zugänglich macht. Ja, er wird das höchste Opfer vollbringen und sich ans Kreuz nageln lassen; doch zunächst sehen wir ihn in unser menschliches Dasein, in unseren gewöhnlichen Alltag hinabsteigen. Die Liebe Christi - von der wir lernen wollen - erfüllt alles, was in einem kleinen Dorf vor sich geht: sie ist aufgeschlossen für den Nachbarn, kompetent im Beruf, aufmerksam in der Sorge um die Mutter ... Alles wahrhaft Menschliche ist von Gott durch die Menschwerdung berührt, geheiligt worden.
II. Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen.8 Immer haben heiligmäßige Menschen staunend und dankbar vor dieser Glaubenserkenntnis gestanden. Der Ausruf des seligen Josemaría Escrivá im Weg läßt sich nur aus solch gläubiger Annahme der Liebe Gottes verstehen: »Zu wissen, daß du mich so sehr liebst, mein Gott, und ... ich habe noch nicht den Verstand verloren?«9 Der Auferstandene sendet uns, diese Frohe Botschaft, die unser Leben prägt, weiterzugeben.
Alles, was der Herr für uns getan hat und tut, ist eine Entfaltung dessen, was wir in den vergangenen Wochen und Monaten betrachtet haben: seine Menschwerdung, sein Leiden, seinen Tod am Kreuz. Sie werden für uns wirksam, indem er uns immer wieder vergibt, uns zur Anbetung im Tabernakel ruft, über uns Gnaden ausgießt, die wir manchmal merken und manchmal auch nicht. Deshalb werden wir nie sagen können, wir hätten seine Liebe zur Genüge vergolten. Immer stehen und bleiben wir in seiner Schuld.
Abtragen können wir diese Schuld nicht. Aber wir können auf Christus schauen, um zu lernen, wie unsere Antwort sein soll. Der Herr lehrt uns Treue, eine unverbrüchliche Anhänglichkeit an den Willen Gottes. Für alles, was Christus lehrt und tut, gilt sein Wort: die Gebote des Vaters halten und in seiner Liebe bleiben10.
Tatsächlich zeigt sich uns der Wille Gottes vor allem in seinen Geboten und im Wort der Kirche. Sie zu beherzigen, mag uns manchmal recht trocken vorkommen; zwar kann der Herr uns spürbare Gefühle schenken, damit wir großzügiger werden; aber er kann sie uns auch vorenthalten, damit wir beständiger werden. Nicht in Gefühlen, sondern im entschiedenen Ja zum göttlichen Willen besteht die Liebe. Fragen wir uns deshalb hin und wieder: Richtet sich hier und jetzt mein Tun auf den Willen Gottes, und zwar unabhängig von meiner augenblicklichen Stimmung? Denke ich an den Herrn vor Beginn einer Arbeit, danach und auch mittendrin?
Solche Fragen festigen unsere Vorsätze. Die Liebe will konkret werden. Weder die Liebe noch der Wille könnten ohne die Hilfe Gottes etwas ausrichten, die uns als Licht erreicht, in dem wir erkennen, was er will, und als Kraft, es zu tun. Dazu gehört auch die gottgegebene Klugheit. Der heilige Franz von Sales weist auf die Gefahr hin, die darin liegt, im inneren Kampf nicht das rechte Augenmaß zu wahren. »Manche Eingebungen« schreibt er, »wollen uns nur veranlassen, die gewöhnlichen Pflichten außergewöhnlich gut zu verrichten. Hüten wir uns jedoch, uns allzuviel auf einmal vorzunehmen. Der böse Feind will uns oft dazu verleiten, eine ganze Menge verschiedener Dinge zu beginnen, damit die Mühe unsere Kräfte übersteige und wir dann schließlich nichts vollenden. Und häufig drängt er uns, irgendein gutes Werk in Angriff zu nehmen, von dem er voraussieht, daß wir es nicht zu Ende führen werden, um uns von einem weniger glanzvollen Werk abzuhalten, das wir leicht hätten ausführen können. Es macht ihm nichts aus, daß wir viele Vorsätze fassen und vieles beginnen, wenn wir nur nichts vollenden. Der Verführer will uns verlocken, beim Anfang zu verweilen, uns mit den Blüten des Frühlings zu begnügen. Der Geist Gottes hingegen läßt uns den Anfang nur im Hinblick auf das Ziel betrachten, so daß wir uns der Blüten nur freuen, weil wir die Früchte wünschen«11»
III. Verstehen wir es, in unserem geistlichen Leben dem Gefühl seinen richtigen Stellenwert zu geben? Der heilige Franz von Sales weist uns hier in einem einfachen Beispiel die Richtung: »Ein hervorragender Lautenspieler wurde plötzlich taub. Da er jedoch große Fertigkeit in seiner Kunst erworben hatte, beeinträchtigte sein Gebrechen nicht die Schönheit seines Gesanges und seines Spieles. Nur hatte er selbst keine Freude mehr an seinem Musizieren, da er es nicht hörte. So sang und spielte er einzig zur Freude seines Fürsten, bei dem er aufgezogen worden war und dem er herzliche Liebe und Dankbarkeit entgegenbrachte. Es war sein größter Wunsch, dem Fürsten Freude zu bereiten, und wenn dieser ihm zeigte, daß sein Gesang ihm gefiel, war er außer sich vor Freude. Doch zuweilen wollte der Fürst die Liebe des Musikanten auf die Probe stellen: er befahl ihm zu singen und verließ das Zimmer, um auf die Jagd zu gehen. Dem Sänger war nur eines wichtig: den Willen seines Herrn zu tun. Darum gab er sich beim Singen und Spielen so große Mühe, als ob der Fürst anwesend wäre, obwohl es ihm selbst nun keinerlei Freude gewährte.«12 Die Gefühle sind ein Geschenk Gottes, aber sie sind nicht das Wesentliche: Wenn wir Gott lieben, so beglückt uns das. Doch es kann geschehen, daß uns die Freude, die mit dieser Liebe verbunden ist, wichtiger wird als das göttliche Wohlgefallen. Dann aber suchen wir nicht mehr Gott, sondern uns selbst. Entzieht uns Gott, wenn wir beten oder seinen heiligen Willen tun, die gefühlsmäßige Befriedigung dabei, dann dürfen wir annehmen, daß er uns läutern und stärken will.
Der begnadete Seelenführer erläutert die Konsequenzen der kleinen Geschichte: »Wer beim Beten auf sein Gebet achtet, der ist nicht ganz gesammelt. Denn er wendet seine Aufmerksamkeit von Gott ab und seinem Gebet zu. Sogar das Bemühen, jede Zerstreuung zu meiden, führt oft zu großer Zerstreuung. Einfalt ist das beste im geistlichen Leben. Wer innig beten will, muß an Gott denken und nicht an sich selber und an sein Gebet. Und wer von heiliger Liebesglut entflammt ist, beobachtet nicht seine Liebe, sondern richtet alle seine Gedanken auf Gott, den er liebt. Der Sänger, der wahrhaft liebt, will mit seinem Singen Gott gefallen, nicht sich selbst.«13 Was also tun, wenn wir Widerwillen empfinden, uns keinerlei Trost zuteil wird und wir meinen, unsere Liebe sei nutzlos, ja unecht, weil sie keinerlei Freude in uns auslöst? »Bist du in Bedrängnis geraten, so achte nicht auf deine Lage, sondern schau auf Gott: er wird alles zum Besten lenken. Ein Mensch, der den heiligen Gleichmut besitzt, ist bereit, alles anzunehmen, was immer geschehen mag.«14 Etwas ähnliches lehrt uns der selige Josemaria Escrivá: »Wenn du dich wirklich auf den Herrn verläßt, wirst du lernen, dich zufriedenzugeben mit allem, was auf dich zukommen mag. Du wirst die Gelassenheit nicht verlieren, selbst wenn ein Vorhaben trotz deines persönlichen Engagements und trotz des Einsatzes aller vernünftigen Mittel nicht deinen Erwartungen gemäß gelungen ist. (...) Es wird eben nur insoweit seine Erfüllung gefunden haben, als es den Plänen Gottes entspricht.«15 Das Ja Mariens war bedingungslos und bewährte sich in Freude und Leid, im Überschwang und in Trockenheit: Mir geschehe, wie du es gesagt hast.16
1 Joh 3,16. - 2 vgl. Mt 3,17. - 3 Paul VI., Homilie zu Fronleichnam, 13.6.1975. - 4 Röm 8,32. - 5 vgl. 1 Joh 4,8. - 6 vgl. Gen 1,27. - 7 J.M.Sailer, Blick des heiligen Paulus in die Tiefen der Weisheit, Gesammelte Reden, Teil 3, Grätz 1820, S.96. - 8 1 Joh 4,16. - 9 J.Escrivá, Der Weg, Nr.425. - 10 vgl. Joh 15,10. - 11 Franz von Sales, Über die Gottesliebe, Zürich/Einsiedeln 1985, S.132. - 12 ebd. S.149-50. - 13 ebd. S.151. - 14 ebd. S.155. - 15 J.Escrivá, Die Spur des Sämanns, Nr.860. - 16 Lk 1,38.
Geschwisterlichkeit, in der Einheit begründet. Einheit, Vielfalt, Christusnähe. Die Sprengkraft christlicher Nächstenliebe.
I. Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele1. Mit diesen Worten faßt die Apostelgeschichte ein Pänomen unter den Urchristen zusammen, das ihre Zeitgenossen stark beeindruckte. In ihrer Einheit und Geschwisterlichkeit wurde die Lehre des Herrn im konkreten Leben greifbar. Mit Worten des Kirchenvaters Johannes Chrysostomos: »Die Jünger gaben nicht nur mit dem Wort, sondern auch mit ihren Tugenden von der Auferstehung Zeugnis.«2
Die Einheit ist das erste, die Geschwisterlichkeit folgt aus ihr. Christus hat die Einheit der Kirche ausdrücklich gewollt. Er spricht von der einen Herde und dem einen Hirten3, er schildert bildhaft, daß kein Reich, keine Stadt und keine Familie, die in sich gespalten sind, Bestand haben können4, er nennt das Fundament der Kirche einen Fels5.
Damals wie heute findet die Einheit ihren Ausdruck im Bekenntnis des einen Glaubens, im Leben aus der einen Quelle der Sakramente und in der einen, von Christus gestifteten Hierarchie. Zu den Christen auf den Philippinen sagte Papst Johannes Paul II.: »Unser Herr wollte alle Völker unter einem Hirten zu einer einzigen Herde versammeln. Sein Gebot lautete, alle Völker, in Ost und West, zu seinen Jüngern zu machen, und unsere Antwort ist diese riesige Menge von Menschen verschiedener Sprachen und Hautfarbe, verschiedener Kulturen und Berufe, die in der kirchlichen Gemeinschaft vereint sind, um teilzuhaben am Wort Gottes und am Brot des ewigen Lebens. Ihr bildet hier rund um euren Erzbischof und um den Tisch des Wortes Gottes und des eucharistischen Opfers eure Ortskirche, eure örtliche Kirchengemeinde. Ihr seid vereint in der Einheit eines Glaubens und eines Gottesdienstes und in dem Band der Liebe, das das Kennzeichen der wahren Jünger Christi ist.«6
Die Einheit im Glauben gibt Halt nach innen und Elan nach außen. Bei Irenäus von Lyon spüren wir um die Mitte des 2. Jahrhunderts etwas von diesem Schwung: »Diesen Glauben (...) hütet die über die Welt hin verstreute Kirche sorgsam, da sie ja gleichsam ein einziges Haus bewohnt und in ihrem Glauben denen gleicht, die sozusagen nur eine Seele hatten und ein Herz; sie verkündigt, lehrt und überliefert im Gleichklang wie mit einem einzigen Mund. Denn wenn auch auf der Welt unterschiedliche Sprachen bestehen, so ist die Kraft der Überlieferung doch nur eine und dieselbe. Weder überliefern oder glauben die in Germanien gegründeten Kirchen anders noch die bei den Iberern noch die bei den Kelten noch die im Orient, nicht die in Ägypten oder die in Libyen oder die, die sich in der Mitte der Welt befinden. Vielmehr wie die Sonne, Gottes Geschöpf, in der ganzen Welt eine und dieselbe ist, so leuchtet auch das Licht, die Verkündigung der Wahrheit, überall und leuchtet allen Menschen, die zur Erkenntnis der Wahrheit kommen wollen.«7
Um der Einheit des Glaubens willen nahmen die ersten Gläubigen Verfolgungen und sogar das Martyrium auf sich. Das Gebet der Kirche für die Einheit nimmt das Gebet Christi beim Letzten Abendmahl auf: Ut omnes unum sint ... Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein.8
Für die Einheit beten heißt für den Bestand der Kirche beten. Denn jedes Reich, das in sich gespalten ist, geht zugrunde, und keine Stadt und keine Familie, die in sich gespalten ist, wird Bestand haben9. Aus dem persönlichen Gebet um dieses hohe Gut erwächst der wirksame Wunsch, selbst zur Einheit beizutragen: zur Einheit mit dem Papst und mit den Bischöfen, mit unseren Brüdern und Schwestern im Glauben und - auf einer anderen Ebene - mit allen Menschen, damit alle zur Einheit in Christus gelangen.
II. »Durch das Eine wird nicht die Vielheit aufgehoben, sondern nur die Teilung (...). Die Vielheit aber hebt nicht die Einheit auf, sondern das Geteiltsein.«10 Dieses Wort des heiligen Thomas von Aquin ist keine philosophische Abstraktion - auch für die Lebenspraxis der Kirche ist es wichtig zu wissen, daß nicht Vielfalt, sondern nur das Geteiltsein das Band d= 10 Dieses Wort des heiligen Thomas von Aquin ist keine philosophische Abstraktion - auch für die Lebenspraxis der Kirche ist es wichtig zu wissen, daß nicht Vielfalt, sondern nur das Geteiltsein das Band der Einheit zerreißt. Vielfalt ist nicht Minderung er Einheit, sondern Zeichen des Lebens: »Innerhalb der umgreifenden Einheit ist eine Vielfalt der Verkündigungsweisen, Gottesdienst- und Frömmigkeitsformen, Theologien, Kirchengesetze, von Formen gesellschaftlichen Engagements und sozialen Dienstes möglich, ja wünschenswert. Anders könnte die Kirche nicht Menschen aus allen Völkern, Rassen, Kulturen, Sprachen, Denk- und Lebensformen vereinigen. Nur durch eine solche Vielfalt in der Einheit kann sie allen alles werden.«11 Auch deswegen nennen wir die Kirche katholisch, allumfassend. In einem Text des Zweiten Vatikanischen Konzils heißt es: »Die Kirche (...) fördert und übernimmt Anlagen, Fähigkeiten und Sitten der Völker, soweit sie gut sind. Bei dieser Übernahme reinigt, kräftigt und hebt sie sie aber auch. (...) Kraft dieser Katholizität bringen die einzelnen Teile ihre eigenen Gaben den übrigen Teilen und der ganzen Kirche hinzu, so daß das Ganze und die einzelnen Teile zunehmen aus allen, die Gemeinschaft miteinander halten und zur Fülle der Einheit zusammenwirken.«12
Das Wort der Apostelgeschichte, daß die Christen ein Herz und eine Seele waren, schloß dennoch Spaltungen nicht aus. Derselbe Irenäus, der so beeindruckend von der Ausbreitung des einen Glaubens spricht, klagt über Menschen, »die Spaltungen verursachen. Leer von Gottesliebe, schauen sie auf den eigenen Nutzen, aber nicht auf die Einsicht der Kirche, wegen kleiner und nichtiger Ursachen zerschneiden sie den großen und herrlichen Leib Christi in Stücke und möchten ihn, soviel an ihnen liegt, töten. Sie sagen Friede und machen Krieg, seihen die Mücken und verschlingen das Kamel. Denn nimmermehr können sie irgendeine Besserung bewerkstelligen, die so groß ist wie der Schaden eines Schismas.«13
Damals wie heute gilt: Wo Gottesliebe durch »Eigennutz« verdrängt wird, ist die Spaltung nicht mehr weit. Das Gespür aber für die Einheit in der Kirche kann nur auf dem Boden des persönlichen Ringens um Einheit mit Christus, um mehr Nähe zu ihm wachsen. Papst Johannes Paul II. ermahnte die Mitglieder der Römischen Kurie: »Wir werden in der Arbeit für die Gesamtkirche, die meine und eure tägliche Aufgabe ist, wenig tun können, wenn wir nicht zur Vertrautheit mit dem Herrn Jesus gelangt sind: wenn wir nicht wirklich mit ihm und wie er in der Wahrheit geheiligt sind; wenn wir nicht sein Wort in uns bewahren und jeden Tag seinen verborgenen Reichtum zu entdecken versuchen; wenn nicht die Liebe Gottes zu seinem Gesalbten tief in uns Wurzel faßt.«14
III. Der Apostel Paulus fordert die Epheser eindringlich auf, ein Leben zu führen, das des Rufes würdig ist, der an euch erging15. Was kennzeichnet dieses Leben? Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe, und bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch den Frieden, der euch zusammenhält. All dies war für die Heiden, unter denen die erste Christengeneration lebte, ganz neu: »Für einen Heiden ist es überraschend, wenn er Menschen begegnet, die einander lieben, die mit der Einigkeit, der gegenseitigen Hilfe und dem Teilen in ihrem Leben ernst machen, und wenn er eine Gesellschaft findet, die in echter Brüderlichkeit einen Ausgleich zwischen dem Besitz der Armen und Reichen herstellt. Kaiser Julian muß zwei Jahrhunderte später anerkennen, daß das Geheimnis des Christentums von >seiner Menschlichkeit gegenüber Fremden und seiner Sorge für die Bestattung der Toten< herrührt, kurz, von der besonderen Art seiner Nächstenliebe.«16
Die Liebe zur Einheit der Kirche manifestiert sich bei den Urchristen in der Liebe zu ihren Mitchristen, die alle gesellschaftlichen, ethnischen und kulturellen Schranken sprengt. Ein Kenner der frühchristlichen Geschichte schreibt: »Von der sozialen Situation waren am schlimmsten betroffen die Kranken, die Gebrechlichen, die Notleidenden, die Arbeitslosen, die Alten, besonders Sklaven, die nicht mehr arbeiten konnten, und die Schiffbrüchigen, die in den Hafenstädten, in denen sich die ersten Gemeinden konzentrieren, besonders zahlreich sind (...). In Rom wurden leidende und gebrechliche Sklaven oft auf der Tiberinsel ausgesetzt und dem Gott Äskulap überlassen. Die Vernachlässigung ging so weit, daß Kaiser Claudius die Herren verpflichtete, ihre Sklaven zu pflegen. Er setzte ebenfalls fest, daß die Geheilten freizulassen seien. Ein Herr, der einen kranken Sklaven, um ihn nicht pflegen zu müssen, tötete, sollte wegen Mordes verfolgt werden. Dieses Gesetz spricht Bände über die Unmenschlichkeit römischer Sitten zu einer Zeit, da die Zivilisation in hoher Blüte steht.«17
Dem steht die Liebe der Christen zueinander gegenüber, die einer der ersten christlichen Apologeten - der Athener Aristides - in seiner an Kaiser Hadrian gerichteten Apologie so zusammenfaßt: »Sie lieben einander. Die Witwen mißachten sie nicht; die Waisen befreien sie von dem, der sie mißhandelt. Wer hat, gibt neidlos dem, der nicht hat.«18
Das Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe ist weder bloße Anleitung zum zivilisierten Umgang miteinander noch ein allgemeiner Aufruf zu einer menschenfreundlicheren Gesinnung. Der an die Christen ergangene Ruf kommt aus der Quelle der Liebe, er kommt vom dreifaltigen Gott. Deshalb verbindet der Apostel die Ermahnung zur geschwisterlichen Liebe mit Worten, die er wahrscheinlich aus der urchristlichen Taufliturgie übernimmt und die auf das Wesen Gottes selbst, Urquell der Einheit, verweisen: Ein Leib und ein Geist, wie euch durch eure Berufung auch eine gemeinsame Hoffnung gegeben ist; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allem und durch alles in allem ist.
Prüfstein der Liebe ist das entschlossene Zeugnis für den eigenen Glauben. Die Unerschrockenheit der Zeugen mitten in den Verfolgungen festigt den Glauben aller, wie wir bei Tertullian lesen: »Wir wachsen weiter mit jedem Mal, da ihr uns niedermäht. Das Blut der Märtyrer ist der Same der Christenheit.«19
Die Apostelbriefe des Neuen Testaments lassen aber auch auf betrübliches Verhalten bei den Christen der Urzeit schließen, auf Sünde, Verrat, ja sogar Spaltung. Am Ende unseres Gebetes wollen wir dies nicht vergessen; denn auch das soll uns - wie die Festigkeit eines Glaubens, der sich in Einheit und Brüderlichkeit ausdrückt - eine Lehre sein.
1 Apg 4,32-37. - 2 Johannes Chrysostomos, Homilien über die Apostelgeschichte, 11. - 3 vgl. Joh 10,16. - 4 vgl. Mt 12,25. - 5 vgl. Mt 16,18. - 6 Johannes Paul II., Ansprache in Davao City (Philippinen), 20.2.1981. - 7 Irenäus von Lyon, Gegen die Häresien, I,10,2. - 8 Joh 17,21. - 9 Mt 12,25. - 10 Thomas von Aquin, Summa Theologica, I,q.30,a.3. - 11 Katholischer Erwachsenen-Katechismus, Bonn 1985, S.281. - 12 II.Vat.Konz., Konst. Lumen gentium, 13. - 13 Irenäus von Lyon, Gegen die Häresien, IV,33,7. - 14 Johannes Paul II., Predigt beim Wortgottesdienst mit den Mitgliedern der Römischen Kurie, 23.1.1981. - 15 Eph 4,1-5. - 16 A.Hamman, Die ersten Christen, Stuttgart 1985, S.143. - 17 ebd., S.150-151. - 18 Aristides, Apologie, 15,5-7. - 19 Tertullian, Apologeticum, 50,13.
Wo Geheimmittel keine Kraft mehr haben Das Geheimnis von uns Christen liegt nicht beschlossen in der Weisheit heidnischer Vernünfteleien, sondern in der Kraft des Glaubens, der uns von Gott durch Jesus Christus gewährt worden ist. Und dass die Verkündigung wahr ist, sehet ihr daran, dass wir an Gott glauben, obwohl wir keine Bildung haben, indem wir aus seinen Werken seine Fürsorge für alles erkennen. Und dass unser Glaube wirksam ist, sehet jetzt, wir stützen uns auf den Glauben an Christus, ihr aber auf eure sophistischen Wortstreitigkeiten. Eure Scheinbilder werden vernichtet, unser Glaube aber breitet sich überall aus. Ihr könnt trotz eurer Syllogismen und Sophismen nicht vom Christentum zum Heidentum bekehren; wir aber, die wir den Glauben an Christus lehren, wir nehmen auch die Götterfurcht, da alle erkennen, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist. Ihr hindert durch eure Schönrednerei die Lehre Christi nicht; wir aber verfolgen im Namen des gekreuzigten Christus alle Dämonen, die ihr wie Götter fürchtet. Wo das Zeichen des Kreuzes aufgerichtet wird, da schwindet der Zauber, und die Geheimmittel haben keine Kraft mehr.
PREDIGT DES HEILIGEN VATERS JOHANNES PAUL II. ZUM BARMHERZIGKETSSONNTAG
APOSTOLISCHE REISE NACH POLEN
WEIHE DES NEUEN HEILIGTUMS DER GÖTTLICHEN BARMHERZIGKEIT
PREDIGT DES HEILIGEN VATERS JOHANNES PAUL II.
Krakau-Łagiewniki Samstag, 17. August 2002
»O unbegreifliche und unergründliche Barmherzigkeit Gottes, wer vermag dich würdig zu ehren und zu rühmen? Du größte Eigenschaft des Allmächtigen Gottes, Du süße Hoffnung des sündigen Menschen« (Tagebuch, 951).
Liebe Brüder und Schwestern!
1. Heute wiederhole ich diese einfachen und aufrichtigen Worte der hl. Faustyna, um gemeinsam mit ihr und mit euch allen das unbegreifliche und unergründliche Geheimnis der göttlichen Barmherzigkeit zu verehren. Ebenso wie sie wollen auch wir bekennen, daß es für den Menschen keine andere Quelle der Hoffnung als das Erbarmen Gottes geben kann. In tiefem Glauben wiederholen wir: Jesus, ich vertraue auf dich!
Diese Botschaft, die das Vertrauen auf die allmächtige Liebe Gottes zum Ausdruck bringt, brauchen wir vor allem in der heutigen Zeit, in der der Mensch mit Verwirrung den zahlreichen Formen des Bösen gegenübersteht. Die flehentliche Bitte um das göttliche Erbarmen muß aus der Tiefe der Herzen kommen, die voller Leid, Angst und Unsicherheit sind, gleichzeitig aber nach einer untrüglichen Quelle der Hoffnung suchen. Daher sind wir heute an diesen Ort gekommen, zum Heiligtum von Lagiewniki, um in Christus das Antlitz des Vaters wiederzuentdecken:das Antlitz dessen, der »Vater des Erbarmens und der Gott allen Trostes« (2 Kor 1,3) ist. Mit den Augen der Seele wollen wir fest in die Augen des barmherzigen Jesus schauen, um in der Tiefe dieses Blickes den Widerschein seines Lebens sowie das Licht der Gnade zu finden, das wir schon so oft empfangen haben und das uns Gott jeden Tag und am letzten Tag erweist. Zeit und Raum gehören vollkommen Gott
2. Nun werden wir dieses neue Heiligtum der Barmherzigkeit Gottes weihen. Doch zuvor möchte ich all jenen herzlich danken, die zu seiner Errichtung beigetragen haben. Insbesondere danke ich Kardinal Franciszek Macharski, der sich in treuer Verehrung der göttlichen Barmherzigkeit so sehr für dieses Vorhaben eingesetzt hat. Von Herzen umarme ich die Schwestern aus der Kongregation der Muttergottes von der Barmherzigkeit und danke ihnen für ihr Wirken zur Verbreitung der von Schwester Faustyna hinterlassenen Botschaft. Ferner grüße ich die Kardinäle und Bischöfe Polens mit ihrem Oberhaupt, dem Kardinalprimas, sowie die Bischöfe aus verschiedenen Teilen der Welt. Die Anwesenheit der Priester, Ordensleute und Seminaristen der Diözese erfüllt mich mit Freude.
Von Herzen grüße ich alle Teilnehmer an dieser Feier, insbesondere die Vertreter der Stiftung für das Heiligtum der Göttlichen Barmherzigkeit, die sich um die Bauarbeiten gekümmert hat, sowie das Personal der verschiedenen Unternehmen. Ich weiß, daß viele der hier Anwesenden diesen Bau in materieller Hinsicht hochherzig unterstützt haben. Gott möge ihre Großzügigkeit und ihren Einsatz mit seinem Segen belohnen!
3. Brüder und Schwestern! Während wir diese neue Kirche weihen, können wir uns jene Frage stellen, die König Salomon quälte, als er den Tempel von Jerusalem zum Haus Gottes weihte: »Wohnt denn Gott wirklich auf der Erde? Siehe, selbst der Himmel und die Himmel der Himmel fassen dich nicht, wieviel weniger dieses Haus, das ich gebaut habe« (1 Kön 8, 27). Ja, auf den ersten Blick könnte es unangemessen scheinen, einen bestimmten »Raum« mit der Gegenwart Gottes in Verbindung zu bringen. Doch wir sollten uns daran erinnern, daß Zeit und Raum vollkommen Gott gehören. Auch wenn die Zeit und die ganze Welt als sein »Tempel« anzusehen sind, so gibt es dennoch Zeiten und Orte, die Gott wählt, damit die Menschen in ihnen seine Gegenwart und Gnade auf besondere Art und Weise erfahren. Und die Menschen, vom Geist des Glaubens bestärkt, kommen an diese Orte in der Gewißheit, Gott, der in ihnen gegenwärtig ist, wahrhaft gegenüberzutreten.
Mit dem gleichen Glaubensgeist sind sie nach Łagiewniki gekommen, um dieses neue Heiligtum zu weihen in der Überzeugung, daß es ein besonderer Ort ist, den Gott auserwählt hat, um die Gnade seines Erbarmens allen zuteil werden zu lassen. Möge diese Kirche stets ein Ort der Verkündigung der Botschaft von der erbarmenden Liebe Gottes sein, ein Ort der Bekehrung und der Reue, ein Ort der Feier der Eucharistie, Quelle des Erbarmens, ein Ort des Gebets, an dem inständig das Erbarmen für uns und für die ganze Welt erfleht wird. Mit den Worten Salomons bete ich: »Wende dich, Herr, mein Gott, dem Beten und Flehen deines Knechtes zu! Höre auf das Rufen und auf das Gebet, das dein Knecht heute vor dir verrichtet. Halte deine Augen offen über diesem Haus bei Nacht und bei Tag, über der Stätte, von der du gesagt hast, daß dein Name hier wohnen soll. Höre auf das Gebet, das dein Knecht an dieser Stätte verrichtet. Achte auf das Flehen deines Knechtes und deines Volkes Israel, wenn sie an dieser Stätte beten. Höre sie im Himmel, dem Ort, wo du wohnst. Höre sie, und verzeih!« (1 Kön 8, 28–30).
4. »Aber die Stunde kommt, und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit;denn so will der Vater angebetet werden« (Joh 4, 23). Wenn wir diese Worte des Herrn Jesus im Heiligtum der Göttlichen Barmherzigkeit lesen, wird uns in besonderer Weise bewußt, daß man hier einzig und allein im Geist und in der Wahrheit verweilen kann. Es ist der Heilige Geist, Tröster und Geist der Wahrheit, der uns auf den Wegen des göttlichen Erbarmens führt. Er, der die Welt »überführt« und aufdeckt, was Sünde, Gerechtigkeit und Gericht ist (Joh 16, 8), offenbart gleichzeitig die Fülle des Heils in Christus. Dieses Aufdecken der Sünde steht in einem zweifachen Zusammenhang zum Kreuz Christi. Einerseits ermöglicht uns der Heilige Geist, durch das Kreuz Christi die Sünde, jede Sünde, in der ganzen Dimension des in ihr enthaltenen und verborgenen Bösen zu erkennen. Andererseits ermöglicht uns der Geist, wiederum durch das Kreuz Christi, die Sünde im Licht des »mysterium pietatis« zu sehen, d.h. im Licht der erbarmenden und nachsichtigen Liebe Gottes (vgl. Dominum et vivificantem, 32).
Und so wird das »Aufdecken der Sünde« gleichzeitig zur Überzeugung, daß die Sünden verziehen werden und der Mensch erneut der Würde des von Gott geliebten Sohnes entsprechen kann. »Im Kreuz neigt sich Gott am tiefsten zum Menschen herab … Im Kreuz werden gleichsam von einem heiligen Hauch der ewigen Liebe die schmerzlichsten Wunden der irdischen Existenz des Menschen berührt« (Dives in misericordia, 8). An diese Wahrheit wird stets der Grundstein dieses Heiligtums erinnern, der vom Kalvarienberg stammt; er wurde gewissermaßen unter jenem Kreuz hervorgeholt, auf dem Jesus Christus die Sünde und den Tod besiegt hat.
Ich glaube fest daran, daß dieses neue Heiligtum stets ein Ort sein wird, an dem die Menschen im Geist und in der Wahrheit Gott gegenübertreten. Sie werden mit jenem Vertrauen kommen, das diejenigen stärkt, die demütig ihr Herz dem barmherzigen Wirken Gottes öffnen, mit jener Liebe, die auch die schwerste Sünde nicht besiegen kann. Hier, im Feuer der göttlichen Liebe, brennen die Herzen im Verlangen nach Bekehrung, und jeder, der Hoffnung sucht, wird Trost finden.
5. »Ewiger Vater, ich opfere Dir den Leib und das Blut auf, die Seele und die Gottheit Deines geliebten Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus, als Sühne für unsere Sünden und die der ganzen Welt. Um Seines schmerzhaften Leidens willen habe Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt« (Tagebuch, 476). Mit uns und mit der ganzen Welt …Wie dringend braucht die heutige Welt das Erbarmen Gottes! Aus der Tiefe des menschlichen Leids erhebt sich auf allen Erdteilen der Ruf nach Erbarmen. Wo Haß und Rachsucht vorherrschen, wo Krieg das Leid und den Tod unschuldiger Menschen verursacht, überall dort ist die Gnade des Erbarmens notwendig, um den Geist und das Herz der Menschen zu versöhnen und Frieden herbeizuführen. Wo das Leben und die Würde des Menschen nicht geachtet werden, ist die erbarmende Liebe Gottes nötig, in deren Licht der unfaßbare Wert jedes Menschen zum Ausdruck kommt. Wir bedürfen der Barmherzigkeit, damit jede Ungerechtigkeit in der Welt im Glanz der Wahrheit ein Ende findet.
In diesem Heiligtum möchte ich daher heute die Welt feierlich der Barmherzigkeit Gottes weihen mit dem innigen Wunsch, daß die Botschaft von der erbarmenden Liebe Gottes, die hier durch Schwester Faustyna verkündet wurde, alle Menschen der Erde erreichen und ihre Herzen mit Hoffnung erfüllen möge. Jene Botschaft möge, von diesem Ort ausgehend, überall in unserer geliebten Heimat und in der Welt Verbreitung finden. Möge sich die Verheißung des Herrn Jesus Christus erfüllen: Von hier wird »ein Funke hervorgehen, der die Welt auf Mein endgültiges Kommen vorbereitet« (vgl. Tagebuch, 1732).
Diesen Funken der Gnade Gottes müssen wir entfachen und dieses Feuer des Erbarmens an die Welt weitergeben. Im Erbarmen Gottes wird die Welt Frieden und der Mensch Glückseligkeit finden! Euch, lieben Brüdern und Schwestern, der Kirche in Krakau und Polen und allen, die die Barmherzigkeit Gottes verehren und aus Polen und der ganzen Welt diesen Ort aufsuchen, vertraue ich diese Aufgabe an. Seid Zeugen der Barmherzigkeit!
6. Gott, barmherziger Vater, der Du Deine Liebe in Deinem Sohn Jesus Christus offenbart und über uns ausgegossen hast im Heiligen Geist, dem Tröster, Dir vertrauen wir heute die Geschicke der Welt und jedes Menschen an.
Neige dich zu uns Sündern herab, heile unsere Schwäche, besiege alles Böse, hilf, daß alle Menschen der Erde Dein Erbarmen erfahren, und in Dir, dem dreieinigen Gott, die Quelle der Hoffnung finden.
Ewiger Vater, um des schmerzvollen Leidens und der Auferstehung Deines Sohnes willen, habe Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt!
Amen.
* * *
Am Ende der Eucharistiefeier sagte der Papst:
Zum Abschluß dieses festlichen Gottesdienstes möchte ich anmerken, daß viele meiner persönlichen Erinnerungen mit diesem Ort in Verbindung stehen. Ich kam vor allem während der Besatzung durch die Nationalsozialisten hierher, als ich in der nahegelegenen Solvay-Fabrik arbeitete. Noch heute erinnere ich mich an den Weg von Borek Falecki nach Debniki, den ich jeden Tag mit Holzschuhen an den Füßen zurücklegen mußte, wenn ich zur Schichtarbeit ging. Wer hätte geglaubt, daß dieser Mann mit den Holzpantoffeln eines Tages die Basilika von der Göttlichen Barmherzigkeit in Lagiewniki bei Krakau weihen wird.
Ich freue mich über den Bau dieses schönen Gotteshauses, das der Göttlichen Barmherzigkeit geweiht ist. Ich empfehle der Obhut von Kardinal Macharski, der ganzen Erzdiözese Krakau und den Schwestern der Muttergottes von der Barmherzigkeit das Heiligtum und vor allem dessen geistliche Dimension an. Möge diese Zusammenarbeit bei der Verbreitung der Verehrung des barmherzigen Jesus reiche Früchte des Segens in den Herzen der Gläubigen in Polen und der ganzen Welt hervorbringen.
Der barmherzige Gott segne alle Pilger, die heute und in Zukunft hierherkommen, mit seinen überreichen Gaben.
Andachtsübungen zu Ehren der Göttlichen Barmherzigkeit mit Ablässen verbunden
»Großer Gott, dein Erbarmen und deine Güte sind unerschöpflich …« (Gebet nach dem Te deum), und »Großer Gott, du offenbarst deine Macht vor allem im Erbarmen und im Verschonen . . .« (Tagesgebet vom 26. Sonntag im Jahreskreis), singt die Heilige Mutter Kirche in Demut und Treue. Gottes unermeßliche Zuwendung sowohl dem gesamten Menschengeschlecht als auch dem einzelnen Menschen gegenüber leuchtet vor allem dann auf, wenn Sünden und moralische Fehler vom allmächtigen Gott vergeben und die Schuldigen wieder in väterlicher Liebe zur Freundschaft mit ihm zugelassen werden, die sie verdientermaßen verloren hatten.
Die Gläubigen werden dadurch in ihrem Herzinnersten zum Gedächtnis und zur andächtigen Feier der Geheimnisse der göttlichen Vergebung bewogen. Sie erfassen auch sehr gut die hohe Angemessenheit, ja Pflichtschuldigkeit, daß das Volk Gottes die Göttliche Barmherzigkeit durch besondere Gebetstexte lobpreist und daß es gleichzeitig, nachdem es die erforderlichen erke dankbaren Herzens vollbracht und die notwendigen Bedingungen erfüllt hat, geistlichen Gewinn aus dem Schatz der Kirche ziehen kann. »Das Paschamysterium ist der Gipfelpunkt der Offenbarung und Verwirklichung des Erbarmens, das den Menschen zu rechtfertigen und die Gerechtigkeit wiederherzustellen vermag im Sinne der Heilsordnung, die Gott vom Anbeginn her im Menschen und durch ihn in der Welt wollte« (Enzyklika Dives in Misericordia, 7).
Die Göttliche Barmherzigkeit weiß tatsächlich auch die schwersten Sünden zu vergeben, aber während sie es tut, bewegt sie die Gläubigen dazu, einen übernatürlichen, nicht nur psychologischen Schmerz über die eigenen Sünden zu verspüren, damit die Gläubigen, immer mit Hilfe der göttlichen Gnade, den festen Vorsatz fassen, nicht mehr zu sündigen. Mit einer solchen inneren Haltung erlangt der Gläubige wirklich die Vergebung der Todsünden, wenn er das Bußsakrament fruchtbringend empfängt oder sie in einem Akt vollkommenen Schmerzes und vollkommener Liebe bereut mit dem Vorsatz, baldmöglichst das Bußsakrament zu empfangen. Denn unser Herr Jesus Christus lehrt uns im Gleichnis des verlorenen Sohnes, daß der Sünder sein Elend vor Gott mit den Worten »Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein« (Lk 15, 18–19) bekennen und auch spüren muß, daß es Gottes Werk ist: Er »war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden« (Lk 15, 32).
Unter dem Antrieb der Liebe des Barmherzigen Vaters und mit vorausschauender pastoraler Einfühlsamkeit wollte Papst Johannes Paul II. diese Gebote und Lehren des christlichen Glaubens tief in die Herzen der Gläubigen einsenken. Deshalb hat er den zweiten Sonntag der Osterzeit dazu bestimmt, dieser Gnadengaben mit besonderer Verehrung zu gedenken, und ihn mit der Bezeichnung »Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit« versehen (Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Dekret Misericors et miserator, 5. Mai 2000).
Im Evangelium vom zweiten Sonntag der Osterzeit wird von den Wundertaten erzählt, die unser Herr Jesus Christus nach seiner Auferstehung in der ersten öffentlichen Erscheinung vollbracht hat: »Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, daß sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!em ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert« (Joh 20, 19–23).
Damit die Gläubigen diese Feier mit ganzem Herzen begehen, hat der Papst festgelegt, daß der vorgenannte Sonntag – wie in der Folge noch näher erklärt wird – mit dem vollkommenen Ablaß ausgestattet wird. Das hat den Zweck, daß die Gläubigen das Geschenk des Trostes des Heiligen Geistes in höherem Maß empfangen und so eine wachsende Liebe zu Gott und zum Nächsten entfalten können und, nachdem sie selbst die Vergebung Gottes empfangen haben, ihrerseits angeregt werden, sogleich den Brüdern und Schwestern zu vergeben.
Die Gläubigen werden dann den Geist des Evangeliums vollkommener beobachten, indem sie ihr Innerstes erneuern, entsprechend den Worten und der Einführung des II. Ökumenischen Vatikanischen Konzils: »Die Christen können, eingedenk des Wortes des Herrn: ›Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr einander liebt‹ (Joh 13, 35), nichts sehnlicher wünschen, als den Menschen unserer Zeit immer großherziger und wirksamer zu dienen … Der Vater will, daß wir in allen Menschen Christus als Bruder sehen und lieben in Wort und Tat« (Pastoralkonst. Gaudium et spes, 93).
Mit dem brennenden Wunsch, im christlichen Volk diese Verehrung der Göttlichen Barmherzigkeit auf Grund der von ihr zu erhoffenden reichen geistlichen Früchte zu fördern, hat der Papst in der Audienz am 13. Juni 2002 sich gewürdigt, den unterzeichneten Seiten der Apostolischen Pönitentiarie die Ablässe unter folgenden Bedingungen zu gewähren:
Der vollkommene Ablaß wird unter den gewohnten Bedingungen (Empfang des Bußsakraments, der heiligen Eucharistie und Gebet nach Meinung des Heiligen Vaters) dem Gläubigen gewährt, der mit reinem, jeder, auch der läßlichen Sünde abgewandtem Herzen am zweiten Sonntag der Osterzeit, das heißt, dem »der Göttlichen Barmherzigkeit«, in einer Kirche oder einem Oratorium an den zu Ehren der Göttlichen Barmherzigkeit durchgeführten Andachtsübungen teilnimmt oder wenigstens vor dem Allerheiligsten Sakrament der Eucharistie – öffentlich ausgesetzt oder im Tabernakel aufbewahrt – das »Vater unser« und das »Credo« betet mit dem Zusatz einer kurzen Anrufung des Barmherzigen Herrn Jesus (z.B. »Barmherziger Jesus, ich vertraue auf dich!«)
Ein Teilablaß wird dem Gläubigen gewährt, wenn er mit reuigem Herzen an den Barmherzigen Herrn Jesus eine der rechtmäßig genehmigten Anrufungen richtet.
Die Seefahrer, die ihre Pflicht im weiten Meer tun; die zahllosen Brüder und Schwestern, die durch das Unheil des Krieges, die politischen Wirrnisse, die Unbarmherzigkeit der Orte und aus anderen Gründen ihre Heimat verlassen haben; die Kranken und ihre Pfleger und alle, die aus berechtigten Gründen nicht außer Haus gehen können oder zugunsten der Gemeinschaft eine unaufschiebbare Tätigkeit ausüben, können den vollkommenen Ablaß am Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit gewinnen, wenn sie unter vollständiger Abkehr von jeder Sünde, wie zuvor gesagt, und mit dem Vorsatz, baldmöglichst die drei gewohnten Bedingungen zu erfüllen, vor dem Bild Unseres Barmherzigen Herrn Jesus das »Vater unser« und das Glaubensbekenntnis beten und eine Anrufung an den Barmherzigen Herrn Jesus hinzufügen (z.B. »Barmherziger Jesus, ich vertraue auf dich«).
Sollte den Gläubigen auch das nicht möglich sein, können an demselben Tag den vollkommenen Ablaß erlangen, die sich in der Absicht und Gesinnung des Herzens geistig mit denen vereinen, die in ordentlicher Weise das für den Ablaß vorgeschriebene Werk erfüllen und dem Barmherzigen Gott ein Gebet und die Leiden, die Krankheit und die Beschwerlichkeiten ihres Lebens aufopfern, wobei auch sie den Vorsatz haben, baldmöglichst die für die Gewinnung des vollkommenen Ablasses vorgeschriebenen drei Bedingungen zu erfüllen.
Die Priester, die den pastoralen Dienst versehen, vor allem die Pfarrer, sollen ihre Gläubigen in der angemessensten eise von dieser heilsamen Verfügung der Kirche unterrichten; sie sollen selbstlos und hilfsbereit deren Beichte hören und am Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit nach der Feier der heiligen Messe oder der Vesper oder während einer Andacht zu Ehren der Göttlichen Barmherzigkeit die vorgenannten Gebete mit der dem Ritus entsprechenden Würde leiten; sie sollen, gemäß dem Wort des Herrn: »Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden« (Mt 5, 7), die Gläubigen in der Katechese behutsam dazu drängen, so häufig wie möglich Werke der Barmherzigkeit zu tun und dem Beispiel und Auftrag Jesu Christi folgen, wie es in der zweiten allgemeinen Gewährung des Enchiridion Indulgentiarum angegeben ist.
Das vorliegende Dekret bleibt immer in Kraft, ungeachtet jeglicher gegenteilig lautenden Vorschrift.
Rom, beim Sitz der Apostolischen Pönitentiarie, am 29. Juni 2002, am Hochfest der hll. Apostel Petrus und Paulus 2002.
LUIGI DE MAGISTRIS Titularerzbischof von Nova Pro-Großpönitentiar
Den Skeptikern und Distanzierten sagen: Christus lebt. Thomas' Zweifel heilt die Wunden unseres schwachen Glaubens. Den Glauben kennen, um ihn bekennen zu können.
I. Der erste Tag der Woche1 - der Tag der Auferstehung - ist voll aufregender Erlebnisse, vom frühen Morgen, als eben die Sonne aufging2, bis am Abend3, als Jesus den Seinen erschien und sie mit dem Friedensgruß aufrichtete. Nicht alle konnten Christi Wort - Der Friede sei mit euch! - und Gebärde - er zeigte ihnen seine Hände und seine Seite - wahrnehmen. Thomas war nicht dabei.
Wer war Thomas? Das Evangelium überliefert uns von ihm nur wenige Worte. Sie charakterisieren ihn als einen mutigen Freund Jesu - dann laßt uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben, sagt er einmal in kritischer Situation4 - und als einen Menschen, der sich nicht scheut, einzugestehen, daß er etwas »nicht versteht« Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?5, warf er ein, als Jesus beim Letzten Abendmahl sagte: Wohin ich gehe, den Weg dorthin kennt ihr.6»Vielleicht haben ihn die Apostel überall gesucht, bis sie ihn fanden. Die gewandelte Atmosphäre beeindruckt jedoch den Realisten nicht: Wir haben den Herrn gesehen! Der Herr ist tot: gekreuzigt und begraben. Ist das nicht die Wirklichkeit? Und also: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.7
Die übrigen Apostel können nur wiederholen: Aber wir haben ihn doch gesehen! Erst Christus selbst wird Thomas zeigen, daß seine Einstellung die Wirklichkeit verkürzt, weil sie nicht mit der Macht Gottes rechnet.
Auch wir spüren hin und wieder eine Art Ohnmacht gegenüber Menschen, die nur die Dimension des Greifbaren, Berührbaren gelten lassen. In unserem Christus lebt erblicken sie den eitlen Versuch, die Trostlosigkeit zu bemänteln. Sie mögen Christus bewundern, aber als einen Toten, als ein Stück wundervoller menschlicher Geschichte, das aber ins reale Leben nicht einzugreifen vermag. Wir können solcher Kurzsichtigkeit selten mit Worten abhelfen; aber wir können um Licht für diese Menschen bitten und ihnen durch unsere Art zu leben zeigen, daß der Glaube an den Auferstandenen unverbrüchlich trägt. Wir können diese Menschen nachdenklich stimmen und ermutigen, den Anfang einer Öffnung zu wagen. Gelegentlich werden auch wir die Erfahrung machen: »Was tagelange Glaubensdiskussionen mit einem zweifelnden oder ungläubigen Gesprächspartner nicht bewirkten, nämlich Klarheit zu gewinnen, bewirkte die Befolgung eines praktischen Rates, einfach wieder zu beten oder erst einmal zur Beichte zu gehen. Es ist der Rat, der in die gleiche Richtung weist wie jener, den Jesus seinen suchenden und fragenden Jüngern gab: >Kommt und seht!<«8
II. Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt, und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus - hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!9
Die Antwort des Thomas ist keine Rechtfertigung, keine Entschuldigung. Im Mein Herr und mein Gott! fallen Anbetung, Glaube, Hingabe und Reue zusammen. Auf einen Schlag muß er einsehen, wie kurzsichtig vermeintlicher Realismus und Objektivität waren. Er erfährt den österlichen Realismus, der jede menschliche Logik und alle »Fakten« hinter sich läßt.
Gregor der Große sieht den Zweifel des Thomas als Stärkung des Glaubens für alle, die nach ihm den Glauben an Christus angenommen haben: »Meint ihr etwa, es sei Zufall gewesen, daß jener Apostel abwesend war und daß er heimkehrend von der Erscheinung hörte, hörend zweifelte, zweifelnd nach Greifbarem verlangte und beim Ergreifen glaubte? Es war kein Zufall, sondern Gottes Fügung. Die göttliche Barmherzigkeit erwies sich wieder einmal als wunderbar: als der zweifelnde Apostel die Wunden am Leib seines Meisters berührte, heilte er in uns die Wunden des Unglaubens.«10
Wenn unser Glaube stark ist, werden andere sich auf ihn stützen. Und unser Glaube wird stark, wenn wir es lernen, Tag für Tag Menschen und Dinge im Licht des Evangeliums zu sehen und unser Tun so auszurichten, daß es auf die Lebendigkeit der Lehre Christi schließen läßt. Und wenn uns trotzdem - wie Thomas - Zweifel oder Anfechtungen überkommen: bei Schwierigkeiten im Apostolat, bei Ereignissen, die uns unbegreiflich erscheinen, oder bei innerer Dunkelheit, dann, weil Gott uns läutern will. In einem Text des Zweiten Vatikanischen Konzils heißt es: »Nur im Licht des Glaubens und in der betenden Versenkung in Gottes Wort wird es möglich, immer und überall Gott zu erkennen, in dem >wir leben, uns bewegen und sind< (Apg 17,28), in allem Geschehen seinen Willen zu suchen, in allen Menschen, ob sie uns nahe- oder fernstehen, Christus zu sehen und richtig zu beurteilen, welche Bedeutung und welchen Wert die zeitlichen Dinge in sich selbst und in Hinordnung auf das Ziel des Menschen haben.«11
Das heutige Evangelium ruft uns zur Besinnung auf. »Wir wollen wieder unsere Aufmerksamkeit dem Meister zuwenden. Vielleicht vernimmst auch du in diesem Augenblick den Tadel, den Christus an Thomas richtete: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände. Reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite und sei nicht mehr ungläubig, sondern gläubig. Ebenso wie Thomas rufe auch du in aufrichtiger Reue: Mein Herr und mein Gott! - Ich erkenne dich an für immer als meinen Meister, und für immer will ich, mit deiner Hilfe, deine Lehren wie einen Schatz hüten und in Treue zu befolgen suchen.«12
III. Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.13 Gregor der Große schreibt dazu: »Darin sind auch wir mitgemeint, die wir im Geiste den bekennen, den wir im Fleische nicht gesehen haben. Mitgemeint sind wir, vorausgesetzt, daß wir nach dem Glauben leben; denn nur der glaubt wirklich, der tut, was er glaubt.«14
Christi Auferstehung ist ein Aufruf an jeden Christen zum Zeugnis durch die Echtheit seines Lebens. Bei den Urchristen wurde die Evangelisierung »ohne sonderlichen Auftrag allein durch die Kraft des in der Taufe gegründeten Glaubens betrieben und geht in der Regel von jedem beliebigen Christen aus. Wir treffen auf Priester, aber die Laien sind in der Mehrzahl. Das Christentum sickert durch, es breitet sich im Bereich der Familie, der Arbeit und des persönlichen Umgangs aus (...). Erstaunlich an den Christen des 2. Jahrhunderts ist ihre Präsenz im Leben der Menschen, in den Läden und Werkstätten, in den Lagern und auf den öffentlichen Plätzen. Sie nehmen am wirtschaftlichen und sozialen Leben teil, sie sind in den Alltag verwoben und leben wie jedermann (...). In diesem Miteinander des gemeinsamen Lebens bereiten sich die Bekehrungen vor.«15
Glaubenszeugnis verlangt Glaubenskenntnis. Die Kirche hat deshalb die wichtigsten Glaubensaussagen im Katechismus zusammengefaßt. Der heilige Augustinus weist in seinen Predigten für die Katechumenen, die sich auf die Taufe vorbereiten, darauf hin: »Nun also, wir werden am nächsten Samstag die Vigil feiern. Ihr werdet, so Gott will, nicht das Gebet (das Vaterunser) durchnehmen, sondern das Symbolum (das Glaubensbekenntnis). Ihr sollt es jetzt lernen, denn später, in der Kirche, werdet ihr es nicht jeden Tag vom betenden Volk hören. Nachdem ihr es gelernt habt, betet es täglich, damit ihr es nicht vergeßt: betet euer Symbolum beim Aufstehen und beim Schlafengehen, betet es zu Gott, bringt es euch ins Gedächtnis, säumet nicht damit. Denn Wiederholung ist zum Behalten gut. Sagt also nicht: >Ich habe es schon gestern gebetet und heute und jeden Tag, ich habe es mir also gut eingeprägt.< Denn es soll wie ein Denkzettel deines Glaubens und wie ein Spiegel sein, in welchem du dich anschaust. Schau dich also an in diesem Spiegel, prüfe dich, ob du weiter all die Wahrheiten glaubst, die du im Worte bekennst, freue dich Tag für Tag am Glauben. Denn diese Wahrheiten sollen dein Reichtum sein und wie das schöne Kleid deiner Seele.«16 Diese Worte sind auch heute aktuell, da viele Christen wesentliche Inhalte des Glaubens nicht mehr gegenwärtig haben.
Der Herr erwartet, daß wir ihn ebenso mit unseren Taten vor den Menschen bekennen. Es liegt nahe, sich zu fragen: Hätte ich nicht in jener Situation mutiger sein können? Haben meine Arbeitskollegen erkennen können, daß ich nach dem Glauben lebe? Bin ich furchtsam im apostolischen Zeugnis? Bin ich mit den wesentlichen Inhalten meines Glaubens gut vertraut? Fragen, die uns helfen können in unserem Bemühen, Zeugnis vom Auferstandenen zu geben. Die »treue Jungfrau« und »Königin der Apostel« möge uns dabei helfen.
1 vgl. Joh 20,1. - 2 Mk 16,2. - 3 Joh 20,19. - 4 Joh 11,16. - 5 Joh 14,5. - 6 Joh 14,4. - 7 Joh 20,25. - 8 F.Kard.Hengsbach, Plädoyer für den Glauben, Köln 1991, S.92. - 9 Joh 20,26-27. - 10 Gregor der Große, Homilien über die Evangelien, 26,7. - 11 II.Vat.Konz., Dekret Apostolicam actuositatem, 4. - 12 J.Escrivá, Freunde Gottes, 145. - 13 Joh 20,29. - 14 Gregor der Große, a.a.O., 26,9. - 15 A.Hamman, Die ersten Christen, Stuttgart 1985, S.72-75. - 16 Augustinus, Predigt 58, 15.
Recht und Pflicht zum christlichen Zeugnis. Der Widerspruch der Welt. Neuevangelisierung.
I. Die Apostel erfuhren die Auferstehung »als die entscheidende Selbsterschließung des Herrn, die sie überwältigte, als den Aufgang eines sieghaften Glaubens, als die endgültige Einführung in den Sinn des Christusereignisses, als die Erfüllung mit Heiligem Geist und als die Bevollmächtigung zu einem universalen Sendungsauftrag.«1 Diese Bevollmächtigung ruft zum Zeugnis für ihn bis zum Ende der Zeiten auf. jede Erscheinung des auferstandenen Christus mündet in einen Auftrag und eine Sendung. Zu Maria von Magdala spricht er: Geh zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater.2 Den anderen Frauen trägt er auf: Geht und sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen, und dort werden sie mich sehen.3 Die Jünger von Emmaus fühlen den Drang, gleich aufzubrechen und den Elfen zu sagen, daß Jesus lebt.4 Im heutigen Evangelium hören wir den gebieterischen Befehl, der von nun an für immer gelten wird: Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!5
Die Apostel beginnen alsbald, im Namen des Herrn allen Völkern, angefangen in Jerusalem, zu verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden.6 Sie verkünden keine Theorien, sondern bezeugte Heilstaten: Ihr seid Zeugen dafür7, hatte der Herr ihnen gesagt. Als nach dem Tode des Judas die Zwölfzahl ergänzt werden mußte, suchte man den Nachfolger im Kreis jener, die die ganze Zeit mit uns zusammen waren, als Jesus, der Herr bei uns ein und ausging. Denn nur ein solcher konnte zusammen mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein.8
In den Elf ist die ganze Kirche präsent. Der Auftrag an sie setzt sich durch die Jahrhunderte in jedem Christen fort. Christen verkünden, daß ihr Herr lebt, daß er Sünde und Tod besiegt hat und uns Anteil am göttlichen Leben gibt. Diese Verkündigung macht Freude - sie ist ein Recht und eine Pflicht, denn »die christliche Berufung ist ihrer Natur nach auch Berufung zum Apostolat t«9. »Alle Gläubigen, vom Papst bis zum jüngsten Täufling, haben Anteil an derselben Berufung, am selben Glauben, am selben Geist, an derselben Gnade (...). Alle haben aktiven und verantwortlichen Anteil an der einen Sendung Christi und der Kirche.«10
Die erste Lesung der heutigen Messe zeigt uns, wie tief die Apostel sich ihres Auftrags bewußt waren: Die Führer des Volkes haben ihnen verboten, im Namen Jesu zu lehren. Petrus und Johannes antworten: Ob es vor Gott recht ist, mehr auf euch zu hören als auf Gott, das entscheidet selbst. Wir können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben.11
Es gibt in unserer Welt viele, die unwissend sind und orientierungslos, die Irrwege gehen. Nur Menschen, die die Freude, Christ zu sein, kennen, können ihnen Zeugnis vom Heil geben: »>Man zündet nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter, dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.<
Und als die Zeit seines Wirkens auf Erden vollendet ist, befiehlt der Herr: >Euntes docete< - geht hin und lehrt! Er will, daß sein Licht in den Taten und Worten seiner Jünger aufleuchte - auch in deinem Handeln, in deinem Reden...«12
II. Mit dem Beginn des mutigen Zeugnisses für Christus erfahren die Apostel zugleich auch Widerspruch, Verfolgung, schließlich das Martyrium. »Ein Zeugnis bloßer Worte wiegt nicht schwer; es kann auch falsches Zeugnis sein. Wo aber mit dem Zeugnis des Leidens das Leben selbst zum Zeugnis wird, sind andere Gewichte im Spiel. Die Apostel zeugen für Jesus mit ihrem Leben, weil er selbst lebendig, das Leben, ist und weil sie dessen völlig sicher sind. Das Zeugnis des Lebens gilt dem, den sie als Lebendigen gesehen haben.«13
Unverständnis und Widerspruch begleiten die christliche Botschaft: Ein Jünger steht nicht über seinem Meister14. Sie sind wie eine Feuerprobe für den Christen und eine Gelegenheit, in Glaube, Hoffnung und Liebe zu wachsen. Durch sie finden wir leichter zum Gebet, zum Opfer und zum inneren Gleichmut, den Rat des Apostels beherzigend: Besiege das Böse durch das Gute!15
Ein Text des Zweiten Vatikanums sagt über das Verhalten vieler Gläubigen, »daß sie durch Vernachläßigung der Glaubenserziehung, durch mißverständliche Darlegung der Lehre oder auch durch die Mängel ihres religiösen, sittlichen und gesellschaftlichen Lebens das wahre Antlitz Gottes und der Religion eher verhüllen als offenbaren«16. Sind das nicht in der Tat Verhaltensweisen, die nicht selten die Atmosphäre, ob im Gespräch unter Kollegen oder in den Medien, prägen? Materieller Wohlstand gilt vielen als das einzig erstrebenswerte Lebensziel. Sie verschließen sich den Werten des Glaubens und sehen zu, wie andere eine Welt ohne Gott aufzubauen suchen. Ein Christ, der Glaubenszeugnis geben will, hat sich nicht selten gegen den Strom gängiger Vorstellungen und modischer Medientrends zu behaupten. »Zu den dringlichsten Aufgaben des Christen gehört die Wiedererlangung der Fähigkeit zum Nonkonformismus, das heißt die Fähigkeit, sich so manchen kulturellen Entwicklungen der Umwelt zu widersetzen.«17
Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! Das Wort des Herrn gilt ganz besonders in unserer Zeit. Christus will, daß seine Jünger überall gegenwärtig und tonangebend sind: in der Familie, in der Universität, in Produktionshallen oder auf dem Feld. Überall braucht Christus Männer und Frauen, die nicht kneifen. Papst Johannes Paul II. sagt zur Neuevangelisierung Europas: »Es werden Herolde des Evangeliums gebraucht, die Experten im Umgang mit den Menschen sind, die das Herz des heutigen Menschen gründlich kennen, seine Freuden und Hoffnungen, Ängste und Sorgen teilen und zugleich beschauliche Freunde Gottes sein wollen. Dazu bedarf es neuer Heiliger. Die großen Evangelisatoren Europas waren die Heiligen.«18
III. Die Kirche entsteht aus dem österlichen Geheimnis. Nach rein irdischen Maßstäben ist sie von der Ohnmacht des Kreuzes geprägt - doch im tiefsten ist ihr Gesetz das des Lebens. Für sie gilt das Gleichnis vom Sämann19, ablesbar schon am Leben und Werk Christi selbst: »Alle wahrhaft fruchtbaren Dinge beginnen in dieser Welt im Geringen und im Verborgenen. Und Gott selber hat sich mit seinem Werk in der Welt diesem Gesetz angepaßt. Gott selber tritt in dieser Weltenzeit inkognito auf, in der Gestalt der Armseligkeit, der Ohnmacht. Und die Wirklichkeiten Gottes - die Wahrheit, die Gerechtigkeit, die Liebe sind geringe, getretene Wirklichkeiten in dieser Welt. Dennoch leben die Menschen, lebt die Welt von ihnen und könnte nicht bestehen, gäbe es sie nicht.«20 Die Kirche trägt in sich eine weltverwandelnde Energie. Aber es ist nötig, daß die, die ihr angehören, diese Energie weitergeben.
Ein Christ, der weiß, daß er aus dem Reichtum der Kirche lebt, wird auch in einer gottflüchtigen Welt in seinem Bemühen freudig ausharren, der Gesellschaft ein christlicheres und menschlicheres Antlitz zu geben »mit einem übernatürlichen Optimismus, der im Glauben verwurzelt ist, von der Hoffnung genährt wird und dem die Liebe Flügel verleiht. (...) Glauben: Meidet den Defaitismus und die unnützen Klagen über die religiöse Lage eurer Länder und fangt an, mit Elan zu arbeiten, indem ihr viele andere Menschen dazu bewegt. Hoffnung, denn >Gott verliert keine Schlachten< (...). Wenn die Hindernisse auch groß sind, um so größer ist das Übermaß der göttlichen Gnade: Der Herr wird sich euer als Hebel bedienen, um die Menschen aufzurichten. Liebe: Arbeitet mit größter Lauterkeit, aus Liebe zu Gott und zu den Menschen. Habt Zuneigung und Geduld für den Nächsten, sucht nach neuen (apostolischen) Möglichkeiten und Initiativen: denn die Liebe macht erfinderisch.«21
Nachdem die Elf den Auftrag des Herrn, das Evangelium zu verkünden, erhalten hatten, versammelten sie sich im Abendmahlssaal zusammen mit Maria. Die Kirche preist sie als Königin der Apostel. Sie war die Mitte der betenden Gemeinde, bis der Heilige Geist auf sie herabkam und sie mit der Kraft zum Zeugnisgeben erfüllte.
1 L.Scheffczyk, Katholische Glaubenswelt, Aschaffenburg 1978, S.237. - 2 Joh 20,17. - 3 Mt 28,10. - 4 vgl. Lk 24,33. - 5 Mk 16,9-15. - 6 vgl. Lk 24,47. - 7 Lk 24,48. - 8 vgl. Apg 1,21-22. - 9 II.Vat.Konz., Dekret Apostolicam actuositatem, 2. - 10 A.del Portillo, Gläubige und Laien in der Kirche, Paderborn 1971, S.23. - 11 Apg 4,19-20. - 12 J.Escrivá, Die Spur des Sämanns, Nr.930. - 13 J.Kard.Ratzinger, Diener eurer Freude, Freiburg 1988, S.62-63. - 14 Mt 10,24. - 15 Röm 12,21. - 16 II.Vat.Konz., Konst. Gaudium et spes, 19. - 17 J.Kard.Ratzinger, Zur Lage des Glaubens, München 1985, S.117. - 18 Johannes Paul II., Ansprache an die Teilnehmer am 6. Symposion der europäischen Bischöfe, 11.10.1985. - 19 vgl. Lk 8,4-15. - 20 J.Kard.Ratzinger, Diener eurer Freude, Freiburg 1988, S.15. - 21 A.del Portillo, Hirtenbrief, 25.12.1985.