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von 13.11.2012 08:29



Die sexualisierte Gesellschaft ©

Vortrag von Gabriele Kuby am 19. März 2011
4. Internationaler Kongress Treffpunkt Weltkirche in Würzburg

Die Kirche in unserem Land, die Kirche in Europa ist in Not. Werenfried von Straaten gründete die Hilfsorganisation Kirche in Not, um den unter dem Kommunismus brutal unterdrückten Christen zu helfen. Jetzt erleben wir, dass sich die Kirche unter den Bedingungen kapitalistischen Wohlstandes im Westen im Prozess der Selbstsäkularisierung befindet, so dass die Gläubigen nicht mehr hinreichend ausgerüstet werden für ihre Pilgerschaft durch die Zeit zum ewigen Heil. Sie laufen in Massen davon.
Zentrum des Kampfes um die Entchristlichung ist die Sexualität. Wofür wird die katholische Kirche am meisten gegeißelt? Für ihre Lehre über Sexualität, treu der biblischen Offenbarung. Eigentlich ist dies erstaunlich, denn wo wird sie in unserem Land noch verkündet, wo wird sie noch gelebt? Der Papst verkündet sie, die Vertretung des Heiligen Stuhls an der UN kämpf dafür, aber wann haben Sie zuletzt eine Predigt über das Thema Sexualität in Ihrer Gemeinde gehört?
Die Gläubigen der Diözese Köln, die am ersten Fastensonntag in der Kirche waren, haben eine solche Predigt gehört, nämlich den Fastenhirtenbrief von Kardinal Meisner über Liebe, Ehe, Sexualität. Er ruft den Gläubigen zu:
1.Die Botschaft des Glaubens ist ein Ja zum Leib.
2.Die Botschaft der Kirche bedeutet ein Ja zur Liebe.
3.Die Botschaft des Glaubens bedeutet ein Ja zum Leben.

Aus diesem dreifachen Ja zum Leib, zur Liebe und zum Leben entspringt die Sexualmoral der Kirche. Sie besagt:
1.Der einzig legitime Ort der geschlechtlichen Gemeinschaft ist die Ehe.
2.Die Ehe ist ein unauflöslicher Bund zwischen Mann und Frau.

Vielen erscheint dies als ein schweres Joch. Wer es aber auf sich nimmt, entdeckt, dass es ein leichtes Joch ist, das Jesus denen auferlegt, die mit seiner Gnade den Höhenweg der Liebe gehen wollen. Es ist das soziale Fundament, das die Hochkultur Europas ermöglicht und getragen hat.
Heute sagen wir


nein zum Leib durch Gender-Mainstreaming,


nein zur Liebe durch die Auflösung sexueller Normen,


nein zum Leben, indem wir die ungeborenen Kinder millionenfach töten.

Die Optionen, die Gott seinem auserwählten Volk vorgelegt hat, gelten auch für uns:
Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle also das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen. Liebe den Herrn, deinen Gott, hör auf seine Stimme und halte dich an ihm fest; denn er ist dein Leben. (Deut 30,19-20)
Es scheint, als wären wir als Volk nicht mehr fähig, das Leben zu wählen. Wir sind ein aussterbendes, alterndes Volk, nicht nur die Deutschen, fast alle Nationen Europas. Jeder weiß es, jeder Politiker weiß es seit Jahrzehnten, aber es gibt keine Korrektur der Gesellschaftspolitik, welche in die nun unaufhaltsame demographische Katastrophe führt.
Wir haben die Sexualität von der Fruchtbarkeit systematisch entkoppelt durch
•Verhütung
•Abtreibung
•Homosexualisierung der Gesellschaft

Die sexuellen Verhaltensweisen dürfen im Kontext der Bevölkerungskrise nicht in Frage gestellt werden. Das Tabu wird geschützt durch Ausgrenzung, Rufmord, Berufsverbot, juristische Sanktionen.
Verhütung und Abtreibung und die homosexuelle Agenda werden von den mächtig-sten Institutionen dieser Erde, der UN und der EU mit aller Macht vorangetrieben.
•Entwicklungshilfeprogramme werden von den USA reduziert und stattdessen Milliarden Dollar in „Reproductive halth“-Programme für Verhütung, Sterilisation und Abtreibung in den armen Ländern investiert.
•Die Sexualisierung der Jugend von der Geburt an wird von der UN, u. a. i vom Kinderhilfswerk UNICEF vorangetrieben
•Die Homosexualisierung der Bevölkerung ist globale Agenda der UN und EU.

Eine Gesellschaft, die lange der Auffassung war, die Aufklärung habe der Vernunft und Rationalität zum Sieg verholfen, verstopft Augen, Ohren und Herz vor den Zeichen der Zeit. Es bedarf keiner prophetischen Gabe, um zu erkennen:
•Eine sexualisierte Gesellschaft braucht Verhütung und Abtreibung.
•Die systematische Verhütung und straffreie Massentötung ungeborener Kinder führen zum Aussterben der Bevölkerung.
•Die Sexualisierung der Bevölkerung und die Aufhebung aller sexuellen Normen führen zur Auflösung der Familie.
•Die Auflösung der Familie führt massenhaft zu Angst, Depression und psychischen und somatischen Störungen aller Art, insbesondere bei der Jugend. 31 % der Kinder und Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren sind verhaltensauffällig, das heißt sie schlagen, lügen, betrügen und stehlen, 22 % haben Essstörungen, 16 % emotionale Probleme, 25 % regelmäßige Schmerzen.
•Das soziale Chaos, welche die Zerstörung der Moral und der Familie zur Folge hat, kann der Sozialstaat langfristig nicht auffangen. Es führt zu einem diktatorischen Staat.

Wie ist es zu dieser sexuellen Revolution gekommen?
Den ersten mächtigen Schlag gegen das christliche Wertefundament führte die Französische Revolution. Marquis de Sade brachte jede denkbare und undenkbare Perversität ins Wort. Die Vernunft wurde zur Göttin erhoben und in Gestalt einer Hure auf den Altar gestellt – ein sprechendes Bild, denn die Vernunft wird zur Hure der Begierden, wenn sie nicht an Gott gebunden ist.

Viele hoch gelehrte und hoch geehrte Geister haben die philosophischen und psychologischen Ideen, das kulturrevolutionäre Know how und die kulturverändernden Werke geliefert: Jean Jaques Rousseau, Marx und Engels, Friedrich Nietzsche, Sigmund Freud und C. G. Jung, Wilhelm Reich, Alfred Kinsey, Simone de Beauvoir, Judith Butler, um nur einige Herausragende zu nennen.
Viele von ihnen lebten selbst im sexuellen Chaos und zerbrochenen Beziehungen, sie vernachlässigen ihre Kinder, waren drogenabhängig, alkoholabhängig, endeten in Verzweiflung, Wahnsinn, Okkultismus, Selbstmord. Hört man diese Lebensgeschichten, so fällt einem das bayerische Sprichwort ein: Der Teufel hilft seinen Leuten, aber er holt sie auch.
Sie alle predigten den Menschen, dass es Freiheit sei, die Gebote Gottes zu missachten. Sie sagten ihnen nicht, dass sie durch die hemmungslose Befriedigung ihrer Begierden zu Leibeigenen ihrer Leidenschaften werden. Sie sagten ihnen nicht, dass Menschen, die ihre innere Freiheit verlieren, bald auch ihre äußere Freiheit verlieren werden, weil sie von den Mächtigen manipuliert und kontrolliert werden können und müssen.
Einer, der dies glasklar erkannte, war Wilhelm Reich. Um die klassenlose Gesellschaft zu schaffen, musste die „Zwangsehe“ und die „Zwangsfamilie als Erziehungsapparat“ zerstört werden. Das Mittel dazu war die Sexualisierung der Massen, allen voran der Kinder. Reich: „Die patriarchalische Familie ist die strukturelle und ideologische Reproduktionsstätte aller gesellschaftlichen Ordnungen, die auf dem Autoritätsprinzip beruhen. Wir diskutieren nicht die Existenz oder Nicht-Existenz Gottes, wir eliminieren einfach die sexuelle Repression und lösen die infantilen Bindungen an die Eltern auf.“
Was beruht auf dem Autoritätsprinzip? Die Beziehung zu Gott, zur Kirche, zum Staat, zu den Eltern, insbesondere zum Vater, zum Lehrer. Sexualisierung war das Vehikel, um all diese Beziehungen ihrer Kraft zu berauben. Wie steht es heute mit der Beziehung zu Gott, zur Kirche, zum Staat, zu den Eltern, zum Vater, zum Lehrer? Die Saat von Wilhelm Reich und der anderen atheistischen Kämpfer gegen das Christentum wie Adorno, Horkheimer, Marcuse, de Beauvoir ist aufgegangen.
Schritt für Schritt wurden die Gesetze abgeschafft oder verändert, welche bis dahin der Sexualität Grenzen gesetzt hatten. Die Eckpunkte waren: Freigabe der Pornographie (1973), Erleichterung der Scheidung (ab 1969), Straffreiheit der Abtreibung (1992 – 1995), Gender-Mainstreaming als Leitprinzip der Politik (1999), „Homo-Ehe“ (2001), Abschaffung der Sittenwidrigkeit der Prostitution (2001). Nun steht die Aufnahme der „sexuellen Identität“ ins Grundgesetz als Kriterium von Diskriminierung vor der Tür. Damit kann jede unterschiedliche Behandlung aufgrund sexueller Identitäten sanktioniert und kriminalisiert werden.
Die sexuelle Entgrenzung entfaltet ihre eigene Dynamik. Pornographie-Konsum gehört zum Alltag von Alt und Jung. 35 % aller Downloads aus dem Internet haben pornografischen Inhalt. Mit Pornographie werden weltweit jährlich 57 Milliarden Dollar umgesetzt. Pornographie ist keine Männer- und keine Erwachsenen-Domäne mehr. Pornographie macht süchtig. 10 % der Männer in Deutschland gelten als pornographiesüchtig.
Auch wer Pornographie nicht konsumiert, wird in unserer Gesellschaft ständig unter sexuellen Strom gesetzt. Muss es uns da wundern, dass sexueller Missbrauch ein Massenphänomen geworden ist? Jährlich kommen ca. 15.000 Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen zur Anzeige. Die Dunkelziffer wird auf das zehn bis fünfzehnfache geschätzt, das bedeutet, jedes 5. Mädchen und jeder 10. Junge werden Opfer von sexuellem Missbrauch. In kirchlichen Einrichtungen wurden 350 Fälle bekannt, die durchschnittlich 30 Jahre zurückliegen. Warum gibt es zu diesem unsagbaren Massenverbrechen an Kindern und Jugendlichen keine Alarmrufe in den Medien oder einen „runden Tisch“ der Politik?

Die Sexualisierung der Jugend
Eckstein der sexuellen Revolution ist die Sexualisierung der Jugend. Wer die Jugend hat, der hat die Zukunft. Dies geschieht zum einen durch die Medien und durch die staatliche Sexualisierungspolitik in Schulen, und Kindergärten, Horten und Heimen (übrigens auch in Behinderten- und Altenheimen, wo im Auftrag von Diakonie und Caritas bezahlte „Sexualassistenz“ geleistet wird).
Die Kaderschmiede der Sexualpädagogik für den deutschsprachigen Raum ist das „Institut für Sexualpädagogik“ in Dortmund. Ihm zugeordnet ist die „Gesellschaft für Sexualpädagogik“. Der mächtigste staatliche Partner ist die „Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung“, die dem Familien- und Gesundheitsministerium untersteht. Die BZgA liefert die Unterrichtsmaterialien und verteilt millionenfach kostenlose Broschüren im Land, welche Kinder und Jugendliche und deren Erzieher zu hedonistischer Sexualität anstiften. Dies alles wird mit dem fadenscheinigen Mantel der Wissenschaft umhüllt, um die Vernunft als Hure der Begierde ein wenig zu bekleiden.
Die sogenannte „emanzipatorische Sexualpädagogik“ wird in der Verschleierungsterminologie ihrer Vorkämpfer umschrieben als
•Lebenslange sexuelle Sozialisation
•Pluralisierung von Beziehungs-, Liebes- und Lebensformen
•Entgrenzung kultureller, ethnischer und religiöser Zugehörigkeiten
•Flexibilisierung von Geschlechtsidentitäten und Sexualitäten
•Eröffnung von Erfahrungsräumen durch die neue Medientechnologie

Im Klartext heißt das:
•Professionelle sexuelle Aktivierung von der Wiege bis zur Bahre
•Auflösung von Ehe und Familie und Legitimierung jeder Art von sexueller Präferenz und der daraus entstehenden Beziehungsformen
•Kampf gegen kulturelle, ethnische und religiöse Werte, die dem entgegenstehen
•Auflösung der bipolaren Geschlechtsidentität und der Heterosexualität als Norm
•Einsatz von Medien, um dies alle zu erreichen.

Dies ist die Auffassung von Sexualität, die dem Zwangs-Sexunterricht an den Schulen zugrunde liegt. Das ist die Auffassung von Sexualität, die Erzieherinnen in der Ausbildung vermittelt wird: Kinder sollen zum Ausleben ihrer Sexualität durch Masturbation und Sexspiele angeregt werden; ihre heterosexuelle Prägung soll durch mediale Beeinflussung aufgelöst werden. Ehe, Familie, Treue, Kinder als wünschenswerte Lebensziele kommen nicht vor.
Alles ist erlaubt, alles wird in Wort und/oder Bild einladend dargestellt, inklusive Oral und Analsex, wie in den hübschen neuen Leporellos der BZgA „sex ‚n‘ tipps. Weil die Kinder „safe sex“ lernen müssen, üben Kinder im Klassenverband, Kondome über Holz- oder Plastikpenisse zu ziehen. Neuerdings gibt es Kondome in Kindergrößen. Es gibt aber keinen „safe sex“ außerhalb der Ehe, wie die Explosion der Geschlechtskrankheiten zeigt. Pille danach? Abtreibung? Kein Problem! Hier hast du die Adresse von Pro-Familia, dem staatlich subventionierten Abtreibungsunternehmen. Wir sorgen schon dafür, dass deine Eltern nichts erfahren.
Träger der „emanzipatorischen sexuellen Bildung“ unserer Kinder und Jugendlichen sind nicht nur Pro Familia und Donum vitae. Träger sind auch diese Institutionen:


Arbeiterwohlfahrt


Deutsches Rotes Kreuz


Diakonie


Caritas


Sozialdienst katholischer Frauen

Der Großteil dieser Institutionen wird mit Kirchensteuergeldern subventioniert.
Der Sozialdienst katholischer Frauen betreibt die Jugendsex-Beratungsorganisationen „Herzklopfen“, „hautnah“, „love-tours“, „lovetalks“ und andere, welche „Flirtkurse“ und „Flirtcoaching“ anbieten. Ausgebildet werden die Beraterinnen von SKF und Caritas am „Institut für Sexualpädagogik“ in Dortmund. Sie arbeiten eng mit den Mitarbeitern des Instituts zusammen.
„Emanzipatorische Sexualpädagogik“ bekämpft die katholische Lehre über Sexualität und unterminiert die personalen Voraussetzungen des Glaubens. Sie beginnt immer früher, nimmt immer mehr Raum ein und wird zunehmend mit pornographischen Inhalten durchsetzt. Weil sie unter falscher katholischer Flagge läuft, findet sie Eingang in katholische Schulen. An einem katholischen Gymnasium in Nordrhein-Westfalen werden 13 – 15jährige Schüler drei Tage lang auf Kosten des Schulunterrichts einem Training in Sexualpädagogik unterzogen. Die Teilnahme unterliegt dem Schulzwang. Abmeldung ist nicht möglich.
Gibt es Rückhalt bei der Kirche? Fehlanzeige, denn es geschieht ja im kirchlichen Auftrag. Wer seine Kinder nicht teilnehmen lässt, riskiert massive staatliche Sanktionen, Bußgelder, Erzwingungshaft, im schlimmsten Fall auch Sorgerechtsentzug. Einige wenige heroische Eltern nehmen dies um ihrer Kinder willen in Kauf wie mehrere christliche Elternpaare im Raum Paderborn.
Unter dem Vorwand, Kinder vor sexuellem Missbrauch bewahren zu wollen, gehen die Sexualpädagoginnen des SKF auch an Grundschulen. Kinder werden mit den Sexualpraktiken vertraut gemacht, vor denen sie geschützt werden sollen. Sie werden zur Selbstbefriedigung animiert, weil sie dadurch angeblich lernen, ihren Körper kennenzulernen und ihr Schamgefühl zu überwinden, welches sie daran hindere, sich gegen sexuellen Missbrauch zu wehren. Masturbation stärke ihr Selbstbewusstsein – so die Begründung.
Ginge es bei der „Sexualwissenschaft“ tatsächlich um Wissenschaft und nicht um Kulturrevolution, dann müsste untersucht werden, welche Wirkung die „sexuelle Bildung“ von Kindern und Jugendlichen auf ihre körperliche und seelische Gesundheit hat, auf ihre Leistungsfähigkeit, auf ihre Gewaltbereitschaft, auf ihre Bindungsfähigkeit, auf ihre Fähigkeit zur Ehe und Familie.
Es könnte sich herausstellen, dass die sogenannte „sexuelle Bildung“ von Kindern und Jugendlichen genau das bewirkt, was sie zu bekämpfen vorgibt: Tiefe seelische Verletzungen, Entfremdung von den Eltern und Rebellion gegen sie, dauerhafte seelische Störungen, Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten, Frühschwangerschaften, sexuellen Missbrauch unter Jugendlichen, Bindungsunfähigkeit, Unfähigkeit zu Elternschaft und Familie. Der sexuelle Missbrauch hat eine neue Dimension erlangt. Immer häufiger wird er von Jugendlichen an anderen Jugendlichen und Kindern verübt.

Zerstörung des christlichen Wertefundaments der Kultur
Was hier geschieht, ist ein Angriff auf das Wertefundament der einst christlich geprägten Hochkultur Europas. Die sexuellen Normen gehören zum Kern der Person und der Gesellschaft. Seien wir uns darüber klar: Ohne eine Wiedereroberung der Keuschheit ist die christliche Kultur verloren. Der Feind weiß dies. Die Christen verschließen die Augen.
Warum gab, warum gibt es so wenig Widerstand? Christa Meves hat den Prophetendienst von Anfang an erfüllt, die Kulturzerstörung ins Licht gestellt und vor den katastrophalen Folgen gewarnt. Warum wurden ihre Mahnungen nicht in Handeln übersetzt – weder von den Kirchen, noch von der Politik?
Könnte es damit zu tun haben, dass viele Menschen selbst in sexueller Unordnung leben? Das Sündenbewusstsein verschwindet, der Glaube verdunstet. Was aber wächst, ist der Hass gegen jeden, der an das Gewissen rührt, welches dem Menschen von Gott ins Herz geschrieben ist. Dieser Hass wütet gegen die katholische Kirche, die durch ihr Lehramt dem Gewissen eine Stimme gibt.
Beim diesjährigen Neujahrsempfang des diplomatischen Corps wertete Papst Benedikt XVI. den Sexualkundeunterricht als eine nicht hinnehmbare Beschränkung der Religionsfreiheit. Er sagte:
„Ich kann nicht schweigen angesichts des erneuten Angriffs auf die religiöse Freiheit der Familien, wo die Teilnahme an Kursen der Sexualerziehung oder ‚Bürgerkunde‘ verpflichtend auferlegt wird, bei denen ein angeblich neutrales Bild des Menschen und des Lebens vermittelt wird, das aber in Wirklichkeit ein Menschenbild widerspiegelt, das gegen den Glauben und die rechtverstandene Vernunft gerichtet ist.“

Der Weg der Erneuerung
Er beginnt vor den eigenen Füßen. Die Kraft zur Erneuerung kommt aus der eigenen Umkehr. Wer aus Liebe zu Jesus die Gebote hält, dem gehen die Augen auf und er bekommt die Kraft zu handeln.
•Wir brauchen Widerstandsgruppen von Eltern und Verbänden. Die Schweigespirale muss durchbrochen werden. In der Schweiz hat die „Schweizerische Interessensgemeinschaft Sexualerziehung“ schon einiges erreicht. Sie rät, zweigleisig Einfluss zu nehmen, so hoch wie möglich in der politischen Hierarchie anzusetzen und in der Schule vor Ort.
•Das Erziehungsrecht der Eltern muss vom Staat gewährleistet werden. Der Staat hat kein Recht, über die Schule Kulturrevolution zu betreiben und den neuen sexualisierten Gender-Menschen zu schaffen. Lehrer und Erzieher haben das Erziehungsrecht der Eltern und die Intimsphäre der Kinder und Jugendlichen zu respektieren und zu schützen.
•Eltern müssen umfassend über den schulischen Sexualkundeunterricht, die Ausführenden, die verwendeten Materialien und Medien informiert werden. Sie müssen das Recht haben, ihre Kinder vom Sexualkundeunterricht abzumelden.
•Die Familienministerin wird aufgefordert, die Verbreitung jugendverderbender Schriften durch die BZgA einzustellen und diese Behörde auf die Förderung der Familie auszurichten.
•Die katholische Kirche finanziert ihre eigenen Totengräber mit Kirchensteuergeldern: Komitees, Verbände, Vereine, Verlage und Medien, welche die katholische Lehre, insbesondere die Sexualmoral aktiv bekämpfen. Es ist ein schweres Versagen der Kirche, wenn Kinder und Jugendliche über die Jugendarbeit und die normale Verkündigung nicht mehr auf den Weg der Reinheit und der Keuschheit geführt werden. Wann wird der Geldfluss unserer Kirchensteuergelder umgeleitet, wenigstens teilweise umgeleitet, zu Initiativen, welche den Glauben neu in den Herzen einpflanzen?
•Die katholische Kirche braucht eine eigene „Kaderschmiede“, ein Institut, welches katholische Sexualpädagogik entwickelt, dafür ausbildet und in der Jugendarbeit innerhalb und außerhalb der Schulen in die Tat umsetzt. Eine katholische „Kaderschmiede“ ist eine Missionsschule, ein Ort des Gebetes und der Katechese, wo um den Heiligen Geist gefleht wird, denn nur er kann unsere Bemühungen fruchtbar machen.

Der Siegeszug der „emanzipatorischen Sexualpädagogik“ selbst in der katholischen Jugendarbeit und in katholischen Schulen war auch deshalb möglich, weil die Kirche keine Alternative anbietet. Niemand hat mehr Wissen und Erkenntnis auf diesem Gebiet als die katholische Kirche, insbesondere durch das Lebenswerk Johannes Paul II. Dieser Schatz muss zu den jungen Menschen gelangen und ihnen den Weg zu einem erfüllten Leben weisen. Hier ist Not in der Kirche. Welche Bischöfe, welche Menschen, die über finanzielle Ressourcen verfügen, nehmen sich dieser Not an?
(Ich selbst habe einen Kurs für junge Menschen entwickelt. Er heißt ONLY YOU – gib der liebe eine chance. Der nächste findet vom 6. – 8. Mai im Kloster Brandenburg bei Ulm statt.)

Wir brauchen kein Gender-Mainstreaming, wir brauchen Familien-Mainstreaming. Nur so können wir mit der Gnade Gottes den Weg von einer Kultur des Todes zu einer Kultur des Lebens finden.

Heute, am Festtag des Heiligen Josef, der die weiße Lilie in der Hand trägt, bitte ich ihn und seine Braut Maria um Fürbitte, dass die Botschaft der Reinheit, der Keuschheit, der Enthaltsamkeit vor der Ehe, der Treue in der Ehe wieder hörbar wird für die junge Generation, denn es ist ein schöner Weg, der den Traum der Liebe in Erfüllung gehen lassen kann.

von 13.11.2012 07:49

Sehr geehrte Schwestern und Brüder,

Das „Recht“ auf Dankbarkeit

Tägliche Meditationen - 13. November 2012

Dienstag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis

P. Edward Hopkins LC

Lk 17,7–10
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Wenn einer von euch einen Sklaven hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Nimm gleich Platz zum Essen? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich, und bediene mich; wenn ich gegessen und getrunken habe, kannst auch du essen und trinken. Bedankt er sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.

Einführendes Gebet: Jesus, ich glaube an dich, meinen Herrn und Schöpfer. Du hast mir alles gegeben, obwohl du mir nichts schuldest. Du hast mir alles vergeben, als ich dir mehr schuldete als ich jemals bezahlen konnte. Herr, ich vertraue auf deine Vergebung und deine Liebe.

Bitte: Jesus, hilf mir, dir dankbar zu sein.

1. Stolzes Verhalten. Wie oft haben uns Menschen durch Mangel an Dankbarkeit, Respekt oder Wertschätzung gekränkt? Unsere Reaktion auf diese Kränkung ist vielleicht gerechtfertigt, aber die Wurzel unserer Empfindlichkeit ist letztlich gekränkter Stolz. Aufgrund meiner hinfälligen Art, neige ich oft dazu, mich für mehr zu halten als ich bin und von allen mehr Respekt zu erwarten– einschließlich von Gott. Doch vor Gott bin ich ein armes, kleines und abhängiges Geschöpf. Von ihm bekomme ich alles, was ich bin und brauche. Wie kann ich irgendetwas von ihm fordern? Und wie kann ich mich beklagen, wenn ich erkenne, dass ich ein undankbarer Sünder bin, der die Anrechte und die Liebe seines Schöpfers missachtet hat?

2. Die Grundlage der Beziehung. Unsere Kultur hat sich zu einer „Anspruchskultur“ entwickelt. Wir sehen uns selbst als Inhaber von Rechten –„berechtigten“ Erwartungen – denn wir gehen davon aus, dass uns vieles geschuldet ist. So sehen wir Kinder, die einfordern, was sie wollen, Eheleute, die erwarten, dass ihre Vorlieben zu respektieren sind, und wir erheben den Anspruch, dass uns die Regierung mit allem zu versorgen hat. Gott wird ebenso in das Verteilungsgetümmel einbezogen, als müsse er verwöhnte Kinder bedienen. Dabei haben wir vergessen, dass wir alles von Gott erhalten haben und wir ihm alles schulden. Das Bild vom Sklaven und vom Meister, das Jesus gebraucht, ist nicht nur eine Metapher. Obwohl uns sein freies und großzügiges Geschenk der Erlösung in den Stand der Kindschaft und der Freundschaft erhebt, schuldet er uns nichts. Unser Verhältnis zu Gott muss das Verhältnis eines dankbaren Geschöpfes zu seinem liebenden Schöpfer sein. Hier müssen wir beginnen.

3. Demütiges Verhalten. Weit entfernt von der Aufforderung an uns, wie „unnütze Sklaven“ zu handeln, will Jesus uns vom Stolz befreien, der uns zum Sklaven macht. Die Tugenden des Dienens, der Dankbarkeit, der Ehrerbietung und des Gehorsams stehen heute nicht hoch im Kurs, aber sie spiegeln immer das Herz eines Gotteskindes wider. Jesus machte sich all diese Tugenden und die Demut, die zur Entfaltung dieser Tugenden erforderlich ist, zu Eigen. Meine allererste Pflicht besteht darin, Gott zu dienen und zu gehorchen. Meine Pflicht zur Dankbarkeit hört niemals auf, weil er mir so viel schenkt – das Leben, den Glauben, die Familie, und vieles mehr – und er mich zu einer Liebe führen möchte, die bezeugt, dass die Selbsthingabe besser ist als die Einforderung seiner Rechte vor Gott und den Mitmenschen.

Gespräch mit Christus: Liebster Herr Jesus, hilf mir in Demut zu erkennen, dass ich ein Geschöpf bin, das ganz von dir abhängig ist. Öffne mein Herz und meinen Verstand für die vielen endlosen Zeichen deiner großzügigen Liebe. Lehre mich eine Haltung der Dankbarkeit, die mehr an dich als an mich selber denkt.

Vorsatz: Ich will um die Gnade bitten, bei meiner täglichen Arbeit Anlässe zur Dankbarkeit zu schaffen und Gott meine Dankbarkeit zu zeigen.





Gottes Segen,Laudetur Jesus Christus
Herzliche Grüße aus Löbnitz
Michael Schonath

von 12.11.2012 00:31

Keuschheit – Katholische Altlast oder christliches Erkennungszeichen?

Vorbemerkung der Redaktion: Im September-Oktober-Heft von „Theologisches“ haben wir die Be-sprechung eines wichtigen Werkes von Gabriele Kuby zum Gender-Thema veröffentlicht. Der nun folgende Beitrag der Autorin konkretisiert die in ihrem Buch angesprochene Problematik im Blick auf die Tugend der Keuschheit. Der auf dem Kongress „Freude am Glauben“ gehaltene Vortrag (Fulda, 27. August 2010) wurde für die Veröffentlichung leicht überarbeitet.

Wann haben Sie zuletzt das Wort Keuschheit in den Mund genommen oder jemanden aussprechen hören? Es ist eines der Worte, das nicht mehr in unsere Zeit zu passen scheint, denn das, was es bezeichnet, entspricht nicht mehr dem Denken, Wollen und Handeln der meisten Menschen. Die Sprache verändert sich mit der gelebten Realität, aber sie ist auch ein Gefäß geheimnisvoller Weisheit, das aus einer anderen Quelle als der menschlichen Wirklichkeit gefüllt wird. Die Strategen der globalen Kulturrevolution vergreifen sich an der Sprache, um die Massen zu manipulieren, weil sie um die Macht des Wortes wissen. Es sollte unsere Alarmglocken schrillen lassen, wenn das Europä-ische Parlament das Wort Mutter zum „sexistischen Stereotyp“ erklären will!
Im etymologischen Duden erfahren wir: Das Wort keusch stammt aus dem Frühmittelalter, es ist entlehnt aus dem lateinischen conscius, was bedeutet: mitwissend, eingeweiht, bewusst. Im Duden heißt es: „Aus der Bedeutung ‚der christlichen Lehre bewusst‘ entwickelten sich die Bedeutungen ‚tugendhaft, sittsam, enthaltsam, rein‘ “ – alles Worte, die weitgehend außer Gebrauch gekommen sind. Das Gefäß der Sprache ist nicht aus Stein, es ist abhängig vom Inhalt und sackt in sich zusammen, wenn es von der Wirklichkeit, die es umfängt, entleert wird.
Ich werde im folgenden ausgiebig aus dem Katechismus der Katholischen Kirche zitieren, weil kaum mehr zu Gehör gebracht wird, was doch die geltende Lehre der Kirche ist. Das, was wir da lesen, ist Sand im Getriebe der Zeit, leider auch Sand im Getriebe der Kirche. Streuen wir also den Sand aus.


Zur begrifflichen Klärung

Keuschheit ist eine Tugend, die der Kardinaltugend der Mäßigung zugehört, welche, laut Katechis-mus, „die Leidenschaften und das sinnliche Begehren des Menschen mit Vernunft zu durchdringen sucht“ (KKK 2341). Auch der Begriff Tugend kommt kaum mehr vor, nicht in Predigten, nicht in Erziehungsplänen, nicht bei der Erwägung, ob eine Person für hohe Staatsämter geeignet ist. Der Philosoph Alasdair MacIntyre hat darüber ein Werk verfasst mit dem Titel: Der Verlust der Tugend. Zur moralischen Krise der Gegenwart . Auch der dunkle Bruder der Tugend, die Sünde, ist ein Wort, das aus der Mode gekommen ist, allerdings aus ganz anderen Gründen. Um im Bild zu blei-ben: Das Gefäß ist so voll geworden, dass es seinen Inhalt nicht mehr halten kann; überallhin hat er sich ausgebreitet und soll nicht mehr beim Namen genannt werden.
Weil es so sehr in Vergessenheit geraten ist, was Tugend ist und bewirkt, sei wieder der Katechis-mus befragt. Dort heißt es: „Die Tugend ist eine beständige, feste Neigung, das Gute zu tun“ (KKK 1803; 1833). „Die menschlichen Tugenden … verleihen dem Menschen Leichtigkeit, Sicherheit und Freude zur Führung eines sittlich guten Lebens. Der tugendhafte Mensch tut freiwillig das Gute.
Die sittlichen Tugenden … ordnen alle Kräfte des Menschen darauf hin, mit der göttlichen Liebe vereint zu leben“ (KKK 1804). Halten wir fest, was das eigentliche Ziel des Bemühens um Tugend ist: Mit der göttlichen Liebe vereint leben.
Wer möchte das nicht, der eine Ahnung davon hat, dass Gott existiert und dass Gott die Liebe ist? Aber wer ist bereit, den Preis zu zahlen? Wer ist bereit, die Jugend zu lehren, dass die Erfüllung der Sehnsucht nach Glück eben nicht über Spaßmaximierung zu erlangen ist, sondern An-strengung, Überwindung, Selbstbeherrschung in Dienste eines leuchtenden Ziels, das Liebe heißt, eine Liebe, auf die Ehe und Familie gegründet werden können?
Keuschheit ist dafür die notwendige Voraussetzung, die Investition, die eingezahlt wird auf die Realisierung des großen Traums der Liebe. Einem Menschen sagen können: „Ich habe auf dich gewartet!“ – ist das nicht erstrebenswert? Am Traualtar stehen und wirklich Braut sein in leuchten-der Schönheit, die nur die Reinheit schenkt. Den großen Friedensschluss zwischen Mann und Frau mit dem Versprechen lebenslanger Treue besiegeln – das klingt wie Kitsch, verklärte Romantik, gänzlich out of tune mit der heutigen Zeit. Und doch lebt dieser Traum in den Herzen junger Men-schen, viele suchen und manche finden den Höhenweg der Liebe.
Keuschheit ist die Tugend der Mäßigung im Bereich der Sexualität. Sie ist immer notwendig, vor der Ehe, in der Ehe, in der Ehelosigkeit, dem Zölibat. Insbesondere das sexuelle Begehren neigt zur Maßlosigkeit und gebärdet sich gerne wie ein wildgewordenes Pferd, das von seinem Reiter nicht mehr gelenkt werden kann. Der Katechismus definiert Keuschheit so: „Keuschheit bedeutet die geglückte Integration der Geschlechtlichkeit in die Person und folglich die innere Einheit des Menschen in seinem leiblichen und geistigen Sein. Die Geschlechtlichkeit, in der sich zeigt, dass der Mensch auch der körperlichen und biologischen Welt angehört, wird persönlich und wahrhaft menschlich, wenn sie in die Beziehung von Person zu Person, in die vollständige und zeitlich unbe-grenzte wechselseitige Hingabe von Mann und Frau eingegliedert ist“ (KKK 2337).
In nuce ist in dieser Definition die Lehre der Kirche über die Geschlechtlichkeit enthalten. Keuschheit bedeutet keine Ablehnung der Sexualität, keine „Sexualfeindlichkeit“, die der Kirche so gerne vorgeworfen wird. Keuschheit ist nicht leibfeindlich, auch wenn es leibfeindliche Häresien (wie den Manichäismus) gegeben hat. Die Tugend der Keuschheit beruht auf einem spezifischen Menschenbild, nämlich dem: Der Mensch ist in der Ebenbildlichkeit Gottes um seiner selbst willen geschaffen und zur Liebeseinheit mit Gott berufen. Darin liegt seine Würde, und diese Würde ver-bietet es, dass er für irgendetwas benutzt wird, etwa zur sexuellen Befriedigung. Der Mensch ist ei-ne Einheit aus Leib und Geist, eine Person, die dann in der Wahrheit lebt, wenn der sexuelle Trieb vom Geist durchdrungen und gelenkt wird, um Mann und Frau zur lebenslangen, wechselseitigen Hingabe zu befähigen, auf dass sie gemeinsam ihr letztes Ziel erreichen: das ewige Leben.


Eine das Gewissen beunruhigende Wahrheit

Zu allen Zeiten war die Keuschheit ein hohes Ideal, das mal mehr, mal minder erreicht wurde, aber das Ideal wurde nie aufgegeben. Heute ist es im Begriff zu erlöschen.
Keuschheit erscheint den meisten Zeitgenossen, besonders jenen, die über mediale Deu-tungsmacht verfügen, in der Tat als katholische Altlast, die zu entsorgen ist wie Müll, in der irrigen Vorstellung, dass wir dadurch unsere Sorgen loswürden. Keuschheit erscheint vor allem jenen als jüdisch-christliche Altlast, die sie als freiheitsberaubende Fessel empfinden und auf dieser Erde darum kämpfen, noch im letzten Winkel die Traditionen zu zerstören, die durch restriktive sexuelle Normen stabile Familienstrukturen ermöglicht haben.
Die Wucht des Kampfes gegen die katholische Sexualmoral ist erklärungsbedürftig. Es kann ja niemand behaupten, die wenigen, die ihr noch anhängen, würden irgendwelche Versuche machen, sie der Mehrheit aufzuzwingen. Alles ist erlaubt, anything goes, alle Naslang dürfen sich die Zuschauer an neuen Grenzüberschreitungen im Fernsehen oder in der Bildzeitung ergötzen. Warum also so viel Aufregung darüber, wenn eine Stimme zwar ohne Macht, aber mit Vollmacht den „mo-ralischen Relativismus“ beklagt?
Erklärbar ist das nur, wenn wir ernst nehmen, was Gott durch Jeremia sagt: „Ich lege mein Gesetz in sie hinein, ich schreibe es auf ihr Herz“ (Jer 32,33). Wir tragen also den Maßstab des Ge-wissens im eigenen Herzen, und dieses Gewissen soll nicht geweckt werden.

Die Unzucht als Widerspruch zur Keuschheit

Es kann kein Zweifel bestehen, dass die Last der Keuschheit Christen von Jesus selbst auferlegt ist. „Selig, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen“, lehrt Jesus in der kürzesten Ver-dichtung seiner Lehre, den Seligpreisungen. Kann es ein reines Herz in einem schmutzigen Leib geben?
Noch versteht jeder, was im Bereich der Sexualität mit Schmutz gemeint ist, jeder weiß, was ein schmutziger Witz oder ein schmutziger Film ist. Immer geht es darum, dass einer den anderen schamlos zur Triebbefriedigung benutzt.
Paulus sagt:„Hütet euch vor der Unzucht! Jede andere Sünde, die der Mensch tut, bleibt au-ßerhalb des Leibes. Wer aber Unzucht treibt, versündigt sich gegen den eigenen Leib. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt?“ (1 Kor 6,18-19).
Und wieder taucht da ein Wort auf, das im Begriff ist, unter „Hassrede“ eingeordnet und kriminalisiert zu werden: die Unzucht. Bevor das Wort unter dem Schutt und den Scherben der De-moralisierung ganz begraben ist, sei noch einmal der Katechismus der Katholischen Kirche zitiert. In Zeiten, in denen de Heterosexuellen die Ehe zunehmend überflüssig finden, die Homosexuellen sie aber um so entschlossener für sich beanspruchen, weiß kaum einer mehr, wie trennscharf die Sünde der Unzucht definiert ist:
„Unzucht ist die körperliche Vereinigung zwischen einem Mann und einer Frau, die nicht miteinander verheiratet sind. Sie ist ein schwerer Verstoß gegen die Würde dieser Menschen und der menschlichen Geschlechtlichkeit selbst, die von Natur aus auf das Wohl der Ehegatten sowie auf die Zeugung und Erziehung von Kindern hingeordnet ist. Zudem ist sie ein schweres Ärgernis, wenn dadurch junge Menschen sittlich verdorben werden“ (KKK 2353).
Paulus war es darum zu tun, die Juden von der Gesetzlichkeit in die Freiheit der Liebe und Gnade Christi zu führen und die Heiden vor dem Joch jüdischer Gesetzesstarre zu bewahren. Dar-um kämpfte er auf dem ersten Apostelkonzil von Jerusalem: „Darum halte ich es für richtig, den Heiden, die sich zu Gott bekehren, keine Lasten aufzubürden; man weise sie nur an, Verunreini-gungen durch Götzenopferfleisch und Unzucht zu meiden“ (Apg 15,20).


Die Keuschheit als Grund für den Siegeszug des Christentums

Unzucht war also eine der unumstößlichen Trennlinien zwischen Heiden und Christen. Die Philo-sophin Gertrude Anscombe schreibt: „In der Antike gab es eine enorme Spannung zwischen der heidnischen und der christlichen Moral… Das Verbot der Unzucht muss besonders auffällig gewe-sen sein; es muss für viele eine tiefgreifende Veränderung des Lebens mit sich gebracht haben, wie es das heute täte. Christliches Leben bedeutet eine Trennung von den Maßstäben der Welt: Man konnte kein Anbeter Baals sein, man konnte nicht den Götzen opfern, Sodomie üben, neugeborene Kinder töten und dennoch ein treuer Christ sein.“
Der Grund dafür war die revolutionäre neue Sicht des Christentums auf die Frau: „Die Christen wurden gelehrt, dass Gatte und Gattin gleiche Rechte am Leib des anderen haben; eine Ehefrau wird beleidigt durch den Ehebruch ihres Gatten, ebenso wie der Gatte durch den seiner Gattin. Das Christentum akzeptierte auch die sexuelle Abwertung der Frau nicht, es rief die Prosti-tuierte zur Umkehr auf und verwarf auch das von der Gesellschaft respektierte Konkubinat. Und schließlich war durch das Wort des Herrn die Scheidung für Christen ausgeschlossen“ .
In dieser „reinen und strengen Moral“ sieht Edward Gibbon einen Grund, warum das Chris-tentum das Römische Reich beerbte. In seinem berühmten Werk Verfall und Untergang des Römi-schen Reiches schreibt er: „Während dieser große Körper [das Römische Reich] durch offene Ge-walt erschüttert oder durch langsamen Verfall untergraben wurde, flößte sich eine reine und demü-tige Religion allmählich den Herzen der Menschen ein, wuchs empor in der Stille und Dun-kelheit, schöpfte neue Kraft aus dem Widerstande und pflanzte endlich das triumphierende Pa-nier des Kreuzes auf die Trümmer des Kapitols“. Wie war das möglich? Gibbon führt fünf Ursa-chen für den Siegeszug des Christentums an: „Die frühen Christen glaubten an das ewige Leben, sie waren unbeugsam und eifrig, sie wirkten Wunder, sie bewahrten Einheit und sie besaßen eine reine und strenge Moral“ .
Sollten spätere Generationen Grund haben zu fragen, warum die christliche Kultur im Wes-ten untergegangen ist, so könnte die Antwort sein: Die Christen glaubten in ihrer Mehrheit nicht mehr an das ewige Leben, sie beugten sich dem Zeitgeist und waren lau, sie wirkten keine Wunder, sie waren gespalten und zerstritten und sie gaben die reine und strenge Moral auf.


Die „Entsorgung“ der Keuschheit in den letzten vier Jahrzehnten


Die letzten vier Jahrzehnte können als Entsorgungsphase von Tugend beschrieben werden, insbe-sondere im sexuellen Bereich. Spaß wurde als Lebenssinn verkauft und Sex als dessen höchster: Sex außerhalb der Ehe, Sex von Kindesbeinen an, Sex zwischen Alt und Jung, professioneller Sexservice für Behinderte, Sex zwischen Menschen gleichen Geschlechts (homo), Sex abwechselnd mit dem gleichen und dem anderen Geschlecht oder beiden zusammen (bi), Sex mit wechselndem eigenem Geschlecht (trans), Sex in serieller Monogamie und Sex in Polygamie und Polyandrie, dies alles auf dem Milliarden-Dollar-Markt der Pornographie zum visuellen Konsum jedem Mann und jeder Frau und jedem Kind dargeboten. Es gilt als Gebot der Toleranz, dies alles gut zu heißen. Es schlecht zu nennen, wird als Diskriminierung der Rechte von Minderheiten diskriminiert. So wird der Wertediskurs erstickt.
Den Kindern und Jugendlichen wird das oben genannte sexuelle Menu per Schulzwang im jahrelangen, fächerübergreifendem Sexunterricht zur Auswahl angeboten. (Fast) alles ist erlaubt, sofern die Beteiligten es freiwillig tun. Grüne und Linke hatten sich lange dafür eingesetzt, dass auch „einvernehmlicher Sex“ zwischen Erwachsenen und Kindern freigegeben werde. Der Gesetz-geber hat zwar das Schutzalter kontinuierlich gesenkt, aber den Riegel doch noch nicht ganz zu-rückgezogen. Nun sehen wir: auch der hält nicht mehr: Millionenfach werden Kinder von Erwach-senen sexuell missbraucht. Kein Hahn krähte danach. Erst als ans Licht kam, dass dies auch inner-halb der Kirche geschieht, gab es berechtigtes, wenn auch scheinheiliges öffentliches Ent-setzen. Die Botschaft der säkularen Medien an die Kirche ist keineswegs: Lebt endlich, was ihr lehrt, reinigt euch von den homosexuellen Netzwerken in der Kirche, wie es euer Papst fordert, sondern ganz im Gegenteil: Gebt endlich den Zölibat und eure Sexualmoral auf!
In diesen Chor stimmen die großen Laienverbände der Katholischen Kirche ein, das Zentralko-mitee der deutschen Katholiken, die katholischen Frauenverbände, der BdkJ, aber leider auch solche, die das gläubige Volk zu hüten und zu lehren hätten. So bezeichnete kürzlich ein Mo-raltheologe die „kirchliche Sexualmoral als nicht mehr zeitgemäß“ und forderte, die Kirche müsse den Schwulen und Lesben eine Antwort geben, wie sie mit ihrer Veranlagung umgehen sollen. Es fehle ein positives Echo für jene Homosexuellen, die eine feste Beziehung eingehen wollten . So wird die biblische Offenbarung und die bis zum heutigen Tag unveränderte Lehre der Kirche mit einem einzigen Kratzfuß vor dem Zeitgeist ins Aus gekickt.


Die katastrophalen Folgen des Verlustes der Keuschheit

Eine Gesellschaft, die lange der Auffassung war, die Aufklärung habe der Vernunft und Rationalität zum Sieg verholfen und mit dem Fall der Mauer sei das Ende aller Ideologie gekommen, verstopft Augen, Ohren und Herz vor den Zeichen der Zeit. Es bedarf keiner prophetischen Gabe, um zu erkennen:
- Die systematische Verhütung und straffreie Massentötung ungeborener Kinder führen zum Aus-sterben der Bevölkerung.
- Die Sexualisierung der Bevölkerung und die Aufhebung aller sexuellen Normen führen zur Auflö-sung der Familie.
- Die Auflösung der Familie führt massenhaft zu Angst, Depression und psychischen und so-matischen Störungen aller Art.
Zerbrochene Familien erzeugen leistungsschwache, orientierungslose, kranke Jugendliche, von denen sich viele in Süchte aller Art flüchten und ein wachsender Anteil in die Kriminalität rutscht. Der Kinder- und Jugendgesundheitsservey (KiGGS, 2003-2006), spricht von einer „‘neuen Morbidität‘, die vorrangig von Störungen der Entwicklung, der Emotionalität und des Sozialverhal-tens bestimmt ist… Insgesamt zeigt sich in der Studie eine Verschiebung von akuten hin zu chroni-schen Erkrankungen wie Fettleibigkeit, Asthma oder Allergien und eine Zunahme psychischer Er-krankungen.“ . Neue Zahlen aus NRW zeigen, dass die Zahl der psychiatrischen Fälle bei Kindern zwischen 2000 und 2008 um fast die Hälfte gestiegen ist . Der Bedarf an Ärzten, Therapeuten, Poli-zisten, Justizbeamten und Gefängnissen übersteigt zusehends die Leistungsfähigkeit einer Gesell-schaft, die unaufhaltsam in die demografische Katastrophe hineinrutscht.
Wie nachhaltig, um ein modisches Kunstwort zu gebrauchen, wie zukunftsfähig ist eine Ge-sell-schaft, die aller Vernunft zum Trotz Kinder und Jugendliche immer weiter in die Sexualisierung hineintreibt? Eine großangelegte Langzeitstudie von 14.000 US-amerikanischen Jugendlichen erbrachte folgende Ergebnisse:
Jugendliche, die keine sexuellen Beziehungen haben, haben eine geringere Wahrscheinlich-keit, depressiv zu werden, einen Selbstmordversuch zu machen, sich mit Geschlechtskrankheiten anzustecken, uneheliche Kinder zu bekommen und als Erwachsene Sozialempfänger zu werden. Sie haben eine größere Wahrscheinlichkeit, stabile, lang dauernde Ehen einzugehen.
Im Vergleich mit sexuell aktiven Jugendlichen haben jene, die bis zum 18. Lebensjahr keine sexuellen Beziehungen haben, eine
- 60 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, von der Schule zu fliegen
- 50 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, die Schule ohne Abschluss abzubrechen
- eine fast doppelte so große Wahrscheinlichkeit, das College abzuschließen .
Eltern haben in der Regel an all diesen erfreulichen Wirkungen sexueller Enthaltsamkeit im Jugendalter Interesse. Aber wer kämpft mit den Schulen, wer ringt mit den eigenen Kindern darum, ihnen diesen Weg erstrebenswert zu machen, ihn wenigstens nicht zu verbauen?
Legt man die Last der Keuschheit auf eine Waagschale und die Lasten, die für den Einzel-nen und die Gesellschaft entstehen, wenn die Menschen diese Last abwerfen, dann dürfte das Er-gebnis für jeden nüchternen Betrachter klar sein. Wir verstehen, warum Jesus sagt: „Mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht“ (Mt 11,30).
Aber an den Schalthebeln der Macht sitzen linke Ideologen, die sich auch in den C-Parteien eingenistet haben. Sie scheren sich nicht um den dramatischen Verfall der seelischen Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen. Sie diffamieren Menschen, die für die vom Grundgesetz geschützte Familie eintreten, bestehend aus Vater, Mutter und Kindern, als „Familien-fundamentalisten“ – ungerührt vom Elend der zerbrochenen Familien und den bodenlosen Belas-tungen und Kosten, die dadurch dem Gemeinwesen entstehen; sie benutzen ihre Macht über die Ausbildung von Erziehern und Lehrern und die schulischen Curricula, um den Eltern das vom Grundgesetz garantierte Erziehungsrecht zu entreißen und Kinder vom Kindergarten an zu sexuali-sieren durch Institutionen wie die staatliche Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und die staatlich geförderte Abtreibungsorganisation Pro Familia und Donum Vitae. Eltern, die sich wider-setzen, kommen in Deutschland ins Gefängnis, die Kinder ins Heim . Die Politiker wissen seit Jahr-zehnten, dass die Sozialsysteme aufgrund der demografischen Krise zusammenbrechen brechen, aber sie rühren nicht an der Propagierung von Verhütungsmitteln in den Schulen, an der Straffreiheit der Abtreibung und an der Familienzerstörungspolitik.
Der Kampf um die Sexualisierung ist keineswegs ein blindes Geschehen, sondern eine von den Machteliten dieser Welt über die UN und EU betriebene globale politische Strategie zur Reduk-tion der Weltbevölkerung. Dieser Kampf, dem die Kirchen kaum Widerstand entgegensetzen, ist in seinem Kern ein Kampf gegen Gott, ein Kampf gegen das Christentum. Es kann nicht anders sein, denn Gott ist die Liebe und beruft den Menschen in die Liebeseinheit des ewigen Lebens.


Die Keuschheit in der Berufung zur wahren Liebe, ein Erkennungszeichen des echten Christentums


Deus caritas est, lauten die ersten drei Worte der ersten Enzyklika Papst Benedikt XVI., in der es ihm darum geht, im Bewusstsein der Menschen die Liebe aus dem Käfig des Egoismus zu befreien. Im Herzen weiß es jeder und hat – hoffentlich – Inseln der Erfahrung, was Liebe ist: Im Blick eines anderen die Freude über die eigene Existenz wahrnehmen, ein Blick, der sagt: „Wunderbar, dass es dich gibt. Dein Wohlergehen ist meine Freude.“ Gott, so glauben wir, hat jeden einzelnen aus Liebe erschaffen und zur Liebe berufen. Diese Bejahung muss von Menschen bestätigt werden, damit wir der Berechtigung und Gutheit unserer Existenz inne werden. Deswegen heftet sich der Blick des Neugeborenen an die Augen der Mutter, weil die liebende Existenzbejahung, die daraus fließt, so lebenswichtig ist wie die Milch aus der Brust.
So groß ist die existentielle Bedürftigkeit des Menschen nach Liebe, und so überaus gefähr-det, so brüchig deren Erfüllung! Welch großes Privileg, wenn ein junger Mensch mit einer satten Grundausstattung mit elterlicher Liebe in die Pubertät kommt.
Denn nun erwacht der Geschlechtstrieb, in Jungen später als bei Mädchen, dafür mit zwan-zig Mal stärkerer hormoneller Wucht. Was tun? Wie damit umgehen? Durch die Medien, durch die Schule, von den Gleichaltrigen kommt eine buchstäblich überwältigende Botschaft: Befriedige dei-ne sexuelle Lust, es macht Spaß, es ist dein Recht, es ist „sicher“. Alle tun es, tu du es auch.
Patrick Fagan vom Heritage Institut sagt: „Die große Mehrheit der halbwüchsigen jungen Männer, die Kondome überziehen, und der jungen Frauen, welche die Pille nehmen, haben nicht die Ab-sicht, die Person zu heiraten, mit der sie im Bett sind… Sie wissen, dass sie sich wieder trennen werden. Sie weisen zurück und gewöhnen sich in ihrem Intimleben daran, zurückgewiesen zu wer-den. Dadurch schaffen sie eine Kultur, die nicht auf Zugehörigkeit und Liebe beruht, sondern auf Zurückweisung und Leiden. Sie zahlen einen Preis, der größer ist, als die meisten vermuten“ .
Wie schwer ist es, treu zu sein, wenn die Worte „Ich liebe dich“ schon benutzt, schon abgenutzt und öfter gebrochen wurden?
Die Liebe, die Einheit zwischen zwei Menschen schafft, ja sie „ein Fleisch“ werden lässt, kann sich nur zwischen Menschen ereignen, die in sich selbst eine Einheit geworden sind. Um per-sonale Integrität zu erlangen, ist ein Reifungsprozess notwendig, der Selbstbeherrschung erfordert. Eltern, Lehrer, Paten und Priester haben – hätten – die Aufgabe, in diesem Prozess Vorbild, Weg-weiser, Helfer und Beschützer zu sein, damit die Tugend in der Seele und dem Willen des Men-schen „Heimatrecht“ bekommt, wie Johannes Paul II. sagt . „Erst die zu einer Tugend gewordene Liebe kann den objektiven Forderungen der personalistischen Norm entsprechen, die verlangt, dass die Person geliebt werde, und nicht zulässt, dass sie – auf welche Weise auch immer – ‚gebraucht‘ wird“ .
Das Gebrauchen einer anderen Person zur sexuellen Befriedigung entpersonalisiert die Se-xualität, oder, um es mit Rollo May auszudrücken: „Das Feigenblatt wird an einen anderen Platz verrückt, es verdeckt nunmehr das Gesicht“ . Ein aktueller Werbespruch des Handy-Anbieters Ali-ce bringt es auf den Punkt: „Verbinden, ohne sich zu binden.“ Die Zeugnisse der Opfer sexuellen Missbrauchs, ihre Wut, ihre Verzweiflung, ihre Verbitterung, die wir an den Fernsehschirmen sehen konnten, zeigen: Nichts verletzt die Würde des Menschen so sehr, verwundet ihn in seinem We-senskern so tief, wie der Missbrauch der Sexualität. Wer bereit ist, einen anderen im Innersten zu missbrauchen, der wird bereit sein, Menschen für jeden egoistischen Zweck zu gebrauchen. Deswe-gen ist die sexuelle Verwahrlosung die schiefe Ebene in die Tyrannei, die schon Plato in seiner Re-publica beschrieben hat. Ein Vorbote des neuen Totalitarismus ist das verschärfte Antidiskriminie-rungsgesetz der EU, das nicht mehr zulassen wird, dass wir im Bereich der Sexualität zwischen gut und böse unterscheiden.
Weil wir in einem Meer von Scheitern, von Versagen, von gebrochenen Versprechen und zerbrochenen Verheißungen leben, sind wir im Begriff, unsere Sehnsucht nach Liebe, nach der Be-gegnung mit dem Du, nach Treue, als romantischen Traum abzutun und unsere Gesetze dem Schei-tern anzupassen. Aber das Erkennen und das Erkanntwerden im liebenden Blick des anderen ist die ewige Aufforderung an den Menschen, der aus Liebe geschaffen und zur Liebe berufen ist. Wer je auf die häretische Idee verfällt, Gott lehne die körperliche Liebe ab, der lese das Hohelied der Bibel:
„Ich schlief, doch mein Herz war wach. Horch, mein Geliebter klopft: Mach auf, meine Schwester und Freundin, meine Taube, meine Makellose! Mein Kopf ist voll Tau, aus meinen Lo-cken tropft die Nacht…“ (Hld 5,2) „Meinem Geliebten gehöre ich, und mir gehört der Geliebte, der in den Lilien weidet“ (Hld 6,3)
Wer in der Literatur der Welt hat so schöne Worte gefunden? Für den Mystiker Johannes vom Kreuz erfüllte sich das Hohelied in seiner Liebe zu Jesus. Bei aller ekstatischen Hingerissenheit warnt das Hohelied dreimal: „Stört die Liebe nicht auf, weckt sie nicht, bis es ihr selbst gefällt“ (Hld 2,7; 3, 5; 8,4).
Wir dürfen das Ideal der Keuschheit als Voraussetzung der Liebe nicht fahren lassen, wenn wir uns selbst nicht aufgeben wollen als Person, als Gesellschaft, als Volk, als Christen. Liebe ist kein romantisches Gefühl, sondern die stärkste Herausforderung die es gibt und der Sinn unserer Existenz. Wir sind es der jungen Generation schuldig, ihr den Weg der Liebe zu zeigen, deren Voraussetzung die Keuschheit ist. Ich selbst versuche dies in Kursen zu tun, die den Namen tragen ONLY YOU – gib der Liebe eine Chance. Ja, die Tugend der Keuschheit ist ein christliches Erkennungszeichen, ein untrügliches.





©2012 Gabriele Kuby

von 11.11.2012 13:26

11. November - St. Martin von Tours

Martin von Tours wurde wohl 336 zu Sabaria in Pannonien als Sohn heidnischer Eltern geboren. Der Vater war ein Kriegstribun, also ein höherer Offizier des römischen Heeres.

Der Vater wurde nach Ticinum versetzt. So wuchs Martin dort auf und wurde gegen den Willen seiner Eltern als Zwölfjähriger heimlich unter die Katechumenen aufgenommen. - Gemäß konstantinischen Gesetzen hatten Söhne dieselbe Tätigkeit auszuüben wie ihre Väter. Darum wurde Martin zu Ticinum mit fünfzehn Jahren Soldat. Er diente danach in Gallien bei der berittenen Leibgarde Konstantius’ II. (337 - 350 Kaiser im Osten, 350 - 361 Gesamtreich), der den Arianismus (vgl. 2.5.) förderte. Bald wurde Martin zum Offizier befördert und hatte als solcher Wachen zu beaufsichtigen.

Hinweis: Sie finden auf pius.info zu jedem Tag einen Tagesheiligen unter der Rubrik Tagesheiliger (im Menü rechts oben).

Im Jahre 354 ritt Martin an einem Wintertag durch das Tor hinaus aus der Stadt Samarobriva. Da erblickte er einen halbnackten Bettler. Martin wollte ihm gern ein Almosen geben, hatte aber kein Geld bei sich. Da zog er das Schwert und teilte sein Manteltuch in zwei Hälften. Die eine reichte er dem frierenden Bettler, die andere legte er wieder um. In der Nacht erschien ihm der Heiland, der das halbe Manteltuch trug. Er sagte: „Martinus, obwohl noch Katechumene, hat Mich damit bekleidet.“ - Bald danach empfing der achtzehnjährige Martin die Taufe durch den heiligen Hilarius von Poitiers (14.1.).

Martin nahm 356 an den siegreichen Feldzügen gegen Franken und Alemannen teil, wobei die Colonia agrippina zurückerobert wurde. Das römische Heer kommandierte der Cäsar Julian (355 - 360), der später als Augustus bzw. Kaiser (361 - 363) versuchte, das Heidentum wiederzubeleben, um es an die Stelle der Kirche zu setzen. - Noch in demselben Jahr 356 aber quittierte Martin in Civitas vangionum den Dienst, vielleicht mit der Begründung, ein gänzlich Gott hingegebenes Leben führen zu wollen. Martin begab sich nach Pictavium, wurde Schüler des heiligen Bischofs Hilarius und empfing die niederen Weihen (vgl. 11.1.); die höheren lehnte der heilige Martin aus Demut ab. - Bald danach, nämlich noch im Jahre 356, wurde Hilarius als Gegner der arianischen Irrlehre in die Verbannung geschickt.

Martin begab sich in die Provinz Illyrien, die etwa der Landschaft Dalmatien entspricht, um seine Eltern zu bekehren. Die Mutter nahm den Glauben an, der Vater blieb ein Heide. - Der heilige Martin wird auch öffentlich seinen katholischen Glauben bezeugt haben, denn die Anhänger des Arianismus vertrieben ihn schließlich aus Illyrien.

St. Martin zog sich auf die Insel Gallinaria bei Genua zurück und lebte dort einige Jahre lang als Einsiedler. Dann erfuhr er 361 vom Ende der Verbannung des heiligen Hilarius und eilte nach Rom, um den Bischof von Pictavium dort zu treffen. Dieser war jedoch schon von dort fortgezogen in Richtung seiner Heimatstadt. Martin holte den Bischof ein und reiste zusammen mit ihm weiter.

Noch im Jahre 361 gründete der heilige Martin zu Locociagum bzw. Legudiacum bei Pictavium eine Klause, aus der die erste klösterliche Eremitengemeinschaft Galliens entstand. - Das Mönchstum des Westens entstand während der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts nach ägyptischem Vorbild (s. 17.1.). - Seit dieser Zeit geschahen durch St. Martin wunderbare Krankenheilungen und sogar Totenauferweckungen.

Wohl im Jahre 371 wurde Martin gegen seinen Willen zum dritten Bischof von Civitas turonum, dem heutigen Tours, gewählt. Es wird erzählt, dass sich der Heilige in einem Gänsestall versteckte, um der Weihe zu entgehen. Er wurde jedoch aufgefunden, weil die Gänse ihn durch ihr Geschnatter verrieten. - Ob diese Begebenheit zum Brauch des Verzehrs der Martinsgans am 11. November führte, sei dahingestellt.

Auch als Bischof lebte der heilige Martin von Tours in strenger Askese. Er verzichtete auf ein weiches Bett und vertauschte den bischöflichen Stuhl mit einem dreibeinigen Schemel. - 375 gründte Martin in der Nähe von Tours die Eremitengemeinschaft von Maius monasterium, wohin er sich öfter zurückzog. Dieses Kloster entwickelte sich zu einem Zentrum des geistlichen und des geistigen Lebens. Viele spätere Bischöfe und Missionäre wurden dort ausgebildet.

Von Tours aus brach der heilige Martin auch zur Missionierung noch heidnischer Gebiete Galliens auf. Er predigte vor allem an der mittleren Loire, aber auch in Lutetia parisiorum. Dort küsste und segnete Martin einmal einen Aussätzigen, der daraufhin wunderbar genas. In Vienna traf er den heiligen Paulinus von Nola (22.6.).

Nicht für die in manichäischer Tradition (vgl. 11.4.) entstandene Irrlehre des Priscillian wohl aber für den Irrenden trat der heilige Martin ein. Andere Bischöfe allerdings sorgten für die Hinrichtung des Häretikers und seiner Anhänger als angebliche Magier; das Todesurteil fällte der Usurpator Maximus (s. 7.12.) 386 zu Augusta treverorum. Von da an mied der heilige Martin von Tours ein Zusammenteffen mit diesen Bischöfen und blieb deren Versammlungen fern, auch der Synode von Nemausum des Jahres 394.

Nach einer letzten Romreise starb der heilige Martin von Tours am Sonntag, dem 8. November 397 (vgl. 23.10.), zu Cande, wohin er gewandert war, um einen unter den Geistlichen jenes Ortes ausgebrochenen Streit zu schlichten. Seine sterblichen Überreste wurden am 11. November 397 beigesetzt, und dieser Termin wurde zum Festtag des heiligen Martin.

Chlodwig (s. 1.10.) erklärte St. Martin zum Schutzpatron der fränkischen Könige. Der halbe Mantel des Heiligen, seine Cappa (vgl. 22.1.), wurde im Palast aufbewahrt und in Schlachten mitgeführt. Übrigens soll der Raum des Palastes, in dem sie verwahrt wurde, als erster „Capelle“ genannt worden sein. - Das Kirchengebäude über dem Grabmal des heiligen Martin von Tours wurde 1562 von Hugenotten (vgl. 19.7.) schwer beschädigt, die die Reliquien zum größten Teil verbrannten. 1793 zerstörten die französischen Revolutionäre auch die Basilika über dem Grabmal bis auf ihre beiden Türme. Es wurden sogleich Straßen angelegt, um einen Wiederaufbau der Kirchengebäudes unmöglich zu machen. Die Reste der Reliquien des Heiligen wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einer neu erbauten Martinsbasilika beigesetzt.

Des heiligen Mennas wird ebenfalls am 11. November gedacht. Er stammte aus Äypten und wurde Soldat im römischen Heer. Als der im kleinasiatischen Phrygien stationierte Mennas jedoch von den Verfolgungsedikten Kaiser Diokletians (s. 22. 4.) hörte, quittierte er den Dienst und wurde Einsiedler.

Während eines heidnischen Festes zum Geburtstag des Kaisers begab sich der heilige Mennas in den Circus der phrygischen Stadt Kotyäum. Öffentlich bekannte er sich zum Glauben und lehnte den Götzendienst ab. Auf Anordnung des Praefekten Pyrrhus wurde Mennas daraufhin in demselben Circus grausam gemartert und anschließend enthauptet. - Dies geschah zu Beginn des 4. Jahrhunderts.

Die Reliquien des heiligen Mennas wurden in dessen Heimat überführt. In der Mareotis wurde er beigesetzt. - Sein Grabmal bildete später das Zentrum eines weitläufigen Wallfahrtsheiligtums, welches das „Lourdes des Altertums“ genannt worden ist. Nach der Eroberung Ägyptens durch die mohammedanischen Araber in den Jahren 641 bis 642 (vgl. 9.1., 12.11.) verfiel das Heiligtum. Im Jahre 1905 wurden archäoligische Grabungen im Bereich des Heiligtums vorgenommen, und ab 1959 wurde der Kult des Heiligen dort wiederbelebt.

Von 11. November an sind es vierzig Tage bis Epiphanie (6.1.), wenn man - entsprechend griechischem Brauch - zusätzlich zu den Sonntagen auch die ihnen vorangehenden Samstage nicht mitzählt. Es ist also die Zeit ab dem 12. November vergleichbar mit der vierzigtägigen Fastenzeit vor Ostern (s. 7.4.). Darum werden am 11. November auch Karnevalsfeiern begangen wie in den Tagen vor dem Aschermittwoch (s. 4.2.).

von 11.11.2012 12:24

Sehr geehrte Schwestern und Brüder,

Ein Aufruf zur Wahrhaftigkeit

Tägliche Meditationen - 11. November 2012

Zweiunddreißigster Sonntag im Jahreskreis
Hl. Martin von Tours



P. Paul Campbell LC

Mk 12,38–42
Jesus lehrte sie und sagte: „Nehmt euch in Acht vor den Schriftgelehrten! Sie gehen gern in langen Gewändern umher, lieben es, wenn man sie auf den Straßen und Plätzen grüßt, und sie wollen in der Synagoge die vordersten Sitze und bei jedem Festmahl die Ehrenplätze haben. Sie bringen die Witwen um ihre Häuser und verrichten in ihrer Scheinheiligkeit lange Gebete. Aber um so härter wird das Urteil sein, das sie erwartet.“ Als Jesus einmal dem Opferkasten gegenübersaß, sah er zu, wie die Leute Geld in den Kasten warfen. Viele Reiche kamen und gaben viel. Da kam auch eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein. Er rief seine Jünger zu sich und sagte: „Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern. Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hergegeben; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles gegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt.“

Einführendes Gebet: Herr, ich glaube an dich. Ich glaube, dass du bei mir bist, dass du das Leben meiner Seele bist. Ich setze mein ganzes Vertrauen auf dich, denn ohne dich kann ich nichts tun. Ich liebe dich. Befreie mich von allem, was mich hindert, dir mein ganzes Herz und meine ganze Kraft zu geben. Hilf mir, dich in allem, was ich heute tue, zu lieben. Hilf mir, dich in jedem zu sehen, dem ich heute begegne.

Bitte: Herr, hilf mir, meine Entscheidung, deinem Willen in meinem Leben zu folgen, konsequent und ehrlich umzusetzen.

1. Den Glauben zur Schau stellen. Der Abschnitt aus dem Evangelium stellt uns den krassen Gegensatz zwischen den Schriftgelehrten und der armen Witwe vor Augen. Die Schriftgelehrten lassen sich von Äußerlichkeiten leiten. Sie waren Sklaven ihrer Eitelkeit. Ihre innere Sicherheit dauerte nur solange, wie das Lobgerede um sie herum anhielt. Sie ließen sich mehr vom Beifall der Menge als vom Wohlgefallen Gottes leiten. Weil sie ihren Glauben zur Schau stellten, konnte er sie nicht prägen und sie von ihren ungeordneten Leidenschaften nicht befreien. Von außen gesehen schienen sie fromm zu sein, aber innerlich waren sie voller Laster. In ihrer Gier „bringen Sie Witwen um ihre Häuser“. Stelle ich meine Frömmigkeit zur Schau oder dient sie Gott allein?

2. Großzügigkeit bedeutet, alles zu geben. Die arme Witwe wurde von der Menge nicht bemerkt, aber Jesus sah sie. Während die Reichen viel Aufheben um ihre Geschenke machten, hatte sie nur zwei Münzen zu geben. Sie verschwand still in der Menge, niemand beachtete sie; von Christus wurde sie aber bemerkt. Wir können wählen: Den Beifall der Menge oder das Lob Gottes.

3. Vergleiche ziehen. Es geschieht manchmal sehr schnell, dass wir uns zu sehr damit beschäftigen, was andere besitzen – was sie tun oder was sie sagen. Wir treten in die Falle, uns mit anderen zu vergleichen und ziehen dabei wahrscheinlich den Kürzeren. Das macht uns bloß unglücklich. Gott vergleicht uns nicht mit anderen. Er liebt uns. Er hat uns so gemacht wie wir sind, mit unseren einzigartigen Talenten und Fähigkeiten. Er misst unsere Großzügigkeit nicht daran, was wir geben, sondern daran, was wir für uns selbst zurückhalten. Denken wir immer daran: die Glücklichsten sind nicht diejenigen, welche alles haben, sondern jene, die alles geben, was sie haben.

Gespräch mit Christus: Herr, hilf mir, aufzuhören, mich mit anderen zu vergleichen. Hilf mir, das Gute, das ich heute tun soll, zu sehen. Lass mich all das erkennen, woran ich hänge und was mich von dir fernhält. Du hast mir alles gegeben. Ich möchte deine Gaben fruchtbringend einsetzen und dir alles mit den Früchten zurückgeben.

Vorsatz: Ich will auf Gottes Vorsehung vertrauen und ihm heute etwas geben, das ich bis jetzt zurückgehalten habe.



Gottes Segen,Laudetur Jesus Christus
Herzliche Grüße aus Löbnitz
Michael Schonath

von 09.11.2012 07:51

Sehr geehrte Schwestern und Brüder,

Wir sollen von Zeit zu Zeit Gott ein Opfer darbringen

Auch die Psychologen raten, sich von Unnötigem, das man schon jahrelang aufgehoben hat, zu trennen. Dieses Sich-Trennen-Können wirkt zurück auf die Seele. Ein Kommentar zum Sonntagsevangelium von P. Bernhard Sirch

Illschwang (kath.net) B - 32. Sonntag im Jahreskreis. 1. Lesung: 1 Kön 17, 10-16; 2. Lesung: Hebr 9, 24-28; Ev. Mk 12, 38-44

Am Stadttor in Sarepta bittet der Prophet Elija eine arme Witwe, die Holz auflas: "Bring mir in einem Gefäß ein wenig Wasser zum Trinken! Als sie wegging, um es zu holen, rief er ihr nach: Bring mir auch einen Bissen Brot mit! Doch sie sagte: So war der Herr, dein Gott, lebt: Ich habe nichts mehr vorrätig als eine Handvoll Mehl im Topf und ein wenig Öl im Krug. Ich lese hier ein paar Stücke Holz auf und gehe dann heim, um für mich und meinen Sohn etwas zuzubereiten. Das wollen wir noch essen und dann sterben. Elija entgegnete ihr: Fürchte dich nicht! Geh heim, und tu, was du gesagt hast. Nur mache zuerst für mich ein kleines Gebäck, und bring es zu mir heraus! Danach kannst du für dich und deinen Sohn etwas zubereiten: denn so spricht der Herr, der Gott Israels: Der Mehltopf wird nicht leer werden und der Ölkrug nicht versiegen bis zu dem Tag, an dem der Herr wieder Regen auf den Erdboden sendet" (1 Kön 17, 10-14). Die Witwe vertraute ganz dem Propheten, der im Auftrag Gottes sprach. Ihre Großherzigkeit, das zum Leben Notwenige herzugeben, wurde nicht enttäuscht, der Mehltopf wurde nicht leer, der Ölkrug versiegte nicht.

Im Evangelium ist wieder von einer armen Witwe die Rede: "Jesus rief seine Jünger zu sich und sagte: Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern. Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hergegeben; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles gegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt" (Mk 12, 43.44).

Etwas von seinem Überfluss hergeben ist nichts Besonderes. Die Hochherzigkeit fängt dort an, wo ich etwas schenke, das mir selbst nützlich oder gar notwendig wäre. Und sie endet damit, dass ich nicht nur meine Habe gebe, sondern alles: auch meine Kraft, meine Zeit, mein Leben. Damit sind wir bei Jesus: er konnte sagen: Ich habe euch ein Beispiel gegeben (vgl. Einleitung zu Schott-Meßbuch).

Meine Kraft, meine Zeit, mein Leben, alles hergeben nach dem Beispiel Jesu wird von denen verlangt, die Priester oder Ordensleute werden. Wenn heute in den Wohlstands-Staaten der Nachwuchs für Priester und Ordensleute zurückgeht, so ist ein Grund: die Kinder lernen generell nicht auf etwas zu verzichten und zwar ohne eine schlechte Laune zu haben: freiwillig!

Ich möchte euch, liebe Kinder einladen, in eurem Alltag zu lernen, auf etwas zu verzichten. Wie weit könnt ihr mit euch gehen, wie steht es mit dem Verzicht auf Süßigkeiten, Verzicht auf Fernsehen, PC-Spiele, usw. Wenn ihr verzichten lernt, so ist dies nicht nur für den Priester- und Ordensberuf Voraussetzung, sondern auch für eine Ehe. Der Verzicht ist für die Persönlichkeits-Bildung unerlässlich. Nur so komme ich in meinem späteren Leben zurecht und finde auch dann mein Glück, wenn mir etwas versagt bleibt.

Die Psychologen raten, sich von Unnötigem, das man schon jahrelang aufgehoben hat, aber nie mehr gebraucht hat, zu trennen. Dieses Sich-Trennen-Können wirkt zurück auf die Seele. Wir können uns fragen: wie weit kann ich mit mir gehen, bis es an das "Eingemachte" geht? Spätestens im Tod müssen wir alles hergeben, zurücklassen. Alle Menschen, ob gläubig oder ungläubig, ob sie wollen oder nicht, müssen sich im Tod von allem trennen.

In früheren Zeiten wurde, wenn ein Mönch das ewige Versprechen ablegte, ein Totentuch über ihn gelegt, um anzuzeigen, dass er auf alles verzichtet und sich ganz Gott übergibt. Er nimmt gleichsam den Tod voraus und erhält - um dies zu symbolisieren - einen neuen Namen, wenn er sich an eine Ordensgemeinschaft bindet. Er beginnt ein neues Leben.

Wir alle sollen von Zeit zu Zeit Gott ein Opfer darbringen, das Gott angenehm ist und denen hilft, die in Not sind, in denen Christus in besonderer Weise gegenwärtig ist; wir können dabei auch an unseren Tod denken. Der Tod ist nicht nur die Erlösung von Leiden, sondern auch ein gläubiges Zurückgeben von allem, was wir haben: Besitz, Ehre, menschliche Qualitäten.

Viele Menschen stehen bisweilen vor der unbegreiflichen Wand Gottes, wenn plötzlich ein Unglück oder Krankheit zum Tod bevorsteht. Denken wir gerade an diesem Novembersonntag an die vielen gemarterten Menschen und Opfer der Kristallnacht (9.11). Viele Menschen erleben auch heute eine "Kristallnacht" und stehen vor den Scherben des eigenen Lebens in allen Krisengebieten der Welt.

Wie Ijob gehen auch heute viele Menschen zur Klagemauer und sprechen mit Ijob: "Erkennt doch, dass Gott mich niedergedrückt, da er sein Netz rings um mich warf. Schrei' ich: Gewalt!, wird mir keine Antwort, rufe ich um Hilfe, gibt es kein Recht... Meiner Ehre hat er mich entkleidet, die Krone mir vom Haupt genommen. Er brach mich ringsum nieder, ich muss dahin; er riss mein Hoffen aus wie einen Baum" (Ijob 19, 6-10). Wir können dabei an Jesus denken und brauchen nur die Gesetzchen des schmerzhaften Rosenkranzes betrachten oder die 14 Stationen des Kreuzweges. Jesus trug anstelle einer Kopfbedeckung, einer Krone: eine Dornenkrone, er wurde gegeißelt und musste sein Kreuz, an dem er sterben sollte, auf den Berg Golgota tragen. Die Schmerzensmutter Maria musste dies alles mit ansehen und mitleiden.

Wie bei Jesus bleiben auch bei Ijob die absolute Hoffnung und sein Vertrauen auf Gott: "Doch ich, ich weiß: mein Erlöser lebt, als letzter erhebt er sich über dem Staub. Ohne meine Haut, die so zerfetzte, und ohne mein Fleisch werde ich Gott schauen. Ihn selber werde ich dann für mich schauen; meine Augen werden ihn sehen, nicht mehr fremd. Danach sehnt sich mein Herz in meiner Brust" (Ijob 19, 25-27).

Viele Menschen sind heute in den Krisengebieten der Welt, aber auch am Arbeitsplatz und in der Familie in der gleichen zwiespältigen Lage wie Ijob: "Meiner Ehre bin ich entkleidet; ... er riss mein Hoffen aus wie einen Baum" (Ijob 19, 6-10), aber: "ohne mein Fleisch werde ich Gott schauen... Danach sehnt sich mein Herz in meiner Brust" (Ijob 19, 25-27).

Der Antwortpsalm (Ps 146 (145), 5-10) ist ebenso erfüllt von diesem Gottvertrauen: "Der Herr hat Himmel und Erde gemacht, das Meer und alle Geschöpfe; er hält ewig die Treue. Recht verschafft er den Unterdrückten, den Hungernden gibt er Brot; der Herr befreit die Gefangenen. Der Herr öffnet den Blinden die Augen, er richtet die Gebeugten auf. Der Herr beschützt die Fremden und verhilft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht. Der Herr liebt die Gerechten, doch die Schritte der Frevler leitet er in die Irre. Der Herr ist König auf ewig, dein Gott, Zion, herrscht von Geschlecht zu Geschlecht".

Von diesem siegreichen Ausgang ist auch der hl. Paulus in der 2. Lesung erfüllt: Mit dem Kommen Christi und seinem Opfertod hat das neue Zeitalter begonnen: "Christus ist nicht in ein von Menschenhand errichtetes Heiligtum hineingegangen, in ein Abbild des wirklichen, sondern in den Himmel selbst, um jetzt für uns vor Gottes Angesicht zu erscheinen; auch nicht, um sich selbst viele Male zu opfern, denn er ist nicht wie der Hohepriester, der jedes Jahr mit fremdem Blut in das Heiligtum hineingeht; sonst hätte er viele Male seit der Erschaffung der Welt leiden müssen. Jetzt aber ist er am Ende der Zeiten ein einziges Mal erschienen, um durch sein Opfer die Sünde zu tilgen. Und wie es dem Menschen bestimmt ist, ein einziges Mal zu sterben, worauf dann das Gericht folgt, so wurde auch Christus ein einziges Mal geopfert, um die Sünden vieler hinweg zu nehmen; beim zweiten Mal wird er nicht wegen der Sünde erscheinen, sondern um die zu retten, die ihn erwarten" (Hebr 9, 24-28). Wir sehen hier, wie sehr der hl. Paulus das Kreuzesopfer Christi betont und ihn deutlich unterscheidet vom "Hohenpriester, der jedes Jahr mit fremdem Blut in das Heiligtum hineingeht". "Jetzt aber ist er am Ende der Zeiten ein einziges Mal erschienen, um durch sein Opfer die Sünde zu tilgen. Und wie es dem Menschen bestimmt ist, ein einziges Mal zu sterben, worauf dann das Gericht folgt, so wurde auch Christus ein einziges Mal geopfert, um die Sünden vieler hinweg zu nehmen".

Hier wird die absolute Vorrangstellung Christi im Heilsplan Gottes hervorgehoben. Das absolute Vertrauen Jesu Christi auf seinen himmlischen Vater wird hier sichtbar. Da er der Sohn Gottes ist, ist dieses "Tun Jesu" für alle Menschen zum Heil der Menschen.

Von diesem absoluten Vertrauen auf Gott sind auch die Heiligen der Kirche Christi erfüllt. Am heutigen Tag, den 11. November, feiert die Kirche den heiligen Martin von Tours: Dieser teilte seinen Mantel mit einem Bettler; im Traum erschien ihm Christus und sagte, er sei es gewesen, mit dem er den Mantel geteilt habe. Wir sehen hier den hl. Martin - wie die beiden Witwen in der ersten Lesung und im Evangelium -, der die Not des Nächsten sah und spontan handelte. Wir alle sind aufgerufen, wie die beiden Witwen und der hl. Martin spontan zu handeln.

Entschließen Sie sich, ein "Heiliger" zu werden. Wir werden heute Abend in Illschwang beim Martinsgottesdienst den 1. Teil des Martinsspieles sehen: "St. Martin teilt seinen Mantel". Dieses "Spiel" soll Wirklichkeit werden in unserem Leben. Ich möchte eine Zeit der Stille lassen, wo wir uns überlegen können, dass wir, wie die beiden Witwen und der hl. Martin, handeln. Gerade die neuen Heiligen unserer Zeit sind leuchtende Beispiele der Nächstenliebe: sie haben sich mit allen Kräften für die Mitmenschen eingesetzt; sie hatten jedoch einen wesentlichen Lebensanker: Gott Vater, Christus und den Hl. Geist.

So beten wir im Schlussgebet: "Wir danken dir, gütiger Gott, für die heilige Gabe, in der wir die Kraft von oben empfangen. Erhalte in uns deinen Geist und lass uns dir stets aufrichtig dienen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn". Möge Christus in unserem Leben lebendig werden, dass wir den Namen "Christen" zu Recht tragen, da Christus in unserem Leben lebendig wird. So kann ich Ihnen nur zurufen: schaut auf die beiden Witwen, auf den heutigen Tagesheiligen: den hl. Martin und auf die Heiligen unserer Zeit, und lasst in eurem Leben Christus lebendig werden in und für unsere Zeit.



Gottes Segen,Laudetur Jesus Christus
Herzliche Grüße aus Löbnitz
Michael Schonath

von 07.11.2012 11:22

Frischer Wind
einfach römisch-katholisch und was mich sonst noch so bewegt...
Der Heilige Vater


Der Papst, der Bischof von Rom und Nachfolger des hl. Petrus, ist "das immerwährende und sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Vielheit sowohl von Bischöfen als auch von Gläubigen"


II. Vatikanisches Konzil, LUMEN GENTIUM, 23
Scheffczyk zu: "Wiederverh. Geschiedene" und Zulassung zum Kommunionempfang
Leo Scheffczyk


Glaube als Lebensinspiration - Gesammelte Schriften zur Theologie
Johannes Verlag Einsiedeln 1980, S. 371-393

(als "Kurzfassung" empfiehlt es sich, Kapitel 4 "Einwände gegen die dogmatische Lehre" zu lesen)


Eucharistie und Ehesakrament


1. Der zeitnahe Anlaß der Frage


Zu den Problemen, die in dem gegenwärtigen Wandlungsprozeß der Kirche eine besondere Dringlichkeit angenommen haben, zählen die Fragen bezüglich des Sakramentes der Ehe (1). Daß die Fragen in diesem Bereich besonders dringlich werden, hat einen einsichtigen Grund: Die Ehe ist nämlich jenes Sakrament, das am tiefsten in die biologischen, geschichtlichen und sozialen Gegebenheiten des menschlichen Daseins hinabreicht.


Unter dieser Rücksicht ist das Ehesakrament als das "natürlichste" aller Sakramente zu verstehen, weil in ihm ein menschlicher Lebensvollzug selbst (unter Einschluß wesentlicher anthropologischer, soziologischer und rechtlicher Bezüge) zum Zeichen einer besonderen Gnade erhoben wird.


Unter dem Eindruck der "Geschichtlichkeit" (2) aller natürlicher Ordnungen und Situationen kann sich leicht die Annahme einstellen, daß das ganze Sakrament einem Wandel unterworfen sei, der ein verändertes Verständnis seines Wesens und seiner Wesenseigenschaften zutage fördern müsse (3).


Etwas von diesem Wandel ist auch im Bereich ökumenischer Fragestellungen bezüglich des Gegenstandes festzustellen, wo unter der zunächst unverfänglich erscheinenden Behauptung, daß die Ehe ein Sakrament "sui generis" sei, die Auffassung von dem bereits überwundenen Gegensatz in der Ehelehre der christlichen Kirchen propagiert wird (4).




Wenn man einerseits die tiefreichende Natürlichkeit dieser menschlichen Ordnung gewahrt, andererseits an ihrem übernatürlichen Charakter als eines Sakramentes festhält, wird man von der Ehe auch umgekehrt sagen können, daß sie eigentlich das geheimnisvollste Sakrament sei; denn eine so intensive Bindung der Gnadenwirklichkeit an die Natur, eine so innige Vereinigung des sichtbaren natürlichen mit dem unsichtbaren übernatürlichen Leben bedeutet für das gläubige Denken, welches um das "ganz andere" des Göttlichen weiß, tatsächlich eine ähnliche Herausforderung wie etwa das Geheimnis der Menschwerdung Gottes selbst, das ja nicht von ungefähr im Hintergrund auch des Ehesakramentes steht (5).


Dieses Geheimnis droht dem von der einen, monistisch verstandenen Wirklichkeit überzeugten Menschen (6) so vom "Natürlichen" überdeckt oder verstellt zu werden, daß es als Mysterium nahezu entschwindet. Dem entspricht in der gegenwärtigen Glaubenssituation ein weitgehend geschwundenes Verständnis für die besondere Sakramentalität und die Unauflöslichkeit der christlichen Ehe (7).




Dieser Ausfall sakramentalen Denkens muß sich in den konkreten Fällen besonders bemerkbar machen, wo es um die mit der menschlichen Wirklichkeit der Ehe gegebenen Grenzprobleme geht. Ein solcher Grenzfall liegt heute im besonderen in der Frage der Zulassung geschiedener Wiederverheirateter zu den Sakramenten vor.


Wenn man die Vielzahl der Stellungnahmen überblickt (8), so gehen dem Betrachter an der Diskussion zwei charakteristische Merkmale auf: ihr weithin pragmatischer Charakter und (damit zusammenhängend) die überstarke Tendenz zur Herbeiführung einer praktischen Lösung, die sich aus dem hier zum Zuge kommenden lebensmäßigen Interessendruck verstehen läßt, aber damit noch nicht legitimiert ist.


Dabei treten neben den pastoral-theologischen Begründungen (die gelegentlich nur noch als pastoral, aber kaum noch als theologisch zu erkennen sind) dogmatische Beweisführungen weithin zurück.




Für den Dogmatiker selbst wird dieses Verfahren in jenen Fällen besonders problematisch, in denen von den Befürwortern einer neuen, milderen Praxis der Kirche vorausgehend der Grundsatz geltend gemacht wird: An der Unauflöslichkeit der Ehe ist nicht zu rütteln!


Weil dieser dogmatische Glaube unangegriffen feststehe, brauche - so meinen die betreffenden Autoren - die Unauflöslichkeit der Ehe nicht mehr erörtert zu werden. Die neue Praxis solle deshalb auch nicht als Ausnahme von dem göttlichen Recht der Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe angesehen werden, sondern nur als ein barmherziges Entgegenkommen der Kirche in menschlichen Härtefällen.


Diese Argumentation ist aber aus vielerlei Gründen angreifbar.


Hinter ihr steht die Auffassung, daß eine Lösung, die an der Unauflöslichkeit der Ehe verbal festhält, dem Glauben der Kirche nicht mehr widersprechen könne. Hier wird nicht mehr mit der Möglichkeit gerechnet, daß eine praktische Lösung oder Regelung der zuvor festgehaltenen Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe durchaus widersprechen und sie aushöhlen könne.


Es ist, als wenn mit einer rein formalen Absichtserklärung am Anfang der Problemerörterung die dogmatische Stringenz des Ergebnisses schon gesichert werden solle. Man beachtet hierbei nicht, daß selbst aus wahren Prämissen bei Nichteinhaltung der Folgerichtigkeit durchaus ein falscher Schluß zustande kommen kann.


Aber man setzt bei einem solchen Anfang (mit einer verbalen Behauptung der Unauflöslichkeit der Ehe) auch voraus, daß es heute einen ungebrochenen Glauben an die Sakramentalität und Unauflöslichkeit der Ehe gebe und daß das theologische Denken diesbezüglich alle Implikationen und Konsequenzen schon erfaßt hätte.


Weil man sich des dogmatischen Befundes dieser Art völlig sicher weiß, kommt es am Schluß angesichts der gefundenen praktischen Lösungen häufig auch gar nicht mehr zu der Rückfrage, ob das Ergebnis dem dogmatischen Befund entspricht, was z. T. daraus zu erklären ist, daß man das Gewicht dieses Befundes, seine Folgenschwere und auch seine Strenge nicht bedacht hat.




Deshalb wäre bei der Erstellung aller solcher Lösungen im Nachhinein erst noch einmal zu prüfen, ob sie sich wirklich aus der dogmatischen Wahrheit ableiten lassen und durch sie gedeckt sind.


Aber methodisch am einwandfreiesten wäre ein Vorgehen, das mit der Erörterung der dogmatischen Wahrheit über die Sakramentalität der Ehe und ihrer Konsequenzen hinsichtlich der Wesenseigenschaften beginnt.


Bei einem solchen Vorgehen könnte sich freilich ergeben, daß die Möglichkeiten zu wirklichen Lösungen solcher Grenzprobleme auf dem Boden eines ungeschmälerten dogmatischen Glaubens geringer und subtiler sind, als sie einem experimentierenden Denken vorschweben.


Aber dadurch könnten die Bemühungen um solche Lösungen, deren Angemessenheit und Bedeutung nicht bestritten werden soll, von vornherein der Gefahr eines gewissen kirchlichen Irrealismus entzogen werden. Vor allem aber könnte am Ende der Verdacht ausgeschlossen werden, daß mit der verbalen Behauptung der Unauflöslichkeit der Ehe und der "milderen kirchlichen Praxis" doch eine gewisse "doppelte Wahrheit" etabliert werde, bei welcher Theorie und Praxis nur noch vordergründig zusammenzuhalten sind.]
2. Geschichtliche Voraussetzungen[/b]

Die hier beabsichtigten Überlegungen haben einen dogmatischen Skopus und verfolgen nur die begrenzte Absicht, aus dem Zusammnenhang der sakramentalen Wirklichkeiten "Eucharistie", "Ehe" und "Kirche" (gleichsam aus dem "nexus mysteriorum inter se") (9: Vgl. dazu Vatik.I: DS 3016) eine Einsicht in die theologischen Gründe der Unauflöslichkeit der Ehe zu vermitteln, die auch in Grenzfällen grundsätzlich nicht aufgegeben werden kann (es sei denn, die Begründung hätte in demselben dogmatischen Zusammenhang ihren Anhalt).Trotzdem soll der "traditionsgeschichtliche" Hintergrund der dogmatischen Erörterung wenigstens andeutungsweise umschrieben werden, und dies in der zugegebenermaßen mehr negativ-sichernden Absicht, daß den dogmatischen Erhebungen nicht gravierende Argumente aus der Tradition entgegengehalten werden.


Da die glaubensverbindliche Tradition selbst eine dogmatische Instanz ist, müßte ein aus ihr erhobener gegenteiliger Befund natürlich den dogmatischen Beweis erschüttern. Wegen der hier vorgenommenen Begrenzung auf den eigentlich dogmatisch-systematischen Aspekt soll aber die geschichtliche Problematik nur auswahlweise und an jenen Punkten aufgegriffen werden, wo sie schwierig ist und dem dogmatischen Befund gewisse Widerstände zu bieten scheint.


Was das Neue Testament selbst angeht, so ist es für das in Frage stehende Problem der Zulassung geschiedener Wiederverheirateter zur Eucharistie nicht direkt und unmittelbar heranzuziehen. Jedoch ist die Tatsache nicht zu übergehen, daß die synoptischen Jesusworte über Ehe- und Ehescheidung (Mk 10,2-12; Mt 5,27-32; 19,3-12; Lk 16,18) durchaus bestimmt gehalten sind und eine entschiedene Forderung nach der Unauflöslichkeit der Ehe in der neuen Heilszeit an sich tragen.


Obgleich natürlich auch hier Unterschiede in der Interpretation dieser Texte aufleuchten, sind doch manche entschärfenden Deutungen, die etwa nur an ein "theologisches Postulat" (10) Jesu denken oder an einen "Appell", dessen Erfüllung "dem gläubigen Gewissen überlassen" (11) bleibt, oder an einen Aufruf zur "freien Treue", (12) als unzureichende Erklärungsvorschläge anzusehen, welche Vorstellungen der eigenen Zeit und Situation in die Texte hineintragen. (13)


Es gibt aber auch hier bemerkenswert positive Urteile, wie etwa bei R. Schnackenburg bezüglich der entscheidenden Markusaussage (Mk 10,11) deutlich wird: "...Markus hat das Ehescheidungsverbot Jesu auf die Verhältnisse der heidenchristlichen Gemeinde angewendet und damit zu verstehen gegeben, daß er das Wort Jesu in einem strikten Sinn, als wirkliches, in den Verhältnissen dieser Welt zu verwirklichendes Gebot Jesu auffaßt. " (14)




Problematischer scheint die Situation bezüglich der sogenannten "Unzuchtsklauseln" beschaffen zu sein (Mt 5,32; 19,9), bei deren Interpretation die Meinungen bezüglich des Grundes für die faktische Lösung eines ehelichen Verhältnisses auseinandergehen. Auch wenn man sich dogmatisch die Lösung nicht dadurch erleichtern sollte, daß man hier (mit manchen Exegeten) alles auf die Einfügung durch Matthäus abstellt, die eben nicht von Jesus stamme, so ist doch die Auffassung durchaus begründbar, daß "jedenfalls von Matthäus keine wirkliche Ausnahme vom Ehescheidungsverbot beabsichtigt" (15) war, auch wenn man sich nicht auf die dazu sehr passende Theorie von H. Baltensweiler (16) beruft. Auch das paulinische Zeugnis ist nicht als Gegeninstanz zu verstehen. (17)




Auch wenn bezüglich der Deutung der neutestamentlichen Ehegebote manche Interpretationsprobleme bestehen bleiben, so ist das ein normaler Befund, der mit dem Wesen der historisch-kritischen Methode zusammenhängt. (18)


Der Traditionsbefund scheint aber, besonders im Hinblick auf die ersten Jahrhunderte, eindeutig für eine strenge Unauflöslich-keitsauffassung der Kirche zu sprechen.


Demgemäß hat G.Pelland (mit H.Crouzel) darauf aufmerksam gemacht, daß kein vornizäischer Vater Mt 19,9 zitiert, die Stelle damals offensichtlich also nicht im Sinne einer Milderung der strengen Praxis gedeutet wurde. Diesbezüglich wird hier dann sogar die Vermutung ausgesprochen, daß es sich bei diesem Text um eine Interpolation handeln könne. (19)




Ein Problem bietet innerhalb dieses Zeitraums nur eine Aussage von Origenes, der davon spricht, daß einige Bischöfe "gegen das Geschriebene" (!) auf Grund der Matthäusklausel die Praxis der Wiederverheiratung zuließen. (20: Origines, In Mt 14,23 (PG 13, 1245).) Aber es ist bezeichnend, daß der alexandrinische Theologe diese Praxis nicht etwa theologisch rechtfertigt, sondern sie nur menschlich verständlich findet.


Im griechischen Bereich, in dem die Entwicklung etwa seit dem 4. Jh. eine andere Richtung nahm, (21) scheint Epiphanius v. Salamis (+ 403) in der Frage der Wiederverheirateten ein gewisses dogmatisches Entgegen-kommen zu zeigen, wenn er von demjenigen, "der sich von seiner Frau wegen Unzucht, Ehebruch oder aus einem anderen Grunde getrennt hat", erklärt, "das Wort Gottes klage ihn nicht an und schließe ihn weder aus der Kirche noch vom Leben aus, sondern dulde sein Verhalten wegen seiner Schwäche". (22) Aber dieses Urteil ist offensichtlich ohne theologische Begründung vorgetragen. (23)


Auch die gelegentlich als ein solches Entgegenkommen gedeutete Aussage Basilius' d. Gr. (+379), daß man eine Frau, die mit einem von seiner ersten Frau im Stiche gelassenen Mann zusammenlebt, nicht einfach als Ehebrecherin bezeichnen solle (24), ist kein Argument für eine neue dogmatische Lehre; denn sonst treten Chrysostomus im Morgenland (25), genauso wie Ambrosius (26), Hieronymus (27) und Augustinus (28) im Abendland angesichts der von der kaiserlichen Gesetzgebung herkommenden Schwierigkeiten entschieden gegen die Erlaubtheit einer Ehescheidung und gegen die Ermöglichung einer Wiederverheiratung auf.


Im Abendland gibt es davon, soweit zu sehen ist, eine gewisse Ausnahme nur im Ambrosiaster, der dem Anschluß an eine offensichtliche Überinterpretation von 1Kor 7,11 dem von einer ehebrecherischen Frau verlassenen Mann eine Wiederverheiratung zugesteht. (29) Aber die Beschränkung dieser Möglichkeit allein auf den Mann zeigt doch deutlich das Einwirken noch nicht ganz überwundener antiker Vorstellungen, so daß dieser Aussage keine besondere dogmatische Relevanz zukommt.


Deshalb darf bis einschließlich zum 5. Jh. das Urteil J. Auers Geltung beanspruchen: "Sonst stimmen Ost- und Westkirche in der Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe überein." (30)




Allerdings scheint die nachfolgende praktische Entwicklung zumal im fränkisch-germanischen Bereich seit der Merowingerzeit in der synodalen Praxis Entwicklungen gefördert zu haben, die der dogmatischen Auffassung der ersten fünf Jahrhunderte widersprechen.


Während in der Zeit zuvor die Partikularsynode von Elvira (etwa um 303) den Ehebruch als Scheidungsgrund ausschließt und der Frau, die dem zuwiderhandelt, die Kommunion verweigert (DS 117), und das Konzil von Kathargo (418) ebenfalls keinerlei Möglichkeit zur Wiederverheiratung (im c.8) (31) eröffnet, machte sich in der fränkischen Landeskirche naturgemäß der Einfluß der alten Stammesgesetzlichkeit geltend, die in ihrer Pragmatik Ehescheidung und Wiederverheiratung nicht ausschließen konnte.




Diese Pragmatik drang auch in die (nicht als offizielle Schriften der Kirche anzusehenden) Pönitentialbücher ein. Von daher ist es nicht verwunderlich, daß einige fränkische Synoden u. a. die Synode von Agde [506], Verberie [756], Compiègne [757]) sich unter dem Druck der Verhältnisse den staatlichen Gepflogenheiten anpaßten. (32)


Aber daß hier keine dogmatischen Überzeugungen bestimmend waren, zeigt in der Folgezeit das beharrliche Bemühen um die Reform dieser Mißbildungen gemäß der abendländischen Tradition und dem römisch-kirchlichen Recht, das vor allem in der Karolingerzeit auch auf synodaler Ebene zum Erfolg führte (Friaul 796, Paris 829). (33)


Symptomatisch für diese Entwicklung ist der Streitfall zwischen Papst Nikolaus I. (+867) und König Lothar II. (+869), in dem jener unter dramatischen Umständen (die sogar die Absetzung der Erzbischöfe von Köln und Trier einschloßen) die alte kirchliche Lehre und Disziplin verteidigte. (34)






Überblickt man diese Entwicklungen, (35) so wird man zwar nicht die großen Schwierigkeiten übersehen können, die sich in der Durchsetzung der kirchlichen Lehre in der Praxis entgegenstellten. Aber auf keinen Fall wird man daraufhin der von manchen konstruierten "Traditionslinie" für eine mildere Praxis zustimmen können, die angeblich als schwächere Parallele neben der "amtlichen" und eindeutigen Linie einherging.






Im Lichte dieser Entwicklung ist dann auch (unter Übergehung der nicht problematischen lehramtlichen Zeugnisse von Innozenz I. [+ 417] bis zum Armenierdekret von 1430 [DS 1327]) der heute vielerörterte Befund des Tridentinums in Sess. XXIV c.7 zu interpretieren.


[Einfügung dieser Anmerkung durch Admin:
Befund des Tridentinums in Sess. XXIV c.7, zitiert aus: Des heiligen und allgemeinen Concils von Trient Beschlüsse und Canones; Verlag Georg Joseph Manz, Regensburg; AD 1860:
Wenn jemand sagt, die Kirche irre (ecclesiam errare), da sie lehrte und lehrt, daß nach der evangelischen und apostolischen Lehre (iuxta evangelicam et apostolicam doctrinam)* wegen des Ehebruches des einen Ehegatten das Band der Ehe nicht aufgelöst werden könne, und daß keiner von beiden, nicht einmal der unschuldige, der nicht Ursache zum Ehebruche gab, eine andere Ehe eingehen könne, solange der andere Ehegatte lebt, und daß derjenige, welcher die Ehebrecherin entläßt und eine Andere ehelicht, und diejenige, welche den Ehebrecher entläßt und einen Andern ehelicht, einen Ehebruch begehe: der sei im Banne.

*dazu werden im Originaltext interessanterweise folgende Schriftstellen angeführt:
Matth 19.9: Ich sage euch: Wer seine Frau entläßt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch.
lk 16,18: Wer seine Frau aus der Ehe entläßt und eine andere heiratet, begeht Ehebruch; auch wer eine Frau heiratet, die von ihrem Mann aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
1 Kor 7,11: wenn sie sich aber trennt, so bleibe sie unverheiratet oder versöhne sich wieder mit dem Mann - und der Mann darf die Frau nicht verstoßen.]


Die ausgiebig geführte Diskussion, in der bis auf weiteres die Argumente beider Seiten ausgeschöpft erscheinen, (36) hat ein Ergebnis zutage gefördert, das, rein unter geschichtswissenschaftlichem Aspekt betrachtet (und abgesehen von dem Urteil des Glaubens, das mit dem Ergebnis der historischen Forschung nicht einfach identisch ist), einer restriktiven Deutung des c.7 wenig Anhalt bietet.


Die Auffassung, daß das Tridentinum die Unauflöslichkeit der Ehe nicht definiert, sondern nur die Leugner der kirchlichen Disziplinargewalt über die Ehe habe ausschließen wollen, (37) ist mit der Berufung auf das "iuxta evangelicam et apostolicam doctrinam" nicht vereinbar. Eine gewisse verbleibende Unschärfe bezüglich der vom Konzil verwandten Terminologie von "Häresie" und "Dogma" erlaubt nicht den Schluß, daß hier vom Konzil nur die Forderung nach einer "fides ecclesiastica" erhoben worden wäre. (38)


"Der Verlauf der Debatte um den Zusatz zu 'ecclesiam errare' in Can. 7, die stets unangefochten gebliebene Forderung des Can. 5 und die Begründung der Unauflöslichkeit der Ehe im Proömium sprechen...dafür, daß das Konzil diese als eine in der göttlichen Offenbarung begründete Lehre der Kirche betrachtete." (39)


Auch die neuerdings eingeführte Unterscheidung, wonach das "iuxta evangelicam et apostolicam doctrinam" (im Zusammenhang mit der Tatsache der Nichtverurteilung der griechischen Praxis gesehen) nur die Schrift- und Offenbarungsgemäßheit der katholischen Lehre behaupte, aber die Schriftgemäßheit einer anderen Auffassung nicht negiere, ist zwar formal zutreffend. Aber es ist falsch, daraus zu folgern, daß es noch eine andere schriftgemäße Praxis geben könne (40 Vgl. dazu Fr. Reckinger, a.a.O., 39); denn dann hätte - zunächst historisch betrachtet - das Konzil eine Verurteilung der reformatorischen Auffassung nicht vornehmen können (die Reformatoren hätten sich ja auf diese andere, von der Schrift gebotene Möglichkeit berufen und damit die kirchliche Lehre ins Unrecht setzen können).


Aber es ist auch theologisch ausgeschlossen, daß die Offenbarung in einer entscheidenden Frage, in der es um einen kontradiktorischen Gegensatz geht (Eingehen einer neuen Ehe bei Eheruch oder Nichteingehen einer solchen Ehe), mehrere Möglichkeiten offenlasse. Auch die nachfolgende Interpretation des Tridentinums durch die Päpste schließt eine solche Möglichkeit aus.






Auch wenn der Traditionsbefund hinsichtlich der Frage nach Unauflöslichkeit und Wiederverheiratung objektiv keinen Grund für die Annahme einer Unsicherheit der Kirchenlehre bietet, so ist damit der theologische Beweis für die innere Stringenz dieser Lehre noch nicht erbracht, der von der Dogmatik zu leisten ist.




3. Dogmatische Grundgedanken aus der Einheit von Ehe - Kirche - Eucharistie


a) Es genügt für die Erkenntnis der Sakramentalität der Ehe nicht, sie als im "Grundsakrament der Kirche verwurzelt" zu bezeichnen, von woher den Eheleuten "die unverbrüchliche Treue Gottes zugesprochen ist". (41: So der Beschluß der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland "Christlich gelebte Ehe und Familie", Heftreihe: Synodenbeschlüsse Nr. 11, hrsg.v. J. Homeyer, 7.)


Es ist auch nicht vollauf genügend, zur Erklärung der eigentümlichen Sakralität der Ehe darauf hinzuweisen, daß sich in ihr das Leben und Wirken der Kirche verdichte. Unter Ausschöpfung der tiefsten neutestamentlichen Aussagen über die Ehe in Eph 5,21 -33 (42: vgl. dazu R. Schnackenburg, Die Ehe nach dem Neuen Testament, a.a.O., 28ff., und H. Schlier, Der Brief an die Epheser, Düsseldorf (7) 1991, 252-280.) (eine Stelle, die heute bezeichnenderweise nur wenig herangezogen wird) ist vielmehr zu ersehen: Die Ehe bildet das ganze generelle Sakrament "Kirche" nach, sie formt es in spezieller Weise in eine personal-individuelle Geschlechtsgemeinschaft aus.




Da das "Ganzsakrament" Kirche aber wesentlich in der mysterienhaften und doch auch zeichenhaften Verbindung zwischen Christus und seinem Leib (den Gläubigen) besteht, ist die Ehe näherhin eine wirklich-keitserfüllte Abbildung dieses Christus-Kirche-Mysteriums. Sie ist "das Bild und die Teilhabe an dem Liebesbund Christi und der Kirche". (43: II. Vatik. Gaudium et spes,nr.48.)


Ehe ist so nach katholischem Glaubensverständnis eine besondere Ausformung und Ausgliederung der Heilsgemeinschaft zwischen Christus und Kirche. Sie kann deshalb vom Zweiten Vatikanischen Konzil, besonders sofern sie ihre Fruchtbarkeit in der Familie entfaltet, auch als "Hauskirche" (44: Lumen gentium, nr. 11.) bezeichnet werden. Darin tritt der ekklesiologische Charakter der Ehe hervor, der im Vergleich zur ekklesiologischen Bedeutung der anderen Sakramente einzigartig ist; denn kein anderes Sakrament ist in seiner Struktur ein zwischenmenschlicher, personaler Bund.


Keines kann deshalb die Vollendung des Erlösungswerkes, die in der bleibenden Vereinigung Christi mit der Kirche besteht, so realistisch und intensiv ausbilden, wie es die Ehe als Gemeinschaft vermag. Unter diesem Aspekt ist sie eine besonders subtile Ausformung der in der Kirche Christi weitergehenden Erlösungswirklichkeit.




Diese im Sakrament ausgefaltete Erlösungswirklichkeit kommt wie bei jedem Sakrament "objektiv" zustande, d. h. letztlich durch das Tun Christi, durch welches das sakramentale Geschehen gültig wird, sofern die Empfänger auf dieses Tun mit ihrem Willen eingehen. So ist ein einmal gültig empfangenes Sakrament aufgrund seiner Wirkamkeit "ex opere operato" immer gültig. Das hat nun für die Ehe, die nicht nur ein "sacramentum in fieri", sondern auch ein solches "in esse" ist, eine besonders tiefgehende Bedeutung.


Die Wirkung Christi bezieht sich im vollen Umfang auch auf die weitergehende Ehe. Dies ist aber nicht allein aus der "objektiven" Wirksamkeit auch dieses Sakramentes zu erweisen, sondern auch aus seiner inneren gnadenhaften Ausstattung, wobei nicht sogleich und ausschließlich an die heiligmachende Gnade als die spezifische gratia sacramentalis zu denken ist (die tatsächlich fehlen kann).


Weil nämlich in diesem Sakrament das Abbild der Einheit von Christus und Kirche ausgeformt wird, der Abbildcharakter aber durchaus realistisch als Übertragung des unauflöslichen Verhältnisses Christi zu seiner Kirche verstanden werden muß, ergibt sich daraus als erste Wirkung die Unauflöslichkeit des Ehebandes.




Diese stark rechtlich gehaltene Formulierung hat einen durchaus theologisch-heilshaften Sinn. Sie besagt, daß Christus hier dem Bunde zweier Menschen eine objektive Qualifikation mitteilt, die die Ehegatten mit ihrem freien Willen übernehmen. (45: vgl. dazu M. Schmaus, a.a.O., 522f.; H. Volk, Von der sakramentalen Gnade der Ehe, a.a.O., 77; I.Fr.Görres, Was Ehe auf immer bindet, Berlin 1971, 52.)


Die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe resultiert also nicht allein und erstlich aus einem intersubjektiven Geschehen zwischen den beiden Partnern, sondern aus der Schaffung der Gleichbildlichkeit der Christus-Kirche-Einheit, sofern diese von den betreffenden Personen in Freiheit angenommen wird.


Es ist nun von seiten Christi unmöglich, diese Gleichbildlichkeit, die auf der Ebene der Realität von "res et sacramentum" liegt, jemals zurückzunehmen. Es ist aber genauso unmöglich, daß sie legitimerweise von den Eheleuten zurückgenommen werden könnte.






An dieser Stelle gewinnt nun auch der interpersonale Akt des Konsensaustausches oder des ehelichen Treuegelöbnisses seine anthropologische und theologische Bedeutung. Mit der Notwendigkeit dieses Konsenses und der dahinterstehenden Intention ist zunächst der heute oft erhobene Einwand abgewehrt, daß es für christliche Brautleute einen Automatismus zwischen Ehe und Taufe gebe. Auch ein Getaufter empfängt das Ehesakrament nicht, wenn er keine qualifizierte Intention und keine eindeutige Willenserklärung setzt.


Bezüglich der Bedeutung dieses Willensentscheides ist nun ebenfalls zu erkennen, daß er legitimerweise niemals mehr zurückgenommen werden kann und daß die Unauflöslichkeit der Ehe auch "von unten her", d.h. auch anthropologisch begründet ist.


Allen personalen Entscheidungen, die den Mitmenschen in seinem Wesen und in seinem Kern betreffen, ist nämlich ein Ausschließlichkeits- und ein Totalitätsmoment eingesenkt, das solche Entscheidungen sittlich unwiderrufbar macht. Die ethische Entscheidung zur totalen Hingabe an den anderen kann weder sachlich noch zeitlich begrenzt sein, sonst wäre sie nicht total.




Von hier aus läßt sich auch schon der Widerspruch nachweisen, der in der Behauptung liegt, daß bei einer Wiederverheiratung (immer unter der Vorraussetzung des noch lebenden früheren Ehepartners verstanden) ein ethisch gleichwertiger Akt der Hingabe geleistet werden könne wie bei der ersten Eheschließung; denn ein Akt der Totalhingabe an einen Menschen kann nicht ein zweites Mal und nicht gegenüber einem zweiten Menschen geleistet werden.


Die Behauptung von der gleichwertigen oder gar tieferen Bindung einer zweiten "Ehe" scheitert am Totalitäts- und Ausschließlichkeitsanspruch des ersten Ehegelöbnisses. So wird eine Verschränkung der Seinsgründe für die Unauflöslichkeit der Ehe sichtbar, in der sich die von der Heilsordnung und von Christus herkommende Motivation mit der aus der anthropologischen Ordnung kommenden Begründung (die ja von vornherein auf die Heilsordnung ausgerichtet ist) innerlich verknüpft. (46: vgl. dazu J. Ratzinger, in: Theologie der Ehe, 111.)


Beide Motivationen sind aus dem Wesen des Christusereignisses und seiner bleibenden Vergegenwärtigung auch im Ehesakrament abzuleiten: Die unauflösliche Entscheidung Christi für die Menschheit und zumal für seine Kirche findet ihre Ausweitung in der Entscheidung zweier Menschen füreinander.


An dieser Stelle wird etwas vom Wesen des katholischen Christentums deutlich, zu dem an hervorstehenden Punkten unaufhebbare Entscheidungen gehören, so in der Taufe, im Lebenszeugnis für Christus aber auch in den sogenannten Standessakramenten des Priestertums und der Ehe.




Freilich wird dieser Argumentation heute häufig widersprochen mit dem Hinweis auf die personale Liebe der Eheleute, die zum Wesen der Ehe gehöre und die auch "sterben" könne. (47: G. Sartory-Reidick, Kann die katholische Kirche die Ehescheidung dulden?, in Ehe (Zentralblatt für Ehe- und Familienkunde 6) 50. Vgl. R. Gall, Fragwürdige Unauflöslichkeit der Ehe, Würzburg 1970, 172.)


Diese Auffassung (die im Grunde in der Kirche, welche die Unauflöslichkeit der Ehe festhalten möchte, nicht diskutiert werden müßte) verkennt jedoch gänzlich den spezifischen Charakter der ehelichen Liebe, die von wesentlich anderer ontologischer Qualität und Dignität ist als sinnliche Zuneigung und seelische Affinität.


Diese Liebe ist ein hoher sittlicher Akt der Hingabe an die andere Person in ihrer gottgesetzten Einmaligkeit und Würde. Je höher aber die Qualität und Dignität eines Liebesaktes in der Ordnung der Liebe steht, um so mehr ist dieser Akt mit der Treue zur anderen Person verknüpft. So gehört die Treue zur Substanz der ehelichen Liebe. Sie findet ihren Ausdruck in den Gütern der Ehe (vor allem in der "fides" und im "sacramentum").


Das ist ein objektiver Ausdruck, der auch dann sittlichen Bestand hat und verpflichtend bleibt, wenn die sinnlich-seelische Zuneigung schwindet. So wichtig die menschliche Liebe für die vollkommene natürlich-übernatürliche Ehe auch ist, so kann sie doch nicht als Wesen der Ehe, zumal nicht der sakramentalen Ehe ausgegeben werden. Sie ist integrierender Teil, bei dessen Ausfall das Wesen als solches nicht zerstört wird.


Anders würde nicht nur das natürliche Ethos der Ehe verletzt, sondern auch die sakramentale Gabe Gottes in Jesus Christus in die Verfügung der Menschen gestellt, was dem sakramentalen Denken völlig widerspräche.




Diese spezifische Ausgliederung des universalen Christusgeheimnisses "Kirche" ist gewiß nicht als staunenerregendes Wunder göttlicher Heilsmöglichkeiten erdacht. Es hat selbst heilsökonomische Bedeutung. Es soll das Heil in einer dem Menschen besonders angepaßten, in der Natur vorgegebenen und wegen ihrer Subtilität besonders verletzlichen (durch die Sünde tatsächlich auch verletzten) Ordnung fortzeugen.


Deshalb liegt der Sinn der Ehe nicht in einer zweiten Darstellung des Geheimnisses der Kirche (mit den sich daraus ergebenden Gnadenwirkungen für die Ehepartner), sondern in der Fortführung der Heilswirklichkeit, im Aufbau des Gottesreiches von einzelnen kleinsten Gemeinschaften und Zellen her.


So ergibt sich eine innere Verschränkung von Ehe und Kirche, die sowohl seinshaften wie auch tathaften Charakter besitzt: Die Kirche trägt die Ehe seinshaft, indem sie ihr als Urwirklichkeit zugrunde liegt, sie wird aber auch ihrerseits von der sakramentalen Ehe getragen, insofern sie ohne jene eine Vollkommenheit entbehrte.


Die Kirche erfüllt die Ehe aber auch tathaft mit der aus ihrer Lebensverbindung mit Christus fließenden Gnade; sie erfährt jedoch auch umgekehrt durch die Ehe eine Vervollkommnung, die dem sich vollendenden Leibe Christi notwendig ist. Ehe und Kirche sind demnach als spezifische "Bundes-" und "Gemeinschaftssakramente" in einer unzertrennbaren Weise ineinander verschränkt.


Das Band, das Christus und die Kirche umschließt, schlingt sich in Form einer verkleinerten Schleife auch um die Ehe. Das hat nun eine einschneidende Konsequenz für die faktisch aufgegebene Ehe. Wenn die Gemeinschaft zerstört ist (was in formeller Weise durch eine Wiederverheiratung geschieht), reißt beim katholischen Christen auch das Band zur Kirche (im Bereich der tätigen Gliedschaft), weil das eine Band wesentlich mit dem anderen zusammenhängt, so daß jede Störung der ehelichen Gemeinschaft sich auch auf die Verbindung mit der Kirche auwirkt.


Für den ehelichen Menschen ist deshalb Gemeinschaft mit der Kirche nicht anders möglich als unter grundsätzlicher Wahrung des ehelichen Bandes.




b) Das über das Ganzsakrament "Kirche" in seiner Gemeinschaftsstruktur Gesagte empfängt eine weitere Überhöhung durch den Aufweis des inneren Bezuges zwischen Kirche und Eucharistie. Die Kirche kann nach der gesetzten Ordnung nur deshalb als mystisch-zeichenhafte Einheit zwischen Christus und den Gläubigen bezeichnet werden, weil es die Eucharistie und den eucharistischen Leib Christi gibt.


Der eucharistische Leib, in dem Christus sich realsakramental der Kirche hingibt, bewirkt erst die vollkommene Einigung der Kirche als dem "mystischen" Leib Christi. Es ist eine ursprüngliche Glaubensüberzeugung der Kirche, daß die Eucharistie die in der Taufe und im Glauben geschlossene Gemeinschaft der Kirche aufs neue bezeichnet, aber auch von neuem bewirkt.


Immer galt die Eucharistie als das "sacramentum unitatis" und als "vinculum caritatis" schlechthin. (48: So Augustinus, In ev. Joh. tr.26,13 (PL 35,1613).) Das neuerliche Bewirken der Gemeinschaft ist als höchste Steigerung der Einheit der Gläubigen zu verstehen, als intensivstes Zusammenwachsen der Glieder des Leibes untereinander wie mit ihrem Haupt.


Die Lebensverbundenheit der Gemeinde muß verständlicherweise ihre höchste Intensivierung in dem Geschehen erfahren, in dem sich Christus als Opfer der Kirche hingibt und die Kirche selbst, mit dem Haupt verbunden, sich ebenfalls zum Opfer darbringt; denn "euer eigenes Geheimnis empfanget ihr. Ihr antwortet Amen zu dem, was ihr selbst seid und unterschreibt es durch diese Antwort." In der Eucharistie wird "das Geheimnis unserer Einheit und unseres Friedens auf seinem Tisch konsekriert". (49: Augustinus, Sermo 272 (PL 38, 1247f.).)




Deshalb ist die Eucharistie nicht nur unter individuellem Aspekt "Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens". (50: Lumen gentium, 1.) Sie wird auch unter sozialem Aspekt zum Brennpunkt des christlichen Daseins, in dem sich alle Linien sammeln und zum höchstmöglichen Ausdruck der Gemeinschaft verbinden. Im Vollzug der Eucharistie wird deutlich, daß die Kirche vorzüglich Kommuniongemeinschaft ist.




In diesem Geschehen tritt ihr Gemeinschaftscharakter nicht nur der Intensität, sondern auch dem Umfang nach am vollkommensten in Erscheinung; denn in der Feier der Eucharistie wird die Kirche auch in der Einheit ihrer Ordnungen sichtbar, als Einheit des Glaubens, des allgemeinen und besonderen Priestertums wie als Einheit des Amtes und der Leitung.


So ist die Eucharistie der höchstmögliche diesseitige Ausdruck der inneren und sichtbaren (sakramentalen) Einheit der Kirche.


Da die Gnade dieser Einheit vom Gläubigen auch die höchstmögliche Disposition erfordert und die fundamentale Einheit mit der Kirche voraussetzt, war es beständiger Glaube der Kirche, daß an dieser Feier weder Sünder noch die Schismatiker oder Häretiker teilnehmen könnten, ein Gedanke, der heute dort zu verblassen beginnt, wo die Eucharistie in unklarer Weise als ein per se sündentilgendes Sakrament ausgegeben wird.


Dagegen ist eine aus dem Wesensverständnis der Eucharistie kommende Wahrheit, daß nur die würdigen Glieder der Gemeinschaft am Tisch des Herrn teilnehmen können. Deshalb war in der alten Kirchenbuße der Ausschluß gegenüber den Häretikern und Schismatikern, die wegen des Mangels an dem rechten Glauben oder der Nichtanerkennung der hierarchischen Führung von der aktiven Kirchengemeinschaft getrennt waren.


Es war und ist Glaube der Kirche, daß das höchste Zeichen der Gemeinschaft, die Eucharistie, von denen nicht gesetzt werden kann, die auf der Ebene des sichtbar Zeichenhaften nicht die fundamentale und volle Kirchengliedschaft besitzen.


Derselbe Grundsatz verwehrt es auch, die Eucharistie etwa als Mittel zur Erreichung einer noch nicht vorhandenen höheren Einheit zu benutzen. Das Höchste innerhalb einer Ordnung kann nicht Mittel zum Zweck für etwas angeblich Höheres werden, das es in der sichtbar zeichenhaften Ordnung nicht mehr geben kann.




c) Wenn die Eucharistie der höchste Gemeinschaftsakt der Kirche ist, wenn sich die Kirche in ihr gleichsam zusammenfaßt und in höchster Konzentration verwirklicht, so gilt das auch für die Kirche als Organismus, der aus vielen Teilorganismen und kleineren Gemeinschaften gebildet ist.


Deshalb hat es einen theologischen Grund, wenn kirchliche Teilgemeinschaften (Orden, religiöse Kommunitäten u.ä.) ihr Lebenszentrum in der gemeinsamen Eucharistiefeier suchen; denn als höchstem Gemeinschaftsausdruck eignet der Eucharistie naturgemäß auch die Fähigkeit, jede kirchliche Gemeinschaft (und nicht nur den einzelnen) zu adeln, in ihrer Würde zu erhöhen, in ihrem Bestand zu festigen und zu verinnerlichen.


Das gilt in besonderer Weise von einer Gemeinschaft, die selbst im engsten Sinne ekklesiologischen Charakter besitzt, die eine Ausformung des Universalsakramentes Kirche und ein wesensnotwendiges Organ der Kirche darstellt.


Deshalb ist die Wesensbeziehung von Eucharistie und Ehe immer gesehen worden. Sie hat auch einen gewissen äußeren Ausdruck gefunden in dem früher geübten Ritus der Eheschließung in Verbindung mit der Brautmesse, dessen heutiges Zurückgehen auch nicht nur auf soziologische Änderungen zurückzuführen ist.




Die wesentliche Verbindung, die zwischen Eucharistie und Ehe besteht, kann außer der schon genannten ekklesiologischen Begründung noch mit anderen Argumenten aufgewiesen werden. So besteht eine tief innere Affinität zwischen der Verleiblichung des geistförmigen Christus in der Eucharistie und der Verleiblichung der Liebe in der Ehe, die aus der Kraft des Sakramentes zugleich auch zur Vergegenwärtigung des Leiblichen führen soll.


Der Opfercharakter der Vergegenwärtigung Christi prägt sich auch im Opfercharakter der Ehe aus, die so über die Anerkennung des Kreuzes zu einem Heilsgeschehen für die Gatten wie für die Kirche und Welt werden soll. Aus solchen seinshaft ontischen (und nicht nur aus aszetischen Gründen) hat das Glaubensbewußtsein die Eucharistie immer als den entscheidenden Kraftquell der sakramentalen Ehe betrachtet, aber auch umgekehrt daran festgehalten, daß die sakramentale Ehe zur lebendigen Realisierung des eucharistischen Opfers beiträgt; denn in der sakramentalen Ehe findet sich nicht nur ein realistisch-lebensmäßig erfülltes Abbild der Hingabe Christi an seine Braut, sondern die freud- aber auch opfervolle Hingabe der Gatten in Ehe und Familie strahlt auch auf die Realität des eucharistischen Opfers der Kirche zurück.


In diesem Rückbezug wird das Opfer der Gläubigen von einem bestimmten Stand der Kirche mit lebensmächtiger Realität erfüllt, so daß hier in besonders realistischer Weise ein Stück menschlichen Lebens mitgeopfert wird.


So ist gerade die Teilnahme christlicher Eheleute am Opfer der Kirche ein unersetzlicher Beitrag zur lebensmäßigen Realisierung des eucharistischen Opfergeschehens, dessen Ausbleiben die Kirche um einen spezifischen Beitrag ärmer machen müßte.




Vor allem aber von der Darstellungsfunktion der Eucharistie läßt sich für die innere Verbindung beider Sakramente ein wesentliches Argument gewinnen. Weil die Eucharistie die Kirche als den Leib Christi insgesamt realsymbolisch bezeichnet und darstellt, muß sie dies auch gegenüber der sakramentalen Ehe tun, zumal wenn die Eheleute selbst am Opfer teilnehmen.


Im eucharistischen Opfergeschehen wird dann auch die "Hauskirche", welche die Ehe bildet, als Gnadenzeichen dargestellt, real versinnbildlicht und - weil es sich immer um eine wirksame Darstellung handelt - genauso wie die Kirche aufs höchste konkretisiert, in ihrer Einheit bestärkt und in ihrer Christusverbindung intensiviert.


Es ist ein theologisch folgerichtiger Gedanke, daß jenes Geschehen, welches die "Großkirche" zur höchsten Selbtverwirklichung erhebt, auch die "Hauskirche" zu ihrer vollkommensten übernatürlichen Selbstverwirklichung führen muß.


Wegen des innerwesentlichen Zusammenhangs von Kirche, Eucharistie und Ehe müssen alle Vorzüge, die das Verhältnis von Kirche und Eucharistie qualifizieren, auch auf das Ehesakrament übertragen werden, und dies nicht in metaphorischem Sinne, sondern in sakramental-seinshafter Weise, die objektiv zur Wirkung kommt, selbst wenn christliche Eheleute um diese Zusammenhänge nur in einer Art von fides implicita wissen.




d) Diese seinshaften Zusammenhänge gelten natürlich nur für die sakramentale Ehe, die in ihrem Bestand unangetastet ist, und nicht für ein nichtsakramentales "eheähnliches" Geschlechtsverhältnis.


Von diesem sakramentalen Zusammenhang her kann nun aber auch umgekehrt die innere Unmöglichkeit eines Eucharistieempfanges von geschiedenen Wiederverheirateten erwiesen werden. Die Eucharistie kann keine Geschlechtsgemeinschaft bezeichnen, konkretisieren und festigen, die keine sakramentale Ehe ist.


Wenn ihr das faktisch dennoch zugemutet wird, vollzieht sich ein Vorgang, der einer "simulatio sacramenti" ähnlich ist; denn die Eucharistie kann in diesem Falle das nicht vorhandene Eheband nicht bezeichnen, darstellen oder intensivieren; aber auch die in einer ungültigen "eheähnlichen" Verbindung Lebenden können diese ihre nichtkirchliche Gemeinschaft nicht in der Eucharistie darbringen oder in das Opfer Christi einbeziehen.


Es ist auch nicht zu sehen, wie ihnen (oder einem von ihnen) diese Teilnahme an der Eucharistie die Gnade des Sakramentes spenden soll; denn schon nach patristischer Auffassung (Augustinus) ist die letztintendierte Wirkung der "caro Christi" der "spiritus Christi", d. h. die geistige Gemeinschaft mit Christus und seinem mystischen Leibe. Da aber die betreffenden Menschen die vorausgehende Einheit mit der Kirtche nicht besitzen, kann ihnen auch die Vertiefung und Intensivierung der Einheit durch den Empfang der "caro Christi" nichts nützen. Sie empfangen, unter dogmatischer Perspektive gesehen, die "caro Christi" in einem nur materialen Sinne.




Einen solchen Empfang kann die Kirche aus dogmatischen Gründen nicht erlauben. Sie würde damit in einem ontologischen Sinn unwahrhaft handeln und die sakramentale Ordnung, die sie in ihrem Wesen nicht ändern kann, umstoßen.




4. Einwände gegen die dogmatische Lehre


a) Nun scheint die dogmatische Argumentation an Kraft zu verlieren, wenn sie auf die subjektive Ebene verlagert und mit der persönlichen Situation der betreffenden Gläubigen in Zusammenhang gebracht wird.


Hier kann zunächst der Einwand aufkommen, daß die Sünde oder Schuld der zurückliegenden Auflösung der Ehe wie jede Sünde bereut und damit vor Gott aufgearbeitet werden kann, woraus sich dann die Zulassung zur Eucharistie wie von selbst ergibt. Vor allem wenn zu dieser Reue der gute Vorsatz hinzutritt, allen Schaden bezüglich der menschlich gescheiterten ersten Ehe nach Kräften wiedergutzumachen (auch wenn dies faktisch, wie in vielen anderen Fällen, nicht gelingt), scheint die Disposition für den Kommunionempfang gegeben und die Zurückweisung nicht mehr gerechtfertigt.




Aber das eigentliche Problem liegt nicht in dem moralischen Verhältnis des Wiederverheirateten zu seiner ersten Ehe, deren Zerrüttung ja sogar völlig schuldlos zustande gekommen sein kann, so daß gar keine Reue gefordert ist.

Die Sünde, die das eigentliche Problem bildet, besteht für einen katholischen Christen in der gegen das Gesetz Gottes und das Gebot der Kirche geschehenen Wiederverheiratung und der Usurpierung einer zweiten Ehe.




Nun gibt es freilich auch hier die Möglichkeit einer wirklichen Bereuung und Wiedergutmachung. Diese müßte aber als inneres Wesensmoment die bewußte Abkehr von der gegenwärtigen geschlechtlichen Gemeinschaft in sich schließen, weil nur so das Wesen dieser spezifischen Sünde getroffen werden könnte.


Aber die Befürworter der Zulassung zur Eucharistie halten eine solche Konsequenz aus menschlich-psychologischen Gründen für unzumutbar. Sie führen gelegentlich auch ins Feld, daß die Kirche eine solche Forderung gar nicht verantworten könne, weil sie damit die neue eheähnliche Gemeinschaft gefährde.


Damit ist aber das Argument von der Möglichkeit einer Reue, die sich auf die in diesem Zusammenhang spezifische Sünde des Eingehens und der Fortführung einer neuen Geschlechtsgemeinschaft bezieht, aufgegeben.




Die Behauptung der "Unzumutbarkeit" der Forderung nach Auflösung dieser Gemeinschaft trägt in sich auch die Feststellung der Unzumutbarkeit der für diese bestimmte Sündhaftigkeit geforderten tätigen Reue. Die Kirche, die dieser Argumentation auch nur faktisch nachgeben würde, müßte den theologischen Widerspruch einbeziehen, daß es Kommunionempfang trotz schwerer unbereuter Sünde gibt.




b) Ein weiterer Einwand erfolgt aus dem Bereich der Gewissensproblematik. Hier wird behauptet, daß das Gewissen des einzelnen Gläubigen über Sündhaftigkeit oder Rechtheit des neuen ehelichen Verhältnisses und damit auch über den Kommunionempfang entscheiden könne.


Hinter diesem Argument verbirgt sich die heute weitverbreitete Unsicherheit über Wesen und Funktion des Gewissens.




Bei der Bestimmung des Wesens und der Funktion des Gewissens ist davon auszugehen, und streng im Blick zu behalten, daß es sich beim Gewissen um ein natürliches, aktuelles und subjektives (praktisches) Urteilen handelt. (51: vgl. dazu J. Stelzenberger, Gewissen, Paderborn 1961, 38f)


Von der Natürlichkeit des Gewissens her ist die Folgerung unabweislich, daß das Gewissen nicht bezüglich übernatürlicher Wahrheiten und Ordnungen (wozu auch die Ehe gehört) urteilen kann. Bei der Vorlage einer übernatürlichen, geheimnishaften Wahrheit kann zwar ein Urteil über die Sittlichkeit der Annahme erfolgen, d. h. es kann etwa darüber befunden werden, ob die Annahme aus lauteren oder unlauteren Motiven erfolgt. Die Stellungnahme der Glaubenswahrheit gegenüber erfolgt aber im Glauben oder im Unglauben, nicht im Gewissen. Das Gewissen kann die Glaubenseinsicht nur auf der Ebene menschlicher Sittlichkeit konkretisieren und befestigen. (Anm. von Admin: vgl. Dietrich v. Hildebrand: hier)



Ebenso ist auf den Charakter des Gewissens als aktuelle und subjektive Funktion des praktischen Urteils zu achten. Seine Aktualität ernst nehmend, muß man bezüglich der Eheproblematik folgern: Es kann durchaus den Fall geben, daß sich ein geschiedener Verheirateter beim Eingehen seines neuen "eheähnlichen" Verhältnisses auf einen positiv lautenden Gewissensentscheid stützt und daß er diesen Entscheid "aktuell" dann und wann wiederholt. Sobald ihm aber von der Kirche bedeutet wird, daß dieser Entscheid gegen die natürliche wie gegen die übernatürliche Ordnung verstößt, so tritt beim Festhalten an der eigenen subjektiven Überzeugung etwas völlig Neues zutage: Ein solcher Mensch folgt nicht mehr seinem Gewissensspruch, der ja immer nur aktuell ergeht, er folgt einer bleibenden Wertordnung, die er für sich als die angemessene erkennt.




Wenn die Kirche dieser Haltung stattgeben und die Kommuniongemeinschaft erlauben würde, gäbe es in der Kirche Eheleute, die die Unauflöslichkeit der Ehe mit allen ihren bisweilen bis zur menschlichen Tragik reichenden Konsequenzen um der göttlichen Wertordnung willen festhalten, und andere, die überzeugt einer anderen Wertordnung folgen.

Hier stehen sich tatsächlich nicht mehr zwei verschiedene Gewissensentscheidungen gegenüber (was auch schon für das Wesen der Kirche manche peinliche Frage zuließe), sondern zwei veschiedene Wert- und Glaubensordnungen. Es stehen sich im Grunde Glaube und Unglaube (oder Glaubensmangel) gegenüber.

Die Kirche kann es nicht zulassen, daß in ihr völlig verschiedene Wertordnungen Geltung haben und verschiedene Glaubensauffassungen gleichberechtigt nebeneinander stehen. Es ist dann nicht nur die Gefahr gegeben, daß die leichtere Praxis zahlenmäßig die Oberhand gewinnt, sondern daß aus dem materiellen Unglauben ein formaler wird.

Die Kirche könnte sich aber auch bei Gleichstellung des Glaubens mit dem materiellen Unglauben nicht mehr als Gemeinschaft der Glaubenden, der an einem Glauben Festhaltenden (vgl. Eph 4,5) bezeichnen.




c) Um den menschlich harten Konsequenzen der dogmatischen Lehre zu entgehen, erfolgt in diesem Zusammenhang vielfach der Rekurs auf die "Barmherzigkeit Gottes", die nicht durch die starre institutionelle Ordnung der Kirche gebunden werden könne.


Ein ähnlich gehaltenes Argument beruft sich auf die im orthodoxen Bereich verwendete "oikonomia" (Zuteilung; angewandte Barmherzigkeit), ein Begriff, der wegen seiner Unschärfe besser außerhalb der Diskussion bleiben sollte.




Was den Rekurs auf die göttliche Barmherzigkeit angeht, so kann er nicht als sakramenttheologisches Argument anerkannt werden. Rein formal schon wäre dagegen geltend zu machen, daß die sakramentale Ordnung insgesamt ein Werk der göttlichen Barmherzigkeit ist und daß sie nicht mit Berufung auf die gleiche göttliche Barmherzigkeit aufgehoben werden kann.


Zudem ist gerade nach katholischem Verständnis die Heilsökonomie so geordnet, daß sie immer auch ein Mittun der Menschen, an ihre Disposition wie an gewisse objektive Bedingungen gebunden ist. Eine bedingungslose Berufung auf die göttliche Barmherzigkeit könnte die Existenz einer Heilsordnung und einer Kirche insgesamt zur Bedeutungslosigkeit degradieren.




Es ist an dieser Stelle der Erwähnung wert, daß in der patristischen Theologie, und zwar sogar in sakramenttheologischem Zusammenhang, an einem bestimmten Problempunkt ebenfalls die Berufung auf Gottes Barmherzigkeit erfolgte. Das geschah an der Stelle, wo die Kirche mit ihren Mitteln dem Sünder nicht mehr beizukommen vermag, wie im Falle derjenigen, die sich nicht der öffentlichen Buße stellten und womöglich noch kommunizierten. Diese Kirchenglieder überließ die alte Kirche der "harten Barmeherzigkeit Gottes" (Augustinus).


Das war aber gerade kein Appell an die Kirche zwecks Zulassung zum Sakrament, sondern die Kundgabe eines Vertrauens auf eine (wenn auch harte) außersakramentale Wirksamkeit Gottes in Fällen, wo die sakramentale Ordnung und ihre Möglichkeiten ausgeschöpft sind.




Die heutige Berufung auf die "Barmherzigkeit Gottes" zum Zwecke der Zulassung zur Eucharistie ist aber nicht nur von der Sakramentenlehre her abzuweisen, sondern auch vom Gottesglauben her. Hinter dieser Berufung steht nämlich ein (auch in der heutigen Frage nach Buße und Gericht und letztlich auch nach dem endgültigen Heil zutage tretendes) "hominisiertes" Gottesbild, nach welchem Gott im Grunde nichts anderes vermag als zu verzeihen.


Hier kommt ein reduzierter Gottesglaube zum Vorschein, der die geheimnishafte Größe Gottes auf das Mitleid beschränkt. Demgegenüber ist dann festzuhalten, daß zum Geheimnis Gottes auch seine fordernde Heiligkeit und Gerechtigkeit gehört.


Wer diese "Attribute" nicht beachtet, kann im Grunde den Menschen auch die Barmherzigkeit Gottes nicht nahebringen.




Die genannten Einwände sind nicht von der Art, daß sie den inneren Zusammenhang zwischen gültiger Ehe und Eucharistie (und d.h. auf der Gegenseite die Nichtzulassung zur Eucharistie bei Vorhandensein eines zweiten "eheähnlichen" Verhältnisses) entkräften könnten.


Sie vermögen dies schon deshalb nicht zu leisten, weil sie nicht dogmatischer Natur sind. Sie bedenken aber auch den moraltheologischen Wesensbefund nicht, daß es in der katholischen Kirche keine legitime Geschlechtsgemeinschaft außerhalb der gültigen Ehe geben kann. (52: vgl. Bischof J. Pohlschneider, Sittliche Normen christlicher Sexualerziehung in Schule und Elternhaus, Donauwörth 1976.)


Dieser Grundsatz kann auch nicht durch die beste subjektive Disposition der in einer solchen Gemeinschaft lebenden Partner paralysiert werden, es sei denn, daß in diese Disposition der Verzicht auf die Geschlechtsgemeinschaft aufgenommen ist.




Dieser dogmatische Befund scheint vor allem gegenüber den betroffenen Christen hart und pastoral wenig situationsgemäß zu sein. Aber andererseits ist auch zu erkennen, daß das pastorale Bemühen um diese Gläubigen dadurch nicht verunmöglicht oder gar unnütz wird. Im Gegenteil: Die pastorale Aufgabe wird hier erst in ihrer ganzen Dringlichkeit und Weite offenbar.


Das gleiche kann man von engagiert vorgetragenen pastoralen Erwägungen nicht sagen, die für die betreffenden Gläubigen die Zulassung zu den Sakramenten fordern. Dann wären diese ja den anderen Gläubigen in allem gleichgestellt und nicht mehr Adressaten einer besonderen pastoralen Sorge.


Man kann daran ersehen, wie sehr die rein pragmatischen Lösungen in die Gefahr des Selbstwiderspruches geraten.




Die Problematik der betreffenden Gläubigen und ihrer Situation läßt sich nicht pragmatisch lösen. Die "Lösung", die auf weite Sicht anzustreben ist (die aber, wie bei vielen menschlich-religiösen Existenzproblemen, keine vollkommene Ausmerzung von Last und Not erbringen kann), liegt in einer tieferen Verkündigung des Geheimnis-, des Erlösungs-, aber auch des Kreuzcharakters christlicher Ehe.


Vor der Gefahr "praktischer" Lösungen sollte man die Augen nicht verschließen. Zumal wenn die Zahl solcher "eheähnlicher" Verhältnisse in Zukunft größer werden sollte (wie von den Statistikern immer wieder gesagt wird), müßte die Zulassung der geschiedenen Wiederverheirateten zur Eucharistie eine tiefgehende Dissoziierung in den Glauben und das Glaubensleben der Kirche hineintragen.


Freilich wird diese Gefahr nur von denjenigen als solche gesehen, und empfunden werden, die die Integrität auch des dogmatischen Lehrglaubens als ein wesentliches Gut der Kirche verstehen und hier keine Abstriche gelten lassen.


So weist diese Fragestellung auf ein tiefer liegendes Problem hin, das heute untergründig viele Auseinandersetzungen in der Kirche bestimmt. Es liegt genauerhin in der Frage, welcher Wert dem lehrhaften Glauben und seiner Durchsetzung in der Praxis zukommt.


Wenn an dieser Stelle Konzessionen gemacht werden, erledigt sich natürlich auch das hier behandelte Problem. Wenn man dazu bereit ist, sollte man aber auch weiterfragen und zusehen, wie vieles andere im Glauben und Leben der Kirche "erledigt" werden wird.



Leo Scheffczyk



(1) Aus der reichhaltigen Literatur seien nur einige neuere Untersuchungen genannt: P.Adnès, De Indissolubilitate matrimonii apud Patres. Opiniones recentiores et observationes, in: Periodica 61 (1972) 196-223; W.Aymans, Die Sakramentalität christlicher Ehe in ekklesiologisch-kanonistischer Sicht, in: TThZ 83 (1974) 323-333; A.Hopfenbeck, Privilegium Petrinum. Eine rechtssprachliche und rechtsbegriffliche Untersuchung, München 1975; P.F.Palmer, Was not tut: eine Theologie der Ehe, in: "Communio" 3 (1974) 402-420; J.Pohlschneider, Sittliche Normen christlicher Sexualerziehung in Schule und Elternhaus, Donauwörth 1976; G.Pelland, De controversia recenti relativa ad Testimonium Traditionis de divortio, in: Periodica 62 (1973) 413-421; ders., De Contextu Canonis Tridentiniet Argumenta Traditionis de Divortio, in Periodica 63 (1974) 509-534; Fr. Reckinger, Wiederverheiratete Geschiedene eucharistiefähig?, in: MThZ 24 (1973) 36-54; H.Schauf, Die Zulassung der geschiedenen Wiederverheirateten zu den Sakramenten, in: Theologisches Nr. 67, Nov.1975. Zum Ganzen vgl. auch: Ansprache Pauls VI. an die Mitglieder der Römischen Rota vom 9. Februar 1976, in: AAS 68 (1976) 204-208.

(2) Zu diesem in der katholischen Theologie (trotz der einschlägigen Untersuchungen von G.Bauer [1963], L.v.Renthe-Fink [1982], R.Lauth [1966]) weithin unpräzise gebrauchten Begriff vgl. die kritischen Anmerkungen von A.Günthör, Wider die Aufweichung der Moral, in: H.Pfeil (Hrsg.), Unwandelbares im Wandel der Zeit, Aschaffenburg 1976, 277ff.

(3) Zu welchen extremen Auffassungen es dabei bezüglich der Unauflöslichkeit der Ehe kommt, zeigt paradigmatisch V.Steininger, Auflösbarkeit unauflöslicher Ehen, Graz 1968, 46ff.

(4) So Fr.Böckle, Sakramentaler Charakter der Ehe?: Sexualität ohne Tabu und christliche Moral, Gespräche der Paulusgesellschaft (hrsg. von E.Kellner), München 1970, 167f.

(5) Vgl. dazu H.Doms, Dieses Geheimnis ist groß. Eine Studie über theologische und biologische Sinnzusammenhänge, Köln 1960, 105f; M.Schmaus, Der Glaube der Kirche II, München 1970, 508ff; H.Volk, Christus alles in allen, Mainz 1975, 70-95.

(6) Die Formulierung dieses monistisch-naturalistischen Wirklichkeitsverständnisses und seine Verbindlichkeit auch für das christliche Denken ist u.a. zu finden bei H.Braun, Gesammekte Studien zum Neuen Testament und seiner Umwelt, Tübingen 1971, 302f.

(7) Wie sich dies selbst in qualifizierten theologischen Arbeiten geltend macht, zeigt etwa die Frage bezüglich der gescheiterten (und doch nicht auflösbaren) Ehe: "Besteht eine solche 'Ehe' nicht nur noch in dem Umstand, daß die Partner keine andere Ehe eingehen können?" Vgl. J.G.Gerhartz, Grundfragen kirchlicher Eherechtsreform, in: Zum Thema Ehescheidung, Stuttgart 1970, 8.

(8) Einen Überblick über die Diskussion bietet Kl.Reinhardt, in: Kl.Reinhardt/H.Jedin, Ehe-Sakrament in der Kirche des Herrn, Berlin 1971, 111, Anm. 1; ähnlich Fr.Reckinger, in: MThZ 24 (1973) 39ff.

(10) So P.Hofmann, Jesu Wort von der Ehescheidung und seine Auslegung in der neutestamentlichen Überlieferung, in: Concilium 6 (1970) 331.

(11) So R.Pesch, Die neutestamentliche Weisung für die Ehe, in: Zum Thema Ehescheidung, 36.

(12) Ders., Freie Treue. Die Christen und die Ehescheidung, Freiburg 1971.

(13) Das ist besonders bezüglich des Begriffes der "freien Treue" zu sagen, der weder mit der neutestamentlichen Freiheit als Haltung der je größeren Hingabe und Liebe zu vereinbaren ist noch mit einer logischen Begriffsbildung; denn entweder handelt es sich logisch um einen Pleonasmus (insofern Treue nie ohne Freiheit sein kann) oder um einen widersprüchlichen Begriff, wenn in ihm das Moment der Abkehr von dem Treueversprechen angelegt geehen wird.

(14) R.Schnackenburg, Die Ehe nach dem Neuen Testament, in: Theologie der Ehe, Regensburg 1972, 16. Zur Eheauffassung im Neuen Testament vgl. auch: A.Sand, Die Unzuchtsklausel in Mt 5,31.32 und 19,3-9, in: MThZ 20 (1969

von 06.11.2012 00:00


Familie und Beruf Von wegen Vereinbarkeit

Ehe und Familie werden dem Arbeitsleben untergeordnet, und alle finden es modern – warum nur?


Familie und Beruf sollen also vereinbar sein, und die Politik soll es richten. Niemand in Deutschland würde dem widersprechen. Dass es diese Vereinbarkeit dennoch nicht gibt, dafür sind schnell Schuldige gefunden: Väter, die keine Familienarbeit leisten. Betriebe, die keine familienfreundlichen Arbeitsverhältnisse wie Teilzeitjobs anbieten. Der Staat, der Betreuungsangebote nicht flächendeckend bereitstellt.

Aber wollen wir überhaupt die perfekte Vereinbarkeit? Und um welchen Preis? Die moderne Familie konnte entstehen, weil die private und die ökonomische Sphäre getrennt waren. Die moderne Familie ist nicht wie in Agrarzeiten Wohn- und Arbeitsstätte zugleich. Betrieb und Familie sind getrennt; und die Familienpolitik zielte darauf ab, die Intimität von Eltern und Kindern zu schützen. Darum ging es, als sich die Familie endlich von der Arbeitswelt emanzipierte. Vereinbarkeit mit dem Beruf stand nicht auf dem Zettel. Im Gegenteil: Durch Kindergeld und Freibeträge sollte die Unabhängigkeit der Familie gegenüber der Wirtschaft gestärkt werden. Kinder kosten viel Geld, und deshalb sollten die Belastungen der Familie gegenüber Kinderlosen ausgeglichen werden.
Familienarbeit und Erwerbsarbeit folgen unterschiedlichen Lebensmaximen. Wer nicht versteht, dass Arbeit nie Selbstzweck, sondern dass Arbeiten mit und für andere die ursprüngliche Konstante unserer Menschwerdung ist, wird Familienarbeit nicht zu würdigen wissen. Die Familie folgt ihrem eigenen Sinn des Füreinander, der nicht vereinbar ist mit dem Konkurrenzprinzip. Diese Eigenständigkeit der Familie muss verteidigt werden, wenn wir der totalen Verwirtschaftung des Lebens entgehen wollen.
Norbert Blüm ist 77 Jahre alt und seit 1950 Mitglied der CDU. Von 1982 bis 1998 war er Arbeits- und Sozial minister in der schwarz-gelben Koalition unter Helmut Kohl.

Doch die Programme zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf drohen die Familie sanft, aber bestimmt unter die Knute der Erwerbsgesellschaft zu stellen. Beide Ehepartner sollen in Lohnarbeit stehen. Der Störfaktor Kind soll möglichst früh der staatlichen Erziehungsarbeit übergeben werden. An die Stelle der Amateure »Mama und Papa« tritt eine professionalisierte Elternschaft namens »Schule«. Die Arbeit der Mütter wird erst dann anerkannt, wenn sie fremden Kindern gilt; das ist das System »Tagesmutter«. Wir könnten die Abschaffung der Elternschaft konsequenterweise bis hin zum staatlichen Brutkasten betreiben. Dann würden auch Schwangerschaft und Mutterschutz die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht länger stören.

Die Erwerbsgesellschaft ist imperialistisch und schickt sich an, die Familie zu erobern. Mit dem Programm Kinderhort, Kindertagesstätte, Kindergarten, Ganztagsschule, Ferienbetreuung ist die Kindheit nahezu vollkommen verstaatlicht. Nur noch die Schlafzeit ist fest in Händen der Familie. Wahrscheinlich kommt der aufgeregte Eifer der Schulreformen erst dann zur Ruhe, wenn das ganze Leben – von der Wiege bis zur Rente – in ein staatliches Rundum-Internat gezwängt ist.

Und so löst sich die Familie immer weiter auf. Jedes achte Ehepaar in Deutschland lebt in einer Fernbeziehung. Liebe wird zu Telepathie. Es geht von der Sesshaftigkeit, die wir uns über Jahrtausende mühsam angewöhnt hatten, wieder zurück zum Nomadentum. Mit Greencard sogar global. Die Ehe folgt der Platzanweisung, die ihr die Wirtschaft setzt. Flexibel und mobil, am besten auf Abruf, befristet, ausgeliehen arbeitet der moderne Jobhopper. Beide Ehepartner sollen jeweils dort leben, wo sie eine Anstellung finden. So werden Trennwände zwischen Familie und Erwerbsarbeit eingerissen.

Der moderne Arbeitnehmer ist mit Handy am Gürtel und Computer auf dem Nachttisch immer im Dienst. Feierabend und Familie sind Nostalgie.
Von wegen Vereinbarkeit
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Vereinbarkeit funktioniert nur in einer von Niedriglöhnen und Burn-outs befreiten Berufswelt

Ausgerechnet die linke Arbeiterbewegung will auch die letzte Frau in die von ihr als repressiv bekämpfte Leistungsgesellschaft integrieren. Offenbar sollen Frauen zusammen mit den Männern erst unterdrückt werden, um sich sodann leichter zusammen mit diesen aus dem Elend zu befreien. Das ist eine Dialektik von der spitzfindigsten Art. Auf der anderen Seite sah die feministische Bewegung von jeher die Hausarbeit als Mittel größter Unterdrückung. Sie erkennt in der Fabrikarbeiterin, die in einer Schicht am Fließband 2000 Schrauben anzieht, immer noch mehr Emanzipation als in der Arbeit der Mutter. Warum sollten die Frauen an den Fließbändern eine freiere Entscheidung getroffen haben als jene, die als Mütter zuhause arbeiten?

Heute wird der Prototyp Frau verehrt, der mühelos Familie und Beruf vereinbaren kann. Die siebenfache Mutter mit Kinderfrau und Reitlehrer eignet sich jedoch nicht zur Ikone, vor der die gerade zur Pflegerin umgeschulte ehemalige Schlecker-Mitarbeiterin mit Ehemann im Niedriglohnsektor und drei Kindern im Grundschulalter niederknien soll.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf funktioniert nur in einer von Niedriglöhnen und Burn-outs befreiten Berufswelt. Wenn ordentlich Geld verdient wird, muss die Familienzone nicht auf gnädige Häppchen und organisatorisches Entgegenkommen der Wirtschaft hoffen. Doch die optimal Vereinbarten, das sind Leiharbeiter, befristet Beschäftigte, auf Abruf Tätige, die erst gar keine Familie gegründet haben, um arbeiten zu können.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass eine Große Koalition des vermeintlichen Fortschritts mit enormem Fleiß die Ehe und die Familie zermürbt, auf dass die ungebremste neoliberale Verwirtschaftung das ganze Leben in seinen Strudel reißt. Dabei vergessen einige, dass Familienarbeit nicht nur Mutter-, sondern auch Vaterarbeit ist.

Von der feministischen Bewegung ist keine Lebenshilfe für Ehe und Familie zu erwarten. Hausfrauen und Mütter gehörten nie zur Klientel der modernen Frauenbewegung. Mehr alleinstehende Frauen im Alter sind das traurige Ergebnis dieser Art der Emanzipation von der Familie. Doch die Idee der Ehe ist nach wie vor eine starke kulturelle Kraft. Selbst brutale Kollektivierungen haben sie nie gänzlich auslöschen können. Französische wie russische Revolution versuchten vergebens, Ehe und Familie kaputt zu machen. Die Maoisten waren die Letzten in der Reihe der großen Familienzerstörer. Bisher sind diese Modernisierer mit ihren gewaltsamen Versuchen gescheitert. Werden nun neoliberale Softies auf leisen Sohlen schaffen, was den Gewaltsystemen misslungen ist?

Es könnte sein, dass mit der Familie auch freiheitliche Traditionen zugrunde gerichtet werden. Mit der Verteidigung der Familie wird Privatheit verteidigt. Denn die private Sphäre ist das Ergebnis einer jahrhundertelangen Emanzipation von der Allzuständigkeit der Macht. Die Partnerschaft zwischen zwei Menschen ist die eigentliche Utopie einer herrschaftsfreien Gesellschaft. Das Private musste Wirtschaft, Gesellschaft und Staat abgerungen werden. Soll das jetzt hergegeben werden? Soll die Ehe zur Dependance der Wirtschaft und die Kindheit zum staatlichen Fürsorgeobjekt werden?

Die staatliche Familienpolitik hat inzwischen eine Art von Modernität erreicht, in der niemand recht weiß, welche Funktion die Familie im Zusammenleben der Menschen spielen soll. In vielen Fällen sind Betriebe längst ins Familienleben hineingewachsen. Die so bewunderte Vereinbarkeit von Familienarbeit und Erwerbsarbeit wird jedoch von einer stillen Traurigkeit erfasst, die aus dem Verlust der Familienwelt entsteht.

Wir müssen unsere Hoffnung auf die Verfassung und das Verfassungsgericht setzen, dass sie Ehe und Familie notfalls auch gegen den Zeitgeist verteidigen werden. Doch dafür müssen wir uns Gedanken machen, wie wir eine gute Gesellschaft gestalten wollen, in der ein gelungenes Leben möglich ist.

Nur – wo bleibt bei alldem meine CDU

http://www.zeit.de/2012/42/Ehe-Familie-Karriere

von 05.11.2012 14:28

Sehr geehrte Schwestern und Brüder,

Unsere Gästeliste

Tägliche Meditationen - 5. November 2012

Montag der einunddreißigsten Woche im Jahreskreis
Sel. Bernhard Lichtenberg

P. Steven Reilly LC

Lk 14,12–14
Jesus kam in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen. Er sagte zu dem Gastgeber: Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, so lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich ein, und damit ist dir wieder alles vergolten. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie können es dir nicht vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.

Einführendes Gebet: Gott, danke für die Erlaubnis in deiner Gegenwart sein zu dürfen. Deine Liebe erweitert meine Seele. Ich sehne mich danach, dein Gesicht zu sehen. Mit diesem Gebet zeige ich mein Verlangen, ganz in deiner Nähe zu sein und unter deinem liebenden Blick zu entspannen. Möge meine Gegenwart hier ein Abbild meiner Liebe zu dir sein.

Bitte: Herr, gib mir die Gnade, deine Interessen über meine eigenen zu stellen.

1. In göttlichen Kategorien denken. Einzigartig ist der Mensch, der nicht stets wenigstens mit einem Auge nach seinen eigenen Interessen schielt. Für viele geht es im Leben um Einfluss, und gute Taten sind eine Investition, die zukünftigen Profit bringen wird. In diesem Gleichnis lädt uns Jesus ein, nicht in menschlichen, sondern in göttlichen Kategorien zu denken. Gott erhält keinen persönlichen Gewinn dadurch, dass er uns seine unermessliche Liebe schenkt. Wir können ihm eben nichts geben, was er nicht schon hat. Sollten wir nicht vielleicht unsere Gästeliste erweitern?

2. Die Armen, die Krüppel, die Lahmen und die Blinden. Die selige Mutter Teresa lebte diese Stelle des Evangeliums in beispielhafter Weise. Es wird die Geschichte eines sterbenden Mannes erzählt, der auf der Straße liegend gefunden und zum Haus der Sterbenden der Barmherzigkeitsschwestern gebracht wurde. Sie gaben ihm eine Würde, die er nie gekannt hatte: „Ich habe mein ganzes Leben lang wie ein Hund gelebt. Aber jetzt werde ich wie ein Engel sterben.“ Manchmal haben auch wir die Gelegenheit, anderen in dringender Not zu helfen. Doch zumindest können wir, vielleicht gelegentlich jemandem helfen, der geistlich arm oder verkrüppelt ist. Vielleicht ist es derjenige, der immer schlechte Laune hat, oder der andere, der mal ein Gerücht über mich verbreitet hat. „Du wirst selig sein, denn sie können es dir nicht vergelten.“

3. Eigennutz oder Auferstehung? Pater Joe sagte immer folgendes über das Priestertum: „Die Bezahlung ist schlecht, aber die Rente ist phantastisch.” Beim Eigennutz geht es darum, hier und jetzt etwas bezahlt zu bekommen. Wahre Liebe und Barmherzigkeit kann man nicht bezahlen. Nein, wir leben für die Ewigkeit. Bitten wir den Herrn, uns eine bessere Wahrnehmung des großen Bildes zu geben, um zu erkennen, dass diese unbezahlten guten Taten die Besten sind. Also, Eltern der Welt, fasst Mut! Eure Opfer werden wahrhaft belohnt werden „bei der Auferstehung der Gerechten.“

Gespräch mit Christus: Lieber Herr, wie oft denke ich: „Was habe ich denn davon?“ Hilf mir, meine Hand denen auszustrecken, die nicht zu meinem Umfeld gehören. Hilf mir zu sehen, dass du in jeder Seele bist, nicht nur in denen, die mich irgendwie zufrieden stellen.

Vorsatz: Ich werde eine Tat der Nächstenliebe für jemanden vollbringen, der mich nicht mag.



Gottes Segen,Laudetur Jesus Christus
Herzliche Grüße aus Löbnitz
Michael Schonath

von 04.11.2012 16:51

4. November - Hl. Karl Borromäus

Karl Borromäus wurde am 2. Oktober 1538 auf Burg Arona am Lago Maggiore geboren. Er entstammte einer reichen, adligen Familie. Sein Vater war Graf Gilberto Borromeo, die Mutter Margarita de Medici, eine Schwester Papst Pius’ IV. (1560 - 1565). - Karls Mutter starb, als er noch ein Kind war.

Mit zwölf Jahren erhielt Karl die Tonsur und wurde Kommendatarabt des Benediktinerklosters St. Gratinian von Arona, d.h. er erhielt die Einkünfte dieser Pfründe, ohne das Amt selbst auszuüben. - Solche vortridentinischen Bräuche bekämpfte der Heilige später.

Mit sechzehn Jahren nahm Karl Borrmäus in Pavia ein Studium auf, das er 1559 mit einer Promotion zum Doktor beider Rechte (vgl. 2.8.) abschloß, die die höchste Auszeichnung erhielt. - Nach dem Studium verwaltete der Heilige eine Zeit lang die Güter seiner Familie. Durch Kardinal Giovanni Angelo Medici, den Bruder seiner verstorbenen Mutter, bekam er zwei weitere Abteien als Kommenden. - Dann wurde sein Oheim als Pius IV. zum Papst gewählt. Dieser ernannte Karl Borromäus zu seinem Geheimsekretär. Nebenbei studierte Karl Theologie.

Noch im Jahr seines Amtsantrittes erhob Pius IV. den jungen Karl zum Kardinaldiakon (vgl. 26.10.) und Administrator für Mailand. Dieser wiederum sorgte durch seinen Einfluß beim Papst für die Wiedereröffnung und den Abschluß des Trienter Konzils 1562 bis 1563 nach den früheren Sitzungen in Trient (1545 - 1547 und 1551 - 1552) sowie Bologna (1547 - 1549).

Als 1562 plötzlich Karls einziger Bruder Frederigo kinderlos starb, wollte die Familie Karl als den Erben zur Ehe drängen, doch dieser erlegte sich stattdessen eine um so strengere Askese auf und empfing am 17. Juli 1563 heimlich die Priesterweihe; dies geschah am Vortag des siebten Sonntags nach Pfingsten.

Das Trienter Konzil beschloß 1563 den Index zu schaffen, einen Katechismus zu verfassen sowie Brevier und Missale zu erneuern. Der Index librorum prohibitorum wurde 1564 erstellt und 1571 eine Kommission zu seiner Weiterführung eingesetzt. Katechismus (1566), Brevier (1568) und Missale (1570) folgten unter Pius V. (5.5.), für dessen Wahl sich Karl eingesetzt hatte. - Die Aufsicht über die vier Theologen, die die erste Fassung des Catechismus Romanus erarbeiteten, führte der hl. Karl Borromäus.

Am Ambrosiustag (7.12.) des Jahres 1563 wurde Karl Borromäus zum Bischof von Mailand geweiht. Im September 1565 trat er das Amt des Erzbischofs in Mailand an. Der Heilige führte sogleich dringend nötige Reformen durch, auch mit Hilfe seiner familiären Beziehungen. Die Geistlichen des Domkapitels hatten von nun an stets am Chorgebet teilzunehmen. - Die Reformen trafen auch auf Widerstand, vor allem bei Klerikern aus vornehmen Familien. Karls Aufhebung des völlig verkommenen Humiliatenordens führte sogar zu einem Mordanschlag: Am 26. Oktober 1569 schoß ein von drei Ordensoberen gedungener Laienbruder auf den Erzbischof, doch fiel die Kugel wunderbarerweise zu Boden, nachdem sie das Chorhemd des Heiligen berührt hatte.

Der hl. Karl Borrmäus führte die tridentinischen Reformen in seinem Bistum sehr gewissenhaft durch. Er hielt dazu neun Provinzialsynoden und fünfzehn Diözesansynoden ab. Einhundert Bände füllt seine Korrespondenz. - Weil Mailand unter Karl Borromäus anderen Bistümern als Vorbild dienen konnte, wurden die Acta Ecclesiae Mediolanensis gedruckt und in ganz Europa verbreitet.

Seine Pastoralvisiten führten den hl. Karl bis in die entlegensten Alpentäler der Diözese. Überall ging er gegen Unwissenheit im Volk und Priesterkonkubinat vor. - Das Trienter Konzil forderte die Einrichtung von Priesterseminaren zur Förderung und Formung des geistlichen Nachwuchses. Karl gründete ein Seminar in seinem Bistum, das wiederum dem heiligen Bischof Gregorius Barbarigo von Bergamo (17.6.) als Vorbild diente. 1579 kam das helvetische Seminar, das Collegium helveticum, als zweites hinzu. Dort wurden Priester-Missionäre für die katholischen Gebiete der Schweiz, die zur Diözese Mailand gehörten, ausgebildet; der schweizerische Bereich des Bistums war nämlich teilweise protestantisch geworden.

Bruderschaften vom Allerheiligsten Altarsakrament wurden gebildet, um dem Calvinismus zu begegnen. Karl förderte auch Glaubensschulen für das Volk wie sie seit 1535 von dem Priester Castellino da Castello gegründet worden waren. In Mailand richtete er das Collegio dei Nobili für adlige Schüler ein. Zu Pavia wurde das Borromaeum für mittellose Scholaren eröffnet. Karl stiftete ein Mailänder Jesuiten-Kolleg. Die Angehörigen der Gesellschaft Jesu wiederum standen dem heiligen Bischof bei der Durchführung seiner Reformen bei. Dasselbe taten die Angehörigen der von Karl gegründeten Weltpriestervereinigung der Oblaten vom hl. Ambrosius. Der Heilige holte auch die Ursulinen (s. 1.6.) nach Mailand.

Nachdem er im Jahre 1569 während einer Hungersnot schon einmal alle Wertgegenstände seiner Residenz verkauft hatte, um den Notleidenden helfen zu können, organisierte der hl. Karl Borromäus im Sommer 1576 auch die Hilfsmaßnahmen für die Kranken, als die gesamte Stadtverwaltung wegen des Ausbruchs der Pest aus Mailand floh. Der Heilige verwendete Spenden und eigene Gelder für Lebensmittel und Medikamente. Er sorgte für Unterkunft, Pflege und Seelsorge.

Karl war mit Philipp Neri (26.5.) und Andreas Avellinus (10.11.) befreundet, und er war um 1580 des hl. Aloisius (21.6.) geistlicher Leiter.

Seine unermüdliche Tätigkeit für die ihm anvertraute Herde aber zerrüttete die leibliche Gesundheit des Heiligen. Am Passionssonntag des Jahres 1584 legte er die Generalbeichte ab, nachdem er eine Zeit auf dem Monte di Varallo bei Novara in Gebet und Einsamkeit verbracht hatte. Wegen seines geschwächten Zustandes erlag er am 3. November 1584 zu Mailand einem Fieberanfall. Seine letzten Worte waren: „Herr, ich komme.“

Am 4. November wird ebenfalls der hll. Vitalis und Agricola gedacht.

Vitalis war ein Sklave des vornehmen Bürgers Agricola, der in Bononia lebte. Durch seinen Herrn wurde der hl. Vitalis zum katholischen Glauben bekehrt.

Wohl während der diokletianischen Verfolgung (s. 22.4.) wurde St. Vitalis wegen seines Glaubens angeklagt. Als dies geschah, stellte sich der hl. Agricola freiwillig als Christ den Behörden.

St. Vitalis starb im Amphitheater an den Folterqualen, die ihm dort zugefügt wurden. Als seine Seele aufgefahren war, wurde St. Agricola gekreuzigt und von zahlreichen Nägeln durchbohrt.

Die sterblichen Überreste der beiden Martyrer wurden auf dem jüdischen Friedhof von Bononia beigesetzt. - Im Jahre 380 erhob der heilige Bischof Eusebius von Bologna (370 - 390) in Gegenwart des hl. Ambrosius die Gebeine der hll. Vitalis und Agricola.

von 03.11.2012 19:41

P. Dr. Ildefons M. Fux OSB

UNSERE BRÜDER, DIE ARMEN SEELEN Kleine Katechese über das Fegefeuer

Der Verfasser erteilte die freundliche Genehmigung zur Publikation dieses Beitrags auf www.stjosef.at .
Das Original findet sich in der Zeitschrift „Gottgeweiht“, Jg. 25, 2012, Nr. 4, S.77-82.



Man kann gewiss nicht behaupten, dass in der Gegenwart die Glaubensverkündigung bezüglich des Fegefeuers und der Armen Seelen übertrieben großen Raum für sich beanspruche. Das war in manchen Zeitläuften der Kirchengeschichte der Fall; sie sind längst vergangen. Man kann ebenso nicht feststellen, dass die Rede vom Fegefeuer besonders inhaltsreich wäre. Es ist natürlich zutreffend, dass die Heilige Schrift uns keine ausführlichen Nachrichten hinterlässt und die Kirche selbst einige Mühe hatte, die Wahrheit zu erfassen und theologisch zu durchdringen. Das spüren die Prediger: Sie scheuen das Thema, und wenn es sich nicht vermeiden lässt, so begnügen sie sich mit eher wenigen, allgemein gehaltenen Darlegungen. In der Begräbnisliturgie verweilt man dann vorwiegend beim Gedanken des Abschiednehmens und der Danksagung, weniger bei der gebotenen Hilfeleistung durch Gebet und Messopfer. Kühne Ideen über die "Auferstehung im Tode" haben zur Verunsicherung beigetragen, und Privatoffenbarungen sind nicht immer sehr vertrauenserweckend.

So scheint es nicht überflüssig zu sein, sich erneut der Theologie des Fegefeuers zuzuwenden, auch schon im Hinblick auf den herannahenden Allerseelen-Tag und auch auf das bald beginnende "Jahr des Glaubens". Versuchen wir dies zunächst auf dem "Weg der Ausschließung" und stellen wir fest, was das Fegefeuer eben nicht ist:

(1) Wenn vom Reinigungsort gesprochen wird ("Purgatorium"), so ist damit selbstverständlich kein geographischer Ort gemeint: keine Landkarte verzeichnet ihn. Ich halte standhaft fest, dass es einen Reinigungsort gibt, heißt es im tridentinischen Bekenntnis (DH 1867), doch handelt es sich dabei um einen "geistlichen" Ort, und das hinweisende "Hier!" bezeichnet den Vorgang und die Zuständlichkeit seelischer Läuterung.

(2) Man sollte dabei auch an kein physisches Feuer denken, denn die Armen Seelen haben ja in diesem "Zwischenzustand" (bis zur Auferstehung des Fleisches) keinen Leib. Natürlich verstehen wir das Dilemma der bildenden Künstler, rein geistige Wahrheit zu veranschaulichen, und so sind in ihren Werken schreckliche Flammen zu schauen, die die Leiber dieser Armen quälen – nicht viel anders als in der Hölle selbst. Der Glaube darf aber diesem oft unguten Realismus nicht folgen.

(3) Das Fege-Feuer unterscheidet sich vom Höllenfeuer nicht nur graduell und ist nicht als "Hölle im Kleinen" oder als "Hölle auf Zeit" zu begreifen. Warum? Der Sinn ist ja ein ganz anderer: In der Hölle handelt es sich um selbst bereitete Strafe und um Vergeltung, im Fegefeuer geht es um Reinigung und Besserung. Es ist ein Feuer medizineller und pädagogischer Art, denn Gott bleibt diesen Seelen gegenüber Arzt und Erzieher. Hier am Ort des Reinigungsgeschehens gilt das Wort des hl. Hieronymus: Gottes Strafen ist ein Heilen, und andere Kirchenväter sprechen deshalb auch von einem "klugen" Feuer ("ignis sapiens"), das nicht zerstört und verwüstet, sondern die Dinge zum Besseren hinlenkt. In der Hölle ist dem gegenüber eine Besserung der Verdammten gänzlich ausgeschlossen.

(4) Noch ein wichtiger Unterschied ist zu beachten: In der Hölle gibt es keine Hoffnung; sie ist der "Ort" der Verzweiflung. Die Armen Seelen aber haben die Gewissheit des Guten Endes, die sogenannte Heilsgewissheit, denn einmal "wann" und "wie lange" bleibt ihnen freilich verborgen werden sie den Reinigungsort verlassen und der Himmel wird sich ihnen öffnen. Auch das haben sie uns, die wir noch Pilger auf dieser Erde sind, voraus: Sie können nicht mehr sündigen. Sie können den Stand der Gnade nicht mehr verlieren, was sonst allen in der "Streitenden Kirche" widerfahren kann. Selbst der Heilige kann da noch zum Sünder werden. Für uns gilt zu jeder Zeit: Wirkt euer Heil mit Furcht und Zittern! (Phil 2,12); Im Purgatorium gibt es diese Furcht nicht mehr.

(5) Schließlich dürfen wir nicht übersehen: Die Armen Seelen können anderen Gutes tun, auch wenn sie sich selber nicht mehr Gutes tun können. Im Fegefeuer fehlt ja nicht die Liebe, auch nicht die Liebe zum Nächsten, und so sind sie nicht allein imstande Fürsprache anderer zu empfangen, sondern auch selber Fürsprecher zu sein – für uns, die wir "Tag und Nacht" im Kampfe stehen. Das II. Vatikanische Konzil weist extra auf diese Gütergemeinschaft hin, denn die Einheit der Erdenpilger mit den Brüdern, die im Frieden Christi entschlafen sind, wird gestärkt durch die Mitteilung geistlicher Güter. Wir beten für sie, und sie beten für uns: Durch ihre brüderliche Sorge also findet unsere Schwachheit reichste Hilfe (LG 49).

(6) Wir müssen da noch kurz bei diesem Wort vom "Frieden Christi" verweilen, denn die Armen Seelen sind wirklich im Frieden. Es ist eine wahre Zufriedenheit, die sie erfüllt, ein ungetrübtes Ja zu Gott und zu allem was Gott verfügt, auch zu ihrem eigenen, leidvollen Zustand. Ihr Ja gründet nicht zuletzt auch in der Einsicht, dass sie etwas gutzumachen haben, es ist das Ja der Bußgesinnung. Es ist jene Bußgesinnung, die den einen Schächer am Kreuz sprechen ließ: Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten (Lk 23,41). Im Fegefeuer gibt es kein Murren, keine Rebellion, kein Aufbegehren, keine Klage und keine Anklage, kein Selbstmitleid. (In der Hölle ist das ganz anders!) Diese Seelen sind "in der Liebe" und wissen und wollen, dass ihre Liebe zu jener Vollkommenheit heranreifen soll, die sie auf Erden nicht erreicht haben. Reinigung: von allen Resten des Selbstischen, von jeder Ich-Verhaftung; Reifung: wie die Frucht, die in einem "Nachhol-Verfahren" zu voller Qualität gelangen soll. Haben nicht die Heiligen sogar nach dem Leiden verlangt? Das Leiden -ich beanspruche es!, sagte die hl. Therese vom Kinde Jesus (P 35,4), und weiter: Göttliche Flamme, du süßer Schmelzofen! In deinem Feuer nehme ich meinen Aufenthalt ... (P 17,6).

(7) Nun sind wir aber auch in der Lage, die Natur dieses Feuers und dieser Qualen im Purgatorium besser zu begreifen. Wenn die Situation der Armen Seelen die Situation der Liebe ist, dann darf man von einem Liebesfeuer sprechen, gemäß unserem eigenen Bitten: Entzünde in uns das Feuer deiner Liebe! Das ist also bereits geschehen, doch damit sind auch die Qualen der Liebe gegeben. Liebe ist ja immer zielgerichtet, sie sehnt sich nach der Gegenwart dessen, den sie liebt, nach der Vereinigung mit ihm. Die Liebessehnsucht ist mit diesem "Noch-Nicht" notwendig verbunden – und mit der Ungewissheit, wann ihr die Erfüllung zuteil werden wird. Ich bin krank vor Liebe, sagt die Braut im Hohenlied, weil sie den vermisst und den nicht umfangen kann, den ihre Seele liebt (vgl. Hld 5,8). Jeder Liebende macht diese Erfahrung: Ohne Leiden lebt man nicht in der Liebe (Nachfolge Christi III,5,33). Nichts ist so schmerzlich wie die Abwesenheit dessen, den man liebt. Gott ist zwar im Fegefeuer gegenwärtig und den Seelen nahe, doch handelt es sich dabei eben um keine fühlbare und wahrnehmbare Gegenwart bzw. Nähe. So spricht sich die Qual der Armen Seelen in den Worten aus: Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann darf ich kommen und Gottes Antlitz schauen? (Ps 42,3). Und: In Sehnsucht nach dir verzehrt sich meine Seele (Ps 119,20). Dieses Noch-Nicht der Liebe kreuzigt die Seele und macht das (lateinische) Wortspiel bewusst: "Amare amare est. Lieben ist (auch) bitter."

(8) Maria hat mit der Hölle nichts zu tun, sie ist aber sehr wohl die Mutter der Armen Seelen, die Königin des Fegefeuers. Als Mutter der Kirche ist ihr die gesamte Familie Gottes anvertraut, und zu dieser gehören selbstverständlich auch die Seelen am Reinigungsort. Sie hilft, wenn Christus der Bräutigam seine Braut reinigt, um sie herrlich vor sich erscheinen zu lassen, ohne Flecken, Falten oder sonstige Fehler (vgl. Eph 5,27). Ihre mütterliche Sorge drückt sich im Heilen, Reinigen und Erziehen aus, bis auch der Letzte die volle Mannesreife Christi, des Erstgeborenen, erreicht hat, die ewige Vollendung (vgl. Eph 4,13; LG 62).

An dieser Liebe Mariens zu den Seelen im Fegefeuer sollen auch wir Anteil nehmen durch unsere Gebete und durch die Darbringung des hl. Messopfers. Immer noch gilt das Wort der Schrift, dass dies ein heiliger und frommer Gedanke sei (2 Makk 12,45). Von Anfang an hat die Kirche für die Verstorbenen auch gebetet; das haben die Heiligen im Himmel nicht nötig, und für die Verdammten der Hölle wäre das sinnlos.



Allmächtiger und barmherziger Gott,
du hast deine Diener und Dienerinnen
durch das Wasser der Taufe geheiligt.
Reinige sie im Blute Christi von ihren Sünden
und führe sie voll Erbarmen zur letzten Vollendung.
Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn.

von 02.11.2012 13:12

Sehr geehrte Schwestern und Brüder,

Ich habe die Schlüssel zu den Toren des Fegefeuers

Tägliche Meditationen - 2. November 2012
Freitag der dreißigsten Woche im Jahreskreis

Allerseelen

P. James Swanson LC

Lk 7,11–17
Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. Betanien war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt. Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten. Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben. Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag. Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.

Einführendes Gebet: Herr, ich glaube an dich mit einem Vertrauen, das dich nicht auf die Probe stellen will. Ich vertraue auf dich und hoffe zu lernen, deinen Willen zu akzeptieren und ihm zu folgen, auch wenn ich gerade seinen Sinn nicht erkenne. Ich liebe dich, Herr. Möge meine Liebe zu dir und den Menschen um mich, der Liebe ähnlich sein, die du mir erwiesen hast.

Bitte: Herr hilf mir, die Bedeutung des Fegefeuers und die Pein derer, die dort sind, ernst zu nehmen.

1. Sogar Gott weint über jene, die gestorben sind. Heute gedenken wir unserer Lieben, die von uns gegangen sind, so wie im heutigen Evangelium Maria und Marta ihres Bruders gedenken. Es ist etwas Gutes und Heiliges, traurig zu sein, wenn eine geliebte Person stirbt. Manche meinen, dass Traurigkeit über den Tod eines Menschen ein Zeichen von mangelndem Glauben sei. Jesus aber tadelt Maria und Marta nicht wegen ihrer Traurigkeit; stattdessen tröstet er sie. Später, als er selbst zum Grab kommt, weint Jesus über Lazarus (Joh 11,35). Wie schrecklich muss der Tod sein: Jesus weint über Lazarus, obwohl er weiß, dass Lazarus in wenigen Augenblicken von den Toten auferstehen wird. Wir sind uns der Tragödie des Todes noch nicht genug bewusst – wenn selbst Gott über einen Freund, der tot ist, weint.

2. Wir wollen nicht dorthin kommen. Wir meinen manchmal vielleicht zu schnell, dass jemand nun im Himmel ist. Damit tun wir ihm aber keinen Gefallen. Die meisten von uns werden nicht direkt in den Himmel kommen. Wir werden etwas Zeit im Fegefeuer verbringen müssen, um von den falschen Bindungen und Wünschen, bedingt durch unsere Sündhaftigkeit, gereinigt zu werden, ebenso von jeglicher Sünde, für die wir nicht genug Buße geleistet haben. Wir tendieren dazu, das Fegefeuer zu unterschätzen, vielleicht weil die Seelen dort die Sicherheit haben, in den Himmel zu kommen. Es ist wahr, dass die Seelen im Fegefeuer eine Freude erfahren, die alles in diesem Leben übertrifft, es ist aber auch wahr, dass sie ein Leiden erfahren, dass alles Leiden dieser Welt übertrifft. Das Leiden im Fegefeuer ähnelt dem Leiden in der Hölle, und wir wissen, dass wir das nicht erleben wollen. Das Fegefeuer ist nichts, das wir unseren Lieben wünschen. Wir wollen auch nicht selbst dorthin kommen. Das Großartige dabei ist: wir können etwas dafür tun, dass wir und unsere Lieben nicht dorthin kommen.

3. Allein der Lebendige hat die Schlüssel zum Fegefeuer. Haben wir bisher überhaupt daran gedacht, das Fegefeuer vermeiden zu wollen? Haben wir schon einmal daran gedacht, dass unsere Lieben vielleicht dort sind? Sind wir der Meinung, dass wir nichts mehr für sie tun können? Haben wir uns schon einmal ernsthaft Sorgen darüber gemacht, dass sie vielleicht im Fegefeuer sind? Wissen wir, dass unsere Gebete und Opfer der Schlüssel sind, um sie zu befreien, und dass wir diesen Schlüssel nutzen können, wenn wir wollen? An diesem Tag, an dem wir der Seelen im Fegefeuer gedenken, wäre es gut, etwas für die zu tun, die dort sind; besonders für die, die wir am meisten lieben.

Gespräch mit Christus: Liebster Jesus, hilf mir, an meine Lieben zu denken und häufig für sie zu beten und ihrer in der heiligen Messe zu gedenken. Hilf mir, in meinem Leben die Entscheidungen zu treffen, die notwendig sind, um das ewige Gericht und, wenn möglich auch das Fegefeuer zu vermeiden.

Vorsatz: Ich will heute für meine Lieben meine Gebete darbringen und daran denken, dass für Gott nicht die Größe des Opfers zählt, sondern die Liebe, mit der ich es bringe.





Gottes Segen,Laudetur Jesus Christus
Herzliche Grüße aus Löbnitz
Michael Schonath

von 01.11.2012 11:02

Sehr geehrte Schwestern und Brüder,

Den Wettkampf gewinnen, der allein zählt

Tägliche Meditationen - 1. November 2012
Donnerstag der dreißigsten Woche im Jahreskreis

Allerheiligen

P. James Swanson LC

Mt 5,1-12a
Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie. Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.

Einführendes Gebet: Herr, ich glaube an dich mit einem Glauben, der auf dich vertraut und dieses Vertrauen nicht auf die Probe stellen will. Ich hoffe darauf, dass ich lerne, deinen Willen zu akzeptieren und zu befolgen, auch wenn ich aus meiner Perspektive oft keinen Sinn erkenne. Lass meine Liebe zu dir und zu den Menschen um mich herum der Liebe ähnlich werden, die du mir gezeigt hast.

Bitte: Herr, hilf mir, die Opfer, die du von mir verlangst, anzunehmen und die Schwierigkeiten zu besiegen, um in den Himmel zu gelangen.

1. WWie kann man die Seligpreisungen verstehen? Am Hochfest Allerheiligen ruft uns die Kirche auf, die Versprechen, die Jesus denen gibt, die ihm nachfolgen, zu betrachten. Zuerst erscheinen sie wenig attraktiv. Jesus zählt eine ganze Reihe von Dingen auf, die die meisten Leute normalerweise vermeiden wollen, weil sie ihren Wünschen und Vorstellungen widersprechen. Doch Jesus sagt, dass wir selig sein werden, wenn wir sie in unserem Leben haben. Tatsächlich bedeutet im Original das griechische Wort “makarios“ glücklich. Das ergibt keinen Sinn. Wenn ich arm bin, wenn ich trauere, sanftmütig bin, ein reines Herz habe, wenn ich um der Gerechtigkeit willen leide, barmherzig bin, Frieden stifte, verfolgt und beleidigt werde, dann soll ich glücklich sein? Das ist nicht das, was ich im Fernsehen, im Kino oder im Internet sehe. Dazu würde mir niemand, den ich kenne, raten. Was will denn nun Jesus mir mit diesen Versprechen sagen? Will er mich unglücklich machen?

2. Opfer für weltlichen Ruhm. Wenn wir genau hinsehen, erkennen wir, dass die ganze Sache nicht so trübselig ist. Jesus sagt, dass wir, wenn wir diese schwierigen Dinge akzeptieren, unseren Lohn erhalten werden. Der Lohn ist sehr verheißungsvoll. Ja, es klingt großartig: das Himmelreich wird uns gehören, wir werden getröstet werden, das Land erben, Gerechtigkeit erlangen, Erbarmen finden, Gott schauen, Kinder Gottes sein, einen großen Lohn im Himmel bekommen. Wer möchte nicht alle diese Dinge? Viele Leute arbeiten viel härter für weniger Lohn. Trainieren nicht die Hochleistungssportler jahrelang, verzichten auf alle möglichen Vergnügungen, unterwerfen sich schwierigsten Entsagungen, nur für den kurzen Moment des Ruhmes, den sie bei einem Sieg erlangen? Arbeiten nicht Geschäftsleute stundenlang, verzichten auf vieles und bringen größte Opfer, um Gewinn zu machen? Ist nicht das, was Jesus uns anbietet, viel besser als das alles? Besser als eine Goldmedaille oder viele Millionen Euro?

3. Interessieren uns überhaupt die himmlischen Dinge? Für Wertvolles sind wir bereit, Opfer zu bringen, und je wertvoller es ist, umso größer wird unsere Bereitschaft sein, dafür Opfer zu bringen. Vielleicht ist es eine Goldmedaille wert, dass der Sportler für sie Opfer bringt, um sie zu gewinnen. Vielleicht sind es die Euro wert, dass der Geschäftsmann Opfer bringt, um sie zu bekommen. Wenn der Himmel wirklich das ist, was er zu sein verspricht, ist er dann nicht all die Opfer wert, die Jesus hier erwähnt – und noch viel größere? Wenn Menschen bereit sind, für Dinge, die vergehen, solche großen Opfer zu bringen, sollten dann nicht auch wir bereit sein, noch größere Opfer zu bringen, um die ewige Glückseligkeit im Himmel zu gewinnen? Natürlich gibt es in dieser Welt auch viele Menschen mit dem Talent, etwas Großes zu erreichen, die es aber nicht schaffen, weil ihnen die rechte Motivation und das nötige Interesse fehlen. Fehlt uns das nötige Interesse? Welche Motivation brauchen wir, damit wir das, was Jesus anbietet, wirklich erlangen wollen?

Gespräch mit Christus: Liebster Jesus, ich tue wenig, um entsprechend den Seligpreisungen zu leben. Hilf mir, den vollen Wert des Himmels zu begreifen. Hilf mir, dass ich jeden Tag mehr nach ihm verlange. Hilf mir, den von dir angekündigten Himmel zu betrachten, damit ich brennend danach verlange. So werde ich bereit, alles zu tun, um dorthin zu gelangen, und anderen dabei zu helfen, ebenso dorthin zu gelangen, egal, was es kostet.

Vorsatz: Ich will heute mindestens fünf Minuten betrachten, wie es im Himmel sein wird. Wie wünsche ich mir den Himmel? Jesus bereitet mir dort eine Wohnung. Er tut alles, was er kann, um mir Freude zu bereiten und mich glücklich zu machen. Mit dieser Betrachtung will ich meine Sehnsucht nach dem Himmel verstärken und die Opfer bringen, die notwendig sind, um dorthin zu gelangen.



Gottes Segen,Laudetur Jesus Christus
Herzliche Grüße aus Löbnitz
Michael Schonath

von 31.10.2012 10:37

Fortschritt Internet?

Also ich gebe zu, dass ich eine ganze Menge über das Internet mache. Meine gesamten Bankgeschäfte wickle ich über das Internet ab, ich bestelle hin und wieder was bei Amazon oder anderen Online-Händlern oder ich ersteigere mir was bei Ebay. Manchmal kommt es mir so vor, als sei das alles schon ziemlich altmodisch, denn die ganz modernen Errungenschaften des Netzes wie Facebook oder Twitter nutze ich gar nicht. Einen Facebook-Account werde ich mir auch auf keinen Fall zulegen, auch meinen Kindern werde ich nahe legen, sich keinen zu beschaffen. Meine Daten bedeuten mir noch was und ich möchte sie nicht irgendeinem Milliardär aus Amerika in den Rachen werfen. In Diensten, bei denen man ehemalige Klassenkameraden oder Freunde wiederfinen kann, wie wer-kennt-wen oder stayfriends, sehe ich ja noch einen Sinn. Aber dort geht es ja auch um das Wiederfinden, nicht um das Kennenlernen.

Konnten wir denn früher Freunde nicht auch ganz „analog“ finden? Ich war erschrocken, als ich hörte, dass in den USA eine Teenagerin wegen Minderwertigkeitskomplexen in psychologischer Behandlung war, weil sie „nur“ 500 Freunde bei Facebook hatte. All ihre Freunde hatten über 1000. Echte Freunde? Soweit ich gehört habe, wird man bei Facebook ganz schnell zu einem „Freund“. Man muss sich dazu nie persönlich kennen gelernt zu haben, man muss dazu nie über Jahre eine Freundschaft gepflegt haben. Ein paar Mausklicks genügen und schon ist man eines anderen Freund.
Ich finde das alles ziemlich oberflächlich. Und macht das unser Leben wirklich besser? Zugegeben, das Internet vereinfacht vieles. Ich spare mir den Gang zu meiner Bank und tätige meine Überweisung eben online. Aber was ist der Preis für die Bequemlichkeit? In der Bibel heisst es, dass die Menschen zum Ende der Zeit immer egoistischer werden:
„Dies aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten eintreten werden;
denn die Menschen werden selbstsüchtig sein, geldliebend, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig, lieblos, unversöhnlich, Verleumder, unenthaltsam, grausam, das Gute nicht liebend, Verräter, unbesonnen, aufgeblasen, mehr das Vergnügen liebend als Gott“ (2. Timotheus 3).


Ich glaube, das Internet leistet dem Vorschub. Was bringt es denn, wenn man darum streitet, wer die meisten „Freunde“ bei Facebook hat? Hier geht es doch gar nicht um wahre Freundschaft sondern um Prahlen und Selbstdarstellung. Es entstehen auch neue Aussenseiter. Kinder, die früher vielleicht viele gute Freunde ganz normal gefunden hätten, verlieren in diesem Wettstreit, weil sie vielleicht nicht ganz so erpicht darauf sind, möglichst viele digitale Freunde ihr Eigen nennen zu können. Und wie beliebig ist das Ganze? Bei Facebook genügt ein Knopfdruck um einen „Freund“ loszuwerden. Wenn man Pech hat, wird man über das Netz und die einschlägigen Seiten gemobbt und gedemütigt – ganz anonym.

„Soziale“ Netzwerke nennt sich das dann. Was soll denn daran sozial sein? Ja, Menschen werden irgendwie zusammen geführt. Aber erbaut werden soll damit das eigene Ego. Einem echten Freund kann ich auch mal im Vertrauen etwas sagen, ihm von meinen Sorgen erzählen. Im Internet sollte man dies tunlichst nicht tun. Zu groß ist die Gefahr, dass man von all den unbekannten Avataren Häme oder Hass erntet. Wirkliche Hilfe, echter aufrichtiger Beistand ist so gar nicht möglich. Und da man so sehr damit beschäftigt ist, möglichst viele oberflächliche, digitale Freundschaften zu schließen, bleibt keine Zeit mehr, sich um wirkliche Freundschaften zu kümmern. Und irgendwann kommt vielleicht der Punkt, wo man einen echten Freund vermisst, jemanden, dem man mal wirklich die ganze Seele ausschütten kann.

Wohin wird das noch führen? Ich glaube, befürchte, dass es so kommen wird, wie es in Gottes Wort vorhergesagt wird. „Sozial“ bedeutet eigentlich „egoistisch“. Es geht darum, das Ego weiter in den Mittelpunkt zu rücken. „Wenn jeder nur an sich selbst denkt, ist auch an alle gedacht“, wird mancher einwenden. Doch unser Leben wird dadurch verkümmern. Bequemlichkeit gegen Menschlichkeit. Ich habe die Sorge, dass dieser Trend nicht mehr aufzuhalten ist. Es sei denn, jemand greift irgendwann von aussen ein…



© Wiebke Dorn

von 30.10.2012 07:52

Der Schlankheitswahn-
Politik & Gesellschaft -
Im Fernsehen habe ich kürzlich einen Bericht über die "Proanas" gesehen. Der Begriff kommt vom lateinischen Pro (für) und Anorexia nervosa (Magersucht). Wer sich der Pro-Ana Bewegung zugehörig fühlt, verherrlicht also die Magersucht und strebt danach, immer dünner zu werden. Es gibt entsprechende Foren, in denen sich magersüchtige Menschen (in der Regel junge Frauen) treffen und sich gegenseitig anspornen noch magerer zu werden. In dem Beitrag wurde eine dieser jungen Frauen portraitiert. Sie sieht ihre Magersucht nicht als Krankheit. Vielmehr betrachtet sie es als Schönheitsideal, wenn z.B. die Knochen hervorstehen. Sie tut alles dafür, um noch mehr "herauszuholen", wie sie es nennt, um ihrem Ideal immer näher zu kommen, sprich noch dünner zu werden. Sie sagt, dass sie derzeit kein anderes Lebensziel hat. Mehrere Stunden am Tag verbringt sie damit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und Tipps zu bekommen, wie man noch dünner werden kann.

In dem Forum gibt es "10 Gebote". Sie heissen z.B. "Du sollst unsichtbar werden", "Du sollst dünn sein" oder "Du sollst hungern und Abführmittel nehmen". Magersucht gilt nicht als Krankheit, sondern als Lifestyle. Der Trend kommt aus den USA und ist dann irgendwann auch hierzulande angekommen. Sich an den Rand des Todes zu hungern gilt als Erfolgserlebnis. Es wird der Eindruck vermittelt, dass diejenigen, die dazu gehören etwas Besonderes sind, die etwas erreichen, dass nicht jeder schafft. Die Realität sieht so aus, dass Magersüchtige an Herz-Rhythmus-Störungen und Haarausfall leiden. Manche werden sogar zeugungsunfähig. Jede fünfte Betroffene stirbt sogar an den Folgen. Magersucht ist die psychosomatische Krankheit mit den meisten Todesfällen. In den Foren werden diese schwerwiegenden Folgen ignoriert oder verharmlost. Wer weiß, wieviel Tote es deswegen schon gegeben hat...
Die vorgestellte Frau ist 1,70m groß und wiegt 53kg. Sieben Kilo sollen noch runter. Am Tag nimmt sie ca. 200-400 Kalorien zu sich. Der Körper macht da irgendwann nicht mehr mit. Trotzdem will sie weitermachen.

Mich erschreckt das sehr. Viele junge Frauen lassen sich von diesem Trend anstecken und hungern sich womöglich zu Tode. Ohne die Gemeinschaft, die es drumherum gibt, wären sie diesem Wahn vielleicht gar nicht verfallen. Ich möchte junge Leserinnen ermutigen mit sowas auf keinen Fall anzufangen oder sofort damit aufzuhören, wenn man bereits drin steckt. Die körperlichen Risiken sind das eine, die Ästhetik das andere. Es sieht wirklich nicht schön aus, wenn bei einem Menschen die Knochen hervorstehen und das Gesicht mehr wie ein Totenkopf aussieht. Gott hat den Menschen so nicht gewollt. Und es gibt immer einen Ausweg. Es gibt Beratungsstellen und man kann sich damit jederzeit an einen Arzt wenden. Denn was bringt die ganze Abnehmerei, wenn man letztlich daran stirbt? Es gibt viele andere Dinge, die einem einen Sinn im Leben geben.


© Wiebke Dorn

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