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von 06.03.2013 10:39

FASTENZEIT
3. WOCHE - MITTWOCH

22

TUGENDEN UND GEISTLICHES WACHSTUM


Tugenden und Heiligkeit. Wahre Selbstverwirklichung.
Natürliche und übernatürliche Tugenden im Alltag.
Der Herr schenkt stets die nötigen Gnaden, damit wir den Glauben konsequent leben können.

I. Herr, du zeigst mir den Pfad zum Leben, vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle1.

In unterschiedlichen Bildern zeigt uns der Herr, daß der Weg zur Heiligkeit und zum ewigen Leben die stetige Entfaltung der Anlagen erfordert, die er in uns hineingelegt hat: das Senfkorn wächst und wird zu einem großen Strauch, in dem sich die Vögel des Himmels niederlassen; der Weizen reift und bringt üppige Ähren hervor ... Wir sind dafür verantwortlich, daß die Tugenden nicht verkümmern, sondern stetig wachsen.

Was aber ist die Tugend? »Tugend bedeutet nicht die Bravheit und Ordentlichkeit eines isolierten Tuns oder Lassens. Sondern Tugend bedeutet: daß der Mensch richtig ist, und zwar im übernatürlichen wie im natürlichen Sinne (...). Tugend also ist, ganz allgemein, seinsmäßige Erhöhung der menschlichen Person; Tugend ist, wie Thomas von Aquin sagt, das ultimum potentiae, sie ist das Äußerste dessen, was ein Mensch sein kann; sie ist die Erfüllung menschlichen Seinkönnens - im natürlichen und im übernatürlichen Bereich. Der tugendhafte Mensch ist so, daß er, aus innerster Wesensneigung, durch sein Tun das Gute verwirklicht.«2

Das Gute durch Übung in uns zu entfalten und so tiefer in unserer Seele zu verwurzeln ist die echte Form christlicher »Selbstverwirklichung« Ihr Ziel ist, gleichförmig zu werden mit Christus. Hin und wieder ergeben sich außergewöhnliche Herausforderungen, aber meistens ist der Alltag das Feld, wo die Tugenden wachsen sollen. Dort üben wir die natürlichen und übernatürlichen Tugenden: Glaube,»Hoffnung und Liebe, Klugheit, Zucht und Maß, Gerechtigkeit und Starkmut, Treue und Arbeitsamkeit.

Das Wachsen im geistlichen Leben ist eine Frucht der Gnade Gottes; aber Gott handelt nicht über unsere natürlichen Anlagen hinweg. Für das Wachsen der Tugenden ist - zusammen mit dem Gebet - Einübung nötig, die in der Seele die Bereitschaft zu weiterem tugendhaftem Handeln festigt. Es ist ähnlich wie beim Training eines Sportlers, der durch Übung die Kraft, die Geschmeidigkeit und das Zusammenspiel der Glieder zu steigern sucht.

Viele geistliche Schriftsteller haben dies hervorgehoben. Ein klassisches Beispiel für diese Art Training unserer natürlichen Fähigkeiten finden wir im »Weg« »Die heroische Minute. Das ist der Augenblick des pünktlichen Aufstehens. Kein Schwanken: ein übernatürlicher Gedanke, und auf!= 3 Dahinter steht - neben der Anregung, eine mehr oder weniger mühsame Überwindung Gott darzubringen - die schlichte Erkenntnis: Wer bereits den Tag im Kleinkrieg gegen die Trägheit mit einem Sieg beginnen kann, hat es leichter, mühsamere Aufgaben im Laufedes Tages sportlich anzugehen.

Denn es ist die gute Seite der Gewöhnung, daß wiederholtes Handeln eine Spur in der Seele hinterläßt; sie schenkt uns jene Leichtigkeit, die uns Anstrengung und Mühsal vergessen läßt.

Die Entfaltung der Tugenden ist der Weg, der zum Herrn führt. Natürlich müssen wir, weil wir Gott lieben wollen, die Gelegenheiten zur Sünde meiden und entschlossen zu jeder Versuchung nein sagen. Aber nicht das »Nein« soll die Mitte unseres christlichen Lebens sein, sondern das »Ja« das Wachsen - mit Hilfe der Gnade - in den Tugenden. In dieser Fastenzeit fordert uns die Kirche ganz besonders dazu auf: das Gute zu tun, damit es sich in uns immer mehr festigt.

II. Heiligung heißt, in unserer konkreten Lebenssituation beharrlich Tag für Tag die Tugenden zu üben. »Die natürlichen Tugenden sind das Fundament für die übernatürlichen; und die übernatürlichen Tugenden geben stets von neuem den Anstoß zu einem rechtschaffenen Leben. Ein bloßes Verlangen nach den natürlichen Tugenden genügt aber nicht, man muß sie regelrecht erlernen. Discite benefacere (Jes 1,17), lernt Gutes zu tun. Es ist nötig, das Tun der Tugend beharrlich zu üben: die Taten der Aufrichtigkeit, der Wahrhaftigkeit, der Unparteilichkeit, der Gelassenheit, der Geduld - denn die Liebe besteht in Taten, und Gott kann man nicht mit Worten allein, sondern man muß ihn in der Tat und in der Wahrheit (1 Joh 3,18) lieben.«3

Durch die Pflege der natürlichen Tugenden, durch Standhaftigkeit, Treue, Wahrhaftigkeit, Freundlichkeit öffnen wir unsere Seele für das Wirken des Heiligen Geistes. Dieses Bemühen soll in jeder Lebenssituation präsent sein. »Heute wie gestern wird vom Christen erwartet, daß er heroisch lebt. Heroisch, wenn es nötig ist, in den großen Kämpfen. Heroisch - und das wird das Normale sein - in den kleinen, alltäglichen Dingen.«4 So wie eine Pflanze sich aus der Erde ernährt, in der sie wurzelt, so gründet das übernatürliche Leben des Christen, seine Tugenden, in seiner Alltagswirklichkeit: in Arbeit und Familie, in Freude und Leid, Erfolgen und Mißerfolgen... Alles dient dazu, Gott zu lieben und ein christliches Zeugnis zu geben. Das eine bewegt uns zur Dankbarkeit, das andere stärkt das Bewußtsein der Gotteskindschaft, bestimmte Umstände und Aufgaben lassen uns in der Standhaftigkeit wachsen, andere festigen unser Vertrauen in Gott. Und da die Tugenden insgesamt ein miteinander verflochtenes Ganzes sind, trägt und stützt eine Tugend alle anderen. Doch »ist es die Liebe, die alle Tugenden zusammenhält, durch die der Mensch zur Vollkommenheit gelangt.«6

Im Streben nach Heiligkeit und apostolischem Wirken können wir nicht abwarten, bis vermeintlich ideale Situationen eintreten. Die »ideale Situation« ist die des konkreten Augenblicks. Denn »wenn ein Christ die unbedeutendste Kleinigkeit des Alltags mit Liebe verrichtet, dann erfüllt sich diese Kleinigkeit mit der Größe Gottes (...). Laßt falschen Idealismus, Träume und Phantastereien beiseite, laßt beiseite alles, was ich Blechmystik zu nennen pflege: wenn ich doch ledig geblieben wäre, wenn ich doch einen anderen Beruf gewählt hätte, wenn ich doch eine bessere Gesundheit besäße, wenn ich noch jung wäre, wenn ich doch schon alt wäre ...! Haltet euch vielmehr nüchtern an die ganz materielle und unmittelbare Wirklichkeit, denn dort ist der Herr.«7

Unser heutiges Gebet mag dazu dienen, uns in der Gegenwart des Herrn zu fragen: Will ich wirklich Christus ähnlicher werden? Nutze ich tatsächlich die Ereignisse jedes Tages, um - mit Gottes Gnade - in mir die natürlichen und die übernatürlichen Tugenden zu entwickeln? Richte ich mein Tun immer bewußter auf Gott aus, mit geläuterter Gesinnung?

III. Der Herr, der niemals Unmögliches verlangt, erwartet von einem Christen das Ernstnehmen der Tugenden, auch dann, wenn die Menschen um ihn sich wenig oder nichts aus Gott machen. Gott schenkt die nötige Gnade, ihm auch unter solch schwierigen Bedingungen die Treue zu halten. Und manchmal werden wir erleben, wie gerade die konsequente Art unseres Christseins zu einem Magnet für andere wird. Sie erkennen, daß es sich lohnt, christlich zu leben. Gott wird so aufs neue präsent in unserem Lebensbereich.

Heute haben leider viele Menschen den Sinn für das Übernatürliche und damit für das Wirken der Gnade im menschlichen Leben verloren. Sie meinen, die christlichen Ideale müßten sich, um für den Durchschnittsmenschen unserer Zeit lebbar zu sein, dem Zeitgeist anpassen. So suchen sie Kompromisse im Bereich der Arbeit, der Ehe, der Sexualität.

Unsere konsequente Art zu leben - mit Schwächen und Versagen, die wir aber beim Namen nennen - kann für viele eine ermunternde Aufforderung sein, die christlichen Tugenden auch heute zu verwirklichen, sich nicht mit dem Schein der Tugend zufrieden zu geben: »Die >Fassade< wirkt ja recht willensstark und charakterfest. - Aber wieviel Laschheit und Willensschwäche verbergen sich dahinter!

Nimm dir fest vor, deine Tugenden nicht zu einer Maskerade werden zu lassen, sondern zu dem selbstverständlichen Habitus, der von innen her deinen Charakter prägt.«8

Der Kirchenvater Johannes Chrysostomos ermuntert uns, im inneren Leben wie Schulanfänger zu sein. »Zunächst lernen sie die Gestalt der einfacheren Buchstaben kennen; dann beginnen sie die schwierigeren zu unterscheiden, und nach und nach lernen sie so zu lesen. Wenn wir uns auf ähnliche Weise den Tugenden nähern, lernen wir zum Beispiel als erstes, nicht schlecht über andere zu reden, dann - gewissermaßen zum nächsten Buchstaben übergehend - niemanden zu beneiden, niemals Sklave unseres Körpers zu sein, uns nicht der Völlerei hinzugeben und so fort. Dann werden wir zu den geistlichen Buchstaben fortschreiten und uns Mäßigung, Abtötung der Sinne, Keuschheit, Gerechtigkeit, Verzicht auf Ruhmsucht, Bescheidenheit und Herzensdemut aneignen. Sodann werden wir einige Tugenden mit anderen verbinden, um sie so in unsere Seele einzuprägen. Und all das gilt es im eigenen Hause zu üben: mit den Freunden, mit der Ehefrau, mit den Kindern.«9

Es geht darum, daß wir die Ausübung der Tugenden nicht als eine Sonderbeschäftigung betrachten, sondern als ein Stück Normalität christlichen Menschseins. Entsprechend wird es uns gelingen, auf dem Weg echter Selbstverwirklichung voranzuschreiten, das heißt, Christus immer ähnlicher zu werden. Unsere Liebe Frau zeigt uns auch hier den Weg.

1 Kommunionvers der Messe vom Tage. Ps 15,11. - 2 Josef Pieper, Über das christliche Menschenbild, München 1950, S.19-20. - 3 J. Escrivá, Der Weg, Nr. 206. - 4 ders., Freunde Gottes, 91. - 5 ders., Christus begegnen, 82. - 6 Alfons Maria von Liguori, Jesus lieben lernen, Freiburg 1982. - 7 Gespräche mit Msgr. Escrivá de Balaguer, 116. - 8 J. Escrivá, Die Spur des Sämanns, Nr. 777. - 9 Johannes Chrysostomos, Homilien über die Psalmen, 11,8.

von 05.03.2013 13:33

FASTENZEIT
3. WOCHE - DIENSTAG

21

verzeihen KÖNNEN

Verzeihen, nicht nachtragen.
Wir sind Schuldner: alles der Barmherzigkeit Gottes überlassen.
Verstehen. Lernen, in den anderen das Gute zu entdecken.

I. Spannungen im Umgang miteinander, zu Hause, bei der Arbeit, mit Freunden oder Bekannten, sind so gut wie unvermeidlich. Manchmal mag es uns sogar scheinen - mit oder ohne Grund -, daß jemand es darauf anlegt, uns zu ärgern, uns mit seiner groben Art herauszufordern. Vor diesem Hintergrund erreicht uns die Frage des Petrus im Evangelium der heutigen Messe: Wie oft muß ich meinem Bruder vergeben? Siebenmal?1 Muß ich also wirklich immer wieder verzeihen? Diese Frage stellen wir heute in die Mitte unseres Gebetes: Sind wir bereit, immer wieder zu verzeihen? Oder tun wir uns da schwer?

Wir kennen die Antwort des Herrn: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal, immer wieder also. Von Petrus, von uns, von allen, die ihm nachfolgen, erwartet der Herr die Bereitschaft zum uneingeschränkten Verzeihen. Denn er will, daß wir es ihm in der Weite des Herzens nachtun. »Gottes Allmacht« sagt Thomas von Aquin, »äußert sich vor allem darin, daß er Verzeihung gewährt und barmherzig ist. Denn dadurch, daß er freizügig vergibt, offenbart er seine unbegrenzte Macht«2. Deshalb schreibt ein Kirchenvater, daß »nichts uns Gott so ähnlich macht wie die Bereitschaft, immer zu vergeben«3.

»Löschen wir also in uns die Erinnerung an Beleidigungen, an Demütigungen, die uns zugefügt wurden, und mögen sie noch so ungerecht, ungehörig und grob gewesen sein; denn ein Kind Gottes führt nicht Buch darüber, um die ganze Liste später einmal vorzulegen.«4 Weder Groll noch Feindschaft dürfen unser Inneres verunstalten, auch dann nicht, wenn der andere fortfährt, uns wehzutun.

Jeden Tag beten wir im Vaterunser: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. »Das Vergeben soll nicht etwas Gelegentliches, Ungewöhnliches sein, sondern zum festen Bestand des Daseins, zur immerfort wirksamen Gesinnung des Einen gegen den Anderen werden.«5 Die Vergebung muß aufrichtig sein und von Herzen kommen, spontan und ohne nachzutragen, mit der Leichtigkeit des Selbstverständlichen, undramatisch und ohne den anderen zu demütigen. Meistens wird es nicht einmal nötig sein zu sagen: »Ich verzeihe dir« denn eine freundliche Geste oder das unverkrampfte Wiederaufnehmen eines Gesprächs zeigen schon, daß die Sache für uns erledigt ist.»Natürlich ist solche Nächstenliebe nicht leicht, selbst dann nicht, wenn es sich - wie meistens - nur um Bagatellen handelt: Wenn sich zu Hause jemand querstellt beim Planen des Sonntags, wenn wir beim Einkaufen eine unfreundliche Antwort bekommen oder wenn uns auf der Straße das rücksichtslose Verhalten eines Autofahrers aufregt. Jeder weiß aus eigener Erfahrung, daß dahinter selten böser Wille steckt, sondern einfach Müdigkeit, Überlastung oder vielleicht eine persönliche Sorge.

Es wäre bedenklich, wenn solche Reibereien gleich unsere Nächstenliebe in Frage stellten oder zu bösen Gedanken über die anderen führten. Oder ein böses Wort ließe uns gar vergessen, daß wir in der Gegenwart Gottes leben, die doch Garant für Gelassenheit und Frieden ist. Deswegen ist es gut, in unserer Gewissenserforschung auch die Art und Weise zu prüfen, wie wir uns bei den unvermeidlichen kleinen Spannungen im Umgang mit anderen Menschen verhalten. Auch sie haben mit unserem Streben nach Heiligkeit zu tun. Auch sie sind Weg der Nachfolge.

II. Und wenn er sich siebenmal am Tag gegen dich versündigt (...), so sollst du ihm vergeben6. Siebenmal, immer wieder also, sogar am selben Tag. Denn die Nächstenliebe, so lehrt uns der Apostel Paulus, erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand7.

Und wenn es uns schwerfällt? Wenden wir uns dann an den Herrn: er weiß es und zeigt uns den Weg des Verzeihens, selbst dann, wenn wir uns um der Gerechtigkeit willen wehren müssen.

Im heutigen Evangelium ist die Rede von einem König, der beschließt, von seinen Dienern Rechenschaft zu verlangen. Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man ihm einen, der ihm zehntausend Talente schuldig war.8 Das ist eine enorme Summe, etwa sechzig Millionen Denare (ein Denar ist der Tagelohn eines Feldarbeiters). Auch wenn der Diener beteuert, seine Schuld begleichen zu wollen, es muß eine leere Beteuerung bleiben.

So ergeht es auch uns vor Gott. Wir können unsere Schulden nicht begleichen. Denn selbst das, was wir besitzen, kommt von ihm. Als einziger Ausweg bleibt uns da nur, auf seine Barmherzigkeit zu vertrauen und zu hoffen, daß er mit uns ebenso verfährt wie mit jenem Knecht: Der Herr hatte Mitleid mit dem Diener, ließ ihn gehen und schenkte ihm seine Schuld.

Dieser Diener traf nun einen seiner Gefährten, der ihm hundert Denare schuldete - den sechshunderttausendsten Teil der ihm vom König erlassenen Schuld. Flehentliches Bitten um Geduld hilft nichts. Jener läßt nicht mit sich reden. Da ließ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Diener! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich angefleht hast. Hättest nicht auch du mit jenem, der gemeinsam mit dir in meinem Dienst steht, Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte?

Wir stehen Gott gegenüber in einer übergroßen Schuld. Das müssen wir in Demut erkennen. Und aus dem Gleichnis lernen wir auch, daß die göttliche Großmut uns mit der Vergebung auch die Pflicht auferlegt, selbst zu vergeben und anderen die Schuld zu erlassen. Wie wenig ist das angesichts dessen, was der Herr uns verzeiht.

Über so manche Kränkung hinwegzusehen wird nicht schwer sein, weil es sich oft genug um eine bloße Lappalie handelt. Schließlich ziehen wir selbst daraus den größten Nutzen, denn unser Herz weitet sich, wir gewinnen an Gelassenheit und ersparen uns nur Ärger, wo er ohnehin nicht lohnt. »Es ist wahr - das an sich schon ziemlich beengte und unsichere Leben kann manchmal recht schwierig werden. Aber das wird dir zu einer mehr übernatürlichen Sicht verhelfen, die dich in allem die Hand Gottes erkennen läßt. So wirst du deiner Umgebung mit mehr Güte und Verständnis begegnen.«9

»Wir müssen Verständnis für alle haben, mit allen zusammenleben, alle entschuldigen, allen verzeihen können. Wir werden uns nicht dazu hergeben, das Ungerechte gerecht oder das Schlechte gut zu nennen, die Beleidigungen Gottes zu beschönigen. Aber wir werden das Böse nicht mit Bösem erwidern, sondern mit der klaren Lehre und der guten Tat: indem wir es im Überfluß des Guten ersticken.«10

III. Nächstenliebe weitet das Herz. Sie schafft Raum auch für jene, die uns nicht verstehen oder die unsere Anteilnahme mit Kälte oder Verachtung erwidern. Die Nähe zum Herrn verscheucht mögliche Gefühle der Feindschaft ebenso wie voreiliges Urteilen über die Absichten anderer.

Denn nicht selten können wir bei den anderen lediglich äußere Verhaltensweisen wahrnehmen, deren eigentliche Motive uns verborgen bleiben. So lautet der weise Rat eines heiligen Kirchenvaters: »Auch wenn ihr etwas Schlechtes seht, urteilt nicht vorschnell über euren Nächsten, sucht ihn vielmehr in euerm Innern zu rechtfertigen. Und wenn ihr schon die Tat selbst für unverzeihlich haltet, dann entschuldigt wenigstens die Absicht. Überlegt, ob er es nicht vielleicht aus Unwissenheit getan hat, aus mangelnder Überlegung oder aus Schwäche. Und wenn die Sache so offenbar ist, daß es keinen Zweifel gibt, dann bemüht euch wenigstens zu glauben, daß es sich so verhält, und denkt: Die Versuchung muß sehr stark gewesen sein.«11

Wie oft versagen wir in den kleinen Reibereien des alltäglichen Zusammenlebens, weil wir uns allzu leicht zu vorschnellen Urteilen und Verdächtigungen hinreißen lassen. Manche familiären Auseinandersetzungen ließen sich vermeiden, wenn wir etwas mehr Gespür dafür hätten, daß jemand einen langen und beschwerlichen Tag hinter sich hat. Und im übrigen gilt: »Solange du die Absichten anderer böswillig deutest, hast du kein Recht, für dich selbst Verständnis zu verlangen«12.

Verstehenwollen schafft die Voraussetzungen für eine volle Offenheit gegenüber dem Nächsten. Ein unvoreingenommener Blick vermag in die Tiefe des Herzens zu sehen und dort den guten Kern zu entdecken, den es in jedem Menschen gibt.

Wer andere vestehen will, muß selbst demütig sein; denn der Hochmut verformt wie ein Zerrspiegel das wahre Bild der Dinge. Die Demut hingegen macht objektiv. Achtung und Verständnis werden leichter, der Blick für das Gute schärfer: »auch von den Tugenden vieler Menschen in unserer Umgebung werden wir lernen: Beispiele der Arbeitsamkeit, der Opferbereitschaft, der Freude ... Wir werden nicht zuviel auf ihre Fehler achten, sondern nur dann, wenn es nötig ist und wir ihnen mit einer brüderlichen Zurechtweisung helfen können.«13

Maria ist auch im Verstehen eine gute Lehrmeisterin. In Kanaan sehen wir sie eine heikle Situation meistern. Und anstatt Anstoß zu nehmen, hilft sie. Sie möge auch uns helfen, in unserem eigenen Leben jene Tugenden zu verwirklichen, die wir bisweilen bei den andern zu vermissen meinen. Dann können wir ihnen viel besser helfen.

1 Mt 18,21-35. - 2 Thomas von Aquin, Summa Theologica, I,q.25,a.3,ad 3. - 3 Johannes Chrysostomos, Homilien über das Matthäusevangelium, 30,5. - 4 J. Escrivá, Freunde Gottes, 309. - 5 R. Guardini, Der Herr, Würzburg 1951, S.352. - 6 vgl. Lk 17,4. - 7 1 Kor 13,7. - 8 vgl. Mt 18,24 ff. - 9 J. Escrivá, Die Spur des Sämanns, Nr. 762. - 10 ders., Christus begegnen, 182. - 11 Augustinus, Predigt 40, Über das Hohe Lied. - 12 J. Escrivá, Die Spur des Sämanns, Nr. 635. - 13 ders., Freunde Gottes, 20.

von 04.03.2013 12:30

FASTENZEIT
3. WOCHE - MONTAG

20

DIE HILFE DER GEISTLICHEn LEITUNG

Nur im Glauben können wir die Gestalt Christi wahrnehmen. Eine rein irdische Sicht macht blind.
Naaman und der Apostel Paulus: Demut und Gehorsam als innere Haltung der Offenheit gegenüber Gott.
Übernatürlich und realistisch zugleich sein. Die Hilfe der geistlichen Leitung.

I. Meine Seele verzehrt sich in Sehnsucht nach den Vorhöfen des Herrn, mein Herz und mein Leib jauchzen ihm zu, lesen wir im Eröffnungsvers der heutigen Messe.1 Die Worte des Psalms wollen uns einstimmen auf das Evangelium des Tages, das über den Besuch des Herrn in der Synagoge von Nazaret berichtet. Wir lernen aus dem Verhalten der Zuhörer, daß eine fruchtbare Begegnung mit dem Herrn nur in Lauterkeit des Geistes möglich ist.

Der Herr hatte in vielen Dörfern und Städten Galiläas gepredigt. So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war2. Hier kennen ihn alle als den Sohn Josefs und Marias. Am Sabbat ging er wie gewohnt in die Synagoge. Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen, reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Lukas deutet die knisternde Spannung des Augenblicks an: die Augen aller waren auf ihn gerichtet. Dann schloß er das Buch, gab es dem Synagogendiener und setzte sich. Sie hatten wahre Wunderdinge von ihrem früheren Dorfgefährten gehört und erwarteten nun, auch in Nazaret Außergewöhnliches zu erleben.

Anfangs fanden seine Worte bei allen Beifall; sie staunten darüber, wie begnadet er redete3, doch fehlte es ihnen an Glauben.

Der Herr erinnert seine Zuhörer an Beispiele aus dem Alten Testament: Viele Aussätzige gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elischa. Aber keiner von ihnen wurde geheilt, nur der Syrer Naaman. Naaman - ein Fremder, kein Angehöriger des auserwählten Volkes. Gott gewährt seine Gnaden ohne Rücksicht auf Herkunft, Alter oder gesellschaftliche Stellung.

Die Zuhörer in der Synagoge sehen in dem, der da zu ihnen spricht, lediglich den Zimmermann, der vielleicht manchen Tisch und manche Tür für sie gemacht hatte. Ist das nicht der Sohn Josefs?4, fragen sie sich voreingenommen. Sie stehen vor dem Messias und können ihn dennoch nicht wahrnehmen. Der Herr vollbrachte dort nicht ein einziges Wunder.

Christus sehen, Christus wahrnehmen. Dazu gehört eine innere Klarheit der Seele. »Der Christus, den du siehst, ist nicht Jesus. - Es ist höchstens das traurige Bild, das deine getrübten Augen dir zeigen ... - Läutere dich. Reinige deinen Blick mit Hilfe der Demut und der Buße. Dann ... fehlt dir das klare Auge der Liebe nicht. Dein Blick wird schärfer. Dein Bild wird dann wirklich sein Bild: Er!«5

Die Fastenzeit ist eine Zeit der Läuterung. Gebet und Buße helfen uns, Abstand von uns selbst zu gewinnen und, im Lichte der Gnade, Gottes Vorhaben besser zu erkennen.

II. Die Heilung Naamans, auf die sich der Herr in Nazaret bezieht, wird uns in der ersten Lesung der heutigen Messe geschildert. Dieser Feldherr des syrischen Königs litt an Aussatz. Er hatte von einer jüdischen Sklavin erfahren, in Israel gebe es einen mächtigen Propheten, der ihn heilen könnte. Nach einer langen Reise kam Naaman mit seinen Pferden und Wagen und hielt vor dem Haus Elischas. Dieser schickte einen Boten zu ihm hinaus und ließ ihm sagen: Geh und wasch dich siebenmal im Jordan! Dann wird dein Leib wieder gesund und du wirst rein.6

Naaman schien jener Vorschlag zu simpel. Wie könnte sich die Macht Gottes in einer so banalen Waschung zeigen? Er hatte sich alles ganz anders vorgestellt: in feierlicher Umständlichkeit. Ich dachte, sagt er, er würde herauskommen, vor mich hintreten, den Namen Jahwes, seines Gottes, anrufen, seine Hand über die kranke Stelle bewegen und so den Aussatz heilen. Sind nicht der Abana und der Parpar, die Flüsse von Damaskus, besser als alle Gewässer Israels? Kann ich nicht dort mich waschen, um rein zu werden?

Auf der Suche nach Heilung hatte er viele Beschwerlichkeiten auf sich genommen. Und nun, im Glauben, die ganzen Strapazen seien vergeblich gewesen und deshalb schon im Begriff, die Rückreise anzutreten, sagten ihm seine Diener: Wenn der Prophet etwas Schweres von dir verlangt hätte, würdest du es tun; wieviel mehr jetzt, da er zu dir nur gesagt hat: Wasch dich, und du wirst rein.

Naaman mußte zugeben, daß die Worte seiner Begleiter vernünftig waren. So ging er also zum Jordan hinab und tauchte siebenmal unter, wie ihm der Gottesmann befohlen hatte. Da wurde sein Leib gesund wie der Leib eines Kindes, und er war rein. Er hatte auf seine eigenen Vorstellungen verzichtet und sich stattdessen dem Wort des Gottesdieners unterworfen, das nach menschlichem Ermessen wenig Sinn machte. Das Gebet Elischas heilte ihn, aber nicht ohne daß er sich demütig unterworfen hatte.

Auch wir sind, durch Fehler und Gebrechlichkeiten geschwächt, heilsbedürftig. Der Herr hat uns deshalb Menschen zur Seite gestellt, die uns mit Hinweisen und Ratschlägen helfen können, wenn wir nur demütig und gehorsam auf sie hören. Mag sein, daß ihre Anregungen oftmals nicht unseren Vorstellungen entsprechen. Aber im eigenen geistlichen Leben ist es schwer, sich selbst ein guter Ratgeber und Arzt zu sein. Es ist nicht außergewöhnlich, daß der Herr sich hierzu anderer Menschen bedient. Ein Schriftsteller der frühchristlichen Zeit bringt dafür ein schönes Beispiel: »Auch den heiligen Paulus berief Christus selbst und sprach ihn an. Der Herr hätte ihm den Weg zur Heiligkeit sofort zeigen können, aber er ließ ihn zu Ananias gehen, damit er aus dessen Mund die Wahrheit erfahre: Steh auf und gehe in die Stadt. Dort wirst du erfahren, was du tun sollst.«7 Paulus besaß eine ausgeprägte Persönlichkeit und einen starken, erprobten Willen. Persönlichkeit und Wille helfen ihm jetzt, zu gehorchen. Er läßt sich von seinen Reisegefährten nach Damaskus führen und dort von Ananias belehren; dieser gibt ihm das Augenlicht zurück, und Paulus wird bald einer der tapfersten Kämpfer sein für die Sache des Herrn.

III. Wenn wir die geistlichen Mittel gläubig anwenden, werden wir über ihre Wirksamkeit staunen. Das Evangelium berichtet von einem Mann, dessen Hand verkrüppelt und gelähmt war8. Eines Tages forderte ihn der Herr auf, das Unmögliche zu tun: die Hand auszustrecken. Der Mann gehorcht dem Wort Christi: Er streckte sie aus, und die Hand war wieder ebenso gesund wie die andere.

Eine geistliche Lehre für uns: Was wir für unmöglich halten, kann uns gelingen, wenn wir die Gnade Gottes in uns wirken lassen. Nicht selten ist gerade diese Gnade der Lohn für ein fügsames Eingehen auf die Ratschläge, die wir in der geistlichen Leitung erhalten haben.

Uns allein auf menschliche Mittel zu verlassen, könnte uns, spätestens wenn sie versagen, resignieren lassen. Unsere Sicht muß von einem übernatürlichen Realismus geprägt sein, der davon ausgeht, daß Christus auch heute all denen hilft, die sich auf ihn und seine Gnadenmittel stützen. Vielleicht kommt uns auch die Episode der zehn Aussätzigen in den Sinn, die fügsam die Anweisung des Herrn befolgen: Geht, zeigt euch den Priestern! Und während sie zu den Priestern gingen, wurden sie rein.9

Auch die Begegnung Jesu mit einem blindgeborenen Bettler10 enthält bedenkenswerte Anregungen für unser betrachtendes Gebet. Johannes berichtet: Jesus spuckte auf die Erde, dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Der Bettler zögerte keinen Augenblick. Er ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen.

»Wie vorbildlich fest ist der Glaube des Blinden! Ein lebendiger Glaube, ein Glaube mit Werken (...). Besaß das Wasser etwa medizinische Eigenschaften, um durch bloße Berührung die Blindheit zu heilen? Nein, da wäre wohl irgendeine geheimnisvolle Salbe aus einer Alchimistenküche geeigneter gewesen. Aber der Blinde glaubt, er setzt den göttlichen Befehl in die Tat um und kehrt heim mit klar sehenden Augen.«11

Blindheit, Erbärmlichkeiten, Schwächen - Gott kann sie in seiner Allmacht heilen.

An vielen Stellen des Evangeliums ist die Rede vom gläubigen Gehorsam vieler Menschen in der Begegnung mit Jesus. Eigensinn, Verstocktheit und Unbelehrbarkeit vereiteln den Gehorsam, die Hilfe der geistlichen Leitung kann dann nicht greifen. Sie sind Spielarten des Hochmuts, der nicht wahrnehmen will, daß von anderen zu lernen eine urmenschliche Haltung ist, die auch im geistlichen Bereich gilt.

Im geistlichen Leben ist Mißtrauen gegenüber dem eigenen Urteilsvermögen angebracht. So werden wir für Einsichten offen, die wir selbst nicht gewonnen hätten. Ereignisse des Tages, Erkenntnisse beim Beten oder Hinweise im geistlichen Gespräch werden für Gott zu Mitteln, uns nach und nach zu formen. Wir sind dann geschmeidig und formbar wie der Ton in der Hand des Töpfers. Glauben und Gnade lassen uns in der Stimme unseres geistlichen Leiters die Stimme Christi erkennen. Dann geschieht, was der Prophet Jeremias beschreibt: So ging ich zum Haus des Töpfers hinab. Er arbeitete gerade mit der Töpferscheibe. Mißriet das Gefäß, das er in Arbeit hatte, wie es beim Ton in der Hand des Töpfers vorkommen kann, so machte der Töpfer daraus wieder ein anderes Gefäß, ganz wie es ihm gefiel. (...) Kann ich nicht mit euch verfahren wie dieser Töpfer?12 Verfügbarkeit, Gehorsam, um uns von Gott immer wieder formen und umformen zu lassen: Das könnte ein guter Vorsatz am Ende unseres Gebetes sein. Wie immer verlassen wir uns dabei auf die Hilfe Mariens.

1 Eröffnungsvers der Messe vom Tage. Ps 83,3. - 2 Lk 4,16. - 3 Lk 4,22. - 4 ebd. - 5 J. Escrivá, Der Weg, Nr. 212. - 6 2 Kön 5,1-15. - 7 Johannes Cassianus, Unterredungen mit den Vätern, 2. - 8 vgl. Mt 12,9 ff. - 9 Lk 17,11-19. - 10 Joh 9,1 ff. - 11 J. Escrivá, Freunde Gottes, 193. - 12 Jer18,1-7.

von 03.03.2013 13:40

DRITTER FASTENSONNTAG

19

abtötung - ein fruchtbares ärgernis

Wer Christus wahrhaft nachfolgen will, muß beim Kreuz stehen.
Abtötung gibt uns die Kraft, uns aufzumachen zum Herrn. Großzügigkeit im Opfer.
Weitere Gründe für Buße und Abtötung.

I. Jede Handlung im irdischen Leben unseres Herrn ist heilsmächtig, jedoch gipfelt das Werk der Erlösung im Kreuz, auf das hin sein ganzes Leben ausgerichtet ist. Ich muß mit einer Taufe getauft werden, und ich bin sehr bedrückt, solange sie noch nicht vollzogen ist1, sagt er zu seinen Jüngern auf dem Weg nach Jerusalem. Dieses Wort ist eine Offenbarung seines brennenden Verlangens nach Hingabe des Lebens zu unserem Heil. Zugleich ist es ein Erweis seiner Liebe zum Willen des Vaters. Und es ist auch ein Hinweis auf die Haltung, die der Christ einnehmen soll. Das Kreuz ist der Prüfstein unserer Hingabe an Christus, Prüfstein in Schmerz und Leid, Pflichten und Aufgaben, die uns große Opfer oder kleine Überwindungen abverlangen. Zweifellos haben solche Übungen, schon rein menschlich betrachtet, ihren Wert als Selbstvervollkommnung, Selbstbeherrschung oder Proben auf die Geduld. Aber es wäre zu oberflächlich, darin nur Chancen menschlicher Selbstverwirklichung zu sehen; sie bieten uns weit mehr: die Gelegenheit, am Mysterium der Erlösung durch Christus teilzuhaben. Diese Übungen, die wesentlich zum geistlichen Leben gehören, bekommen ihren tiefsten Sinn, indem wir sie geistlich mit dem Kreuz Christi verbinden.

Ein Christ in der Nachfolge Christi wird den Rat des Herrn beherzigen: Wer mein Jünger sein will, verleugne sich, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.2 An einer anderen Stelle des Evangeliums wird deutlich, daß Christus für alle Menschen aller Zeiten dieses Wort gesprochen hat: Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.3

Nachfolge ohne Kreuz, das ist unmöglich. »Christentum und Kreuz sind voneinander nicht zu lösen. Seitdem Christus den Weg zum Kreuz hat gehen müssen, steht das Kreuz auf dem Weg eines jeden, der Christ sein will; für jeden als sein Kreuz. Die Natur lehnt sich dagegen auf. Sie will sich behalten. Sie will da nicht hindurchgehen. Jesus aber sagt, und es ist das Grundgesetz des Christentums: Wer sich, sein Leben, seine Seele festhält, der wird sie verlieren. Wer sich hineingibt in das Kreuz, so wie es hier und jeweils für ihn aufgerichtet ist, der wird sie finden - und dann unverlierbar.«4

Manche werden in der Abtötung ein Überbleibsel aus Zeiten sehen, in denen Kultur und Fortschritt noch nicht so entwickelt waren wie heute. Andere, die Gott aus ihrem Leben verdrängt haben, werden sie als Torheit oder als Ärgernis betrachten. Das ist nicht neu. Schon Paulus sagt über das Kreuz, es sei für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit5. Diese Sicht nimmt in dem Maße zu, in dem jemand das Gespür für den übernatürlichen Sinn seines Lebens verliert. »Wenn du dich nicht abtötest, wirst du nie ein Mensch des Gebetes.«6

Selbst den Aposteln fällt das Opfer schwer. Sie lieben den Herrn und bekunden sogar ihre Bereitschaft, das Leben für ihn hinzugeben. Gerne sind sie bei Jesus, wenn das Volk ihm zujubelt. Aber sie folgen ihm nicht auf den Kalvarienberg; sie waren noch zu schwach dazu, sie hatten die Kraft des Heiligen Geistes noch nicht empfangen. Es ist ein großer Unterschied, ob man Christus nachfolgt, wenn es nichts kostet, oder ob man bedingungslos zu ihm steht, wenn immer das Kreuz als große oder kleine Drangsal des Lebens spürbar wird. Die heilige Theresia sagt: »Töricht, wer da glaubt, der Herr gebe den Leuten seine Freundschaft ohne Mühe, als Geschenk«7.

Wer sein Leben so einzurichten sucht, daß er jedem Opfer aus dem Wege geht, und sich dann gegen den unabwendbaren Schmerz auflehnt, entzieht sich nicht nur der Möglichkeit, sich zu heiligen, sondern verscherzt sich auch die tiefere Freude, die dann gegeben ist, wenn wir uns nahe beim Erlöser unter dem Kreuz wissen.

II. Der Herr erwartet von jedem Christen, daß er ihm nahe folgt, und das bedeutet, ihn bis nach Golgota zu begleiten. Lange schon, bevor er ans Kreuz genagelt wird, gab Jesus seinen Jüngern zu verstehen, daß auch sie den Weg des Kreuzes würden gehen müssen: Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig.8

Das Paradox der christlichen Abtötung spiegelt das Paradox des Kreuzes Christi wider. Nur die Liebe vermag das klar zu sehen. Wer in jene Art von Sterben einwilligt, findet das eigentliche Leben; wer sich aber eigensüchtig am Leben festklammert, der findet nur Tod: Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.9 Der Herr hat angedeutet, daß es ohne Aussaat keine Ernte gibt : Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.10 Dieses Aufbrechen der eigenen Ichbefangenheit erlangt man nur durch regelmäßige Abtötung, durch Verzicht auf Bequemlichkeit und Eigennutz. Dann wird unser Leben fruchtbar: »Möchtest du nicht Weizenkorn sein, durch Abtötung sterben und volle Ähren hervorbringen? - Jesus segne dein Feld.«11

Das Kreuz kommt von einem Vater, der uns liebt und der weiß, was gut für uns ist. Das ist Grund genug, die Angst vor dem Opfer, das sich in freiwilligen kleinen Abtötungen ausdrückt, zu verlieren: Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht.12 Bei Jesus verlieren Leid und Not die Schwere des Unerträglichen. Sie machen uns vielmehr bereit für ein aufrichtiges Beten und lassen uns hinter den Fügungen des Lebens die Hand des Vaters erkennen.

Abtötung gibt uns die Kraft, uns zum Herrn aufzuschwingen; fehlt sie, hält uns die Erde fest. Wenn sie da ist - als freiwilliges Opfer, als gottgeweihter Schmerz, geduldig und in Liebe ertragen -, sind wir fest in Christus verankert.

III. Da Opfer und Abtötung den Neigungen unserer menschlichen Natur entgegengesetzt sind, dürfen wir nie vergessen, weshalb wir sie brauchen. Nur so ist es möglich, großherzig zu bleiben.

Aus zahlreichen Gründen sucht ein Christ die Abtötung. Den ersten Grund haben wir bereits erläutert: Gleichförmigkeit mit Christus, geistliche Teilhabe am erlösenden Opfer, das Christus dem Vater darbringt.

Ein weiterer Grund: Die Abtötung ist das »Mittel, um voranzukommen«13. Im einleitenden Dialog zur Präfation der heiligen Messe hebt der Priester die Hände zum Himmel und sagt: Erhebet die Herzen. Die Gläubigen antworten: Wir haben sie beim Herrn. Damit bekennen wir, daß wir das Herz nicht zum Gefangenen irdischer Güter machen wollen. Unausgesprochen ist hier die Buße - die regelmäßige Abtötung - mit eingeschlossen. Denn ohne sie bleibt die Seele in irdischen Anhänglichkeiten gefangen, in Unreinheit, Spießertum, Gieren nach Wohlergehen ... Und vieles, das in sich gut ist, wird dann zu einer Fessel.

Die Abtötung ist außerdem eine unerläßliche Voraussetzung für das christliche Zeugnis und das apostolische Wirken zur Ausbreitung des Reiches Gottes. »Das Tun ist ohne das Gebet nichts wert: das Gebet wird wertvoller durch das Opfer.«14 Es ware anmaßend, sich einzubilden, wir könnten andere für Gott einnehmen, ohne unsere Worte durch Beten zu untermauern und ohne unser Gebet durch freiwillige Abtötung - als Siegel seiner Echtheit - zu bekräftigen.

= 14 Es wäre anmaßend, sich einzubilden, wir könnten andere für Gott einnehmen, ohne unsere Worte durch Beten zu untermauern und ohne unser Gebet durch freiwillige Abtötung - als Siegel seiner Echtheit - zu bekräftigen.Schließlich ist die Abtötung auch Ausdruck der Wiedergutmachung für die eigenen Verfehlungen. Im Tagesgebet der heutigen Messe beten wir zu Gott, dem »Quell des Erbarmens und der Güte« »Wir stehen als Sünder vor dir, und unser Gewissen klagt uns an. Sieh auf unsere Not und laß uns Vergebung finden durch Fasten, Gebet und Werke der Liebe.«15

Durch die Läuterung auf dem Weg der Buße und der Abtötung werden sogar frühere Sünden fruchtbar: »Vergrabe durch die Buße deine Nachlässigkeiten, Beleidigungen und Sünden in der tiefen Grube, die deine Demut öffnet. - Denn so vergräbt auch der Bauer die faulen Früchte, die trockenen Äste und das gefallene Laub am Fuße des Baumes, der sie hervorbrachte. - Was unfruchtbar, ja, was schädlich war, trägt nun wirksam zu neuer Fruchtbarkeit bei. - Lerne, Schwung aus dem Sturz zu holen: Leben aus dem Tode.«16

Der Herr möge uns lehren, den Sinn von Buße und Abtötung tiefer zu erfassen, damit wir ihren verborgenen Reichtum zu nutzen wissen: »Wenn du an dein vergangenes Leben denkst - an ein Leben ohne Höhen und Tiefen, dann mache dir klar, wieviel Zeit du verloren hast, und frage dich auch, wie du sie zurückgewinnen kannst - durch Buße und eine größere Hingabe.«17

Opferwille und Buße des Christen verbinden sich mit Christi Kreuz. Meistens geht es dabei um die kleinen Abtötungen. Und es gibt zahlreiche Motive für die Buße: »Gründe zur Buße? Sühne, Wiedergutmachung, Bitten, Danksagung: lauter Mittel, um voranzukommen ...: für dich, für mich, für deine Familie, dein Land, die Kirche ... Und tausend Gründe mehr.«18

1 vgl. Lk 12,50. - 2 Mt 16,24. - 3 Lk 14,27. - 4 R. Guardini, Der Herr, Würzburg 1951, S.343. - 5 1 Kor 1,23. - 6 J. Escrivá, Der Weg, Nr. 172. - 7 Theresia von Avila, Weg zur Vollkommenheit, 18,2. - 8 Mt 10,38. - 9 Mt 16,25. - 10 Joh 12,24-25. - 11 J. Escrivá, Der Weg, Nr. 199. - 12 Mt 11,28-30. - 13 vgl. J. Escrivá, Der Weg, Nr. 232. - 14 ebd., Nr. 81. - 15 Tagesgebet vom Dritten Fastensonntag. - 16 J. Escrivá, Der Weg, Nr. 211. - 17 ders., Die Spur des Sämanns, Nr. 996. - 18 ders., Der Weg, Nr. 232.

von 02.03.2013 06:00

FASTENZEIT
2. WOCHE - SAMSTAG

18

jeder mensch ist DER VERLORENE SOHN


Kinder Gottes und Erben eines großen Gutes. Durch die Sünde können wir die Gaben Gottes verschleudern.
Am Anfang jeglicher Umkehr steht eine mutige Gewissenserforschung, die die Sünde beim Namen nennt.
Heimkehr durch das Sakrament des göttlichen Erbarmens. Freude im väterlichen Haus.

I. Der Herr ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Gnade. Der Herr ist gütig zu allen; sein Erbarmen waltet über all seinen Werken1, beten wir im Eröffnungsvers der heutigen Messe. Und im Evangelium hören wir vom Ärger der Pharisäer, weil der Herr unbekümmert mit den Zöllnern und mit sündigen Menschen Umgang hatte. Dies ist der Hintergrund des Gleichnisses vom verlorenen Sohn: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngste von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater gib mir das Erbteil, das mir zusteht.2

Wir sind Kinder Gottes, sind wir aber Kinder, dann auch Erben3. Das kostbare Gut dieser Erbschaft wird erst in der vollen Gemeinschaft mit Gott im Himmel unser fester Besitz sein. Hier auf Erden können wir mit ihm so umgehen wie der jüngere Sohn im Gleichnis: Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. »Dieser Sohn, der vom Vater das ihm zustehende Erbteil erhält und von zu Hause weggeht, um es in einem fernen Land mit seinem >zügellosen Leben< zu verschleudern, ist in gewisser Hinsicht der Mensch aller Zeiten.«4

Durch die schwere Sünde fügt sich der Mensch ein schlimmes Unglück zu: er entfernt sich vom väterlichen Haus und verliert dabei die Zielrichtung seines Lebens aus den Augen. Das Gute, das er getan hat, die Pläne Gottes mit ihm, seine Berufung zur Heiligkeit, seine Vergangenheit und seine Zukunft zählen auf einmal nicht mehr. Er verliert die heiligmachende Gnade und gibt die Verbindung mit seinem Lebensprinzip, Gott, auf; neue Verdienste kann er sich in diesem Zustand nicht erwerben, er gerät in die Knechtschaft des Teufels. Zwar ist es mit der läßlichen Sünde anders. Sie bewirkt nicht den geistlichen Tod der Seele, jedoch schafft auch sie Abstand von Gott: sie ist wie ein Stehenbleiben, wie ein Sich-ablenken-lassen auf dem Weg zu Gott5.

Der junge Mann, der gemeint hatte, fern von Zuhause sein Glück zu finden, begann schon bald zu darben. Er sah sich gezwungen, Schweine zu hüten, die erniedrigendste Tätigkeit, die es für einen Juden gab. »Das Vermögen, welches der Sohn vom Vater empfangen hatte, war eine Quelle materieller Güter; aber wichtiger als diese Güter war seine Würde als Sohn im Hause des Vaters. Die Lage, in der er sich nach dem Verlust der materiellen Güter vorfand, mußte ihm den Verlust dieser Würde zum Bewußtsein bringen. Früher, als er vom Vater sein Erbteil verlangte, um fortzugehen, hatte er daran nicht gedacht.«6 In der Not und Einsamkeit vollzieht sich »das Drama der verlorenen Würde, das Wissen um die leichtsinnig zerstörte Sohnschaft«7.

II. »Der materielle Engpaß, in den der verlorene Sohn durch seine Leichtfertigkeit und seine Sünde geraten war, hatte in ihm den Sinn für seine verlorene Würde zum Reifen gebracht.«8 Er geht in sich und beschließt, sich auf den Heimweg zu machen. In sich gehen: Dies steht am Anfang jeglicher Umkehr, jeglicher Reue. Der Sohn entdeckt jetzt seinen Verlust und sieht, daß jenes Abenteuer ihn in die Irre geführt hat. Die Erforschung seines Gewissens ist kein künstlich herbeigeführter Zwang und kein bloßes Sich-Vergegenwärtigen dessen, was geschehen ist, sondern eine Regung der Reue, die aus dem Herzen kommt. »Soziologische Untersuchungen (...) reichen nicht hin, um Frieden und Gerechtigkeit in die Welt zu bringen. Die Wurzel des Bösen steckt im Menschen selbst. Daher muß auch das Heilmittel aus dem menschlichen Herzen kommen.«9

Dies erfordert den Mut, die Sünde beim Namen zu nennen und die eigene Lebensführung kritisch unter die Lupe zu nehmen, sie also nicht durch fadenscheinige Ausreden zu verbrämen. Johannes Paul II. sagte zu einer Gruppe junger Leute: »Lernt, das Weiße weiß und das Schwarze schwarz zu nennen; lernt, das Böse böse und die Sünde Sünde zu nennen.«10

In der Gewissenserforschung messen wir unser Leben an den Erwartungen Gottes. Einige geistliche Autoren vergleichen die Seele mit einem geschlossenen Raum. Öffnet man die Fenster, strömt das Licht herein und macht alles sichtbar: auch eine verschmutzte Ecke, einen verstaubten Tisch, eine häßliche Vase. Im Lichte der Gnade erkennen wir uns bei der Gewissenserforschung, wie wir wirklich sind, das heißt, wie wir vor Gott dastehen. Die Heiligen haben sich immer als Sünder gesehen, weil sie die Fenster ihres Innern stets für das Licht der Gnade weit offen hielten und so den ganzen Raum ihrer Seele prüfen konnten. Eine Gewissenserforschung bei offenen Fenstern läßt auch die Unterlassungen im Umgang mit Gott sichtbar werden und läßt uns fragen, warum das so ist. Wenn wir nichts zu bereuen hätten, wäre zu vermuten, daß wir uns nicht genügend dem göttlichen Licht ausgesetzt haben, das uns den tatsächlichen Zustand unserer Seele offenbart. Denn bei geschlossenen Fenstern bleibt das Zimmer dunkel: der Staub, der ramponierte Stuhl, das schiefe Bild bleiben unsichtbar.

Der Hochmut in uns wird es immer darauf anlegen, daß wir uns nicht so sehen, wie wir sind: ihre Augen halten sie geschlossen, damit sie mit ihren Augen nicht sehen11. Die Worte des Herrn gelten den Pharisäern, die taub und blind bleiben, weil sie sich nicht ändern wollen.

III. Dann brach er auf und ging zu seinem Vater.

Vom Irrweg umkehren. Die Sehnsucht nach Hause wird nach und nach tiefer und lauterer im Sohn. Die Begrüßung, die er sich zurechtgelegt hat, wird von Wort zu Wort aufrichtiger: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner.

»In gewisser Weise ist das menschliche Leben eine ständige Heimkehr ins Haus unseres Vaters. Heimkehr durch die Reue, diese Bekehrung des Herzens, die den Wunsch, uns zu ändern, in sich schließt, den festen Entschluß, unser Leben zu bessern, und die sich daher auch in Werken des Opfers und der Hingabe äußert. Wir kehren heim ins Haus unseres Vaters durch das Sakrament der Vergebung, indem wir, unsere Sünden bekennend, Christus anziehen und so seine Brüder werden, Glieder der Familie Gottes.«12

Ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt: Dies soll unsere Haltung beim Empfang des Bußsakramentes sein: ein demütiges, schlichtes Bekenntnis, das die Sünden weder zu beschönigen noch zu rechtfertigen sucht. Die Aufrichtigkeit ist das Zeichen dafür, daß wir unsere Verfehlungen wirklich bereuen.

Der Sohn kehrt hungrig, schmutzig und zerlumpt heim. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küßte ihn.

Der Vater lief ihm entgegen ... »Das Erbarmen, wie es Christus im Gleichnis vom verlorenen Sohn darstellt, hat die innere Form jener Liebe, die im Neuen Testament >agape< genannt wird. Solche Liebe ist fähig, sich über jeden verlorenen Sohn zu beugen, über jedes menschliche, vor allem über das moralische Elend: die Sünde. Wenn das geschieht, fühlt sich der, dem das Erbarmen zuteil wird, nicht gedemütigt, sondern gleichsam wiedergefunden und >aufgewertet<.«13 Deswegen schenkt die sakramentale Begegnung mit dem barmherzigen Vater immer Hoffnung und Freude.

Diese Freude ist auch Freude des Vaters: Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her, und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen ein fröhliches Fest zu feiern.

Das beste Gewand macht den Heimgekehrten zum Mittelpunkt des Festes; mit dem Ring ist ihm die Siegelgewalt zurückgegeben, die verlorenen Rechte; die Schuhe dürfen wir als Zeichen der wiedergewonnenen Freiheit verstehen. Er wird neu ausgestattet: »Im Sakrament der Buße ziehen du und ich Jesus Christus und seine Verdienste an.«14 Ohne daß wir es verdient hätten, erhalten wir alles zurück, was wir durch die Sünde schuldhaft verloren haben: die Gnade und die Würde der Gotteskindschaft. Durch das Sakrament der göttlichen Barmherzigkeit dürfen wir immer wieder freudig ins Haus des Vaters zurückkehren: Ich aber sage euch: Ebenso herrscht auch bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt.15

Die Lossprechung vollendet das Bußsakrament, die Verrichtung der auferlegten Buße bezeugt unseren Willen zu Versöhnung und Wiedergutmachung. »So >vergißt< der Christ, der Buße tut, was hinter ihm liegt (Phil 3,13), fügt sich neu in die Heilsordnung ein und richtet sich auf die Vollendung der Heilszeit aus.«16

1 Eröffnungsvers der Messe vom Tage. Ps 145,8-9. - 2 Lk 15,1-3.11-32. - 3 Röm 8,17. - 4 Johannes Paul II., Enz. Dives in misericordia, 5. - 5 vgl. ders., Apost. Schreiben Reconciliatio et Paenitentia, 2.12.1984, 17. - 6 ders., Enz. Dives in misericordia, 5. - 7 ebd. - 8 ebd. - 9 ders., Ansprache an Studenten, Rom, 11.4.1979. - 10 ders., Ansprache an Studenten, Rom, 26.3.1981. - 11 Mt 13,15. - 12 J. Escrivá, Christus begegnen, 64. - 13 Johannes Paul II., Enz. Dives in misericordia, 6. - 14 J. Escrivá, Der Weg, Nr. 310. - 15 Lk 15,10. - 16 Die Feier der Versöhnung. Pastorale Einführung, 6.

von 01.03.2013 13:45

FASTENZEIT
2. WOCHE - FREITAG

17

DIE SÜNDE VERABSCHEUEN

Jede Sünde steht in geheimnisvoller Beziehung zum Leiden Christi. Verlust des Sündenbewußtseins.
Gefährlichkeit der läßlichen Sünden. Sie fördern die Lauheit.
Auch kleine Sünden als Sünde erkennen. Aufrichtigkeit. Gewissenserforschung. Reue.

I. Gott hat uns geliebt und seinen Sohn gesandt als Sühne für unsere Sünden.1 Die Liturgie der Fastenzeit führt uns nach und nach hin zur Mitte des Mysteriums der Erlösung. Sie stellt uns Gestalten des Alten Testaments vor, in denen wir schattenhaft den Erlöser ahnen können. Heute hören wir in der ersten Lesung der heiligen Messe die Geschichte vom alttestamentlichen Patriarchen Josef. Der Verrat seiner Brüder an ihm wurde - nach dem Plan der göttlichen Vorsehung - zur Vorstufe des Heils für die Stämme des auserwählten Volkes2. Er ist Sinnbild für Christus, den Erlöser.

Josef war der Lieblingssohn Jakobs. Auf dessen Geheiß hin macht er sich auf die Suche nach seinen Brüdern, er soll ihnen einen Gruß des Vaters und etwas zu essen bringen. Die Brüder - neidisch, weil der Vater ihn bevorzugte - planen, ihn umzubringen; schließlich verkaufen sie ihn stattdessen als Sklaven. Gott bedient sich dieses Umstandes, damit Josef nach Ägypten gelangt, wo er Jahre später ein hoher Beamter werden soll. Während einer Hungersnot wird er, in der Freiheit seines Herzens, zum Retter seiner Brüder. Die israelitischen Stämme lassen sich in Ägypten nieder, das zur Wiege des auserwählten Volkes wird. Wenn jemand sich mit einer Bitte an den Pharao wendet, antwortet dieser: Geht zu Josef.

Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf3, heißt es bei Johannes. Christus schildert dieses Verhalten anhand eines dramatischen Gleichnisses: Ein Gutsbesitzer schickt den Winzern, denen er das Land verpachtet hat, zahlreiche Boten, um seinen Anteil am Weinberg einzufordern. Sie werden mißhandelt und verjagt: Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben. Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten, damit wir seinen Besitz erben. Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um.4 Später sollte das Gleichnis Jesu Wirklichkeit werden.

Die Sünden der Menschen waren die Ursache für den Tod des Herrn. Jede Sünde steht in geheimnisvoller Beziehung zu seinem Leiden. Nur wenn wir im Lichte der Gnade auf das Mysterium der Erlösung schauen, sind wir in der Lage zu erkennen, was Sünde und wie verwerflich sie ist. Erst dann geht uns ein Licht auf: wir brauchen Läuterung, Sühne, Reue. Dies ist die ständige Botschaft der Kirche, besonders in dieser Fastenzeit.

Am Anfang unserer Bereitschaft umzukehren steht der Wille, standhaft jede Sünde abzuwehren und auch alle Umstände zu meiden, die uns in Gefahr bringen könnten, Gott zu beleidigen. Die sittliche Erneuerung, deren die Welt so sehr bedarf, geht von der tiefen Überzeugung aus, »daß es für dich auf der Erde nur ein Übel gibt, das du fürchten und mit der Gnade Gottes vermeiden mußt: die Sünde.«5 »Der Verlust des Sündenbewußtseins ist eine Form oder eine Frucht der Verneinung Gottes nicht nur in ihrer atheistischen, sondern auch in ihrer säkularistischen Spielart. Wenn Sünde ein Abbruch der Kindesbeziehung zu Gott ist, um die eigene Existenz aus dem Gehorsam ihm gegenüber herauszunehmen, dann ist Sündigen nicht nur eine Verneinung Gottes. Sündigen ist auch, so zu leben, als ob er nicht existiere; Sündigen ist, ihn aus dem eigenen Alltag zu beseitigen«6.

Wir wollen mehr und mehr in unseren Sünden den geheimnisvollen Zusammenhang mit Christi Leiden sehen: »Tu meine Augen auf, rühre mein Herz an, daß ich sehe und tief inne werde, wie groß deine Liebe zu mir ist: daß ich mich mit ganzer Seele zu dir wende, mein Erlöser, und von der Sünde lasse, die dir so bittere Schmerzen gebracht hat.«7

II. Das Bemühen um persönliche Umkehr muß uns allmählich in Fleisch und Blut übergehen. Und es gibt bestimmte Zeiten und Umstände, wie jetzt die Fastenzeit, die für uns besondere Gnaden Gottes bereithalten. Unser Kampf gegen die Sünde kann dann bewußter werden, das Bemühen um gute Werke beharrlicher.

Wir erfassen die Verwerflichkeit der Sünde viel konkreter, wenn wir bedenken, wieviel Jesus Christus wegen unserer Vergehen gelitten hat. Gott hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht8, schreibt der heilige Paulus. Es beginnt mit der unaussprechlichen Todesangst in Getsemani: »Auf dem harten Boden kniend, harrt er aus im Gebet. - Er weint um dich ... und um mich: die Sünden der Menschen lasten schwer auf ihm.«9 Die Betrachtung dieses Augenblicks im Leben des Herrn mag uns besonders dann helfen, wenn Versuchungen uns bedrängen.

Das Wachsen im geistlichen Leben hängt von der Haltung ab, die wir der läßlichen Sünde gegenüber einnehmen. Die Sünden, die wir als harmlos ansehen, fügen in Wirklichkeit der Seele großen Schaden zu, da sie sie stumpf und gleichgültig werden lassen gegenüber den Eingebungen und Anstößen des Heiligen Geistes. Läßliche Sünden beeinträchtigen das Gnadenleben, erschweren das Bemühen um die Tugenden und ebnen nach und nach der schweren Sünde den Weg. In einem geistlichen Buch heißt es über die gewohnheitsmäßigen läßlichen Sünden: »Viele Fromme sind fast dauernd in >kleinen< Dingen untreu und ungenau; sie sind ungeduldig, lieblos in Gedanken, Urteilen und Worten, im Reden und Sichgeben, sie sind schlaff und träge in religiösen Dingen, unbeherrscht, zu frei im Reden und gehen leichtfertig mit dem Rufe des Nächsten um. Sie wissen um ihre Fehler und Untreuen. Sie klagen sich wohl auch darüber in der heiligen Beichte an. Aber sie bereuen sie nicht ernst und wenden die Mittel nicht an, mit denen sie diesen Sünden vorbeugen könnten. Sie beachten nicht, daß jede dieser Untreuen und Sünden wie ein Mühlstein um ihren Hals ist, der sie niederzieht. Sie beachten nicht, wie sie anfangen, nur mehr rein natürlich-menschlich zu denken, wie sie nur noch aus rein natürlichen Beweggründen handeln, wie sie den Anregungen der Gnade gewohnheitsmäßig widerstehen und die Gnaden mißbrauchen. Und die Folgen davon? Die Seele büßt den Glanz ihrer Schönheit ein. Gott zieht sich von ihr mehr und mehr zurück. Sie findet nach und nach zu Gott nicht mehr das Verhältnis wie ehedem. Sie erkennt ihn nicht mehr als den liebenden Vater, dem sie in kindlicher Zärtlichkeit verbunden ist. Es ist etwas zwischen sie und Gott getreten.«10 Die Seele gerät auf den abschüssigen Pfad der Lauheit.

Wie läßt sich diese Gefahr bannen? Indem wir auch jene Beleidigungen Gottes zu meiden suchen, die geringfügig erscheinen. »Du tust mir leid, wenn du keinen Schmerz über deine läßlichen Sünden verspürst. - Erst dann beginnst du wirklich inneres Leben zu haben.«11 »Bitte für uns Sünder« heißt es im Gebet der Kirche zur Muttergottes. Ihre Fürbitte möge uns empfänglicher für eine Liebe werden lassen, die nicht nur die schwere Sünde, sondern auch die bewußte läßliche Sünde verabscheut.

III. »Das echte Sündenbewußtsein wieder neu zu formen, das ist die erste Weise, um die schwere geistige Krise, die den Menschen unserer Zeit bedrückt, anzugehen.«12

Nur wenn wir die läßliche Sünde als wirkliche Sünde, d.h. als eine Gott zugefügte Beleidigung, erkennen, finden wir die Kraft, uns gegen sie zu wehren. Denn wir sehen dann, daß auch sie die Nähe zu Gott beeinträchtigt. Haben wir also den Mut, auch Geringfügigkeiten beim Namen zu nennen, ohne Umschweife, ohne Verharmlosung: erste Anwandlungen von Jähzorn oder Neid, das noch unklare Gefühl einer Unordnung im sinnlichen Empfinden, den scheinbar harmlosen Wunsch, im Mittelpunkt eines Gespräches zu stehen, das Kreisen um sich selbst, das uns für die Sorgen anderer taub macht, eine routinierte Frömmigkeit, Vorurteile ... Nennen wir dies Sünde, und nicht bloß unvermeidliche Unzulänglichkeiten. »Wessen Seele einen gesunden Geruchssinn hat« sagte der heilige Augustinus, »der wird den widerlichen Gestank der Sünde wahrzunehmen wissen.«13

Nur mit der Hilfe des Heiligen Geistes ist es möglich, unsere Fehler und Sünden wirklich einzusehen, mit wachem Gewissen, mit dem Wunsch nach Vergebung. Der Heilige Geist schenkt uns eine aufrichtige Reue über unsere Fehler und Sünden. Er hilft uns, die Gewöhnung zu überwinden, besonders wenn wir im Sakrament der Beichte die göttliche Barmherzigkeit erfahren. Der heilige Franz von Sales gibt den Rat: »Sorge dich darum, wirklich Schmerz zu empfinden über die Sünden, die du beichtest, so leicht sie auch sein mögen, und nimm dir fest vor, dich zu bessern. Es gibt viele, die wertvollen Besitz und erheblichen geistlichen Nutzen preisgeben. Weil sie nämlich ihre läßlichen Sünden nur aus Gewohnheit und Pflichtgefühl beichten, ohne die Absicht sich zu bessern, verharren sie ihr ganzes Leben unter der Last dieser Sünden.«14

Maria ist Zuflucht der Sünder. Wir empfehlen uns ihrer Fürbitte, damit wir ein waches Gewissen haben - feinfühlig in der Liebe zu Christus und zu allen Menschen, aufrichtig in der Beichte, mutig beim reuigen Eingeständnis unserer Verfehlungen, auch der kleinen.

1 Kommunionvers. 1 Joh 4,10. - 2 vgl. Gen 37,3-4.12-13.17-28. - 3 Joh 1,11. - 4 Evangelium der Messe vom Tage. Mt 21,33-43.45-46. - 5 J. Escrivá, Der Weg, Nr. 386. - 6 Johannes Paul II., Apost. Schreiben Reconciliatio et Paenitentia, 2.12.1984, 18. - 7 R. Guardini, Der Kreuzweg unseres Herrn und Heilandes, Mainz 1967, S.23. - 8 2 Kor 5,21. - 9 J. Escrivá, Der Rosenkranz, Die Todesangst im Ölgarten. - 10 B. Baur, Still mit Gott, Krefeld 1957, S.60. - 11 J. Escrivá, Der Weg, Nr. 330. - 12 Johannes Paul II., Apost. Schreiben Reconciliatio et Paenitentia, 2.12.1984, 18. - 13 Augustinus, Erklärung der Psalmen (37). - 14 Franz von Sales, Philothea, II,19.

von 28.02.2013 11:45

FASTENZEIT
2. WOCHE - DONNERSTAG

16

losgelöst sein

Loslösung als Weg zur Freiheit des Herzens. Irdische Güter sind nur Mittel zum Zweck.
Loslösung und Großzügigkeit. Merkmale der Loslösung.
Auch die übertriebene Sorge um uns selbst kann zu einer Fessel werden. Durch Verzicht Raum schaffen für Gott.

I. In dieser Fastenzeit ermahnt uns die Kirche immer wieder zum Verzicht, zur Loslösung vom Irdischen, damit das Herz frei werden kann für Gott. Nur so kann es aufblühen und reich werden an Früchten. Der Prophet Jeremia sagt es uns in der ersten Lesung der heutigen Messe mit einem wunderbaren Bild aus der Natur: Gesegnet der Mann, der auf den Herrn sich verläßt und dessen Hoffnung der Herr ist. Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und am Bach seine Wurzeln ausstreckt: Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt; seine Blätter bleiben grün; auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, unablässig bringt er seine Früchte.1

Anders ist es mit jenem, dessen Herz sich abwendet vom Herrn und es nicht fertig bringt, Abstand vom Irdischen zu nehmen, weil er seine Hoffnung lieber auf die Dinge dieser Welt setzt: Er ist wie ein kahler Strauch in der Steppe, der nie einen Regen kommen sieht; er bleibt auf dürrem Wüstenboden, im salzigen Land, wo niemand wohnt.2

Natürlich möchte der Herr, daß wir uns um irdische Dinge kümmern und sie gebührend lieben. Er ist ja der Schöpfer der Erde, die wir nach seinem Auftrag hüten und uns untertan machen sollen3. Aber eine sklavische Liebe zum Irdisch-Materiellen würde uns Fesseln anlegen für unseren Aufstieg zu Gott: Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.4 Und wie sinnlos wäre dann unser Leben!

»Christus ist der Weg, um zu Gott zu gelangen - aber der Christus am Kreuz. Und um das Kreuz zu besteigen, muß das Herz frei sein, losgelöst vom Irdischen.«5 Unser Herr selbst gibt uns das Beispiel eines Lebens in souveräner Freiheit: Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen6, sagt der Apostel Paulus.

Irdische Reichtümer können einen Menschen in innere Armut stürzen. Wie den jungen Mann im Evangelium, der Jesus nachfolgen möchte; doch er ging traurig weg, denn er hatte ein großes Vermögen7. Im Anschluß daran sagt der Herr: Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen!8 Die Jünger erschrecken. »Also rechnen sie sich auch zu den >Reichen<? Gewiß, und Jesus stimmt zu. Jenes Reichsein, worüber hier das Urteil gesprochen wird, bedeutet nicht das viele Geld gegenüber dem wenigen oder den großen Grundbesitz gegenüber dem kleinen Acker, sondern jeden Besitz. Die Tatsache des Besitzens überhaupt ist das Reichsein (...). Das Haben überhaupt, selber und für sich - darauf kommt es hier an. Und nun sagt Jesus: Nur aus der Kraft Gottes, aus der freimachenden Großmut schenkender Liebe Gottes heraus kann man alles weggeben, aus einem >Reichen< ein >Armer< werden (...). In der rechten Weise aber, nach Gerechtigkeit und Nächstenliebe zu besitzen, etwas zu haben, ohne im Sinn der Schrift >reich< zu sein, kann man nur aus der gleichen Gotteskraft heraus, die fähig macht, alles wegzugeben«9.

Die materiellen Güter, die Gott dem Menschen schenkt, haben eine individuelle und eine soziale Funktion. Wer sich aber an das, was er besitzt, klammert, verwaltet die geschenkten Gaben nicht im gottgewollten Sinn, sondern setzt an ihre Stelle gleichsam ein goldenes Kalb als Götzen.

Wer im spirituellen Leben wachsen will, muß die Fäden zerreißen, die - und seien sie noch so fein - uns ungebührlich an Dinge, Personen oder auch an uns selbst fesseln. »Mir scheint es keinen Unterschied zum machen« sagt Johannes vom Kreuz, »ob ein Vogel mit einer dünnen statt mit einer dicken Schnur festgebunden ist, denn er wird mit der dünnen ebenso festgehalten wie mit der dicken, solange es ihm nicht gelingt, sie zu zerreißen und davonzufliegen. Gewiß ist die dünne Schnur leichter zu zerreißen; so leicht es aber auch sein mag, wenn es ihm nicht gelingt, die Fesseln zu sprengen, wird er nicht aufsteigen können.«10

II. Im Evangelium der heutigen Messe hören wir das Gleichnis von einem Mann, der sich nicht als Verwalter eines Vermögens versteht, sondern als egoistischer, sinnlos verschwenderischer Alleinbesitzer. Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag herrlich und in Freuden lebte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel.11

Dieser Mann des Gleichnisses hatte eine eigenwillige Art, das Leben zu verstehen: Er »feierte« Er war ein Genießer, er hatte keine Augen für die Not vor seiner Tür. Weder hatte er etwas gegen Gott noch gegen den armen Bettler. Er sah sie einfach nicht. Diese Blindheit ist seine Sünde. Gregor der Große schreibt: »Nicht der Reichtum war es, der den Prasser daran hinderte, ins Reich der Seligen einzugehen: seine Selbstsucht vielmehr war es und seine Treulosigkeit«12.

Egoismus und Gefühlsroheit sind ein Hindernis für die Wahrnehmung fremder Not. Dann werden Menschen wie wertlose Sachen behandelt, je nach eigenem Nutzen hin- und hergeschoben. Wie anders wird es, wenn wir uns unseres Reichtums bewußt werden! Wievieles davon können wir dann verschenken und dadurch noch reicher werden: Freundlichkeit, Verständnis, Herzlichkeit, Ermutigung, eine gut verrichtete Arbeit, ein Almosen, das im rechten Moment den Bedürftigen erreicht, eine Spende an eine wohltätige Einrichtung - und nicht zuletzt ein gutes Wort unter vier Augen, das dazu anregt, über Gott nachzudenken und ernst zu machen mit seinen Gnadenmitteln.

Durch den rechten Gebrauch der Reichtümer, die Gott uns anvertraut hat - ob geistig oder materiell, ob beträchtlich oder gering -, sammeln wir uns Schätze im Himmel13. Nur wenn wir reichlich geben, - überzeugt, daß wir es mit Brüdern und Schwestern in Christus, mit Kindern Gottes zu tun haben -, werden wir hier auf Erden und hernach im ewigen Leben glücklich sein. Die Nächstenliebe ist in allen ihren Äußerungen immer ein Stück Verwirklichung des Reiches Gottes. Sagen wir es anders: sie ist eine Art Vermögen, das wir, trotz aller Wechselfälle von Armut und Reichtum in dieser Welt, nie verlieren.

Die Loslösung muß aber wirksam werden, sie muß erkennbare Früchte tragen, die freilich ohne Opfer nicht zu erlangen sind. Sie muß auch natürlich und unaufdringlich sein, der Art von Christen entsprechend, die, eingebettet in die irdischen Strukturen, selbstverständlich für ihre Arbeit und für ihre apostolischen Aufgaben materielle Mittel benötigen. Alle irdischen Güter sind nichts im Vergleich mit dem unermeßlichen Gut, das wir zu erwerben trachten.

III. Unsere Loslösung erwächst aus der Liebe zu Gott und vermehrt sie zugleich. Denn in einer Seele voller Anhänglichkeiten bleibt für Gott nicht mehr als ein Notsitz übrig. Die Fastenzeit eignet sich besonders gut für eine gründliche Prüfung unserer Einstellung gegenüber dem materiellen Besitz. Gibt es zuviele Dinge bei mir - Plunder -, deren Sinn und Nutzen ich nicht angeben kann? Ist mein Konsumverhalten von der Laune des Augenblicks bestimmt? Setze ich mich ab von der verbreiteten Neigung, Wohlstand zu demonstrieren? Bin ich großzügig beim Almosengeben? Bin ich es auch bei der Unterstützung der Kirche und ihrer apostolischen Werke? Verliere ich den inneren Frieden, wenn ich einmal etwas entbehren muß, das ich für nötig halte?

Nicht nur materielle Güter sind Gegenstand der Loslösung, die der Herr von uns erwartet. Auch das eigene Ich kann uns fesseln: etwa die krankhafte Sorge um die eigene Gesundheit, die übertriebene Gewichtung der Meinung anderer über uns oder die Überschätzung von beruflichen Erfolgen.

»Ja, auch jene guten Anliegen schließe ich hier ein (...), die aus dem Wunsch hervorgehen, nur die Ehre Gottes zu suchen und ihn in allem zu preisen. Bei solchen Anliegen soll unser Wille klar und bestimmt reagieren: Herr, ich möchte dies oder jenes, aber nur, wenn es dir gefällt, wozu sonst nützte es mir? Wir versetzen so dem Egoismus und der Eitelkeit, die sich in unser aller Herz einschleichen, den Todesstoß und gewinnen auf diesem Weg den wahren Frieden der Seele; denn in dem Maße, da sie sich loslöst, birgt sie sich immer inniger und stärker in Gottes Armen.«14

Wer Christ ist, muß Besitz so erwerben, als würde er nicht Eigentümer15. Gregor der Große sagt dazu: »Wer das Nötige zusammenträgt, um Nutzen daraus zu ziehen, dabei aber klug voraussieht, daß er seinen Besitz bald wieder aufgeben muß, besitzt so, als besäße er nicht. Wer das Lebensnotwendige sein eigen nennt und vermeidet, daß sein Besitz die Herrschaft über sein Herz gewinnt, so daß all dies der Reifung seiner Seele dient - die ja nach Höherem strebt - und dieser niemals schadet, bedient sich dieser Welt so, als ziehe er keinen Nutzen aus ihr.«16

Die Gesundheit ist ein wichtiges Gut. Die Sorge um sie könnte uns jedoch gleichsam krank machen. Dazu schreibt die heilige Theresia von Avila: »Ich habe darüber nachgedacht, wie wichtig es ist, unserer Zerbrechlichkeit nicht zu achten, wenn wir dem Herrn zu dienen wünschen (...). Was taugte uns Leben und Unversehrtheit des Leibes, vermöchten wir sie nicht einem so großen Herrn und König hinzugeben? Glaubt mir, meine Schwestern, daß ihr, diesen Weg beschreitend, gewiß nie Not leiden werdet.«17

Unser Herz gehört Gott, denn für ihn wurde es geschaffen und nur in ihm mündet all sein Sehnen nach Glück und Unendlichkeit. »Jesus genügt es nicht, daß man mit ihm >teilt<: Er will alles.«18 Alles andere, was wir reinen und lauteren Herzens lieben und was unser irdisches Leben ausmacht, muß sich an dieser großen Liebe, Jesus Christus, ausrichten und sich von ihr nähren.

Die heilige Maria, unsere Mutter, möge uns helfen, unser Herz frei von Fesseln zu machen, damit allein ihr Sohn in ihm herrscht.

1 Jer 17,7-8. - 2 Jer 17,5-6. - 3 vgl. Gen 1,28. - 4 Mt 6,24. - 5 J. Escrivá, Der Kreuzweg, X. - 6 vgl. 2 Kor 8,9. - 7 vgl. Mk 10,22. - 8 Mk 10,23. - 9 R. Guardini, Der Herr, Würzburg 1951, S.334. - 10 Johannes vom Kreuz, Lebendige Liebesflamme, 11,4. - 11 Lk 16,19-21. - 12 Gregor der Große, Homilien über das Lukasevangelium, 40,2. - 13 vgl. Mt 6,20. - 14 J. Escrivá, Freunde Gottes, 114. - 15 1 Kor 7,30. - 16 Gregor der Große, Homilien über die Evangelien, 36. - 17 Theresia von Avila, Buch der Klosterstiftungen, 28,18. - 18 J. Escrivá, Der Weg, Nr. 155.

von 27.02.2013 12:46

FASTENZEIT
2. WOCHE - MITTWOCH

15

DEN KELCH DES HERRN TRINKEN

Wir können es: der Herr läßt uns nicht im Stich, wenn wir in seiner Nachfolge auf das Kreuz stoßen.
Leid und Schmerz - Weg der Erlösung. Kleine Überwindungen im Alltag.
»Miterlöser« werden. Dem Nächsten dienen.

I. Jesus ist mit seinen Jüngern auf dem Weg nach Jerusalem. Unterwegs kommt er, nun schon zum dritten Mal, auf sein Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung zu sprechen. Unweit von Jericho legt der Herr eine Rast ein. Da tritt eine Frau an ihn heran, die Mutter des Jakobus und des Johannes. Matthäus berichtet: Sie fiel vor ihm nieder, weil sie ihn um etwas bitten wollte (...): Versprich, daß meine beiden Söhne in deinem Reich rechts und links neben dir sitzen dürfen.1 Die Antwort des Herrn richtet sich unmittelbar an die zwei Jünger: Ihr wißt nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde? Sie sagten zu ihm: Wir können es.2

Wir erinnern uns an eine andere Stelle des Evangeliums: Doch die Zwölf verstanden das alles nicht; der Sinn der Worte war ihnen verschlossen, und sie begriffen nicht, was er sagte.3 Wahrscheinlich haben die beiden Brüder die Tragweite des Wortes Jesu auch diesmal nicht begriffen. Ihr Wir können es mag naiv und wenig durchdacht gewesen sein, aber aus dieser Antwort spricht eine erfrischende Bereitschaft, alles zu tun, was die Nachfolge mit sich bringen wird. Es ist, als ob sie dem Herrn sagen möchten: Wir kennen dich, und du kennst uns, du wirst uns nicht im Stich lassen, wenn wir etwas wagen.

Die heilige Theresia von Avila zieht eine spirituelle Nutzanwendung aus dieser Episode: »Die göttliche Majestät weiß viel besser, was uns ansteht; es gibt daher keinen Grund, dem Herrn zu raten, was er uns gewähren soll, mit Fug wird er uns sagen können, daß wir nicht wissen, worum wir bitten.«4

Der Dialog zwischen Jesus und den beiden Jüngern vollzieht sich auf verschiedenen Ebenen: Johannes und Jakobus erbitten sich einen Ehrenplatz im kommenden Reich, Jesus aber spricht von der Erlösung, die er in Schmach und Schande vollziehen wird. Er fragt sie, ob sie bereit sind, mit ihm zu leiden. Dabei bedient er sich des jüdischen Bildes des Kelches, das für den Willen Gottes über einen Menschen steht5.

Den Kelch eines anderen zu leeren war Zeichen tiefer Freundschaft und der Bereitschaft, das Schicksal mit dem Freund zu teilen. Nachfolge heißt Bereitschaft zum Trinken des Kelches. Und die Herrlichkeit, an welcher die zwei Jünger teilnehmen wollen, ist nur durch Kreuzesteilnahme zu erlangen.

Seid ihr bereit, mit mir zu leiden? Könnt ihr mit mir den Kelch trinken? Wir können es, antworteten die beiden Apostel. Jakobus starb wenige Jahre später, Herodes ließ ihn enthaupten6. Johannes erlitt aus Liebe zum Herrn Leid und Verfolgung. »Auch uns ruft er, auch uns fragt er, wie er Jakobus und Johannes gefragt hat: Potestis bibere calicem, quem ego bibiturus sum? (Mt 20,22). Könnt ihr den Kelch trinken - diesen Kelch der vollkommenen Ergebenheit in den Willen des Vaters -, den ich trinken werde? Possumus! (Mt 20,22). Ja, wir können es!, antworten Johannes und Jakobus. Ihr und ich, sind wir ernsthaft bereit, in allem den Willen unseres Vaters zu erfüllen? Haben wir dem Herrn das ganze Herz hingegeben? Oder kleben wir noch an uns selbst, unserem Eigennutz, unserer Bequemlichkeit, unserer Eigenliebe? Ist da noch etwas in uns, das unserem Christsein nicht entspricht, und woran liegt es, daß wir uns nicht läutern wollen? Heute haben wir Gelegenheit, dies abzulegen.«7

II. Ein Kirchenvater kommentiert die Reaktion des Herrn auf die mütterliche Bitte so: »Jesus wußte sehr wohl, daß sie stark genug waren, ihm auf seinem Kreuzweg nachzufolgen. Aber er stellte ihnen diese Frage unseretwegen, damit wir erfahren, daß niemand mit Jesus herrschen kann, wenn er nicht zuvor denselben Weg gegangen ist wie er; Dinge von hohem Wert nämlich sind nur zu einem hohen Preis zu erwerben.«8 Mit anderen Worten: Es gibt kein christliches Leben ohne das Kreuz. »Der Herr hat uns erlöst durch das Kreuz; mit seinem Tod hat er uns die Hoffnung zurückgegeben, das Recht auf Leben. Wir können daher Jesus nicht preisen, wenn wir ihn nicht als unseren Erlöser anerkennen, wenn wir ihm nicht im Geheimnis des Kreuzes unsere Ergebung bezeugen ... Der Herr verwandelte den Schmerz in ein Werkzeug der Erlösung; mit seinem Schmerz hat er uns unter der Voraussetzung errettet, daß wir nicht davor zurückscheuen, unseren Schmerz mit dem seinen zu vereinen und so aus beiden zusammen ein Werkzeug der Erlösung zu machen.«9

Das Leiden Christi läßt eigenes Leid zur Teilhabe am Werk der Erlösung werden. Was zuvor sinnlos erschien, erhält in Christus jetzt Sinn. Von da her ahnen wir die Tragweite der paulinischen Worte: Das alles erdulde ich um der Auserwählten willen, damit auch sie das Heil in Christus Jesus und die ewige Herrlichkeit erlangen.10

In der Fastenzeit stehen uns Abtötung und Buße deutlicher als sonst vor Augen, da wir des erlösenden Leidens unseres Herrn gedenken. Wir trinken den Kelch, den er trinken wird und der zum Kelch des Segens11 für alle Menschen werden wird. Die Worte der Konzilskonstitution »Gaudium et Spes« über die Mühsal menschlicher Arbeit gelten noch eindringlicher für Leid und Schmerz: »Durch seine Gott dargebrachte Arbeit verbindet der Mensch sich mit dem Erlösungswerk Jesu Christi selbst«12. Freiwillige kleine Abtötungen und das Ertragen unerwarteter Mißlichkeiten lassen uns am Erlösungsgeschehen teilhaben. Wir werden zu Mitträgern des Kreuzes Christi, in seiner Kraft zu Miterlösern unter ihm.

Dabei sind wir selbst die ersten Nutznießer. Denn die freiwillige Abtötung bedeutet Läuterung, und die ist unverzichtbar für ein kontinuierliches Gebet und für ein apostolisches Wirken, denn »das Tun ist ohne das Gebet nichts wert: das Gebet wird wertvoller durch das Opfer.«13

Buße und Abtötung entzünden sich an den ganz normalen, nur selten an außergewöhnlichen Situationen des Alltags. »Buße heißt, den Stundenplan genau zu erfüllen, den du dir vorgenommen hast, auch wenn das dem Leib widerstrebt oder wenn deine Gedanken in utopische Träume flüchten möchten. Buße heißt, zur festgesetzten Zeit aufzustehen. Buße heißt auch, eine schwierige, mühevolle Arbeit nicht ohne Grund auf später zu verschieben.

Zur Buße gehört, daß du deine Pflichten gegen Gott, gegen deine Mitmenschen und gegen dich selbst miteinander zu vereinbaren verstehst, indem du dich so forderst, daß du die nötige Zeit für die jeweilige Aufgabe findest. Du bist ein Büßer, wenn du dich der für das Gebet eingeplanten Zeit in Liebe unterwirfst, magst du dich auch erschöpft, lustlos oder innerlich kalt fühlen.

Buße heißt, ein Höchstmaß an Nächstenliebe im Umgang mit deinen Mitmenschen zu zeigen, ganz besonders denen gegenüber, die dir nahestehen. Buße heißt, zartfühlend zu sein mit den Trauernden, den Kranken, den Leidgeprüften und geduldig mit Menschen, die dir lästig fallen oder ungelegen kommen. Buße heißt, daß wir unsere Planungen umwerfen oder verschieben, wenn die Umstände es erfordern, und vor allem, wenn dies den guten, vernünftigen Anliegen unserer Mitmenschen zugute kommt.

Zur Buße gehört, daß wir mit guter Laune den tausend kleinen Widerwärtigkeiten des Alltags begegnen; daß wir unsere Beschäftigung nicht aufgeben, auch wenn der freudige Schwung des Anfangs sich nicht mehr einstellen will; daß wir dankbar essen, was auf den Tisch kommt, und uns diesbezüglich Extravaganzen versagen.

Für die Eltern und überhaupt für alle, die eine leitende oder erzieherische Aufgabe haben, bedeutet Buße, daß sie zurechtweisen, wenn es nötig ist, nachdem sie die Art des Fehlers und die persönlichen Voraussetzungen dessen, dem sie helfen wollen, berücksichtigt haben, ohne sich von albernen und sentimentalen subjektiven Erwägungen beirren zu lassen.

Der Geist der Buße führt dazu, daß wir uns nicht von Kolossalgemälden zukünftiger Pläne fesseln lassen, an denen wir innerlich mit genialem Pinsel arbeiten möchten. Wie freut sich Gott, wenn wir es fertigbringen, auf das Gekritzel und Gestrichel eines kleinen Gernegroß zu verzichten und ihm Pinselführung und Farbtöne zu überlassen.«14

III. Die übrigen Jünger wurden ärgerlich über das Gespräch zwischen Jesus und den beiden Brüdern. Jesus sagte daraufhin zu ihnen: Ihr wißt, daß die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen mißbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.15

Wieder einmal wird die Verhaltensregel, die Christus seinen Jüngern gibt, mit einem Hinweis auf ihn, den Menschensohn, veranschaulicht. Höhepunkt seines Dienstes an den Menschen ist das Kreuz, doch auch jeder Augenblick seines Lebens im Dienste der Bedürftigen - und jeder Mensch ist ein Bedürftiger - ist Erlösung. Und das gilt auch für uns: Wenn wir ein Gespür für das Göttliche besitzen, wird alles, selbst das scheinbar Belanglose, von dem Willen geprägt sein, anderen zu helfen, ihnen zu dienen, Tag für Tag. Unser Dienst darf nicht dort haltmachen, wo mit Dank oder Gegenleistung nicht zu rechnen ist. Ja, es ist dies geradezu die sinnvollste Art und Weise, auf Christus schauend das Leben hinzugeben für andere: ihnen unauffällig und wirksam zu Diensten sein. Gleichzeitig bekämpfen wir so die Ichsucht in uns und entdecken eine ganz neue Art der Freude.

Die Haltung des Dienens ist ohnehin in zahlreichen Berufen vorgegeben: Hausfrauen, Ärzte oder Lehrer leisten einen unmittelbaren Dienst für andere. In anderen Berufen mag dies nicht so deutlich hervortreten; möglich ist es aber und nötig, wenn wir die Arbeit wirklich zum Mittel der eigenen Heiligung und der Heiligung unserer Mitmenschen werden lassen wollen.

Die Haltung des Dienens setzt die Gegenwart Gottes voraus. Denn vor Gott fällt die Selbstüberwindung, in Form kleiner Abtötungen, leichter. Menschen, die nur ihr eigenes Vorankommen im Auge haben, mögen dies nicht verstehen. Und doch wissen wir Christen, daß wir besser als sie abschneiden: nicht nur weil wir in der Nachfolge Christi stehen, sondern auch weil wir dabei zahlreiche natürliche Tugenden üben, die uns menschlich bereichern.

Mit Christus gemeinsam und um Christi willen zu dienen heißt, mit ihm zu herrschen. Maria, die ganz für ihren Sohn und den heiligen Josef da war, möge uns helfen, Diener der anderen zu sein.

1 Mt 20,21-22. - 2 Mt 20,22. - 3 Lk 18,34. - 4 Theresia von Avila, Die innere Burg, 11,8. - 5 vgl. Ps 16,5. - 6 vgl. Apg 12,2. - 7 J. Escrivá, Christus begegnen, 15. - 8 Johannes Chrysostomos, Homilien über das Matthäusevangelium, 35. - 9 Paul VI., Ansprache, 24.2.1967. - 10 2 Tim 2,10. - 11 vgl. Jes 51,17-22. - 12 II. Vat. Konz., Konst. Gaudium et Spes, 67. - 13 J. Escrivá, Der Weg, Nr. 81. - 14 ders., Freunde Gottes, 138. - 15 Mt 20, 24-28.

von 26.02.2013 04:44

FASTENZEIT
2. WOCHE - DIENSTAG

14

DEMUT als DIENSTBEREITSCHAFT

Demut und Dienst am Nächsten gehören zusammen.
Jesus ist höchstes Vorbild für Demut und Hingabe.
Denen besonders dienen, die der Herr uns an die Seite gestellt hat. Maria, Magd des Herrn.

I. Im Evangelium der heutigen Messe tadelt der Herr das Verhalten der Schriftgelehrten und Pharisäer: Sie haben sich auf den Stuhl des Mose gesetzt. (...) Alles, was sie tun, tun sie nur, damit die Menschen es sehen1. Sie kümmern sich um die Breite ihrer Gebetsriemen und um die Länge der Quasten, sie drängen sich nach dem Ehrenplatz bei einem Festmahl. Auch auf die Art und Weise, wie die Leute sie grüßen, achten sie peinlich - man solle sie Rabbi, Meister nennen. Aber um die Leute selbst kümmern sie sich nicht. Die ihnen Anvertrauten bleiben sich selbst überlassen, müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben2. Jene, die Salz und Licht für das Volk Israel sein sollten, versagen. Die Sorge um die Ehre Gottes tauschten sie ein gegen die Sorge um ihre eigene Ehre. Da bleibt kein Platz für Demut und Dienstbereitschaft: nur für Hochmut und Ruhmsucht. So ist es unmöglich, Gott zu dienen. Und der Dienst am Nächsten wird zu einer Farce - ist bloß eine andere Art, nur selbst wieder im Mittelpunkt zu stehen.

Vor diesem trostlosen Hintergrund vernehmen wir das Wort des Herrn an seine Jünger: Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen. Und dann, wie in einer Umkehrung aller natürlichen menschlichen Neigungen: Der Größte von euch soll euer Diener sein3. Der Herr bekräftigt sein Wort mit einem konkreten Beispiel: Welcher von beiden ist größer: wer bei Tisch sitzt oder wer bedient? Natürlich der, der bei Tisch sitzt. Ich aber bin unter euch wie der, der bedient.4

Ohne Demut und Dienstbereitschaft ist das Streben nach Heiligkeit nur Schein. Denken und Tun können Gott dann nicht mehr erreichen, und der Dienst an den Mitmenschen wird zur Selbstbespiegelung. Der Herr kann wenig mit Menschen anfangen, die eitel und eingebildet sind: »Gottes Werkzeuge sind immer die Demütigen.«5

Unser Bemühen um ein apostolisches Glaubenszeugnis und die kleinen Dienste, die wir anderen erweisen, dürfen nicht Anlaß zur Selbstgefälligkeit sein, denn es ist der Herr, der durch uns die Dinge bewegt. Auch als Dienende stehen unsere Möglichkeiten in keinem Verhältnis zu den übernatürlichen Früchten, die wir erstreben. Ohne das Geschenk der Gnade wären die größten Anstrengungen vergebens: Keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet.6 Allein durch die Gnade erlangen wir jene Kraft, Dinge zustandezubringen, die unsere eigenen Kräfte weit übersteigen. Gott tritt den Stolzen entgegen, den Demütigen aber schenkt er seine Gnade.7

Deswegen ist das Bemühen um Demut so wichtig: »Die Demut wird uns zu großen Aufgaben befähigen, wenn wir nur das Bewußtsein der eigenen Kleinheit nicht in uns unterdrücken und wenn wir die eigene Erbärmlichkeit immer stärker empfinden.«8

Die Neigung, sich selbst zu suchen oder die anderen zur Kulisse eigener Profilierungssucht zu benutzen, braucht uns nicht zu beunruhigen, solange wir wachsam bleiben. Mangelnde Wachsamkeit kann dann verhängnisvoll werden, wenn wir dem Hochmut wie einem um sich greifenden Übel Raum geben, das alles, was von uns ausgeht, verdirbt. Alles - die Familie, die Freunde, die Arbeitskollegen - gerät dann in Mitleidenschaft. Da der Stolze meint, etwas Besseres zu sein, drängt es ihn nach stetiger Anerkennung, und er reagiert unverhältnismäßig auf jede Kleinigkeit, denn überall wittert er einen Angriff auf sich. Im Gespräch ist er intolerant und spart nicht mit spöttischen Bemerkungen, denn er will auf Kosten der anderen glänzen.

Wir wollen uns nicht weiter aufhalten bei einer derartigen Beschreibung. Diese Zeit des Gebetes mag uns Anlaß sein, in der Gegenwart Gottes zu prüfen, wie es mit uns selbst steht.

II. Das erhabenste Vorbild für Demut und Hingabe an den Nächsten ist Jesus Christus selbst. Niemand besaß je solche Würde, und niemand diente den Menschen je so selbstlos wie er: Ich aber bin unter euch wie der, der bedient. Nachfolge Christi darf dieses Wort des Herrn nicht aussparen. Aus der richtigen Einschätzung unserer Situation vor Gott, bedürftige Geschöpfe, die er beschenkt, folgt die Dienstbereitschaft dort, wo sich unser Leben abspielt: in der Familie, bei der Arbeit. Oft äußert sie sich in beiläufigen Gefälligkeiten, die man gar nicht eigens bemerkt. Doch das will gelernt sein. Beim Propheten Jesaja heißt es in der ersten Lesung der Messe vom Tage: Discite benefacere - lernt, Gutes zu tun.9 Und Lernen heißt für einen Christen, auf den zu schauen, der das Menschsein vollkommen verwirklicht hat: Ich habe euch ein Beispiel gegeben, sagt der Herr, nachdem er seinen Jüngern die Füße gewaschen hat, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.10

Der Herr gibt uns auf diesem Weg eine einfache, klare Regel an die Hand, die uns hilft, demütig und dienstbereit die Nächstenliebe zu leben: Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen!11 Die eigene Erfahrung ist, wie so oft, ein guter Ratgeber, zu tun oder zu lassen, was uns selbst gefallen oder mißfallen hat, was hilfreich oder schädlich war.

Wie dankbar sind wir nach einer enttäuschenden Erfahrung für ein ermunterndes Wort, nach einer erfolglosen Mühe für eine anspornende Ermutigung! Wir wünschen uns ein anerkennendes Lob, wenn uns etwas gelungen ist, etwas weniger Starren auf eine Schwäche, die wir ohnehin schon kennen. Wir freuen uns, wenn zuhause oder am Arbeitsplatz ein freundlicher Umgangston herrscht oder wenn wir gefordert werden, ohne daß man uns unter Druck setzt. Wir sind dankbar, wenn wir erfahren, daß jemand uns vor ungerechter Kritik in Schutz genommen hat; oder für ein Zeichen des Mitgefühls, wenn wir krank sind; wenn uns wegen eines falschen Verhaltens jemand zurechtweist, ohne uns bloßzustellen; oder wenn jemand uns sagt, er habe für ein dringendes Anliegen von uns gebetet ... Das alles liefert den Hintergrund für unser eigenes Lernt, Gutes zu tun.

III. Der Größte von euch soll euer Diener sein12, sagt uns der Herr. Und deshalb gilt es, uns selbst zurückzunehmen und ein Gespür zu entwickeln für kleine Aufmerksamkeiten, die anderen gut tun: das treffende Wort zu finden - ein Wort der Aufmunterung, des Trostes, des Dankes -, eine Geste, die sie nicht erwarteten und die sie beflügeln kann.

Selbstsucht macht blind und unfähig, die Welt aus dem Blickwinkel der anderen zu sehen; Demut hingegen macht hellsichtig für konkrete Möglichkeiten der Nächstenliebe. Hellsichtige Demut und unauffällige Dienstbereitschaft wirken sich außerdem auf unsere Umgebung aus. Denn sie sind Äußerungen einer Liebe, die - so wie steter Tropfen den Stein höhlt - Kälte und Widerstand brechen. »Liebe bringt Liebe hervor« sagte Theresia von Avila13. Und Johannes vom Kreuz gibt den Rat: »Streu Liebe aus, wo es keine Liebe gibt, und du wirst Liebe ernten.«14

Der Apostel Paulus schreibt an die Christen von Thessaloniki ein wegweisendes Wort, das auch uns helfen kann: Wir (...) sind euch freundlich begegnet: Wie eine Mutter für ihr Kind sorgt, so waren wir euch zugetan und wollten euch nicht nur am Evangelium Gottes teilhaben lassen, sondern auch an unserem eigenen Leben15.

Freundlich begegnen ... Das gilt an erster Stelle jenen gegenüber, die uns nahestehen, ganz besonders der eigenen Familie. In einer Predigt erläutert Johannes Paul II. diese Haltung: »Der Gatte soll nicht nur seine eigenen Interessen suchen, sondern auch die seiner Frau und sie die ihres Gatten; die Eltern sollen die Interessen ihrer Kinder suchen und diese ihrerseits die Interessen ihrer Eltern. Die Familie ist die einzige Gemeinschaft, in der jeder Mensch >um seiner selbst willen geliebt wird< aufgrund dessen, was er ist, und nicht, was er hat. (...) Die Achtung dieser Grundregel erklärt, wie der Apostel lehrt, daß nichts aus Ehrgeiz oder Prahlerei getan wird, sondern in Demut, aus Liebe. Und diese Liebe, die sich den anderen öffnet, bewirkt, daß die Familienmitglieder echte Diener der >Hauskirche< sind, in der jeder auf das Wohl und das Glück des anderen bedacht ist und wo alle und jeder die Liebe dadurch verwirklichen, daß sie sich eifrig um dieses Wohl und dieses Glück bemühen«16.

Dann wird es schwieriger, den Splitter im Auge der anderen zu sehen, leichter indessen den Balken im eigenen Auge17.

Demut befähigt uns, die eigenen Fehler, die eigenen Erbärmlichkeiten zu erkennen. Und das versetzt uns in die Lage, den Schwächen der anderen mit helfendem Verständnis zu begegnen. Und wir lernen, sie anzunehmen und so zu lieben, wie sie sind - mit ihren Unzulänglichkeiten und Fehlern.

Unsere Liebe Frau ist die demütige Magd des Herrn; sie möge uns lehren, daß der Dienst an den anderen ein Weg zur eigenen Freude und der direkte Weg zu Christus ist.

1 Mt 23,2.5. - 2 vgl. Mt 23,1-12. - 3 vgl. Mt 23,8-11. - 4 Lk 22,27. - 5 Johannes Chrysostomos, Homilien über das Matthäusevangelium, 15. - 6 1 Kor 12,3. - 7 Jak 4,6. - 8 J. Escrivá, Freunde Gottes, 106. - 9 Jes 1,17. - 10 Joh 13,15. - 11 Mt 7,12. - 12 Mt 23,11. - 13 Theresia von Avila, Leben, 22,14. - 14 Johannes vom Kreuz, Brief an Maria von der Menschwerdung. - 15 1 Thess 2,7-8. - 16 Johannes Paul II., Predigt in der Messe für die Familien, Madrid 2.11.1982. - 17 vgl. Mt 7,3-5.

von 25.02.2013 20:39

FASTENZEIT
2. WOCHE - MONTAG

13

DAS GEWISSEN: LICHT DER SEELE


Unser Leben im Licht des Gewissens.
Das wohlgebildete Gewissen: Einheit von Lehre und Leben.
Die Klarheit des Gewissens als Wegweiser für andere.

I. Verhärtet euer Herz nicht, wenn ihr seine Stimme hört1, ist der beständige Ruf der Liturgie in dieser Fastenzeit.

»Unser Gebet will während dieser Fastenzeit das Gewissen wecken, es für die Stimme Gottes empfänglich machen. Verhärtet euer Herz nicht, sagt der Psalmist. Der Tod des Gewissens, die Gleichgültigkeit gegenüber Gut und Böse und seine Verirrungen sind in der Tat eine große Gefahr für den Menschen. Indirekt sind sie auch eine Gefahr für die ganze Gesellschaft, denn letzten Endes hängt der moralische Stand einer Gesellschaft vom persönlichen Gewissen des einzelnen ab.«2 Das Gewissen ist das Licht der Seele, das im Innersten des Menschen leuchtet; wenn dieses Licht erlischt, bleibt der Mensch im Dunkeln und läuft Gefahr, sich und anderen großen Schaden zuzufügen.

Dein Auge gibt dem Körper Licht3, sagt der Herr. Das Gewissen gibt der Seele Licht, es erhellt, wenn es wohlgebildet ist, den Weg zu Gott. Auch wenn der Mensch einmal stolpern und stürzen sollte, vermag er sich wieder zu erheben und weiterzugehen. Wer aber zugelassen hat, daß sein inneres Empfinden für die Dinge Gottes stumpf geworden oder gar erstorben ist, geht leicht in die Irre. Und könnte einem Menschen in diesem Leben ein größeres Unglück widerfahren? Weh denen, die das Böse gut und das Gute böse nennen, sagt der Prophet Jesaja, die die Finsternis zum Licht und das Licht zur Finsternis machen, die das Bittere süß und das Süße bitter machen.4

Wir können die Aufgabe des Gewissens in unserem Leben mit der des Auges vergleichen. Wenn dein Auge gesund ist, dann wird auch dein ganzer Körper hell sein. Wenn es aber krank ist, dann wir dein Körper finster sein. Achte also darauf, daß in dir nicht Finsternis statt Licht ist.5 Das gesunde Auge sieht die Dinge unverfälscht, so wie sie sind. Ein krankes Auge dagegen sieht nichts oder liefert ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit. Der Sehende wird getäuscht, er nimmt an, die Dinge seien so, wie sein krankes Auge sie ihm vorstellt.

Eine Fehleinschätzung in einer alltäglichen Kleinigkeit kann schwerwiegende Folgen haben. Und was erst, wenn es um alles geht?

Wenn wir das Glaubensgut nicht kontinuierlich vertiefen, muß unser Gewissen stumpf und lasch werden. Um so leichter können dann Hochmut, Trägheit oder unbeherrschte Sinnlichkeit den Willen in die Irre führen. Als der Herr einmal über die fehlende Aufnahmefähigkeit der Juden für seine Botschaft klagt, betont er, daß sie sich willentlich so entschieden haben - sie wollen nicht glauben6. Nicht unverschuldete Schwierigkeiten sind also das Hindernis, sondern eine bewußte Ablehnung. Warum versteht ihr nicht, was ich sage? Weil ihr nicht imstande seid, mein Wort zu hören.7

Der Impuls der Leidenschaften, gefolgt von mangelnder Aufrichtigkeit gegen sich selbst, vermag das Denken so zu steuern, bis es mit dem übereinstimmt, was man nicht aufzugeben bereit ist - das kann eine bestimmte Lebenseinstellung oder eine schlechte Gewohnheit sein. Es fehlt dann am guten Willen, das Herz verhärtet sich, und das verkümmerte Gewissen vermag wie ein schadhafter Kompaß, der in die Irre führt, nicht mehr zu orientieren.

Umgekehrt ist es, wenn das Gewissen auf Gott hört: »Etwas wankt da, wenn ich versage; wird gefährdet, zerrissen. Überwinde ich aber, dann wächst etwas sehr Tiefes, etwas Heilig-Lebendiges. In solchen Forderungen ist mehr gegenwärtig als bloßes >Sittengesetz<. Gott ist darin nahe. Und im Maße das Gewissen nicht nur wach, sondern fromm wird, im selben Maße gibt sich alles sittliche Sollen als Drängen des heiligen Gottes kund. Der Lebendige Gott spricht in der Stimme des Gewissens. Die Entscheidungsbewegung aus dem Gewissen heraus ist eine Bewegung in Gott hinein. Das Tun, welches das Gewissen fordert, ist heiliges Tun; ist ein Raumgeben für das Verlangen Gottes, der in unser Dasein eintreten will.«8

II. Das erleuchtete Gewissen verdankt sich nicht sich selbst, sondern Gott. Ich bin das Licht der Welt, hat Christus gesagt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen9. Sein Licht erleuchtet unser Gewissen, ja es vermag uns selbst in Licht zu verwandeln, das anderen Menschen den Weg erhellt: Ihr seid das Licht der Welt10. Der Herr stellt uns Christen mitten in die Welt, damit wir unseren Mitmenschen auf ihrem Lebenswege Licht sein können. Dazu müssen wir wissen, wo die Grenzen liegen, jenseits derer die menschliche Würde und die christliche Moral verletzt werden. Wir brauchen Klarheit über das Gute, das wir tun können, damit wir es auch tun, und über das Böse, damit wir es unterlassen. Auch die mutige Anerkennung eines Fehlers, der vielleicht nach Entschuldigung und Wiedergutmachung ruft, gehört dazu. Die Hausfrau wird sich im Gebet fragen, ob sie ihre Pflichten im Bewußtsein erfüllt, daß sie sich bei der Hausarbeit heiligt, ob sie es versteht, die schlechte Laune nicht bei anderen abzureagieren, ob sie den Kindern und dem Ehemann die nötige Zeit widmet ... Der Unternehmer wird sich fragen, ob er die Soziallehre der Kirche wirklich kennt.

Das christliche Leben wird dichter und reicher, wenn jemand bemüht ist, in den Dingen des Alltags die Lehren, die der Herr uns durch seine Kirche gibt, in die Tat umzusetzen. Nur so gewinnt sie ihre ganze Wirkkraft. Es entsteht eine Einheit von Lehre und Leben als Folge eines reifen Gewissens.

Wir brauchen ein ehrliches und feinfühliges Gewissen, das mit Leichtigkeit die Stimme Gottes aus den Dingen des Alltags heraushört. Sich in der Moral auszukennen und das Bemühen, die christlichen Tugenden, in Einheit von Lehre und Leben, zu üben, sind die zwei entscheidenden Aspekte der Gewissensbildung. Tritt einmal eine schwer durchschaubare Situation auf, bedenken wir sie zuerst einmal selbst in der Gegenwart Gottes und holen uns dann - wenn nötig - einen erfahrenen Rat. Aber auch in diesen Fällen ist das eigene Gewissen weder ersetzbar noch übertragbar.

Die allgemeine Gewissenserforschung, die den Tag als ganzen überschlägt, und die besondere Gewissenserforschung, die sich auf einen bestimmten Punkt unseres geistlichen Lebens bezieht, sind eine gute Hilfe, uns selbst gegenüber ehrlich zu sein, unsere Fehler und Schwächen nicht zu verdrängen, Kleinmut beim Namen zu nennen, fadenscheinige Rechtfertigungen und Allgemeinplätze nicht gelten zu lassen. Ein Gewissen, das den Mut nicht aufbringt, Sünden beim Namen zu nennen, überläßt den Menschen seiner Willkür.

III. Ein Wanderer, der ans Ziel gelangen will, freut sich über klare Wegmarkierungen, selbst wenn sie ihm auch einmal einen engeren und schwierigeren Pfad weisen. Ein Weg, der zwar breit und leicht zu begehen ist, aber nirgendwohin führt, interessiert ihn nicht. Und da wir ja alle unterwegs sind, ist das Beispiel nicht so abwegig. Es ist wichtig, das Gewissen zu schärfen, denn in seinem Lichte unterscheiden wir Gut und Böse, erkennen wir, wann wir uns neu orientieren müssen - vielleicht mit einer Bitte um Vergebung beginnend -, und wir finden den geraden Weg wieder, wenn wir uns einmal verlaufen haben.

So mündet unser heutiges Gebet in konkrete Fragen ein: Ist die Zeit, die ich meiner geistlichen Bildung widme, ausreichend, oder lasse ich mich zu leicht ablenken durch belanglose Beschäftigungen? Bemühe ich mich um meine christliche Bildung, indem ich regelmäßig die Lektüre pflege, die man mir im geistlichen Gespräch angeraten hat? Bin ich treu und loyal gegenüber den Anweisungen des kirchlichen Lehramtes? Betrachte ich sie als eine Hilfe zur Glaubensfindung im Licht der einen Wahrheit, so daß ich gut gerüstet bin, wenn mir irrige Auffassungen in Glaubensfragen, in Fragen der Soziallehre der Kirche usw. begegnen? Habe ich den Mut, die Lehre der Kirche weiterzugeben? Läutere ich oft genug meine Absichten, und verrichte ich meine Arbeit auf Gott hin? Bedenke ich dabei, daß durch die menschliche Neigung nach Beifall und Lob das Gewissen bestechlich werden kann?

Aber nicht nur wir brauchen Licht, alle brauchen es. Das ist ein weiterer Aspekt unserer Verantwortung. Wir Christen können nach dem Willen Gottes Fackeln in einer Welt sein, die oft recht düster ist. Eine gute Vorbereitung freilich ist dafür nötig: »Denn eine Fülle von Menschen wird auf uns zukommen, und sie werden fragen, konkret und auch fordernd: >Gut. Was also ist zu tun?<«11 Die eigenen Kinder, die Verwandten, die Arbeitskollegen, die Freunde, sie alle merken sich unser Verhalten, sie haben ein Recht darauf, daß ihr Weg zu Gott durch uns gangbarer wird. Aber der Herr spricht einmal von Blindenführern, die selbst blind sind12 - als ob er uns sagen möchte, daß es unmöglich ist, für das Leben und für den Glauben der anderen eine Stütze zu sein, wenn wir Christus nur vom Hörensagen - sozusagen aus zweiter Hand - kennen. Gregor der Große bemerkt knapp dazu: »Wer dazu berufen ist, Großes auszusprechen, ist auch dazu verpflichtet, Großes zu üben.«13 Ansporn für die anderen sein wollen: Dies ist ein zusätzlicher Gesichtspunkt, den Umgang mit Gott zu pflegen, eine bessere Kenntnis seiner Lehre zu erstreben, die wunden Punkte in unserem Christsein zu überwinden.

Als Jesus seine Jünger lehrte, wie sie die Haltung des Dienens zur Richtschnur des Umgangs miteinander machen sollten, band er sich selbst ein Tuch um und wusch ihnen die Füße14. Anschaulich unterstrich er so seine Worte. Er lehrt uns, wie unser Zeugnis für ihn sein soll. Ein Tun, das zum Vorbild wird, bekräftigt das Wort und verwandelt es in Leben.

1 Ps 95,8. - 2 Johannes Paul II., Angelus, 15.3.1981. - 3 Lk 11,34. - 4 Jes 5,20-21. - 5 Lk 11,34-35. - 6 vgl. Lk 13,34; Joh 10,38. - 7 Joh 8,43. - 8 R. Guardini, Vom lebendigen Gott, Mainz 1987, S.56 - 9 Joh 8,12. - 10 Mt 5,14. - 11 J. Escrivá, Die Spur des Sämanns, Nr. 221. - 12 vgl. Mt 15,14. - 13 Gregor der Große, Pastoralregel, 2,3. - 14 vgl. Joh 13,15

von 24.02.2013 07:47

ZWEITER FASTENSONNTAG

12

VOM BERGE TABOR NACH GOLGOTA

Gott suchen - in außerordentlichen wie in gewöhnlichen Situationen.
Die Hoffnung auf die Vollendung im Himmel: »Es lohnt sich!«
Tieferes Bewußtsein der Gegenwart Gottes.

I. Mein Herz denkt an dein Wort: Sucht mein Angesicht! Dein Angesicht, Herr, will ich suchen. Verbirg nicht dein Gesicht vor mir, beten wir im Eröffnungsvers der heutigen Messe1. Das Evangelium berichtet uns das Geschehen auf dem Berge Tabor. Kurz zuvor hatte Jesus seinen Jüngern in Cäsarea Philippi gesagt: Der Menschensohn muß vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er wird getötet werden ...2 Die Apostel erschraken bei dieser Ankündigung und wurden traurig. Darauf nahm Jesus den Simon Petrus, Jakobus und Johannes mit sich3 und zog sich zurück, um zu beten4. Es sind die drei Jünger, die später am Ölberg Zeugen seiner Todesangst werden sollten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes, und sein Gewand wurde leuchtend weiß.5 Die drei Apostel werden Zeugen des Gesprächs Jesu mit Mose und Elija, die in strahlendem Lichte plötzlich bei Jesus sind und von seinem Tod sprechen, der sich in Jerusalem ereignen wird.6

Tagelang waren die Apostel wegen der Ankündigung von Cäsarea Philippi niedergedrückt. Doch Jesu Wohlwollen läßt die drei nunmehr Zeugen seiner Verklärung werden. Leo der Große sagt dazu: »Der Hauptgrund für die Verklärung bestand darin, die Herzen der Jünger freizumachen vom Ärgernis des Kreuzestodes«1. Niemals werden die Apostel jene lichte Erscheinung vergessen, in der Jesus inmitten ihrer Bitternis für einige Augenblicke aufleuchtet. Jahre später wird der heilige Petrus sich das Erlebnis von damals vergegenwärtigen: Christus hörte die Stimme der erhabenen Herrlichkeit, die zu ihm sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe. Diese Stimme, die vom Himmel kam, haben wir gehört, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren8.

Das Aufleuchten der göttlichen Herrlichkeit versetzt die Apostel in einen Zustand unsagbaren Glücks. Und wenn Petrus versucht, etwas zu sagen, gelingt ihm nur eine rührend naive Äußerung: Meister, es ist gut, daß wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen ... Er möchte die Zeit anhalten.

Der Evangelist bemerkt nüchtern: Er wußte aber nicht, was er sagte. Es ist, als ob er uns ermahnen möchte: Nicht auf eine uns überwältigende Gegenwart Jesu kommt es an, sondern auf die schlichte Nähe zu ihm, die uns alles verkraften läßt: das beglückendste Erlebnis eines persönlichen Triumphes wie die bedrückendste Erfahrung einer bösen Krankheit. Auf ihn schauen und sich in seiner Nähe wissen: darauf kommt es an. Nebenbei gesagt: dadurch entschwinden uns nicht Welt und Mitmenschen - im Gegenteil: alles bleibt, aber jetzt vom Lichte Christi erhellt. Das Gebet des Psalmisten kann zu einem Stoßgebet für unseren Alltag werden: Vultum tuum, Domine, requiram. - Dein Angesicht, Herr, will ich suchen.9

II. Ein Kirchenvater erläutert den Bericht von der Verklärung mit dem Hinweis, daß der Herr den drei Aposteln »erlaubte, für ganz kurze Zeit die ewige Glückseligkeit zu schauen, damit sie die Kraft gewännen, den kommenden Anfeindungen zu widerstehen.«10 Die Annahme liegt nahe, daß die Erinnerung an Tabor die drei Apostel später in vielen schwierigen Situationen in ihrer Treue bestärkte.

Jeder weiß, daß das menschliche Leben ein Unterwegssein ist, das irgendwann einmal endet. Für einen Christen ist dieses »Ende« die Vollendung einer Pilgerfahrt in unserer himmlischen Heimstatt11. Aber dieses Wissen macht den irdischen Weg deswegen nicht weniger rauh, steil, beschwerlich, und nicht seiten tückisch. jedoch trägt uns die tröstliche Verheißung des Himmels über alle Hindernisse hinweg, besonders dann, wenn sie von unserer menschlichen Schwäche herrühren: »In der Stunde der Versuchung solltest du die Liebe vor Augen haben, die im Himmel auf dich wartet: pflege die Tugend der Hoffnung. Das bedeutet keineswegs Mangel an Selbstlosigkeit.«12

Erst in der vollen Gemeinschaft mit Gott sind Angst, Ungewißheit und das quälende Streben nach Unerreichbarem gebannt. Erst dann wird der naive Wunsch des Petrus Wirklichkeit: Meister, es ist gut, daß wir hier sind! Die Herrlichkeit, die den Apostel damals blendete, wird dann unser Besitz für immer sein. »Stellen wir uns vor, wie der Himmel sein wird. Kein Auge hat geschaut, kein Ohr gehört, in keines Menschen Herz ist es gedrungen, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. Könnt ihr euch vorstellen, was es bedeutet, dorthin zu gelangen, Gott gegenüberzutreten, in jene Herrlichkeit und Liebe, die sich in unsere Herzen ergießt und die den Hunger stillt, ohne zu sättigen? Ich frage mich häufig: Wie wird es sein, wenn sich die ganze Schönheit, die ganze Güte und die ganze unendliche Herrlichkeit Gottes in dieses arme tönerne Gefäß ergießen wird, das ich bin und jeder einzelne von uns? Und dann verstehe ich auf einmal jene Worte des Apostels: Kein Auge hat gesehen, kein Ohr gehört... Es lohnt sich, meine Kinder, es lohnt sich.«13

Der Gedanke an die verheißene Herrlichkeit des Himmels kann uns auf unserem Weg beflügeln, wenn wir uns müde fühlen. Eigentlich ist dies das einzige Gut, das letzten Endes lohnenswert ist. »Seid ihr immer entschlossen, lieber zu sterben als nachzulassen im Streben, das Ziel des Weges zu erreichen, so wird euch der Herr, wenn er euch in diesem Leben auch einigen Durst leiden läßt, im ewigen Leben in aller Fülle zu trinken geben. Ihr habt dann nicht mehr zu fürchten, daß es euch je an Wasser fehlen werde. Gott gebe nur, daß wir es jetzt nicht an uns fehlen lassen!«14

III. Da kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie15. Die Wolke begegnet uns im Alten Testament als Zeichen der Anwesenheit Gottes: Dann verhüllte die Wolke das Offenbarungszelt, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte die Wohnstätte16. Sie kündigt das Sprechen Gottes an: Der Herr sprach zu Mose: Ich werde zu dir in einer dichten Wolke kommen; das Volk soll es hören, wenn ich mit dir rede, damit sie auch an dich immer glauben17. Die Wolke auf dem Berg Tabor umhüllt Christus, und Gott spricht: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe

In Jesus Christus ist Gott gegenwärtig, durch ihn spricht der göttliche Vater durch die Jahrhunderte zu allen Menschen. Seine Stimme bleibt besonders in der Verkündigung der Kirche durch die Zeiten hindurch vernehmbar. Diese »sucht ständig nach Wegen, um dieses Geheimnis ihres Meisters und Herrn dem Menschengeschlecht nahezubringen: den Völkern, den Nationen, den aufeinanderfolgenden Generationen, vor allem jedem einzelnen Menschen.«18

Und als sie aufblickten, sahen sie nur noch Jesuss19. Sie sahen den Jesus, den sie kannten; jenen Jesus, den sie in ihrer vollen Menschlichkeit erlebt hatten, hungrig, müde, hilfsbedürftig. Die Gewahrung der göttlichen Herrlichkeit währte nur für Momente, dann waren sie wieder im Alltag - doch beim Herrn.

Jesus gewahren - bei ihm sein im Alltag. Das ist die Lehre des heutigen Evangeliums für unser geistliches Leben: Jesus begegnen in unserem Alltag, bei der Arbeit, auf der Straße, im Gebet und in den Menschen, wie auch dem Jesus, der uns in der Beichte vergibt und der in der Eucharistie wahrhaft, wirklich und wesenhaft

Vieles würde sich in unserem Alltag verändern, wenn wir uns der Gegenwart Gottes bewußter wären. Diese Tage der Fastenzeit bieten uns die Gelegenheit, es von neuem zu versuchen - durch ein Stoßgebet der Liebe, ein Wort der Reue oder eine geistige Kommunion. »Eine Frage für deine tägliche Gewissenserforschung: Habe ich heute eine Stunde verstreichen lassen, ohne mit Gott, meinem Vater, zu sprechen? ... Habe ich das Gespräch mit ihm gesucht, wie ein liebendes Kind es tut? - Du kannst es!«20

11 Eröffnungsvers der Messe vom Tage, Ps 26,8-9. - 2 Lk 9,22. - 3 vgl. Mk 9,2. - 4 vgl. Lk 9,28. - 5 Lk 9,29. - 6 vgl. Lk 9,31. - 7 Leo der Große, Predigt 51, 3. - 8 2 Petr 1,17-18. - 9 Ps 27,8. - 10 Beda, Kommentar zum Markusevangelium, 8,30; 1,3. - 11 vgl. 2 Kor 5,2. - 12 J. Escrivá, Der Weg, Nr. 139. - 13 Josemaría Escrivá de Balaguer, Gründer des Opus Dei - Informationsblatt Nr. 1, Köln 1976, S.5. - 14 Theresia von Avila, Weg der Vollkommenheit, 20,3. - 15 Mk 9,7. - 16 Ex 40,34-35. - 17 Ex 19,9. - 18 Johannes Paul II., Enz. Redemptor hominis, 7. - 19 Mt 17,8. - 20 J. Escrivá, Die Spur des Sämanns, Nr. 657.

von 23.02.2013 08:51

FASTENZEIT
1. WOCHE - SAMSTAG

11

ZUR HEILIGKEIT BERUFEN

Der Ruf des Herrn, heilig zu werden, ergeht an jeden. Unser Lebensumfeld ist der Ort unserer Heiligkeit.
Die Arbeit heiligen, sich selbst in der Arbeit heiligen, die anderen durch die Arbeit heiligen.
Heiligkeit und apostolisches Bemühen inmitten der Welt. Das Beispiel der Urchristen.

I. Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist1, heißt es am Schluß des heutigen Evangeliums. Während dieser vierzig Tage der österlichen Bußzeit erinnert uns die Kirche auf vielfache Weise daran, daß der Herr von uns mehr als bloß christliche Korrektheit erwartet: er erwartet ein ernsthaftes Streben nach Heiligkeit.

Ihr sollt also vollkommen sein ... Dieses Wort richtet sich nicht allein an die Apostel, sondern an jeden, der wahrhaft Jünger des Herrn sein will. Als Jesus diese Rede beendet hatte, war die Menge sehr betroffen von seiner Lehre2, heißt es bei Matthäus. Die Menge - das müssen durchschnittliche Menschen gewesen sein: junge und alte, Männer und Frauen, Handwerker und Rechtsgelehrte ...

Der Herr stellt hohe Forderungen, jeden einzelnen spricht er in seiner persönlichen Lebenssituation an. Der Ruf, heilig zu werden, ist unabhängig von Alter, Beruf oder gesellschaftlicher Stellung, und keiner, der in der Nachfolge Christi steht, kann sich davon ausnehmen. Diese Wirklichkeit im Heilsplan Gottes begründet der heilige Paulus, wenn er an die Christen in Ephesus schreibt: In ihm (Christus) hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott3. Dies erfordert ein stetiges Bemühen, solange wir auf Erden sind: der Gerechte handele weiter gerecht, und der Heilige strebe weiter nach Heiligkeit4.

Daß alle Menschen zur Heiligkeit berufen sind war durch göttliche Eingebung seit dem Jahre 1928 der Kernpunkt in der Verkündigung von Josemaría Escrivá. Immer wieder kam er auf die Einsicht zurück, daß der Christ aufgrund der Taufe zur Fülle des christlichen Lebens, zur Heiligkeit also berufen ist.

Das II. Vatikanische Konzil hat diese grundlegende Lehre aus dem Schatz des Evangeliums der gesamten Kirche neu in Erinnerung gebracht. In der Konstitution über die Kirche heißt es: »Alle Christgläubigen (sind) in allen Verhältnissen und in jedem Stand auf ihrem Wege vom Herrn berufen zu der Vollkommenheit in Heiligkeit, in der der Vater selbst vollkommen ist«5.

Der Herr ruft ausnahmslos alle - auch jene also, die mitten in der Welt leben und dort ihren weltlichen Beschäftigungen nachgehen. Ihnen, ohnehin die meisten, sagt der Glaube, das Weltliche sei kein Hindernis für ihre Heiligung, sondern gerade der Stoff ihrer Heiligkeit, wenn sie es auf Gott hin ausrichten. Und eine Arbeit auf Gott hin ausrichten heißt unter anderem, bemüht sein, die dazugehörigen Pflichten und Aufgaben treu und gewissenhaft zu erfüllen.

In dieser Zeit des Gebetes, in der Gegenwart des Herrn, wollen wir ihm heute für seinen Ruf danken und uns zugleich fragen, ob wir ihm entschieden genug folgen. Vielleicht kann unser asketischer Kampf beherzter sein, damit wir der Gnade besser entsprechen. Vielleicht können wir auch der Versuchung, in ein spießbürgerliches Leben abzugleiten, entschlossener widerstehen, damit das Streben nach Heiligkeit nicht verflacht und das geistliche Leben nicht lau und mittelmäßig wird. Anständig sein wollen ist zu wenig. Heilig sein - das ist der Auftrag des Herrn. Und wir dürfen darauf vertrauen, daß der Herr uns die Mittel dazu gibt.

II. Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist. Dieses anspruchsvolle Programm gilt für unseren Alltag, der aus lauter kleinen Dingen besteht, Dingen,die regelmäßig wiederkehren. »Um Gott zu lieben und ihm zu dienen, ist es nicht nötig, auffallende Dinge zu tun. Alle Menschen ohne Ausnahme ruft Christus auf, vollkommen zu sein, wie ihr himmlischer Vater vollkommen ist (Mt 5,48). Heiligwerden bedeutet für die überwiegende Mehrzahl der Menschen, ihre eigene Arbeit zu heiligen, sich in dieser Arbeit selbst zu heiligen und die anderen durch die Arbeit zu heiligen, damit sie täglich auf dem Weg ihres Lebens Gott begegnen.«6

Damit unsere Arbeit - jede rechtschaffene Tätigkeit kann das sein - zum Angelpunkt der Heiligkeit wird, muß sie gut getan werden, angefangen vom »letzten handwerklichen Schliff« den zunächst vielleicht gar keiner bemerkt, bis hin zur getreuen Beachtung der Pflichten sozialer Gerechtigkeit; denn eine wohlfeile Gabe nimmt Gott nicht an7. Die Arbeit heiligen heißt auch, ein feines Gespür für berufliches Ethos zu entwickeln und sel»stverschuldete Fehler wiedergutzumachen. Und nicht zuletzt heißt es, einen gesunden Ehrgeiz zu besitzen - als Folge des Ernstnehmens des eigenen Berufes -, um durch kontinuierliche Fortbildung immer auf dem laufenden zu sein. Diese Grundeinstellung muß jeder haben, der seine Arbeit ernst nimmt: ob Unternehmer oder Hilfsarbeiter, Geschäftsmann oder Student, Arzt oder Hausfrau.

Indem wir die Arbeit heiligen, heiligen wir auch uns selbst: und darauf kommt es an. Unsere Arbeit wird zur Begegnung mit Gott. Wie? Etwa indem wir zu Beginn die gute Meinung verrichten und sie dann hin und wieder - bei passender Gelegenheit - durch ein Stoßgebet erneuern. Manche mühsame Aufgabe - Gott auf diese Weise dargebracht - gewinnt so eine ganz neue Wertigkeit.

Alles in allem: Die Arbeit bietet uns ein Feld für viele natürliche Tugenden - für Fleiß, Zuverlässigkeit, Sorgfalt, Ausdauer - und die Gelegenheit, die übernatürlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe lebendig zu erhalten.

Außerdem kann und soll die Arbeit Mittel sein, Menschen Christus nahezubringen. Bei manchen Berufen leuchtet dies sofort ein, etwa bei einem Lehrer, Journalisten, Politiker. Aber eigentlich gibt es keinen Arbeitsbereich, der mit der Lehre Jesu nichts zu tun hätte. Wer glaubt und seinen Glauben lebt, wird gelegentlich gegen den Strom schwimmen müssen und bei manchen Kollegen anecken. Aber gerade diese natürliche, selbstsichere Art des Christseins ist eine Form, Menschen für Christus zu interessieren.

Die Welt braucht Gott, und dies um so mehr, je öfter sie wiederholt, daß sie ihn nicht braucht. Christen im Ernst der Nachfolge können in der Welt vieles bewegen. »Ein Geheimnis. - Ein offenes Geheimnis: es gibt Weltkrisen, weil es an Heiligen fehlt.

Gott wünscht eine Handvoll >seiner< Leute in jeder menschlichen Tätigkeit. - Dann ... >pax Christi in regno Christi< - der Friede Christi im Reich Christi.«8

III. Die frühen Christen überwanden in der Kraft ihres Glaubens und ihrer Liebe die Hindernisse. Sie zeigen uns bis heute den Weg. Ihre Treue zur Lehre Christi erwies sich stärker als die materialistische Atmosphäre und das feindliche Umfeld, in dem sie lebten. Das Heilmittel, um der Ansteckung des Heidnischen zu entgehen, war nicht eine Abkapselung von der Gesellschaft. Sie waren sich sicher, Sauerteig des Herrn zu sein, und so war ihr unauffälliges, aber wirksames Handeln schließlich stark genug, der Gesellschaft ein neues Gesicht zu geben. Sie verstanden es, gelassen in der Welt zu stehen, alles Gute darin zu schätzen und den irdischen Gegebenheiten ihren gebührenden Platz einzuräumen. So gelang es ihnen schließlich, die Welt mit einem neuen Geist zu erfüllen.

Die Kirche weist uns eindringlich auf die Notwendigkeit hin, in der Welt präsent zu sein, um das Irdische auf Gott hinzuordnen. Aber selbstverständlich erfordert dies an erster Stelle, selbst mit Gott verbunden zu sein - im Gebet und durch die Sakramente -, so wie die Rebe mit dem Weinstock verbunden ist9. Johannes Paul II. sagt über die Aufgabe der Neuevangelisierung: »Es werden Herolde des Evangeliums gebraucht, die Experten im Umgang mit den Menschen sind, die das Herz des heutigen Menschen gründlich kennen, seine Freuden und Hoffnungen, Ängste und Sorgen teilen und zugleich beschauliche Freunde Gottes sein wollen. Dazu bedarf es neuer Heiliger. Die großen Evangelisatoren Europas waren die Heiligen. Wir müssen den Herrn bitten, daß er den Geist der Heiligkeit in der Kirche vermehre und uns neue Heilige sende, um die Welt von heute zu evangelisieren«10. Den gleichen Gedanken brachte die außerordentliche Bischofssynode 1985 zum Ausdruck: »In unserer Zeit kommt es darauf an, Gott flehentlich darum zu bitten, uns Heilige zu senden.«11

Von unserem Herrn heißt es an einer Stelle der Apostelgeschichte - gleichsam als Zusammenfassung seines irdischen Lebens -, daß er umherzog und Gutes tat.12 Wenn jeder Christ, als »zweiter Christus« in seinem eigenen Leben das Leben Christi nachvollziehen soll, gelten diese Worte auch für ihn. »Der Herr Jesus, göttlicher Lehrer und Urbild jeder Vollkommenheit, hat die Heiligkeit des Lebens, deren Urheber und Vollender er selbst ist, allen und jedem einzelnen seiner Jünger in jedweden Lebensverhältnissen gepredigt: >Seid also vollkommen< (...). - Jedem ist also klar, daß alle Christgläubigen jeglichen Standes oder Ranges zur Fülle des christlichen Lebens und zur vollkommenen Liebe berufen sind. Durch diese Heiligkeit wird auch in der irdischen Gesellschaft eine menschlichere Weise zu leben gefördert.«13

1 Mt 5,48. - 2 Mt 7,28. - 3 Eph 1,4. - 4 Offb 22,11. - 5 II. Vat. Konz., Konst. Lumen gentium, 11. - 6 Gespräche mit Msgr. Escrivá de Balaguer, 55. - 7 vgl. Lev 22,20. - 8 J. Escrivá, Der Weg, Nr. 301. - 9 vgl. Joh 15,1-7. - 10 Johannes Paul II., Ansprache, 11.10.1985. - 11 Außerordentl. Bischofssynode 1985. Schlußdokument II A 4. - 12 vgl. Apg 10,38. - 13 II. Vat. Konzil, Konst. Lumen gentium, 40.

von 22.02.2013 10:16

FASTENZEIT
1. WOCHE - FREITAG

10

FASTENZEIT: ZEIT DER BUSSE

Die Sünde ist immer persönlich. Aufrichtigkeit, um unsere Irrtümer und Schwächen zu erkennen.
Die eigene Sünde hat Auswirkungen auf andere. Mitverantwortung im Geiste der Gemeinschaft der Heiligen.
Buße im Alltag.

I. Die Heilkraft echter Buße als Umkehr des Herzens zu Gott kann ohne Wirkung bleiben, wenn man der Versuchung nachgibt, den persönlichen Charakter der Sünde zu vertuschen. In der ersten Lesung der heutigen Messe warnt der Prophet Ezechiel seine jüdischen Landsleute davor, das Exil als eine Strafe wegen längst vergangener Sünden der Alten zu deuten. Nein: der Prophet deutet es als eine Strafe für die Sünden jedes einzelnen seiner Zeitgenossen. Durch seinen Mund belehrt uns der Heilige Geist darüber, daß jeder selbst die Verantwortung trägt für seine Sünden wie für seine Buße und für sein Heil.

So spricht der Herr: Nur wer sündigt, soll sterben. Ein Sohn soll nicht die Schuld seines Vaters tragen und ein Vater nicht die Schuld seines Sohnes. Die Gerechtigkeit kommt nur dem Gerechten zugute, und die Schuld lastet nur auf dem Schuldigen.1

Gott will, daß der Sünder umkehrt und so am Leben bleibt2, aber dies erfordert das Mitwirken des Sünders durch Reue und Buße. »Die Sünde im wahren und eigentlichen Sinnn ist immer ein Akt der Person, weil sie ein Akt der Freiheit des einzelnen Menschen ist, nicht eigentlich einer Gruppe oder einer Gemeinschaft« sagt Johannes Paul II.3 Ein Mensch kann von äußeren Einflüssen getrieben sein, Neigungen, Belastungen und Gewohnheiten unterworfen sein, die seine Freiheit und damit seine Verantwortung und Schuld vermindern. »Aber es ist eine Glaubenswahrheit, von Erfahrung und Verstand bestätigt, daß die menschliche Person frei ist. Man darf diese Wahrheit nicht übersehen und die Sünde der einzelnen nicht auf äußere Wirklichkeiten - auf Strukturen und Systeme oder auf die anderen Menschen - abwälzen. Das würde vor allem bedeuten, die Würde und die Freiheit der Person zu zerstören, die sich - wenn auch nur negativ und in entstellter Weise - auch in der Verantwortung für die begangene Sünde zeigen. Darum gibt es im Menschen nichts, was so persönlich und unübertragbar ist wie das Verdienst aus der Tugend oder die Verantwortung für die Schuld.«4

Es ist daher eine Gnade des Herrn, wenn wir die vergangenen Sünden bereuen und die gegenwärtigen nicht bemänteln, selbst wenn es sich nur um kleine Fehler aus mangelnder Liebe handelt. Dann können auch wir uns das Wort des Psalmisten zueigen machen: Denn ich erkenne meine bösen Taten, meine Sünde steht mir immer vor Augen.5 Und nachdem wir unsere Sünden bekannt haben, vernehmen wir die Worte des Herrn: Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!6

Aber die Sünden hinterlassen eine Spur in uns. »Auch wenn die Sünden vergeben sind, bleiben doch ihre Spuren in der Seele zurück, Neigungen, die durch vorangegangene Taten entstanden sind; sie sind jedoch abgeschwächt und gedämpft, so daß sie den Menschen nicht mehr beherrschen und eher als Hang denn als Gewohnheit weiterwirken.«7 Außerdem gibt es da noch Sünden und Fehler in uns, die wegen mangelnder Feinfühligkeit des Gewissens unerkannt geblieben sind. Mit Hilfe der Buße können wir diese Keimlinge ausreißen, damit sie nicht bittere Früchte hervorbringen.

Die Fastenzeit bietet uns zahlreiche Gelegenheiten, Buße zu tun. Damit wir uns nicht in abstrakten Wünschen verlieren, wollen wir sie konkretisieren: etwas mehr Zurückhaltung beim Essen - als Ergänzung zur Abstinenz, die die Kirche in konkreten Fällen vorschreibt -, pünktliches Einhalten unserer Termine - als Zeichen der inneren Ordnung und nicht zuletzt Achtung vor dem Nächsten -, die schweifende Phantasie zügeln und vieles mehr. Im geistlichen Gespräch mit einem erfahrenen Seelsorger oder in der Beichte können wir darüber hinaus solche Abtötungen finden, die konkret auf unsere momentane Situation abgestimmt sind.

II. Die Spur, die die Sünde in unserer Seele hinterläßt, kann nur durch persönliche Reue und persönliche Liebe getilgt werden. Sie hat auch Auswirkungen auf unsere Mitmenschen, und zwar nicht allein durch die spürbaren Folgen unseres Tuns, sondern in einem noch viel tieferen Sinne: »Das ist die Kehrseite jener Solidarität, die sich auf religiöser Ebene im tiefen und wunderbaren Geheimnis der Gemeinschaft der Heiligen darstellt, derentwegen jemand hat sagen können, daß >jede Seele, die sich selbst emporhebt, die Welt emporhebt<. Diesem Gesetz des Aufstiegs entspricht leider das Gesetz des Abstiegs, so daß man auch von einer Gemeinschaft der Sünde sprechen kann, durch die eine Seele, die sich durch die Sünde erniedrigt, mit sich auch die Kirche erniedrigt und in gewisser Weise die ganze Welt. Mit anderen Worten, es gibt keine Sünde, und sei sie auch noch so intim und geheim und streng persönlich, die ausschließlich den betrifft, der sie begeht. Jede Sünde wirkt sich mehr oder weniger heftig und zum größeren oder kleineren Schaden aus auf die gesamte kirchliche Gemeinschaft und auf die ganze menschliche Familie.«8

Dies ist ein weiterer Grund, uns für die anderen mitverantwortlich zu fühlen. Wir sind dem ganzen mystischen Leib Christi nützlich, auch als Büßende. Aber natürlich bezieht sich unsere Verantwortung besonders auf jene, mit denen wir uns enger verbunden fühlen, weil der Herr sie uns auf den Weg gestellt hat: »Wenn du die Gemeinschaft der Heiligen spürst, wenn du sie lebst, wirst du spontan Buße tun. - Du wirst begreifen, daß die Buße >gaudium etsi laboriosum< ist, eine Freude, wenn auch mühevoll. Du wirst dich mit allen büßenden Menschen >im Bunde< wissen, denen von gestern, von heute und morgen.«9 »Du wirst deine Pflicht leichter erfüllen, wenn du an die Hilfe denkst, die deine Brüder dir leisten. Und an die Hilfe, die du ihnen versagst, wenn du nicht treu bist.«10

Aus dieser Sicht bekommt die Buße eine neue Dimension. Sie betrifft mich, sie ist an erster Stelle für mich wichtig, wegen meiner Sünden. Aber als Christen mitten in der Welt fällt es uns leicht zu verstehen, daß sie auch für die Welt wichtig ist. Deswegen soll es uns nichts ausmachen, wenn andere einmal merken, daß wir - frohen Herzens - Buße tun. »Wenn sie Zeugen deiner Schwächen und Armseligkeiten waren, warum dann nicht auch deiner Buße?«11

III. Der Alltag bietet zahlreiche Gelegenheiten zur Buße. Wir brauchen sie nur zu ergreifen: eine Krankheit, Erschöpfung, ein Einlenken um des Friedens willen. Wir dürfen annehmen, daß Gott jene Taten der Buße besonders gerne hat, die gleichzeitig Ausdruck der Zuwendung zum Nächsten sind.

Im Evangelium der heutigen Messe sagt uns der Herr: Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, so laß deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe.12 Die Darbringung der Gaben und die Liebe zum Nächsten gehören also zusammen. Deswegen sind jene Äußerungen der Buße besonders wertvoll, die von der Liebe zum Nächsten zeugen: Bereitschaft zur Versöhnung, geduldige Hingabe in der Bildung oder Erziehung junger Menschen usw. Leo der Große sagt hierzu: »Auch wenn man zu jeder Zeit auf die Heiligung des Leiblichen achten soll, so müßt ihr euch in dieser Zeit des Fastens um eine tiefere Frömmigkeit bemühen. Gebt Almosen, denn das ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, unsere Fehler wiedergutzumachen; aber vergebt auch Beleidigungen, und unterlaßt das Klagen gegen jene, die euch Böses angetan haben.«13 »Seien wir immer bereit zu verzeihen, mit einem Lächeln auf den Lippen. Reden wir deutlich, ohne Groll, wenn wir im Gewissen meinen, daß wir reden sollen. Und legen wir alles in die Hände Gottes, unseres Vaters, indem wir jenes göttliche Schweigen nachahmen - Iesus autem tacebat (Mt 26,63), Jesus aber schwieg -, wenn es sich um Angriffe auf unsere eigene Person handelt, mögen sie auch noch so brutal und schamlos sein.«14

Auf dem Weg zum Altar werden wir deshalb versuchen, alles hinter uns zu lassen, was es an Groll, Feindseligkeit, Abneigung oder gar Haß - offen oder unterschwellig - in uns geben mag. Stattdessen werden wir uns um Verständnis, Freundlichkeit, Nachsicht und Barmherzigkeit bemühen. So können wir andere dafür gewinnen, den Reichtum echter Buße zu entdecken und Christus auf seinem Leidensweg zu folgen.

»Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun (Lk 23,34).- Die Liebe ist es, die den Herrn nach Golgota geführt hat. Und auch jetzt, da er schon am Kreuz hängt, ist jede Gebärde, ist jedes Wort Ausdruck der Liebe, einer langmütigen, starken Liebe. (...) - Wir aber, aus Schmerz innerlich zerbrochen, wollen in tiefster Aufrichtigkeit zu Jesus sagen: Ich bin dein, ich gebe mich dir hin und lasse mich gern ans Kreuz schlagen, indem ich inmitten der Welt ein Mensch bin, der ganz dir gehört: Deiner Verherrlichung, deinem Erlösungswerk und der Miterlösung der ganzen Menschheit dienend.«15

Möge Unsere Liebe Frau uns lehren, immer wieder Gelegenheiten zu finden, aus der Buße eine liebenswürdige Übung zu machen als Beweis dafür, daß Kreuz und Freude zusammengehören.

1 Ez 18,20. - 2 Ez 18,23. - 3 Johannes Paul II., Apost. Schreiben Reconciliatio et Paenitentia, 2.12.1984, 16. - 4 ebd. - 5 Ps 51,5. - 6 vgl. Joh 8,11. - 7 Thomas von Aquin, Summa Theologica, III,q.86,a.5.c. - 8 Johannes Paul II., Apost. Schreiben Reconciliatio et Paenitentia, 2.12.1984, 16. - 9 J. Escrivá, Der Weg, Nr. 548. - 10 ebd., Nr. 549. - 11 ebd., Nr. 197. - 12 Mt 5,23-24. - 13 Leo der Große, Predigt 45, Über die Fastenzeit. - 14 J. Escrivá, Christus begegnen, 72. - 15 J. Escrivá, Der Kreuzweg, XI.

von 21.02.2013 09:03

FASTENZEIT
1. WOCHE - DONNERSTAG

9

DAS BITTGEBET

Bitten und Danken: zwei Grundhaltungen unseres Lebens. Sie prägen auch unser Gebet.
Das Bittgebet soll von Demut und Beharrlichkeit getragen sein.
Gottes Vorsehung und Bittgebet. Das Gebet anderer für uns und unser Gebet für sie.

I. Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; wer anklopft, dem wird geöffnet1.

Wir sind Bedürftige. Jeden Tag bitten wir andere Menschen um etwas. Dies ist durchaus nicht demütigend, eher eine Bereicherung. Denn unsere Bitten lassen uns am eigenen Leibe spüren, daß wir auf andere Menschen angewiesen sind. Das Gegenteil wäre ein Leben in Einsamkeit und arroganter Selbstgenügsamkeit. Bitten und Geben gehören zu unserem Leben. Wir bitten um etwas, und wir erkennen dadurch unsere Bedürftigkeit an. Wir geben etwas und lernen dadurch gottgeschenkte Reichtümer schätzen, die wir sonst womöglich nicht bemerkt hätten.

Auch unser Verhältnis zu Gott ist auf Bitten und Geben aufgebaut, dabei heißt Geben an erster Stelle: Danksagen. Das Bittgebet ist eine Einübung in Demut. Spontan richtet es sich an einen Gott, den Jesus uns als liebenden Vater verkündet: Oder ist einer unter euch, der seinem Sohn einen Stein gibt, wenn er um Brot bittet? (...) Wieviel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten.2

Es darf uns nicht überraschen, daß sich in unser Beten Egoismus, Hochmut, Habsucht oder Neid einschleichen können. Denn auch beim Beten bedürfen wir der Läuterung. Deswegen werden wir die wahren Absichten überprüfen, die hinter unseren Bitten stehen. Wir werden den Herrn im Innersten unserer Seele fragen, ob das, worum wir gebeten haben, hilfreich ist, damit unsere Liebe zu ihm wächst und unsere Treue fester wird. Und nicht selten wird uns eine Angelegenheit, die wir für lebenswichtig hielten, nach dem Gebet als recht unwichtig vorkommen. Auch solche Erfahrungen können uns helfen, unseren Willen mit dem Willen des Herrn in Übereinstimmung zu bringen.

Es ist gut, den Herrn um Genesung von einer Krankheit zu bitten. Aber gleichzeitig werden wir ihn auch bitten, uns mit seiner Gnade zu stärken, damit wir geduldig die Schmerzen ertragen, falls sein Wille - geheimnisvoll und unergründlich für uns, aber Ausdruck väterlicher Liebe - es anders bestimmt und wir zu ahnen beginnen, daß aus dem Leid Gutes für uns, für die Kirche, für die Menschen erwachsen wird.

Dies ist die wichtigste Voraussetzung für ein fruchtbares Gebet: daß wir unseren eigenen Willen mit dem Willen des Herrn in Einklang bringen: Doch nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen3. Jedesmal, wenn uns das gelingt, tun wir einen bedeutenden Schritt hin zur Demut. Gelegentlich läßt der Herr Dinge zu, die unseren Zielen entgegenstehen und die wir nicht verstehen können. Erst später erkennen wir vielleicht, daß sie von Nutzen waren.

»Gewiß werdet ihr mit mir übereinstimmen, daß, wenn wir von Gott etwas nicht erhalten, worum wir gebeten haben, dies daran liegt, daß wir nicht mit ausreichendem Glauben beten, daß unser Herz nicht rein genug, unser Vertrauen zu gering ist oder daß wir nicht so im Gebet verharren, wie es sich ziemt. Niemals hat Gott denen etwas abgeschlagen, die ihn in gebührender Weise um etwas gebeten haben.«4

II. Heute betrachten wir einige Stellen aus dem Evangelium. Dies mit dem Wunsch, unsere Bittgebete möchten einfacher, aufrichtiger, ergebener werden. Denn in unserem Leben geht es nicht um einen selbstgebastelten Entwurf, sondern um die Verwirklichung dessen, was Gott will.

Das Evangelium gibt uns zahlreiche Beispiele für ein demütiges, ausdauerndes Beten. Bei Matthäus5 lesen wir, wie Jesus sich in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurückzieht. Wahrscheinlich will der Herr einige Tage allein mit seinen Aposteln sein, damit sie sich in seiner Nähe entspannen können. Da kam eine kananäische Frau aus jener Gegend zu ihm - eine Heidin also. Sie will etwas vom Herrn und redet hartnäckig auf ihn ein. Jesus aber gab ihr keine Antwort.

Nun verwenden sich die Jünger für sie, wenn auch nur aus recht menschlichen Gründen: Sie schreit hinter uns her, entrüsten sie sich. Jesus bricht schließlich sein Schweigen: Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt. Nach dem göttlichen Heilsratschluß sollte die Verkündigung der Frohen Botschaft im auserwählten Volk beginnen und erst dann alle Menschen - bis an die Grenzen der Erde6 - erreichen.

Wahrscheinlich ermißt die heidnische Frau die tiefere Bedeutung der Worte des Herrn nicht. Doch da sie in Not ist, weiß sie, was sie will, und sie weiß, daß sie es von Jesus erreichen kann. Sie läßt sich folglich durch die Ablehnung nicht entmutigen: Sie fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, hilf mir!

Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen. Mit den »Kindern« ist das Volk Israel, gemeint, dem sie ja selbst nicht angehört. Die Stunde der Heiden wird bald kommen, aber sie ist noch nicht da.

Die Frau harrt aus in ihrem Bitten, ihr Glaube wird noch stärker und gibt ihr den Mut, sich zu den Worten zu erkühnen: Ja, du hast recht, Herr! Aber selbst die Hunde bekommen von den Brotresten, die vom Tisch ihrer Herren fallen.

Glaube, Demut, Ausdauer erkämpfen sich das Wohlwollen des Herrn: Frau, dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen. Der Evangelist schließt den Bericht mit den Worten: Von dieser Stunde an war ihre Tochter geheilt.

Der Herr vernimmt unsere Bitten auch dann, wenn er zu schweigen scheint. Immer können wir davon ausgehen, daß, wenn er schweigt, wir durch unser Bittgebet innerlich wachsen sollen: an Demut, an Glaube, an Hoffnung. Herr, hilf mir! - ein herrliches Stoßgebet zur Zeit der Not.

Ein oberflächliches Bitten genügt jedoch nicht. Es muß ein Bitten sein, das in der Tiefe des Glaubens und der Demut grundgelegt ist und deshalb einen langen Atem hat. Viel vermag das inständige Gebet eines Gerechten8, heißt es im Jakobusbrief.

Bittet, dann wird euch gegeben (...); klopft an, dann wird euch geöffnet. Bitten wir also für die eigenen Anliegen und Nöte, für die Anliegen und Nöte von Menschen, die uns nahestehen ... wievieles kommt uns jetzt in den Sinn! Der Herr kennt unsere Bedürftigkeit. Und »die Vorsehung Gottes (...) setzt das Mitgehen des Menschen voraus, der sich Gottes Fürsorge anvertraut.«!9

III. Alles, worum ihr betet und bittet - glaubt nur, daß ihr es schon erhalten habt, dann wird es euch zuteil.10 Aber manchmal bitten wir voll Vertrauen um etwas, und der Herr gewährt es uns nicht. Wie ist es dann mit seiner Verheißung? »Im Licht der sehr klaren Aussage Jesu müssen wir antworten: Gott erhört jedes Gebet in einer all unser Hoffen übertreffenden Weise. Wenn er deshalb ein Gebet nicht in der Weise erhört, wie wir es wünschen, dann deshalb, weil dieser Wunsch noch nicht unserem wahren Besten entspricht. Der heilige Augustinus drückt diesen Gedanken so aus: >Gut ist Gott, der oftmals nicht gibt, was wir wollen, auf daß er uns gebe, was wir lieber wollen sollten<. Die heilige Theresia von Lisieux sagt deshalb: >Und wenn du mich nicht erhörst, liebe ich dich noch mehr<«11.

Um die Eindringlichkeit unseres Gebetes zu verstärken, kann es gut sein, andere Menschen - besonders solche, von denen wir annehmen dürfen, daß sie Gott sehr nahestehen - um ihr Gebet zu bitten. Wir haben hier das schöne Beispiel des Hauptmanns von Kafarnaum: Er sandte einige von den jüdischen Ältesten zu Jesus mit der Bitte, zu kommen und seinen Diener zu retten..12 Die Freunde erfüllten ihren Auftrag aufs beste: Er verdient es, sagten sie, daß du seine Bitte erfüllst. Der Herr erhörte die Fürsprache der Freunde.

»Der Christ hat nicht nur den Auftrag, für sich selbst zu beten; betend wird er zur Stimme der Kirche in der ganzen Welt. Es ist gut, wenn wir uns im großen Chor der Beter wissen.«13 Das Gebet für andere läßt das Herz weit werden. Und das Gebet anderer Menschen für uns wird uns gelegentlich begreifen helfen, daß Gott andere Maßstäbe hat als wir Menschen. Deshalb heißt es, daß »nach dem Gebet des Priesters und dem der gottgeweihten Jungfrauen Gott das Gebet der Kinder und der Kranken am wohlgefälligsten ist«14»In einem alten Gebet der Kirche werden wir an die Fürsprache Mariens, der Mutter Gottes und unserer Mutter, erinnert. Dort heißt es: »Gedenke, gütigste Jungfrau Maria, man hat es noch niemals gehört, daß jemand, der zu dir seine Zuflucht nahm, deine Hilfe anrief, um deine Fürsprache flehte, von dir verlassen worden sei. Von solchem Vertrauen beseelt, nehme ich meine Zuflucht zu dir, Mutter...«15»

1 Evangelium der Messe vom Tage, Mt 7,7-12. - 2 Mt 7,9.11. - 3 Lk 22,42. - 4 Pfarrer von Ars, Predigt über das Gebet. - 5 Mt 15,21-28. - 6 Apg 1,8. - 7 vgl. Ex 4,23; Jes 1,2; Jer 31,20; Hos 11,1; etc. - 8 Jak 5,16. - 9 Katholischer Erwachsenen-Katechismus, Bonn 1985, S.104. - 10 Mk 11,24. - 11 Katholischer Erwachsenen-Katechismus, Bonn 1985, S.105. - 12 Lk 7,3. - 13 Gotteslob S.18. - 14 J. Escrivá, Der Weg, Nr. 98. - 15 Bernhard von Clairvaux, Gebet Memorare.

von 19.02.2013 08:19

FASTENZEIT
1. WOCHE - DIENSTAG

7

ENGEL, DIE UNS BESCHÜTZEN

Die heiligen Engel. Spontaner Umgang mit ihnen.
Von Anfang bis Ende unseres Lebens stehen sie uns zur Seite.
Freundschaft und Verehrung.

I. Im Bericht des Evangeliums über die Versuchungen des Herrn heißt es am Ende: Darauf ließ der Teufel von ihm ab, und es kamen Engel und dienten ihm1.

»Achten wir ein wenig auf die Rolle der Engel im Leben Jesu. So werden wir besser ihre Sendung in jedem menschlichen Leben begreifen. Die christliche Überlieferung zeigt uns die Schutzengel als große Freunde des Menschen, von Gott an seine Seite gestellt, damit sie ihn auf seinen Wegen begleiten. Deshalb empfiehlt sie uns ihren Umgang und rät uns, bei ihnen unsere Zuflucht zu suchen.

Die Kirche läßt uns diese Begebenheiten im Leben Christi betrachten, um uns daran zu erinnern, daß auch die Fastenzeit, in der wir uns als Sünder, voller Erbärmlichkeiten und der Läuterung bedürftig, bekennen, Raum für die Freude läßt. Denn die Fastenzeit ist gleichermaßen eine Zeit der Stärkung wie der Freude. Wir sollen wieder Mut fassen, weil uns die Gnade des Herrn nicht fehlen wird: Gott wird uns zur Seite stehen und seine Engel senden, damit sie uns auf dem langen Weg Reisegefährten, weise Ratgeber und Mitstreiter bei allen unseren Unternehmungen sind.«2

»Die Heilige Schrift und die Überlieferung nennen Engel jene reinen Geister, die - als ihre Freiheit auf eine entscheidende Probe gestellt wurde - sich für Gott, für seine Ehre und für sein Reich entschieden.«4 Durch ihre Erhebung ins Übernatürliche sind sie ins Innere des dreipersönlichen göttlichen Lebens hineingenommen. »Im Lobe Gottes besitzen sie ihre eigene Vollendung. An ihnen ist jener Zustand übernatürlicher Erfüllung verwirklicht, den wir Himmel nennen (...). In ihnen stellt sich die übernatürliche Vollendung des Menschen beispielhaft dar.«4

Sie sind außerdem Beschützer der Menschen: Sind sie nicht alle dienende Geister, ausgesandt, um denen zu helfen, die das Heil erben sollen?5, heißt es im Hebräerbrief.

Es ist allgemeine Lehre der Kirche, daß jeder Mensch - vom ersten bis zum letzten Augenblick seines Lebens - einen Schutzengel zur Seite hat. Nach dem schönen Gedanken eines Kirchenvaters werden alle Schutzengel beim Jüngsten Gericht zusammenkommen, um »persönlich Rechenschaft abzulegen über den Auftrag, den sie von Gott zur Rettung jedes einzelnen Menschen erhalten haben«6.

Zahlreiche Stellen aus der Apostelgeschichte schildern uns das Eingreifen der Engel und offenbaren die spontane Art und Weise, wie die ersten Christen den Umgang mit ihnen pflegten.7 Dies wird besonders bei der Befreiung des heiligen Petrus aus dem Kerker sinnfällig : Plötzlich trat ein Engel des Herrn ein, und ein helles Licht strahlte in den Raum. Er stieß Petrus in die Seite, weckte ihn und sagte: Schnell, steh auf! Da fielen die Ketten von seinen Händen. Der Engel aber sagte zu ihm: Gürte dich, und zieh deine Sandalen an! Er tat es. Und der Engel sagte zu ihm: Wirf deinen Mantel um, und folge mir!8

Nunmehr in Freiheit, begab sich Petrus zum Hause der Maria, der Mutter des Markus, wo nicht wenige versammelt waren und beteten. Als er am Außentor klopfte, kam eine Magd namens Rhode, um zu öffnen. Sie erkannte die Stimme des Petrus, doch vor Freude machte sie das Tor nicht auf, sondern lief hinein und berichtete: Petrus steht vor dem Tor. Da sagten sie zu ihr: Du bist nicht bei Sinnen. Doch sie bestand darauf, es sei so. Da sagten sie: Es ist sein Engel.9 Dieser Bericht aus der Urkirche läßt nicht nur die Hochschätzung erkennen, die man Petrus entgegenbrachte, sondern auch den selbstverständlichen Umgang der ersten Christen mit den Schutzengeln. »Beachte, wie selbstverständlich für die ersten Christen der Umgang mit den Schutzengeln war. - Und für dich?«10

Auch uns können diese Natürlichkeit und dieses Vertrauen gelingen. Dann werden wir staunend feststellen, daß die Engel tatsächlich unsere Helfer im Kampf gegen den Bösen sind. Vielleicht erinnern wir uns noch an das alte Gebet unserer Kindheit: »Heiliger Schutzengel mein, laß mich dir empfohlen sein; in allen Nöten steh mir bei und halte mich von Sünden frei. An diesem Tag (in dieser Nacht), ich bitte dich, beschütze und bewahre mich. Amen.«

II. Die Schutzengel haben die Aufgabe, jedem einzelnen Menschen zu helfen, sein Ziel, die Vollendung in Gott, zu erreichen. Der Engel »führt die ihm Anvertrauten durch das Leben hindurch zum Heil, und zwar auf den von Gott bestimmten Wegen, die durch Leid und Tod gehen; er rettet es auch vor dem Leid, wenn dies der Weg zum Heil ist«11. Der Schutzengel regt uns zum Guten an, er ist unser Fürsprecher und gewährt uns Hilfe, wann immer wir ihn darum bitten. Das Wort des Herrn an Mose bekommt hier den Charakter einer Anregung für jeden einzelnen: Ich werde einen Engel schicken, der dir vorausgeht. Er soll dich auf dem Weg schützen und dich an den Ort bringen, den ich bestimmt habe12. Denn nach dem Römischen Katechismus »stellt der himmlische Vater jedem von uns auf unserem Weg zur himmlischen Heimat einen Engel zur Seite, damit wir uns, von seiner Macht und Hilfe gestärkt, von den tückisch ausgelegten Fallstricken unserer Feinde befreien und ihren Angriffen widerstehen; und auch damit wir unter deren Führung dem rechten Weg folgen und uns durch Irrtümer, zu denen uns der Feind verleiten will, nicht vom Wege abbringen lassen, der zum Himmel führt«13.

Leider ist die Glaubenswahrheit über die Engel im Laufe der Jahrhunderte mehr und mehr in Vergessenheit geraten. »Aus dem herrlichfurchtbaren Wesen der Schrift hat man etwas Sentimentales, ja manchmal Zweideutiges gemacht. In Wahrheit ist der Engel das früheste Geschöpf Gottes. Sein Wesen hat eine unerträgliche Gewalt. Wenn er dem Menschen erscheint, lautet sein erstes Wort: >Fürchte dich nicht!< - was so viel heißt, daß er selbst die Kraft gibt, ihn zu ertragen. Zwischen Gott und ihm waltet ein Einvernehmen der Sorge um das Heilige in dem ihm anbefohlenen Menschen; und er schützt es durch Irrsal, Leiden und Tod hindurch«14.

Es ist eine tröstliche Wahrheit, daß wir weder in der Versuchung noch in der Not je allein sind. Am Ende unseres irdischen Lebens wird unser Schutzengel uns zum Gericht Gottes begleiten, wie es die kirchliche Liturgie in den Sterbegebeten zum Ausdruck bringt: »Kommt herzu, ihr Heiligen Gottes, eilt ihm entgegen, ihr Engel des Herrn. Nehmt auf seine Seele und führt sie hin vor das Antlitz des Allerhöchsten (...). Christus nehme dich auf, der dich berufen hat, und in das Himmelreich sollen Engel dich geleiten.«15

III. »Du sollst mit deinem Schutzengel auf gutem Fuß stehen. Behandle ihn wie einen guten Freund, denn das ist er. Er wird dir manchen Dienst erweisen bei den alltäglichen Angelegenheiten.«16 Dieser Wegbegleiter zum Heil kann uns auch in den großen oder kleinen Nöten des Alltags helfen: wenn es um eine schwierige Prüfung geht, bei der die gewissenhafte Vorbereitung nicht alles ist, selbst bei der eiligen Suche nach einem Parkplatz oder um den Bus noch zu erwischen. Das alles raubt uns leicht den Frieden, vielleicht reagieren wir aggressiv, vielleicht deprimiert. Wenn wir im Glauben festverwurzelt sind, werden wir spontan um die Hilfe unseres Schutzengels bitten.

Damit uns der Schutzengel beistehen kann, müssen wir ihm auf irgendeine Weise unsere Absichten und Wünsche zu erkennen geben. Trotz der großen Vollkommenheit ihres Wesens verfügen die Engel nicht über die grenzenlose Macht und unendliche Weisheit Gottes. Die Theologie sagt uns, daß »die Engel die verborgenen Gedanken der Menschen nicht kennen, außer wenn Gott sie ihnen offenbart« und daß »sie insbesondere das menschliche Herz, in welchem sich das Geheimnis der Person zusammenfaßt, nicht durchschauen können«17. Es genügt jedoch, daß wir im Geist zu ihnen sprechen, damit sie uns verstehen, ja sogar Dinge, die wir selbst nicht auszudrücken imstande sind, aus unserem Verhalten abzuleiten vermögen.

Da er Gott von Angesicht zu Angesicht schaut und zugleich in unserer Nähe ist, schulden wir unserem Schutzengel nicht nur Freundschaft, sondern auch Verehrung. Ein Stoßgebet zum Schutzengel bei der Arbeit, in einer Unterhaltung oder in den kleinen und großen Konflikten unseres Lebens ist eine Geste der Freundschaft ihm gegenüber und des Dankes an Gott, weil seine Schöpfung so wunderbar ist.

In der Fastenzeit liegt es nahe, sich jene bewegende Szene im Garten Getsemani vor Augen zu führen: Christus - ein leidender Mensch - erfährt durch einen Engel die Hilfe des Himmels. »Der Umgang mit den Engeln will gelernt sein. Wende dich jetzt an sie, sag deinem Schutzengel, daß das gnadenbringende Wasser der Fastenzeit nicht spurlos an deiner Seele vorübergeflossen ist, daß es deine Seele ganz durchdrungen hat, weil dein Herz zerknirscht ist. Bitte sie, deinen guten Willen vor den Herrn zu tragen, diesen guten Willen, den die Gnade aus unseren Erbärmlichkeiten keimen ließ wie eine Blume aus dem Dunghaufen. Sancti Angeli, Custodes nostri: defendite nos in proelio, ut non pereamus in tremendo iudicio. Heilige Schutzengel, verteidigt uns im Kampfe, auf daß wir im Schreckensgericht nicht zugrunde gehen.«18 Wir verehren Maria als Regina Angelorum, Königin der Engel. Sie möge uns - vor allem in dieser Fastenzeit - den Umgang mit unserem Schutzengel lehren.

1 Mt 4,11. - 2 J. Escrivá, Christus begegnen, 63. - 3 Johannes Paul II., Generalaudienz, 6.8.1986. - 4 M. Schmaus, Katholische Dogmatik, München 1949, Bd.II, S.242. - 5 Hebr 1,14. - 6 Johannes Chrysostomos, in: Catena Aurea. - 7 vgl. Apg 5,19-20; 8,26; 10,3-6. - 8 Apg 12,7-8. - 9 Apg 12,13-17. - 10 vgl. J. Escrivá, Der Weg, Nr. 570. - 11 M. Schmaus, Katholische Dogmatik, München 1949, Bd.II, S.249. - 12 Ex 23,20. - 13 Römischer Katechismus, 4.Teil,IX, Nr.4. - 14 R. Guardini, Der Herr, Würzburg 1951, S.313. - 15 Die Feier der Krankensakramente, Nr. 151. - 16 J. Escrivá, Der Weg, Nr. 562. - 17 M. Schmaus, Katholische Dogmatik, München 1949, Bd.II, S.238. - 18 J. Escrivá, Christus begegnen, 63.

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